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Regen

Tropfen auf erhitzter Haut
von

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Anna

„Du gehst!“, schrie mir meine Mutter entgegen, ihre Augen funkelten wütend und ihr Mund war zu einer wütenden Fratze verzogen. Es war Freitag Abend, gegen 21 Uhr und glaubt mir, um diese Uhrzeit hätte ich bestimmt gerne etwas anderes getan.

Ich blieb stehen, meine Augen waren weit aufgerissen und mein Herz pochte hart in meiner Brust. Ich war verletzt, wirklich unglaublich. So setzte ich zu einer Antwort an, doch meine Stimme kam brüchig und eigentlich wollte ich ihr keine Schwäche zeigen.

„Es ist meine Zukunft. Verstehst du das nicht? Ganz. Allein. Meine.“

„Du wirst sie dir nur verbauen. Glaube mir das. Bald kommen die Jungs, du wirst Schwanger und dein Abi war umsonst.“

Entsetzt sah ich meine Mutter an. In was für einer Welt lebte sie denn? Ich hatte noch nie einen Freund gehabt, mein Durchschnitt war 1,2 und selbst mit Kind konnte man Studieren oder eine Lehre absolvieren.

Nervös strich ich mir durch meine braunen, lockigen Haare, den Blick hatte ich auf die teure Couch gerichtet. Sie war so schön weiß, ja wunderbar weiß, genau wie es meine Mutter haben wollte, alles reinlich und geordnet, wie auch mein Leben.

„Ich werde morgen 18, wenn man es eigentlich genau nimmt in genau 3 Stunden und dann kann ich selbst für mich Entscheiden.“, ich versuchte es ein wenig trotzig rüber zu bringen, denn das kannte meine Mutter nicht von mir. Ja, bisher war ich immer ein ganz liebes Mädchen gewesen, doch nun ging es zu weit, ich wollte mein Leben selbst bestimmen.

„Hast du ein Freund?“, fragte mich diese darauf und ich zupfte nun wütend an meiner grauen Bluse herum.

Das war doch wie in GZSZ.

„Jetzt verarschst du mich, Mutter.“ Oh, ich hätte ein Wort davon vielleicht nicht in meinen Mund nehmen dürfen, denn nun schnaubte sie und das war immer ein ganz mieses Zeichen.

„Nimm solche Wörter gefälligst nicht in deinen Mund.“

Irgendwie war mein Widerwille geweckt, ich wollte sie Reizen, schlechte Laune hatte sie so schon.

„Sollte ich mich jetzt nicht am Besten verpissen?!“, ein spöttisches Grinsen hatte sich über meine Lippen gelegt. Doch meine Mutter sah mich nur verachtend an, wenn ich genau bedenke sah sie mich doch immer so an.

„Vielleicht hätte ich dich nicht auf eine staatliche Schule schicken sollen“ Ihr Nase hatte sie wieder einmal weit in die Lüfte gehoben. Sollte sie nur, sie gab damit doch nur ein erbärmliches Bild ab.

Während sie ihre blonden Locken schwungvoll drapierte, warf sie mir einen scharfen Blick zu. Sie hatte sich anscheinend entschieden, denn ihre braunen Augen fixierten meine Blauen und ließen mich dennoch leicht erzittern. Was hatte die alte Hexe jetzt nun ausgefressen? Leider sollte ich es nur zu schnell Erfahren.

„Ich sage es dir noch einmal. Dein Vater und ich sind der Übereinkunft gekommen, das du in Cambridge studieren wirst. Du hast dort die besten Möglichkeiten, um später eine angesehene Arbeit ausüben z ukönnen.“ Und hey, meine Eltern wären mich im nu los. Ich sie eigentlich auch, aber ich würde noch mehr unter ihrer Kontrolle stehen, als es so schon war.

Ich verschränkte meine Arme und warf ihr einen trotzigen Blick zu. Ich schüttelte meinen Kopf, sodass sich meine schulterlangen Locken gegen mein Gesicht warfen.

„Und ich bin der Übereinkunft gekommen, das ich mir meine Ausbildung selbst aussuchen werde. Sollte es sich nun um eine Lehre oder ein Studium handeln.“

Erschrocken sog meine Mutter die Luft ein.

„Eine Lehre wirst du keinesfalls machen. Niemals. So wie ich hier stehe. Solltest du dich gegen uns Entscheiden, so wirst du keinerlei Rückhalt von uns erhalten. Weder Geld, noch Verpflegung, noch Wohnung.“

Oh, verdammt! Das war hart und so starrte ich sie nur mit offenen Mund an. Würden sie ihre Tochter so ins offene Messer laufen lassen? Obwohl, ich könnte jobben, doch wenn die Uni bis Abends gehen sollte, bliebe mir nur die Nacht und ich würde nicht ausreichend lernen können. Mein Kopf ratterte, während sie mir die nächste Hiobsbotschaft an den Kopf klatschte.

„Dein Taschengeld wird dir ab sofort gestrichen, bis du zur Vernunft kommst.“

Wäre er nicht angewachsen, so würde mein Kiefer nun unten liegen. „Ihr seid verrückt.“, hauchte ich nur. „Das ist Erpressung!“, schrie ich nun meinen Frust heraus. Oh Gott, nicht das ich gläubig war, aber ich sah verdammt nochmal rot. Ich glaube ich war noch nie so Wütend gewesen.

Oh meine herrlichen Bücher, wenigstens konnten die mir einen gewissen Trost verschaffen und erst all die versauten Mangas, so war ich wenigstens nur praktisch gesehen eine Jungfrau.

Ganz tief atmete ich durch, denn meine Mutter hatte schon ein triumphierendes Lächeln auf den Lippen und ich musste mich zusammen reißen. Ich gab Nachhilfe, so hatte ich wenigstens ein kleines Geldpflaster in zwei Jahren sammeln können.

„Kommst du nun endlich zur Besinnung?“ Wie meine Mutter so da stand, in ihrem perfekten Look, die Blonden Haare, das angesagt Chanel Kostüm und die Nase so erhoben, ohne je einen Finger gehoben zu haben.

Ich schämte mich, ich schämte mich dafür ihre Tochter zu sein, die zwar nicht die herrliche Blonden Haare geerbt hatte, ich hasse sowieso blonde Haare, aber dafür den unglaublichen Grips ihres Vaters. Aber nicht einmal das konnte den Schmerz mindern, ein Kind wollte von seiner Mutter geliebt und vielleicht auch irgendwann einmal verstanden werden. Tränen stauten sich mir und da mir dies alles so ziemlich über den Kopf lief, verließ ich das Haus. Ich hörte nur noch die Rufe meiner Mutter, doch so schnell würde ich nicht wieder kommen. Im Flur hatte ich meine Jacke gepackt, inklusive Handy und Geldbeutel und strich nun so durch die Straßen.

Ich kannte die Stadt wie meine Westentasche, denn als kleines Mädchen war ich regelmäßig dem Regime meiner Mutter ausgebüchst, denn mein Vater war so gut wie nie Zuhause. Ich sah ihn ganz selten und immer erzählte meine Mutter was für ein unartiges Mädchen ich sei. Mir fehlte immer die Möglichkeit, mich zu rechtfertigen und trotz das mein Vater ein berühmter Anwalt war, er konnte mir nie Zeit zur Rechtfertigung einräumen. Meiner Mutter war das eh Recht.

Ich neigte meinen Kopf leicht gen Himmel, denn Regentropfen suchten sich einen Weg zur Erde, es war ganz feiner Nieselregen und ich genoss diesen. Er kühlte meine Haut leicht, als er so an mir abperlte und um mich herum ein leichtes raunen entstand. Ich mochte es, es war wie der Herzschlag der Erde. So stand ich da, Gedankenverloren und irgendwie glücklich. Hier draußen war ich frei.

Irgendwie war es schon peinlich, mitten auf der Straße im xyz- Weg zu stehen, denn überall standen Neubauten und jederzeit könnte mich jemand so stehen sehen. Entweder würde ein Auto mich gleich von der Straße Hupen oder die Menschen würden mir den Vogel zeigen.

Ein Husten schreckte mich auf und ich hüpfte keuchend zur Seite. Doch in meiner unmittelbaren Nähe stand niemand und ich beruhigte mich wieder. Da ich aber von Natur aus Neugierig bin, ließ ich den Blick erneut schweifen und entdeckte ein Stückchen von mir entfernt, einen jungen Mann. Dieser schien den Regen genauso wie ich zu genießen, denn ich konnte ach bei ihm die leichte Neigung zum Himmel erkennen, außer das ab und an ein leichtes Husten zu hören war. Nun ja, wenigstens war ich nicht die einzig Verrückte hier.

So schloss ich meine Augen erneut, der Regen wurde derber, es war als würden kleine Steinchen meine Haut bearbeiten und meine Bluse, inklusive Rock wurden so langsam feucht. Ich vergaß die Zeit, es wurde nichtig, Gesellschaftliche Dinge wurden nichtig und..

„Willst du nicht langsam ins Trockene?“, ein schmunzeln war zu hören und ich drehte mich der Stimme zu. Er hatte eine ziemlich weiche Stimme für einen Mann und sein Körperbau war eher schmächtig. Leicht blinzelte ich ihn an und verdrehte meinen Kopf etwas. Oh Mann!! Es war peinlich hier so zu stehen und nichts sagen zu können, denn ich starrte ihm nur in das hübsche, androgyne Gesicht, während der Regen uns schon fast bombardierte. Die Tropfen liefen meinem Gesicht entlang, suchten sich ihren eigenen Weg, meine Haare klebten mir im Gesicht und meine Kleidung war eklig klamm.

„Äh.“, setzte ich an, doch kam ich irgendwie nicht weiter.

Ich keuchte, als meine unterkühlte Hand umfasst und ich weggezogen wurde. Oh je, würde ich nun einem Mörder zum Opfer fallen? „Was..? Heeeeee, was fällt dir ein?“, beschwerte ich mich, doch schon standen wir vor einer Eingangstür. Ein Schlüssel wurde hervorgezaubert und die Tür geöffnet, doch ich blieb hier draußen stehen. Was fiel ihm ein?

Der junge Mann jedoch schaltete das Licht ein und blickte mich eher besorgt an.

„Schau mal wie durchnässt du bist. Das könnte noch gefährlich werden, vor allem da Sturm die Nacht angesagt wurde.“

Eigentlich mochte ich ja keine blonden Haare, doch seine gefielen mir, sie fielen ihm leicht ins Gesicht und ihre Farbe war vor allem, so natürlich hell. Aber seine Augen faszinierten mich besonders, dieses Grün war einfach nur strahlend.

Dennoch würde ich ihm nicht so einfach in sein Haus folgen.

„Auch wenn es vielleicht Nett gemeint ist, man fragt Frauen zuvor und mit fremden Männern gehe ich erst recht nicht mit.“, ich setzte meine neu gelernte Trotzmiene auf und hoffte das es half. Ein wenig Sicherheitsabstand wäre vielleicht auch nicht so verkehrt und so setzte ich langsam ein Fuß nach dem anderen nach hinten.

Doch schon wieder wurde ich überrascht. Denn ein Lachen ertönte und es klang keinesfalls so männlich wie es vielleicht hätte sein sollen. Leicht irritiert blickte ich den vermeintlichen Mann an. Oh je, ich glaube ich hatte mich geirrt, denn jetzt sah ich im Licht ihre doch femininen Gesichtszüge, ihren doch ganz leichten, weiblichen Körperbau.

Wie konnte mir nur so ein Fehler unterlaufen? - Ich schiebe es auf die langsam untergehende Sonne, die nun ja gar nicht schien, da der Himmel ja Regen verhangen war. Vielleicht lag es auch an ihrer überragenden Größe, die gut 20 cm mehr als ich betrug, na ja ich war ja auch ein Winzling von 1.60m. Oder ihren Klamotten, die einfache Jeans, das Shirt oder ihren Körperbau, der sehr drahtig und trainiert wirkte, im Gegensatz zu mir, die eher Kurvig veranlagt ist. Zumindest war ich schon mal Fasziniert und blickte sie wieder an, ohne ein Wort verlauten zu lassen. Sie holte mich aus meiner Starre, als sie sich mir vorstellte.

„Kommst du nun rein? Und ich bin übrigens Anna.“, sie zwinkerte mir zu. Frauen vergewaltigten doch keine anderen Frauen, oder? Es gab ja auch Lesben, aber ich ging der Annahme, das nicht jede Homosexuelle andere vergewaltigt. Der Einfluss meiner Mutter war dennoch übergroß. So hatte ich trotzdem große Bedenken.

„Mach dir keine Sorgen, ich lade sonst nie Wildfremde in mein Haus ein, doch das Gewitter wird langsam immer schlimmer und ich konnte dich nicht so verträumt stehen lassen.“

Diese Aussage ließ mich erröten und gleichzeitig einwilligen. So betrat ich unsicher die fremde Schwelle und sah mich ganz unsicher um. Anna war allerdings verschwunden, nachdem ich die Haustür geschlossen hatte und so wartete ich hier unwissend, was ich sonst hätte tun sollen.

Mein Blick schweifte den Flur, der ziemlich geräumig war, in warmen Tönen gestrichen und möbliert war. Im Gegensatz zu uns, wirkte hier alles frisch und mitnichten aufgesetzt. In jeder Ecke standen Pflanzen, an den Wänden hingen Blumenbilder und die Wände zierten florale Muster. Kleine Dekorative Artikel fehlten aber zur Gänze, nur das jene, welches ich aufgezählt hatte.

„Tut mir leid.“, es war Anna, diese hatte nur ein langes schwarzes Shirt an und warf mir ein Handtuch zu. „Komm mit, ich werde dir einige Sachen hinaus legen.“ Als wir die große Wendeltreppe nach oben gingen, konnte ich hie und da Blicke auf ihren Po werfen und das ließ mich schrecklich erröten. Ich senkte meinen Kopf leicht, denn was fiel mir nur ein.

Die Wendeltreppe endete in einem weiteren Flur, aus diesem drei Türen folgten und eine weitere Treppe nach oben ging. Sie nahm gleich die Tür zu ihrer linken und ich trottete ihr Schüchtern hinterher. Es war ihr Schlafzimmer und erschien eher kühl, denn hier dominierten blaue Farbtöne, auch das Bett war blau. Ich wollte nicht zu neugierig erscheinen und ließ so nur eine Augen umher schweifen und ließ meinen Kopf gerade aus.

Es gab dann doch etwas, was mich wie magisch anzog, denn erst jetzt bemerkte ich die aneinander gereihten Bücherregale. Ich ging auf diese zu und strich den Rücken der Bücher entlang. Honoré de Balsac, Goethe, Jane Austin und ein gewisser Marquis de Sade, doch der letzte sagte mir nichts. Ich entnahm das letzte Buch sah mir das Cover an und stellte es wieder flink in das Regal

„Liest du gerne?“, fragte mich Anna mit einem freundlichen Lächeln und hielt mir eine Jogginghose inklusive Shirt hin. Ich nahm die Sachen dankbar an und lächelte. „Ja, es ist mein größtes Hobby.“, und das einzige, welches ich in Ruhe nachgehen kann.

„Du Kannst dich hier gerne umziehen. Ich werde uns etwas zu trinken besorgen und warte dann im Wohnzimmer auf dich.“ Ich sah ihr hinterher, vergewisserte mich das die Tür geschlossen war und zog meine klammen Klamotten aus. Oh je, wo sollte ich diese am besten hinlegen? Ich ging die Tür hinaus, meine feuchten Sachen auf dem Arm und wusste doch gar nicht wo das Wohnzimmer war.

„Anna?“, es war mehr ein flüstern, denn ich schämte mich so.

Doch sie hatte mich gehört und zum Vorschein kamen perfekt modellierte Beine, ich starte ihren Unterleib an, der nur mit einem Panty verhüllt wurde.

„Komm rein.“, und ich folgte ihr. Meine Klamotten wurden währenddessen auf die Heizung gehängt.

Es war so schlicht eingerichtet und doch fühlte ich mich wohl, denn wieder dominierten warme Töne, schlichte Deko und wieder standen massenweise Bücherregale da. Ich seufzte leicht als ich diese sah. Anna klopfte währenddessen auf den Platz neben sich und ich folgte ganz schüchtern der Aufforderung.

Ich saß und Anna blickte mich nun Neugierig an. „Wie heißt du eigentlich?“, ihr Ton war so unglaublich freundlich und dennoch, ich errötete ein erneutes Mal.

„Das tut mir Leid.“, hauchte ich ihr entgegen. Es war mir verdammt peinlich. „Ich heiße Nathalia und ich Danke dir hierfür.“, ich senkte leicht meinen Kopf.

„Du brachst dich nicht zu Entschuldigen, heute scheint ein turbulenter Tag zu sein.“ Ich hatte bei ihr das Gefühl, als würde sie alles verstehen. Leicht blickte ich wieder auf, in diese unglaublich grünen Augen, sie musterte mich interessiert, sie lächelte leicht und ihre Augen leuchteten von innen heraus. Ihr Gesicht gefiel mir besonders, während meines eher Herzförmig war und an das einer Puppe erinnerte, so war ihres das mit Keira Knightley zu vergleichen, eher härter aber nicht zu derbe um unattraktiv zu wirken. Sie war einfach solch eine Schönheit und die für eine Frau kurzen Haare, unterstrichen nur ihr Aussehen.

„Magst du den Regen?“, rutschte mir die Frage heraus, als sie eine flauschige Decke über mich drapierte.

Sie blickte auf und nickte. „Nicht so wie jetzt, doch ich mag das Nieseln des Regens.“

Ich blickte aus dem Fenster, es stürmte tatsächlich und der Regen trommelte hart gegen die Fenster. War ich wirklich so in Gedanken gewesen, das ich nicht bemerkt hatte, wie extrem doch das Wetter gewesen was? Anna schien das auch zu interessieren und so blickte sie mich fragend an.

„Freund Schluss gemacht? Oder Stress in der Schule?“ Sie schien auch neugierig zu sein, genau wie ich. Doch ich schüttelte meinen Kopf nur verneinend.

„Meine Mutter.“, seufzte ich und vergrub den Kopf im Kissen. Ihre warme Hand legte sich auf mich zitterndes Häufchen Elend. Warum war sie nur so Nett und weshalb fühlte ich mich so wohl?

Finger strichen meinen nassen Haaren entlang.

„Weshalb hast du das Handtuch nicht um deine Haare?“

Ich zuckte die Schultern. „Meine Mutter mag es nicht, wenn ich ihre Sachen benutze.“

„Hmm.“, kam es nur von Anna. “Sie scheint ziemlich streng zu sein.“ Ich nickte nur. Mit einem Mal sackten meine Schultern zusammen und ich musste schluchzen, so heftig das meine Schultern bebten und Anna mich besorgt ansah. Doch ich konnte kein Wort heraus bringen und so nahm sie mich in ihre Arme und ich ließ 2 Jahre angestauten Frust heraus, bzw. ich weinte ohne das ich etwas dagegen machen konnte. „Tut mir Leid.“, schniefte ich dazwischen, während meine Welt wieder verschwand, meine Augen tränten und ich keinen klaren Gedanken fassen konnte.

„Ist schon ok.“, kam ihr flüstern zwischen drin. Oh, es war so schön in Armen gehalten zu werden, denn wie selten hatte ich das bisher erlebt. Mir war es zwar ein wenig peinlich, doch sie lächelte mir so milde zu, so verständnisvoll und endlich konnte auch ich wieder leicht lächeln.

„Hast du etwa auch so eine Mutter?“, weshalb sollte sie sonst so verständnisvoll sein.

Doch Anna schüttelte nur ihren Kopf. „Meine Mutter ist bei meiner Geburt gestorben, ich habe nur noch meinen Vater.“, während sie dies sagte, verzog sich ihre Miene kein einziges Mal.

Ich trete doch nur in Fettnäpfchen! Sofort kam meine Entschuldigung, doch sie verneinte, und wuschelte mir durch meine feuchten Haare.

Ich wusste nicht weshalb, doch ich kuschelte mich näher an den Körper Annas und diese schien davon nicht abgeneigt zu sein.

Ein Blick auf die Uhr zeigte mir das es schon 22 Uhr war.

„Weißt du, in 2 Stunden habe ich Geburtstag, ich kann diesen weder feiern noch mit irgendwelchen Freunden verbringen.“, dazu müsste man erst welche haben.

Ich seufzte tief und ergeben.

„Wie alt wirst du dann?“

„Endlich Volljährig.“, schmunzelte ich und Anna atmete kurz ein.

„Du siehst jünger aus.“

Ich blickte in ihre grünen Augen, mich nervte es, das alle Welt mich auf 15 schätzte. „So jung nun wieder auch nicht.“, und machte Hamster backen. Anna entfuhr darauf ein leichtes Kichern und antwortete: „Doch, ich hätte geschätzt, das du morgen Sechzehn wirst.“

Ich neigte meinen Kopf zur Seite, die Lippen spielerisch verzogen und schmunzelte innerlich.

„Wie alt bist du Anna?“

„Sechsundzwanzig, also schon ein wenig älter als du.“

ich grummelte leicht.

„Was denn? Wie alt hättest du mich denn geschätzt?“

Ich warf ihr einen abschätzenden Blick zu. „Vielleicht so Zweiundzwanzig, also auch jünger als du eigentlich bist.“ Anna lachte und meinte in ihrem Alter freute man sich dann darauf.

Ich blies eine Strähne aus meinem Gesicht.

„Also wo wohnst du? Ich denke bei diesem Wetter fahre ich dich besser nach Hause.“ Ich sah sie nur entsetzt an. „Oh bitte nicht, soll sich meine Mutter zu Tode ärgern, doch ich werde bald Achtzehn und da kann sie mir nicht vorschreiben wann ich zu kommen habe.“

Da wir gerade bei wahren, ich warf endlich einen Blick auf mein Handy.

Aber es war Anna die als erste erstaunt die Worte fand.

„Wie lang bist du von Zuhause weg? 20 Sms hat sie dir in dieser Zeit geschrieben?!“

Ich schüttelte nur betroffen den Kopf.

„Etwa eine Stunde.“, murmelte ich.

Meine Mutter war einfach verrückt, litt an Paranoia und chronischer Langeweile.

Ich zog meine Stirn in falten. „Ich möchte die Nacht nicht nach Hause und wenn ich die ganze Zeit durch die Straßen wandern muss.“

„Keinesfalls Nathalia.“, meinte Anna. Sie warf mir einen scharfen Blick zu. „Wenn dich die Nacht doch jemand erwischt, das ist einfach zu gefährlich.“

Wo sie Recht hatte, hatte sie Recht.

„Oh man.“, jammerte ich, denn ich wollte Anna nicht weiter belästigen.

Doch sie schien ganz andere Pläne zu haben, denn ein schiefes Grinsen breitete sich auf ihren Zügen aus. „Und wenn wir deinen Geburtstag gemeinsam feiern?“

Perplex starrte ich sie an. „Das kannst du doch nicht machen! Du kennst mich doch kaum und du bist so schon viel zu freundlich!“

Doch Anna lächelte mich nur mit ihrem ruhigen, liebevollen Blick an. „Du bist mir Sympathisch kleine Nathalia und wieso sollten wir diesen nicht feiern? Die Gelegenheit bietet sich einfach an und ich sehe es als Schicksal, das wir beide uns getroffen haben.“, sie lachte leicht unsicher auf.

„Ich möchte dich natürlich zu nichts zwingen, doch das ist doch mal eine neue Art um Freundschaften zu schließen.“, ein zwinkern wurde mir zugeworfen und ich fand es cool.

So musste auch ich zurück lächeln, irgendwie war es toll hier zu sein und Anna kennenzulernen.

Aber es gab ein Problem, ich sah an mir herunter, denn so konnte ich nicht gehen, falls wir fort gehen sollten.

„Willst du hier bleiben oder wollen wir wohin gehen?, fragte ich sogleich und Anna schien zu grübeln.

„Lass uns ins Nachtschwärmer um die Ecke gehen, es ist eine ganz angenehme Bar.“

Ich hatte schon von ihr gehört, war aber noch nie dort gewesen.

„Aber ich habe nichts zum anziehen.“, jammerte ich erneut. Anna sah mich mit einer hochgezogenen Augenbraue an.

„Ich denke ich werde schon etwas passendes für dich finden.“, meinte sie schmunzelnd.

Ich folgte ihr wieder in das Schlafzimmer.

„Hast du bestimmte Vorlieben?“, fragte sie mich, als sie in ihrem riesigen Schrank wühlte.

Doch ich schüttelte nur meinen Kopf. Einen Moment später hielt sie mir ein schwarzes Kleid hin, es war hoch geschlossen, schlicht und irgendwie Edel.

„Es ist schön.“, hauchte ich wahrheitsgetreu.

„Und es würde auch zu deinen Ballerina passen.“, meinte sie.

Ich nickte nur und probierte das Kleid an. Es passte wie angegossen und schien nicht ihr eigenes zu sein. „Es ist ein Kleid meiner Schwester.“, erklärte sie mir und zog sich vor mir aus. Ich blickte ihren schlanken, trainierten Körper an. Eine hautenge dunkle Jeans und ein weißes Top zog Anna sich an. Ich sah mit hochrotem Kopf weg.

Finger umfassten meine braunen Haare und ich blickte auf. „Lass uns ins Bad gehen.“
 

Wir saßen in Annas Wagen, denn noch immer regnete es unaufhörlich und meinte Mutter schickte mir weitere Sms. Noch nie hatte ich es gewagt, doch ich stellte mein Handy aus. Anna hatte mir eine wunderschöne Frisur verpasst und meine Haare zu einer Steckfrisur zusammen gefasst. Mein Selbstvertrauen schoss momentan nur so in den Himmel und meine gute Laune war ansteckend. So faxte ich mit Anna im Auto herum, erzählte ihr von meinem Abitur, welches ich in wenigen Monaten in der Tasche hatte und auch von den Plänen meiner Eltern. Anna schien davon entsetzt zu sein und ich erfuhr wiederum, das sie den Buchladen ihres Vaters übernommen hatte und sich so ihre Brötchen verdiente, wie sie es ausdrückte.

„Aber ich vertrage keinen Alkohol.“, meinte ich, als wir auf den Parkplatz einfuhren.

Anna parkte das Auto, drehte den Schlüssel und legte ihre Hände auf das Lenkrad. „Wir sind nicht hier um zu Saufen.“, wieder warf sie mir einen belustigten Blick zu.

„Aber Sekt zum anstoßen um Mitternacht sollte sein.“ Ich nickte.

Am Eingang wurde ich von den Securitys nach meinem Ausweis gefragt und mittlerweile war es Dreiundzwanzig Uhr. Der große, breitschultrige Mann sah mein Alter und schüttelte den Kopf. Sofort sackte mein Herz zu Boden. Doch Anna kannte die beiden anscheinend und zeigte auf mein Geburtsdatum, wieder umspielte ihre Lippen ein belustigtes Lächeln. Nun grinste auch der große Mann mich an und winkte uns hinein.

Ich blickte Anna wie meine Heldin an. „Woher kennst du die beiden? Bist du so oft hier?“

„Ich helfe ab und an als Secruity aus.“

Eine Frau die Männerarbeit verrichtete. Das fand ich richtig cool und ließ sie das auch spüren. Doch wieder gluckste Anna und tat es als eine Nichtigkeit ab, die es nicht für mich war.

Würde ich solch einer Arbeit nachgehen, so würden meine Eltern mich bestimmt schmeißen.

Ich folgte ihr zu einem der Tische in der hintersten Ecke. Musik dröhnte leicht, das Licht war schwammig und die Einrichtung in Kontrasten Schwarz, Weiß und Rot gehalten. Ich setzte mich in einen total bequemen Ledersessel, einem der Vier, die um einen runden Tisch standen.

„Was möchtest du trinken?, kam Annas Frage, doch ich war mit dem Angebot schier überfordert.

Da waren so viele Cocktails zur Auswahl und ich wollte schon immer einen probieren.

„Was kannst du mir für einen fruchtigen Cocktail empfehlen?“

„Mit oder ohne Alkohol?“

„Mit, aber nicht zu viel, vielleicht etwas leichtes für mich.“

Anna blätterte das Angebot kurz durch, fuhr dann mit einem Finger dem Namen entlang und zeigte mir diesen. „Sex on the Beach?“, wollte ich entgeistert wissen. „Haben die sich geirrt oder heißt der wirklich so?“

Anna verkniff sich ein Lachen, aber ihre Mundwinkel zuckten.

„Es gibt auch noch schlimmere, wie Orgasmus, aber der ist ziemlich hart gemischt.“

Ich schüttelte nur den Kopf, wie konnte man Sachen nur solch vulgäre Namen geben.

„Soll ich für dich mitbestellen?“, bot sich mir Anna an und ich nickte ziemlich heftig.

Oh Gott, meine Nerven flatterten.

„Mach dir keine Sorgen Natha.“, versuchte diese mich zu beruhigen und verpasste mir auch gleich meinen Spitznamen. Es war irgendwie ein angenehmes Gefühl, einen Spitznamen zu besitzen. Sofort strahlte ich wieder, die erste Hürde war überstanden.

Die restliche Stunde unterhielten wir uns über Gott und die Welt. Sie besaß noch einen angrenzenden Antiquitäten Handel, meine Familie einen Pool. Sie besaß mehr Bücher als ich und bot mir an einige auszuleihen. Das Angebot würde ich nicht ausschlagen und vielleicht das Buch des de Sade lesen, das Cover sah recht interessant aus. Als ich ihr dies erzählte, verneinte sie und meinte das seine Bücher tabu seien. Leicht irritiert blickte ich meine neue Freundin an und sie schien nicht genau zu wissen was sie mir dazu sagen könne.

„Sagen wir es so, es handelt sich um eher schwere Kost und man sollte mit einem gewissen Vorkenntnis an das Buch heran gehen.“

„Dann erzähl du mir doch ein wenig darüber.“, der Alkohol hatte meine Zunge gelockert und so blickte ich sie voller Neugierde an.

Ihre Fingerspitzen piksten meine Hände an. „Vielleicht ein anderes Mal, außerdem hast du in Zwei Minuten Geburtstag.“

Ich lächelte, seid langem freute ich mich auf diesen Moment.

Während ich an meinem Cocktail trank, stellte sie halb schmunzelnd die Kerze zu mir und meinte:

„So und nun darfst du dir etwas Wünschen. Ich gebe dir auch gerne ein Glas Sekt aus, allerdings sollten wir danach mit dem Alkohol aufhören oder du bist mehr als beschwipst.“

Ich lachte, damit hatte die allerdings recht, denn ich fühlte mich wunderbar, in einem Rausch.

Ich war Anna so nahe, also wieso sollte ich die Situation nicht nutzen?

„Ich weiß was ich mir wünsche!“, griente ich breit und näherte mich den Lippen von Anna.

Ich hatte zuvor noch nie jemanden geküsst und so tat ich einfach nur das, was mir mein Instinkt sagte. Den ersten Sekundenbruchteil kam von Anna nichts, sie schien in einer Art Schockzustand zu sein. Doch dann wurde es himmlisch, mehr als. Ihre Lippen führten mich, erst ganz leicht, dann irgendwie schneller. Ein schöner Druck baute sich langsam in mir auf, es kribbelte und meine Wangen färbten sich rot. Als sich eine Zunge in meine Mundhöhle vor wagte, merkte ich den Druck auch zunehmend in der Leistengegend und eine gewisse Feuchte ließ mich erschauern.

Anna ließ von mir ab und ich leckte mir über meine Lippen. Sie waren geschwollen und meine Augen waren glasig.

„Es tut mir Leid.“, entschuldigte sich Anna, doch das sollte sie nicht. Dafür war es viel zu gut gewesen.

„Können wir das irgendwann wiederholen?“, fragte ich Anna und blickte sie flehend an. Das war viel zu gut, als das ich dass jemals wieder missen wollen würde. Ich hoffte nur, das meine Mutter nachher schon im Bett war und nicht mit bekam, das ich Alkohol zu mir genommen hatte.



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Kommentare zu diesem Kapitel (4)

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Von:  _Chikane-chan_
2013-09-28T09:58:44+00:00 28.09.2013 11:58
So 1. Kapitel gelesen :)

gefällt mir richtig und es ist sehr fesselnd :) was manchmal vielen nicht gelingt, doch dir richtig gut :) Von beginn an ist klar zu erkennen, wer die Dominanz beherbergt und wer nicht. Die Idee wie sich die beiden kennenlernen und näher kommen finde ich klasse. Ich hoffe, dass ich noch mehr von annas Charakter zu lesen bekomme, weil den von Nathalia hast du gut rüber gebracht, aber hab ja paar kapitel vor mir, also husch ich mal zum nächsten ;)

bin neugierig wie weit die "alte" die "junge" gehen lässt/ kommen lässt :p
Von:  Venturian-New-World
2011-05-18T12:36:07+00:00 18.05.2011 14:36
Wowo gefällt mir mache weiter so^^
Von:  Ribka-is-Mori
2011-04-18T18:12:25+00:00 18.04.2011 20:12
och schade ich bin net die erste *gruml* und das wo du mich doch zu dieser geschichte verdonnert hast ;)

also mein urteil *schwert des damokles über dich schwebt* xD
ich mag den anfang^^ er ist recht realistisch weil, wer hatte noch nie krach mit seinen eltern? ich mag auch die 2 hauptcharas und find es recht süß wie natha so naiv ist *kicher* (sie weis ja noch nicht mal wer de sad is xD) und anna kam mir iwi von anfang an wie ne lesbe vor, was aber nicht negativ gemeint ist! sie ist mir symptisch und ich fands soo lieb von ihr das sie mit ihr den b-day feiern wollte.
und so wie es bei dir sein muss!! hast du natürlich etwas total unerwartetes gebracht!! den kuss *schmelz* man war das süüüüüüß^^

wie du siehst bin ich mal wieder begeistert von deiner geschichte und freu mich schon auf die nächsten kapis^^

lg dein bunny *zerflusch und knutscher geb*
Von:  An-San
2011-04-18T16:05:12+00:00 18.04.2011 18:05
Sehr schön geschrieben. Ich freu mich bereits auf mehr :)


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