Devilish Love von Fenharel (I love you until you die) ================================================================================ Kapitel 4: Behind the Mask -------------------------- Nachdenklich saß der 16-Jährige auf der Fensterbank seines Gästezimmers. Das blaue Auge in die Ferne gerichtet. Bereits eine Woche war vergangen seit dem er hier in Japan war. Eine Woche ohne auch nur den Hauch einer Spur von Sebastian gefunden zu haben. Langsam hatte er auch keine Hoffnung mehr jenen Dämon überhaupt wieder zu finden. Ein leises Seufzen entkam seinen Lippen als er an jene fesselnden roten Augen dachte. Er sollte ihn einfach vergessen. Vergessen das er jemals existiert hatte. Dies wäre vermutlich das Vernünftigste gewesen. Und doch, konnte er dies nicht. Konnte einfach nicht von ihm ablassen. Leicht lehnte er seine Wange gegen das kühle Glas, blickte auf den Garten vor seinem Fenster. Alles wurde bereits festlich geschmückt. Geschmückt für jenen Maskenball der heute Abend stattfinden würde. Ein Ball auf welchem auch er teilnehmen würde. Auch wenn er im Grunde genommen eigentlich keine Lust dazu hatte, so hatte er jenes Angebot doch annehmen müssen. Allein schon der Respekt seiner Tante gegenüber verlangte dies von ihm. Erneut entkam ihm ein leises Seufzen als er an den heutigen Abend denken musste. Eigentlich fühlte er sich wirklich so gar nicht nach einer Feier, doch wusste er auch dass er diesen Abend irgendwie durchstehen musste. Schließlich hatte vor einigen Tagen er zu gesagt. Jetzt wo er so über jenen Tag nachdachte hätte er vielleicht wirklich absagen sollen. Genau konnte er zumindest nicht mehr erklären weshalb zu gesagt hatte. Gelangweilt beobachtete Ciel das Schachspiel zwischen Elizabeth und Edward. Allem Anschein nach hatte die Blonde noch immer nichts dazu gelernt wenn es um Schach ging. Zumindest verlor sie gerade das dritte Mal in Folge. Etwas was Ciel ein Gähnen entlockte. Gott war das alles langweilig gewesen. Es war wirklich nicht mehr spannend wenn man von vorneherein wusste das die andere Person gewann. „Willst du nicht einmal gegen mich spielen?“ fragte der Blonde ihn mit einem breiten Grinsen, welchem man genau anmerken konnte das er von sich glaubte dass er gewinnen würde. Doch gab sich der blauäugige nur unbeeindruckt. „Wozu? Ich würde doch sowieso gegen dich gewinnen.“ Gab er lediglich gelangweilt von sich, stand dann aber doch auf um sich vor das Schachbrett zu setzen. Ein Versuch war es immerhin wert. Außerdem war es wenigstens ein kleiner Moment in welchem er gefordert wurde. „Ich werde es dir nicht leicht machen kleiner Cousin.“ Die Augen des Blonden waren auf die seines Gegenübers gerichtet. In ihnen konnte Ciel den reinen Siegeswillen lesen. Doch würde dies Edward keinesfalls weiter bringen. „Gut. Ich nämlich auch nicht.“ „Wieso gewinnst du immer?“ Empörung hatte sich auf Edward Gesicht breit gemacht und er blickte immer wieder verständnislos auf das Schachbrett. Konnte sichtlich nicht glauben dass ein Jüngerer ihn ständig besiegte. Es war bereits das fünfte Spiel in Folge gewesen welches Ciel gewonnen hatte. Und Ciel war sicher dass er die übrigen auch gewinnen würde. Also hatte er beschlossen das ganze nun zu beenden. „Glück?“ fragte Ciel lediglich unbeeindruckt, allerdings mit einem amüsierten Lächeln auf den Lippen. Nun ja man konnte es eigentlich Glück nennen. Wohl eher können. Schließlich spielte Ciel bereits seit seinem letzten Leben Schach. „Dann hast du aber eine Menge Glück…“ murrte der andere lediglich leise woraufhin Ciel ihn jedoch nur unschuldig anlächelte. Eines musste er allerdings zugeben, es machte ihm noch immer ziemlichen Spaß zu gewinnen. „Wie wäre es wenn du mir die Ehre erweist Ciel?“ ertönte die sanfte Stimme seiner Tante hinter ihm auf einmal. Etwas was ihm ein ehrliches Lächeln entrang. Wie lange war es doch her gewesen? Eigentlich konnte Ciel sich nicht daran erinnern in diesem Leben überhaupt mit ihr jemals Schach gespielt zu haben. „Gerne.“ Lud er sie lächelnd ein, woraufhin sich die rothaarige auf den Platz setzte, auf welchem eben noch Edward gesessen hatte. Mit ruhiger Hand stellte sie die Figuren auf, die Augen sanft auf ihren Neffen gerichtet welcher es ihr gleich tat. „Es ist lange her das wir gegeneinander gespielt haben.“ Sagte sie leise, etwas was Ciel hellhörig werden ließ. Genau genommen hatten sie noch nie gegeneinander gespielt. Zumindest nicht in diesem Leben. Seine Tante musste diese Tatsache doch wissen oder etwa nicht? Hatte Ciel dies wirklich vergessen? „Haben wir überhaupt schon einmal gegeneinander gespielt?“ fragte er deshalb vorsichtig während er seinen nächsten Zug machte. Eine Figur seiner Tante mit seiner eigenen schlug. „Ja, aber es ist lange her.“ Erwiderte sie lediglich ruhig, unbeeindruckt über jene Tatsache das ihr eigener Neffe gerade dabei war sie zu besiegen. Jenes Spiel dauerte auch nicht allzu lange, setzte Ciel ihren König schließlich nach kurzer Zeit mit seinem schwarzen Springer Schachmatt. „Deine Lieblingsfigur…“ sagte sie leise zu ihm. So leise das Ciel sich sicher war das kein anderer sie hören konnte. Sein blaues Auge hatte er für einen kurzen Augenblick erschrocken auf sie gerichtet, bevor er den schwarzen Springer in seinen Händen betrachtete. Sie hatte Recht. Es war seine Lieblingsfigur, entsprach jene Figur schließlich jenem Dämon dem er inzwischen verfallen war. Wie gerne hatte er Sebastian mit jener Schachfigur verglichen. Doch unterscheid sich Sebastian ein wenig von ihr. Im Gegensatz zu jenem Springer, war er an keinerlei Regeln gebunden sondern konnte sich frei bewegen. Nichts war für ihn unmöglich gewesen. Genauso hatte er es einst seiner Tante erzählt. Ein wissendes Lächeln legte sich auf die schmalen Lippen des 16-Jährigen. „Stimmt es ist eine besondere Figur…“ antwortete er ihr ebenso leise, woraufhin sich ihre roten Lippen zu einem aufrichtigem Lächeln verzogen. „Sie bedeutet dir viel nicht wahr?“ fragte sie ihren Neffen sanft, woraufhin dieser sie einen kurzen Augenblick ansah. Anschließend allerdings den Blick senkte. Ja verdammt. Sebastian bedeutete ihm viel. Mehr als er eigentlich sollte. Viel mehr als es gut für ihn war, war jenes Wesen schließlich nach wie vor ein Dämon. Ein Dämon ohne jegliche Gefühle. Ohne jegliches Gewissen. „In wenigen Tagen findet hier ein Maskenball statt.“ Wechselte die rothaarige Dame auf einmal das Thema, etwas was ihn irritiert aufschauen ließ. Wie kam sie jetzt auf solch ein Thema? Wollte sie vielleicht von jener Tatsache ablenken das sie genau zu wissen schien was in ihm vorging? Das sie genau wusste wer er wirklich war? „Ich weiß du magst diese Veranstaltungen nicht aber…vielleicht ist ja jemand interessantes unter den Gästen?“ Er hatte eingewilligt. Doch nun wo er so recht darüber nachdachte war es lange her gewesen das er zuletzt auf einem Ball gewesen war. Und damals hatte er sich immer den schnellsten Ausweg gesucht um sich nicht wirklich daran beteiligen zu müssen. Was sollte er auf solchen Veranstaltungen auch? Mit gleichaltrigen Ladys tanzen um sich eine davon als zukünftige Frau aus zu suchen? Wohl kaum. Wusste Ciel schließlich seit seinem zwölftem Lebensjahr das sein Herz nur einem gehören würde. Und dies würde sich auch niemals ändern. Schon wieder waren seine Gedanken erfüllt von jenem Dämon. Von Gedanken die sein Herz zum Schmerzen brachten. Jeder einzelne Gedanke an den schwarzhaarigen war wie ein Dolch, welcher sich in sein Herz bohrte. Es tat weh. Und doch konnte er nicht aufhören an ihn zu denken. An diesen schwarzen Teufel, welcher ihn in seinen Krallen gefangen hielt und nie wieder los lassen würde. Jener Dämon hatte zwar seine Seele nicht genommen, doch hatte er dafür etwas in dem Jungen ausgelöst was schlimmer war. Sebastian hatte eine unbändige Sehnsucht in ihm gesät. Eine Sehnsucht die mit jedem Tag stärker wurde. Würde diese ihn eines Tages auch in die Arme jenes Mannes treiben? Unwillkürlich legte sich ein leichtes Lächeln auf Ciels schmale Lippen. Er hoffte das es das würde, selbst wenn dies für ihn vielleicht den Tot bedeutete. So war dies immer noch besser als ein Leben lang so weiter zu leben. Von Sebastian getötet zu werden war vielleicht gar nicht einmal so schlecht. Hatte er es damals schließlich bereits gewollt. Von Sebastian hätte er sich bereitwillig auslöschen lassen. War es schließlich jener Dämon gewesen welchem Ciel seine Seele bereitwillig versprochen hatte. Schon damals hatte er in seinen Armen sterben wollen. Ein lauter Knall an seinem Fenster ließ ihn augenblicklich zusammenfahren und zurückschrecken. Ungläubig betrachtete er aus seinem blauen Auge jene schwarze Kreatur welche nun auf seinem Fenstersims saß und ihr Gefieder schüttelte. Mit einer vorsichtigen Bewegung öffnete Ciel das Fenster, streckte sachte seine Hand der schwarzen Krähe entgegen, welche ihn aus hellen Augen ansah und keinen Laut von sich gab. Schon merkwürdig wie schön sie waren. Jene Vögel des Todes. Es war auch erstaunlich wie ruhig der Vogel vor ihm saß, zumindest bis zu jenem Moment als seine Fingerspitzen dessen Gefieder berührten. Mit einem leisen Laut bäumte sie sich auf, bevor sie sich majestätisch in die Lüfte erhob und von ihr nur noch ein schwarzer Fleck am Horizont zu sehen war. Für einen kurzen Augenblick noch blickte Ciel jener Krähe hinterher, welche sich immer weiter von ihm entfernte, bevor ihm ein leises Seufzen entfuhr und er schweren Herzens seinen Platz auf der Fensterbank verließ um sich missmutig seinem Kostüm zu widmen. Es brachte ihm schließlich doch nichts über den Dämon nach zu denken. Nichts außer dem tiefen Schmerz. Einen Augenblick betrachtete er sich unschlüssig im Spiegel. Irgendwie fühlte er sich Lächerlich und zugleich ziemlich unwohl in seinem Kostüm. Lizzy hatte ihm ein Königsblaues Königsoutfit heraus gesucht. Die Ränder waren mit Gold bestickt gewesen und um den Hals trug er eine weiße Schärpe. Auf seinem blauen Haar war eine kleine Krone befestigt. „Lächerlich…“ murmelte er leise als er seine Augenklappe umband und nach der Maske griff, welche noch auf dem Bett lag. Zumindest würde ihn mit der Halbmaske niemand erkennen. Dies war schon einmal ein Trost. Wenn auch nur ein ziemlich kleiner. Das leise Klopfen an seiner Gästezimmertür ließ ihn leise aufseufzen. Also war es soweit. Nun gab es wahrlich kein Zurück mehr. Keine Ausrede hätte ihn jetzt noch retten können. „Ciel? Bist du fertig?“ ertönte die ungeduldige Stimme seiner jüngeren Cousine dumpf hinter der Tür, welche die beiden noch voneinander trennte. Ohne sein Zutun würde sie auch nicht hereinkommen, hatte er schließlich abgeschlossen. Noch einmal musterte er sich kurz im Spiegel, bevor er den Schlüssel herumdrehte und der Blonden ein sachtes Lächeln schenkte. „Fertig. My Lady.“ Sagte er leise zu ihr, bevor er ihr seinen Arm anbot und elegant mit ihr über den Flur lief. In dem Kleid welches Lizzy trug, erinnerte sie ihn ziemlich an damals. Die Haare zu zwei Zöpfen hochgesteckt, erinnerte sie ihn wirklich an das einstmalige Mädchen. „Ist etwas?“ fragte sie ein wenig unsicher, hatte sie wohl seine Blicke bemerkt und als ein wenig unangenehm betrachtet. Doch Ciel schüttelte nur mit einem sachten Lächeln den Kopf. „Nein…Das Kleid steht dir nur sehr gut. Du siehst wie eine richtige Lady aus.“ Erwiderte er ehrlich, woraufhin Lizzy ihm allerdings einen kurzen Stoß gab. „Ich bin eine echte Lady!“ Sichtliche Empörung stand in ihrem Gesicht geschrieben. Ein Ausdruck welcher Ciel zum Lachen brachte. Nein Lizzy hatte sich nicht verändert nicht im Geringsten. In jenem Moment war es fast so als wäre die Zeit stehen geblieben. Als wären sie noch immer im 19. Jahrhundert, würden gerade auf einen Ball gehen. Als Ciel vorsichtig die Türen zu jenem großen Saal öffnete, hoffte er, nein war er sich sogar Sicher dass Sebastian mit den anderen auf ihn und Lizzy warten würde. Das ihm jene Augen entgegenblickten, jenes Lächeln ihm entgegen strahlte. Doch als die Türen geöffnet waren, sah er nicht das was er sich erhofft hatte. Sah er nicht das was er hatte sehen wollen. Unzählige Augenpaare waren auf die beiden gerichtet, die Gesichter hinter Masken verborgen. Das einzige was man erblicken konnte waren Augenpaare und zu einem falschen Lächeln verzogene Münder. Jene Szenerie war es, welche ihm Angst einjagte. Sie mochten noch so freundlich aussehen, und doch sah Ciel in ihnen etwas anderes. Jene maskierten Menschen von jenem Tag. Waren diese nicht genauso gewesen? Sie verbargen sich hinter Masken, verbargen ihr wahres Gesicht vor der Welt. „Ciel?“ fragte jemand vor ihm auf einmal Besorgt, bevor jene Person ihre Maske sachte abnahm und das Gesicht ihres Neffen sachte anhob. Diesem besorgt in das blaue Auge blickte, welches vor Furcht geweitet war. „Entschuldige…Ich war für einen kurzen Augenblick in Gedanken. Alles in Ordnung. Wirklich.“ Antwortete er automatisch, bevor er unwillkürlich den Blick senkte. War er nun wirklich endgültig verrückt geworden? Es erschien ihm so. Nein vielmehr es musste so sein. Sah er schließlich Dinge vor sich die in Wirklichkeit anders waren. Jene Dinge die er sah, wirkten so real. Und doch wusste er dass sie es nicht sein konnten. Vermutlich verlor er langsam wirklich den Verstand. Ciel hatte die Augen leicht geschlossen, saß auf einer kleinen Bank auf der Terrasse. Ihm war schwindelig geworden, hatte er zu lange jenen tanzenden gestalten zu gesehen. Doch sah er diese noch immer trotz den geschlossenen Augen Es war eine wahrlich skurrile Szene. Vor ihm verschwammen jene Tänzer, welche sich stets im Kreise zu drehen schienen. Alles was sein Auge registrierte waren Schemen. Grausame Schatten, welche um ihn herum tanzten, ihn locken wollten. Und je länger er ihnen zusah umso schlimmer wurde es. Es raubte ihm den Atem und doch konnte er seinen Blick nicht von ihnen abwenden. Schienen diese ihm auf grausame Art und Weise anzulächeln. Ja schienen sogar zu wollen dass er in ihre Mitte trat, sich ihnen anschloss. Immer schneller wurde ihr Tanz. Schneller, Intensiver. Alles was Ciel noch wahrnehmen konnte waren jene Masken welche sie trugen. Weiße Masken, welche aus der Dunkelheit hervortraten, ihn höhnisch anlachten. Ein leiser Schrei welcher die Dunkelheit durchbrach, Blut. Alles voller Blut. Auch jene Masken waren besudelt mit der roten Flüssigkeit. Und doch blickten diese ihn noch immer an. Lachten ihn an mit grausamer und schriller Stimme. Nein. Ciel wollte dies nicht länger. Wollte er nur noch entkommen. Weg. Weg von jenen Gestalten die ihm Leid zufügen wollten. Weit weg von jenen grausamen Menschen, in die Arme jenes Dämons. Er rannte. Rannte in der Dunkelheit. Solange bis er das raschelnde Geräusch von Federn hörte. Jene Stimme vernahm nach der er sich solange gesehnt hatte. Vorsichtig streckte er seine Hand aus, wollte jenen dünnen Spinnenfaden erneut ergreifen um seinen Peinigern zu entgehen. Schlagartig öffnete Ciel die Augen als er eine leise Melodie wahrnahm. Ein Geigenspiel, welches so unsagbar schön war das es fast unmöglich schien dass es von einem Menschen gespielt wurde. Sein blaues Auge weitete sich unwillkürlich als er feststellte dass er jenes Stück kannte. Es war jenes gewesen was der 16-Jährige damals niemals fertig gebracht hatte zu spielen. Dafür hatte es Sebastian dagegen umso mehr. Immer wenn der Dämon ihm jenes Stück vorgespielt hatte, waren Schauer durch Ciels ganzen Körper gekrochen. Genau wie es in jenem Moment auch war. Konnte es solch jemanden wirklich zweimal auf dieser Welt geben? Jemand der mit seinem Geigenspiel solche Gefühle in ihm auslöste? Mit einem hastigen Satz war Ciel aufgesprungen, jenes Schwindelgefühl ignorieren. Er musste ihn sehen. Musste sehen wer derjenige war welcher die Geige spielte. Doch als er ihn erblickte blieb er atemlos stehen, blickte jenen so vertrauten Mann einen Augenblick fassungslos an. Inmitten jener vielen Leute stand er. Jener Dämon nachdem er so verzweifelt gesucht hatte. Jenes Wesen, welches sein Herz so im Bann hielt. Dort stand er. Noch immer unverändert. So als wäre nicht einmal ein Jahr vergangen, geschweige denn Jahrhunderte. Die roten Augen geschlossen trug er eine schwarze Maske, welche ein wenig an eine Krähe erinnerte. An jene Dunkle Krähe die jenes Wesen verkörperte. Jene blasse Haut des Dämons hob sich gespenstisch von dem schwarzen Anzug ab welchen er trug. Und doch wirkte er noch immer so schön wie kein anderes Wesen. Sebastian war noch immer nahezu perfekt. So oft hatte sich Ciel ausgemalt wie es wäre wenn er Sebastian begegnen würde, und doch hätte er nie gedacht dass es so intensiv sein würde. Gänsehaut hatte inzwischen auf seinen ganzen Körper übergegriffen und es erschien ihm so als würde sein Herz ihm jeden Moment aus der Brust springen, so schnell und laut schlug es. Es war schwierig für ihn in jenem Moment stehen zu bleiben, ihn nicht zu rufen. Konnte er schließlich in jenem Moment nichts weiter tun als jenem melodischem Spiel bis zu seinem Ende zu lauschen. So schön es auch war, er sehnte sich dennoch nach dem Moment in welchem Sebastian sein Spiel beenden würde. Ciels blaues Auge war ununterbrochen auf jenen Dämon gerichtet. Fasziniert verfolgte er jede einzelne Bewegung von ihm. Jeden einzelne Note welche er spielte. Doch im Gegensatz zu ihm, schien Sebastian ihn nicht zu bemerken. Zumindest würdigte er ihn keines Blickes. Langsam ließ der Schwarzhaarige das Stück ausklingen, öffnete seine wunderschönen Augen, welche sogleich auf Ciel blickten. Und in jenem Moment war es so als wäre die Zeit stehen geblieben. Die Blicke der beiden trafen sich endlich nach so vielen Jahrhunderten. Sebastian bemühte sich zwar so amüsiert und kühl wie möglich zu wirken und doch las Ciel noch etwas anderes darin. Es war fast so als läge darin wirkliche Überraschung und auch ein wenig Unsicherheit. Doch konnte dies wirklich sein? Gerade als Ciel auf ihn zugehen wollte, wurde er zurück gedrängt von einer kleinen Gruppe junger Frauen, welche sich alle um den Dämon scharrten. Das schlimme daran war, er konnte es ihnen nicht einmal übel nehmen. Wollte er ihm schließlich ebenso nahe sein wie die anderen auch. Aber in jenem Moment konnte er nicht zu ihm. Musste er schließlich einen Moment abwarten um alleine mit Sebastian zu sprechen. Etwas anderes würde ihm wohl nicht übrig bleiben. „Ein bemerkenswerter junger Geigenspieler nicht wahr?“ fragte seine Tante ihn leise, woraufhin Ciel ihr einen verwirrten Blick schenkte. „Ich muss zugeben ich habe noch nie ein solches Spiel gehört…Wie ist sein Name?“ Der 16-Jährige versuchte einen beiläufigen Unterton in seiner Stimme zu halten, doch wollte ihm dies nicht so Recht gelingen. Angesichts der Tatsache das Sebastian nur wenige Meter von ihm entfernt war, viel es ihm wahrlich schwer ruhig zu bleiben. Klopfte sein Herz schließlich so laut. Und es auch sein Kopf wollte nicht mehr klar denken. Konnte nicht mehr klar denken. „Sebastian Michaelis. So nennt er sich zumindest.“ Die Stimme der rothaarigen Frau klang ruhig und doch konnte Ciel einen gewissen amüsierten Unterton vernehmen. Allerdings schenkte er dieser Tatsache in jenem Moment keinerlei Beachtung. Das Sebastian noch immer den gleichen Namen trug ließ sein Herz ein wenig höher schlagen. Sebastian hätte sich schließlich jeden Namen aussuchen können, doch hatte er jenen Namen behalten welchen Ciel ihm gegeben hatte. Hatte dieser Name wohlmöglich Bedeutung für ihn? So sehr Ciel sich jene Tatsache doch erhoffte, doch er hielt sie auch für mehr als unwahrscheinlich. Was sollte ihm jener Name auch schon bedeuten? War für einen Dämon doch fast alles Bedeutungslos. Ciel glaubte kaum das ihm der Name etwas bedeutete, ebenso wenig wie er selbst dem Dämon etwas bedeutete. „Du kennst ihn?“ Ciel musste wohl eine ganze Weile damit verbracht haben gedankenverloren jenen Dämon zu betrachten. Aufgrund dessen stellte seine Tante wohl jene Frage. Und dennoch war es ihm unangenehm. Eine leichte Röte stieg ihm sogar ins Gesicht aufgrund dessen. „Er erinnert mich an jemanden.“ Gab er lediglich leise zu. Konnte er schließlich unmöglich seiner Tante die Wahrheit erzählen. Nein. Niemandem konnte er sagen wer jener Mann wirklich war. Und doch hatte er das Gefühl das seine Tante es genau wusste. Das sie wusste wer jener Mann war. „Was ist mit dir? Kennst du ihn?“ fragte er sie beiläufig, den Blick noch immer auf den schwarzhaarigen gerichtet. „Sebastian war immer ziemlich verlässlich. Wie könnte ich außerdem solch einen gut aussehenden Mann vergessen?“ Ein neckischer Unterton hatte sich in ihre Stimme gemischt und es entkam ihr ein leises Lachen bei ihren Worten. In jenem Moment war sich Ciel sicher. Sie wusste es. Wusste alles über ihn und den Dämon. Hatte sie Sebastian absichtlich eingeladen? Hatte sie gar gewollt dass die beiden sich begegneten? Zufall konnte es auf jeden Fall schon einmal nicht sein. „Ich weiß dass du ihn auch nicht vergessen hast.“ Fügte sie schließlich leise hinzu, die Augen wissend auf den Jungen gerichtet. Sie hatte Recht. Ciel hatte ihn nicht vergessen, dachte er schließlich jede Sekunde an den anderen. Ciel wollte zu einem weiteren Satz ansetzen als auf einmal Musik ertönte. Die Musiker hatten angefangen zu spielen und rings um ihn herum begannen auch die ersten Paare zu tanzen. Auch jene Frauen, welche vorher noch um Sebastian gestanden hatten. Nun war es die perfekte Gelegenheit. Beim Tanzen würden alle abgelenkt sein. „Wir reden nachher miteinander.“ Versprach er seiner Tante leise, bevor er ihre Seite verließ. Rasch trat er einen Schritt näher zu jenem Dämon hin, wurde dann allerdings sachte von jemandem fest gehalten. „Was denn?“ fuhr er herum um in die großen Augen seiner jüngeren Cousine zu sehen. Jene starrte ihn einen Augenblick unsicher und betroffen an, bevor sie sich aber aufraffte. „Uhm…ich wollte dich fragen ob du mit mir tanzen möchtest…“ sagte sie leise, sichtlich eingeschüchtert von dem scharfem Ton ihres Cousins. Doch Ciel hörte ihr gar nicht wirklich zu, denn er nahm aus den Augenwinkeln wahr wie der schwarzhaarige auf die Terrassentür zuging. Er musste ihm folgen. Jetzt sofort. „Später in Ordnung? Ich habe gerade keine Zeit.“ Mit jenen Worten riss er sich von der Blonden los, rannte hinter jenem Dämon her und ließ den hell erleuchteten Saal hinter sich. Es war eine ganz schöne Umstellung für seine Augen gewesen. So hell jener Ballsaal gewesen war, so dunkel war der Garten gewesen. Obwohl überall in den Sträuchern Lichterketten befestigt waren und die Beleuchtung gar nicht einmal übel war, so hatte er im ersten Moment doch Schwierigkeiten etwas zu sehen. Im Grunde genommen erkannte er außer den dunklen Sträuchern zunächst nichts. Nicht einmal den Dämon konnte er sehen. Ciel wusste das er ihn vielleicht hätte rufen sollen, doch brachte er es irgendwie nicht über die Lippen. Schließlich war Sebastian nicht mehr jener Diener, welcher er einst gewesen war. In diesem Moment war er nichts weiter als ein kaltblütiger Dämon. Leise hallten seine Schritte auf dem Steinboden wieder als er durch die Dunkelheit lief, seine Augen vollkommen konzentriert. Nicht die geringste Bewegung sollte ihm entgehen. Jedes Mal wenn er das Rascheln eines Busches wahrnahm schrak er auf und drehte sich hoffnungslos um. Doch von Sebastian war keine Spur. Immer tiefer lief der 16-Jährige in jene Dunkelheit. In jenem Labyrinth aus welchem er sicherlich später keinen Ausweg mehr finden würde. Doch ihm war das alles egal. Zählte schließlich nur jener Dämon. Und doch erschien ihm aussichtslos ihn zu finden. Wie sollte er auch in dieser Finsternis? Konnte er schließlich nichts sehen. Nichts konnte er erkennen. Langsamer wurden seine Schritte als er die Mitte des Gartens erreichte. Jener Hellerleuchtete Brunnen vor ihm war das einzige was ihm Licht spendete. Doch war von dem Dämon nichts zu sehen. „Suchst du jemanden?“ ertönte plötzlich eine tiefe Stimme hinter ihm. Eine Stimme welche er nur zu gut kannte. Jene Stimme die er gehofft hatte zu hören. „Sebastian…“ sagte er leise, bevor er sich langsam umdrehte um in jene roten Augen zu blicken welche ihn seit Jahren in seinen Träumen verfolgt hatten. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)