Piraten, Rum und Mehr von Miwakosato1412 (BenShanks) ================================================================================ Kapitel 7: ----------- Ben öffnete die Augen, doch Shanks war nicht da. Er hätte schwören können, sein Käpt'n wäre nachts zu ihm geschlichen und hätte neben ihm gelegen. War es nur ein Traum? Ein leiser Seufzer entwich ihm und er vergrub sein Gesicht in den Kissen. Sie rochen nach Meer, Pfirsichshampoo und einer Spur Rum: Shanks. Bildete er sich das nur ein? Er hatte gelesen, dass es bei Gehirnerschütterungen durchaus zu Sinnestäuschungen kommen konnte. Doch wenn nicht, war Shanks dann wirklich hier gewesen? Und hatte er - Ben setzte sich auf - hatte Shanks es wirklich gesagt? Shanks blickte über die versteckte Bucht. Es war komisch wieder hier zu sein. Wieder Zuhause zu sein. Seit neun Jahren war das Meer seine Heimat gewesen und er hatte versucht nicht an Sparrow's Lair zu denken und doch schien alles weiter weg zu sein, als je zuvor. Er kannte alles und jeden und doch fühlte er sich fremd. Zuhause und doch irgendwie nur zu Gast. Gerne hätte er noch länger in Bens Armen gelegen, doch die Gefahr, dass Doc früher zur Visite vorbeikam und sie erwischte war zu groß. „Shanks!“ Er zuckte zusammen und sah zu seiner Mutter herüber, die mit verschränkten Armen und leicht schief gelegtem Kopf in der Tür stand. "Wäscht du dir, seit du Pirat bist nicht mehr die Ohren, oder warum muss man dich fünfmal ansprechen, damit du reagierst?" Eine Spur von Belustigung schwang in ihrer Stimme mit. „Nein, ich hab mal nachgedacht.“ meinte Shanks, auch wenn er sich eingestehen musste, dass er sich nicht mehr erinnern konnte, wann er das letzte Mal seine Ohren gereinigt hatte. „Oh, na dann lass dich nicht stören.“ kicherte sie. Shanks streckte ihr die Zunge raus. „Bäh!“ „Ich schneid' sie ab!“ drohte sie grinsend. Beide mussten lachen. Es hatte sich nichts verändert. Sich ruckartig aufzusetzen war eine dumme Idee gewesen, denn jetzt war ihm wieder schlecht. Ben saß in der Mitte des großen Bettes, sicherheitshalber den Eimer im Arm und versuchte sich auf etwas anderes zu konzentrieren. Wo war er überhaupt? Offensichtlich nicht auf der Red Force. Er blickte sich um. Der Raum war recht hoch und großzügig geschnitten. Zwischen den langen Vorhängen fiel etwas Licht in das Zimmer. Ben blinzelte, um die Gegenstände in den Regalen, auf den Tischen und auf dem Boden besser zu erkennen. Es waren Schiffsmodelle in allen Variationen. Buddelschiffe, welche von Pleamobil, ein paar von Leqo, dann wieder aufwendig gearbeitete Modelle und sogar ein paar, die man fernsteuern konnte. Über einem Bücherregal hing eine Karte der bekannten Welt. Neben dem Schreibtisch stand ein Globus, in dem lauter kleine Fähnchen in einer Reihe steckten, sie zogen sich über die Grand Line. Auf dem Tisch stand ein unvollendetes Modell und jede Menge feiner Werkzeuge. Ben war sich sicher, das Schiff zu kennen, konnte es jedoch gerade nicht zuordnen. Er sah zur Wand neben sich und zuckte vor Schreck leicht zusammen. Garp starrte ihn finster an. „Und? Was bedrückt dich so sehr, dass es dich schon früh morgens aus dem Bett deines Geliebten treibt, Shanksylein?“ Shanks starrte sie verdattert an und wurde rot. „Was?“ „Ach, jetzt tu nicht so! Dein Bett sieht noch genauso aus wie gestern Abend und erzähl mir nicht, du hättest einfach gelernt wie man ein Bett macht! Ich hab gesehen, wie du vorhin aus dem Zimmer geschlichen bist.“ „Aber er ist nich' - also... das is' kompliziert...“ Sie seufzte leise. „Das ist es immer, Shanksylein.“ „Und warum tut man sich dann sowas an?“ Murmelte er leise und lehnte sich gegen das Balkongitter. „Was ist denn so kompliziert? Vielleicht kann ich dir ja noch einen guten Rat geben?“ „Glaub ich nicht.“ „Na hör mal! Immerhin hab ich jedes komplizierte Problemchen deiner Schwestern mitgekriegt und drei von ihnen sind schon verheiratet!“ „Ja, aber das sind Mädchen.“ „Na ja, wer bei dir und... Also wer bei euch zwei die Hosen anhat ist wohl offensichtlich!“ „Echt?“ „Beim Letzten hattest du sie schließlich auch nicht an, daher ist es wohl...“ Shanks hörte ihr nicht mehr richtig zu. Beim Letzten. Sein Brustkorb schnürte sich zusammen. Stimmt ja, bei seinem letzten Besuch war er noch dabei gewesen. Vor einigen Jahren hatte die Marine Poster und Actionfiguren ihrer bekanntesten Kapitäne, Vizeadmiräle und so weiter herausgegeben und nun starrte Garp ihn von einem eben solchen Poster an. Neben ihm hing Bens ehemaliger Mentor, Sengoku und auf einem kleinen Regalbrett stand ein Marinesoldat neben dem anderen. Er wusste, dass es auch eine Serie mit ihm als Figur gab, doch das hier war die erste, also bestimmt 10 Jahre alt. Er wandte den Blick wieder ab. Wo war er hier bloß hingeraten? Erst jetzt bemerkte er, dass das große Bett in dem er saß, die Form eines Schiffes hatte. Daher war es wohl für ein Kinderzimmer auch so riesig, das Kind konnte noch hineinwachsen. Er setzte sich auf die Bettkante, um langsam aufstehen zu können. „Und jetzt hast du dich in ihn verliebt, weißt aber nicht ob und wie du es ihm sagen sollst, weil er bis vor ein paar Wochen noch glaubte absolut hetero zu sein. Und du hast Angst, ihn dadurch womöglich als Vize und guten Freund zu verlieren... schwierige Sache...“ Fasste sie den Bericht ihres Sohnes zusammen. „Siehst du? Alles scheiße!“ „Solche Worte will ich hier nicht hören!“ Shanks sah sie zweifelnd an. „Was soll ich nur tun?“ Es tat unglaublich gut endlich mal mit jemandem darüber reden zu können, auch wenn es ihn noch nicht weiter gebracht hatte. Sie strich ihm sanft über den Rücken. „Lass ihm Zeit...“ „Aber nicht zu viel, sonst ist er weg!“ meldete sich eine Stimme zu Wort. „Jetzt sei nicht so gemein, Jordan! Du machst ihm doch nur Angst!“ „Genau, bei einer jungen Liebe muss man geduldig warten, bis die Triebe sich vermehren! Man kann sie nicht hetzen!“ „Oh, Josephine! Du Romantikerin!“ kicherte eine Vierte. „Aber eins muss man dir lassen, Shanksy, Geschmack haste! Selbst mit Gehirnerschütterung sah der noch ziemlich gut aus, wie er da auf dem Rasen lag...“ Alle fünf kicherten und kamen nun auch auf den Balkon. „Jordan, Jenny, Josephine, Joyce, Jacky! Habt ihr uns etwa belauscht?“ „Aber Mama, doch nur, weil wir uns um unseren kleinen Bruder sorgen!“ Jetzt scharten sie sich um ihn. „Und Shanks, hast du so richtig Schmetterlinge im Bauch?“ - „Möchtest du nur noch bei ihm sein?“ - „Kriegst du keinen Bissen herunter, weil du ständig an ihn denken musst?“ - „Träumst du nachts von ihm?“ - „Ist er so gut im Bett, wie er aussieht?“ Shanks wurde rot. „Was?!“ „Jacky!“ „Och, kommt schon, dass woll'n wir doch alle wissen!“ Shanks biss sich auf die Unterlippe. Er hatte weder Appetitlosigkeit, noch Schmetterlinge im Bauch und ob er schon mal von Ben so geträumt hatte, wie seine Schwestern sich das vorstellten, wusste er nicht sicher. War er wirklich verliebt? Ben fuhr sich mit der Hand über die geschlossenen Augen. Aufstehen war eine dämliche Idee gewesen. Jetzt lag er auf dem Boden, die Beine auf dem Bett und versuchte seinen Kreislauf wieder einigermaßen in Gang zu kriegen. Das vielleicht einzig positiv Erwähnenswerte war, dass er den Eimer diesmal nicht gebraucht hatte. „Geh zu ihm, Shanksy!“ „Liebe gedeiht nicht ohne Präsens!“ „Ja, und dann küss ihn wach, wie im Märchen!“ Alle begannen zu kichern, bis auf Shanks, der sich etwas überfordert fühlte. „Aber, aber-“ „Kein aber! Auf mit dir!“ „Aber wenn Doc kommt...“ Sie sahen sich an. „Keine Sorge, den halten wir schon auf!“ Vielleicht sollte er einfach versuchen ins Bett zu klettern? Aber was wenn ihm dann wieder schwindelig wurde und er sich nochmal den Kopf stoßen würde? Es grenzte ja fast an ein Wunder, dass er gerade nicht schon wieder auf seinen Schädel gestürzt war. Er schloss erst einmal die Augen und ruhte sich aus. Doch die Ruhe währte nicht lange, denn Shanks kam herein und schrie vor Schreck, Ben auf dem Boden liegen zu sehen, laut auf. Ben versuchte, ihn einfach zu ignorieren, gerade hatte er keinen Nerv für Shanks' laute Art. Also blieb er mit geschlossenen Augen auf dem Boden liegen. Shanks starrte ihn entsetzt an. „B- Ben?“ Keine Reaktion. Er kniete sich neben ihn. „Bist du tot?!“ „Ja, Käpt'n. Ich bin tot.“ „Du Arsch!“ Ben blinzelte zu ihm hinauf. „Hey, man spricht nicht schlecht über Tote.“ Shanks lächelte ungewöhnlich matt. „Warum liegst du auf dem Boden?“ „Lange Geschichte...“ Shanks legte sich neben ihn. „Ich hab Zeit.“ Ben blickte zu ihm herüber. Eigentlich hatte er keine große Lust ihm zu erzählen, wie er zu Boden gegangen war. „Is' aber nich' sehr bequem..." Stellte Shanks fest. "Also... wo wolltest du hin?“ „Was?“ „Na ja, ich nehm mal an, du wolltest aufstehen, aber dein Kreislauf nich'... und deshalb liegst du jetzt hier! Hey, jetzt sieh mich nich' so an, als wär's total überraschend, dass ich darauf gekommen bin! War ja schon offensichtlich... Außerdem meinte Doc, sowas würd' passieren.“ fügte er etwas kleinlaut hinzu. Ben lachte und fuhr Shanks durch die Haare, dabei fiel ihm etwas auf: „Wo ist dein Hut?“ „An der Garderobe. Mama meint, Hüte trägt man nur draußen.“ „Deine Mutter? Dann sind wir bei ihr Zuhause?“ „Jup, das hier ist mein Kinderzimmer.“ Ben stutzte. „Da hängen Marineposter.“ Shanks zuckte mit den Schultern. „Ich wollte früher zur Marine.“ Ben setzte sich ruckartig auf. Wieder keine gute Idee. Sterne blitzten vor seinen Augen und Shanks verschwamm in seinem Blick. Der Rothaarige kam ihm rasch zur Hilfe und beförderte ihn erst einmal ins Bett, etwas in dem er mittlerweile Übung hatte, wenn auch meist aus anderem Anlass. „Du bist wirklich noch nich' wieder ganz da, oder?“ fragte er besorgt und strich Ben eine lange Strähne aus dem Gesicht. Sein Vize griff nach seiner Hand und sah ihn einfach nur an. Normalerweise war er es, der Shanks' verschmitzten, dunklen Augen nicht sonderlich lange stand hielt, doch diesmal blickte sein Käpt'n als erster zur Seite. Zu den kleinen Figuren, die neben Bens Kopf auf einem Regal standen. „Als ich klein war, fand ich die Marine... cool.“ Begann er und merkte wie Ben ihn musterte, während er ohne ihn anzusehen weitersprach. „Aber wenn man auf dieser Insel aufwächst, merkt man schnell, wie wenig die Marine doch ausrichten kann. Und als Roger dann hier aufgetaucht ist, hab ich mich auf sein Schiff geschlichen und bin mit zur Grand Line gesegelt. Ich dachte, wenn nicht die Marine wirklich Gerechtigkeit umsetzt, weil sie lieber der Gerechtigkeit des Geldes und der Macht nachgeht, dass es vielleicht Piraten wie Roger tun.“ Eine kurze Pause trat ein, in der Beide die Poster von Garp und Sengoku betrachteten. „Ich hab bis zum Rang eines Kapitäns gebraucht, bis ich das gemerkt habe.“ Meinte Ben. „Was hat dich darauf gebracht?“ Ben seufzte. „Das ist keine schöne Geschichte...“ Shanks legte sich neben ihn, seine Arme und seinen Kopf jedoch auf Bens Brust und sah ihn ernst an. „Das hast du schon mal gesagt. Du behauptest immer, du wirst sie mir ein anderes Mal erzählen, also warum nicht jetzt? Im Moment kannst du doch eh nur hier rumliegen und nichts anderes tun.“ Ben musterte ihn. Er wollte es ihm nicht erzählen, nicht seinetwegen sondern, da er genau wusste, dass Shanks das Ganze vermutlich noch härter treffen würde, als ihn damals. „Was wenn Doc kommt, und uns so sieht?“ „Oh, keine Sorge, meine Schwestern meinten, sie würden ihn aufhalten.“ grinste Shanks. „Schwestern?“ „Jup, fünf. Eine hast du schon gesehen, sie stand neben mir, als du dich gestern zum Affen gemacht hast.“ Ben ignorierte Shanks' Stichelei und versuchte sich zu erinnern. „Die, mit der du auch getanzt hast?“ „Jup, Jacky.“ „Wow.“ Fiel Ben dazu nur ein, schließlich war sie eine ziemliche Schönheit, oder zu mindestens schön genug ihn ganz schön eifersüchtig zu machen. „Wow?“ Wiederholte Shanks. „Was soll das denn heißen?“ „Na, wow eben.“ „Und „wow eben“ bedeutet?“ Shanks pickte ihm mit einem Finger in der Wange rum. „He, lass das!“ „Du findest sie hübsch, oder?“ „Ja, und?“ Shanks wusste nicht, was er antworten sollte, also legte er seinen Kopf auf Bens Brust und schmollte. „Na ja, wenn sie nicht hübsch gewesen wär', hättest du mich wohl kaum eifersüchtig machen können...“ „Was hättest du denn gedacht, wenn sie hässlich gewesen wär?“ Ben überlegte kurz. „Dass du einen ziemlich komischen Geschmack hast... und dann hätt' ich mir Sorgen gemacht, ob ich vielleicht genau so hässlich bin und es mir nur noch keiner gesagt hat.“ Shanks lachte und beugte sich über ihn, sodass sich ihre Nasen fast berührten. „Klar bist du hässlich, du hast nich' mal Augenbrauen!“ „Tja... deshalb krieg' ich wohl nur 'nen Rothaarigen ab!“ Beide mussten lachen. Und Shanks fragte sich, wie er vorhin noch daran hatte zweifeln können, was er für Ben empfand. „Ben, ich...“ Beide blickten sich in die Augen. Shanks lag noch immer halb auf ihm, während Ben ihm nun durch das Haar strich. Shanks holte tief Luft: „Fünühinethiiiiii.“ Ben blinzelte verwundert. Verzweifelt blickte Shanks ihn an, während sein Gesicht immer mehr die Farbe seiner Haare annahm, dann vergrub er sein Gesicht zwischen Bens Kopf und seiner Schulter. Sein Vize strich ihm leicht über den Rücken, kraulte ihn mit der anderen Hand im Nacken, drehte seinen Kopf zu ihm und flüsterte in sein Ohr: „Ich dich auch.“ Shanks hatte das Gefühl, die Welt um ihn würde still stehen. Er brauchte einige Momente um zu realisieren, was Ben gesagt hatte. Zu begreifen, was er damit gemeint hatte. Hatte er das gemeint, was Shanks gemeint hatte? Er hob den Kopf und sah Ben an. Sein Blick ließ keinen Raum für Zweifel. Sie wussten selbst nicht, wie lange sie sich so angesehen hatten, bis sie sich endlich küssten. Nur, dass dieser Kuss auch für immer hätte dauern können, ohne das sie Gefühl gehabt hätten, etwas zu verpassen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)