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Hundertzwanzig

von

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86. Seeing Red – Rot sehen

Geschichtliche Anspielung, Farbensymbolik. Vielleicht hätte ich den Begriff nicht ganz so wörtlich nehmen sollen...?
 

86. Seeing Red – Rot sehen
 

Raivis öffnete morgens die Augen und seine Zimmerdecke war rot. Das war seltsam, dachte er überrascht. Seine Decke war immer irgendwie beige-weiß gewesen. Dennoch machte er sich darüber noch keine so großen Sorgen.

Er stand auf, ging in die Küche und füllte eine Schüssel mit Haferflocken. Rote Haferflocken. Er übergoss sie mit einem Schwall roter Milch aus dem Kühlschrank und setzte sich an den Tisch. Während er bedächtig kaute, überlegte er, was mit ihm los war. Vielleicht waren seine Augen nicht in Ordnung. Vielleicht sollte er zum Arzt gehen.

Nachdem er seine roten Haferflocken gegessen hatte, stand er auf und stellte die mittlerweile ebenfalls rote Schüssel auf die rote Spüle. Die Blumen auf der Fensterbank könnten wieder Wasser gebrauchen. Er drehte den Wasserhahn auf und füllte ein Glas mit rotem Wasser. Die Blumen waren ebenfalls rot, dabei waren es Veilchen. Besorgt sah Raivis zu, wie das Wasser in der roten Erde versickerte. Irgendetwas ging hier vor. Und es war sicher nichts Gutes.

Plötzlich fror er, obwohl er sich nicht erklären konnte, wieso. Er ging in den Flur und griff zum Telefon. Resignierend stellte er fest, dass es ebenfalls rot war.

Nach dem vierten Tuten meldete sich Toris am anderen Ende der Leitung. „Ja?“

Sveiki“, sagte Raivis.

„Raivis! Was gibt es?“

„Ich sehe alles rot.“

Toris schwieg einen Moment lang verwirrt. „Was meinst du?“

„Na, alles ist rot“, wiederholte Raivis und begann, aufzuzählen. „Das Telefon, die Schnur vom Telefon, die Kommode, meine Jacke, die Wände, der...“

Er hatte der Spiegel sagen wollen, aber eigentlich war der Spiegel selbst nicht rot. Dafür war es alles, was er spiegelte. Die Wand, der Teppich auf dem Boden, der Hörer, den Raivis in der Hand hielt. Und natürlich Raivis selbst.

„Vielleicht bist du krank“, sagte Toris besorgt. „Vielleicht ist es etwas mit deinen Augen, Raivis.“

„Hab ich auch schon gedacht“, murmelte Raivis und warf einen Blick aus dem Fenster. Draußen fuhr ein rotes Auto auf der roten Straße durch die rote Landschaft. Es kam schnell näher.

„Oder vielleicht geht etwas bei dir vor, von dem du noch nichts weißt, Raivis“, sagte Toris am anderen Ende und klang zunehmend ängstlicher. „Vielleicht ist es eine Vorahnung für irgendetwas.“

„Hmm“, machte Raivis nur. Das rote Auto hatte angehalten und Ivan stieg aus. Er trug einen roten Mantel und eine große, rote Flagge über der Schulter. Als er Raivis sah, winkte er fröhlich. Danach machte er sich mit seiner Flagge auf den Weg ums Haus herum. Sicher kam er zur Tür, dachte Raivis.

„Vielleicht wird bald etwas passieren“, sagte Toris angespannt.

„Ja“, sagte Raivis und nickte. „Ich weiß auch schon, was.“

Es klingelte an der roten Tür und er legte den roten Hörer auf.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Gokiburi
2011-04-18T20:28:10+00:00 18.04.2011 22:28
Bäng ! ~

Kommunismus !

Ich würde in soner' Situation einem Herzinfarkt erliegen und niemals so ruhig wie Raivis bleiben.
Der ist so naiv,dass es schon wieder süß ist :3


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