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Hundertzwanzig

von

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66. Suicide – Selbstmord

(...ich habe 120 Begriffe, und der erste, den ich bearbeite, ist "Selbstmord"? Was bin ich doch für eine positiv eingestellte Person.)
 

66. Suicide – Selbstmord
 

Das Gras unter Toris' Füßen war trocken und federte leicht. Seine Kleider waren bereits durchgeschwitzt. Das grobe Hemd scheuerte über eine frische Wunde an seinem Rücken. Er hätte dem Schwerthieb ausweichen sollen, dachte er, aber Gilbert hatte ihn erwischt. Sein eigenes Schwert hatte er verloren, also war ihm nichts anderes übrig geblieben, als zu fliehen.

„Bleib stehen, Heide! Ich kriege dich sowieso!“

Das Land stieg an. Toris kannte sich hier nicht mehr aus, außerhalb des dichten Waldes. Atemlos kämpfte er sich eine Anhöhe hinauf, von der er glaube, sie gehöre zu einem Berg. Er erkannte seinen Irrtum erst, als er oben ankam und abrupt anhalten musste. Vor ihm fiel eine steile Klippe ab, mindestens sechs Meter in die Tiefe. Es ging nicht weiter.

„Da bist du ja, Heide! Hab ich dich!“

Gilberts meckerndes Lachen drang durch die Luft, die von Rauchschwaden durchzogen war. Toris atmete schwer und versuchte, den Schmerz in seinem Rücken zu ignorieren. Seine Gedanken drehten sich im Kreis. Gilberts Leute hatten das Dorf verwüstet, die Felder angezündet und Toris selbst in die Enge getrieben. Er überlegte kurz, ob er an der Klippe entlang laufen sollte, doch es hatte keinen Sinn. Er saß in der Klemme. Langsam drehte er sich um.

Gilbert tauchte vor ihm auf. Das weiße Banner mit dem pechschwarzen Kreuz seines Ordens wehte hinter ihm im Wind. Er hielt sein Schwert in der Hand, als hätte er nie etwas anderes getan, als zu kämpfen – dabei war er noch ein Kind, nicht älter als Toris selbst. Sein breites Grinsen entblößte seine fehlenden Milchzähne vorne.

„Wusste ich's doch, dass ich dich irgendwann kriege, Heide! Und jetzt ergibst du dich besser. Du kannst sowieso nicht mehr weg hier!“

Er lachte laut auf und Toris wusste, dass er Recht hatte. Zitternd wich er einen Schritt zurück. Ihm blieb keine Wahl, als sich Gilbert zu ergeben oder zu springen.

Springen.

Sehr langsam drehte er sich wieder um und sah hinunter. Ihm wurde schwindelig und er taumelte leicht. Noch immer hörte er Gilberts Lachen hinter sich. Ein spöttisches, verbittertes Lächeln zog über Toris' Gesicht. Er würde sich nicht ergeben. Niemals. Mit zitternden Händen griff er nach den magischen Steinen und Talismanen um seinen Hals und drückte sie.

Mögen die Götter mir Kraft geben...

„Dreh dich um!“, höhnte Gilbert hinter ihm. „Komm schon!“

Toris schloss die Augen und sprang. Gilberts Lachen brach in einem verwirrten Keuchen ab. Dann wurde es still.
 

„...ej. Eeeej! Wach auf da!“

Etwas stieß in seine Seite. Verwirrt öffnete Toris die Augen. Er fühlte sich, als habe er sich gerade alle Knochen gebrochen. Jemand beugte sich über ihn, ein Junge mit dünnen, blonden Haaren und einem kurzen Cape mit Pelzbesatz. Er hatte besorgt die Stirn gerunzelt.

„Was hast du dir denn dabei gedacht, hä? Du hättest total tot sein können! Ist doch Selbstmord, da runter zu springen, aber totalnie!“

Toris wollte etwas sagen, aber er konnte nicht sprechen. Er hatte Angst, sich zu bewegen. Sicher würden die dumpfen Schmerzen in seinem ganzen Körper nicht gerade schwächer werden, wenn er sich rührte.

„Ich kann voll nicht verstehen, was du dir dabei gedacht hast!“, fuhr der Junge fort, der offenbar keine Antwort erwartete, sondern sich damit begnügte, vor sich hin zu lamentieren. Er schnaufte und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn. „Du bist unsterblich, hast du das vergessen? Wie kommt man da auf die Idee, sich umzubringen? Also wirklich! Und außerdem, wer hat dir erlaubt, auf meinem Gebiet Selbstmord zu begehen? Hä? Ich jedenfalls nicht! Also wenn du...“

„He!“, rief eine Stimme aus dem Hintergrund und Toris zuckte zusammen. Also verfolgte Gilbert ihn immer noch? Instinktiv versuchte er, sich aufzurichten, aber Schmerzen zuckten durch seinen Körper und er gab mit einem Wimmern auf.

„Jetzt bist du aber total verrückt“, murrte der Junge vor ihm. „Bleib gefälligst liegen, ja?“

Toris' Herz schlug ihm bis zum Hals. Er hätte dem Jungen gern erklärt, dass er nicht bleiben konnte, aber dieser stand wortlos auf und wandte das Gesicht Gilbert zu, der irgendwo hinter Toris stehen musste.

„Hey, du. Der da auf dem Boden gehört mir.“

„Eeej, wie soll er dir gehören? Er ist doch kein Gegenstand.“

Gilbert lachte auf. „Du hast keine Ahnung, wer das ist, oder?“

„Nee“, gab der Junge unverblümt zu. „Wer denn?“

„So ein gemeingefährlicher Heide.“

Toris versuchte erneut, sich aufzurichten, aber er konnte sich nicht bewegen. Der Junge schwieg einen Augenblick lang, bevor er unbeeindruckt fortfuhr.

„Das hier ist mein Gebiet, klar? Hier werden keine Heiden umgebracht ohne meine Erlaubnis. Totalnie.“

„Dein Gebiet?“, echote Gilbert. „Wer bist du denn, bitteschön?“

Toris hörte das Lachen des Jungen hinter sich. „Du darfst mich Lord Polska nenne. König von Osteuropa!“



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  Gokiburi
2011-04-09T23:38:29+00:00 10.04.2011 01:38
Wooooob ^•^ !
Endlich mal eine neue FF von dir :>

Der Titel kam mir schon sehr bekannt vor :'D
Ich find die Idee mit den Oneshots einerseits toll,
aber sind 120 nicht etwas zu viel ? :o

Also so nicht das du unkreativ wärst oder derartiges..nur ich würde nachdem 2. Kapitel kein Bock mehr haben...¬_¬

Achja..Zurück zur FF !

Bei der Vorstellung von Gilbert mit augefallenen Milchzähnen,muss ich unweigerlich an eine zahnlose Oma mit weißen Haaren denken xD

Aber süß,dass Feliks Toris beschützt,obwohl er ihn nicht einmal kennt :)

Freue mich auf mehr ! °3°


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