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Sakura

Damals unter dem Kirschbaum
von

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Tomas

Die heiße Mittagssonne stand schon hoch am Himmel als Tomas erwachte. Mühsam öffneten sich seine Lider, die gleißenden Sonnenstrahlen blendeten seine Augen und er schloss sie reflexartig. Mit nur halb geöffneten Augen wagte er einen erneuten Versuch, dem verlockenden Schlaf zu entkommen. Immerhin war ja heute die Oak-City Fair, für die er sich extra frei genommen hatte. Jeden Sommer fand dieses Fest unter dem Blätterdach des alten Kirschbaumes statt. Jeder Bewohner von Oak-City, einer kleinen Stadt in England nahm daran Teil, so auch Tomas,ein 24-jähriger Angestellter.

Langsam stemmte er sich aus dem Bett und torkelte zu seinem großen Kleiderschrank. Wie ein Blinder tastete er nach frischer Kleidung. Als er die passenden Kleidungsstücke endlich gefunden hatte, lief er in sein Badezimmer und lehnte sich über das Waschbecken. Hastig bildete er mit seinen Händen eine Schale und goss sich das kühle, klare Wasser über sein Gesicht.

Dann duschte er sich ausgiebig, zog die Kleidung, welche er auf die mattweißen Badezimmerfließen geworfen hatte, an und betrachtete sich kurz im Spiegel. Seine walnussbraunen Haare hingen ihm wild zerstrubelt ins Gesicht, als hätte er die letzten Stunden in der Wildnis verbracht. Eilig strich er sie mit seinen Händen aus dem Gesicht, warf einen letzten Blick auf sein Spiegelbild und verließ dann das Badezimmer um sich einen Kaffee zuzubereiten. Während die Kaffeemaschine ihre Arbeit verrichtete, starrte er mit leerem Blick auf die Ockergelbe Küchenwand. In seinem Kopf war er schon ganz beim Markttag, ging im Geiste durch die ganzen bunt geschmückten Stände, trank mit imaginären Menschen ein paar Bier und flirtete mit Mädchen die seiner Fantasie entsprungen waren.
 

Der Geruch des frischen, dampfenden Kaffees holte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit.

Er blinzelte ein paar Mal, die letzten Fetzen des Fantasiebildes vertreibend, nahm seine blaue Tasse in die Hand und trank ein paar Schlücke von dem warmen Gebräu. Er spürte, wie sich die Wärme in seinem Körper ausbreitete und betrachtete eingehend seine Kaffeetasse.

Vor dem königsblauen Hintergrund erhob sich eine Berglandschaft in deren Mitte ein brüllender Löwe stand. Die rote Sonne hüllte das Raubtier in ein diffuses Licht und ließ es stolz und majestätisch erscheinen. Die Tasse bekam er vor einigen Jahren von seiner Mutter geschenkt und noch immer wunderte er sich, wie jemand auf die geistlose Idee kam, jemandem eine Tasse zu schenken, auf der das falsche Sternzeichen abgebildet war. Seine Mutter müsste doch wissen, dass er kein Löwe, sondern eine Jungfrau war. Vielleicht passte ihr auch einfach nicht, dass ihr Sohn unter einem femininen Sternzeichen geboren wurde. Schon immer forderte sie ihn auf, ein richtiger Mann zu sein, zwang ihm diverse Kampfsportarten auf uns stopfte ihren Sohn mit Essen voll: Ihr Motto war: „Iss weiter! Du musst groß und stark werden, wie ein richtiger Mann!“

Als er mit 16 in jugendlichem Übermut vor sie trat um ihr mitzuteilen, er sei nun endlich keine Jungfrau mehr war sie jedoch nicht gerade gut gelaunt und verstieß ihren „perversen, unzüchtigen Sohn“ aus ihrem Haus. Dies störte ich jedoch nicht sonderlich, endlich war er sein eigener Herr und konnte tun und lassen was er wollte.
 

Schon wieder war er abgeschweift. Tomas, der ewige Träumer. Früher waren Träume sein einziger Schutz vor seiner Mutter, der einzige Schutz vor der Realität. Nun träumte er nur noch aus Langeweile und einer leichten Schwäche, sich länger als einige Minuten mit der Realität zu befassen.

Als er die Tasse vollständig ausgetrunken hatte, stand er auf und zog sich neue Kleidung an. In seiner Blindheit hatte er doch nicht das Richtige ausgewählt. Also ging er nochmals zum Kleiderschrank, zog ein grün-blau kariertes Hemd, ein Nirvana T-Shirt und eine verschlissene Jeans aus dem Regal und kleidete sich um. Ein kurzer Blick in den Spiegel, ein kurzer Blick auf die Uhr und schon war er auf dem Weg zum Festtagsgelände.

Oak-City Fair

Das Gelände, auf dem die Oak-City Fair abgehalten wurde, befand sich am nördlichen Ende der Stadt. Vor dem Kirschblütenhügel erhoben sich ein paar dutzend kleinere und größere Zelte in Bonbonfarben. Alles war mit Lichterketten geschmückt und würde jemand in der Nacht vom Hügel aus auf das Gelände hinabblicken, so könnte er meinen unter ihm fände gerade eine Prozession von Glühwürmchen statt. Auch der Kirschbaum auf der Spitze des Hügels war festlich dekoriert und leuchtete in dezentem rosa und knalligem orange.

Es schien, als ob der Kirschbaum in voller Blüte stünde.

Schon von weitem konnte Tomas den Duft von gebrannten Mandeln, Popcorn und gegrilltem Fleisch erahnen, der das ganze Gelände durchzog. Je näher er kam, desto lauter wurde das Gewirr aus Stimmen, Musik, dem Gelächter kleiner Kinder, den Schreien der Achterbahnfahrer und dem Bimmeln der Lokomotive die ihre Kreise um das Gelände zog.

Tomas zog sein Handy aus der Hosentasche und rief seinen besten Freund Ricky an, der schon seitdem Vormittag auf dem Jahrmarkt war. Er musste einen Augenblick warten, dann ging Ricky endlich an sein Telefon und sie vereinbarten ein Treffen im großen Festzelt, welches sich auf dem Hügel befand. Es war ein riesiges Zelt aus schwerem, weißen Stoff. In dessen Mitte befand sich der Kirschbaum, welcher sich durch ein Loch in der Mitte des Zeltes dem Himmel entgegenstreckte.

Um den Stamm des alten Baumes waren Tische und Bänke aufgestellt, auf denen zahlreiche Besucher saßen und sich vergnügten.

Ricky saß zusammen mit ein paar Anderen an einem runden Holztisch in der Nähe des Kirschbaumstamms. Tomas lief eilig zu ihm, als er mit einer jungen Frau zusammenstieß. Sie war jung, höchstens Anfang zwanzig. Mit ihrer hellen Haut, der zierlichen Statur und den langen, blonden Haaren wirkte sie wie ein Engel auf Erden. Ihr Haar schien ihm wie ein Meer aus Weizenähren die sich im Wind hin und her wiegten, ihre wachen, lebendigen Augen waren so blau wie der Pazifik, so klar wie ein Bergsee und tiefer als der tiefste See. In diesem Moment war es um ihn geschehen, die Sekunden schienen vorbeizufließen wie Jahre, die Zeit schien still zu stehen. Endlich löste sich seine starre wieder, schüchtern lächelte er sie an, sie blickte ihm tief in seine goldbraunen Augen…und lief weiter. Sehnsüchtig blickte er ihr nach, hatte jedoch nicht den Mut, ihr zu folgen, mit ihr zu reden.
 

Er war eben nur in seinen Träumen mutig, nur in seinen Fantasien traute er sich, mit jeder Frau zu flirten. Warum nur? Warum konnte er nicht mutiger sein? Warum traute er sich nie, Frauen anzusprechen? Er müsste endlich über seinen Schatten springen, seine Angst besiegen…Es war ihm doch schon einmal gelungen!

Damals...mit 16...
 

"Hallo Tomas", schrie eine Stimme die vom Baum herzukommen schien. Sie zerstörte seine Gedanken und warf ihn wieder auf den Boden der Realität.

"Tomas, komm und setz dich zu uns! Steh nicht rum wie eine Statue, du bist doch zum feiern da, nicht zum träumen!" Tomas erkannte in der Stimme seinen besten Freund wieder.
 

Ricky stand vom Tisch auf und lief zu Tomas, während er diesen erneut aufforderte mit ihnen zu feiern. Tomas folgte ihm und sie feierten eine Zeit lang unter dem Blätterdach des alten Kirschbaums. Sie sangen zur Musik die aus Lautsprecher kam, die um den Stamm angereiht waren, machten Witze, erzählten sich die skurrilsten Geschichten und tauschten Neuigkeiten aus. Die Zeit flog in Windeseile davon und schon war es Mitternacht.

Einige der jungen Festbesucher waren es Leid, nur dazusitzen, zu trinken und zu reden, also standen sie auf und tanzten ausgelassen herum.
 

Tomas sah ihnen eine ganze Weile beim Tanzen zu, als er plötzlich eine kühle, filigrane Hand auf seiner Schulter fühlte. Wie in Zeitlupe drehte er sich um, zögerte kurz... Tief im Inneren hoffte er, dass diese Hand zu dem blonden Mädchen von vorhin gehörte. Sein Puls stieg an, er schickte noch ein Stoßgebet zum Himmel. Und dann drehte er sich endlich um.

Und wirklich: Es war der Engel, den er angerempelt hatte. Tomas wollte in die Luft springen, die ganze Welt umarmen, seine Freude laut aus sich herausschreien, es der ganzen Welt mitteilen. Doch er blieb ruhig, lächelte sie an und berührte ganz zärtlich die Hand auf seiner Schulter.

Sie blickte zuerst nur stumm in seine Augen, ließ ihre Blicke an ihm auf und abgleiten, lächelte ihn dann an und sagte:" Hallo, ich bin Jane. Ich komme aus dem Südviertel von Oak-City."

"Ich heiße Tomas", antwortete er und blickte sie innig an.

Wieder standen sie einige Zeit komplett in ihr Gegenüber versunken da, bis Tomas ihr zuvor kam und fragte: "Hast du Lust, mit mir zu tanzen?"

Sie willigte ein und gemeinsam betraten sie die improvisierte Tanzfläche.
 

Zuerst tanzen sie in einigem Abstand zueinander, näherten sich aber immer mehr einander an und tanzten schließlich eng umschlungen zu einem ruhigen, schwermütigen Lied. Gedankenverloren wühlte Tomas in ihrem weizenblonden Haar, welches im Licht des Kirschbaumes wundervoll schillerte und glänzte. Sie lehnte sich an seinen starken Schultern an und von weitem sah es fast so aus, als seien sie verschmolzen. Es schien als wären sie eine Person.
 

Sie blickten einander tief in die Augen und es brauchte keine Worte, sie verstanden einander blind. Arm in Arm verließen sie zuerst die Tanzfläche.

Sie durchquerten das Zelt und traten hinaus in die klare Sommernacht,

Der Mond schien hell am Himmelszelt und die Sterne funkelten um die Wette. Sie liefen eine Weile bis sie an eine vom Fest unberührte Stelle kamen. Sie legten sich ins Gras und blickten hoch zum Mond. Es schien eine Ewigkeit zu vergehen bis sie sich einander zudrehten und anlächelten. Er strich sanft über ihr blütenweißes Gesicht und beugt sich langsam zu ihr. Immer näher und näher kam er ihren Lippen, bis er sie fast mit seinen Eigenen berührte. Zuerst wich Jane erschrocken zurück doch nach einer Weile hielt sie ihn fest und küsste ihn leidenschaftlich. Sie blieben an der Stelle liegen, bis der Morgen graute.

Langsam erhob sich die Sonne am Horizont und tauchte den Himmel über Oak-City in ein sanftes rosa. Tomas schien es, als wäre der ganze Himmel eine einzige Kirschblüte. Er umarmte sie ein letztes Mal und verließ dann den Festplatz. Glücklich und Zufrieden sprang er herum und war richtig glücklich. Zuhause angekommen rief er sofort Jane an. Er musste eine Weile warten, bis sie endlich den Anruf annahm und ihm mit lieblicher Stimme mitteilte:

" Es war einfach wundervoll mit dir gestern!" "Fand ich auch," antwortete er und hakte gleich nach:" Was hast du die nächste Zeit so vor? Ich würde dich unglaublich gerne wieder treffen, es war einfach zu schön um es bei einem Treffen zu belassen..." "Tut mir Leid, ich haber nur wenig Zeit, vielleicht würde der Mittwoch gehen, ich weiß es aber noch nicht...Ich ruf dich an, sobald ich genaueres weiß!"

Sie verabschiedeten sich, Tomas legte auf und warf sich traurig auf sein Bett. Er verkroch sich tief in seiner grünen Baumwolldecke und fühlte sich einfach nur schrecklich. "Warum hat sie keine Zeit? Bin ich ihr nicht wichtig? Hat sie etwa einen anderen? Warum können wir uns nicht schon Morgen treffen? Ich muss sie sehen! Ich muss!" Betrübt schloss er seine Augen und dachte nur an Jane und ihr wundervolles, weizenblondes Haar.
 

Plötzlich wurde er durch das Läuten der Haustürklingel aus seinen Gedanken gerissen. Er rannte zur Tür, warf dabei sein halbes Inventar um und riss hastig die Haustüre auf, in der Hoffnung, Jane hätte es sich anders überlegt und wäre sofort zu ihm gefahren um ihn zu sehen. Doch welche Enttäuschung: Es war nur sein Kollege Ricky.

Ricky setzte sich im Wohnzimmer auf die braune Ledercouch und fragte Tomas:" Was war gestern los? Warum bist du einfach abgehauen ohne etwas zu sagen? Hast du etwa jemanden getroffen der wichtiger ist als deine Freunde?". Ricky lachte und ließ sich daraufhin alles über Jane erzählen. Er versank in nachdenkliches Gegrübel, redete leise mit sich selbst und sagte dann zu Tomas:" Schwierige Situation, in der du da steckst! Ich weiß nämlich warum sie dich so abgewiesen hat am Telefon! Mir ist eingefallen, dass sie aus einer sehr strengen, gläubigen Familie stammt. Der Vater, ein Geschäftsmann, sieht es nicht gerne, wenn seine Tochter mit Männern flirtet."

"Oh nein," schrie Tomas "dann kann ich es ja gleich vergessen! Dabei liebe ich sie doch so sehr! Sie kam mir vor wie eine Seelenverwandte, ich MUSS sie wiedersehen!"

"Triff dich mit ihr, sobald sie Zeit hat. Sei geduldig, hier nützt Eile nichts. Triff dich mit ihr, erzähle ihr von deinen Gefühlen und hoffe auf ein gutes Ende!", antwortete Ricky und holte sich eine Cola aus dem Kühlschrank. In schnellen Schlücken leerte er sein Glas und verabschiedete sich von seinem Freund.

Tomas blieb eine Weile auf dem Sofa sitzen und dachte über Rickies Worte nach. Er kam zu dem Schluss, dass Geduld wirklich die einzige Lösung war und stand auf.
 

Die nächsten Tage verbrachte Tomas mit warten und arbeiten. Er war Angestellter bei einer Immobilienfirma und hatte so genug Ablenkung von den Gedanken an Jane und den heiß ersehnten Anruf.

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Schon seit 3 Stunden saß Yuki wie versteinert vor seinem Computer. Konzentriert blickten seine dunklen Augen auf den Bildschirm. Dessen kaltes Licht gab Yukis karamellfarbener Haut einen seltsam bläulichen Teint. Mühsam erhob er sich aus seinem bequemen Ledersessel, durch querte das Wohnzimmer und nahm sich eine Dose Red Bull aus dem Schrank. Normalerweise bevorzugte er ja Kaffee, aber das brauchte ihm zu lange und er musste um jeden Preis wach bleiben. Er durfte ja nicht einschlafen, der Auftrag sollte ja bis Morgen fertig werden! Verträumt drehte er die blau-silberne Metalldose um ihre Achse und blickte zum Fenster hinaus. Seine Loft im 16. Stock eines Hochhauses besaß eine riesige Glasfront und bot ihm so einen unbeschreiblichen Blick über Tokio. Überall leuchteten Reklametafeln und Werbebanner, Menschen wuselten wie die Ameisen durch die Häuserschluchten der japanischen Großstadt. Überall herrschte reges Treiben.

Yuki fragte sich, warum keine dieser „Ameisen“ sich in dem Stadtlabyrinth aus Straßen, Gassen und Kreuzungen verirrte. Doch er fand keine Antwort, warf noch einen letzten Blick hinaus und lief wieder zurück zu seinem Schreibtisch.

Er schätzte den Luxus sehr, zu Hause seiner Arbeit nachgehen zu können. Jeden Tag zur Arbeit fahren zu müssen und eine fixe Arbeitszeit war nicht so sein Ding. Doch in letzter Zeit bereute er seinen Entschluss. Seit ein paar Wochen wurde er haufenweise mit Projekten überschüttet, sodass er fast unter dem Berg zu ersticken drohte. Die letzte Woche war ein einziger Arbeitsmarathon gewesen, Stunden und Tage verbrachte er vor dem Bildschirm. Endlich war ein Ende in Sicht, endlich war die verdiente Erholung zum Greifen nah.
 

Yuki musste nur noch den Auftrag für Dior fertig stellen, dann würde er sich endlich Ruhe gönnen können.

Flink hämmerten seine Finger auf die Tastatur ein, gewandt steuerte er mit der Mouse über den Bildschirm und veränderte seine Arbeit, bis er damit zufrieden war: Hier noch andere Farben, dort eine andere Naht, die Knöpfe an den Ärmeln könnte er auch noch verändern…
 

Er arbeitete wie besessen bis in die Nacht hinein und vertiefte sich so sehr in seine Arbeit, dass er nicht einmal hörte, wie sich die Haustüre öffnete, um sogleich mit einem Knall wieder ins Schloss zu fallen.
 


 

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Eichiro öffnete schwungvoll die Wohnungstür, trat in den Flur ein und stieß energisch die Tür mit seinem Fuß zu.

Er zog seine dunkelbraune Jacke aus, hängte sie auf, zog die Lederschuhe aus und begab sich ins Wohnzimmer.
 

Heute war ein stressiger Arbeitstag gewesen, er hatte eine sehr anstrengende Sitzung am Vormittag gehabt, der ein internes Gespräch mit dem Team folgte. Es gab Momente in seinem Leben, da hasste der 30-jährige seinen Beruf!

Und Heute war genau so ein Moment. Am liebsten wäre er Designer, genau wie Yuki. Der konnte sein Leben frei bestimmen, der musste sich nicht mit Geschäftspartnern abplagen.
 

Eichiro betrat das helle Wohnzimmer und näherte sich Yuki. Dieser saß in seinem Bürosessel und wandte Eichiro den Rücken zu.

Langsam schlich sich Eichiro zum Sessel, packte Yuki und umarmte ihn innig.
 

Yuki wurde schlagartig aus seiner Trance gerissen, zuerst erschreckt und leicht verärgert, dann jedoch überglücklich darüber, dass Eichiro endlich zurück aus dem Büro war.

Er erwiderte die Umarmung und küsste seinen Freund sanft am Hals. Immer wieder küsste er den warmen, weichen Hals und arbeitete sich langsam zu den Lippen vor.

Sie küssten sich leidenschaftlich, vielen rückwärts auf das nahe Sofa und blieben eine Zeit lang eng umschlungen liegen. Es war wohlig warm und weich, auf Eichiro zu liegen und Yuki wünschte sich, er könnte für immer so liegen bleiben.

Verträumt fragte Yuki:“ Eichi, wie war dein Tag?“
 

Von einer Sekunde auf die andere änderte sich Eichiros Stimmung, wütend schob er Yuki von sich, sprang auf und schrie ihn an:“ Na wie wohl? Miserabel natürlich! Du kannst ja faulenzen und es dir bequem machen, du eingebildeter Modespinner! Ich kann den ganzen Tag mit Idioten verbringen, während du tun kannst, was dir gefällt!“

Mit weinerlichen Augen blickte Yuki zu ihm hinauf und schluchzte:“ Aber verstehst du denn nicht, dass ich beinahe jeden Tag an einem Auftrag arbeiten muss? Gerade als du zurückkamst war ich mitten in einem Auftrag, aber du musst mich ja immer ablenken. Versteh endlich, dass auch andere außer dir Stress kennen!“
 

Er stand vom Sofa auf und sah Eichiro in seine schwarzbraunen Augen. Sie wirkten kalt und starr, ein wütendes Flackern war in ihnen zu sehen.

Sanft berührte Yuki ihn an seiner Schulter und flüsterte weinerlich in sein Ohr: „ Warum musst du mich immer so verletzen?“

Er machte einen Schritt zurück und wiederholte den Satz noch einmal, dieses Mal jedoch viel energischer und verletzter:“ Warum musst du mich immer verletzen? Warum rastest du immer aus? Ich liebe dich doch, Eichi. Sind das etwa deine wahren Gefühle für mich?“
 

Yuki ging in die Küche und schenkte sich ein Glas Wein ein. Am Glas nippend überlegte er:

„Sollte ich mir eine Auszeit von ihm nehmen? Mir ein paar Wochen Ruhe gönnen?“

„Ich muss endlich von ihm loskommen, diese aggressive Art zerstört mich innerlich!“

„Doch…wie soll ich es ihm nur sagen? Wird er mich verstehen?“
 


 

Kurze Zeit später trat Eichiro beschämt vor ihn hin und bat Yuki um Verzeihung:" Es tut mir Leid, ich habe dich verletzt...Bitte verzeih mir, Liebling, ich will dich nicht verletzen, ich will dich nicht verlieren... Es kam einfach so aus mir raus..."

Er strich sanft über Yukis muskulösen Körper und verließ dann den Raum um schlafen zu gehen.
 

Yuki saß noch eine Weile auf dem Sofa und dachte nach:

Zwar akzeptierte er die Entschuldigung, trotzdem fasste er immer mehr den Entschluss, für ungewisse Zeit zu verreisen. Am besten weit weg von seinem aggressiven Lover. Nach Europa vielleicht, England zum Beispiel. Er könnte morgen sofort mit der Reise beginnen, Eichiro würde ja nicht da sein, der würde erst am Abend merken, was passiert ist. Dann könnte er ihn ja anrufen und aufklären. Eichi würde zuerst sicher ausrasten, doch nach einem Tag ohne ihn würde der sich sicher abkühlen und seinen Entschluss verstehen.
 

Mit diesen Gedanken betrat er das Schlafzimmer, schwang sich in sein Bett und schlief sofort ein.

Like a Fairytale...

Tomas wartete nun schon eine ganze Woche auf Janes Anruf…Leider vergeblich.

„Oh mein Gott, kann die nicht mal jemanden anrufen, ohne von ihrem Vater kontrolliert zu werden? Verdammt! Warum müssen solche Dinge immer mir passieren? Kann nicht einfach mal alles perfekt ablaufen? So wie im Film?“ Enttäuscht warf er sich auf sein Bett. Schwungvoll landete er auf der Matzratze, hörte ein lautes „Krach“ und lag einen Sekundenbruchteil später auf dem Boden. Benommen lag er in dem kaputten Bett, die Matratze hang durch wie eine alte Hängematte. Er rieb sich seinen Kopf und stellte fest:

„Heute ist Definitiv nicht mein Tag! Trotzdem…ein kaputtes Bett ist mir lieber als ein kaputtes Herz! Und meines ist gerade auf dem besten Weg, kaputt zu gehen…“
 

Plötzlich klingelte sein Handy. Eilig hechtete er aus der Matratzen-Hängematte und sprang zu seinem lautstark klingelnden Handy. Er nahm sofort ab und hörte Janes süße Stimme am anderen Ende der Leitung. Er machte einen Luftsprung und strahlte über das ganze Gesicht wie ein kleines Kind, wenn es die Geburtstags- und Weihnachtsgeschenke zusammen bekommt.
 

„Hallo, Tomas! Wie geht es dir? Hast du mich vermisst?“ fragte sie neckisch.

Er antwortete zuerst nicht, war immer noch ganz überrascht, brach die Stille nach ein paar Sekunden und sagte: „ Mir geht es gut…und natürlich habe ich dich vermisst! Ich wäre fast gestorben, ich habe gedacht, du hast mich vergessen…“

„Wie könnte ich dich vergessen? Nein, ich habe dich auch sehr vermisst, aber früher ging es nicht… Mein Vater…“

Es stimmte also, was Ricky erzählt hatte. Ihr Vater war wirklich ein so strenger Patriarch.

In diesem Moment waren all die Stunden des Wartens vergessen und glücklich überschwemmte er sie mit Fragen: „Und wie geht es dir so? Wann können wir uns wiedertreffen? Kannst du deinen Vater nicht anlügen?“
 

Jane zögerte kurz, blickte nach links, blickte nach rechts. Gut! Ihr Vater war immer noch weg, sie konnte also noch unbesorgt weitersprechen. Dann antwortete sie Tomas: „ Also, mein Vater geht bald auf Geschäftsreise, meine Mutter sieht Alles etwas lockerer und lässt mich bestimmt etwas mit dir tun! Wie das alles weitergeht, kann ich leider nicht sagen, aber mir genügt die Aussicht, dich bald wieder zu sehen!“ Sie kramte einen kleinen Kalender mit rotem Umschlag aus ihrer ledernen Handtasche. (Sie hatte eine ihrer Tasche immer bei sich, sie liebte Taschen.) Sie schlug den Kalender auf und schlug ihm vor, sie könnten sich nächste Woche treffen. Von Montag bis Donnerstag sei ihr Vater weg…

Tomas antwortete ihr: „ Toll! Ach, ich freue mich so, dich wieder zu sehen, deine goldenen Haare zu berühren, deine weiße, warme Haut auf meiner zu fühlen… Ich hätte montags ab 19:00 Zeit, ich erwarte dich beim alten Kirschbaum.“

Sie verabschiedeten sich und Tomas sprang glücklich in Richtung Küche. Das zerstörte Bett konnte warten, jetzt musste er erstmal diese Überraschung verdauen und etwas kräftiges Essen. Immerhin war er schon seit dem Morgen halb am verhungern, den Fraß aus der Firmenkantine konnte man vergessen!



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