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Sakura

Damals unter dem Kirschbaum
von

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Schon seit 3 Stunden saß Yuki wie versteinert vor seinem Computer. Konzentriert blickten seine dunklen Augen auf den Bildschirm. Dessen kaltes Licht gab Yukis karamellfarbener Haut einen seltsam bläulichen Teint. Mühsam erhob er sich aus seinem bequemen Ledersessel, durch querte das Wohnzimmer und nahm sich eine Dose Red Bull aus dem Schrank. Normalerweise bevorzugte er ja Kaffee, aber das brauchte ihm zu lange und er musste um jeden Preis wach bleiben. Er durfte ja nicht einschlafen, der Auftrag sollte ja bis Morgen fertig werden! Verträumt drehte er die blau-silberne Metalldose um ihre Achse und blickte zum Fenster hinaus. Seine Loft im 16. Stock eines Hochhauses besaß eine riesige Glasfront und bot ihm so einen unbeschreiblichen Blick über Tokio. Überall leuchteten Reklametafeln und Werbebanner, Menschen wuselten wie die Ameisen durch die Häuserschluchten der japanischen Großstadt. Überall herrschte reges Treiben.

Yuki fragte sich, warum keine dieser „Ameisen“ sich in dem Stadtlabyrinth aus Straßen, Gassen und Kreuzungen verirrte. Doch er fand keine Antwort, warf noch einen letzten Blick hinaus und lief wieder zurück zu seinem Schreibtisch.

Er schätzte den Luxus sehr, zu Hause seiner Arbeit nachgehen zu können. Jeden Tag zur Arbeit fahren zu müssen und eine fixe Arbeitszeit war nicht so sein Ding. Doch in letzter Zeit bereute er seinen Entschluss. Seit ein paar Wochen wurde er haufenweise mit Projekten überschüttet, sodass er fast unter dem Berg zu ersticken drohte. Die letzte Woche war ein einziger Arbeitsmarathon gewesen, Stunden und Tage verbrachte er vor dem Bildschirm. Endlich war ein Ende in Sicht, endlich war die verdiente Erholung zum Greifen nah.
 

Yuki musste nur noch den Auftrag für Dior fertig stellen, dann würde er sich endlich Ruhe gönnen können.

Flink hämmerten seine Finger auf die Tastatur ein, gewandt steuerte er mit der Mouse über den Bildschirm und veränderte seine Arbeit, bis er damit zufrieden war: Hier noch andere Farben, dort eine andere Naht, die Knöpfe an den Ärmeln könnte er auch noch verändern…
 

Er arbeitete wie besessen bis in die Nacht hinein und vertiefte sich so sehr in seine Arbeit, dass er nicht einmal hörte, wie sich die Haustüre öffnete, um sogleich mit einem Knall wieder ins Schloss zu fallen.
 


 

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Eichiro öffnete schwungvoll die Wohnungstür, trat in den Flur ein und stieß energisch die Tür mit seinem Fuß zu.

Er zog seine dunkelbraune Jacke aus, hängte sie auf, zog die Lederschuhe aus und begab sich ins Wohnzimmer.
 

Heute war ein stressiger Arbeitstag gewesen, er hatte eine sehr anstrengende Sitzung am Vormittag gehabt, der ein internes Gespräch mit dem Team folgte. Es gab Momente in seinem Leben, da hasste der 30-jährige seinen Beruf!

Und Heute war genau so ein Moment. Am liebsten wäre er Designer, genau wie Yuki. Der konnte sein Leben frei bestimmen, der musste sich nicht mit Geschäftspartnern abplagen.
 

Eichiro betrat das helle Wohnzimmer und näherte sich Yuki. Dieser saß in seinem Bürosessel und wandte Eichiro den Rücken zu.

Langsam schlich sich Eichiro zum Sessel, packte Yuki und umarmte ihn innig.
 

Yuki wurde schlagartig aus seiner Trance gerissen, zuerst erschreckt und leicht verärgert, dann jedoch überglücklich darüber, dass Eichiro endlich zurück aus dem Büro war.

Er erwiderte die Umarmung und küsste seinen Freund sanft am Hals. Immer wieder küsste er den warmen, weichen Hals und arbeitete sich langsam zu den Lippen vor.

Sie küssten sich leidenschaftlich, vielen rückwärts auf das nahe Sofa und blieben eine Zeit lang eng umschlungen liegen. Es war wohlig warm und weich, auf Eichiro zu liegen und Yuki wünschte sich, er könnte für immer so liegen bleiben.

Verträumt fragte Yuki:“ Eichi, wie war dein Tag?“
 

Von einer Sekunde auf die andere änderte sich Eichiros Stimmung, wütend schob er Yuki von sich, sprang auf und schrie ihn an:“ Na wie wohl? Miserabel natürlich! Du kannst ja faulenzen und es dir bequem machen, du eingebildeter Modespinner! Ich kann den ganzen Tag mit Idioten verbringen, während du tun kannst, was dir gefällt!“

Mit weinerlichen Augen blickte Yuki zu ihm hinauf und schluchzte:“ Aber verstehst du denn nicht, dass ich beinahe jeden Tag an einem Auftrag arbeiten muss? Gerade als du zurückkamst war ich mitten in einem Auftrag, aber du musst mich ja immer ablenken. Versteh endlich, dass auch andere außer dir Stress kennen!“
 

Er stand vom Sofa auf und sah Eichiro in seine schwarzbraunen Augen. Sie wirkten kalt und starr, ein wütendes Flackern war in ihnen zu sehen.

Sanft berührte Yuki ihn an seiner Schulter und flüsterte weinerlich in sein Ohr: „ Warum musst du mich immer so verletzen?“

Er machte einen Schritt zurück und wiederholte den Satz noch einmal, dieses Mal jedoch viel energischer und verletzter:“ Warum musst du mich immer verletzen? Warum rastest du immer aus? Ich liebe dich doch, Eichi. Sind das etwa deine wahren Gefühle für mich?“
 

Yuki ging in die Küche und schenkte sich ein Glas Wein ein. Am Glas nippend überlegte er:

„Sollte ich mir eine Auszeit von ihm nehmen? Mir ein paar Wochen Ruhe gönnen?“

„Ich muss endlich von ihm loskommen, diese aggressive Art zerstört mich innerlich!“

„Doch…wie soll ich es ihm nur sagen? Wird er mich verstehen?“
 


 

Kurze Zeit später trat Eichiro beschämt vor ihn hin und bat Yuki um Verzeihung:" Es tut mir Leid, ich habe dich verletzt...Bitte verzeih mir, Liebling, ich will dich nicht verletzen, ich will dich nicht verlieren... Es kam einfach so aus mir raus..."

Er strich sanft über Yukis muskulösen Körper und verließ dann den Raum um schlafen zu gehen.
 

Yuki saß noch eine Weile auf dem Sofa und dachte nach:

Zwar akzeptierte er die Entschuldigung, trotzdem fasste er immer mehr den Entschluss, für ungewisse Zeit zu verreisen. Am besten weit weg von seinem aggressiven Lover. Nach Europa vielleicht, England zum Beispiel. Er könnte morgen sofort mit der Reise beginnen, Eichiro würde ja nicht da sein, der würde erst am Abend merken, was passiert ist. Dann könnte er ihn ja anrufen und aufklären. Eichi würde zuerst sicher ausrasten, doch nach einem Tag ohne ihn würde der sich sicher abkühlen und seinen Entschluss verstehen.
 

Mit diesen Gedanken betrat er das Schlafzimmer, schwang sich in sein Bett und schlief sofort ein.



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