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Sakura

Damals unter dem Kirschbaum
von

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Tomas

Die heiße Mittagssonne stand schon hoch am Himmel als Tomas erwachte. Mühsam öffneten sich seine Lider, die gleißenden Sonnenstrahlen blendeten seine Augen und er schloss sie reflexartig. Mit nur halb geöffneten Augen wagte er einen erneuten Versuch, dem verlockenden Schlaf zu entkommen. Immerhin war ja heute die Oak-City Fair, für die er sich extra frei genommen hatte. Jeden Sommer fand dieses Fest unter dem Blätterdach des alten Kirschbaumes statt. Jeder Bewohner von Oak-City, einer kleinen Stadt in England nahm daran Teil, so auch Tomas,ein 24-jähriger Angestellter.

Langsam stemmte er sich aus dem Bett und torkelte zu seinem großen Kleiderschrank. Wie ein Blinder tastete er nach frischer Kleidung. Als er die passenden Kleidungsstücke endlich gefunden hatte, lief er in sein Badezimmer und lehnte sich über das Waschbecken. Hastig bildete er mit seinen Händen eine Schale und goss sich das kühle, klare Wasser über sein Gesicht.

Dann duschte er sich ausgiebig, zog die Kleidung, welche er auf die mattweißen Badezimmerfließen geworfen hatte, an und betrachtete sich kurz im Spiegel. Seine walnussbraunen Haare hingen ihm wild zerstrubelt ins Gesicht, als hätte er die letzten Stunden in der Wildnis verbracht. Eilig strich er sie mit seinen Händen aus dem Gesicht, warf einen letzten Blick auf sein Spiegelbild und verließ dann das Badezimmer um sich einen Kaffee zuzubereiten. Während die Kaffeemaschine ihre Arbeit verrichtete, starrte er mit leerem Blick auf die Ockergelbe Küchenwand. In seinem Kopf war er schon ganz beim Markttag, ging im Geiste durch die ganzen bunt geschmückten Stände, trank mit imaginären Menschen ein paar Bier und flirtete mit Mädchen die seiner Fantasie entsprungen waren.
 

Der Geruch des frischen, dampfenden Kaffees holte ihn wieder zurück in die Wirklichkeit.

Er blinzelte ein paar Mal, die letzten Fetzen des Fantasiebildes vertreibend, nahm seine blaue Tasse in die Hand und trank ein paar Schlücke von dem warmen Gebräu. Er spürte, wie sich die Wärme in seinem Körper ausbreitete und betrachtete eingehend seine Kaffeetasse.

Vor dem königsblauen Hintergrund erhob sich eine Berglandschaft in deren Mitte ein brüllender Löwe stand. Die rote Sonne hüllte das Raubtier in ein diffuses Licht und ließ es stolz und majestätisch erscheinen. Die Tasse bekam er vor einigen Jahren von seiner Mutter geschenkt und noch immer wunderte er sich, wie jemand auf die geistlose Idee kam, jemandem eine Tasse zu schenken, auf der das falsche Sternzeichen abgebildet war. Seine Mutter müsste doch wissen, dass er kein Löwe, sondern eine Jungfrau war. Vielleicht passte ihr auch einfach nicht, dass ihr Sohn unter einem femininen Sternzeichen geboren wurde. Schon immer forderte sie ihn auf, ein richtiger Mann zu sein, zwang ihm diverse Kampfsportarten auf uns stopfte ihren Sohn mit Essen voll: Ihr Motto war: „Iss weiter! Du musst groß und stark werden, wie ein richtiger Mann!“

Als er mit 16 in jugendlichem Übermut vor sie trat um ihr mitzuteilen, er sei nun endlich keine Jungfrau mehr war sie jedoch nicht gerade gut gelaunt und verstieß ihren „perversen, unzüchtigen Sohn“ aus ihrem Haus. Dies störte ich jedoch nicht sonderlich, endlich war er sein eigener Herr und konnte tun und lassen was er wollte.
 

Schon wieder war er abgeschweift. Tomas, der ewige Träumer. Früher waren Träume sein einziger Schutz vor seiner Mutter, der einzige Schutz vor der Realität. Nun träumte er nur noch aus Langeweile und einer leichten Schwäche, sich länger als einige Minuten mit der Realität zu befassen.

Als er die Tasse vollständig ausgetrunken hatte, stand er auf und zog sich neue Kleidung an. In seiner Blindheit hatte er doch nicht das Richtige ausgewählt. Also ging er nochmals zum Kleiderschrank, zog ein grün-blau kariertes Hemd, ein Nirvana T-Shirt und eine verschlissene Jeans aus dem Regal und kleidete sich um. Ein kurzer Blick in den Spiegel, ein kurzer Blick auf die Uhr und schon war er auf dem Weg zum Festtagsgelände.



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