Without a god without a guide von Verath ================================================================================ Kapitel 2: New Abilities and Dangers ------------------------------------ Kapitel 2: New Abilities and Dangers Jayden lief noch einige Zeit, bevor er sich wagte, stehen zu bleiben. Er war in die Tiefen des Waldes vorgedrungen, in dem nun noch beinahe Nacht herrschte. Wie lange es noch dauern würde, bis auch hier am feuchten Boden die ersten Lichtpunkte tanzen würden, konnte er nicht sagen. Seine Augen tränten und er zitterte am ganzen Körper. Nur langsam erholten sich seine Augen vom Sonnenlicht und er konnte wieder sehen. Seine Arme und Beine schmerzten leicht und als er seine Umgebung wieder halbwegs erkennen konnte, wusste er auch wieso. Sein T-Shirt und seine Hose waren größtenteils zerrissen und kleine unzählige Striemen und Kratzer waren zu sehen. Jay ließ sich auf den nassen und kühlen Grund sinken und wischte sich über die Augen um den Rest der Tränen wegzuwischen. Natürlich, Vampire vertrugen die Sonne ja nicht. Sollte das jetzt wirklich heißen, dass er sich nie wieder am Tag frei bewegen konnte? Es gab ja verschiedene Auffassungen über die Sonnenlichtempfindlichkeit der Unsterblichen. Die meisten sagten, sie würden zu Asche werden, sobald sie von den Strahlen erreicht wurden. Aber er hatte auch schon einmal gehört, dass die Vampire ‚nur‘ stark geschwächt wurden. Wie war das also bei ihm? Es hatte sich schrecklich angefühlt, als er der Sonne eben noch ausgesetzt war und das bei den wenigen, schwachen Strahlen am Morgen. Wie würde das erst in der heißen Mittagssonne werden? Er erinnerte sich an gemeinsame Schwimmbadbesuche mit seinem Bruder und seinen Freunden. Würde er so etwas jemals wieder machen können? Würde er sie überhaupt irgendwann wieder sehen können? Oder war er nun dazu verdammt, auf ewig in der Nacht zu leben und sich von Menschen fernzuhalten, wenn er sie nicht in die unmittelbare Gefahr bringen wollte, als seine Opfer zu enden? Plötzlich spürte der Schwarzhaarige heiße Tränen, die über seine Wangen liefen. Er wischte mit einer seiner Hände darüber und sah die Flüssigkeit fast entgeistert an. Er weinte? Dann konnte er es nicht mehr halten. Er begann zu schluchzen und vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Die Vorstellung seine Familie und Freunde nie wieder sehen zu können war einfach unerträglich für ihn. Wie sollte er ohne sie leben können? Ohne seinen Dad, ohne seinen Bruder, ohne Larc und Raven? Wie lange er schlussendlich so auf dem Waldboden gesessen hatte, konnte Jayden danach nicht mehr sagen, aber die Sonne war ein ganzes Stück gestiegen und einige Lichtpunkte waren auch schon bei ihm angekommen. Diese machten ihm jedoch nicht wirklich etwas aus. Er wischte sich fahrig über das Gesicht. Er hatte einen Entschluss gefasst: Er konnte nun noch Stunden hier einfach rumsitzen und seinem alten Leben nachweinen oder er würde einfach austesten, was sein neuer Körper konnte und aushielt und würde somit Klarheit darüber gekommen, ob er wieder zurück zu seinen Liebsten konnte oder nicht. Als erstes würde er wohl das Problem ‚Sonne‘ in Anlauf nehmen. Da dieses nun unmittelbar vor ihm stand, schließlich war es Tag. So streckte er seine Hand aus und wollte sie in einen der Lichtstrahlen halten, der durch das Blätterdach des Waldes schien. Jedoch stutzte er und hielt in seiner Bewegung inne. Er hatte sich doch an den Dornen vorhin verletzt. Wieso also, waren keine Kratzer mehr auf seiner Hand zu sehen? Er besah sich seinen Arm und seine Beine, dort, wo die Kleidung aufgerissen war. Nichts. Nur makellose Haut war zu sehen. Hieß das also, seine Verletzungen verheilten schneller als die von Menschen? Er erinnerte sich daran, dass der fremde Mann in der Nacht – der augenscheinlich ebenfalls ein Vampir war – ihn in den Hals gebissen hatte. Erneut befühlte Jayden seinen Hals. Nichts. Keine Bissspuren oder eine andere Verletzung waren zu spüren. Langsam wurde das alles doch etwas viel. All diese neuen Vor- und Nachteile seines Körpers. Der Schwarzhaarige schüttelte seinen Kopf. Jetzt musste er sich erst einmal auf sein größtes Problem konzentrieren. Er streckte seine Hand also weiter aus und einer der feinen Strahlen schien ihm direkt darauf. Es tat nicht wirklich weh und er wurde auch nicht zu Asche. Ein guter Anfang. Dann wagte er einen Blick hinauf zu den Baumkronen und der darüber versteckten Sonne. Er musste einige Male blinzeln und er spürte, wie seine Augen wieder leicht wässrig wurden. Da blickte er wieder weg. Allen Anscheins nach war es also nicht sein kompletter Körper, der so extrem empfindlich auf das Licht reagierte, sondern seine Augen. Auch auf der Lichtung waren es seine Augen gewesen, die ihm geschmerzt hatten, nicht sein Körper. Jedoch könnte es gut sein, dass auch seine Haut so ihre Probleme mit der Sonne hatte, nur eben nicht so stark wie seine Augen. Aber was könnte Jayden nun dagegen tun, dass seine Augen dem Licht nicht standhalten konnten? Er überlegte einige Zeit und entschied sich dann, erst einmal wieder etwas weiter zurück zu gehen. So stand er auf und merkte, dass seine Hose nun nicht nur zerrissen war, sondern auch noch nass. Ein herzzerreißendes Seufzen entkam seiner Kehle. Er machte sich also auf den Rückweg und merkte da erst, dass die Bäume und seine gesamte Umgebung um einiges schneller an ihm vorbei zogen als er es gewohnt war. Und das obwohl er vom Gefühl her recht gemächlich ging. Vielleicht war er nun auch schneller als früher? Verwundern würde es ihn nicht, da die Vampire in Filmen schließlich auch meistens schneller als Menschen sein konnten. Aber auch damit würde er sich erst später befassen. Ihm war eingefallen, dass er in seinem Zelt noch irgendwo eine Sonnenbrille rumliegen haben musste. Vielleicht würde eine solche seine Augen vor der Sonne abschirmen. Das einzige Problem würde sein, wie er erst einmal überhaupt zu seinem Zelt kommen sollte. Er war inzwischen beinahe am Waldrand angekommen und das Gras, die ganze Lichtung, die von der Sonne erhellt wurde, stach ihm in die Augen. Er kniff sie etwas zusammen, was aber nur mäßigen Erfolg mit sich brachte. Zur Sicherheit streckte Jayden seine Hand erneut aus, sodass etwas mehr Sonnenlicht auf sie fiel, doch schmerzen tat es ihm nicht, lediglich etwas unangenehm war es. Er konnte das Gefühl nicht wirklich beschreiben. Es fühlte sich fast so an, als ob man einen leichten Sonnenbrand hatte und weiterhin draußen war. Anscheinend hatte er also tatsächlich nicht zu befürchten, dass er zu Asche zerfallen würde. Das erleichterte ihn schon sehr. Immerhin hieß das, dass er Tagsüber nicht vor der Sonne fliehen musste, falls er die Empfindlichkeit seiner Augen noch verringern könnte. Nun musste sich der Schwarzhaarige also etwas einfallen lassen, damit er ohne größere Probleme in sein Zelt kam und seine Sonnenbrille suchen konnte. Er hatte eine recht gute Sonnenbrille mit ungefähr 80% Tönung. Also sollte sie nicht völlig nutzlos sein, falls sie überhaupt etwas brachte. Aber wie kam er nun bis in die Mitte der Lichtung? Einfach durchrennen? Nein, da würde er sicherlich gegen etwas laufen und das musste nicht sein. Ihm fiel ein, dass er doch eigentlich mit der Nase arbeiten könnte. Wie ein Hund, schoss es ihm durch den Kopf und er lächelte sarkastisch. Aber vielleicht würde es funktionieren. Er müsste sich doch nur auf etwas konzentrieren, das sich in seinem Zelt befand. Er schloss die Augen, was eine wahre Wohltat war, da er somit nicht mehr auf die helle Lichtung blicken musste und die Schmerzen weniger wurden. Er versuchte sich zu erinnern, ob er etwas mit einem unverkennbaren Geruch im Zelt hatte. Ja, hatte er. Ein Feuerzeug und in diesem befand sich Gas. Flüssiggas. Also atmete Jayden kräftig ein und versuchte, den unverkennbar prägnanten Geruch herauszufiltern, zu orten. Er brauchte einige Atemzüge, um die ganzen ‚unwichtigen‘ Düfte auszublenden und sich nur auf den typischen Gasgeruch zu konzentrieren. Er musste erneut einatmen, um ihn zu orten und sich ungefähr vorstellen zu können, wie er gehen musste. Nun war die Stunde der Wahrheit gekommen. Schützend legte Jay seine beiden Hände auf die geschlossenen Augen und ging vorsichtig in Richtung Lichtung. Er spürte nach einigen Schritten die Wärme der stetig steigenden Sonne auf seiner Haut, es fühlte sich unangenehm, aber nicht wirklich schmerzhaft an. Leider ging auch durch seine Hände und geschlossenen Lider etwas Licht durch, sodass die ganze Situation doch recht unangenehm für den jungen Mann wurde. Doch er gab nicht auf, konzentrierte sich nur auf den Weg, den er ging, versuchte nicht irgendwo anzustoßen. Wie es wohl aussehen musste, wenn ihn nun jemand sehen würde? Bestimmt sehr lächerlich. Wer ging auch schon freiwillig mit geschlossenen Augen über eine Lichtung? Unerwartet stieß Jayden an etwas, öffnete reflexartig die Lider. Gut nur, dass seine Hände die gefährlichen Sonnenstrahlen abschirmten, jedenfalls die meisten. Einige trafen auf seine Netzhaut und er fluchte verärgert auf. Schnell schloss er seine Augen wieder und versuchte, mit den Füßen einen Weg um das Hindernis zu finden, ohne zu sehen. Es dauerte etwas, aber schließlich konnte er ungehindert weitergehen. Er tippte darauf, dass es der umgefallene Baumstamm war, der ihm den Weg versperrt hatte. Schließlich orientierte er sich weiter am Gasgeruch und tastete sich vorsichtig zum Zelt vor. Dort angekommen musste er nun leider eine schützende Hand fortnehmen, um den Stoff aus dem Weg zu räumen und ging auf die Knie. Er kroch ins Zelt und stand nun vor dem nächsten, unbedachten Problem: Wie sollte er nun, ohne Sehsinn seine Sonnenbrille finden? Alles abtasten? Ein genervtes Stöhnen verließ seine Kehle und er tastete mit einer Hand nach seinem Schlafsack. Vom Eingang rechts neben dem Schlafsack musste eine Tasche sein. Dort sollte die Brille eigentlich sein. Jayden betete, dass sie dort auch war und öffnete die Tasche mühevoll mit einer Hand. Er kramte in dieser etwas herum und fand tatsächlich das Etui. Ein Lächeln erschien auf seinen Lippen und er holte die Sonnenbrille heraus. Leider musste er nun auch seine letzte Hand von den Augen nehmen, um sich die Brille aufsetzen zu können. Das wiederrum bedeutete Schmerz. Doch anders würde es nicht gehen. Ein letztes Mal durchgeatmet, dann setzte er so schnell er nur konnte die schützenden Gläser auf. Das Erste, was er merkte, war, dass der Schmerz nur Sekundenbruchteile anhielt, dann wieder größtenteils weg war, nur das unangenehme Gefühl blieb. Vorsichtig und langsam öffnete Jay seine Augen und musste diese gleich wieder schließen. Zwar taten sie nicht direkt weh, aber das Licht blendete ihn. Obwohl er hier im Zelt wenigstens ein bisschen vor der direkten Sonneneinstrahlung geschützt war. Er brauchte mehrere Anläufe, bis er seine Augen halbwegs offen halten konnte. Sie tränten erneut, jedoch nicht so schlimm wie noch vor wenigen Stunden. Sein gesamtes Blickfeld war dunkel durch die Sonnenbrille. Es erinnerte ihn etwas an die Farben, die er nachts sah. Er wischte sich kurz über die Augen und versuchte dann, sie etwas mehr zu öffnen. Es ging, auch wenn sie noch nicht vollständig aufgeschlagen waren. Das Lächeln, das zwischendurch dem Unwohlsein gewichen war, kam nun wieder zurück und wurde sogar breiter. Jayden freute sich unheimlich, dass seine Brille ihn vor den Sonnenstrahlen schützen konnte und er somit das Problem Nummer eins, Sonnenlicht, vorerst auf einen der unteren Ränge platziert hatte. Seufzend ließ er sich auf seinen Schlafsack fallen und überlegte. Was war nun das Nächste, dem er sich genauer widmen sollte? Vielleicht seinen ‚Heilkräften‘? Schließlich waren die ganzen kleinen Kratzer von den Ästen und Dornen weg. Und das auf so kurze Zeit. Jay richtete sich auf und nickte. Er wollte mehr über diesen neuen Körper erfahren. Denn wenn er seine Schwächen nicht kannte, konnte er sicher nicht zurück zu seiner Familie und seinen Freunden. Ein trauriger Ausdruck erschien auf seinem Gesicht. Er wollte so gerne zurück. Nun, da er vielleicht nie wieder zu ihnen konnte, vermisste er sie so schrecklich. Vor allem seinen Bruder. Cero. „Ach Cero, ich will wieder heim“, seufzte er. Sein Zwillingsbruder war ihm wirklich verdammt wichtig. Sie hatten irgendwie eine seltsame Beziehung, viel zu nett für Geschwister. Vielleicht lag es daran, dass sie Zwillinge waren, vielleicht auch nicht. Er konnte es nicht sagen, aber er wusste, dass er es nicht aushalten würde, ihn nie wieder zu sehen. Der traurige Blick wich einem entschlossenen. Und genau deshalb, eben weil er nicht ohne ihn und seinen Vater, seine Freunde konnte, musste er alles über diesen Körper herausfinden um sich so einzustellen, damit er ihnen nicht weh tat. Der junge Mann holte ein Taschenmesser aus seinem Rucksack und klappte es auf. Er besah sich einige Momente stumm die Klinge. Sie war glatt und spiegelte leicht sein Gesicht wieder. Seine Haut war etwas blasser als sonst, aber im Allgemeinen schien er nicht wirklich anders auszusehen. Zwar sah er seine Augen nicht, da er die Sonnenbrille aufhatte, aber er hatte noch genügend Zeit. Er würde sie einfach später, wenn es wieder dunkler war, ansehen. So viel konnte sich da ja auch nicht geändert haben. Ihm fiel erneut etwas ein: Sollten Vampire nicht eigentlich kein Spiegelbild haben? Er sah prüfend erneut ganz genau auf die Klinge. Nein, das war ganz sicher er. Es gab also tatsächlich verdammt viele Sachen, die man sich über Vampire erzählte, die aber gar nicht stimmten. Noch einen kurzen Blick auf sein Spiegelbild werfend, hob er schließlich den zweiten Arm und setzte das Taschenmesser an die Haut. Kurz musste er sich überwinden, dann zog er es schnell über den Arm. Ein leises Zischen entkam ihm und er sah zu, wie die Wunde durch einen dünnen roten Strich erkennbar wurde. Blut kam heraus, lief langsam seinen Arm hinab. Es war nicht sonderlich viel, sowie der Schnitt nicht tief war. Ein Tropfen bahnte sich den Weg nach unten und tropfte schließlich auf sein Bein. Der Stoff der Jeans saugte ihn sofort auf. Sein Blick wanderte wieder zurück zu seiner Wunde aus der bereits kein neues, frisches Blut kam. Er ließ sie nicht aus den Augen und legte solange das Messer neben sich. Als sich nichts mehr tat, wischte er das Blut mit seinem Daumen weg und tatsächlich: Es war nichts mehr zu sehen. Seine Haut schien makellos, dort wo sie vor wenigen Momenten noch ein Schnitt geziert hatte. Jayden konnte seinen Blick noch einige Zeit nicht von der Stelle wenden. Er wusste nicht, wie er nun darauf reagieren sollte. Sollte er lachen und sich freuen, weil er nun keine Angst vor Angriffen haben musste? Oder doch lieber nicht? Er war einfach völlig verwirrt, nahm das alles so gar nicht war. Die Informationen, die momentan nur so auf ihn niederprasselten, waren einfach zu viel. Es würde wohl noch einige Tage dauern, bis er das alles richtig realisiert haben würde. t.b.c. ______________________________________________________________________ So, das war nun also das dritte Kapitel von WagWag. Ich freue mich, dass es euch so gut gefällt :) Bis zum nächsten Kapitel! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)