Without a god without a guide von Verath ================================================================================ Kapitel 1: Awakening -------------------- So meine Lieben, nun geht es auch gleich weiter mit Without a god without a guide. Ich wünsche euch viel Spaß und bedanke mich für die netten Kommentare :) @ : Keine Sorge, ich habe nicht vor, so schnell wieder von dieser Story zu lassen ^.~ __________________________________________________________________________ Kapitel 1: Awakening Seine Sinne waren vernebelt. Er spürte einen schrecklichen Schmerz. Doch konnte er ihn nicht einordnen. Es fühlte sich irgendwie so an, als ob sein Körper zerfiel, wenn er es hätte beschreiben müssen. Ein erstickter Schmerzensschrei kam ihm über die Lippen. Seine Hände umfassten seine Brust, wo das Gefühl am schlimmsten war. Verzweiflung machte sich in ihm breit. Egal was er tat, diese Qualen wurden einfach nicht weniger. Mit aller Kraft versuchte er gegen sie anzukommen, doch wie sollte man gegen etwas gewinnen, das von einem selbst ausging? Tränen des Schmerzes und der Verzweiflung füllten seine Augen und liefen kurz darauf über seine Wangen hinab. Er würde wohl wahnsinnig werden, wenn es nicht bald aufhören würde. Die Schmerzen waren schrecklich und hinderten Jayden daran, einen klaren Gedanken zu fassen. Alles an das er denken konnte, waren diese Qualen. Er krümmte sich am Boden zusammen – zumindest vermutete er, dass es ein Boden war, auf dem er lag. Plötzlich war das Gefühl zu zerfallen wie weggeblasen. Zuerst traute Jayden dem Frieden nicht ganz, machte sich mental darauf gefasst, die Qualen erneut zu spüren. Seine Muskeln waren bis zum Zerbersten angespannt und er konnte nicht atmen. Doch als die Schmerzen auch nach einigen Minuten noch ausblieben, schöpfte er Hoffnung, dass sie nicht wieder kommen würden. Er öffnete die Augen und blinzelte. Der Himmel, den er erblickte, war schwarz und einige dunkle Wolken zogen an ihm vorbei. Die Umrisse der Wolken konnte er jedoch so genau erkennen wie noch nie. Jede noch so kleine Welle in ihrem Aussehen entdeckte er. Kein Farbwechsel in ihnen blieb unbemerkt. Er sah etwas weiter und entdeckte den Mond. Kurz musste er seine Augen schließen, da ihn das Licht, dass von ihn ausging, blendete. Doch schnell konnte er ihn sich wieder besehen. Es war so anders ihn anzuschauen. Nicht wie früher. Es war zunehmender Mond und er war schon zur guten Hälfte zu sehen. Nun konnte er sogar die kleinen Krater auf der Oberfläche erkennen. Auch das Spiel aus Licht und Schatten war ihm nun nicht mehr verborgen. Ein Lächeln schlich sich auf seine Züge. Es war einfach wunderschön. Dann merkte er, wie immer mehr Laute und Geräusche auf ihn niederbrachen. Sein Gesicht verzog sich schmerzverzehrt und er hielt sich seine Hände mit aller Kraft an die Ohren. Jedes noch so weit entfernte Geräusch war auf einmal so schrecklich laut. So unerträglich. Er konnte Verkehrslärm hören, obwohl er wusste, dass er – falls er sich noch immer auf der Lichtung befand – kilometerweit von der nächsten Hauptstraße entfernt war. Er hörte den Wind, wie er durch die Baumkronen blies und die Blätter rascheln ließ. Die Eulen von Nah und Fern konnte er vernehmen, Rascheln aus dem Wald und Tiere, die sich darin bewegten. Er glaubte sogar zu hören, wie diese atmeten und es tat weh. So laut wie ein Flugzeug beim Start dröhnten ihm die wohl kilometerweit entfernten Laute in den Ohren. Seine Hände, die er auf sie presste, waren nutzlos. Er biss sich auf die Unterlippe um nicht noch einmal aufzuschreien. Woher kamen diese Schmerzen alle so plötzlich? Erst das Gefühl zu zerfallen und dann dieser unnatürlich laute Lärm. Er konnte es sich nicht erklären. Was war nur passiert? Oder besser: Was passierte gerade in diesem Moment? Sein Kopf fing an weh zu tun, verursacht durch all diese Geräusche. Was sollte er nur dagegen tun? Würde der Schmerz wie vorher einfach nach einer Weile verschwinden? Oder nicht? Sein Körper verkrampfte sich erneut und er drehte sich einige Male von einer Seite auf die andere. Dann wurde er durch ein interessantes Geräusch aus seinen Gedanken gerissen. Irgendwo in der Nähe hörte er ein Klopfen. Er konnte es im ersten Moment nicht einordnen, jedoch erklang es immer wieder. Ein lauter Schlag, dann ein leiserer, dann eine minimale Pause und wieder ein lauter Schlag und ein leiserer. Doch nach einer Weile, in der er nur diesem einen Geräusch gelauscht hatte, erkannte er es als den Herzschlag eines Lebewesens. Sogar das hörte er nun! Das war doch nicht mehr normal. Kurz darauf fiel ihm auf, dass die anderen Laute wieder in einer erträglichen Lautstärke zu hören waren und seine Ohren aufhörten zu schmerzen. Anscheinend hatte er sich nur auf etwas konzentrieren müssen. Aber schon folgte der nächste Sinn. Er konnte plötzlich so viele verschiedene Gerüche wahrnehmen. Gierig zog er die Luft in seine Lungen. Er roch das Gras, den Wald und die Blumen, doch auch die Abgase der Autos und ganz leicht den Gestank nach Alkohol. Aber das berauschendste Aroma nahm er in Richtung Wald, als auch bei den Städten wahr, obwohl er es nicht so wie die anderen direkt benennen konnte. Doch vermischte sich dieser Duft im Wald mit den Gerüchen der Bäume und Tannen. Er war unbeschreiblich. Viele einzelne Nuancen waren zu erkennen und jede roch ganz anders. Es hatte eine fast schon berauschende Wirkung auf Jayden. Und ein seltsamer Drang in ihm erwachte. Aus einem ihm unerfindlichen Grund, wollte er zu der Quelle dieses Aromas. Er stützte sich mit seinen Händen vom Boden ab und kam langsam auf die Beine. Das Gras strich über seine nackten Arme als er sich erhob. Erneut sah er sich um. Dieser Sinn war definitiv der angenehmste, da er nicht mit Schmerzen verbunden war. Alles, was er sah, war so unglaublich scharf. Er konnte ohne Probleme die Maserung der Baumrinden erkennen, obwohl diese mindestens 200 Meter von ihm entfernt waren und es war Nacht. Auch erkannte er den Rest seiner Umgebung mit Leichtigkeit. Zwar waren die Farben alle samt dunkler als er sie gewöhnt war, doch kam er zu Recht. Mit etwas unsicheren Schritten ging er auf den Wald zu, wo er diesen herrlichen Geruch, vermischt mit dem Aroma von Bäumen und Blumen, wahrnahm. Lautlos schlich er mit leicht gebückter Haltung zum Waldrand und dann durch das Unterholz. Sich rein auf seine Nase und seine Ohren verlassend näherte er sich nach einiger Zeit einer kleineren Lichtung. Auf dieser stand ein Reh und äste. Es schien ihn noch nicht bemerkt zu haben und fraß munter weiter. Als Jayden das Tier nun auch noch sah, schaltete sich sein Verstand vollends aus. Es war, als ob er alles aus reinem Instinkt tat. Es kam ihm so vor, als ob er einen Film ansehen würde, in dessen Handlung er nicht eingreifen konnte. Leise schlich er bis zum Waldrand, sodass das Tier mit dem Rücken zu ihm stand. Dann pirschte er sich von hinten an das Reh. Ganz langsam. Völlig lautlos. Er leckte sich unbewusst über die Lippen. Sein Mund war ganz trocken und er spürte ein merkwürdiges Ziehen in seinem Hals. Er stand nun direkt hinter seinem Opfer. Dann, plötzlich kam ein starker Windhauch und ließ seine Haare in die Richtung des Tieres wehen. Dieses drehte den Kopf augenblicklich zu dem Schwarzhaarigen um und man konnte sehen, dass es kurz davor war, wegzulaufen. Nur hatte es dafür keine Zeit mehr. Ein tiefes Knurren kam über Jaydens Lippen und schon sprang er auf das Reh zu. Mit den Zähnen biss er ihm gezielt in den Hals. Dort, wo der Geruch am stärksten war. Sie durchbohrten die Haut. Das Tier fiel zu Boden und mit ihm auch der Blauäugige. Er roch den atemberaubenden Duft stärker und das stachelte ihn nur noch mehr an. Auf seiner Zunge schmeckte er das Blut des Tieres und schluckte es gierig. Immer wieder lief es in seinen Mund und er trank. Nebenbei nahm er wahr, dass das Reh einen kläglichen Laut von sich gab und noch leicht strampelte, doch dauerte es nicht sehr lange und seine Versuche, sich zu befreien, wurden weniger und bald hörte es ganz damit auf. Einige Momente später spürte der Schwarzhaarige, dass das Blut an Wärme verlor und sich das Tier unter ihm überhaupt nicht mehr bewegte. Auch das Schlagen des Herzens war verstummt. Er ließ von ihm ab und leckte sich erneut über die Lippen. Dann betrachtete er den Waldbewohner. Man sah kein Blut. Es lag einfach starr und stumm da und auch der Geruch, dieser berauschende Duft, war verflogen. Der Schwarzhaarige erhob sich und war nun wieder in Besitz seines Verstandes. Das Ziehen in seinem Hals war verschwunden. Langsam ging er zurück zu seinem Zelt. Er brauchte nun erst mal etwas Zeit, um das alles zu verarbeiten. Dort angekommen, setzte er sich auf einen umgeworfenen Baumstamm, der ihm und seinen beiden Freunden als Sitzplatz gedient hatte. Er stemmte seine Füße am Rand davon ab und stützte darauf seine Arme. Seinen Kopf stützte er wiederrum auf seine Hände. Wie viel Zeit wohl vergangen war? Wie lange war es her, dass er von diesem Fremden überrascht wurde? Ihm kam es vor, als ob es erst vor wenigen Momenten geschehen war. Und wer oder was war dieser Mann? Dann kam auch noch dieser merkwürdige Raum und der Mann, der ihn als ‚Kainskind‘ bezeichnet hatte. Nur, was war ein ‚Kainskind‘? Und nun auch noch dieser Drang, den er verspürt hatte. Dieser Drang nach Blut. Als er das alles so aufzählte, machte es plötzlich ‚Klick‘. Natürlich! Nun ergab alles einen Sinn. Doch konnte das wirklich sein? War es wirklich möglich, dass er so etwas geworden war? Unsicher und aufgewühlt strich er sich mit seiner Hand durch die Haare. Aber es würde so vieles passen. Dieser Fremde am Abend hatte so blasse Haut und hatte sich so unglaublich schnell bewegen können. Auch war ihm doch sofort aufgefallen, dass etwas Übermenschliches diesen Mann umgab. Und dann die schwarzen Augen und das Blut. Er hatte ihn gebissen. Reflexartig fasste er sich an den Hals. Doch spürte er keine Wunde. Konnte eine Verletzung so schnell heilen? Aber was war dann mit dem Mann in diesem schwarzen Nichts? Er hatte ihn doch erst so herzlich angesprochen und ihm gesagt, er solle keine Angst haben, dass er ihn begleiten und führen würde. Außerdem hatte er seinen Namen gekannt. Und dann hatte er seine Hand sofort wieder zurückgezogen, kurz nachdem er ihn berührt hatte und hatte etwas davon gesagt, dass er ein ‚Kainskind‘ sei und ihm der Ort der ewigen Ruhe für immer verwehrt war. Der Ort der ewigen Ruhe. Das war doch das sogenannte ‚Paradies‘, in das man kam, wenn man starb. Hieß das, wenn ihm der Ort der ewigen Ruhe für immer verwehrt war, konnte er niemals sterben? Ein kalter Schauer lief ihm über den Rücken. Natürlich war ein ewiges Leben sicherlich schön, aber würde es ihn nicht irgendwann langweilen? Schließlich hätte er doch sicher irgendwann alles dieser Welt gesehen. Oder? Außerdem würden alle, die er mochte vor ihm sterben. Das Gesicht seines Zwillingsbruders kam ihm in den Sinn, sowie die seines Vaters und seiner besten Freunde, Larc und Raven. Er wollte nicht, dass sie alle vor ihm starben. Und konnte er nun überhaupt zu ihnen zurück? So wie er nun war? Eine Weile saß der Schwarzhaarige stumm auf dem Baumstamm und sah einfach gerade aus, ohne wirklich etwas zu sehen. Dann seufzte er. Zu seiner Theorie gehörte auch sein Erwachen. Er erinnerte sich noch genau an die schrecklichen Schmerzen, die er nur wenige Zeit zuvor erleiden hatte müssen. Zwar war er weder ein Vampir-Fanatiker noch von Werwölfen und anderen Mythen, doch hatte er in dem einen oder anderen Film gehört, dass die Verwandlung eines Menschen in einen … Vampir – er hatte Probleme, das Wort zu denken und sich somit selbst als eben jenes Wesen zu bezeichnen – sehr schmerzhaft sein konnte. Und das war es für ihn ja auch gewesen. Als er an die Qualen zurückdenken musste, zog sich etwas in ihm zusammen und ein leichter Schauer lief ihm den Rücken entlang hinunter. Auch, dass er nun viel besser hörte, sah und roch, war nur ein weiteres Anzeichen dafür, dass er kein Mensch mehr war. Und dann zum krönenden Abschluss war da natürlich noch die Sache mit dem Reh. Er hatte es getötet und ihm sein Blut ausgesaugt. Und jeder Idiot wusste, dass Vampire sich vom Blut anderer ernährten. Eine Weile dachte er noch darüber nach, dann seufzte er erneut. Also war er nun ein Vampir. Ein sarkastisches Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Er hatte früher noch nicht einmal daran geglaubt, dass es solche Wesen überhaupt gab und nun war er selbst zu so einem geworden. Langsam spähten die ersten Strahlen der Morgensonne über die Berge. Sie tauchten das Land in warme Farben und erweckten die Welt. Die ersten Vögel begannen zu singen und flogen von Ast zu Ast; in ihr Lied stimmten immer mehr ein und bald war es ein ganzer Chor. Das Gras wiegte sacht im Wind und begann an den Stellen, die die Sonne erreichte, in einem satten hellen Grün zu leuchten. Anfangs war der Schwarzhaarige zu sehr in seinen Gedanken vertieft, um die Sonne zu bemerken. Als sie jedoch immer weiter stieg und alles um ihn heller wurde, sah er auf. Ruckartig hielt er sich seine Hand vors Gesicht und fauchte unbewusst. Die Sonnenstrahlen stachen ihn schlimmer in die Augen als die Fernlichter eines fremden Autos in der dunkelsten Nacht. Es war grausam. Er war wie geblendet und wollte nur noch vom Licht fliehen. Er fiel vor Schreck rückwärts vom Baumstamm und richtete sich so schnell wie möglich auf. Unbeholfen und ohne die Hilfe seiner Augen stolperte er zum Wald hinüber, und in ihn hinein. Er rannte jedoch noch weiter, ohne zu sehen. Dabei blieb er in so einigen Wurzeln und Gestrüpp hängen und stolperte mehr als er lief. Hier und da riss er sich seine Haut und Kleidung an Dornen auf, aber all das war Nebensache. Nur eines zählte momentan für Jayden: Raus aus der Sonne… t.b.c. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)