Kinder der Hoffnung von SuzuStarlight ================================================================================ Kapitel 10: Die Puppenspielerin ------------------------------- Seraphim schlug die Mädchen erneut mit seinen Schwertern zurück. Noch war ihre Energie nicht wieder auf dem vollen Stand und so wurden sie weggefegt wie Gräser im Wind. "Lichtpaladin", rief Seraphim an Chilko gewandt, "Es sieht aus, als seien nur noch du und ich fähig, diesen Kampf zu führen. Was für ein Jammerbild deine Gefährtinnen doch abgeben..." "Sei still!", gab Chilko wütend zurück. Seraphim streckte seine Hand aus und winkte ihn zu sich. "Lassen wir das Spiel beginnen!" Der gefallene Engel und der Lichtpaladin stürzten aufeinander zu, Metall krachte auf Metall. Hilflos mussten die geschwächten Freundinnen zusehen, wie Chilko sich alleine mit dem scheinbar übermächtigen Feind messen musste. In wilden Sprüngen wich Chilko den Schlägen von Seraphims Schwertern aus, doch dadurch kam er selbst kaum zum Zuge. "Das reicht jetzt!", rief er, "Flieg, Lichtspeer!" Das Licht zischte auf Seraphim zu und durchstach seinen rechten Flügel. Seraphim brüllte auf. "Du verdammter kleiner..." Ohne die Finsternis um ihn herum schien seine monströse Stärke nur eine Illusion zu sein. Doch schnell bewies er das Gegenteil. Er schleifte seine Schwerter kreuzförmig voreinander her und ein blutroter Energiestrahl in X-Form raste auf Chilko zu. Der perplexe Junge konnte nicht mehr ausweichen und wurde hart getroffen. Die Kraft schleuderte ihn höher in die Luft. Dann stürzte er wie ein Stein zu Boden. Doch bevor er aufkam, war Evas Stimme zu hören. "Bremse ihn, Wasser!" Eine Fontäne schoss aus dem Boden und verlangsamte seinen Fall. Seraphim wandte sich wutschnaubend zu der am Boden liegenden Wassernymphe um. Doch noch bevor er mit seinem Schwert auf sie einschlagen konnte, hielt Chilko ihn auf. "Blende ihn, Licht!" Durch den plötzlichen Lichtblitz torkelte Seraphim zurück. Der Lichtpaladin stellte sich schützend vor seine Freundinnen. "Versuch sowas... nie wieder." Wütend funkelte er ihn an. Doch Seraphim hörte nicht mehr. Seine Wut war noch größer geworden und nun ging er ohne Gnade wieder auf Chilko los. Zwar konnte sich Chilko einigermaßen verteidigen, doch er spürte, dass er nicht lange aushalten würde. Eilig duckte er sich weg und rollte sich über den Boden von ihm weg. Sein Schwert verschwand. "Fliegt, Lichtsphären!" Glänzende, durchsichtige Kugeln tanzten in immer engeren Kreisen um den gefallenen Engel herum. "Verschwinde endlich!", rief Chilko wütend. Doch noch immer stand Seraphim, wenn auch mittlerweile sichtlich lädiert. "Netter Versuch...", zischte er. Mit seinen Schwertern verursachte er eine weitere Schockwelle, die Chilko einmal durch den kompletten Dornenkäfig schleuderte. Keuchend kam er wieder auf dem Boden auf. 'Verdammt, er ist zu stark...', schoss es ihm durch den Kopf. Kaltherzig schritt Seraphim näher und trat dem am Boden liegenden Jungen auf den Kopf. "Schwächling...", sagte er, als er seine Sohle auf seiner Haut hin und her drehte. Chilko ächzte. "Es ist Zeit zu sterben!" Doch bevor er ihm den Todesstoß geben konnte ertönten die Stimmen der Mädchen. "Feuerstrahl!" "Windstrahl!" "Erdstrahl!" "Wasserstrahl!" Vier Lichtstrahlen gingen von ihren Handflächen aus und vereinigten sich dann zu einem einzigen, bunten Strom, der in Chilkos Körper floss. Geblendet taumelte Seraphim zurück. "Was...?!" Chilko richtete sich zitternd auf, doch schon bald erfüllte ihn die Energie der Mädchen mit neuer Kraft. Er stellte sich in Kampfposition, das Schlüsselschwert waagerecht vor ihn gehalten, und schloss die Augen. "Sonne, Mond, Sterne..." Langsam reckte er das Schwert empor. "Ihr Himmelslichter, sendet eure hellen Strahlen zu mir..." Er öffnete die Augen wieder und ballte seine freie Hand zur Faust. "Feuer, Wind, Erde, Wasser, steht mir bei. Lasst uns gemeinsam das Böse vernichten!" Ein lauter Kampfschrei entfuhr ihm, als die Elemente seinen Körper zum glühen brachten. Dann stieß er sein Schwert wie ein Fallbeil herunter und sendete eine Walze aus Licht auf Seraphim. "Prismatic Light Destruction!" Seraphim schrie laut auf, als das Licht ihn einschloss. Als das Licht verblasste kniete Seraphim ächzend auf dem Boden. "Für heute mögt ihr siegreich gewesen sein. Aber bei unserem nächsten Treffen erwartet euch der sichere Tod!" Mit diesen Worten verschwand er. Doch der Käfig blieb. Chilko torkelte und sackte dann zusammen. "Ich kann nicht mehr...", keuchte er und verwandelte sich zurück. Die Mädchen kämpften sich noch einmal auf die Füße. "Lass uns das mal machen...", sagte Bunny erschöpft und hackte auf die Dornen ein. Doch es zeigte keine Wirkung. Auch die anderen Mädchen versuchten ihr bestes, doch auch sie konnten den Käfig nicht zerstören. Resigniert ließen sie sich auf den Boden fallen. "Zwecklos...", murmelte Kairi frustriert. Doch in diesem Moment erschien in hellem Licht eine elegante Frauengestalt mit langem, weißen Haar. "Ihr habt tapfer gekämpft und euch eure Elementsteine verdient. Jetzt werde ich euch noch einmal belohnen. Lasst eure Waffen verschwinden." Etwas skeptisch taten die Mädchen, was die Frau ihnen befohlen hatte. "Und nun konzentriert euch. Hört auf das Element in euch." Die Vier schlossen ihre Augen. Sie spürten, wie sich um ihre Herzen herum eine warme Energie bildete, die durch ihre Arme direkt zu ihren Händen floss."Öffnet eure Augen." Zu ihrem Erstaunen hielten sie nun Tambourine in ihren Händen, zu jeder selbst und ihrem Element passen. Kairi hielt ein pinkes, in Form eines Vogels mit ausgebreiteten Schwingen. In Cures Hand befand sich ein rotes, in Form eines Löwenkopfes. Bunny hatte ein grünes bekommen, in Form eines Hasenkopfes. Und Evas Hand umklammerte ein blaues, in Form eines Delfins. Erstaunt sahen sie auf die Instrumente hinunter. "Was ist das?", fragte Eva verwundert. "Das sind die Element-Tambourines. Mit ihnen wird es euch leichter fallen eure Energie zu bündeln und ihr könnt dieses Gefängnis zerstören. Viel Glück und lebt wohl." Langsam begann die Gestalt zu verschwinden. "Warte!", rief Cure ihr nach, "Wer bist du überhaupt?" Sie lächelte. "Ich bin Lady Akilah." Erstaunt sahen alle ihr nach. Dann wandten die Vier sich wieder ihren neuen Waffen zu. "Versuchen wir's", schlug Bunny vor. Instinktiv begannen sie ihre Tamburine zu schütteln und zum klingen zu bringen. Dann hielten sie sie zwischen sich zusammen, immer noch laut klingelnd und begannen im Kreis zu gehen. An den Spitzen der Instrumente bildete sich eine bunte Lichtkugel. "Gorgeous Elemental Shower!", riefen sie im Chor und aus der Lichtkugel wurde ein heller Strahl, der bis an die Spitze des Dornenkäfigs emporschoss. Das Licht umhülte die Dornenranken und langsam lösten sie sich in Luft auf. Der Klang der Tamburine erstarb und die Mädchen verwandelten sich nun auch erschöpft zurück. Nachdem Seraphim zurückgekehrt war, war『Hel』's Schloss von seinen lauten Schmerzensschreien erfüllt, während sie ihn strafte. Sirius streunte währenddessen in seinem Labor umher und machte verschiedene Aufzeichnungen. In zwei der großen, mit grüner Flüssigkeit gefüllten Behälter, trieben, in weiße Gewänder gehüllte Mädchenkörper, einer mit rotem, einer mit rosanem Haar- die von Lillith erwähnten Homunculi in Gestalt von Cure und Kairi. "Kannst du dich nicht EINMAL hinsetzen und nichts tun?", fragte eine genervte Mädchenstimme, "Deine Hektik macht einen ganz nervös." An einem Tisch saß ein elegant herausgeputztes Mädchen in einem schwarz-hellblauen Gothic Lolita-Kleidchen, mit hohen Plateau-Schnürstiefeln und mit Blüten verzierten, weißem Haarschmuck an ihren eisblauen Zöpfen. Ihre graublauen, dunkel geschminkten Augen verfolgten den rastlos umherlaufenden Nekromanzer, während ihre schwarzen Lippen einen Schluck von dem blutroten Tee nahmen. "Nein, kann ich nicht", gab Sirius entnervt zurück, "Im Gegensatz zu dir arbeite ich!" Das Mädchen stellte die zierliche Tasse ab. "Das tue ich doch auch. Meinen Puppen fehlt nur noch der letzte Schliff", sagte sie mit süßlicher Stimme. Der junge Mann wandte sich um. "Das will ich sehen." Sie lächelte unheimlich. "Aber natürlich. Pass gut auf." Sie stand auf, nahm die schneeweiße Porzellankanne in ihre spitzenbehandschuhten Hände und schenkte den zwei neben ihr sitzenden Puppen ein. Eine sah aus wie Eva, die andere wie Bunny. "Greift zu, bedient euch reichlich", sagte sie höflich. Die Puppen begannen knackend ihre Glieder zu bewegen. Sie tranken von dem Tee und aßen gierig von dem süßen Gebäck, das in der Mitte des Tisches stand. Sirius verschränkte die Arme. "Soll das alles sein? Sie essen und trinken, na bravo!" Das Mädchen gluckste amüsiert. "Warte doch erst einmal ab." Kaum hatten die Puppen aufgehört zu essen und zu trinken, begannen ihre Porzellankörper zu blubbern. Aus dem harten Baustoff ihres Körpers wurde weiches, lebendiges Fleisch. "Vielen Dank, Meisterin", sagten beide wie aus einem Munde. Sirius staunte nicht schlecht. "Ich muss sagen, Shi, ich habe dich unterschätzt. Aber solange meine Kreationen noch nicht fertig sind, ist der Kampf noch nicht beendet." Shi grinste triumphierend. "Da wäre ich mir nicht so sicher. Deine Houmculi und meine Puppen unterscheiden sich nämlich in einem äußerst wichtigen Punkt." "Der da wäre?" "Meine Puppen, haben keinen eigenen Willen. Im Gegensatz zu deinen beiden Kopien, werden Quake und Tsunami mich nicht hintergehen können." Sie nahm elegant wieder Platz. "Aber wer weiß, vielleicht bekommen wir gar nicht die Gelegenheit dazu es zu testen, weil die finsteren Neun es zuerst schaffen, die Garde auszuschalten." Sirius lachte. "Zweifelhaft, wenn man bedenkt, dass Seraphim so übel von ihnen zugerichtet wurde." Er wandte sich wieder seinen Studien zu. "In der Tat", erwiderte Shi und nahm einen weiteren Schluck Tee, "Ich wünschte nur er würde mit diesem furchtbaren Geschrei aufhören. Ich will während meiner Teezeit meine Ruhe haben." Nachdem die Freunde in die Herberge zurückgekehrt waren und gegessen hatte, ließen sich alle erschöpft auf ihre Betten fallen. Thorsten schlief sofort geräuschvoll schnarchend ein, während Miriam, Verena und Jeanette sich zusammensetzten um eine Runde mit den ausgeliehenen Karten Quartett zu spielen. Doch Vicky stand nur traurig dreinblickend am Fenster. Miriam seufzte. "Ach Vicky! Jetzt sei doch nicht so ein Trauerkloß. Setz dich zu uns und spiel mit, dann kommst du wenigstens auf andere Gedanken!" "Keine Lust...", murmelte sie. Mitleidig sah Jeanette ebenfalls zu ihr hinüber. "Wie wäre es wenn du eine Runde spazieren gehst?", schlug Verena vor, "Vielleicht kannst du dann ein wenig entspannen." Vicky wirkte zuerst nicht ganz überzeugt, dann nickte sie aber. Sie nuschelte ein "Bis nachher!" und verließ dann, noch immer geknickt, das Zimmer. Jeanette schüttelte den Kopf. "Diese ganze Sache mit Oz steht unter keinem guten Stern. Es wäre vielleicht das Beste, wenn sie ihn vergessen könnte." "Das wird so einfach nicht gehen. Sie ist total ihn ihn verknallt. Und ich glaube nicht, dass es ihm da anders geht." Miriam räusperte sich. "Ausspucken, Anwärterin!", befahl Jeanette mit prüfendem Blick. Sie schielte zu Boden. "Naja, für uns ist das ne ziemlich doofe Situation aber andererseits... ist das doch irgendwie total romantisch, oder?" Mit funkelnden Augen blickte sie wieder auf. Völlig baff sahen Verena und Jeanette sich an, dann begannen sie lauthals loszulachen. Miriam schmollte. "Was ist daran so lustig?" "Nichts", erwiderte Verena und wischte sich eine Lachträne weg, "Schon gut." Wütend verschränkte Miriam die Arme. "Immer hacken alle auf mir rum..." Die Mädchen lachten wieder, untermalt von einem lauten Schnarcher des schlafenden Thorsten. Währenddessen streunte Vicky einsam durch die Straßen. In den vergangenen Tagen war so viel geschehen- sie hatten ihr Heim und ihre Familien verloren, von『Hel』und ihren Kräften erfahren, sich verwandelt und das Böse bekämpft und viele Leute getroffen. Ohne es zu wollen musste sie wieder an Oz denken. Die Erinnerungen an seine Worte tanzten förmlich durch ihren Kopf. 'Und dann... habe ich dich gesehen.' ... 'Aber... als ich dir dort in die Augen gesehen habe...' ... 'Unsere Geschichten ähneln sich, nicht wahr?' ... 'Ich muss mich bei dir entschuldigen. Ich habe dich und deine Freunde in Gefahr gebracht.' ... 'Ich wusste er würde mir folgen. Aber ich war so selbstsüchtig und bin trotzdem zu dir gekommen. Verzeih mir.' ... 'Es ist besser, wenn ich mich von jetzt an von dir fern halte. Leb wohl.' Vickys Lippen bebten. Sein Abschied wiederholte sich wieder und wieder, wie ein Echo. Sie fragte sich, was er wohl gerade tat. Völlig in Gedanken versunken merkte sie weder, wie weit sie schon gelaufen war, noch das dunkler Nebel um ihre Knöchel zu wabern begann. Eine kalte Brise wehte ihr entgegen und sie rieb sich fröstelnd die Arme, als sie plötzlich ein zweites Paar schwarz gekleideter Arme um ihre Schultern spürte. "Ich hab dich vermisst", hörte sie eine vertraute Stimme sagen. Ihre Augen weiteten sich. "Oz?" Er lachte. "Wenigstens erkennst du mich noch." Hastig drehte sie sich zu ihm um. "Warum bist du zurückgekommen?" Er lächelte schief. "Soll ich etwa wieder gehen?" "Nein!", rief sie erschrocken und klammerte sich in den samtenen Stoff seiner schwarzen Uniform. Noch einmal lachte er. "Keine Sorge, war nur ein Witz", sagte er und strich über ihr Haar. "Du solltest besser keine Witze mehr erzählen, dass gelingt dir nicht ganz!" Vicky streckte ihm frech die Zunge heraus. Oz setzte ein falsches Schmollen auf, dass jedoch einem Lächeln wich, als Vicky sich an ihn schmiegte. "Aber im Ernst", murmelte sie, "Was machst du hier?" "Ich... hab es im Schloss einfach nicht mehr ausgehalten." Sie drückte sich noch fester an ihn, doch Oz wich zurück und ließ ein leises "Au!" vernehmen. Erschrocken ließ sie ihn los. "Was hast du?" Der Dämon rieb sich den schmerzenden Arm. "『Hel』hat mich bestraft, als ich ihr von meinem Misserfolg berichtet habe..." Vorsichtig krempelte er seinen Ärmel hoch und zeigte ihr die blauen Flecken auf seinem Arm. Sie verzog das Gesicht. "Autsch!" "Ach, das ist schon wieder ganz gut verheilt. Du hättest es gestern sehen sollen..." Vicky schüttelte den Kopf. "Das ist mir ehrlich gesagt schon genug." Sie seufzte. "Ich bin froh, dass du wieder bei mir bist." Beschämt sah er zur Seite. "Nun ja, der eigentliche Grund warum ich hier bin ist aber ein anderer." Das Mädchen blinzelte verwundert. "Der wäre?" "Ich muss dich und deine Freunde warnen." "Wovor?" "Sirius und eine weitere Anhängerin『Hel』's haben Repliken von dir und deinen Freundinnen geschaffen. Ich weiß noch nicht genau, was sie damit vorhaben, aber ihr solltet auf alles vorbereitet sein." Sie nickte. "Verstehe." Schweigen kehrte ein. Sie standen sich lange gegenüber, unsicher auf den Boden starrend. Plötzlich spürte Vicky, wie Oz nach ihrer Hand griff. "Willst du deinen Spaziergang nicht fortsetzen?", fragte er lächelnd. "Gerne", erwiderte sie. Sie schlenderten durch die leise raschelnden Felder und Wiesen um das Dorf herum. Sie waren schon ein ganzes Stück schweigend nebeneinander hergegangen, als Oz plötzlich stehen blieb. "Mir fällt da gerade etwas ein..." Verwundert legte Vicky den Kopf schräg. "Erinnerst du dich an unsere letzte Begegnug? Wir sind da... bei etwas unterbrochen worden." Sofort schoss Vicky das Blut in die Wangen. Richtig, Oz hatte versucht sie zu küssen! Oz grinste, wobei wieder seine Raubtierzähne blitzten. Er zog sie näher an sich heran. "Wollen wir das... nicht fortsetzen?" Vickys Herz begann wie wild gegen ihre Brust zu trommeln. Sie krallte sich förmlich in die dunklen Ärmel seiner Jacke. "Augen zu!", sagte er schmunzelnd. Unsicher folgte sie seiner Anweisung. Die Momente danach schienen wie Stunden zu vergehen, bis sie plötzlich seine Lippen auf ihren spürte. Ihr Körper spielte nun endgültig verrückt. Ihr wurde abwechselnd kalt und heiß und sie bohrte ihre Hände noch tiefer in den schwarzen Stoff. Einerseits, hatte sie ihren Freunden über ein schlechtes Gewissen. Aber das war ihr jetzt egal. Das war der Moment, auf den sie gewartet hatte. Vorsichtig, um den Kuss nicht zu unterbrechen, löste sie ihren Klammergriff und legte stattdessen ihre Arme auf seine Schultern. Wie lange hatten sie dort schon gestanden? Sekunden? Minuten? Stunden? Ihr Zeitgefühl hatte sich ausgestellt. Es war nicht mehr wichtig. Bis zu dem Moment, als Oz sich wieder von ihr löste. Sie schmollte ihn förmlich an. Er lachte. "Nicht ärgern. Aber ich habe mir gedacht, dass es hier draußen vielleicht etwas zu kalt ist. Sollten wir uns nicht einen... bequemen, warmen Schlafplatz suchen?" Seine Augen blitzten und er lächelte verführerisch. Vickys Gesicht glühte förmlich. Ohne weiter darüber nachzudenken nickte sie. "Komm her", bat Oz. Sie ließ ihn seinen Arm um sich legen. Der dunkle Nebel umhüllte sie beide. Ein Kribbeln durchfuhr sie und im nächsten Moment waren die beiden verschwunden. Zur selben Zeit hatten sich die Freunde in der Schänke bereits friedlich schlafen gelegt. Doch Miriam wälzte sich, in Albträumen gefangen, in ihrem Bett hin und her. Sie sah Seraphim, der gegen Kairi und Oz kämpfte; Bunny, Eva und Chilko, die sich schemenhaften Gestalten gegenüberstellten. Und die Silhouette eines fremden Kriegers, der sie mit Donnerschlägen unterstützte. War das der Krieger, denn Dimitri und Kouji treffen wollten? Die Bilder wurden schneller und schneller und verschwammen immer mehr, bis sie schließlich nur noch ein fremdes Gesicht vor sich sah. Sie schreckte auf. Keuchend sah sie im Zimmer umher. Noch bevor sie richtig registriert hatte wo sie war, hatte sie das Gesicht jedoch bereits wieder vergessen. Sie ließ sich zurück in die Kissen fallen. Irgendwie machte sich ein ganz ungutes Gefühl in ihr breit, so als würden in nächster Zeit noch schlimmere Ereignisse auf sie warten. Sie mussten auf jeden Fall auf der Hut sein. Was würde die Zukunft für sie bringen? Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)