Kinder der Hoffnung von SuzuStarlight ================================================================================ Kapitel 2: Stolz ---------------- Der Stein in Vickys Hand pulsierte im Takt ihres Herzschlages. Ihre Gedanken rasten. Noch immer war sie verwirrt wegen Oz, doch viel schlimmer war die Sorge um Verena und die anderen. Sie folgte keuchend dem Schrei, der inzwischen nicht mehr der einzige gewesen war. Schon bald hörte sie lautes Krachen und Klirren. Und die Rufe ihrer Freunde. Als sie den Raum erreichte in dem die anderen sich befanden erstarrte sie. Die anderen lagen am Boden und über ihnen schwebte eine graue Kreatur, schemenhaft mit glühend roten Augen. Wie Stoffetzen wirkten die Verlängerungen, die an Armen und Bein des Monsters hingen und eine Art Band umgab seinen Körper. Die Luft um das Wesen herum war stickig und hatte dazu geführt, dass Thorsten, Miriam, Jeanette und Verena ihr Bewusstsein verloren hatten. Vicky stolperte zurück, den Stein noch immer fest umklammert, während das Wesen sich auf sie zu bewegte. 'Oh bitte... Ich... ich muss doch etwas tun können...' Mit der freien Hand ergriff sie die glänzende Silberkette an ihrem Hals, die sie von ihrer Großmutter geerbt hatte. 'Ich muss meine Freunde doch irgendwie mit diesem Stein schützen können! Oz sagte doch er verleiht mir die Kräfte der Garde!' Sie schluchzte auf. "Bitte, ich brauche diese Kraft!!!" Der Stein begann plötzlich zu glühen und hüllte Vicky in ein gleißendes Licht. Geblendet hielt sich die Kreatur die Hand vor die Augen. Vicky jedoch störte das Licht nicht im geringsten. Die Energie des Steins erfüllte sie vollkommen, hob sie in die Luft- und verwandelte sie. Ihre Haare färbten sich pink und glänzende Reifen und Bänder erschienen darin. Statt ihrer blauen Stiefel trug sie nun schwarze, aus denen oben rosa Stoff hervorlugte. Eine knappe, blaue Hotpants schmiegte sich an ihre Hüften, umgeben von glänzenden, goldenen Gürteln. Das weiß-rosa gemusterte Bandeau-Top war ebenfalls sehr knapp gehalten, vorn mit einem silbernen Glöckchen verziert in dessen Kettchen der Lapislazuli steckte. An den Armen trug sie kurze, blau-goldene Stulpen. Als sie den Boden wieder erreichte erschien in ihrer Hand ein goldenes, mit bunten Federn verziertes Schwert in Form eines Schlüssels. Den Griff zierten eine pinke Schleife und ein herzförmiger Anhänger. "Die stürmische Brise der Liebe, die die Schatten davonweht- Kairi, die Windprinzessin!" Erstaunt sah das Mädchen an sich herunter. Neue Kleidung, neue Kräfte... und ein neuer Name. Das Monster machte ein Geräusch, das wohl ein Lachen darstellen sollte. "Lach du nur...", rief Kairi ihm zu, "Das wird dir noch vergehen!" Sie strich mit einer Hand über das Schwert um dass sich eine kreisförmige Luftströmung bildete. "Lovely Wind Therapy!" Die Luft strömte durch den Raum und ersetzte die stickige Aura des Monsters mit Frische. Die Freunde kamen langsam wieder zu sich. Ächzend richtete Miriam sich auf. "V-Vicky?", fragte sie entgeistert als sie die Kriegerin am anderen Ende des Raumes entdeckte. Die anderen wandten ihre Köpfe ebenfalls in diese Richtung. Kairi zwinkerte. "Kairi, die Windprinzessin- stets zu Diensten!" Zwar waren die Freunde immer noch durcheinander, doch sie hatte jetzt anderes zu tun. Krachend traf das Schlüsselschwert auf den Arm des Monsters. Anscheinend bestand es tatsächlich aus fester Materie- auch wenn es nicht so aussah. Die Kreatur stöhnte auf und schlug wütend mit seiner Pranke nach Kairi, die nicht mehr ausweichen konnte und unsanft gegen die Wand geschleudert wurde. Sofort rappelte sie sich wieder auf und stürmte erneut auf ihren Feind zu. Dieser lachte erneut. Doch diesmal war sie geschickter. An ihren Schuhen erschienen Flügelchen, mit deren Hilfe sie auf die Schulter des Monsters sprang. Sie schlug ihr Schlüsselschwert mit aller Macht gegen den Hals der Kreatur, woraufhin ein schmerzvolles Aufjaulen zu hören war. Das Monster machte sich so klein wie möglich und ließ dann Schwaden von violettem Nebel frei. Die Freunde am Boden begannen zu husten und auch Kairi fiel das Atmen schwer. Sie stolperte zurück und stürzte hinter das Monster. Dieses nutzte die Chance und prügelte mit seinen gewaltigen Fäusten auf das Mädchen ein. Die anderen mussten hilflos zusehen. "Vicky!!!", riefen Verena und Jeanette entsetzt. Miriam ballte die Fäuste. "Mach was! Benutz' dein Schwert!" "Wehr' dich! Du kannst es besiegen, da bin ich mir sicher!", fügte Thorsten hinzu. "Wir zählen auf dich!!!", riefen alle Vier wie aus einem Munde. Sofort war Kairis Kampfgeist zurück. Sie blockte den nächsten Schlag mit ihrem Schwert. Unter Aufwand all ihrer Kraft drückte sie die Faust des Ungeheuers nach oben und mit einem kleinen Wirbelsturm der sich um ihr Schwert bildete schleuderte sie es zu Boden. "Wenn die Passatwinde sich treffen, wird mein Sturm geschaffen." Eine glühende Aura umgab sie und sie ließ das Schwert los, welches senkrecht vor ihr schwebte. "Er rollt über das Land und zerstört meine Feinde. Sicher ist nur das, was mir lieb und teuer ist." Dann legte sie die Hände über ihrem Kopf zusammen, führte sie zwischen sich und das Schwert, fasste dessen Griff und schwang es. Ein gewaltiger Sturm in allen Farben raste auf das Monster zu. "Dazzling Hurricane!!!" Als Kairis Angriff es traf wurde eine gewaltige Explosion ausgelöst. Gebelendet hielten sich alle die Hände vor die Augen. Als das Licht verloschen war, war das Monster verschwunden. Kairi sank zu Boden, wobei sie sich in Vicky zurückverwandelte. Die anderen waren zu ihr gestürmt. "Vicky... das war wahnsinn, du hast uns gerettet! Ich bin so stolz auf dich!" Miram fiel ihr um den Hals. "Vielen, vielen Dank, ich weiß nicht was ohne deine Hilfe aus uns geworden wäre!" Thorsten beugte sich zu ihr herunter. "Das war echt unglaublich, total cool! Diese Steine sind ja wirklich der Hammer!" Jeanette nickte beipflichtend. "Und du hast soooo toll ausgesehen!", sagte sie begeistert. "Wo hast du den Stein her?", fragte Verena neugierig. Vicky errötete. "Oh... das... naja..." "Höchst verdächtig", verkündete Jeanette, "War da etwa ein mysteriöser Unbekannter im Spiel?" Sie tat so, als hätte sie ein Mikrofon in der Hand und hielt es Vicky imaginär unter die Nase. Diese atmete tief durch. "Also, ich.. ich war in so einem Raum mit einem Altar. Auf dem Altar stand dieser silberne Kelch mit dem Stein. Ich habe ihn hochgehoben um ihn mir genauer anzusehen, als plötzlich aus dem Nichts dieser Typ auftauchte. Er..." Beim Gedanken an Oz eröttete sie nur noch mehr. "Vor Schreck habe ich den Kelch fallen gelassen, wobei der Stein herausgebrochen sein muss. Der Typ kannte meinen Namen und... als Vs Schrei zu hören war hat er ihn mir gegeben und gesagt, dass dies Lapislazuli, der Himmelsstein sei, der mir die Kräfte der Garde verleihen würde." Miriam musterte sie neugieig. "Wo ist der Stein jetzt?" Entsetzt sah Kairi an sich herunter. Sie tastete ihre Taschen ab. "W-was...?" Plötzlich griff Thorsten nach der Kette, die sie um den Hals trug. "Hab ihn!" Alle sahen auf das Schmuckstück herab, in dessen Mitte plötzlich der Stein eingelassen war. Verena schüttelte den Kopf. "Sachen gibt's..." Das Gewitter hatte sich inzwischen gelegt und die Sonne sendete ihre warmen Strahlen auf den Waldboden. Jeanette streckte sich. "Hat einer eine Ahnung wie spät es ist?", fragte Verena und sah zum Himmel hinauf. "Ich schätze mal es ist morgen", erwiderte Thorsten, "Wir waren ja recht lange unterwegs." "Ohne Schlaaaaf", fügte Vicky quengelig hinzu und ließ den Kopf sinken, "Super nach so einem Kampf..." Jeanette dachte angestrengt nach. "Ist hier in der Nähe nicht eine Stadt?" "Klar", erwiderte Miriam gähnend, "Die königliche Stadt Corona." "Müsste nordöstlich von hier sein", ergänzte Verena. "Worauf warten wir?", fragte Vicky und stapfte los. "Auf, auf! Ich brauche sofort ein Bett!" Corona war nur noch ein kleines Stück entfernt und so standen sie schon bald ein wenig hilflos auf dem Marktplatz. "Jetzt haben wir nur ein Problem", stellte Thorsten fest, "Ohne Geld sind wir aufgeschmissen." Die Mädchen stöhnten auf und ließen die Köpfe sinken. "Entschuldigt, dass ich euch belauscht habe...", hörten sie plötzlich eine leise Stimme sagen, "Aber als ihr sagtet ihr hättet ein Problem dachte ich ich könnte vielleicht helfen?" Die Stimme gehörte einer kleinen, schmächtigen Gestalt. Sie trug einen dunklen, langen Mantel, dessen Kapuze sie tief ins Gesicht gezogen hatte. Die Freunde sahen sich verwundert an. "Nun ja... Wir sind seid einigen Tagen unterwegs und suchen nun eine Herberge", erklärte Verena, "Dummerweise haben wir kein Geld dabei." "Oh", erwiderte der schmächtige Mantelträger, "Das ist unschön..." Einen Moment lang herrschte Stille, aber dann erhob die kleine Gestalt plötzlich wieder die Stimme. "Ähm, also... ich denke mal ich kann euch für eine Nacht bei mir aufnehmen." "Das würdest du tun?", fragte Jeanette begeistert und umarmte sie überschwänglich, "Oh, danke, danke, danke!" Ein Kichern war unter der Kapuze zu hören. "Das mache ich doch gerne." Eine Weile trotteten sie alle still nebeneinander, bis Miriam plötzlich ein überraschtes "Hm?" vernehmen ließ. Die anderen wandten sich neugierig um. "Was ist los?", fragte Vicky. Miriam deutete nach vorn. "Seht mal! Wir gehen direkt auf das Schloss zu!" Ihre Freunde folgten der Geste. "Tatsächlich", murmelte Thorsten ebenfalls erstaunt. Jeanette starrte vom Schloss zum Kapuzenträger und wieder zurück. "Sag bloß du wohnst im Schloss?" Der Wegbegleiter der Fünf wirkte als sei ihm unwohl. "Nun ja ich... also..." "Na sag schon!", drängte Jeanette weiter. Mit einem Seufzen nahm die Gestalt die Kapuze ab. Zum Vorschein kam lockiges, braunes Haar und das feine Gesicht eines jungen Mädchens. Ihre Haut war leichenblass und die grünen Augen wirkten trüb. "Ich... ich bin Prinzessin Selina, die einzige Tochter des Königspaares von Corona..." Die fünf Freunde verbeugten sich alle gleichzeitig. "Danke für Eure Hilfe, Prinzessin.", sagte Verena etwas verlegen. Niemand hätte gedacht dass die schwächlich wirkende Fremde eine echte Prinzessin war. Selina winkte ab. "Ach bitte, seid doch nicht so förmlich... ich mag das nicht." Vicky lächelte. "Auch gut. Aber geht das auch wirklich in Ordnung wenn wir mitkommen?" Die Prinzessin zögerte einen Moment, erwiderte dann aber das Lächeln. "Bestimmt! Ich werde meinen Eltern die Situation erklären, dann sagen sie sicher nicht nein." "Übrigens haben wir uns ja noch gar nicht vorgestellt!", stellte Verena fest und übernahm diese Formalität sofort. "Ich bin V und dass sind Netty, Thorsten, Vicky und Mirni." "Schön euch kennenzulernen", erwiderte Selina, "Aber jetzt sollten wir weitergehen, damit ihr viel Zeit habt euch auszuruhen." Vicky seufzte. "Ja, das wäre schön." Das Schloss war riesig und so prunkvoll eingerichtet, dass die Freunde sich fragten, woher die Königsfamilie nur so viel Geld bekommen hatte. Selina hatte sie gebeten auf sie zu warten, während sie selbst ihrer Mutter bescheid gab. Jetzt standen sie alle auf dem langen Gang ohne so recht zu wissen, was sie hier so lange machen sollten. Vicky spielte mit ihrer Kette herum. "Wisst ihr, ein bisschen merkwürdig finde ich das schon..." "Was findest du merkwürdig?", fragte Jeanette. "Naja... Ist doch komisch, dass sie uns einfach so hierher einlädt oder?" Verena legte nachdenklich den Kopf zur Seite. "Ach, das kann ich schon verstehen, sie wirkte als wäre sie einsam." "Ich glaube Vicky will eher darauf hinaus, dass sie gesagt hat dass ihre Eltern nichts dagegen hätten", erklärte Miriam, "Ist doch so, oder?" Vicky nickte. "Das Beste ist wir fragen sie gleich selbst", murmelte Thorsten, der mit halb geschlossenen Augen an der Wand lehnte. "Oh ja, unser Sahnehäubchen hat mal wieder vollkommen recht!", verkündete Miriam grinsend. "Auch wenn er müde ist teilt er seine Weisheit mit uns!", fügte Vicky hinzu. Ein Grummeln das wohl ein "Ja ja..." andeuten sollte war zu hören und die Mädchen begannen laut zu lachen. Selina trat währenddessen ungeduldig von einem Fuß auf den anderen. Sie wusste nicht, wie sie ihre Mutter ansprechen sollte. Das Problem erledigte sich jedoch schnell, als die Königin von den Dokumenten aufblickte. "Wo warst du?" "I-ich... war spazieren." Als sie merkte, dass die Königin wütend das Gesicht verzog fügte sie hinzu: "Mir war übel, deshalb brauchte ich frische Luft." Ihre Mutter verdrehte die Augen. "Und weswegen bist du zu mir gekommen und hast dich nicht wie immer zurück in dein Zimmer geschlichen?" Die Prinzessin atmete tief durch. "Mutter ich... ich habe eine bitte an dich!" "Die da wäre?", fragte die Königin überrascht. "In der Stadt habe ich ein paar Reisende getroffen, etwa so alt wie ich. Sie waren sehr erschöpft und... Können sie bei uns bleiben? Nur für eine Nacht?" Wütend schlug die Frau auf den Tisch. "Selina!!! Wir werden keine dahergelaufenen-" "Sie sind nicht irgendwelche dahergelaufenen Reisenden!", unterbrach Selina ihre Mutter, "Eines der Mädchen trug den Himmelsstein Lapislazuli um den Hals!" Erstaunt ließ sich die Königin zurücksinken. "Den Echten? Bist du sicher?" Das Mädchen nickte eifrig. Für einen Moment herrschte Stille. "Nun gut...", erwiderte die Königin schließlich, "Aber nur für eine Nacht." Dankbar knickste Selina und verließ eilig den Raum. Die Königin seufzte. "Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache...." Kurz darauf saßen Selina, die Königin und die fünf Freunde an einer langen Tafel auf der allerhand Speisen in gewaltigen Portionen aufgetischt waren. "Das muss das Schlaraffenland sein." Mit leuchtenden Augen sah Jeanette zwischen all den Tellern und Schüsseln vor ihr hin- und her. "Oh je, wer soll das alles essen?", fragte Verena mit einem beschämt wirkenden Kichern. "ICH!", rief Miriam begeistert, "Ich habe Hunger!" "Ich auch!", fügten Vicky und Jeanette gleichzeitig hinzu. "Hey, langsam", erwiderte Thorsten lachend, "Was sollen Selina und Ihre Majestät von euch denken?" Die Prinzessin kicherte. "Ist schon in Ordnung. Bedient euch!" "GUTEN APPETIT!!!", verkündeten Jeanette, Vicky und Miriam, bevor sie sich wie ausgehungerte Wölfe auf das Essen stürzten. Thorsten und Verena waren zwar ebenfalls sehr hungrig, ließen es aber etwas ruhiger angehen. "So... dann erzählt doch mal", bat die Königin, "Woher kommt ihr?" Miriam schluckte hastig. "Aus Corneo", antwortete sie, "Nicht weit von hier." Selina sah sie bestürzt an. "Aber das Dorf ist doch vor einigen Tagen zerstört worden! Man sagte es gäbe keine Überlebenden!" Verena nickte. "Ist schon ganz richtig, es gab keine Überlebenden. Zumindest keine, die sich noch im Dorf befinden." "Wir haben das Dorf sofort nach dem Ende der Angriffe verlassen", fuhr Thorsten fort, "Und jetzt sind wir auf der Suche nach diesen... legendären Steinen." Selina lächelte. "So wie der an Vickys Kette?" Erstaunt sah Vicky zu ihrer Kette hinunter. "Ja! Du wusstest, dass das einer davon ist?" Die Prinzessin nickte. "Er ist mir sofort aufgefallen. Ich wusste davon weil wir selbst einen der Steine im Schloss haben." "WAAAAAS?", fragten alle Fünf zugleich. "Können wir ihn sehen?", bat Jeanette aufgeregt. "Erst nach dem Essen", erwiderte die Königin und beendete damit das Gespräch. Wie versprochen führte die Königin die Freunde und Selina nach dem Essen in einen Raum in dessen Mitte sich eine kleine Vitrine befand. Sie löste die Schleife, mit der der Schlüssel an ihrem Handgelenk befestigt war und öffnete vorsichtig die Vitrine. "Aber ihr dürft es nicht anfassen", mahnte sie und hob das Diadem, für das die Vitrine angelegt war, behutsam heraus. Das Diadem war aus dünnen Goldstreben gefertigt, die kunstvoll miteinander verschwungen waren. In der Mitte prangte ein strahlender Rubin. "Whoa", entfuhr es allen gleichzeitig. "Das Diadem wird seit Jahren in unserer Familie weitergegeben, doch nur stolze Königinnen dürfen es tragen. Mir blieb es leider verwehrt, denn meine Mutter war der Meinung mein Stolz sei zwar groß, ließe mich aber überheblich werden..." Sie lachte. "Unrecht hatte sie da nicht. Dennoch macht es mich ein wenig traurig, dass auch meine Tochter dieses Diadem nie tragen wird..." "Aber wieso denn nicht?", fragte Miriam. Die Königin sah ein wenig herablässig auf die Prinzessin. "Ihr mangelt es einfach an Selbstvertrauen. Sie war schon immer viel zu weich und zerbrechlich..." "Aber sie ist doch noch jung", warf Verena ein, "Das kann sich doch noch ändern." Die Königin schüttelte den Kopf. "Sie hat das Alter in dem die Entscheidung fällt schon überschritten." Selina sah wehmütig zu Boden. Offenbar war dies nicht das erste mal, dass ihre Mutter so schlecht über sie redete.Vicky biss sich auf die Lippe. Um Selina weiteren Schmerz zu ersparen versuchte sie das Thema in eine andere Richtung zu lenken. "Eure Majestät? Ich habe eine Bitte an Euch." "Nur zu", erwiderte die Königin. Nervös schluckte das Mädchen. "K-könntet... Könntet ihr uns den Stein überlassen? Wir brauchen ihn dringend...『Hel』 ..." "Du wagst es mich um so etwas zu bitten? Ich habe dir doch gesagt was dieser Stein bedeutet", fuhr die Königin sie an. "Aber eure Majestät", flehte Vicky. Die Königin schwieg einen Moment. Dann legte sie das Diadem zurück in die Vitrine. "Verlasst das Schloss. SOFORT." Geknickt standen die Freunde noch einen Augenblick im Schlossgarten. Nicht nur, dass sie aus dem Schloss geworfen wurden, nein, schlimmer noch: Der nächste Stein war für sie unerreichbar und somit war es auch die Rettung ihrer Freunde. Traurig sah Jeanette zu einem der erleuchteten Fenster hinauf. "Was wird jetzt aus uns werden? Wir haben kein Zuhause mehr, können unsere Freunde nicht retten und『Hel』 wird weiter ihr Unwesen treiben..." Thorsten seufzte. "Ich weiß es nicht, ich weiß es wirklich nicht..." Sie wollten gerade die Reise ins Ungewisse antreten, als sie plötzlich ein "Psssst!" hörten und sich wieder umdrehten. Selina stand im Schatten eines niedrigen Baumes und gab ein Zeichen, dass einer von ihnen zu ihr kommen sollte. Vorsichtig schlich Miriam sich zu ihr herüber. "Was machst du hier Selina?", zischte sie. "Ich wollte euch noch etwas geben!", wisperte Selina, "Streck bitte deinen Arm aus!" "Wieso?", fragte Miriam skeptisch, tat jedoch was sie die Prinzessin verlangte. Ohne zu antworten zog diese ein goldenes Armband mit allerlei glänzenden Anhängern und einem großen, edel verziertem Herz daran aus ihrer Tasche und legte es Miriam um. "Mit den Anhängern kannst du einen Aufenthalt in der Herberge bezahlen", erklärte die Braunhaarige. "Bist du verrückt geworden?", erwiderte das andere Mädchen, "Das kann ich doch nicht annehmen!" "Aber ich möchte euch in Sicherheit wissen... Ihr seid doch meine einzigen Freunde!", flüsterte Selina betrübt. "Deine einzigen Freunde?" Miriam legte ihr besorgt eine Hand auf die Schulter. "Ich bin schon immer sehr schwach und zerbrechlich gewesen und musste viel Zeit im Schloss verbringen..." "Verstehe. Der Vogel im goldenen Käfig also." Die Prinzessin nickte. Miriam holte tief Luft, murmelte dann aber: "Na gut, ich nehme es an. Wenn irgendetwas nicht in Ordung ist, dann komm zu uns okay?" Sie warf Selina eine aufmunterndes Lächeln zu, dass diese freudig erwiderte. Dann verabschiedeten die beiden sich und Miriam kehrte zu den anderen zurück. Sie erklärte den anderen kurz die Situation und dann machten sie sich gemeinsam auf den Weg zur Herberge, während Selina eilig ins Schloss huschte. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)