Blood Moon - Bis(s) in alle Ewigkeit von -DesertRose- (Fortsetzung von Rising Sun - Bis(s) das Licht der Sonne erstrahlt) ================================================================================ Kapitel 15: Verbündete (Teil 1: Augen die niemals lügen") --------------------------------------------------------- Disclaimer: => Ich verdiene kein Geld mit meiner Fanfiction. => Alle Charaktere die schon in den Twilight-Bänden ihren Auftritt hatten, gehören Stephenie Meyer. Alle Anderen, wie etwa Schüler, Lehrer und vor allem Renesmees und Jakes Kinder, habe ich selbst erfunden. Webseite http://www.chaela.info oder... liked mich auf Facebook http://www.facebook.com/chaela.info --------- Kapitel 13 - "Verbündete" (Teil 1: Augen die niemals lügen) Mit einigen geübten Handgriffen zog ich den seidenen Stoff durch die Schlaufe und zog anschließend den Knoten meiner Krawatte an meinem Kragen fest. Wenn etwas gab, was Alice mir beigebracht hatte, dann wie man sich als Gentleman zu kleiden hatte – und wie man eine Krawatte richtig band. Ich trat ein paar Schritte zurück, um mich im Spiegel zu betrachten. Die Krawatte hatte fast den selben dunklen Grünton, wie meine Augen. Ja, so würde ich sicher nicht negativ auffallen, sagte ich mir und nickte dem Spiegelbild zu, ehe ich aus dem Badezimmer trat und durch den stockfinsteren Keller lief, um in mein Zimmer zurückzugehen. Als ich es jedoch betrat, musste ich feststellen, dass ich nicht allein hier war. Da mein Blick eher auf den Boden gerichtet gewesen war, war es selbstverständlich zunächst einmal der grüne, zart glänzende Satinstoff gewesen, der meine Aufmerksamkeit erweckt hatte. Genau der selbe Grünton wie der meiner Krawatte – und damit der meiner Augenfarbe. Aber ich blieb natürlich nicht am Saum kleben, sondern ließ meinen Blick langsam nach oben wandern. Der weich fließende Stoff schmeichelte ihrer perfekten Silhouette. Sie hatte mir ihren entzückenden Rücken zugewandt und ich kam nicht umhin, ein paar Sekunden länger an gewissen Stellen zu verweilen, als eigentlich notwendig. An der Stelle an der das rückenfreie, bodenlange Kleid ihre alabasterfarbene Haut freigab, begannen die leicht gekräuselten Haarspitzen ihrer Hochsteckfrisur. Das dunkle Braun harmonierte so schön mit der Farbe des Kleides und der ihrer Haut, dass man meinen könnte, sie sei direkt aus einem Gemälde getreten. Sie war so schön – und ich so angewurzelt. Als sie sich mit einer sanften, geschmeidigen Bewegung umdrehte, riss sie mich aus meiner Trance und ich griff erschrocken nach der Kommode, die neben dem Türrahmen stand, damit es so aussah, als hätte ich die ganze Zeit nichts anderes im Sinn gehabt. Sie kam näher und ich stellte mich vor das Möbelstück, riss die Schublade auf und begann darin herum zu wühlen. „Bist du noch nicht fertig?“, fragte sie mit einer Stimme, die nur zu einer solch schönen jungen Frau passen konnte. „Nein, ich äh...“, antwortete ich, wusste aber nicht, wie ich den Satz beenden sollte und griff nach einer silbernen Rolex, die sonst immer in den Untiefen meiner Klamotten lag und die ich wahrscheinlich irgendwann, in den letzten dreißig Jahren, zum Geburtstag bekommen hatte. Ich drehte mich zu Sangreal um, ohne sie anzusehen und wollte die Uhr anlegen. „Warte“, sagte sie. Sie griff nach meinem Handgelenk und nahm mir dieses Vorhaben ab. „Hat Alice dir die Haare gemacht?“, fragte ich, um die aufkeimende Stille zu brechen. „Rosalie“, antwortete Sangreal. „Das Kleid hab ich aber mit Alice ausgesucht.“ Jetzt war mir auch klar, warum ich keine von meinen Krawatten hatte nehmen dürfen... „Alice hat ein Händchen für so was“, kommentierte ich. „Das stimmt“, sagte sie. „So.“ Das war dann wohl das Zeichen für mich, dass sie die Uhr nun befestigt hatte. Doch sie ließ mich nicht sofort los. Ihre zarten Finger, die die selbe Temperatur, wie meine hatten, strichen zunächst über die Innenseiten meiner Handfläche, ehe sie ihre Hand komplett auf meine legte. Aneinander gelegt, war es noch deutlicher, was für eine kleine, zarte Hand sie doch hatte. Ich musste daran denken, dass sie mich noch vor wenigen Wochen gerettet und einem Volturi den Kopf im wahrsten Sinne des Worte verdreht hatte und musste schmunzeln. Sie musterte zunächst noch unsere beiden Hände, dann hob sie den Blick und sah mich an. Es waren ihre Augen gewesen, die mir, bevor wir uns wirklich kannten, bewusst gemacht hatten, wie ähnlich wir uns waren. Sie war ein Halbvampir, genau wie ich und doch hatten sie sich rot gefärbt, weil sie menschliches Blut trank. So sehr mich das damals allerdings fasziniert hatte , es kam mir jetzt töricht vor, war ihre wirkliche Augenfarbe doch soviel schöner. Nun da sie die letzten Wochen über auf Tierblut umgestiegen war, sah man schon mehr als deutlich, in welche Richtung die Farbe einschlug: silbergrau. „Deine neue Augenfarbe steht dir“, flüsterte ich fast. Sie sah geschmeichelt weg. „Danke. Aber es ist schade, dass ich sie nicht mal selbst wusste.“ Dann hörten wir, wie jemand die Treppe hinunter kam, horchten auf und traten vor die Tür. Im Kellerflur stand meine große Schwester, ebenfalls wunderhübsch herausgeputzt. Sie trug ein dunkelviolettes Kleid und offene Haare, die jedoch deutlich welliger und voluminöser waren, als sonst. „Seid ihr zwei so weit?“, fragte sie etwas ungeduldig. Ich verdrehte die Augen. „Ja, Schwesterherz.“ Mariella lächelte, verdrehte sie ebenfalls und machte dann auf dem Absatz kehrt. Sangreal und ich folgten ihr. Am Ende der Treppe stand Seth. In Schale geworfen und mit zurückgelegten Haaren, reichte er Mariella die Hand und half ihr die letzte Stufe hoch. Wie nicht anders zu erwarten, passte seine Krawatte wiederum zu ihrem Kleid. „Na, seid ihr bereit für den großen Showdown?“, fragte er erheitert. Wir lachten nur vereinzelt, ohne eine genaue Antwort zu geben, dann traten wir ins Wohnzimmer. Zumindest das was davon noch übrig war. Hätte ich nicht mit Sicherheit gewusst, dass es dieser Raum sein musste, hätte ich ihn für einen anderen gehalten. Alice hatte den Raum, mit allen Regeln der Kunst, in ein romantisches Setting verwandelt. „Wow“, kommentierte Sangreal treffend. Ich nickte nur. Ich kannte das Prozedere ja schon längst und wusste um das Talent meiner Großtante, wenn es darum ging, Orte und Leute aufzuhübschen, die aufgehört hatten, sich dagegen zu wehren. „Ani!“, hörte ich dann, wie meine Mutter meinen Kosenamen rief und sah, wie sie im nächsten Moment mit einigen schnellen, jedoch deswegen nicht weniger grazilen Schritten, auf mich zugelaufen kam. Sie trug ein Cocktailkleid in ihrer Lieblingsfarbe: Türkisblau. Mit einem strahlenden Lächeln nahm sie meine Hand und zog mich von Sangreal, Seth und Mariella fort. „Tut mir Leid, ich muss ihn mal kurz entführen“, strahlte sie sie alle an. „Kommst du bitte kurz mit?“ Ich nickte und ließ mich von ihr nach draußen bugsieren. Dort sah alles aus, als hätte man es direkt aus einem Hochglanzmagazin gezogen: strahlender Sonnenschein knallte vom Himmel, es wuchsen Blumen um uns herum, die hier noch nie gewachsen waren (und von Alice wahrscheinlich gepflanzt wurden) und die Holzbänke rochen noch so sehr nach Wald, als hätte man sie eben erst nebenan gefällt und zusammen gezimmert. Aber all das wurde noch von dem gigantischen, blumigen Pavillon überschattet, der nun auf der großen Wiese stand und unter den mich meine Mutter führte. Und dann wusste ich auch, was der Grund für das Gelaufe war. In der Mitte, direkt vor der großen Torte standen Esme Bella, Edward, mein Vater und ein Haufen sowohl weibliche als auch männliche Vampire, die ich nicht kannte oder zumindest nicht zuordnen konnte. „Oh, bebé linda“, sagte ein der Vampirfrauen zu meiner Mutter gewandt und richtete ihre Worte anschließend an Bella. „Bella, deine Tochter ist noch immer der selbe strahlende Sonnenschein, den du uns damals so einfühlsam vorgestellt hast.“ Bella lächelte zur Antwort. „Ich muss meiner Gefährtin recht geben“, sagte nun der dunkelhaarige Vampir zu ihrer Linken. „Von der tieftraurigen, besorgten jungen Dame unserer letzten Begegnung, ist nun zu uns aller Freude keine Spur mehr zu sehen.“ „Es tut mir Leid, dass ihr das alles mitansehen musstet, aber ich war euch trotz allem sehr dankbar, dass ihr den weiten Weg zu uns gekommen seid, um zu helfen, auch wenn ich es damals nicht zeigen konnte“, entschuldigte meine Mutter sich bei den Unbekannten. Ich wusste nach wie vor überhaupt nicht, wovon sie sprachen und stand zunächst, wie bestellt und nicht abgeholt, neben ihr, bis sie mich schließlich doch noch in ihr Gespräch einbanden. Der dunkelhaarige Vampir, der zuletzt gesprochen hatte, reichte mir seine kalte, bleiche Hand zum Gruß. „Hallo Anthony. Ich bin Eleazar und dies sind meine Gefährtin Carmen und unsere engsten Vertrauten Tanya, Kate und Garrett. Wir sind sehr froh, dass sich für deine Familie und dich doch noch einmal alles zum Guten gewandt hat und es tat mir sehr Leid, das mein 3000-jähriges Wissen nicht ausreichte, um dir zu helfen.“ Ich schüttelte seine Hand, verstand aber immer noch nichts und weil ich zu feige war, um direkt zu fragen, aber auch kein blödes Gesicht machen wollte, damit sie mich aufklärten, fuhr ich meinen Schild herunter und richtete meine Frage einfach stumm an Edward. Um was geht es hier eigentlich? Edward lachte verschmitzt und legte Eleazar eine Hand auf die Schulter, kaum das unsere Hände sich voneinander gelöst hatten. „Verzeihung, Eleazar. Mein Enkel kommt sich sicher gerade so vor, als schaute er die Fortsetzung eines Films, den er verpasst hat. Wir haben es bisher leider versäumt, ihm von eurem Besuch zu erzählen.“ „Oh“, sagte Eleazar. „Nun denn.“ Edward nickte ihm zu und der mir fremde Vampir fuhr fort. „Wir sind alte Freunde der Familie und haben unseren Ursprung in Denali. Ich für meinen Teil wurde um das Jahr 1700 verwandelt und habe danach lange Zeit bei den Volturi als Wache gelebt, bis ich Carmen traf. Wir waren derart angetan von den vegetarischen Lebensweisen der Cullens und der Denali-Schwestern, dass wir uns Letzteren anschlossen. Carlisle bat uns um Unterstützung, als eure Familie von den Neugeborenen aus Seattle bedroht wurden. Durch eine falsche Annahme unsererseits, haben wir euch damals unsere Hilfe verwehrt. Dieser Fehler tat uns später unendlich Leid und wir kamen gern, als wir ein zweites Mal um Hilfe gebeten wurden. Und wir würden immer wieder kommen. So kam es, dass wir euch vor einigen Monaten besuchten. Carlisle dachte, dass ich, in den 3000 Jahren meines Lebens, vielleicht irgendetwas über ein Gegengift für Vampirverwandlungen wusste, aber dem war nicht so. Wir waren untröstlich und es freut uns umso mehr, dass dieser Familie ein weiterer Verlust erspart blieb.“ Er endete und wartete offensichtlich auf eine Reaktion meinerseits, aber ich wusste nicht was ich, ob dieser ausführlichen Erläuterung, sagen sollte und lächelte daher nur kurz. Edward erklärte sich bereit, mir erneut aus der Patsche zu helfen. „Wir sollten dann mal Platz nehmen, die Zeremonie fängt gleich an.“ Mein Vater grinste in die Runde und hob meiner Mutter dann den gebeugten Arm hin. „Darf ich bitten, schöne Frau?“ „Aber gern“, antwortete sie und hakte sich bei ihm ein, dann folgten die beiden dem Rest vor den Pavillon. Ich blieb noch einen Moment stehen und begutachtete die fünfstöckige Torte neben mir. Auf der obersten Schicht thronte ein kleines Brautpaar vor einer gezuckerten Dreizehn. Ich seufzte. *** Die letzten Wochen hatte ich mit jener einen Sache verbracht, in der ich wirklich nicht gut war: Nichtstun. Auf Anordnung von Carlisle, meinem Urgroßvater, hatte ich das Haus nur unter Aufsicht verlassen und hauptsächlich das Bett oder Sofa gehütet. Für mich, der die letzten gut dreißig Jahre über regelmäßig einfach mal für drei oder vier Wochen nicht nach Hause gekommen war und stattdessen in irgendeiner Tiergestalt durch die Wildnis spaziert war, war dies eine enorme Herausforderung gewesen. Immerzu hatte ich mich währenddessen damit getröstet, dass wir irgendwann sicher mit der Planung unseres Vergeltungsschlag bei den Volturi beschäftigt sein würden, aber dazu war es bis jetzt nicht mal im geringsten gekommen. Alles war seinen gewohnten Gang gelaufen. Carlisle ging weiter seiner Tätigkeit als Arzt nach, Mariella arbeitete in der Bibliothek, Vater in einer kleinen Autowerkstatt, Esme schmiss den Haushalt, Bella und Edward gingen weiter mit den anderen in Ballinasloe in die High School – und ich lag herum. Und das, wo ich lieber Caius demontiert hätte. Und nun saß ich also hier. Auf der inzwischen dreizehnten Hochzeit von Emmett und Rosalie. Dieses Mal hatten meine Mutter und Edward die Ehre die Trauzeugen und Carlisle den Pastor zu spielen. Das einzig Gute an dieser Veranstaltung war für mich, dass sie mir deutlich machte, dass sie unser einstiges Vorhaben noch nicht vergessen hatten, denn der Grund für diese doch einigermaßen plötzliche Wiederholungshochzeit war ganz einfach Rosalies Angst, keine Chance mehr auf eine Nächste zu haben, sollten wir verlieren. Das war natürlich kein schöner Gedanke und wahrscheinlich auch einer, den wir alle teilten, trotzdem hatte sich nie jemand gegenteilig dazu geäußert. Niemand wollte einen Rückzieher machen. Alle waren sich bewusst, dass es wohl nur eine Frage der Zeit war, bis die Volturi erneut zuschlagen würden und dem wollten wir schlicht zuvorkommen. Kaum, dass wir uns alle im Pavillon eingefunden hatten und Emmett und Rosalie gemeinsam die Hochzeitstorte angeschnitten hatten (die sie sowieso nicht essen würden, aber Tradition war nun mal Tradition und Emmetts Vorschlag stattdessen einen Puma auf den Tisch zu stellen, hatten Alice und Rosalie abgelehnt – warum auch immer, schließlich waren keine Menschen anwesend), richtete sie auch schon einige Worte an uns und erwähnte damit mehr oder weniger die Dinge, die noch kommen würden. „Meine lieben Familienmitglieder, erweiterte Familienmitglieder und Gäste“, begann sie und ließ ihren Blick über die versammelten Vampire, Halbvampire und Werwölfe schweifen. „Ich bin sehr froh, dass ihr diesen besonderen Tag mit uns feiert. Ich weiß, das hier ist ganz sicher nicht meine erste Hochzeit, aber ihr gebt mir immer wieder das Gefühl, sie sei es. Und gerade in diesen schweren Zeiten, ist es doch umso wichtiger, dass wir die schönen Momente in unserem Leben, auch wenn es noch so lange ist, nicht vergessen. Und wo ich hier schon mal stehe und ihr uns allen zuhört, würden Emmett und ich euch gerne noch eine Kleinigkeit verkünden.“ Ich spürte förmlich die plötzliche Neugier im Raum und alle sahen gebannt auf Emmett, dem seine „Braut“ gerade das Wort überlassen hatte. „Nun... also, Rose und ich haben beschlossen, dass wir, wenn das hier alles erst mal geschafft ist, wieder etwas Zeit für uns in Anspruch nehmen werden.“ „Ich hoffe ihr nehmt uns das nicht übel“, warf Rose ein. „Aber nein“, versicherte Esme. „Wo soll die Reise denn hingehen?“ „Das wissen wir noch nicht genau.“ „Hoffentlich dorthin wo der Grizzlybestand Emmetts Hunger standhalten kann“, witzelte Edward und erntete ringsherum einige Lacher. Einige Minuten später saßen wir dann auch schon an den Festtischen, die mit ihren langen, weißen und mit Blumen geschmückten Decken durchgehend an den drei Wänden des Pavillon aufgestellt worden waren. Und das war auch notwendig gewesen, denn auch wenn sie nicht aßen, saßen die umliegenden Vampire – und es waren gar nicht so wenige, denn die Iren waren ebenfalls gekommen, hatten sie doch den kürzesten Weg – doch alle brav am Tisch. Der Großteil der Torte wurde dann, wie nicht anders zu erwarten war, von Seth und meinem Dad verschlungen, aber auch Mariella und meine Mutter hatten sich ein Stückchen genommen und sogar Nahuel stocherte mit einer kleinen Gabel in der Buttercreme herum. „Nessie“, sagte Rosalie zu ihrer Trauzeugin gewandt, die nicht weit von ihr weg saß. „Ich finde es immer noch toll, dass wir ausgerechnet an diesem Tag feiern durften.“ Meine Mutter lächelte sie an und griff nach Dads Hand, die gerade eigentlich damit beschäftigt gewesen war, die Gabel zum Mund zu führen. Etwas perplex sah Jacob, mit dennoch vollem Mund, zu Rose hinüber. „Schon okay“, sagte Renesmee. „Wir betrachten es einfach als tolle Möglichkeit unseren besonderen Tag zu feiern. Wer hat denn schon die Möglichkeit an seinem Hochzeitstag nochmal Hochzeitstorte zu futtern, nicht wahr, Schatz?“ Dad nickte zustimmend. Es war ihm anzusehen, dass seine Aufmerksamkeit momentan eigentlich der Torte galt. Meine richtete ich nun auf die Denalis, die etwas weiter links auf der uns gegenüberliegenden Seite saßen. „Und du warst also Wache bei den Volturi?“, fragte ich Eleazar, um mit ihm ins Gespräch zu kommen. Er nickte. „Wie lange?“, fragte ich weiter. „Viel zu lange“, meinte er. „Wie bist du von ihnen losgekommen?“ „Nun, Aro war natürlich nicht gerade sonderlich euphorisch, aber es gab ansonsten keine weiteren Probleme.“ „Sie haben dich einfach so gehen lassen?“ Eleazar lachte leise. „Es ist verständlich, dass sie auf dich wie Monster wirken müssen, aber normalerweise sind sie sehr darauf bedacht, die Personen, die ihnen auch nur im geringsten irgendwann, irgendwie wertvoll sein könnten oder waren, immer für die Zukunft 'warm' zu halten und es nicht mit ihnen zu verscherzen. Also ja, sie haben mich einfach gehen lassen, in der Hoffnung, dass ich eines Tages von selbst zurückkehren würde. Aber...“, er seufzte. „Da ich mit Carmen absolut glücklicher Vegetarier und Denali bin und angesichts der kürzlichen Ereignisse, bin ich nicht sonderlich erpicht darauf.“ „Dann nehme ich an, dass du eine Gabe hast?“ „Das ist richtig“, er lächelte wieder. „Ich habe die Gabe, Talente anderer Vampire – und Halbvampire, wie ich dank euch feststellen konnte, zu sehen.“ „Oh“, sagte ich. Carmen neben ihm lachte. „Ich weiß zum Beispiel, dass du dich unsichtbar machen kannst und damit praktisch ein ähnliches Schutzschild wie Bella besitzt. Ich habe im Laufe meines Lebens viele Talente gesehen, wie du dir sicher vorstellen kannst. Ich habe mich auch viel damit beschäftigt, zu studieren, wie die Talente eines Vampirs vor der Verwandlung ausgeprägt sind und wie danach. Aber, da Vampire sich 'normalerweise' – er betonte das Wort – nicht fortpflanzen, war es mir nie möglich festzustellen, ob Gaben sich vererben können. Erfahrungsgemäß sind Vampirtalente nicht nur stets auf mentaler Ebene, sondern auch immerzu einmalig. Eben weil jeder Vampir ein bisschen anders denkt. Es wäre möglich gewesen, dass diese Einmaligkeit in Verbindung mit der Genetik aufgehoben wird, aber bis jetzt hat sich diese Vermutung nicht bestätigt.“ „Mhm...“, murmelte ich und sah dann zu meiner Schwester, die neben mir gerade das letzte bisschen von ihrem Kuchen auf ihre Gabel genommen hatte. „Welche Gabe hat Mariella?“ Ich wusste zwar, dass sie mich als Einzige, abgesehen von Bella, sehen konnte, aber es interessierte mich brennend, wie Eleazar sie einschätzte. „Sie ist auch ein Schutzschild.“ „Das weiß ich“, sagte Mariella. „Es wirkt aber nur auf Ani.“ „Vielleicht tut es das“, meldete sich nun eine der anderen Vampirinen vom Denali-Clan zu Wort. „Vielleicht ist es aber auch nur noch nicht richtig ausgereift.“ Mariella sah sie fragend an. „Kate besitzt das Talent sich mit Stromstößen zu schützen“, erklärte Carmen. „Zuerst konnte ich es nur, wenn ich mein Opfer mit den Fingerkuppen berührt habe. Inzwischen kann ich den Strom über meinen kompletten Körper freigeben.“ „Das hört sich schmerzhaft an“, sagte Mariella und sank etwas in ihrem Stuhl zusammen. „Das hört sich stark an“, sagte ich fast im selben Augenblick. Meine Schwester warf mir einen ungläubigen Blick zu. „Darf ich mal etwas probieren?“ , fragte ich Kate. Kate lächelte mich an, als ich aufstand und meine Frage stellte, Mariella jedoch fuhr direkt hysterisch hoch. „Ani!“, zischte sie und wand sich dann hilfesuchend an unsere Eltern. „Mum, Dad, verbietet es ihm doch!“ Ich warf einen abwartenden Blick hinüber zu den beiden, die eben noch mit Rose im Gespräch gewesen waren. „Tut mir Leid, ich hab nicht zugehört, um was geht’s?“, fragte Dad im Gegenzug. Der leere Teller vor ihm verriet, mit was er bis eben beschäftigt gewesen war. Mariella verdrehte die Augen. „Du brauchst mich nicht ständig zu bemuttern, Mariella. Ich kann sehr gut auf mich selbst aufpassen“, sagte ich, während ich zu ihr hinunter sah, die mit verschränkten Armen auf ihrem Stuhl saß. „Oh ja, und wie“, antwortete sie sarkastisch. „Ganz ruhig, Mariella“, meldete sich nun Edward zu Wort. „Lass ihn nur. Kate weiß was sie tut.“ Ich verzog leicht den Mundwinkel. Er hatte den Ball nun also Kate zugespielt und ich stand noch immer als leichtsinniges Kind da. Ich schüttelte den Gedanken ab und konzentrierte mich wieder auf Kate, die mir lächelnd ihre Hand hinstreckte. Eine gewöhnliche, kalte, bleiche Vampirhand. Zart, weil sie eine Frau war und kein bisschen bedrohlich – bis jetzt zumindest. Als ich sie berührte, spürte ich allerdings, abgesehen von dem gewöhnlichen Temperaturunterschied, nichts. „Ganz die Großmutter“, sagte Kate, lächelte mich an und zeigte dabei ihre zwei Reihen strahlend weißer Zähne. „Eigentlich müsstest du jetzt unter dem Tisch liegen.“ Also funktionierte mein Schild auch gegen ihre Gabe tadellos. Ich hätte gerne meine Grenzen ausgetestet, herausgefunden, in wie weit ich ihrem Talent trotzen konnte. Aber wenn Edward meine Gedanken gehört hätte, hätte sich sicherlich sofort Bella eingeschaltet und mich trotzdem abgeschirmt. Außerdem kam mir meine Begegnung mit Catrionas Vater in diesem Zusammenhang in dem Sinn. Da war ich auch relativ schnell auf dem Boden gelegen, aber er war auch kein Vampir gewesen, außerdem war ich da noch nicht so weit genesen wie jetzt. Ich seufzte und setzte mich wieder hin. Auch meine Schwester ließ einen erleichterten Seufzer verlauten. Ich verdrehte die Augen... *** Und dann, wenig später, die Iren und die Denalis waren noch immer da, kam endlich der Tag, auf den ich so lange gewartet hatte. Der Globus stand auf dem Couchtisch und meine Familie und unsere Gäste drumherum. „Sollen wir wieder alle vom letzten Mal fragen?“, wollte Bella wissen. Carlisle schüttelte den Kopf. „Wir sollten das etwas vorausschauender angehen. Erinnert euch daran, wer letztes Mal das Feld verließ, kaum dass er oder sie für Renesmee ausgesagt hatte?“ Edward knirschte mit den Zähnen. „Amun und Kebi... Makenna, Charles.“ „Und wer uns verließ, noch bevor die Volturi eintrafen“, murmelte Rosalie abwertend. „Alistair“, sagte Bella. „Das Monster auf unserem Dachboden.“ Einen Raunen und leichtes Lachen ging durch unsere Reihen, verstummte aber rasch. „Nur den Volturi gegenüber zu stehen, war für sie alle eine unglaublich starke Belastung. Ich denke, wenn sie wissen, dass es dieses Mal gar keine andere Option gibt, als zu kämpfen, werden sie uns die Hilfe ohnehin versagen.“ „Ganz ehrlich“, warf Maggie, das Nesthäkchen des irischen Zirkels ein. Das Mädchen sah aus wie 15, hatte jedoch eigentlich etwa zwei Jahrtausende auf dem Buckel und war zudem in der Lage, eine Lüge sofort als solche zu erkennen, weswegen sie auch keine Scheu hatte, stets zu sagen, was sie dachte. „Ihr könnt nicht erwarten, dass alle für euch in den Krieg ziehen und ihr Leben aufs Spiel setzen.“ „Das erwarten wir gewiss nicht“, versicherte Carlisle. „Was meinst du denn mit 'für euch'?“, fragte Garrett, der nun vom Sofa aufgestanden war. Mit den Händen in den Hosentaschen lief er zu Maggie herüber. Er hatte diese Frage zweifellos gestellt, um eine Diskussion aus ihr herauszukitzeln und wusste genau, was sie damit gemeint hatte. „Na, für die Cullens“, antwortete Maggie. „Für ihre Sache.“ „Was für eine Sache soll das denn sein?“, bohrte er weiter, hörte auf herum zu laufen und blieb direkt neben mir stehen. „Die Volturi töteten einen von ihnen. Ich kann absolut verstehen, dass sie das nicht auf sich sitzen lassen wollen“, sagte das Mädchen. „Wer auch immer Maggie etwas antun würde. Wir würden ihn bis ans Ende der Welt verfolgen.“ Es war die kräftige Stimme von Siobhan, der Anführerin der Iren. Jene Frau, die Maggie verwandelt hatte und nun wahrscheinlich so was wie eine Mutter für sie war. Zumindest nahm ich das an. „Ach du denkst also, es geht hier um Rache“, spekulierte Garrett, weiterhin wissend, dass sie genau das dachte. Maggie antwortete nichts, starrte ihn stumm an, darauf wartend, dass er fortfuhr. „Mag sein, dass das auch ein Grund ist. Einer, den sicher alle Anwesenden nachvollziehen können,“ - er erntete zustimmendes Nicken - „aber meiner Meinung nach, geht es hier um viel mehr. Es ist so, wie ich es das letzte Mal sagte. Direkt auf dem Feld. Vor den Volturi. Sie wollen diese Familie zerstören, weil sie in ihnen eine Gefahr für ihre Macht sehen. Weil sie Angst vor ihnen haben. Sie stellen Regeln und Gesetze auf, geben vor, im Interesse aller Vampire zu handeln. Aber mit dem, was sie dieser Familie angetan haben, haben sie offenbart, wie sie wirklich sind. Machthungrig und gesetzlos. Wenn sie wollen, ignorieren sie ihre eigenen Regeln und um einander zu besänftigen, töteten sie noch mehr,“ - er hielt kurz inne und sah zu Sangreal, Nayeli und Nahuel - „grundlos. Weder waren die Halbvampire eine Gefahr für Aro oder irgendjemanden sonst, noch war William es. Caius wollte schon damals seinen Willen durchsetzen, wie ein bockiges Kind. Damals scheiterte er, heute hat er es geschafft. Was ist, wenn er noch mehr erreicht? Wenn Aro die Kontrolle verliert? Stell dir vor, Caius beginnt seinen Morgen mit dem falschen Fuß und duldet plötzlich keine Vampire mehr, die vor dem siebzehnten Lebensjahr verwandelt wurden. Schon stündest du auf seiner Abschussliste. Es geht hier nicht um Rache, kleine Maggie“ - er beugte sich etwas zu ihr herab und sah ihr tief in die roten Augen - „es geht um uns alle.“ „Garrett hat recht“, stimmte Eleazar zu. „Die Volturi sind von ihrem Weg abgekommen. Sie müssen gestürzt werden, bevor noch mehr, durch ihr Fehlverhalten und ihren Machthunger, ihr Leben lassen müssen.“ „Wie siehst du die Dinge nun, kleine Maggie?“, wollte Garrett abschließend wissen. Ein kurzer Moment der Stille entstand, ehe sie antwortete: „Mit anderen Augen.“ „Augen, die niemals lügen“, sagte Siobhan stolz. Maggie lächelte. „Also, wie geht es nun weiter, Carlisle?“, brachte Edward die Unterhaltung wieder zurück zu ihrem Ursprung. „Ich schlage vor, dass Alice und Jasper sich auf die Suche nach den Nomaden begeben, so wie sie es auf der Suche nach dem Gegengift getan haben. Sie werden sie noch am ehesten finden.“ „Alles klar“, sagte Jasper. „Und vergesst nicht diejenigen, die wir letztes Mal nicht finden konnten.“ Jasper nickte. „Rosalie und Emmett. Ihr geht zu den Amazonen.“ „Oooh jaaa... Leoparden, ich komme!“, sagte Emmett euphorisch und ballte die Hände zu Fäusten. Rose stieß ihrem dreizehnfachen Ehemann mit dem Ellbogen in die Seite. „Wir sind nicht zum Essen da!“ „Edward, Bella, Jacob. Ihr geht zu den Ägyptern und danach begebt ihr euch nach Indien.“ Dad grinste. „Nur wir drei. Wie in alten Zeiten. Sind das nicht herrliche Aussichten?“ Edwards Augen verengten sich zu Schlitzen. „Nimm es ihm nicht übel“, sagte Bella. „Er findet es nur halb so toll, wie er vorgibt. Drei Meter hinter der Haustür, vermisst er Nessie sicher ganz schrecklich.“ Dad grummelte zur Antwort. Sie hatte seinen wunden Punkt erwischt. „Und was ist mit dir Carlisle?“, wollte Edward wissen. Carlisle lächelte sanft. „Ich werde hier bleiben. Seit dem letzten Mal bist du den meisten Vampiren genauso ein guter Freund und Vertrauter wie ich, Edward. Du wirst keine Probleme haben, ohne meine Anwesenheit zu überzeugen. Keiner von euch.“ „Bist du sicher?“, fragte Bella weiter. Carlisle nickte vertrauensvoll. „Ich überlasse das Zepter dieses Mal euch. Ich kann es mit meinem Gewissen nicht vereinbaren, Anthony so lange ohne ärztliche Aufsicht allein zu lassen.“ Jetzt schlug es aber Dreizehn! „Was?“, fuhr ich ihn etwas bissig an. „Das heißt ja dann wohl auch, dass ich mich keiner Reisegruppe anschließen darf!“ Carlisle blieb weiter ruhig. „So ist es.“ „Was?“, protestierte ich. „Das ist nicht fair! Wie lange soll ich hier drin denn noch eingesperrt bleiben? Wenn wir die Volturi angreifen, wollt ihr mich dann vorher in drei Zentner Watte einwickeln?“ „Bis dahin wird es noch eine ganze Weile dauern. Die Heilung schlägt gerade wieder richtig an. Ich kann es nicht riskieren, dich jetzt unbeaufsichtigt zu lassen. Die Suche nach unseren Freunden wird ein paar Wochen in Anspruch nehmen. Es ist besser für dich, hier zu bleiben.“ „Schön! Wunderbar!“, sagte ich sarkastisch, drehte mich um, ließ mich aufs Sofa fallen und blieb mit verschränkten Armen darauf sitzen. Sie sahen mir alle nach, schüttelten teilweise den Kopf oder sahen mich bemitleidend an, ehe sie mit der Verteilung fortfuhren. „Ich werde Emmett und Rosalie nach Südamerika begleiten“, verkündete Nahuel. „Vielleicht kann ich meine Tante ausmachen.“ „Meinst du Huilen lebt noch dort?“, fragte Alice. „Das letzte Mal habe ich sie vor sieben Jahren besucht. Ich kann mir aber vorstellen, dass sie unserer Heimat noch immer treu geblieben ist.“ Er drehte den Kopf und sah nun zu Sangreal, die mit Nayeli im Arm neben ihm stand. Sangi verstand sofort, was er wollte. „Ich werde mit der Kleinen hier bleiben.“ „Huilen würde sich sicher freuen dich kennenzulernen“, versuchte Nahuel sie zu überzeugen, doch Sangreal blieb standhaft. „So eine weite Reise ist nichts für Nayeli und ich kann sie auch nicht alleine lassen. Wir bleiben bei Carlisle und Anthony.“ Nahuel gefiel das nicht. Er war mit mir immer noch nicht warm geworden. „Ich bleibe auch hier“, meldete sich nun meine Schwester zu Wort. Sie wiederum war mit Sangreal noch immer etwas auf Kriegsfuß und ihr missfiel der Gedanke, nicht bei mir zu sein, während sie es war, sicherlich ebenso sehr, wie er Nahuel missfiel. „Ich wusste gar nicht, dass du ein kleines Kind hast“, sagte Seth neckisch. Mariella grummelte. „Ihr beide könnt Alice und Jasper begleiten“, schlug Carlisle vor. „Machen wir doch glatt!“, rief Seth freudig aus. „Hey! Warum darf Seth bei Mariella bleiben und ich nicht bei Nessie!“ „Du wirst es überleben, Hund“, sagte Rose abwertend. Mein Vater warf ihr einen bösen Blick zu. „Du kannst mir ja eine süße Ansichtskarte schicken, Jake“, sagte Mum sanft und umschlang Dads Arm mit ihren beiden Armen. „Könnte schwierig werden, wenn du auch nicht Zuhause bist, Renesmee“, sagte Carlisle spitzbübisch. „Wie bitte?“ Mum war verdutzt. „Ich halte es für sinnvoll, wenn du mal wieder ein bisschen Abstand von alledem bekommst. Diese Reise wird dir gut tun. Bitte begleite doch Rose und Emmett.“ Sie warf einen kurzen besorgten Blick zu mir. „Also ich weiß nicht recht...“ Langsam ging es mir gehörig gegen den Strich, dass sich alle um mich drehten, als wären wir ein Sonnensystem und sie die Planeten. „Schon gut Mum“, sagte ich. „Du kannst mir ja eine Karte schicken. Ich bewege mich ganz sicher nicht vom Fleck. Ich kann dem Briefkasten sogar beim rosten zugucken.“ „Unser Briefkasten ist aus Edelstahl“, sagte Carlisle mit der selben ruhigen Art, die er immer besaß. Er ließ sich nicht im geringsten aus der Fassung bringen, egal wie angesäuert ich war... - Ende Kapitel 13 (Teil 1) - Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)