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Onigokko

Time to play our little game
von

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Verstecken und Fangen

Der Nebelschleier machte das Sehen schier unmöglich. Er versuchte mit Kaoru Schritt zu halten, aber der von Angst angetriebene Oni wollte dieses Dorf schnellstmöglich verlassen. Hektisch schaute er in allen Ecken nach, aber von seinem Schwert fehlte jegliche Spur. Verzweifelt biss er sich auf die Lippe, seine schlimmste Befürchtung schien Realität zu werden.

„Wie kann man eigentlich ein Schwert verlieren?“, fragte Heisuke offensichtlich zu laut, da Kaoru einen vernichtenden Blick auf ihn gelten ließ. „Das ist doch eine berechtigte Frage…“ Seufzend folgte er dem anderen, der mit geballten Fäusten ein riesiges Gebäude betrat.

„Ich wurde verfolgt… dabei ist mein Schwert verloren gegangen und scheinbar hat mein Hetzer es an sich genommen.“ Hoffentlich würde sich die Ehrlichkeit bezahlt machen, zurzeit war der Shinsengumi keine sonderlich große Unterstützung. „Wir sollten uns trennen!“ Kaoru fuhr herum, dabei lief er rückwärts gehend weiter.

„Sicher?“ Heisuke blieb stehen. Obwohl er bislang keine schlechten Erfahrungen in diesem Dorf gesammelt hatte, war er unschlüssig, ob er diesem Rat folgen sollte. „Ich bin… dagegen.“

„Wieso?“ Kaoru hielt inne. „Getrennt würden wir es schneller finden.“

„Ja schon…“ Dem Brünetten verschlug es die Sprache, ein wirklich überzeugendes Gegenargument konnte er nicht bringen, es war nur sein Bauchgefühl, das ihm abriet, Kaoru allein zu lassen. Er öffnete seinen Mund, nichts, nur warmer Atem schlug Kaoru entgegen. Plötzlich weiteten sich seine Augen. „Chizuru!“, brüllte er laut, seine Hand dabei nach vorne streckend. Heisuke ignorierte den verwirrten Blick des anderen, stattdessen stieß er ihn mit sanfter Gewalt zur Seite, schnellte der Person hinterher, die er Chizuru genannt hatte.

Kaoru wirbelte herum, der Shinsengumi war um eine Ecke gebogen und verschwunden. Eilig lief er ihm hinterher. Chizuru? Hatte er seine Schwester gemeint? Aber dann stellte er sich wiederum die Frage, woher er sie kannte.

Halt suchend griff Kaoru nach dem Ärmel des blauweißen Haori, beinahe wäre er gestürzt. Wieso war Heisuke überhaupt stehen geblieben? Er warf einen starren Blick auf einen scheinbar endlosen Gang, der fast in völliger Dunkelheit eingetaucht war. Nur ein winziger Lichtstrahl fiel auf die Person, die Silhouette erinnerte ihn an die eines Mädchens. War sie wirklich Chizuru, und wenn ja, was machte diese an solch einem trostlosen Ort?

„Chizuru… warum bist du hier? Du solltest doch im Quartier sein.“, sprach Heisuke teils verwundert, teils tadelnd. Er machte einen Schritt in ihre Richtung, doch Kaoru hielt ihn eisern zurück. „Was soll das…? Lass mich los!“

Ein seltsames Gefühl überkam Kaoru, der seinen Griff um die Kleidung erhärtet hatte. Die ihm bekannte, und zwar bedrohliche Präsenz näherte sich ihnen, bei jedem Schritt, den die Gestalt machte. Die Dunkelheit verschlang sie und als sie erneut sichtbar zu sehen war, schrak Kaoru instinktiv zurück. Es war eindeutig die Gestalt des Oni-Mörders! „Wir müssen hier weg!“

Der Shinsengumi schien anderer Meinung zu sein, denn er rührte sich kein Stück. Hypnotisiert visierte er die immer näher kommende Person an, deren blauschimmerndes Schwert in der Dunkelheit glühte und die bedrohliche, angsteinfürchtende Maske erkennbar werden ließ.

Erneut, und dieses Mal mit mehr Elan, zog Kaoru kräftig an seiner Kleidung. Der andere stolperte ihm hinterher. Die einzige Tür, die aus diesem Raum führte, war verschlossen. Zudem stellte Kaoru seufzend fest, dass der Brünette tatsächlich keine Hilfe war, irgendwie schien dieser die Gefahr magisch anzuziehen. Ein Wandschrank war ihre einzige Rettung, wieso sollte es kein zweites Mal klappen?

Panisch riss er die Schranktür zur Seite, schlüpfte ins Innere und zerrte Heisuke ebenfalls hinein. Sein Gegenüber – der ihm viel zu nahe war – atmete schwer, das magische Wesen schien seine Welt völlig auf den Kopf gestellt zu haben. Bevor dieser in Panik geraten und aus dem Schrank laufen würde, überwand sich der Oni, indem er seinen recht zierlichen Körper gegen den des anderen drückte und ihm einen Kuss auf die Lippen drängte.

Heisuke hielt die Luft erschrocken an und betrachtete das vermeintliche Mädchen mit weitaufgerissenen Augen an. Sein heißer Atem ging schneller, das Herz pochte ungewöhnlich schnell.

Wenigstens war er jetzt ruhig, dachte sich Kaoru, der die Geräusche des Shinsengumi durch einen Kuss gedämpft hatte. Wie in Trance schloss er die Augen, seine vertrockneten Lippen fühlten sich warm an, und ohne sich groß Gedanken über die damit verbundenen Konsequenzen zu machen, bewegte er seinen Mund leicht und verführte ihn zu einem richtigen Kuss. Behutsam legte er eine Hand auf dessen Herz, das wild unter der Brust pulsierte – vor Aufregung. Jetzt war nur noch die Frage: Welche Aufregung genau?

Er spürte, wie Kaoru seinen Mund befeuchtete, sie mit der Zunge öffnete und spielerisch die Höhle durchforstete. Heisuke war ihm verfallen, die Panik war verflogen und vergessen, er hatte nur noch Augen für Kaoru. Eine Hand legte er verlangend auf die Kehrseite des anderen und drückte ihn fester an seinen Körper, wo sich bereits im Lendenbereich eine verräterische Erregung abzeichnete.

Erschrocken stieß sich der Oni zurück, obwohl das in diesem Schrank kaum möglich war. Das eigene angeschwollene Glied würde ihn sicherlich verraten. „Tut mir leid…“, entschuldigte sich dieser flüsternd, dabei die bereits verschwundene Aura ignorierend.

„Uhm… kein Problem.“

Beide seufzten synchron, sie wollten die Gier vor dem jeweils anderen geheim halten, weswegen sie nach Minuten des Schweigens den Schrank verließen.

Kaoru klopfte sich die Kleidung zurecht, peinlich berührt vermied er den Blickkontakt. „Wir sollten weiter…“, sagte er heiser, das unbedeutende Szenario von gerade eben wollte seinen Kopf nicht verlassen. Zumindest sollte es unbedeutend sein! Aber Kaoru bemerkte, wie angetan er von dem Shinsengumi gewesen war – am liebsten würde er ihn ein weiteres Mal küssen.

Heisuke nickte verstehend, die Verlegenheit war ihm ins Gesicht geschrieben. In Gedanken verloren griff er nach dem Knauf und die Tür gab unter seinem Druck nach. Sie war doch verschlossen gewesen! Hatte diese seltsame Gestalt sie geöffnet? Aber dann war er nicht gerade erpicht darauf, den gleichen Weg einzuschlagen…

„Schau!“ Kaoru deutete auf die Ecke, wo sich der finstere, lange Gang befand. Dort stand das Mädchen, in den Händen trug sie ein Schwert – sein Schwert! – und zog die Brauen ängstlich zusammen. In diesem Licht sah sie Chizuru gar nicht so ähnlich… scheinbar war Heisuke derselben Meinung.

„Gib es mir wieder!“, sagte er teilweise wütend, teilweise verzweifelt und machte einen großen Satz nach vorne. Von Panik ergriffen wich sie zurück und bog von ihm verfolgt in den düsteren Korridor ein. Heisuke kam ihnen fieberhaft hinterher.

Kaoru biss sich auf die Lippe, sämtliche Flüche und Beleidigungen lagen ihm auf der Zunge, dieses Miststück von Oni würde ihr blaues Wunder erleben - und damit meinte er nicht das Schwert von Minamoto no Yorimitsu - wenn er sie in die Finger kriegen sollte! Der Brünette achtete nicht auf seine Umgebung, hie und da erblickte man nur zerfallenes, brüchiges Holz, das die Grundrüstung des Hauses war. Keuchend blieb der verkleidete, junge Mann stehen, er hatte sie tatsächlich aus den Augen verloren!

Schlitternd kam Heisuke neben ihm zum Stehen, ebenfalls stark nach Luft ringend, denn im Gegensatz zu ihm war dem Shinsengumi aufgefallen, dass sie sich mehrmals im Kreis bewegt hatten.

„Verdammt!“ Der Oni sank auf die Knie, die geballte Faust schlug er wiederholt auf den morschen Boden ein. „Sie ist mir entwischt!“

„Sie spielt mit uns.“ Seufzend beugte er sich zu Kaoru vor. „Ich eile ihr nach und du läufst zurück, sie dürfte dir entgegen kommen.“ Zumindest war sich Heisuke dessen sicher, sehr sicher. Wenn sie sich im Kreis bewegten, dann würde das Mädchen genau in die Arme des anderen laufen.

„Gut!“ Er war von dem Gedanken besessen, dieses Mädchen zu fangen und sie windelweich zu prügeln, selbst wenn es ein Geist war, sein Zorn hatte die Angst völlig niedergetrampelt, in diesem Zustand würde er sich sogar mit Yorimitsu persönlich anlegen.

Er nickte ihm ein letztes Mal zu. Kaoru eilte in die entgegengesetzte Richtung, nachdem der Shinsengumi aus seiner Sichtweite verschwunden war. Ein Lächeln zeichnete sich auf seinen Lippen ab, als der einfache Plan tatsächlich Früchte trug. Das kleine Mädchen lief genau in ihn hinein, das Schwert fiel klappernd zu Boden. „Habe ich dich, du lästiger Oni!“

Sie versuchte sich aus seinem Griff zu befreien, wand sich schlunzend hin und her. Augenblicke später schien sie seine Worte registriert zu haben, schockiert, nein, wohl eher ängstlich, sah sie mit vertränen Augen in das Gesicht Kaorus. Ihr Haar wurde weiß, die leblosen Augen gold. Hatte sie sich in einen Oni verwandelt, weil sie sich aus seiner halbherzigen Umarmung befreien wollte?

Heisuke blieb keuchend vor ihnen stehen, er war den ganzen Weg bis hierhin gerannt. Triumphal riss er das Schwert an sich und betrachtete es lächelnd, allerdings verschwand sein Grinsen, als er die Verwandlung des Oni bemerkte… er hatte ein solches Wesen noch nie erblickt.

Seufzend, aber auch genervt zugleich, schubste er sie beiseite. Er wollte nur noch das Schwert und aus diesem Dorf verschwinden. „Verzieh dich, oder ich mach dir Beine!“, knurrte Kaoru und seine Stimme und die Gesichtszüge waren nicht mehr so fein wie die einer Frau. Aber wenigstens kam sie der Drohung nach und fegte davon.

„Das war jetzt nicht so nett…“, erkannte der junge Shinsengumi, obwohl er den anderen mehr oder weniger verstehen konnte, allerdings traf das zweite eher zu.

„Ist mir egal!“ Er winkte ab. „Lass uns gehen, wir sind hier nicht in Sicherheit.“



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Kommentare zu diesem Kapitel (2)

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Von:  Dabi
2011-07-25T22:24:43+00:00 26.07.2011 00:24
Fadnecht spannend bisher
ich frage mich echt wie das Ende aussehen wird ^^
Und es macht wirklich spaß zu lesen XD°
Hätte nicht erwartet das es mir so gut gefallen würde ^^
Von:  Ascian_Dragon
2011-05-14T20:49:38+00:00 14.05.2011 22:49
Hehe, das Kapitel war echt niedlich x3
Aii ♥ wie Heisu wohl reagieren wird, wenn er erfährt, dass Kaoru ein Junge is *fg*
Aber sonst ein echt lustiges spannendes Kapitel xD
Manchmal musste ich jedoch raten, wer grad gemeint war, aber es ist sonst eigentlich alles sehr gut ;D
Bin auf das nächste Kapitel gespannt x3


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