Zum Inhalt der Seite

Gabriell

Eine "City Life" Lovestory
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Nur die Erinnerung bleibt

Fast eine Woche war vergangen und Pablo war anzumerken, dass er alles andere als bei der Sache war. Er vergaß Unterlagen zu überarbeiten, machte eigentlich alles falsch, was man nur falsch machen konnte. Und das alles nur, weil seine Gedanken immer noch bei dieser Frau lagen. Die Frau, deren Namen er noch immer nicht kannte, die er bis jetzt zwei mal gesehen hatte, aber die einfach nicht mehr aus seinen Gedanken weichen wollte. Es war wie verhext und sein Vater machte einen riesigen Aufstand inzwischen.
 

„Junge, was ist los? So kannst du nicht weiter machen, dafür sind deine Aufgaben zu wichtig.“, brummte der Mann mit dem silbrig-weißen Haar und dem perfekt sitzenden, edlen Designeranzug. Er hatte Pablo in sein Büro beordert, das dritte Mal diese Woche schon. Denn so konnte es wirklich nicht weiter gehen.

„Wenn dich etwas bedrückt, bitte rede mit mir...“

Aber Pablo wollte darüber nun wirklich nicht mit seinem Vater reden. Auch, weil es ihm ein bisschen peinlich war. Er kannte diese Frau ja noch nicht einmal richtig! Aber er wollte sie irgendwie trotzdem wieder sehen.

Pablos Vater seufzte und lehnte sich über den Schreibtisch etwas näher zu seinem Sohn hin. Einen Moment musterte er den jungen Mann vor sich, seufzte dann wieder.

„Ist es wegen einer Frau?“, fragte er einfach so heraus. Pablo zuckte zusammen.

„Nein, Vater...“, murmelte er dann kleinlaut, zog aber die Schultern auffälliger Weise ein Stück an und rückte so weit auf dem Stuhl nach hinten, bis er sich regelrecht gegen die Stuhllehne presste.

„Also ist es wegen einer Frau...“, bestätigte der Ältere und lehnte sich selber auf seinem Stuhl zurück. Pablo schwieg.

Erst nach einer ganzen Weile brach Pablos Vater wieder das Schweigen, ein sanftes Lächeln auf den Lippen.

„Ist sie sehr hübsch? Was macht sie so? Oder wolltest du sie mir demnächst einmal vorstellen?“, fragte er, locker wie er war und erwartete eine Antwort seines Sohnes, dieser sah allerdings nur noch etwas bedrückter zuerst auf die Tischplatte, als er mit seinem Stuhl noch ein Stück zurück rutschte dann auf seine Knie. Irgendwas bedrückte ihn wirklich sehr, das war nicht zu übersehen. Und bei Pablo sowieso, denn es war eine Seltenheit, dass er keine gute Laune verbreitete.

„Ich möchte dir doch nur helfen, Junge...“, meinte der Ältere weiter, stand auf und trat zu seinem erwachsenen Sohn, legte ihm eine Hand auf die Schulter, während er sich vor ihn hockte. „Und ich kann dir nur helfen, wenn du mit mir redest.“
 

Er blieb stur und verlor kein Wort über seine neue „Bekanntschaft“, auch wenn sein Vater schon ahnte, dass es sich um eine Frau handeln musste, die Pablo so den Kopf verdreht hatte. Stattdessen nahm er sich für die nächsten Tage frei und hockte fast die ganze Zeit in dem kleinen Café, in dem sie sich getroffen hatten. In dem sie ihr – wie er es bezeichnen würde – ihr erstes Date gehabt hatten. Dabei wusste er nicht einmal ihren Namen und sie schien sich auch nicht mehr bei ihm melden zu wollen. Pablo war am Boden zerstört.
 

Aber auch hier ließ sich Gabriell kein einziges Mal blicken. Nichtmal in der Nähe des Cafés, gerade so, als würde sie vermeiden wollen, Pablo über den Weg zu laufen.

Eigentlich war sie sogar ganz froh darüber, diesem seltsamen Kerl nicht mehr begegnen zu müssen. Er war schon im Taxi so seltsam gewesen, so verdammt freundlich und fröhlich. Einfach seltsam. Wie er sie angesehen hatte, und wie er es am Ende eingefädelt hatte, dass sie sich in dem Café wieder sahen. Okay, er war wirklich nett gewesen, sehr nett sogar, so behandelte sie nicht jeder. Und er hatte sie sogar eingeladen damals. Aber trotzdem. Er war und blieb seltsam und deswegen war sie unheimlich froh, ihn nicht wieder sehen zu müssen! Jedenfalls glaubte sie das...

Fast jeden Tag nach diesem „seltsamen Treffen“, wie sie es selber bezeichnete, ging Gabriell diese Gedanken durch.

„Seltsamer Kerl, wirklich sehr seltsam...“, murmelte sie vor sich hin, während sie im Supermarkt einkaufen ging. Das zweite mal heute, denn zu Hause erst war ihr aufgefallen, dass sie die Hälfte vergessen hatte.

Schließlich zahlte sie und machte sich wieder auf den Weg nach Hause, regte sich innerlich über diesen seltsamen Kerl auf. Er wollte ihr einfach nicht mehr aus dem Kopf, zu sehr hatte er sie verwirrt mit dem, was er getan hatte. Sie verstand es einfach nicht! Wie konnte man so... seltsam sein?

Zuhause angekommen fand sie einen Brief in ihrem Briefkasten. Ein amtliches Schreiben, wie es aussah, mit dem Stempel des Kindergartens, bei dem sie sich beworben hatte. Kurz darauf stellte sie fest, dass es die Zusage für die Stelle war! Oder besser gesagt erst einmal eine befristete Zusage, je nachdem, wie sie sich machen würde, würde sie vielleicht sogar übernommen werden.

Sofort rief sie ein paar Freundinnen an – das musste man immerhin feiern! Ihre beste Freundin Andrea schlug sofort vor, dass sie eine ganz tolle Bar kennen würde, in der sie feiern könnten, Gabriell wollten sie damit überraschen.
 

Sie waren zu fünft, als sie sich am Marktplatz trafen. Andrea stieß mit einem wie immer recht körperbetonten Outfit ein wenig aus der Gruppe heraus, aber sie alle hatten sich heraus geputzt. Gabriell trug ein knielanges, hellblaues Sommerkleid, hohe Schuhe und ihre Haare waren offen und fielen ihr leicht gewellt über die Schultern.

„Und, wo gehen wir jetzt hin?“, fragte sie neugierig und sah bewusst Andrea an, sie war es immerhin, die ansonsten alles plante. Die junge Frau strich sich durch die blonde Dauerwelle und grinste. „Lass dich überraschen, Gabi, wir sind gleich da!“

Sie gingen ein Stück weiter und als hätte Gabriell es nicht geahnt stolzierten ihre Freundinnen direkt auf DIESES Café zu. Die Braunhaarige blieb stehen, schluckte kurz, aber ehe eine ihrer Freundinnen ihr etwas anmerken konnte, hatte sie schon zu den anderen aufgeschlossen.

„Die bieten jetzt auch schon Lounge-Abende an?“, fragte sie und zeigte auf ein großes Schild, auf dem mit Kreide die Worte „Lounge“ und der Zeitraum für die Cocktail-Happy-Hour gemalt waren.

„Gabi, bitte, das ist DAS Szene-Lokal der Stadt“, belehrte Andrea sie und sie gingen alle zusammen in das noch recht leere Lounge-Café.
 

Er drehte sich nicht um, als wieder eine kichernde Meute junger Ladys herein traten. Pablo saß schon seit heute Nachmittag hier, hatte sich inzwischen nur von draußen an die Bar gesetzt, vor ihm ein halb volles Glas mit irgend einem Longdrink.

Nein, er wollte sich nicht besaufen, hoffte aber, hierdurch ein wenig Ablenkung zu finden. Denn die Erinnerungen waren anscheinend wirklich alles, was ihm von dieser unglaublichen Frau bleiben würde.

Er trug eine einfache Jeans, ein kurzärmliges Hemd und sah so vollkommen anders aus als im Anzug. Jünger. Und vor Allem nicht so vornehm und spießig.

„Noch einen...“, murmelte er dem Barkeeper zu und trank in einem Zug den restlichen Inhalt des Glases. Ein Drink noch, dann würde es ihm hier zu voll werden und er würde nach Hause gehen. Wahrscheinlich war das sowieso das beste, noch hatte Pablo sich im griff, aber er wollte kein Risiko eingehen, die Erinnerungen irgendwann im Alkohol ertränken zu wollen.

„Wenn sie sich nie umschauen, finden sie nie ein Mädchen, dass ihnen gefällt...“, murmelte der Barkeeper ihm zu, als er die Gläser austauschte.

„Und wenn ich gar keines finden will?“, murmelte Pablo nur, drückte dem Mann ein paar Münzen Trinkgeld in die Hand.

„Dann würden sie nicht jeden Tag hier her kommen und auf irgendetwas warten“, antwortete er und nickte in Richtung der Frauen, die gerade herein gekommen war. Die Gruppe um Gabriell.

Resignierend brummte Pablo nur, trank einen Schluck und blieb weiter mit dem Gesicht in Richtung Bar sitzen. Sie würde hier sowieso nicht auftauchen.



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu diesem Kapitel (1)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von: haki-pata
2011-05-12T09:01:48+00:00 12.05.2011 11:01
Flüssig zu lesen und Lust auf mehr machend.
Also... Mein Interesse ist geweckt.


Zurück