Grim Reaper von monsieurlefrere (Shinigami Dispatch Society) ================================================================================ Kapitel 1: Regel 1 ------------------ Ein regnerischer Tag. Erneut neigte sich der Monat, der am kältesten war, seinem Ende zu. Es sollte demnächst wohl wärmer werden. Jedenfalls hier, in der Welt die sie nicht sahen, die ihnen nicht zugänglich war. In der Welt der niederen Wesen von der dunklen Seite, die das erledigten was sie nie etwas angehen würde, diese elenden Kreaturen. William lachte wenn er an solche wie sie dachte. Menschen? Lächerlich. Er rückte seine schwarze Krawatte noch einmal zurecht und strich sich eine verirrte Haarsträhne aus dem Gesicht. Nachdem er noch einmal tief durchatmete setzte er sein allbekanntes Pokerface auf, um sich den genügenden Respekt bei denjenigen zu verschaffen, die ihn noch nicht besaßen, denn er verdiente ihn. Langsam schritt er den kühlen, dunklen Flur entlang. Er bog um eine Ecke und im dahinterliegenden Gang breitete sich, als die ersten Abteilungsmitglieder ihn entdeckten, eine beruhigende Stille aus. Schweigend betrachtete William seine ordentlich in einer Reihe aufgestellten Untergebenen, die damit begannen, Papiere zu entfalten, auf denen jeweils eine Liste erschien, die die Statistik des jeweiligen Shinigami und die Anzahl der im letzten Jahr eingesammelten Seelen anzeigte. Diese zu begutachten und gute Ratschläge für das neue Jahr zu geben war nun seine Aufgabe. Wie er es hasste- wie er sie hasste. Alles war so eintönig und geordnet, genauso wie er es sich immer gewünscht hatte. Dennoch war irgendetwas nicht in Ordnung, das spürte er. William schritt nach und nach jeden einzigen Shinigami ab und unterschrieb die Listen. Bei zwei Shinigami angekommen, deren Grinsen nicht hätte breiter seien können, hielt er kurz inne um ihnen einen eiskalten Blick zuzuwerfen. „ Alan Humphries und Eric Slingby“ begann William sehr leise. „Hätten Sie beide die Freundlichkeit diese widerliche Gefühlsregung die von den Muskeln ihres Gesichts verursacht wird zu unterlassen?“ Alan räusperte sich. „Mr. Spears, verzeihen Sie uns aber…“‘ Er hielt inne, als Eric seinen kläglichen Versuch beendete, den Status des besten Schülers bei William aufrechtzuerhalten, indem er etwas unsanft seine Death Scythe in Form einer einfachen Säge in Alans Rücken rammte- Natürlich mit dem Griff voraus. William hatte natürlich schon, als er die aufgereihten Shinigami zum ersten Mal sah, gemerkt, dass mal wieder einer von ihnen fehlte. Der gleiche der es immer und immer wieder war und der William seine makellose Statistik jedes Mal gründlich versaute – Grell Sutcliff. Er starrte auf den Boden des leeren Platzes neben Eric während ein leises Seufzen über seine Lippen kam. Eric meldete sich zu Wort. „Sie hätten ihm eben doch nicht den Massen-Suizid-Fall übertragen sollen. Alan wäre da viel geeigneter für gewesen als Mr. Sutcliff.“ „D...das stimmt doch gar nicht. Mr. Sutcliff ist ein Vorbild für mich! Ebenso wie Sie, Mr. Spears!“ warf Alan ein. „Klappe jetzt! Alle beide!“ In einem immer noch leisen, aber dennoch schärferen Ton wies William die beiden Freunde zurecht. „Wenn ihnen beiden so viel an diesem lächerlichen Fall liegt dann haben Sie ihn hiermit übertragen bekommen. Achja und bringen sie mir Sutcliff wieder mit.“ Nun erhob der Abteilungsleiter seine Stimme wieder: „Allen andern von ihnen sei gesagt, dass ich mehr von ihnen erwartet habe. Enttäuschen Sie mich nicht wieder.“ Mit diesen endgültigen Worten drehte sich William um und schritt in die Richtung seines Büros. Das „Jawohl Sir!“ von Alan und das genervte Knurren von Eric überhörte er gleichermaßen. In seinem Büro angekommen ließ er sich in dem durchaus bequemen, schwarzen Ledersessel nieder, der hinter einem ebenso schwarzen, steinernen Tisch stand. Das ganze Büro war sehr kühl und spartanisch eingerichtet, was ganz in Williams Sinn war, denn er liebte klare Formen und Ordnung. Die kalte Luft, die durch das geöffnete Fenster hereinströmte, verbreitete im ganzen Raum den Geruch von Regen und das tropfen der Regentropfen gegen die frisch geputzten Fensterscheiben brachte William für kurze Zeit dazu, die Augen schließen, um nachzudenken. Einen besorgten Gesichtsausdruck schien der Todesgott gekonnt zu unterdrücken, jedoch verrieten seine Augen das Gegenteil. Das Typische Grün der Augen, die einen Shinigami kennzeichneten, war nun blass, fast schon ein Mintgrün und die Pupillen verengten sich zusehends. Ohne auch nur das leiseste Anzeichen eines Klopfens flog nach etlichen Stunden die Tür des Büros auf und Alan und Eric erschienen in Begleitung von Grell Sutcliff. Letzterer bekam wohl nicht allzu viel von dem angewiderten Gesichtsausdruck mit, der sich grade auf Williams Gesichts breit machte, da er, mit dem Kopf gen Boden gerichtet, in den Armen von Alan und Eric hing. „Was fällt euch ein…raus aus meinem Büro! Ihr tropft alles voll!“ begann der schwarzhaarige Shinigami als er die Fassung über seine blutverschmierten Schüler und das ebenso vor Blut triefende, in Wahnsinn verfallene Opfer in ihren Armen wiedergewonnen hatte. Es war allerdings nicht ihr eigenes Blut, das sich langsam auf Williams einst schneeweißen Flokati verteilte. „Und was ist mit Mr. Sutcliff?“ fragte Alan. „Lasst ihn hier.“ William deutete auf die Couch die in einer Ecke des Raumes stand und eigentlich nie genutzt wurde, da er äußerst selten Besuch bekam. Eric übernahm Grell und legte ihn etwas unsanft auf der Couch ab. Danach warf er William noch seine neu generierte Liste zu und verließ Arm in Arm mit Alan den Raum, der sich freute, einen Auftrag erfolgreich ausgeführt zu haben. Nachdem sich die Tür hinter den beiden schloss stand William auf, die Blutlache auf seinem Teppich ignorierend und hockte sich vor die Couch auf der der benebelte, rothaarige Shinigami lag. „In den Blutrausch gekommen hm?“ dachte er bei dem Anblick, den Grell grade bot. Er beobachtete seine Atemzüge die ihn davon überzeugten, dass es wohl nicht so schlimm um ihn stand. William stand auf und öffnete einen Schrank um ein Handtuch zu holen, welches er nass machte, um Grells Gesicht von dem Blut zu befreien. Er wusste dass er Grells Geschrei beim Anblick seines verschmierten Make Up‘s nicht ertragen könnte. Warum waren alle überhaupt immer so laut und unerträglich? Er nahm Grells Brille ab um auch diese zu reinigen. Eigentlich wäre dies die perfekte Möglichkeit gewesen, Grell alle illegalen Sachen abzunehmen die er modifiziert hatte, was allerdings bedeuten würde, ihn komplett nackt auszuziehen. Grells Death Scythe, die Alan schon mitgenommen hatte um sie der Verwaltung zu übergeben, sollte zunächst genügen. Der schwarzhaarige betrachtete die Brille eingehend und blieb an den kleinen, silbernen Totenköpfen hängen. Er stupste mit dem Zeigefinger dagegen. „Sie gefällt dir also doch, hm Will?“ hörte er eine leise Stimme über ihm in sein Ohr raunen. Angewidert stand er auf und ließ die Brille auf den Boden fallen. „Nein.“ Entgegnete er. „Du weißt dass es gegen die Vorschriften ist!“ Ein trockenes Lächeln war die stumme Antwort des rothaarigen. Nach dem er merke dass Grell wohl wieder bei klarem Verstand war, erachtete er es nicht als notwendig nach seiner Verfassung zu fragen. „Was war eigentlich los? Du siehst aus als hättest du dich im Blut gewälzt. War es zu viel für dich oder bist du durchgedreht?“ Mittlerweile hatte William wieder hinter seinem Schreibtisch teilgenommen und blickte ihn an. Grell setzte seine Brille wieder auf und ließ es sich nicht nehmen seine Haare einigermaßen in Ordnung zu bringen, bevor er erneut mit Schweigen antwortete. Er sah William leicht betrübt an wendete dann aber den Blick erneut ab. William grinste. „Du kommst also nicht mehr alleine klar?“ Damit war das Thema für William beendet was er dadurch kennzeichnete, dass er ein Buch aus dem Regal zog und es vor sich auf dem Tisch ausbreitete, Grell ignorierend. „Strafprozess wegen Nichtanwesenheit bei der Überprüfung der Leistungsübersichten, keine Vervollständigung und Abgabe der Seelenliste, unerlaubte Modifizierung der Death Scythe und Arbeitskleidung, unanständiges Verhalten gegenüber der auszubildenden Shinigami und zu guter Letzt unvollständige Ausführung eines ihnen zugewiesenen Auftrags den dann auch noch ein Schüler übernommen hat, während sie dazu nicht im Stande waren.“ Der übergeordnete Todesgott schlug das Buch zu und legte die Hände gefaltet vor sich auf den Tisch. Grell, der sich mittlerweile aufgesetzt hatte setzte, sah William etwas reumütig an. „Es klingt immer so gemein wenn du so etwas sagst!“ schmollte er. „Willst du mich jetzt bestrafen Will?“ William hatte nach so vielen Jahren aufgehört, Grell über die Vollständigkeit seines Namens zu informieren. Bei allen anderen bestand er auf William oder Mr. Spears. „Ja. Das muss ich.“ entgegnete er, was Grell das Lächeln von den Lippen wischte. „Wie jetzt?!“ Grell stand entsetzt auf und lief auf den Schreibtisch zu. Er stütze dich mit den Armen auf der kalten Steinplatte ab und starrte William schon etwas böse an. Dieser dachte gar nicht daran, seine Notizen zu unterbrechen. Fein säuberlich schreib er mit einer weißen Feder geschwungene Buchstaben auf das aus einer Schublade herausgezogene Papier. Das Wort, dass sich dort bildete ließ es Grell eiskalt den Rücken runterlaufen. „Nein!“ Grell blickte William entsetzt an, doch dieser stand Wortlos auf und schob das Buch zurück an seinen Platz im Regal. „Ach ja, deine Death Scythe wurde konfisziert-mal wieder.“ Dass Grell in diesem Moment nicht vor Entsetzten auf William los ging, lag wohl an dem letzten, noch übergebliebenen bisschen Respekt, dass Grell noch vor ihm hatte. „DAS kannst du mir nicht antun!“ der rothaarige war zu tiefst gekränkt. „Komm jetzt! Raus hier.“ William schob Grell in Richtung Tür die grade aufging, als Ronald Knox eintrat. „Mr. Sutcliff! Herrjeh!“ Ronald kam beim Anblick des Todesgottes ins Stocken. „Spar dir deinen Kommentar, Knox und begleite Grell zu seinem Quartier zurück.“ Ronald nickte. „ Ich werde später nochmal vorbeikommen um dir den Entscheid der Verwaltung über das Ausmaß deiner Strafe mitzuteilen.“ Wendete er sich erneut an Grell, der ihn keines Blickes würdigte und nach Ronald den Raum verließ. Nachdem sich die Tür schloss und William sich grade an seinen Schreibtisch zurückbegeben wollte, hörte er ein dumpfes Geräusch und einen entsetzten Ronald leicht aufschreien. William ging zurück zu Tür vor der Grell lag. Seine Augen zuckten nervös unter den Liedern und er hielt sich die Hand vor die Brust. William rannte zurück in sein Büro und schrieb in hektisch etwas auf ein herausgerissenes Stück Papier, seine Ordnungsvorliebe ganz vergessend. Er drückte Ronald den Zettel in die Hand und schickte ihn zur obersten Verwaltungsstelle. Als nächstes beugte er sich zu Grell runter, den inzwischen keinen Ton mehr von sich gab und hob ihn vorsichtig auf. „Zum Glück bist du nicht auch noch schwer Sutcliff“ dachte William während er im zügigen Schritt zu Grells Unterkunft lief. Dort angekommen legte er Grell auf sein Bett und begann damit ihm den Mantel und die Weste auszuziehen. Die Schleife um seinen Hals sowie die Brille entfernte er ebenfalls und legte alles ordentlich auf den Tisch. Er strich dem untergeordneten Shinigami ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht. Zum zweiten Mal an diesem Tag kniete er also vor Grell auf dem Boden. Kapitel 2: Regel 2 ------------------ Ein dumpfes Klopfen an der Tür ließ William aus seiner Trance erwachen. Er öffnete die Tür von Grells Unterkunft und ließ Ronald eintreten der ihm mit besorgter Miene einen Brief übergab. Der Inhalt des Briefes wurde durch ein schwarzes Siegel geschützt, welches nun allerdings von William aufgebrochen wurde. Bevor er dazu kam auch nur ein einziges Wort zu lesen unterbrach in Ronald. „Wie geht es Mr. Sutcliff? Ka-Kann ich ihm vielleicht irgendwie helfen?“ Ronald schien aufgeregt und außer Atem, da er gerannt war, um die Nachricht möglichst schnell bei William abzuliefern. William öffnete nun endlich den Brief und las ihn, bevor er Ronald antwortete. „Ja, das kannst du Knox. Bleib hier und pass auf ihn auf während ich vor den Vorstand trete.“ William sah ihn an. Ein erstaunter Gesichtsausdruck machte sich auf Ronalds Gesicht breit. „Was ist denn mit Mr. Sutcliff dass sich gleich die Obersten einschalten?“ Der blonde hatte sich mittlerweile einen Hocker geschnappt und sich damit vor Grells Bett niedergelassen. Er betrachtete Grell eingehend. „Hast du schon mal etwas von einer ‘Thorns of dead‘(*siehe Einleitung) gehört?“ fragte William mit einem deutlichen Zögern in der Stimme. „Nö.“ Kam es von Ronald, dessen Interesse jetzt ehr Grell gehörte. Er beobachtete seine Atmung und fragte sich, ob ihn jemals schon so eingehend hatte betrachten können. Ronald lehnte sich mit seinen Armen aufs Bett und stützte seinen Kopf auf die Hände. „Was ist das denn William? ...William?“ William, der sich nicht beachtet fühle, hatte inzwischen den Raum verlassen und stürmte, in einer immer noch recht graden Haltung die Gänge des Verwaltungsgebäudes entlang. Sein Gesichtsausdruck hatte sich verfinstert. Die Lippen hatten sich zu einem schmalen Strich verzogen und in seinen Augen blitzte Wut auf. Vor einer riesigen, pechschwarzen Holztür mit silbernen Ornamenten hielt er kurz inne und Atmete ein paar Mal tief durch ehe er klopfte. Ein Junge, der kaum älter schien als 8 Jahre, öffnete ihm und er trat mit ehrfürchtigem Blick gen Boden ein. Der Junge hatte lange weiße Haare und strahlend grüne Augen. Er trug einen schneeweißen Anzug der von einem weiß glänzendem Tuch verhüllt schien. Nichts außer dem Jungen war sonst in der Halle erkennbar. Alles war schwarz. Er wies William an nicht weiterzugehen und war kurz darauf verschwunden. William wagte es nicht aufzublicken. Selbst er hatte noch lange nicht das Recht, seine Augen auf die Obersten zu richten, auch wenn er sie vermutlich gar nicht hätte erkennen können in der Dunkelheit. „William T. Spears?“ fragte eine Stimme deren Klang zugleich hell und dunkel zu sein schien. Ihr Klang hallte an den Wänden wieder und William wagte es nur mit einem Nicken zu Antworten. „Abgelehnt.“ Sagte die Stimme mit einem zaghaften Kichern. „A...Aber!“ William hielt sich die Hand vor den Mund, erschrocken darüber, dass er es wagte zu wiedersprechen. „Abgelehnt wegen Mangel an vorhandenen Material zur Durchführung der Behandlung im vorliegenden Fall von Shinigami Grell Sutcliff.“ Die Stimme lachte. William versuchte sich zu beherrschen. Es gelang ihm nicht. „Es ist genug Material vorhanden. Ich selbst habe in letzter Zeit mehr als genug…“ Durch ein weiteres, ohrenbetäubendes „Abgelehnt!“ wurde er zurechtgewiesen. Augenblicklich erschien der Junge wieder neben ihm. „Abgelehnt…tja!“ wiederholte er mit seiner glockenklaren Stimme. Er packte William sanft am Ärmel und zog ihn in Richtung der großen Flügeltür. Draußen angekommen schloss er die Tür hinter ihnen und war verschwunden. Der Chef der Verwaltungsabteilung war schockiert und Wütend zugleich. Sowohl auf sich, die Fassung verloren zu haben als auch auf die Entscheidung der Obersten. Langsam ließ er sich auf dem Boden vor der Tür nieder, nachdem er sich vergewissert hatte, dass auch niemand in der Nähe war. Wie konnten sie es ihm nicht gewähren? Ihm, der schon viel zu viel getan hatte, um ihre Gunst zu gewinnen. Er hatte schon so viel riskiert um ihre Befehle auszuführen. Und nun, wo er eine Gegenleistung forderte, machten sie dich. William stand auf, wohlwissend dass er diesmal nichts tun konnte. Dieses Gefühl, das sich in ihm breit machte erfüllte ihn wirklich sehr selten. Hass. Ronald unterhielt sich grade etwas mit dem wieder erwachtem Grell, als William zur Tür reinkam. „Du bist wach?“ William sah ihn erstaunt an. „ Dann scheint es noch nicht so schlimm zu sein…“ Letzteres war er ein an sich selbst adressiertes Flüstern. „Sieht ganz so aus.“ Grell lächelte schwach. Ronald stand von seinem Hocker auf und bat William, sich zu setzten, was dieser mit einem dankbaren Nicken annahm. „Sie können jetzt gehen, Ronald. Vielen Dank nochmal.“ „Aber vielleicht kann ich noch etwas helfen?“ Ronald war etwas enttäuscht so unliebsam rausgeschmissen zu werden. „Nein, vielen Dank!“ Williams Worte wurden schärfer und Ronald lächelte Grell noch kurz zu und winkte, bevor er den Raum verließ und die Tür hinter sich schloss. Allein mit Grell zurückgelassen seufzte William auf. Grell musterte ihn eingehend. „Will? Ist alles in Ordnung mit dir?“ Er beugte sich etwas vor um besser in Williams Gesicht sehen zu können. „Ja. Alles in Ordnung.“ William setzte sein kaltes Alltagsgesicht auf und sah in Grells grinsendes. „Awwr Will! Du machst dir Sorgen um mich oder? Das ist ja soooo süß von di…dir.“ Grell war grade dabei, William um den Hals zu fallen, als ihn ein heftiger Schmerz durchzuckte, der sich wie ein Blitzschlag durch den ganzen Körper ausbreitete. Er hielt sich seine Brust und sank zurück aufs Bett. Sein Atem ging schwer. „Grell!“ William hatte sich aufs Bett gesetzt und fasste Grell sanft an den Schultern. Grell antworte nicht mehr, da er wieder Ohnmächtig war. Williams Blick verfinsterte sich. Es ging Grell doch nicht so gut, wie er gedacht hatte. Sein Entschluss stand fest. Er würde etwas tun, was er noch nie zuvor getan hatte. 1000 Seelen waren notwenig um eine ‘Thorns of Dead‘ zu heilen. Er würde sich nehmen was er wollte und noch diese Nacht, koste es was es wolle. Ein Blitz durchzuckte die schwarze Nacht. Dumpfe, schnelle Schritte erfüllten die Gänge der Verwaltungsabteilung der Todesgötter. Eine in eine schwarze Robe gehüllte Gestallt huschte umher und hinterließ eine nasse Spur auf dem schwarzen Marmorboden. Der in eine Robe gehüllte, schwarzhaarige Shinigami trug ein silbrig schimmerndes Gefäß in den Händen, unwissend, welche Strafe er sich hiermit aufhalste. Er schien zu lächeln, denn er hatte, was er wollte. Als er an seinem Ziel angekommen war, schlug er die Kapuze seines Umhangs nach hinten und schloss die Tür hinter sich ab. William wagte es nicht, Grells riesigen Kronleuchter zu entfachen, obwohl in seinem Raum kein Fenster war, das sie von außen hätte verraten können. Ein paar Kerzen sollten reichen. Nachdem er seinen Umhang abgelegt und das Seelengefäß vorsichtig neben sich auf den Boden gestellt hatte, kniete er sich vor Grell und zog ihm behutsam sein Hemd aus. Er war in diesem Moment nur froh, dass der meist aufgekratzte Todesgott vor ihm jetzt schlief. William zog aus einer mitgebrachten Tasche einige Utensilien, die er für den Vorgang des Einfügens der Seelen brauchte und legte sie ordentlich vor sich auf das Bett. Anschließend zog er sich die Jacke aus, krempelte die Ärmel seines Hemdes zurück, und rückte sowohl Grell als auch seine Brille in eine gerade Position. Ein starkes Seufzen unterstrich Williams Nervosität als er nach einem Messer aus purem Silber griff und es im Schein der Kerzen betrachtete. Es war verziert mit verschiedenen Ornamenten in Ranken und Rosenform. Noch nie zuvor hatte er so etwas getan. Er hatte bisher auch nur davon gehört. Es war nur ein Gerücht ohne Garantie und doch würde er es wagen. William setzte sich auf Grells Bett und beuge sich über ihn. Mit einer Hand strich er zunächst sanft über seine Wange und dann über seine Brust, prüfend, wo sich Grells Herz befand. Als er sich sicher war, die richtige Stelle gefunden zu haben beugte er sich dicht an Grells Ohr. Ein leises „Vergib mir“ verließ seine Lippen kurz bevor er die Klinge des Messers tief in Grells Haut stieß. Blut spritzte schon an seine Wange, doch er schob das Messer weiter und weiter, bis zum Anschlag hinein. Grell wand sich unter ihm, den Mund zu einem stummen Schrei verzogen und sich instinktiv an William festkrallend. „Es tut mir leid. Es ist gleich vorbei!“ flüsterte William beruhigend auf ihn ein. Nachdem ein erneuter Schwall dunkelroten Blutes sich über Williams Arm ergoss, zog er langsam die Klinge aus Grells Brust zurück. Grell keuchte trocken auf und seine Lippen wurden blass, was William signalisierte, dass er das Herz getroffen hatte. Ein Mensch wäre unter diesen Umständen schon längst tot. William ließ das Messer fallen und angelte vorsichtig nach dem Gefäß auf dem Boden. Vorsichtig drehte er den Verschluss auf und beugte sich wieder über Grell. Er setzte es an Grells Wunde an und goss die silbrige, zähe Masse in die klaffende Wunde. Es verschwand wie in einem bodenlosen Loch, das sich nicht zu füllen schien. Grell schrie auf und wand sich so vor Schmerzen, dass William aufhören musste, um ihn festzuhalten. „Schon gut, schon gut, dass ist vorerst genug.“ Versuchte William ihn zu beruhigen. Der schwarzhaarige stand auf und zog Grell soweit auf dem Bett zurück, dass er seinen Kopf auf ein Kissen legen konnte. Die Wunde decke William nur leicht ab, da Grells Qualen noch lange nicht enden sollten. Die ganze Nacht durch musste er die Prozedur des Eingießens immer und immer wieder wiederholen und Grell immer stärker zurückhalten, ihn von sich zu schlagen. Am Ende der Nacht war das Gefäß vollständig geleert, sodass William Grells Wunde endgültig verbinden konnte, bevor er auf dem Hocker sitzend, halb auf Grells Bett liegend einschlief. Als Grell am nächsten Morgen aufwachte, lag William zu seiner Verwunderung halb auf seinem Bett. Zum Glück hatte William es in der Nacht noch geschafft, sie beide von Grells Blut zu befreien und aufzuräumen, sodass dieser nun kaum noch etwas davon wusste. Grell setzte sich mit schmerzverzerrtem Gesicht auf und sah an sich herab. „Was zum?“ Als er die Wunde entdeckte kam er ins Stocken. Er hatte vergessen, was passiert war, allerdings beruhigte ihn die Tatsache, dass William bei ihm war. Zaghaft strich er ihm über den Kopf und lächelte. William wachte davon auf, setzte augenblicklich seine Brille auf und sah Grell etwas fragend an. Ging es ihm etwa schon besser? Hatten die Attacken nachgelassen? Er betrachtete den rothaarigen eingehend. „Oh Will! Warst du etwa die ganze Nacht bei mir? Wie lieb von dir!“ Grell lächelte glücklich während William das Gesicht verzog und sich anstellte aufzustehen. „Wenn du schon wieder so drauf bist, geht es dir wohl schon wieder besser.“ Grell hielt ihn fest. „Bleib!“ Einen beleidigteren Gesichtsausdruck hätte er wohl nicht fabrizieren können. In diesem Moment klopfte es an der Tür. William stand auf um sie zu öffnen. Vor ihr befanden sich ein besorgt dreinblickender Ronald Knox und 2 Strafdienstbeamte der Obersten. Einer der Strafdienstbeamten begann damit, eine schwarze Pergamentrolle auszurollen und vorzulesen. „ Angeklagter William T. Spears, Sie werden des Diebstahls von in Zahlen 1000 Seelen bezichtigt und haben den ihnen vorgeführten Strafdienstbeamten zu folgen, um sich vor den Obersten zu verantworten und ihre Strafe entgegen zu nehmen. Des Weiteren haben sie ihren Dienst vorübergehend zu quittieren und ihre Death Scythe in die Hände ihres momentanen Dienstpartners Mr. Ronald Knox abzugeben.“ William grinste dunkel, nickte und gab zunächst Ronald seine Death Scythe, wenn auch nur wiederwillig. „Pass bitte auch auf ihn auf.“ William deutete auf Grell und nickte diesem noch einmal zu bevor er mit den Beamten mitging. Nachdem sie William mit ihren Blicken begleitet hatten, bis dieser um eine Ecke bog und aus ihrem Blickfeld verschwand, sahen sich Ronald und Grell verwirrt an, bis Grell wieder zu sprechen begann. „Was zur Hölle ist hier eigentlich los?“ Kapitel 3: Regel 3 ------------------ William war nicht grade glücklich über die Art von Arbeit, die er nun als Strafe zu verrichten hatte, allerdings war er froh, dass es ihn nicht schlimmer getroffen hatte. Archivarbeit – Der ernsthafte Shinigami konnte nur müde lächeln bei dem Gedanken, dass er erwartet hatte gefeuert zu werden. Es war schon mehr als spät. Alle anderen Mitarbeiter hatten schon längst Feierabend gemacht, aber die Arbeit im Archiv der überdimensionalen Bibliothek der Todesgötter dauerte ewig, vor allem, wenn man sie allein verrichten musste. Endlich war es geschafft und William klappte seufzend das letzte Buch zu, jedenfalls für heute. Nachdem er sorgfältig aufgeräumt und sich versichert hatte, alles Abgeschlossen zu haben, verließ er die kühlen Hallen der Bibliothek und machte sich auf den Weg zu seinen Räumlichkeiten. Er war unfreiwillig langsamer geworden, bei dem Gedanken, dass die wohltuende Stille der Nacht gleich ein jähes Ende nehmen sollte, denn er hatte Grell in sein Zimmer verlegen lassen, da er es so leichter fand, sich um ihn zu kümmern. Grell hatte natürlich lautstrak protestiert sodass mehrere Leute nötig waren, um den stark zappelnden Rotschopf im Zaum zu halten, was William ziemlich in Verlegenheit brachte, da die Gerüchteküche in letzter Zeit schon überbrodelte. Seit er seine Strafarbeit verrichtete konnte er sich jedes Mal, wenn er zurückkam, von Grell anhören, wie er ihn denn nur so lange allein lassen könne, und was er überhaupt die ganze Zeit treiben würde. Er hatte Grell nicht wirklich erzählt, was passiert war, konnte ihn allerdings verstehen, da er ja wirklich bis spät in die Nacht fort war. Seufzend stand William vor der Tür seines Büros und trat langsam ein. Wie zu erwarten war alles dunkel. Was nur wenige wussten war, dass Williams Wohnraum gleich hinter seinem Büro lag, was sich für ihn als überaus praktisch erwiesen hatte, da er so schneller zur Arbeit kam. Ein lautes Lachen, das nicht von Grell stammte, kam aus dem Hinterzimmer. William sah verwirrt auf und schritt langsam auf die Tür zu, nachdem er zuvor noch kurz in seinem Büro stehen geblieben war. Zu seiner Verwunderung fand er Grell, der in Williams Bett platziert war, an diesem Abend nicht allein vor. Eric und Alan statteten ihm einen Krankenbesuch ab. Nachdem William die beiden Untergeordneten und Grell gespielt freundlich begrüßt hatte, verabschiedete er sich auch schon wieder mit der Entschuldigung, er wolle in seinem Büro noch einige Akten durchsehen. Leicht gereizt nahm er hinter seinem Schreibtisch Platz und seufzte stark auf. Er war nach diesem langen Tag wirklich müde und wollte eigentlich nur noch schlafen. Es machte ihm auch nichts aus mit der Couch im Büro vorlieb zu nehmen, während Grell in seinem Bett schlafen durfte. Die Couch wollte er dem Verletzten letztendlich doch nicht zumuten. Derweilen drang ein erneutes Kichern aus Williams Schlafzimmer. Grell wischte sich Tränen aus den Augen. Er war wirklich froh Besuch bekommen zu haben, da er schon dachte, er müsse vor Langeweile eingehen. „Und er lässt dich wirklich in seinem Bett schlafen? Das hätte ich nicht von ihm erwartet, so kalt wie er immer ist.“ Kam es geflüstert von Alan, der neben Grell auf dem Bett saß während Eric auf einem Stuhl den er aus dem Büro entwendet hatte seinen Platz fand. „Ja.“ Glücklich lächelnd sah Grell in die Deckenlampe. „Er ist wirklich soooo lieb zu mir!“ Eric konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. Damit würde er William irgendwann noch mal etwas ärgern können. „Wahnsinn.“ Alan sah auf den Boden. „Ich wusste immer das William tief in seinem Innern nett seien muss. Irgendwie hab ich mir das immer gedacht. – Und was er für dich aufs Spiel gesetzt hat…“ Er seufzte gerührt. Erics Grinsen verschwand und wich einem eifersüchtigem Blick. „Ich denke wir sollten nun langsam gehen“ sagte er leise „damit dir Grell nicht noch mehr Nettigkeiten von Mr. Spears unterbreiten kann“ fügte er knurrend hinzu während er aufstand und sein Hemd zurecht zog. Grell sah die beiden fragend an. Alan warf ihm einen entschuldigenden Blick zu und stand ebenfalls auf ohne seinen Satz fortzuführen. „Wir kommen dich bald wieder besuchen, Versprochen!“ Mit diesen Worten drehte er sich endgültig um und musste leicht rennen um Eric noch einzuholen der schon fast bei der Tür angekommen war. Grell wollte noch antworten, doch beließ es schließlich bei einem stummen Lächeln, als er sah, dass Alan nach Erics Hand fischte und so mit ihm den Raum verließ. Der rothaarige grinste in Richtung der geschlossenen Tür und hörte noch wie sich Alan in aller Höflichkeit von William verabschiedete bevor auch das Geräusch der zufallenden Bürotür zu vernehmen war, gefolgt von dem quietschen eines Stuhls. Nachdem auch noch Schritte deutlich zu vernehmen waren begann Grell hastig damit seine Haare zu richten und sich ordentlich hinzusetzten, bevor William die Tür öffnete und mir einem Klopfen eintrat. „Dir scheint es ja blendend zu gehen angesichts deiner Ausgelassenheit.“ Begann William leise, während er auf dem Stuhl Platz nahm, den Eric zurückgelassen hatte und zunächst seine Brille in eine Ordentliche Position rückte, bevor er seinen Blick wieder auf Grell richtete. „Geht so.“ Grell schien sein Lächeln etwas zurückzuhalten. „Es ist immer so langweilig hier angesichts deiner Abwesenheit und ich war heute einfach nur froh, dass wenigstens Alan und Eric an mich denken und mir Gesellschaft leisten. Ach und Ronald war heute auch schon da bevor er zu seinem Einsatz aufbrach.“ Grell seufzte glücklich als er an die ganze Aufmerksamkeit dachte, die er heute bekommen hatte, während William leicht die Augen verdrehte. Er war unterdessen aufgestanden um seine Anzugjacke aufzuhängen. „Du kümmerst dich gar nicht um mich…Hast du mich nicht deswegen extra herbringen lassen? Bald sehe ich so aus wie die da...“ Mit einem Schmollen auf den Lippen deutete Grell in eine Ecke von Williams fensterlosem Schlafzimmer auf einen kleinen, eingetopften Rosenbusch, dessen Blüten schon etwas geknickt aussahen. William folgte seinem Finger und stockte kurz, erstaunt über sich selbst, das regelmäßige Gießen seiner Blumen über die Aufregung der letzten Tage gänzlich vergessen zu haben, waren sie doch das einzige, was dem sonst so trostlos wirkendem Raum etwas Farbe verlieh – Neben Grell der ja im Moment auch zum ständigen Inventar zählte. Sofort ging er ohne Grell weitere Beachtung zu schenken in sein Büro zurück, um kurze Zeit später mit einer kleinen, schwarzen Gießkanne wiederzukehren und vorsichtig den Busch zu gießen. Grell beobachtete ihn still dabei und verschränkte unterdessen die Arme vor der Brust. „Und du?“ William sah Grell an. „…?“ Angesprochener setzte einen fragenden Blick auf. „Na ob ich dich auch gießen soll, wenn du dich schon beschwerst.“ William verzog keine Miene. Der Rothaarige sah sein Gegenüber überrascht an, konnte dann aber sein Lächeln nicht länger verkneifen. „Bitte nicht Will...-William.“ Er hielt schützend die Hände vor die Brust. „Na gut, dann nicht.“ Der Schwarzhaarige stellte die Gießkanne auf einem Tisch ab und kehrte zu seinem Platz neben dem Bett zurück. „Aber lass mich deinen Verband noch mal wechseln, bevor du schläfst.“ Grell nickte leicht. Obwohl sich sein Vorgesetzter die letzten Tage schon häufiger um seine Wundversorgung gekümmert hatte, brachte es ihn immer noch in Verlegenheit. Betroffener schlug die Bettdecke die ihn einhüllte etwas weiter zurück und zog sein Hemd aus, dass er von William bekommen hatte, da es weiter war als die Kleidung, die Grell für gewöhnlich zu tragen pflegte. Sein Blick ging Richtung Boden. William krempelte seine Hemdärmel zurück und wechselte vom Stuhl aufs Bett. Er beugte sich vor und löste zuerst vorsichtig die Klammern, die den Verband zusammenhielten bevor er begann ihn gänzlich abzuwickeln. Grell hielt unüblicher Weise still und traute sich kaum zu atmen während er Williams Hände verfolgte, die nun auch vorsichtig die Kompresse, die direkt über seiner Wunde platziert war entfernte. Unter dem Bett stand noch immer die Kiste mit Verbandszeug, die William dort platziert hatte und aus der er grade eine neue Mullbinde holte. Nachdem er sich vorsorglich die Hände desinfiziert hatte befreite er eine neue Kompresse aus ihrer sterilen Hülle und drückte sie sacht gegen Grells Brust. Zum Glück heilte die Haut der Todesgötter schneller als die von Menschen, sodass die Wunde bereits deutlich besser aussah. Dennoch machte sich eine solche Wunde auch bei einem Gott-ähnlichen Geschöpf bemerkbar. Der sonst so agile Shinigami musste schlucken als er Williams Hand erneut auf seiner Haut spürte, hielt aber immer noch still. Behutsam wickelte dieser den neuen Verband um die Brust des anderen, bevor er ihn schließlich erneut mit zwei Klammern fest sicherte. Glücklich, die Prozedur überstanden zu haben lächelte Grell sein Gegenüber an. Angelächelter ließ nur ein leises Seufzen über seine Lippen und verstaute derweilen die übrig gebliebene Verbandsverpackung in der Kiste unter dem Bett. „William…“begann Grell leise, genau darauf achtend, den Namen so auszusprechen, wie William es immer von ihm Verlangte, um ihn nicht zu verärgern. Der Schwarzhaarige rückte seine Brille zurecht bevor er sich zu ihm drehte. Er genoss die Tonart, in der Grell in letzter Zeit häufiger mit ihm sprach. Dieses laute Gekreische, das der rote Wirbelwind sonst immer veranstaltete brachte ihm Kopfschmerzen und seltsame Blicke seiner Untergeordneten. Bevor William allerdings dazu kam, zu fragen, was der andere von ihm wolle, spürte er, wie eben dieser mittlerweile dicht neben ihn gerückt seine Arme um seinen Hals schlang und ihn ansah, als wäre er die Unschuld in Person. William gefiel diese Nähe gar nicht und dementsprechend blickte er auch drein. „Jetzt guck doch nicht so als würdest du mich hassen…“ schmollte Grell. „Ich wollte doch nur Danke sagen…“ Er lockerte seinen Griff und ließ die Hände auf Williams Schultern ruhen. „Kannst du das nicht mit etwas Abstand machen?“ fragte William leise während er dem Blick des jüngeren stand hielt. „Nein…“ hauchte Grell, der sich noch etwas näher gebeugt hatte, in das Ohr seines Chefs bevor er ihm einen flüchtigen Kuss auf die Wange drückte. Zufrieden lächelnd rückte er danach wieder etwas weg um ihm dennoch seine Privatsphäre zu gönnen, die jedoch schon gänzlich zerstört schien. Unglücklich verzerrte Mundwinkel zierten Williams Gesicht ganz im Gegenteil zu Grells, das zu strahlen schien. Erneut schlangen sich die dünnen Arme des Rotschopfes um die Schultern seines Vorgesetzten um diesen zu sich zu ziehen, sodass sein Kopf gegen die Brust des anderen lag. Erstaunlicher Weise wehrte sich William nicht allzu sehr und hielt still, während sein Blick durch den Raum wanderte. „Ich würde jetzt eigentlich gerne in mein Büro zum Schlafen gehen Grell. Der Tag Heute war wirklich anstrengend und…“ weiter kam er schon nicht da er ein genervtes Seufzen dicht neben seinem Ohr vernahm. „Du bist ja soooo unromantisch William T. Spears…“ folgte ein leicht gehauchter Protest von seiner ‘Lehne‘. William drehte sich leicht, um Grell einen vorwurfsvollen Blick zuzuwerfen, welchen er allerdings wieder ablegte, als er in das enttäuschte Gesicht des Schnitters über ihm Blickte. Grün-gelbe Augen funkelten ihn energisch an und William musste schlucken bevor er ein leises „Entschuldige!“ flüsterte. Grells Lächeln kehrte auf der Stelle zurück und er ließ es sich nicht nehmen, seine Lippen auf die des an ihn gelehnten zu legen. Die erschrocken geweiteten Augen des sonst so emotionslosen Todesgottes ließen darauf schließen, dass er etwas überfordert mit der Situation war. Sanft schob er Grell von sich und machte Anstalten aufzustehen, bevor er durch das festklammern von dem Abgewiesenen an seinem Ärmel aufgehalten wurde. „Geh nicht….Es tut mir leid! Ehrlich…Bitte bleib bei mir!“ brachte dieser hervor während seine Augen eine gewisse Traurigkeit wiederspiegelten die William nicht unberührt ließ. Er ließ sich zum wiederholten Mal am heutigen Tag auf sein Bett nieder um seinen Blick durch den Raum wandern zu lassen und schließlich an Grell haften zu bleiben. Die Ruhe, die heute von ihm ausging machte William irgendwie nervös und er rückte seine Brille zurecht. Es war ungewohnt und irgendwie passte es nicht zu dem sonst so aufgedrehten Shinigami. Grell rückte derweilen etwas zur Seite und klopfte neben sich aufs Bett. „Moment…“ seufzte William. „Ich schließ eben noch ab.“ Grells Grinsen war unübersehbar. William musste wirklich erschöpft sein, dass er so leicht nachgab. Grell machte das allerdings herzlich wenig aus und er war stolz auf seine Überredungskünste. Nachdem William in den Raum zurückkehrte löschte er zunächst das Licht bevor er zielsicher auf das Bett zusteuerte, mit einem selten verunsicherten Ausdruck auf dem Gesicht. Die Augen eines Shinigami sahen zwar viel besser in der Dunkelheit als die eines Menschen, da sie auch Nachts Seelen einsammeln mussten, jedoch kam es Grell, der den ganzen Tag im hellen Zimmer gesessen hatte nun doch etwas dunkel vor. Außerdem hätte er nur zu gerne William weiter betrachtet. Als dieser sich wieder neben ihm befand, rutschte Grell noch etwas rüber um ihm Platz zu machen, was William auch dankend annahm, als er sich zu ihm legte. „Ist doch viel besser als auf der Couch in deinem kalten Büro oder Will…-iam?!“ Grell legte seinen Kopf vorsichtig auf die Brust seines Vorgesetzten während er gespannt dessen Reaktion abwartete, wohlwissend dass sich normalerweise die Death Scythe des anderen schon längst in einer bedrohlichen Nähe zu seinem Kopf befinden würde. Er zog mit seinem einem seiner schlanken Finger Kreise über Williams Brust während er auf eine Antwort wartete. Ein schwaches Seufzen entkam den Lippen des anderen während er etwas grober als erwartet Grells Hand von sich entfernte, was ein erneutes aufmurren das Rothaarigen zur Folge hatte. Er zog sich etwas an William hoch und sah ihn nun durch die schwärze des Raumes von oben herab an. Bevor William etwas sagen konnte spüre er schon wieder Grells Lippen auf seinen eigenen. Es war ihm nich so unangenehm wie er es gerne hätte und er ließ ihn, solange er dann nicht wieder anfing, rumzuschmollen. Grell, sichtlich überrascht von Williams Verhalten, seufzte wohlig und schloss die Augen als er bemerkte, dass William wirklich auf den Kuss einging. Ungläubig ließ er von ihm ab und zuckte zugleich etwas zusammen als er spürte, wie William ihm ein paar Haarsträhnen aus dem Gesicht strich. „Awwr Will…“ Grell kicherte leise. Ein Grummeln war unter ihm zu vernehmen. „Kannst du nicht jetzt still sein und schlafen?“ Etwas unsanft drückte er Grell in die Kissen neben ihm. „Autsch…“ ein Wimmern kam von Grell, der sich mit leicht schmerzverzerrtem Gesicht die Brust hielt. William drehte sich auf die Seite und sah mit besorgtem Gesicht sein gegenüber an. „Es tut mir leid…Ist alles in Ordnung?“ Schuldig griff er nach Grells Hand und drückte sie Entschuldigend. „Schon gut…“ presste Grell heraus und entzog sich Williams Griff, was diesen nur wieder dazu veranlasste, eine besorgte Miene aufzusetzen und sich leicht aufzusetzen. Er beugte sich langsam vor, unsicher mit dem was er tat und setze zu einem leichten Kuss gegen Grells Stirn an. Dem Rothaarigen reichte dies allerdings nicht und so zog er vorsichtig Williams Gesicht nach unten, um ihn richtig zu küssen. Grell konnte es nicht genau sehen aber es fühlte sich so an als würde William lächeln. Selten hatte er ihn bisher lächeln sehen und es verwirrte ihn etwas. Noch mehr Verwirrung kam auf als William ihn erneut sanft in die Kissen drückte, nur um sanfte Küsse auf Grells Schlüsselbein zu verteilen. Mit sichtlichem Schuldbewusstsein strich er langsam am Rand des Verbands entlang während sein Kopf in der Halsbeuge des Jüngeren ruhte. Ein wohliges Zittern ging von ihm aus und er strich William sanft mit der Hand durch die perfekt gekämmten Haare bevor dieser sich erneut dazu entschied ihn zu Küssen. William schien Gefallen daran zu finden und nach einiger Zeit nahm Grell ihm die Brille ab, wohlwissend dass sein Gegenüber damit einen wertvollen Sinn verloren hatte. Grell leckte sich über die Lippen bevor er es nun war, der William zurück aufs Bett drängte, um sich auf ihn zu setzten. Mit einem Schnurren beugte er sich über ihn und machte sich liebevoll mit den Händen an seinem Hemd zu schaffen. Was auch immer William dazu brachte Grell alles tun zu lassen, was er wollte, er würde es in keiner Weise bereuen. Selbst nicht, als er am nächsten Morgen die leicht verwirrten Blicke der Shinigami entdeckte, die letzte Nacht mit dem Kontrollgang an der Reihe waren und die Zeuge einer wohl einzigartigen Geräuschkulisse werden durften. William störte es nicht und er schenkte selbst Ronald ein Lächeln, als er ihm zufällig in der staubigen Bibliothek begegnete. Kapitel 4: Regel 4 ------------------ Es war der letzte Samstag des Januars und höchste Zeit die Monatsendberichte abzugeben. Das Wetter schien wärmer zu werden, doch am Horizont türmten sich dunkle, regengefüllte Wolkenberge auf. Etwas genervt und von einer gewaltigen Unruhe geplagt klopfte Alan Humphries erneut an die Tür seines Arbeitskollegen Eric Slingby. „Komm schon…Ich hab dir extra gesagt wann ich dich abhole! Es kann doch nicht wahr sein dass du immer noch nicht fertig bist! Eric…“ Mit einem starken Seufzen ließ sich der junge Schnitter an der Wand neben der Tür herabrutschen. Er selbst hatte seine Berichte schon vor einer Woche fertig geschrieben und hatte seinen Auftragspartner extra mehrfach daran erinnert seine ebenfalls fertig zu stellen damit sie sie gemeinsam, wie es sich gehörte, abgeben konnten. Erics Auffassung gegenüber dem ganzen Papierkram war allerdings ganz anders, als die von Alan. Er mochte sie nicht sonderlich, war aber vernünftig genug, sie in letzter Sekunde noch fertig zu stellen, da er sich wirklich keinen Ärger mit seinen Vorgesetzten erlauben konnte – Schon gar nicht mit William. Mit einem breiten Grinsen öffnete er schließlich die Tür und trat aus ihr heraus. In seiner Hand die besagten Dokumente – Allesamt ordentlich und detailgetreu ausgefüllt. Alan lächelte dankbar als Eric ihm aufhalf und sie machten sich gemeinsam auf den Weg zu Williams Büro nachdem Alan Erics Unterlagen noch schnell auf ihre Vollständigkeit überprüft hatte. Eric sah Alan während sie gingen eine Weile aus den Augenwinkeln an bevor er das Wort ergriff. „Was ist los? Du bist heute so schweigsam…“ Alan antwortete mit einem müden Lächeln. „Ich bin einfach nur etwas erledigt. Die letzten Aufträge waren nicht ohne und ich hab das Gefühl immer noch für alle nur den Laufburschen spielen zu dürfen. Ich bin so froh das du das nicht machst!“ Der ältere blieb kurz stehen und nahm ihm während er zuhörte den Stapel an Dokumenten ab, der ihn doch etwas zu belasten schien. Er nickte. „Das wird schon noch! Du machst deine Sache wirklich gut!“ Ein aufgeheiterndes Lächeln lies Alan schmunzeln während sie weitergingen. In Williams Büro war unterdessen wieder der Alltag eingekehrt. Es galt Millionen von Dokumenten zu überprüfen und William war sichtlich beschäftigt. Die rote Briese die anfangs nur ab und zu an seinem Büro vorbeizog war nun zu einem Orkan geworden der Stunde für Stunde mehr wütete. Grell war einfach unerträglich, so empfand William. „Würdest du jetzt bitte endlich gehen? Du bist wirklich eine Plage. Man hat ja keine Ruhe mehr! Hätte ich dich bloß verrecken lassen…“ Der schwarzhaarige Todesgott war außer sich als Grell es geschafft hatte, mit einer einzigen Handbewegung alle Dokumente, die sich auf Williams Schreibtisch befanden, durcheinander zu bringen. „Aaaaach Will! Ahh aua!…“ Grell wurde etwas unsanft von Williams Schreibtisch geworfen, auf dem er zuvor Platz gefunden hatte. Schmollend saß er auf dem Boden und blickte zu seinem Vorgesetzten hoch. „Du hast gar keine Zeit mehr für mich seit ich nicht mehr in deinem Bett schlafen darf…Seit der Nacht “ Grells Wangen röteten sich bei dem Gedanken daran und er quietschte laut. Er brachte mal wieder das Fass zum überlaufen. Unsanft packte William den Rotschopf am Haar und zog ihn in dem Stand zurück, bevor er ihn am Kragen packte und gegen den Schreibtisch drückte. „Grell Sutcliff. Würdest du die unglaubliche Güte besitzen deine Präsenz aus diesem Raum zu entfernen…jetzt?“ William klang nicht Wütend aber sein Blick verriet das Gegenteil. Kalt blickte er auf das wimmernde Etwas unter ihm. „A-aber Will-iam! Ich dachte…vielleicht, dass du…“ stammelte der rothaarige. „Was dachtest du hm? Dass das da letztens was zu bedeuten hätte? Das du mir etwas bedeuten würdest?“ William drückte ihn fester gegen den Schreibtisch und Grell bekam langsam etwas Angst. Sein Vorgesetzter schien wirklich überarbeitet zu sein und es tat ihm schon etwas Leid, dass er ihn jeden Tag aufs Neue von seiner Arbeit abgehalten hatte. Dennoch verletzten ihn Williams Worte und dass sah man ihm an. Seine Unterlippe zitterte stark und er traute sich nicht mehr sein Gegenüber anzusehen, geschweige denn zu antworten. „Tzz…“ Mit einem genervten Geräusch ließ William von Grell ab, kurz bevor sich die Tür öffnete und Eric und Alan eintraten. Grell, der den Tränen nahe war, kreischte kurz auf bevor er mit hastigen Schritten und den Blick gen Boden gerichtet aus Williams Büro stürmte. William sah ihm nun doch etwas besorg nach und rückte seine Brille zurecht, bevor er sich mit fragendem Blick Alan zu wand, die Situation überspielend. „Uhm Sir, wir bringen die Monatsendberichte unserer Abteilung…“stotterte dieser etwas überrascht von Grells Abgang. „Gut. Legen Sie sie hier ab.“ Er deutete auf einen Tisch der als Anbau an seinen Schreibtisch diente, da der Platzt momentan zu knapp war. Die Laune des Abteilungsleiters verschlechterte sich noch mehr bei dem Anblick eines weiteren Stapels auf seinem mittlerweile instabilen Schreibtisch, der, obwohl er aus massivem Stein bestand, wohl bald unter der Last von Papierstapeln zusammenbrechen würde. Er fischte eine schwere Mappe unter einem der Stapel hervor und überreichte sie Alan. „Das dürfte Sie beide den nächsten Monat beschäftigen. Und nun bitte ich Sie, mein Büro zu verlassen!“ Eric knurrte und Alan schluckte hart, spürte er schon das Gewicht das von der Mappe ausging. Sie würden wirklich allerhand zu tun haben. „Na wenigstens ein Danke könnten Sie schon mal springen lassen, Mr. Spears! Alan hat extra dafür gesorgt dass alles rechtzeitig abgegeben wurde und sie so nicht noch mehr Stress haben!“ Eric sah Alans wütendes Funkeln und unterbrach sich selbst, als er auch noch Williams kalte Augen auf sich spürte. Bevor er was erwidern konnte wurde er schon von Alan durch die Tür auf den Gang geschoben. Nachdem die Tür hinter den beiden geschlossen wurde, entfloh ihm ein Seufzer. „Er ist wirklich schrecklich im Moment. Du hast extra so viel gearbeitet und alles was wir bekommen ist noch mehr Arbeit!!!“ Alan winkte ab. „Schon gut. Er hat sicher viel zu tun. Er arbeitet immer so hart, ich bewundere ihn, dass er das durchhält!“ Eric konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Oh Mann, ich wäre aus so gereizt, wenn mich Grell Sutcliff jeden Tag nerven würde. Der klebt ja total an ihm! Da wäre ich auch ausgerastet. Hast du ihn schreien hören?“ Der jüngere Shinigami war etwas sprachlos über Erics Lästerei. Die Stirn in Falten gezogen starrte er gedankenverloren in die leeren Gänge der Abteilung. „Hörst du dir eigentlich noch selbst zu? Du verstehst vielleicht William, aber ich verstehe Grell irgendwie.“ Alan warf dem älteren einen enttäuschten Blick zu und wendete sich dann zum Gehen. „Ich bin wirklich überrascht, dass du so unsensibel bist Eric…“ Weiter kam er nicht – Weder mit dem Sprechen noch mit dem weggehen. Langsam wurde er von hinten gegen Erics Brust gedrückt, der ihn so umarmte, ein leises „‘Tschuldige“ flüsternd. Nachdem sie einen Moment so verweilt hatten, löste sich Alan blitzschnell aus der Umarmung als weitere Shinigami im Gang auftauchten. „I-ich hab noch was zu erledigen! Ich hol dich dann heute Abend ab damit wir gleich mit der Arbeit loslegen können!“ nervös rannte Alan davon, einen verwirrten Eric zurücklassend. Dass Alan nur eine Ausrede benutzte, um aus der Situation zu entkommen war unübersichtlich. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und der Death Scythe auf seiner Schulter ruhend schritt Eric in Richtung der Personal Abteilung. Er fuhr sich mit der freien Hand durch die ungeflochtene Seite seiner Haare. Es war mal wieder Zeit den hübschen Sekretärinnen einen Besuch abzustatten während er auf den Aufbruch mit Alan wartete. Später am Abend als der Himmel sich verdunkeln zu schien – es war schwer das auszumachen da schon den ganzen Tag ein dunkelgrauer Schleier in der Luft hing – klopfte Alan geduldig bei Eric an, um ihn wie angekündigt zu ihrem Auftrag abzuholen. Ein komisches Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Manchmal war er wirklich sauer auf den älteren Todesgott, da er ihn des Öfteren nicht verstand und viel zu oft zu Übertreibungen neigte. Nachdem einige Minuten dahinschwanden öffnete Eric die Tür und war nicht überrascht, dass Alan ihm sofort den Rücken zudrehte und aufbrach. Er folgte ihm schweigend bis in die dunkeln Straßen Londons und dachte dabei aber viel über sein Verhalten nach. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten drehte sich Alan noch einmal um und sah sein Gegenüber mit einer Mischung aus Wut und Entschuldigung an. Erneut war es an Eric, das Gespräch zu beginnen. „Alan hör mal, wegen Grell, vielleicht versteh ich es wirklich nicht und hätte mich nicht über ihn lustig machen sollen. Tut mir leid, ja?“ Er verzog das Gesicht etwas zu einer Schnute. Alan lächelte wieder. Er konnte ihm nie wirklich lange böse sein. Allerdings war er sich jetzt sicher, dass Eric ihn wohl nie verstehen würde. „Schon gut. Los jetzt.“ Alan klappte das von William erhaltene Klemmbrett, dass zwischen der Mappe war auf und las Zeilenüberspringend vor. „hmm…hmmm….Mensch der einen Pakt mit einem Dämon niederer Art geschlossen hat...hmm…steht heute auf der Todesliste….Uhhh ah hier der Name.“ Eric nickte. Das dürfte nicht allzu schwer werden und er könnte bald wieder zurück nach Hause. Das Wetter schwang um. Aus dem dunkelgrauen Wölkchen war ein rabenschwarzes Wolkengebirge entstanden dass grade seine Schleusen öffnete und ein bedrohliches Rauschen über das Nachtstille London legte. Der Regen rann über die Dächer und über den Boden und färbte alles noch dunkler, als es eh schon war. Auch Alan und Eric waren nicht verschont geblieben und ihre Kleidung triefte schon vor Nässe. Nach einer weiteren halben Stunde des Wartens tauchte die Person, die sterben sollte endlich auf in Begleitung eines schwächlich wirkenden Dämons. Ganz im Gegenteil zu den Dämonen, die Eric bisher gesehen hatte, war dieser eine Art tierischer Mutant. Alan rümpfte die Nase über den dämonischen Geruch der in der Luft hing und der von dem des Regens nicht überdeckt werden konnte. Ein heller Blitz durchzog den aufgewühlten Himmel, gefolgt von dem dumpfen Dröhnen von Donner. Zwei schwarze Gestalten traten in den Weg eines blutüberströmten, hünenhaften Mannes, die Death Scythe lässig über die Schultern gelegt. Normalerweise würden sie sich nicht großartig zeigen, aber die Anwesenheit eines Dämons war in gewisser Weise schon ein Problem. Eric lachte. Alan räusperte sich. „Ich nehme mir das Ding da vor und du kümmerst dich solang um sein Herrchen.“ Eine Augenbraue in dem Gesicht des älteren Shinigami streckte sich nach oben. Er wiedersprach nicht aber er war verwundert darüber, dass Alan ihn das nicht machen ließ – wie sonst auch. „Guck nicht so, ich schaff das.“ Mit einer leicht beleidigten Miene schritt der jüngere Shinigami an ihm vorbei, beide Hände fest um den Griff seiner Death Scythe gelegt. Während er noch Alan nachsah der sich in einen Kampf mit dem Dämon stürzte, konnte Eric sich grade noch rechtzeitig zur Seite bewegen, als der Todeskandidat einige Messerhiebe in seine Richtung ausführte. Es war ein leichtes für den erfahrenen Schnitter einen Menschen zu töten, was sich auch diesmal nicht allzulange herauszögerte. Ein greller Aufschrei des Dämons und erst recht die Stimme von Alan, der ebenfalls einen heiseren Schrei ablieferte, brachten Eric aus seiner Gedankenwelt in die Wirklichkeit zurück. Alan hatte ihm seine Death Scythe tief in ein Auge gerammt und wurde nun von dem Dämon gegen eine nahe gelegene Hauswand geschleudert. Eric rief seinen Namen und zog seine Säge aus dem Rumpf des röchelnden Todeskandidaten der nun endlich Still war. Der Dämon schrie auf. Da er nicht besonders stark war, schien er abhängig vom Bund zu seinem Herren und da dieser grade einen regulären Tod gefunden hatte, regte sich etwas in dem Dämon. – Er starb ebenfalls. Doch er wäre nicht ein Dämon gewesen, würde er nicht noch im Moment seines Todes versuchen, jemandem zu schaden. So nahm er seine letzte Kraft zusammen um ein Gemisch aus Blut und Säure hoch zu würgen um es in Alans Richtung zu speien. Besagtes Ziel hatte natürlich schon längst mitbekommen, was der Dämon plante, und so stand er blitzschnell auf, den regendurchtränkten Boden der Kopfsteinpflasterstraßen Londons nicht miteinberechnend und rutschte aus, zurück auf den Boden. Schützend hielt er noch die Arme vor sich, bevor ein platschendes Geräusch an sein Ohr drang. Merkwürdiger Weise spürte er weder die unbehagliche Nässe noch den brennenden Schmerz, den er erwartet hatte. Er öffnete die Augen und starrte in das leicht schmerzverzogene Gesicht von Eric, der sich schützend über ihn gebeugt hatte. „Eric…“ mit geweiteten Augen sah er hoch zu dem älteren und Schluckte, als dieser lächelte. Er hatte sich also bei seiner Aktion nicht ernsthaft verletzt. Enttäuscht darüber, dass er es wieder nicht allein geschafft hatte und wütend über sich, dass er sich hatte von Eric beschützen lassen müssen stand Alan auf und lächelte verlegen. „Du…du hättest nicht, ich meine….danke Eric.“ Ein leichtes Kopfschütteln war die Antwort. „Schon gut.“ „Nein, ich meine du hättest, nein du solltest nicht! Ich bin doch kein Kind mehr, auf das man immer Acht geben muss.“ Eingeschnappt sah Alan zur Seite. Eric kicherte leicht. „Nein, so niedlich.“ „Was hast du gesagt?“ Alans Gesichtsausdruck spiegelte seine Verwirrung wieder während Erics Grinsen zurückkehrte. Der Dämon war unterdessen zusammengebrochen und sein Körper löste sich in Nichts auf. „Na du. Ich wollte dir doch nur helfen!“ Eric setzte zu einer Entschuldigung an. „Ich kann doch nicht zulassen, dass dir etwas passiert Alan, auch wenn das jetzt nicht wirklich schädlich war.“ Er ging langsam auf Alan zu und drückte ihn sanft gegen die steinerne Hauswand hinter ihm. „A-aber du musst dir doch keine Sorgen um mich machen. Wenn ich dir zu viele bereite solltest du dir vielleicht lieber einen anderen Partner…“ Weiter kam er nicht da er in Erics böse funkelnde Augen sah. „Aber ich will keinen anderen. Und ich mach mir ja nur Sorgen um dich weil ich es mir nie verzeihen könnte, wenn dir etwas passiert…“ Alan schluckte und spürte wie noch die Hitze in seine Wangen stieg bevor er erschrocken die Augen weitete als Eric ihn küsste. Nicht fordernd – ehr besitzergreifend. Der jüngere schloss die Augen und wusste gar nicht wie ihm geschieht. Er krallte sich leicht an der durchnässten Kleidung Erics fest und lies es einfach geschehen. Nachdem Eric den Kuss unterbrach sah er seinem Arbeitskollegen in die Augen und lächelte zufrieden. Er ließ von ihm ab und sah in den Himmel, dessen Wolken zu einem endlosen schwarzen Block zusammengeschmolzen waren. „Lass uns nach Hause gehen, ist echt ungemütlich geworden.“ Mit einem sanften Lächeln sah er in Alans Richtung. Sie verstanden sich einfach blendend, auch ohne Worte. Wie hätte sich Eric jemals jemand anderen zum Partner wünschen können, als jemanden, den er so gern hatte. „Ja, aber warte eben noch.“ Eric, der schon einige Schritte in eine nahe gelegene Sackgasse getan hatte, blieb stehen um auf Alan zu warten, der noch die Cinematic Record einsammelte bevor er leicht gerannt hinter dem größerem herkam. „Ordnung muss sein, hm?“ grinste dieser während er nach Alans Hand griff und sie festhielt. „Aber werd mir ja nicht wie unser strenger Boss, ja?“ Mit einem Lachen auf den Lippen verließen beide Hand in Hand die Szene und ihre Silhouetten verschmolzen mit der Dunkelheit der schmalen Gasse. Kapitel 5: Regel 5 ------------------ Dumpfe, schnelle Schritte hallten an den Wänden der dunklen Gänge des Shinigami Verwaltungsgebäudes wieder. Grell lief, er rannte schon beinahe. Er wollte einfach nur noch weg. Wie konnte William nur so kalt zu ihm sein, wo er ihm doch immer sagte, wie viel er ihm bedeutete? Der Rothaarige konnte und wollte ihn in diesem Augenblick einfach nicht verstehen. Am Ausgang angekommen öffnete er die massive, pechschwarze Tür und trat ins Freie. Wind und Regen schlugen ihm ins Gesicht. Ein Blinzeln, dann lief er weiter. In London angekommen blieb er zum ersten Mal wirklich stehen und atmete tief den Geruch der dunklen Gassen ein. Die Wut, die sich in ihm angestaut hatte, ergoss sich nun in warmen Tränen über seinen Wangen. Zum ersten Mal in seinem Leben kümmerte es ihn nicht, wie sehr sein Make-Up verschmiert oder dass er nass bis auf die Knochen war. Er stieß sich von der Hauswand ab, an die er sich zuvor erschöpft gelehnt hatte und schleppte sich weiter. Erst durch die Gassen doch dann lieber hoch auf den Dächern der Stadt. Zu dieser späten Stunde war es in dem Gebiet Londons, in dem sich der rothaarige Schnitter gerade aufhielt, noch immer recht belebt. Eine der ärmsten und dreckigsten Gegenden, von Hurerei und Straßenraub geplagt und wirklich keine Gegend in der sich Grell gerne aufhielt. An einem Hausvorsprung angekommen ließ er sich an dessen Kante nieder, sodass seine Beine locker runterhingen und beobachtet angewidert das Treiben auf der Straße um sich etwas abzulenken. Nach einigen Stunden wurde es ruhiger und die vereinzelten Lichter, die noch übrig geblieben waren verschwanden auch. Grells Gedanken waren immer noch bei William. Was hatte er nur falsch gemacht um solch eine Behandlung verdienen? Etwas in der Dunkelheit unter ihm erregte plötzlich seine Aufmerksamkeit. Ein dunkelroter Schatten bewegte sich schnell- leider zu schnell – und so verlor er ihn aus den Augen. Ein Seufzten entkam Grells Lippen und so stieß er sich von dem Vorsprung, auf dem er platzgefunden hatte, ab und landete in einer Pfütze. Als er an sich herabsah entdeckte er rote Spritzer auf seinem sonst weißen Hemd. „Och nee! Das war grade erst in der Reinigung!“ motzte er. Verwundert sah er in die Pfütze unter sich. Blut. Ausgehend von etwas, was wohl mal ein Mensch gewesen seien könnte, bahnte es sich seinen Weg langsam über die dunklen Pflastersteine der Straße und vermischte sich mit dem Regen. Interessiert trat Grell näher an das etwas heran. Der Geruch war unverkennbar für den Shinigami und endlich lächelte er wieder. Die Eingeweide der Person vor ihm lagen für deinen Blick frei und unter dem vielen Blut erkannte er lange, blonde Haare. „Ah, eine Frau also?“ Grell kicherte während er sich nach unten kniete, um in der Dunkelheit besser sehen zu können. Sein Blick fiel allerdings schnell in die Pfütze neben der Leiche, in der sich sein Antlitz wiederspiegelte. „Ach du meine Güte!“ Der Versuch den verlaufenen Mascara wegzuwischen scheiterte kläglich und Grell seufzte während er sich eine lose Haarsträhne hinters Ohr strich. Ein heftiger Ruck ging durch seinen Körper und seine Augen weiteten sich als er ein weiteres Gesicht in der blutigen Pfütze ausmachte. „Ich wusste gar nicht, dass noch jemand mit dem Auftrag befasst wurde“. Eine raue, leiernde Stimme erlang dicht neben seinem Ohr und Grell warf sich erschrocken herum als er auch noch lange, kalte Finger an seiner Wange spürte. Dass er in einer Blutlache landete kümmerte ihn grade herzlich wenig. Er starrte sein Gegenüber verwirrt an und er glaubte, sein Herz bis in den Hals klopfen zu spüren. Ein heftiges Grinsen ging von der Person vor ihm aus. Grell musterte ihn. Lange, silbrig schimmernde Haare quollen üppig unter einem bizarren schwarzen Hut hervor, den freien Blick auf seine Augen durch einen unordentlich gewachsenen Pony nicht preisgebend. Knochige Finger, die unter einer schwarzen Kutte zum Vorschein kamen umklammerten eine große, mit Ornamenten verzierte Sense. Das Grinsen war das auffälligste an dieser Persönlichkeit und Grell war so davon angetan, dass er erst durch ein Räuspern der Person vor ihm bemerkte, dass diese die Hand nach ihm ausgestreckt hatte, um ihm aufzuhelfen. Dankbar, mit einem leichten Lächeln, nahm er die Hilfe an und stand nun endlich wieder. Das blutige Gemisch tropfte von seinem ruinierten Mantel. Der grauhaarige musterte sein Gegenüber ebenfalls eingehend, bevor er seine dünne Stimme erneut erklingen ließ. „Wurdest du aufgehalten? Siehst ja schrecklich aus! Und die Cinematic Record auch noch nicht eingesammelt. Schludrige Arbeit heutzutage von euch jungen Leuten…“ Ein langer schwarzer Fingernagel bohrte sich leicht in Grells Wange und dieser zuckte zusammen und starrte den anderen anschließend wieder schweigend an. „Tzz.“ Etwas beleidigt, keine Antwort erhalten zu haben wendete sich der ältere Schnitter ab und trat auf die Leiche zu, um sich ans einsammeln der Erinnerungen zu machen, was sich innerhalb von wenigen Minuten erledigen ließ. „Wirklich eine Sauerei das hier.“ Der in schwarz gehüllte Mann ließ ein kurzes Lachen ertönen. „Das wird später noch ein Spaß…“ Mit einem amüsierten Gesichtsausdruck drehte sich der deutlich ältere zu Grell um, nachdem er schon einige Schritte in eine entferntere Richtung gemacht hatte. „Magst du nicht mitkommen?“ Grell ging wie automatisch los und folgte ihm. Er wusste nicht genau wieso, aber irgendetwas faszinierte ihn an dem Shinigami, den er noch nie zuvor getroffen hatte. Selbst William ließ er ihn für einen Moment vergessen. Schweigen lag in den engen Passagen durch die sie gingen. Einzig Grells Absätze ließen der Anschein erwecken, dass noch jemand zu so später Stunde unterwegs war. Modriger Geruch quoll in Form von hellem Dunst aus den unterirdischen Katakomben und dicke graue Nebelschwaden schoben sich an den beiden Shinigami vorbei. Die Feuchtigkeit die in der Luft hing ließ Grell schwer atmen und so blieb er kurz stehen. Als er wieder nach vorne blickte war der andere schon im dichten Nebel verschwunden. Der Rothaarige sah es nicht ein nach ihm zu rufen, kannte er doch noch nicht mal seinen Namen und so setzte er seinen Weg fort. Unachtsam den Blick nach vorn gerichtet stieß er mit einem Bein gegen etwas Hartes. Erschöpft vom Rennen und von dem ganzen Geheule schaffte er es nicht, sich aufrecht zu halten und so fiel er. Etwas Weiches hielt seinen Sturz jedoch schnell auf, sodass er dem Boden nicht mal ansatzweise näher kam. Er war in den Armen des Vorausgeeilten gelandet und dieser sah ihm mit leicht besorgt verzogenem Mund von oben herab an. „Du musst schon vorsichtiger sein, wenn du durch Londons Nebel irrst.“ Er schien ein leises Kichern nicht ganz unterdrücken zu können während er Grell ein paar Haare aus dem Gesicht strich und ihn wieder aufstellte, bevor er weiterging. Grells Wangen fühlten sich heiß an und er musste kurz schlucken, bevor er ihm nachging, entschlossen, ihn diesmal nicht aus den Augen zu verlieren. Der Fremde verwirrte Grell. Dieses undurchschaubare Grinsen, das sich auf dessen Gesicht, so schien es, festgebrannt hatte und dieses mysteriöse Getue. Es fröstelte Grell während er daran dachte und so bemühte er sich, auf die Straße unter sich zu schauen, damit er nicht wieder stolperte. Glücklicherweise bemerkte er noch rechtzeitig, dass der Grauhaarige stehengeblieben war. Der Nebel war hier nicht mehr so dicht und so erkannte man, dass sie an einem kleinen, heruntergekommenen Haus am Ende einer Gasse angelangt waren. Vermoderte Bretterhaufen türmten sich vor dessen Fassade auf, an der auch einige Särge lehnten. Von einem alten, großen Schild, das über dem Eingang des Hauses hing ging ein verdächtiges Ächzen und Knarzten aus. Bedrohlich schwankte es mit dem Wind, als Grell seine Inschrift las. ‘Undertaker‘. „Ein Bestattungsunternehmen?“ Verwundert sprach Grell zum ersten Mal seit er dem Fremden begegnet war. Dieser war unterdessen schon in das baufällige Gebäude eingetreten und hielt ihm die Tür auf. Mit einem komischen Gefühl im Magen trat Grell ein und nachdem er das Geräusch der zufallenden Tür wahrnahm, war alles nur noch schwarz. Das Aufzischen eines Streichholzes das sich entfachte war das nächste, was er vernahm. Kurz darauf legte sich ein matter Lichtschein, ausgehend von einer kleinen Öllampe in den finsteren Raum und ließ die Umrisse von weiteren Särgen erkennen. Diese waren allerdings teilweise lackiert und mache sogar kunstvoll verziert. Obwohl die ganze Atmosphäre Grell unter anderem Umständen sehr zugesagt hätte, war er jetzt jedoch froh, dass der Ältere einige große Kerzenständer anzündete, die den Raum nun gänzlich erhellten. Er sah sich um. Alles schien sehr einfach und trist zu sein. Es als unordentlich zu bezeichnen wäre übertrieben gewesen, jedoch lagerten hier wohl Jahrzehnte alte Staubschichten und Spinnweben waren in den Ecken des Raumes. Die vielen Särge nahmen jedoch neben den unzähligen, mit Büchern gefüllten Regalen den größten Platz ein. An einem Totenkopf blieb Grells Blick haften und er fragte sich, ob dieser wohl echt sei. „Tee?“ Ein Arm schlang sich von hinten um den Körper des jungen Schnitter und hielt ihm ein Gefäß mit einer dampfenden, roten Flüssigkeit unter die Nase. Beinahe schon wieder vor Schreck umgekommen griff er schnell nach dem Becher und entschlüpfte der Situation indem er sich ungefragt auf einen naheliegenden Sarg niederließ, da er sonst keine andere Sitzmöglichkeit sah. Erneut betrachtete er das Grinsen des anderen, der sich ebenfalls auf dem Sarg niederließ. Er schien es sich fast gemütlich zu machen so wie er mit angewinkelten Beinen dasaß und seinen Tee trank, der sich in einer Art medizinischem Messbecher zu befinden schien. „Du scheinst verwirrt zu sein.“ Kicherte der Angestarrte. „Was hat dich eigentlich so niedergeschlagen?“ Schon wieder spürte Grell die kalten schlanken Finger an seiner Wange. Er räusperte sich. „Würden Sie, würdest du äh…“ „Undertaker. Sehr erfreut “ „Also gut, Undertaker, würdest du vielleicht deine Finger aus meinem Gesicht nehmen? Geht man so mit einer Lady um?“ „Hoho-„ Der vermeintliche Bestatter kicherte, nahm aber seine Hand zurück. „Eine Lady also…“ Er stand auf und wirbelte durch den Raum, von einem Lachen geschüttelt. Grell verfolgte die Szene etwas beleidigt. Mussten sich denn wirklich immer alle über ihn lustig machen? Er wurde abrupt aus seinen Gedanken gerissen als Undertaker vor ihm stehengeblieben war, beide Arme seitlich von ihm am Sarg abstützend. Grell war unwohl zumute und er sah in eine andere Richtung. „Uuund? Verrätst du dir auch deinen Namen?“ Ein Lächeln machte sich auf seinem Gesicht breit, welchen Grell nicht wiederstehen konnte und es einfach erwidern musste. „Grell Sutcliff.“ Undertaker ließ von ihm ab. „Gut, Mr. Sutcliff.“ „Nur Grell ist auch okay…“ Der Bestatter kicherte düster, was den Rothaarigen Schnitter erzittern ließ. Die Verwirrung, die sich in Grell die ganze Zeit über schon vergrößerte schien ihn langsam unter sich zu begraben. Vor allem als er wenig später Kleidung zum Wechseln unter die Nase gehalten bekam, die seine eigene zu seien schien. „Die hab ich von Mr. Spears. Er sagte mir, dass ich dich treffen würde und so hab ich mich vorbereitet.“ Stolz auf sich selbst nahm er mit einem zufriedenen Gesichtsausdruck auf einem der Särge weiter hinten Platz und drehte sich um, als Grell sich daran machte, sich umzuziehen. Nun waren die Gedanken des immer noch verheult aussehenden Schnitters wieder bei seinem strengen Vorgesetzten. Er fehlte ihm und er wollte auch wirklich gerne zu ihm zurück um sich zu entschuldigen, obwohl er überhaupt nicht wusste, was er eigentlich falsch gemacht hatte. Seufzend ließ er sich auf den Boden sinken und stützte den Kopf in die Hände. „Also, Undertaker? Danke für die Gastfreundschaft aber ich würde jetzt wirklich lieber…“ „Nein.“ Unterbrach der Ältere ihn. Grells Gesichtsausdruck verriet seinen Unmut. „Spears hat dir doch sicher gesagt, dass du bald hierherkommen sollst, oder?“ „Nein. Ich weiß nicht, wovon du sprichst.“ Undertakers Mund ließ auf einen verwirrten Blick schließen, der ja unter dem Haar, das seine Augen verdeckte, nicht zu erkennen war und er kramte in seinem Gewand, um einen zerfledderten Brief rauszuziehen. „Hier, bitte.“ Der Brief, der vor Grells Augen ausgeklappt wurde war von der Verwaltung. – Sogar von William persönlich. Das erkannte Grell an der ordentlichen Handschrift. Wieder lief es ihm kalt den Rücken runter als er die Worte las, die er vor einiger Zeit schon einmal in Williams Büro gelesen hatte und er schluckte als er endlich Verstand. Das hier sollte seine Strafe für seinen Ungehorsam sein. Die vorzeitige Verbannung vom Dienst an einen trostlosen Ort wie diesen, um ihn auf das wesentliche zu beschränken. „Papierkram.“ Ein bitteres, gequältes Lächeln kam ihm über die Lippen und er sah zu Boden. Undertaker setzte sich neben ihn. „Tut mir leid.“ Meinte er leise. „Aber du wirst wohl vorerst hier bleiben müssen, aber keine Angst, hier ist genug Platz für dich und du kannst tun was du willst, solange du mich nicht bei meiner Arbeit hier störst.“ Grell sah ihn ungläubig an. „Du arbeitest wirklich als Bestatter? Wie schaffst du das?“ William gab ihm immer so viel zu tun, dass er nach getaner Arbeit immer total müde ins Bett fiel. William. Schnell schüttelte er diesen Gedanken wieder ab und lauschte auf Undertakers Antwort. „Hm nein, ich bin nur ein einfacher Bestatter. Aber manchmal helfe ich bei euch noch aus, grade jetzt, bei euren Personalschwierigkeiten.“ Er grinste. Der Rothaarige nickte nur und er unterhielt sich noch weiter mit dem dunkel Gekleideten, was ihn tatsächlich etwas aufheiterte und ihn zum Lachen brachte, bevor ein Gähnen ihn verließ. „Müde? Bitte, leg dich ruhig hin.“ „Hinlegen? Wohi-…Oh…doch nicht wirklich? In den Sarg?“ Das hastige Nicken von Undertaker gefiel ihm gar nicht und er schluckte hart als er sah dass dieser sich schon darangemacht hatte, die wenigen Kerzen, die den Raum noch erhellten zu löschen, bevor sich die Dunkelheit über sie legte. Stark seufzend öffnete Grell langsam den Sarg vor ihm und tastete den Samtstoff ab. Plötzlich spürte er etwas Kaltes unter seinen Fingern. Eine Leiche. Grell schrie leicht auf und schreckte zurück nur um feststellen zu müssen, dass er sich zum zweiten Mal an diesem Abend in den Armen von Undertaker befand, der ihn entschuldigend durch die Dunkelheit hindurch ansah. „Sorry, ich vergaß das die heute angekommen ist.“ Etwas Feuchtes traf seine Hand und er tastete nach Grells Gesicht, nachdem er ein leises Schluchzen vernahm. Seine Hände ruhten an den Wangen des Jüngeren während er beunruhigt nachfragte. „So schlimm?“ Grell atmete scharf ein bevor er antwortete. „Nein, das nicht, aber Heute war einfach alles…Ich…und William war so…und dann bin ich…und dann kamst du…“ Undertaker schüttelte ihn sanft um ihn wieder zur Besinnung zu bringen. „Hey, hey!“ Der jüngere Schnitter spürte wie seine Mundwinkel hochgeschoben wurden und er musste etwas Lächeln. „Das steht dir schon viel besser. Und jetzt solltest du wirklich schlafen. Hier.“ Undertaker schob Grell vorsichtig in die Richtung eines anderen Sarges und öffnete ihn. Er vergewisserte sich sogar, nicht noch einen seiner Kunden ihn ihm vergessen zu haben, bevor er Grell wieder sich selbst überließ. Erschöpft ließ sich der sonst so aufgedrehte Shinigami in den weichen Stoff des Sarges fallen und stöhnte kurz auf. Jetzt lag er tatsächlich in einem Sarg in einem Bestattungsunternehmen. Es sah furchtbar aus und die Person die er liebte schien sich nicht im Geringsten für ihn zu interessieren, so wie es eigentlich immer war. Er versuchte krampfhaft die Tränen zurückzuhalten, da er fürchtete, sonst wieder Undertaker anzulocken, auch wenn vor einiger Zeit schon das zuklappen eines Sargdeckels zu hören war. Seine Gedanken galten wieder nur William. Wollte er von Anfang an, dass es so kam? Hatte er geplant ihn erst an sich ranzulassen um ihn dann wieder von sich zu stoßen? War das vielleicht seine eigentliche Strafe? Was kümmerte ihn schon der ganze Papierkram wenn er nicht wenigstens ab und zu zu seinem William rüber sehen konnte. Es vermisste ihn sehr. Irgendwann schlief Grell mit schwerem Herzen und trotz der vielen unbekannten Geräusche, die ihn immer wieder aufschrecken ließen, ein. Es sollte wohl nicht die letzte nervenaufreibende Nacht in nächster Zeit werden. Kapitel 6: Regel: 6 ------------------- Die letzten Sonnenstrahlen des kalten Tages kämpften sich mühsam durch eine dicke Schicht aus grauen Wolken, nur um dann an dem düsteren Erscheinungsbild des Bestattungsunternehmens, welches sich in einer der finstersten Gegenden Londons befand, zu zerbersten. Trotzdem schien seit einiger Zeit etwas noch bedrohlicheres von dem Gebäude auszugehen. Ab und zu, zwang ein verschwommener Schatten den dreckigen, staubigen Fensterscheiben einen Hauch von Farbe auf. So wie auch an diesem späten Nachmittag. Grell lehnte mit seinem Kopf am Fenster während er seinen schlanken Körper auf einem Sarg unmittelbar davor abgesetzt hatte. Er spürte deutlich wie die Kälte seine Stirn erfasste und seine Körpertemperatur nicht nur dem schaurigen Ambiente von Undertakers Behausung, sondern auch seinem Gemüt anpasste. Schwer seufzend beobachtete der rothaarige Schnitter das immer noch recht rege Treiben auf der Gasse vor dem baufälligen Haus. Es war so viel passiert seit er das letzte Mal dort draußen war. Grell hatte den düsteren Schatten, den er damals in den nebligen Straßen von London aus den Augen verloren hatte, wiedergefunden. In einer der vielen Nächte, in denen Undertaker zu beschäftigt war, um sich um den jüngeren Shinigami zu kümmern – was Grell nicht unbedingt bedauerte – hatte er sich davongestohlen und war so seinem vermeintlichen Seelenverwandten begegnet. Wie eine lang verwerte Sehnsucht, die sich nun endlich erfüllt hatte, fühlte sich der Gedanke an sie an. Diese Frau, die ihn, wenn auch nur für eine kurze Zeitdauer, in ihren Bann gezogen hatte. Die ihn für einen Moment vergessen und in tiefer Verzweiflung dennoch ausatmen lies. Er hatte einfach alles an ihr geliebt, ihre Art, ihre Gedanken, ihr Wesen. Und das Rot das sie kleidete. Ah diese wunderschöne dunkelrote Farbe, die sich zähflüssig wie geronnenes Blut langsam einen quälenden Weg durch seine verletzlichsten und tiefsten Gedankengänge zu bahnen schien. Schon wieder hatte ihn der Blutrausch gepackt und er hätte sich nicht mehr stoppen können in seiner zerstörerischen Verzweiflung, wäre da nicht wieder der dunkle , kühle Schatten gewesen, der schon immer über ihn gewacht, ihn die ganze Zeit über beschützt hatte. William. Grell schloss die Augen bei dem schmerzlichen Gedanken an seinen Vorgesetzten – obwohl er ja für ihn viel mehr war. Er hatte ihn diesmal nicht nur vor sich selbst gerettet, sondern auch von dem tiefen Groll eines anderen Wesens. Ein bitteres Lachen legte sich auf die blassen, rötlichen Lippen des Todesgottes. Eigentlich hatte er mit einer deftigen Strafe, vielleicht sogar mit einem Rausschmiss gerechnet. Natürlich hatte William ihm seine Death Scythe abgenommen, aber das war dann auch schon alles. Unsanft und grob, mit diesem nur allzu bekannten, emotionslosen und trotzdem durchdringendem Gesichtsausdruck hatte er ihn an seinen langen Haaren gezogen wieder bei Undertaker abgeliefert. Ohne auch nur ein Wort zu sagen - was Grell sichtbar quälte. Er hatte sich wie ein dummer Teenager gefühlt, der sich davongeschlichen hatte und nun wieder bei seinen Eltern abgegeben wurde. Der Rothaarige presste seine Stirn noch näher an die kalte Scheibe. Sein Kopf fühlte sich heiß an, nicht von Fieber, aber von schlaflosen und gedankendurchströmten Nächten in denen er endlos viel nachdachte. So kannte er sich selbst nicht. Der junge Shinigami fasste sich leicht an die Lippen als er daran dachte, dass er sogar aus lauter Verzweiflung und erdrückender Einsamkeit die in letzter Zeit nur allzu deutlichen Annäherungsversuche von Undertaker nicht mehr ganz so stark zurückzuweisen wusste. Es tat halt einfach gut, nicht immer allein zu schlafen, schon gar nicht wenn man seine Nachtruhe in einem Sarg finden sollte. Außerdem war der Körper des Bestatters zu Grells Verwunderung sehr weich und angenehm warm und nicht knochig oder eiskalt. Ein leises Kichern verließ den Mund des sonst so aufgebrachten Shinigami. Eigentlich war der düstere Mann ja viel netter und freundlicher zu ihm als William. Auch dass er unter seinem schwarzen Gewand einige recht attraktive Körperpartien zu verstecken wusste ließ sich von Grells Seite aus nicht bestreiten. Dennoch war es etwas anderes, das der Rotschopf empfand, wenn er an William dachte. Ein kurzes Zucken, verursacht von einigen seicht stechenden Sonnenstrahlen, die sich einen Weg durch die heruntergekommenen Vorhänge des Fensters, an dem Grell lehnte, bahntenund auf Grells blasses Gesicht trafen, warfen ihn aus seiner Gedankenwelt. Er sah, soweit das möglich war, nach draußen. Menschen, die diese wärmende Energiezufuhr zu schätzen wussten und ihre verschmutzten Hälse wie schwarze Schwäne dem Licht zuwendeten, entkamen seinem scharfen Blick nicht. Bunte Kleidung und das rege Treiben ließen selbst die düsterste Gasse auf den geplagten Schnitter einladend wirken. Wie er die Sonne vermisste und auch den Wind des es zu lieben schien, sein leichtes, langes Haar zu packen und es empor zu wirbeln um es dann in wallenden Kaskaden auf seinen Schultern zu verteilen. Auch der Klang einer anderen Stimme als der rauen des Undertakers und seiner eigenen, die gelegentlich von den hohlen Wänden zurückzuprallen schien, wenn es etwas lauter zuging, würde ihm jetzt gut tun. Selbst die Stimmen der arbeitswütigen Shinigami, die auch schon am frühen Morgen hektisch durch die Gänge des Verwaltungsgebäudes zu schweben schienen würden ihn im Moment nicht mehr stören. Ja, er vermisste seine Freiheit schmerzlich und er warf einen unsicheren Blick zur Tür, bevor er es schon wieder zu bereuen schien und ihm ein wohliger Schauer dem Rücken herunter lief, gefolgt von einem ernüchternden Frösteln. Dürre aber dennoch starke Arme schlangen sich von hinten um seine zierliche Taille und er spürte, wie der süßliche Geruch, der von Undertakers Präsenz aus seinen Sinn zu vernebeln schien, diesen dort mit zärtlichen Widerhaken verankerte. Grell seufzte leise aus, stand in der Umarmung auf und drehte sich um, bevor er leicht erschrocken die Augen weitete. Undertaker war ihm viel näher als er es gewohnt war und er spürte stark dessen kühlen Atem gegen seine Lippen schlagen. Es fiel ihm enorm schwer sich aus dieser Umarmung zu befreien, doch er schaffte es und als er merkte, wie sich eine deutliche Hitze auf seinen Wangen ausbreitete, ließ er seine langen roten Haare in sein Gesicht fallen. Die langen schlanken Finger des Bestatters waren das nächste, was der Rotschopf spürte. Bestimmend schoben sie Grells Gesicht in seine Richtung. Der Silberhaarige konnte sich ein heiseres Kichern über den Gesichtsausdruck des jüngeren nicht verkneifen. „Du riechst immer noch nach Blut…“ stellte Undertaker amüsiert fest und leckte sich leicht über seine grau-schimmernden Lippen. Ausdrucksstarke, dunkelgrüne Smaragde funkelten ihm mit einer Mischung aus Nervosität und Verunsicherungen entgegen, untermalt von roten Wangen die sich deutlich von der hellen, milchigen Haut abhoben. Sein Blick, der in den vielen Jahren, die er nun schon auf Erden weilte, darauf trainiert war sich einen Weg durch den unordentlichen, grauen Pony zu bahnen, fiel zunächst allerdings auf die rosigen Lippen die sich dicht vor ihm befanden. Sanft strich er mit einem seiner langen, schwarzen Fingernägel über diese, entschied sich dann aber doch dafür, ihm einen flüchtigen Kuss auf die verwirbelten, roten Haarsträhnen zu hauchen, die sich auf der Stirn des Jüngeren befanden. Mit einem amüsierten Kichern zog er noch einmal die unsichtbare Linie von Grells Lippen rauf zu seinem Ohr nach, bevor er sich abwendete um wie ein Kolibri durch den Raum zu schwirren. Grell sah ihm zu und ein flüchtiges Lächeln, dass seine scharfen Zähne zum Vorschein brachte, stahl sich auf seine Lippen. Seine Zunge leckte kurz daran entlang und er ließ sich wieder auf dem naheliegendem Sarg nieder, auf dem er vorher schon gesessen hatte. Den Blick sehnsüchtig in Richtung Fenster gewandt. „Ah!“ kam es leise von Undertaker dem etwas Vergessenes wieder ins Gedächtnis zurückgekrochen kam und er blieb stehen. Sein Grinsen verschwand für die Winzigkeit eines Augenblicks indem er die Kerzen eines kleinen Kerzenleuchters anzündete. Die Schatten des flackernden Lichtes breitete sich rasant im kleinen Raum aus und wirbelten in einem makaberen Tanz an den Wänden entlang. Der rothaarige Shinigami besah sich das Schauspiel und wurde erst wieder von Undertakers Worten zurück in die Wirklichkeit katapultiert. „Würdest du mich nach hinten beleiten?“ kicherte dieser leise, während er zu einer Spinne aufsah, die sich grade vor seinen Augen von der Decke herabließ, um dann schnell in einem der Löcher im Boden zu verschwinden. Grell, ließ sich das nicht zwei Mal sagen. Hastig stand er auf und ging hinter Undertaker her. Bisher hatte er nicht viel von dem Bestattungsunternehmen zu Gesicht bekommen, obwohl er nun schon eine recht lange Zeit hier war. Undertaker war einfach abzulenken und so bevorzugte er es meistens, still und alleine zu arbeiten. Durch einen Lagerraum in dem Grells Blick auf unzählige unordentlich gestapelte Kisten und Kartons fiel führte ihr spärlich beleuchteter Weg am Ende zu einer erstaunlich hellen Holztür die die Form eines überdimensional breiten Sarges hatte und mit silbern schimmernden Henkeln verziert war. Ein hölzerner Geruch ging von ihr aus, den Grell begierig einzog, in der Hoffnung, mehr über das dahinterliegende zu erfahren. Nachdem der Bestatter ihm höflich die Tür aufgehalten hatte zündete er mit dem kleineren Kerzenleuchter zwei wesentlich größere an, die sich in den Ecken des Raumes befanden, den sie betreten hatten. Langsam erhellte sich der Raum und der Jüngere konnte nun seinen Inhalt betrachten. Er erkannte, dass der Raum in zwei Hälften geteilt schien, auch ohne eine Wand dazwischen. Die eine Hälfte war mit hellen Fliesen verkleidet, an denen Grell deutliche Nutzungsspuren in Form von unterschiedlich blassen und starken Flecken in den unterschiedlichsten Tonarten seiner Lieblingsfarbe ausmachen konnte. In der Mitte stand eine Art Obduktionstisch, geschmückt mit Operationsbestecken an denen geronnene Blutreste klebten. Einige von ihnen hatte der rote Todesgott noch nie zuvor gesehen und er wollte auch lieber nicht wissen, wofür sie benutzt werden. Seine Aufmerksamkeit fiel jedoch recht schnell auf eine große silberne Schüssel in der einige, schon fast gelblich aussehende Organe lagen. Obwohl er in letzter Zeit recht viel mit solchen Dingen zu tun hatte, konnte er sie immer noch nicht richtig zuordnen. Ein knarrendes Geräusch, das von Undertaker ausging, der währenddessen eine scheinbar schwere Kiste auf dem Schreibtisch in der anderen Hälfte des Raumes hob, erregte Grells Aufmerksamkeit. Erfreut über die Neugier des anderen verließ die Kehle des schwarz Gekleideten ein leises Glucksen. „Das ist mein Arbeitsbereich…“ fügte er noch erklärend hinzu. Grell sah sich auch hier etwas um. Diese Ecke des Raumes schien robuster eingerichtet zu sein. Es gab diese Art Schreibtisch hinter der sich ein Regal auftürmte, das von unordentlich zusammen geschmissenen Papierhaufen und modrig alten Büchern belagert wurde. Dokumente und anatomischen Zeichnungen hingen bereits vollständig vergilbt an der Wand, dessen blasse Tapete sich schon Stellenweise gelöst hatte. Der junge Shinigami wusste nicht recht was, er von diesen neuen Räumlichkeiten halten sollte. Auf der einen Seite zogen sie ihn magisch an und er wollte alles erforschen, doch auf der anderen Seite wollte er sich lieber gar nicht erst fragen, was Undertaker genau mit seinen Kunden und Kundinnen hier machte. Dieser hatte bereits auf dem Schreibtisch Platz genommen und kramte freudig in der Kiste herum. Da es leider kaum andere Sitzmöglichkeiten in dem Raum gab, sah Undertaker flüchtig zu dem Obduktionstisch und anschließend zu Grell, der bereits heftig mit dem Kopf schüttelte, da er verstanden hatte. Dieser bevorzugte es lieber, sich gegen die naheliegende Wand zu lehnen und neugierig dem Totengräber beim auspacken zuzusehen. Eine Tüte, voll getrockneter Seepferchen, die so unprofessionell eingepackt waren, dass sogar schon einige abgebrochen waren, ließ Grell erschaudern. Doch was danach kam gefiel ihm auch nicht viel besser. Er beobachtete nachdenklich wie der Ältere einige Einmachgläser herausholte. In einem war eine seltsame, gelb-schwarz gefleckte Eidechse zusammengerollt zu betrachten und in dem nächsten der Kopf einer schwarzen Schlange, die zähnefletschend mit ihren toten Augen ins leere starrte. Der Grauhaarige reichte ihm die Gläser, auf dass er sie ins Regal stellen sollte und Grell tat es sehr schnell, die grünlich schimmernde Aufbewahrungsflüssigkeit eingehend betrachtend. Die spitzen Zähne der Schlange hatten seine Aufmerksamkeit erregt, erinnerten sie ihn doch etwas an seinen eigenen. Das glücklich wirkende auflachen des Bestatters und ein süßlich stechender Geruch, der in seine Nase stieg, ließen ihn den Blick wieder in dessen Richtung wandern. Der Amüsierte hielt eine dunkelgrüne Packung in den Händen. Mit den Beinen baumelnd, zog er langsam das goldig schimmernde Schleifenband von dem Paket ab. Grell fielen unter anderem noch mehrere Schriftzeichen auf, die er nicht zu deuten wusste. „麒麟 (quilin) und 血 (xuè), außerdem 鸦片(yāpiàn) und schließlich noch圣水 (shèngshuǐ)! Was für eine Mischung…“ las Undertaker begeistert vor, der Grells verunsicherten Blick bemerkt hatte. Dies half dem Verwirrten allerdings auch herzlich wenig weiter, hatte er doch keine Ahnung davon, was der andere dort Vorgelesen hatte. Er sah interessiert zu, wie er die Schachtel öffnete, und erkannte etwas, das auf den ersten Blick aussah, wie Schokolade. Von einer starken Neugier getrieben, trat er näher an ihn heran. Undertaker war unterdessen vom Tisch aufgestanden. „So neugierig, hm?“ gluckste er freudig. „Willst du es noch näher wissen?“ Ein düsteres Grinsen, das den Rothaarigen zurückweichen ließ legte sich auf die grau-blassen Lippen seines Gegenübers. Ohne Behinderung durch seine langen, schwarzen Fingernägel nahm der Ex-Schnitter eines der ovalen Stücke aus der Schachtel und betrachtete seinen grün-goldigen Schimmer. Zielsicher ging er auf Grell zu, der unterdessen bis hin in den gefliesten Bereich des Raumes geflohen war, sich nun gegen den blutigen Tisch drückend – die etwas geweiteten Augen auf den Bestatter gerichtet. Dieser, bei ihm angekommen, drückte ihn nur noch mehr an den Tisch und hob sein Kinn mit einer seiner dünnen und doch starken Hände leicht an. Das Gefühl das in Grell aufzukommen schien, paarte sich noch mit dem betörendem Geruch des Blutes, das die Luft in diesem Teil des Zimmers zu erfüllen schien. Die Erinnerung an den metallische Geschmack kehrte in Grell zurück. Leicht benebelt wehrte er sich kaum, als er eines der Dinger aus der Schachtel zwischen die Lippen gelegt bekam. Fast schon zärtlich schob Undertaker es ganz hinein, jede Reaktion des jüngeren Shinigami genau beobachtend. „Und? Wie ist es?“ säuselte dieser fast schon aufgeregt klingend dicht neben Grells Ohr lehnend. Ein fast im Kichern untergegangenes „Schlucken nicht vergessen!“ fügte er auch noch hinzu, ehe er sich mit seinem Kopf gegen die Stirn von Grell lehnte. Ein süßlich herber Geschmack breitete sich langsam in dem Mund des rothaarigen Schnitters aus. Etwas säuerliches und zugleich brennendes schien sich auch einmischen zu wollen. Grell konnte es keinem Geschmack, den er kannte, zuordnen aber er wusste, dass er mehr davon wollte. Seine Sinne fühlten sich matt an und doch hätte man meinen können, das leuchtende Grün seiner Augen sei dunkler, vielleicht auch tiefer geworden. Abwesend griff er nach den dürren Fingern des Bestatters und umklammerte diese unsicher dem gegenüber, was er tat, mit seiner zittrigen Hand. Undertaker schien amüsiert darüber, beherrscht sich trotzdem, nicht zu lachen, um die Reaktion des benebelten Schnitters zu beobachten. Dieser hatte unterdessen die in Anspruch genommenen Finger in seinen Mund gleiten lassen und sog gierig ihren Geschmack, der immer noch etwas von der vermeintlich chinesischen Schokoladenmischung an sich zu haben schien, ein. Völlig vertieft in sein Tun bemerkte Grell erst etwas später, wie die Finger sich zärtlich aus seinem Mund zurückzogen. Mit glasigem Blick versuchte er die ungefähre Höhe abzuschätzen, auf der sich die Augen hinter der grauen Haarschicht von Undertaker befinden müssten. Intensiv starrte er dort hin, obwohl er Gefahr lief, falsch abgeschätzt zu haben. Undertakers unterdessen befreite Hand zwang Grell das Kinn etwas zu heben. Nach einem flüchtig verstohlenen Blick zur Tür trafen kalte Lippen auf die des jüngeren Schnitters, dem ein erstauntes Murren über die Lippen kam. Der Silberhaarige zog ihn näher an sich, während seine Zunge, die über den Mund des anderen strich, sich nach einem leisen Seufzer Grells, einen Weg durch die Lippen in seine Mundhöhle zu bahnend wusste. Zielsicher kostete sie den irritierenden Geschmack. Nicht wirklich von dessen starker Wirkung betroffen bemerkte der einst legendäre Shinigami, wie der Jüngere sich an seinem Gewand festkrallte, die Kraft aus seinen Beinen schwindend. Er ließ von ihm ab, nicht, ohne noch einmal über die mittlerweile sehr blass erscheinenden Lippen des anderen zu lecken, sich etwas nach dessen Geschmack verzehrend. Ein lang zurückgehaltenes, düsteres Kichern bahnte sich endlich den Weg aus seiner Kehle, während er merkte wie Grell immer mehr abrutschte. Dieser spürte unterdessen, wie die Kraft nun auch in seinen Armen und Händen nachließ. Das Lachen des Bestatters hallte dumpf in seinen Ohren. Der stumpfe Kerzenschein vermischte sich vor seinen Augen mit der dunklen Farbgebung des Raumes. Er fiel. Wissend, dass es jemand anderen gab, der sie schon eine Weile beobachtete, war er sich sicher, dieser würde den Rotschopf schon auffangen. William stand innerhalb von Sekunden im Raum und fing Grell behutsam auf, ihn unter den Armen festhaltend. Ein leicht genervter und teilweise wütender Blick des Supervisors ließ Undertaker stark Grinsen. Glücklicherweise war in William noch genügend Respekt für den grauen Sensenmann vorhanden, da er sonst sicher für eine kurze Zeit die Beherrschung verloren hätte, um ihn anzuschreien. Natürlich war er schon die ganze Zeit über draußen vor der Tür gewesen und hatte die ganze Szene von Anfang an zähneknirschend beobachtet. Er spürte immer noch den leicht ziehenden Schmerz der entstanden war, da seine Hand seine Death Scythe etwas fester umklammert hatte, als gewöhnlich. Auch war er schon kurz davor, bei dem Kuss in den Raum zu platzen, hielt sich allerdings zurück, da Grell ihn nicht bemerken sollte. Ein erneut fröhliches Auflachen des älteren Schnitters riss ihn abrupt aus seinen Gedanken und er richtete, so gut dies möglich war mit Grell im Arm, seine Brille. „Undertaker…“ begann er leise und gefangen. „Sie hätten wirklich nicht so einen…dramatischen Akt aus der ganzen Sache machen müssen! Vereinbart war…“. Weiter kam er nicht, da er einen Finger Undertakers, der urplötzlich vor ihm stand, an seinen Lippen spürte, gefolgt von einem gekrächztem „Eifersüchtig?“. Williams angewidertes Zischen zauberte dem Bestatter ein glückliches Lächeln auf die Lippen und er entfernte seinen Finger von ihm. Wie der ältere Schnitter es doch liebte, den ach so steifen Abteilungsleiter bei seinen viel zu seltenen Besuchen aus der Reserve zu locken, ihn zu ärgern und zu verunsichern. Beinahe hätte man das zu einem der liebsten Hobbys des Undertaker zählen können. Der genervte Schnitter, der sich nicht weiter um solche lächerlichen Dinge kümmern wollte, legte eine Hand unter Grells Beine und hob ihn so in seine Arme. Leicht presste er den zierlichen Körper an sich. Still verließ er das Arbeitszimmer hinter Undertaker, der als Wegbeleuchtung wieder den kleinen Kerzenhalter entfacht hatte. Durch einige Räumlichkeiten und Flure hindurch, schlängelte sich ihr Weg in eine der am weitesten abgelegenen Kammern. Der dunkelhaarige Shinigami wunderte sich immer wieder über die erstaunliche Vielzahl der Zimmer, die das Haus des Bestatters doch bereithielt. Der Raum, den sie nun jedoch betraten glich einer weiteren Lagerhalle, vollgestopft mit Holz und frisch geschreinerten Särgen. Undertaker, welcher grade den Kerzenständer in einer kleinen Einbuchtung in der Wand abstellte, pflegte diesen Raum ausgesprochen gut. Es gab viel weniger Staub als in den anderen Zimmern und der Boden schien auch gefegt geworden zu sein. Der spärliche Lichtschein erhellte die Gegebenheiten nicht wirklich und doch erkannte William, wie der ältere Todesgott einen der Särge, der mit einem dunkelrotem Innenfutter ausgekleidet war, öffnete und ihm bestätigend zulächelte. Vorsichtig legte der Verwaltungschef Grell in dem Sarg ab und strich ihm einige der langen roten Strähnen aus dem Gesicht. Der Silberhaarige, der unterdessen auf einem Sarg weiter hinten Platz genommen hatte und so die Szene beobachtete, konnte ein nur leicht unterdrücktes Lachen nun nicht mehr verkneifen, sodass es aus ihm heraus brach und den Raum mit diesem Klang überflutete. Erst die dumpfen Schritte einer weiteren Person ließen ihn verstummen und entlocktem William ein höchst genervtes Seufzen. Ein leise gequetschtes „Eine Anweisung auch nur ein Mal zu befolgen scheint euch allen ja wirklich sehr schwer zu fallen!“ folgte seinem Blick in Ronald Knoxs große Augen, der verwundert über diese Anfuhr in der Tür stehen geblieben war – die Arme in die Hüften gestemmt. „Aber Sempai! Ich wollte doch nur sehen was so lange dauert…Bei Mr. Undertaker weiß man ja nie!“ Der Blonde trat einige Schritte in den Raum und schielte vorsichtig zu dem besagten Ex- Schnitter, bevor er sich noch weiter dem Sarg näherte und Grell bemerkte, der momentan etwas zu zittern schien. „Grell-Sempai?!“ kam es als nächstes erstaunt von ihm. „Keine Fragen! Ronald Knox…du solltest draußen warten!“ William schien wütend und erhob die Stimme, schrie dabei aber nicht. Trotzdem zuckte Ronald kurz zusammen. „T-tut mir leid! Ich wollte doch nur…“ Gekränkt, mit hängenden Schultern und schmollend setzte er sich auf die Kante des Sarges, in dem Grell schlief. Dass er eine Erklärung für die Vorgänge hier bekam, erwartete er nun nicht mehr. Trotzdem sorgte er sich um den Rotschopf, da er nicht verstand, was mit ihm los war. William hatte zwar etwas in der Richtung angedeutet, als sie aufgebrochen waren, doch Ronald war zu abgelenkt gewesen, den hübschen Frauen aus der Abteilung nachzusehen, als dass er ihm zugehört hatte. Nach einer Weile des Schweigens, die nur durch Undertakers nun doch fortwährendes Lachen gestört schien, hatte auch Ronald verstanden, dass er im Augenblick nicht wirklich erwünscht war. Schwungvoll stand er auf und verabschiedete sich mit einem flüchtigen Verbeugen von Undertaker, der ihm immer noch zu unheimlich erschien, als dass er das Wort an ihn richten wollte. Ein ebenso schnelles Lächeln in die Richtung seines Chefs tat den Rest und so war es, zum Glück für den Blonden, diesmal nur ein relativ kurzer und entspannter Besuch in dem vermeintlichen Bestattungsunternehmen. Erleichtert von der Abwesenheit seines Gelegenheitspartners atmete William schwer aus, den Blick wieder auf Grell gerichtet. Kapitel 7: Soul of a Shinigami ------------------------------ Die Sonne warf ein milchiges Licht durch die schmalen Fenster des Krankenflügels. Eric hatte nie genau darüber nachgedacht, aber in der Welt der Shinigami schien oft anderes Wetter zu herrschen, als in der, die die Menschen bewohnten. Warum sie überhaupt einen Wetterwechsel benötigten und warum er es noch nie weiter, als zu einem der Portale, die sie in die Außenwelt brachten geschafft hatte, blieb ebenfalls ein Rätsel für den Blonden. Jedenfalls hasste er ihre Sonne grade, machte sie den Raum, der eh schon komplett in weiß gefärbt war, noch heller. Der stechend medizinische Geruch trug ebenfalls nicht grade dazu bei, dass er sich hier wohler fühlte, ebenso wie die Spritzen und anderen Gerätschaften die herumlagen. Schnell wandte er seinen Blick von derlei Gerätschaften ab. Todesgötter wurden eigentlich nicht krank, oder zumindest selten. Dennoch waren sie wohl für alles gewappnet. Eric schüttelte es bei dem Gedanken an die alljährliche Untersuchung und im Grunde genommen wünschte er sich grade, so schnell wie möglich hier weg zu können. Aber schließlich war er nicht für sich selbst hier, sondern für ihn - seinen Alan. Sanft strich er dem schlafenden Shinigami ein paar Haare von der Stirn und ließ seine Augen über das blasse Gesicht wandern. Seine Lippen waren blasser als sonst und leicht geöffnet. Er atmete aber ruhig. So niedlich der Anblick auch war, er hätte ihm lieber beim Schlafen in seinem eigenen Bett beobachtet und nicht hier im Krankenflügel. Die Ärztinnen konnten sich nicht erklären, was geschehen war, als Alan auf ihrem Rückweg von dem Auftrag auf einmal zusammenbrach und krampfte. Sie konnten nichts anderes tun, als ihn ruhig zu stellen. Eric konnte kaum hinsehen wie sie seinen Freund festgehalten haben. Die Tränen des Brünetten hatten sich zusätzlich in seinem Gedächtnis festgebrannt. Den Kopf in gefaltete Hände gelegt bemerkte Eric erst spät, dass sich Alan aufgesetzt hatte und ihn sanft anlächelte. „Du bist wach? Wie geht’s dir?“ brach es etwas plötzlich aus dem Älteren. Alan nickte schwach bevor er antwortete. „Es ist alles wieder okay…“ Seine Stimme klang allerdings immer noch etwas brüchig. Eric atmete erleichtert aus bevor er ihn vorsichtig und langsam zu sich zog und in seine Arme schloss. „Ich bin so froh, dass es nichts Schlimmeres ist!“ flüsterte er in das braune Haar, unwissend, dass er bei dieser Aussage nicht Recht behalten sollte. „Du solltest wirklich mehr auf dich achten!“ Der Jüngere wurde auf der Stelle etwas rot und vergrub sein Gesicht an Erics Schulter. Als sie sich nach einigen Minuten lösten griff Alan nach Erics Hand. „Danke, dass du geblieben bist.“ Das Lächeln des kleineren war einfach zu verführerisch um nicht darauf zu reagieren. Schnell brachte Eric sie wieder eng zusammen. Schmerzlich nah aber immer noch zu weit entfernt als das sie sich berühren würden, waren ihre Lippen voneinander. Grüne Augen trafen sich, vereinbarten, dass es okay war – dass sie beide es wollten. Alan hauchte gegen die Lippen seines Partners und rutschte trotz dem heftigen Klopfen seines Herzens noch einige Zentimeter an diesen heran. Sein Gegenüber betrachtete Alans feine Gesichtskonturen, hob sein Kinn etwas an und lauschte ihrem aufgeregten Atem der sich in der Luft vermischte. Als die Tür des Raumes ohne Vorwarnung aufflog, und Ronald Knox reinstürmte, hätte der Brünette schwören können, ein leichtes Knurren aus Erics Kehle zu hören. Dieser ließ nur wiederwillig von dem Jüngeren ab und warf dem Störenfried einen Blick zu, der sofort hätte töten können. Unwissend, welchen Moment er grade zerstört hatte, plapperte der aufgeregte Blonde sofort los. „Eric-Senpai! Oh- Und Alan-Senpai! Es gibt einen Notfall!“ Die Haare des sonst so durchgestylten Shinigami waren wüst und auf seiner Stirn war leichter Schweiß vom Rennen. Außerdem ging sein Atem schnell, denn er hatte sich wirklich beeilt die dringliche Nachricht so schnell wie möglich zu übermitteln. Ungeachtet der Situation schmiss er sich zwischen die beiden verdutzt dreinschauenden Freunde auf das Bett. „Ganz ruhig Ronald, jetzt nochmal ganz langsam. Was denn für ein Notfall?“ Eric setzte sich wieder ordentlich hin und sah etwas sehnsüchtig auf Alans Lippen. „Na der Dämon! Von eurem Auftrag neulich. Hatte mich eh schon gewundert dass ihr so schnell wieder da wart. Jedenfalls ist er zurück und wütet in den Straßen von London. Er soll angeblich auch viel stärker sein! Und William-Senpai ist…nun ja…verhindert. Jedenfalls brauche ich euch! Obwohl…nur ehr dich Eric-Senpai!!!“ Eric fragte sich kurz, ob Ronald während er sprach auch mal Luft holen musste, seufzte aber letztendlich und stand bereitwillig auf, dem quirligen Blondschopf zu folgen. „Hey!“ murrte Alan mit leicht verschränkten Armen. „Ihr glaubt doch nicht, dass ich hier bleibe, oder?“ Entschlossen schlug er die Bettdecke zurück und griff nach seiner Jacke, war er doch sonst noch vollständig angezogen. „Alan…“ Eric seufzte erneut und richtete sich die Brille. So langsam merkte er, dass der Jüngere doch recht stur sein konnte. „Nichts da ‘Alan‘!“ Noch etwas wacklig auf den Beinen stand der angeschlagene Shinigami auf und schnappte sich seine Death Scythe während er auf die Tür zuging und schon halb aus dieser getreten war, als er sich noch einmal umwand. „Schließlich muss doch auch jemand auf dich aufpassen, Eric.“ Alans Augen waren in diesem Moment so sanft, dass Eric hart schlucken musste bei dem Anblick. Ronalds breites Grinsen war mal wieder absolut nicht fehl am Platze. Der moderige Geruch, der von dem alten Holz um sie herum ausging, ließ William erschaudert während er immer noch mit dem Gedanken zu kämpfen hatte, Grell mit dem Bestatter allein zu lassen. Er malte sich lieber nicht aus, was geschehen würde, hatte er doch grade erst eine gewisse Szene mitangesehen, die ihn fast ausrasten ließ. Er wollte Grell und er wollte ihn nur für sich. Das Gefühl ihn nun herzugeben war unbeschreiblich für den Anzugträger. Noch nie war er so hin und her gerissen zwischen dem, was er fühlte und dem, was unvermeidlich war zu tun. Undertaker stand wieder in die Ecke des kleinen Raumes gelehnt, gähnte leicht und sah mit einem nur allzu typischen Grinsen zu dem jüngeren Shinigami herüber, hoffend, der Störenfried würde sich bald verziehen. Er legte den Kopf etwas schief, wobei die hellen Strähnen nun nicht mehr ganz so spärlich wie zuvor den Blick auf seine im Licht der Kerzen schon fast Türkis wirkenden Augen freigaben, William gezielt anstierend. Es war schließlich William, der das Augenduell der beiden verlor und das Wort ergriff, die bedrückende Stille einschneidend. Aber ehrlich, wer hätte diesen legendären Augen, die schon so viele Tode gesehen hatten, auch schon lange Stand halten können. William fühlte eine leichte Hitze auf seinen Wangen, unterdrückte es aber allzu deutlich zu schlucken. Sich räuspernd drehte der Dunkelhaarige sich aus dem stechenden Blickfeld. „Ich hoffe doch, Sie wissen, in welchem Rahmen sich ihre „Experimente“ zu halten haben, Mr. Hyde?“ Ein angespanntes Richten der Brille verschleierte den nervösen Unterton in der dunklen Stimme nicht. „Gewiss doch…“ kicherte Undertaker, während er schon wieder an dem immer noch schlafenden Rotschopf rumzupfte. Leblose Wesen, oder wie immer man Grells momentanen Zustand auch beschreiben wollte, zogen den Bestatter an wie Motten das Licht. Er liebte ihre Unfähigkeit sich zu bewegen, sich zu wehren genauso wie die blasse Haut und die bräunlichen, leicht violett schimmernden Ränder unter den Augen. Grells porzellanartige Haut und die weichen, roten Haare die sein Gesicht mit den tiefgrünen Augen umrahmten trafen seinen Geschmack voll. Jedoch machte dessen hysterische Art dieses Bild schnell zu Nichte, was ebenfalls ein Grund war warum Undertaker froh war, das der Jüngere jetzt in dem todesartigen Schlaf gefangen war. Den Blick nur schwer von dessen leicht rosigen Lippen lösend, sah er doch wieder zu dem lästigen Shinigami. „Aber ich werde doch sicherlich auch etwas meinen Spaß mit ihm haben dürfen?“ Williams Halsschlagader pulsierte wütend. Der Aschfahle konnte es einfach nicht lassen, ihn zu reizen und nun war das Maß endgültig voll, Respekt hin oder her. Er fuhr herum und packte den etwas kleineren Mann am Kragen, wohlwissend dass dieser sehr wohl in der Lage war, sich entsprechend zu wehren. Undertaker blickte erst auf die Hände, und dann in die Augen des Schwarzhaarigen, die in diesem Augenblick so voller Abscheu waren, dass er am liebsten gleich wieder laut Lachen würde. Dennoch blieb er diesmal stumm und würgte mit angetanem Blick unter dessen engen Griff, sehr zu Williams Missgunst. „Wag es ihn anzurühren, alter Mann und ich sorge dafür, dass du endgültig auffliegst.“ Für einen kurzen Moment vergaß William sein Benehmen. Wenn es um Grell ging, verstand er in letzter Zeit wohl weniger Spaß als gewöhnlich. „Und was ist mit dir?“ fragte der Silberhaarige. „Tzz.“ Wiederwillig ließ der Abteilungsleiter ihn los, nicht ohne ihn etwas von sich zu stoßen. „Oder hast du etwa schon wieder vergessen, dass du mir noch etwas schuldest? Denkst du im erst, dass der rote Engel dort für dich aufkommen wird? Nein. Er ist, wie sagt man? Nur die erste Rate?“ Triumphierend ließ sich der Sargbauer auf einem seiner Kreationen nieder. „Nein. Verzeihung, Sir. Entschuldigen Sie mich dann jetzt.“ Mit etwas zerknirschter Stimme verabschiedete sich William schließlich, nicht ohne noch einmal einen Blick auf Grell zu werfen. „Ohne einen Kratzer“ knurrte er noch, bevor er die Tür des Geschäftes lautstark hinter sich zuzog. Ein heiseres Lachen war die Antwort. Seine Anzugjacke frustriert enger um sich schlingend, machte er sich zunächst noch nicht zurück auf den Weg in ihre Welt, sondern blieb lieber in der Nähe - aus reiner Vorsicht. In dem kleinen, dunklen Raum hatte sich der Totengräber derweilen an den dunklen Sarg gesetzt und drehte feine Locken in das rote Haar. Nach einer Weile machte er sich daran ein Buch in den Raum zu holen. Es war sehr alt und zerfleddert. Die Seiten waren vergilbt, herausgerissen und hatten, genau wie der Einband eindeutig schon bessere Tage gesehen. Undertaker führ mit seinen dürren Fingern über den Deckel, die Staubschicht entfernend, die die silberne Aufschrift verdeckte. Er schlug das Buch auf, las, schrieb, war über viele Stunden in tiefen Gedanken versunken, bevor er sich wieder über Grell beugte. Das Buch verschwand aus seiner Hand und er stich sich erneut die Haare aus den Augen. „Hmm. Mir fallen so viele Dinge ein, die ich grade mit dir anstellen könnte.“ Seine Gedanken nur zu deutlich vor sich sehend, leckte er sich über die blassen Lippen. „Aber das verschieben wir auf Später my Lady…zuerst die Arbeit, dann das Vergnügen.“ Grell schien murmelnd zu antworten , zuckte bereits stärker mit den Augen. Der Grabschaufler stand schwungvoll auf, die oberste Schicht seines Gewandes dabei elegant ablegend. Es wurde Zeit anzufangen. Grell würde wohl bald aufwachen. Mehr oder weniger. Mit den schwarzen Nägeln über seine langen Stiefel fahrend zog er einen Schlüssel aus den daran befestigten Schnallen heraus. Er öffnete eine unter einem Sarg versteckte Falltür und sprang hinab, grazil landend. Sein Atem war sichtbarer Dampf in der Luft. Der Boden des Ganges, den er entlangschritt war mit einer dünnen Frostschickt bezogen. Dennoch hörte man die dumpfen Geräusche seiner Absätze an den engen Wänden wiederhallen. Am Ende des Pfades angekommen betrat er einen weitläufigen Raum der komplett vereist schien. Ein Meer aus in Eis gehüllten Holzpflöcken mit Buddhistischen Aufschriften breitete sich vor ihm aus. Dem ehemaligen Todesgott wehte eine frostige Brise entgegen, die seine silbrig schimmernden Haare weit nach hinten fliegen ließen während er aus einer kleinen Ausbuchtung an der Wand eine Schachtel nahm, und die darin liegende Brille aufsetzte. „Wie lange ist das nun her?“ Er trat auf die gefrorenen Sotoba zu und streckte seine Hand aus, instinktiv das richtige wählend, dessen Inschrift sofort zu leuchten begann. Das Eis schmolz unter seiner Berührung und das Gefühl, dass ihn grade durchströmte, ließ ihn erschaudern und die Augen für einen Moment schließen. Mit verschleiertem Blick und großer Verwirrung setzte sich Grell unterdessen auf. Dass er bei Undertaker war und genau das vermutlich auch der Grund war, weshalb er in einem Sarg saß, wusste er nicht mehr. Überhaupt wusste er momentan nicht viel. Das Licht schmerzte in seinen Augen und die unscharfe Sicht bereitete ihm Kopfschmerzen. Ob ihm wohl eine Brille fehlte? Mit zitternder Hand tastete er sein Gesicht ab, doch da war nichts Besonderes. Er hatte Angst, wollte nach irgendjemandem rufen, aber er konnte es nicht. Öffnete er seinen Mund, so kam nichts heraus. Seine Lippen und Beine fühlten sich taub an, seine Kehle war trocken. Sein Körper war so schwer als bestünde er aus Stein. Zu dem unangenehmen Kribbeln kam auch noch ein seltsamer Geschmack. Süß und betörend zog er ihn noch immer in seinen Bann, sobald er sich über die Lippen leckte. Er seufzte als verband er eine schöne Erinnerung damit, allerdings war alles in seinem Kopf irgendwie neblig und verworren. Krampfhaft versuchte er seine Augen an die schummrige Lichtstimmung zu gewöhnen und irgendetwas zu erkennen. Der Versuch schlug fehl und so schwang er langsam eines seiner langen Beine über den Rand des Sarges und machte sich daran aufzustehen. Dumpf schlug er auf dem Holzboden auf, da seine Beine sofort zusammenklappten. Überrascht darüber, dass er doch fähig war, ein Wimmern von sich zu geben merkte er erst relativ spät, dass sich fremde Stiefel vor seinen Augen befanden. Erschrocken sah er grade noch rechtzeitig hoch und erkannte ein Gesicht, das ihm dennoch fremd vorkam. Wie von selbst richtete er sich auf und urplötzlich löschten sich alle Kerzen im Raum. Grell sog wiederwillig den fahlen Geruch des Rauches ein uns sah voller Furcht in grüne-gelbe, glühende Augen vor ihm, die direkt in sein tiefstes Inneres zu blicken schienen. Das letzte was er sah, war eine Art Totenkopf mit Gerippe und ein silberner Schein - dann wurde alles Schwarz und er verlor jegliches Gefühl. Eine raue Stimme durchflutete den Raum. „Und nun zeig sie mir, die Seele eines Shinigami…“ Kapitel 8: Pain and Punishment ------------------------------ Grell schrie. Wieder und wieder fühlte er diesen stechenden Schmerz. In seinem Kopf, in seiner Brust. – Überall. Alles brannte und er sehnte sich eigentlich nur noch nach Erlösung. Die Albträume die ihn quälten ließen den Rotschopf bis aufs Mark erschaudern, spiegelten sie doch seine tiefsten Ängste wieder. Dennoch vermochte er sich später an keinen mehr genau erinnern. Sie gingen nahtlos ineinander über und verschmolzen zu einem riesigen Klumpen aus Angst, der sich an Grells Herz zu klammern schien. Immer und immer wieder spielten sich die verhassten Bilder vor seinen Augen ab. Er sah sich, sah andere und erkannte im Grunde genommen doch niemanden. Es war, als würde er einen Film ansehen, den er doch so real erlebte, als sei alles wahr. Zu allem Übel wurde die ganze Szene auch noch von verwirrenden Geräuschen überlagert. Knistern und Knirschen, das Geräusch von Blättern, die im Wind wehten und einem Lachen, das wohl besser in ein Geisterschloss gehört hätte umspielten die grausigen Bilder. Die Grenzen zwischen Illusion und Wirklichkeit verschwommen zusehends wie ein Kreidebild, das dem Wolkenbruch nicht standhalten konnte und in die nächste Abflussrinne gespült wurde. Grell wusste, dass dies nicht einfach so geschah. Irgendetwas oder Irgendjemand schienen ihn zu manipulieren und ihn in der erdrückenden Trance gefangen halten. So sehr er sich auch anstrengte, er konnte die Erinnerung an das was geschehen war nicht wiedervorrufen, fiel es ihm in seinen Qualen doch eh schon schwer, zu denken und einigermaßen klare Gedanken zu fassen. Nur diese besitzergreifenden Augen sah er noch immer genau vor sich, war ihr Anblick doch viel zu schön und gruselig zugleich gewesen, als dass er sie je hätte vergessen können. Erneut ein dumpfer Schmerz und etwas, dass sich nach dem schrillen Geräusch anhörte, das auch die Scheren verursachen, die Grell dank William zur Zeit als Death Scythe benutzen musste. William. Ein klarer Gedanke. Hell wie ein Blitz durchzog er ihn und er fand sich in warme Arme gezogen vor. Allerdings waren es nicht die, die er sich in diesem Moment wohl erhofft hatte. Die verheulten Augen immer noch geschlossen und verschwitzt, da er ja grade aus einer Reihe von Albträumen erwachte, klammerte er sich an sein Gegenüber. Seine suchenden Finger trafen zunächst auf weichen Stoff, tasteten sich dann aber weiter vor, und erhaschten lange, seidene Haare. So langsam bekam er wieder Gefühl in seinem Körper. Er bemerkte erst jetzt, dass sein Kopf gegen die Brust des anderen gelehnt war. Auch wenn er nicht genau wusste, wer es war, so fühlte er sich grade einfach geborgen und brauchte die Nähe. Der Schmerz, den er zuvor noch so intensiv gespürt hatte, war urplötzlich weg, als sei wirklich alles nur Illusion gewesen. „Doch schon wach?“ Raue Worte drangen an sein Ohr, ließen Erinnerungen zurückkehren. „U-Undertaker?“ Grell hob zögernd den Kopf und sah überraschenderweise nicht vor die übliche Wand aus Haaren, sondern in intensiv glühende Augen. Er fühlte deutlich eine Hitze in seinen Wangen aufsteigen und senkte den Blick rasch, nur um feststellen zu dürfen, dass er sich in einem Sarg befand. „Hmm...viel zu früh“ murmelte der Bestatter und löste sich nun ganz, da er aus dem umfunktionierten Totenbett ausstieg. Er hätte nicht vermutet, dass der rothaarige Todesgott imstande war, sich so schnell wieder aus seinem Zustand zu lösen, aber offenbar hatte er seine Willenskraft deutlich unterschätzt. Er lachte leise und begann damit, ein schwarzes Rauchfass anzuzünden. Grell rieb sich über die Augen, eh er schon wieder kalte Finger an seinem Gesicht spürte. „Shhht.“ Die Stimme des Älteren drang an sein Ohr, befand er sich doch plötzlich wieder hinter ihm. Die Luft war erfüllt von einem schrecklich süßen Geruch und alles in Grells Kopf begann sich wieder zu drehen. Das Licht vor den grünen Augen des jungen Todesgottes begann zu verschwimmen und er krallte sich unsicher, ob er es noch ein weiteres Mal ertragen würde zu träumen, die Schmerzen zu erleben nur um sich letztendlich doch an nichts von allem zu erinnern und dieser schrecklichen Ungewissheit ausgeliefert zu sein, an die ihn umschlingenden Arme des Undertakers. „N-nein, bitte!“ Die hysterische Stimme ließ Undertaker den Mund verziehen. „Aber, aber. Keine Angst. Es wird das letzte Mal sein…versprochen.“ Grell war schlecht. Die Übelkeit die er empfand war ein Gefühl, was er noch nie zuvor gekannt hatte. Eigentlich hatte er sich in seiner ganzen Existenz noch nie so miserabel gefühlt, schließlich wurden Shinigami nur in äußerst seltenen Fällen krank. Seine Arme sanken zurück in den weichen Samtstoff des Sarges und sein Kopf kippte zur Seite. Leise summend legte Undertaker ihn zurecht. Langsam legte er seine Lippen auf die von Grell. Nachdem er ihm noch diesen letzten Kuss gestohlen hatte, schloss er den Sarg, und setzte sich an einen Schreibtisch. „Nun dann. Kommen wir zum Höhepunkt der Vorstellung.“ Sich über die Lippen leckend schlug er ein Buch auf und zog einen rosa schimmernden Stift aus der Innentasche seines Mantels. „Viel Zeit bleibt mir wohl nicht mehr…Bis der nervige Anzugträger mir wieder dazwischenfunkt.“ Seufzend machte sich der Grabschaufler ans Schreiben. Als Grell die Augen das nächste Mal aufschlug, war alles strahlend weiß. Es war so hell, dass er stark blinzeln musste. Das atmen, war es doch so eine Art unnötige Angewohnheit, fiel ihm grade deutlich schwerer. Irgendetwas schnürte seine Brust zu. „Hngg…“ Grell hielt sich die Kehle. Die Helligkeit um ihn herum wechselte in ein blutiges Rot. Unter anderen Umständen hätte dieser Anblick dem grade zutiefst verwirrten Shinigami wohl gefallen, allerdings hatte er grade ganz andere Sorgen. Als letztes wurde alles Schwarz. Grells Körper zuckte einmal stark, als würde ihn ein Stromschlag durchdringen. Er schlug mit dem Kopf gegen etwas Hartes. „Ah!“ Ein leiser Aufschrei drang aus seinem Mund eh er Schritte hörte, die sich im näherten. Noch bevor er ertasten konnte, wo er sich überhaupt befand, wurde der Deckel von seinem Gefängnis gehoben, und Tageslicht drang an seine Augen. Starke Hände packten seine Hüften und Schultern und hoben ihn heraus. „Nanu, was machst du denn in einem meiner Spezialanfertigungen?“ Das Lachen des Undertakers war schrill und reizte seine empfindlichen Ohren, die sich erst noch an die wiedergewonnene Geräuschkulisse gewöhnen mussten. „I-ich bin nicht sicher…“ Der Rotschopf wand sich in den Armen des älteren und dieser war so gnädig, ihn endlich abzusetzen. „Hmm naja, da du schon mal da bist, kannst du mich sicher auch etwas unterhalten, oder?“ Grell sah zu dem Älteren hoch, der ihn doch grade etwas aus den Gedanken riss. „Was? Unterhalten? Wie? So spontan jetzt….also…“ Dass er nur Unsinn redete, war ihm wohl weniger bewusst, jedoch sah ihn Undertaker nur skeptisch an. Ein leises Kichern kam über die blass-grauen Lippen. „Hmm…wenn dir jetzt spontan nichts einfällt, dürfte ich dann einen Vorschlag machen?“ Der Rothaarige nickte und der Totengräber ging mit schnellen Schritten auf ihn zu, packte sein Handgelenk, und zog ihn eng an sich. Der Gesichtsausdruck, den Grell grade auflegte, war eine Mischung aus leichter Angst und Freude, mal wieder so behandelt zu werden. Er hatte wohl schon immer eine Schwäche für Dominanz. Undertakers Hände bewegten sich wie Schlangen an seinem Körper entlang und seine Lippen schmeckten schon wieder die des anderen. Sichtlich genießend schloss Grell die Augen und schnurrte das prickelnde Gefühl, das ihn durchdrang. Allerdings war es ganz anders, als das, was er bei seinem Vorgesetzen fühlte. Wenn der Bestatter ihn berührte, war es einfach nur Verlangen. Er wollte so viel mehr von der mysteriösen Gestalt sehen, die es immer wieder schaffte, ihn in seinen Bann zu ziehen. Wenn er bei William war, war es Liebe. Er empfand wirklich viel für diesen strengen Mann. Allein seine Anwesenheit bereitete ihm schon Herzklopfen und seine kühlen Augen ließen ihm jedes Mal das Blut in den Adern gefrieren. „Hör auf.“ Grell öffnete überrascht die Augen, kam dieser kurze Satz doch nicht von ihm, sondern von Undertaker. Der Ausdruck in der Miene des Älteren verhärtete sich. Der Kleinere sah ihn verwirrt an. „Weißt du nicht dass es unhöflich ist, jemanden zu küssen und dabei an einen anderen zu denken?“ Ertappt biss sich Grell auf die Lippe. „Sorry...Ich…“ Undertakers Finger bohrten sich in die schmalen Schultern, drückten ihn enger an sich und er sah ihn fast schon wütend an. „Was findest du nur an dem? Er ist nervig, schrecklich konservativ und total langweilig. Ich kann dir viel mehr geben, alles was du dir wünscht…“ Grell musste stark schlucken, waren diese Worte doch wirklich verführerisch. Er spürte wie Undertakers Hand seine Wange sanft streifte und er kam nicht drum rum, sich leicht dagegen zu schmiegen. Dennoch sah er ihn mit entschuldigenden Augen an. „Ich liebe ihn aber…und das wir auch so blieben.“ Mit einem sanften Lächeln versuchte er sich aus der Umklammerung des erfahreneren Todesgottes zu befreien, doch dieser hielt ihn nur noch stärker fest. „Oh nein…Du wirst jetzt ganz lieb sein.“ Unsanft zurückgestoßen fand sich Grell an eine Wand gepinnt vor. Undertakers schnelle Finger befreiten den Jüngeren von seiner Schleife und seiner Weste, die Unachtsam in einer Ecke landete. Als sein Hemd die ersten Knöpfe verlor, begann Grell sich noch stärker zu wehren, Er zerrte an den langen weißen Haaren, woraufhin der Besitzer sich wieder aufrichtete und ihn böse Anfunkelte. Diesmal wich Grell aber nicht zurück. Er liebte es zwar, die schwache Lady zu spielen, allerdings weckten manche Situationen auch die wahre Stärke in ihm. Beherzt packte er die Schultern des Bestatters und rammte ihm sein Knie gepflegt in den Unterleib, worauf hin dieser, entsetzt von der untypischen Handlung, zurücktaumelte und auf einen Stapel seiner Holztafeln fiel. Ein Spritzer des dunkelroten Blutes landete auf Grells Gesicht und er sah entsetzt auf das Sotoba, das sich durch die Brust des Silberhaarigen gebohrt hatte. „Tzz. Geschieht dir ganz Recht. Niemand befummelt einfach so eine Lady, deren Herz bereits verschenkt ist.“ Wohlwissend, dass er es bis zu einem bestimmten Grad ja auch zugelassen hatte, warf er elegant seine langen Haare nach hinten, eh er bemerkte, dass irgendetwas an der Situation nicht stimmen konnte. Undertaker röchelte und Blut rann aus seinem Mund langsam sein Kinn runter. „Uhm. Sōgi-ya-sama? Lass doch den Unsinn. Ich weiß genau wie du, dass wir nicht sterben können.“ Grell versuchte seine leichte Nervosität mit einem schiefen Lächeln zu überspielen und kniete sich neben den Älteren. Dieser Lachte nur heiser bevor er noch etwas Blut hustete. „Es gibt eine Sache, die auch uns Shinigami sofort tötet, wenn wir sie berühren.“ „Eine Death Scythe? Aber...das…“ Das Sotoba, das in Undertakers Brust steckte leuchtete grünlich, war es doch wirklich das Versteck seiner Todessense, die als letztes wohl ihren Besitzer selbst richten sollte. „Oh…oh mein Gott! Undertaker!“ Verzweifelt versuchte der Rothaarige die Blutung zu stillen, doch es schien zu spät, traten doch schon die Cinematic Record aus dem zusammengesackten Körper. Anders als bei Menschlichen Wesen, mussten die Records von normalerweise Unsterblichen Wesen nicht eingesammelt werden. Ihre Aufzeichnungen und ihre gesamte Existenz verschwanden einfach aus allen Protokollen. Er konnte nicht fassen, dass er den Undertaker umgebracht hatte. Dennoch musste Grell jetzt die Death Scythe entsorgen, war sie doch ein viel zu eindeutiger Beweis für die Existenz ihrer Welt. Außerdem wäre sie wohl in den Falschen Händen ein viel zu mächtiges Werkzeug gewesen. Nachdem er sich die heißen Tränen von den Wangen gewischt hatte, machte er sich daran, das Sotoba mit zitternden Händen aus dem nun leblosen Körper des einst legendären Shinigami zu ziehen. Dieses verwandelte sich sogleich in seine Ursprüngliche Gestalt zurück und Grell betrachtete sie voller Ehrfurcht. Den Menschen durchaus überlegen machte er sich dennoch schnell aus dem Staub, als er Schritte und anschließend die kleine Glocke an der Tür hörte. Diese Nervosität, die wohl noch von seiner Zeit als Jack the Ripper übrig geblieben war, ließ ihn sich besonders eng an die Wand hinter der Tür pressen. Mit leicht zittrigen Händen umklammerte er den blutbeschmierten Griff von Undertakers Death Scythe und holte in seiner Panik aus, als er die Person sah, die den Laden betrat. Viel zu spät bemerkte er allerdings, wer da grade durch die Tür gekommen war. „Senpa…argh…“ Blut spritze auf den verstaubten Boden und ein junger, blonder Mann fiel auf den Boden und rührte sich nicht mehr. „Ronald!“ Grell schrie und stürzte zu Boden, den Blonden in seine Arme ziehen. „Nein, nein! Ronald! Oh Gott, es tut mir so leid!“ Verzweifelt wog er den leblosen Körper in seinen Armen, stand aber schließlich doch auf. Er musste fort, weit weg. Die blanke Panik stand ihm ins Gesicht geschrieben und er wusste schon lange nicht mehr, was genau er tat. William würde ihm nie verzeihen. Schon wieder klebte das Blut von unschuldigen an seinen Händen. Der Mord an seinen eigenen Leuten verlangte nach der Höchststrafe und Grell wusste, dass er so schnell wie möglich weg musste, doch das einzige, woran er denken konnte war, dass er William nie wieder sehen würde. Dieser würde sicher schon längst wissen, was er getan hat. Er würde ihn noch viel mehr verachten, als er es wohl eh schon tat und ihn anschließend wohl aus dem Register der Todesgötter streichen lassen. Entschlossen stand er auf, ließ Undertakers Sense verschwinden, säuberte sich mehr oder weniger von dem Blut und machte sich auf den Weg. Grell konnte einfach nicht fassen dass er grade einen seiner besten Freunde auf dem Gewissen hatte. Einen von Undertakers Mänteln eng um sich gezogen rannte er durch die engen Gassen des in Dämmerlicht getauchten Londons auf der Flucht vor sich selbst. Seine auffälligen Haare unter der Kapuze versteckt und den Kopf gesenkt bemerkte er erst relativ spät eine düstere Gestalt vor sich auftauchen. „Se-Sebastian!“ Angesprochener grinste nur schief, eh er der heranschießenden Death Scythe auswich und Grell mit sich auf den Boden zog. Der Rotschopf fiel unsanft auf den Steinboden, rappelte sich aber schnell auf, nur um dann sofort schon wieder weggezogen zu werden. Der grobe Griff, der ihn an seinen Haaren von dem Dämon wegzog, kam ihm nur allzu vertraut vor und so drehte er sich rasch um, als dieser sich wieder Lockerte. „William!“ Glücklich und zugleich verängstigt, ob sein Vorgesetzter wohl schon von seiner Tat in Kenntnis gesetzt wurde, wagte er es nicht, etwas Weiteres zu sagen. Aus einem ihm unbekannten Grund drängte der Dunkelhaarige auch schon gleich wieder an ihm vorbei, um den Butler zu attackieren. Wie versteinert drückte sich Grell an eine Wand der engen Gasse, in der sie sich grade befanden und sah dem Kampf zu, unsicher ob er nicht doch schnell das Weite suchen sollte. Er wollte so lange wie möglich bei ihm bleiben, war es doch wohl das letzte Mal, dass er seine große Liebe sehen durfte. Ein Messer wurde von Williams Death Scythe abgewehrt und er preschte auf Sebastian zu, der wiederrum ebenfalls einen Angriff des anderen abwehrte. „Halten Sie endlich still, damit ich ihre jämmerliche Existenz beenden kann. Ich dulde kein Ungeziefer in meinem Verwaltungsbereich!“ Grell glaubte, William noch nie so energisch kämpfen gesehen zu haben. Wieder und wieder ging er auf den Schwarzhaarigen los, als wenn sein Leben davon abhinge. Der Hass, den er in seinen Augen trug, sprach dabei Bände. Während dessen wehrte sich der Dämon nicht weniger und Grell spürte, dass seine Aura gefährlich anschwoll, da er jetzt wirklich ernst zu machen schien. Entschlossen griff der Rothaarige nach seiner Death Scythe und rannte auf die beiden Kämpfenden zu, doch William schien auch ganz gut allein mit der Situation klar zu kommen. Er schnitt mit seiner Sense quer über die Brust des Butlers und rammte anschließend die Scythe noch tiefer in ihn. Der Dämon röchelte und seine Augen leuchteten in einer dunklen Pink. Schwarzes Blut triefte aus der Wunde und befleckte die grauen Steine der Straße. Es würde nicht mehr lange dauern bis sich die Records zeigen sollten, war Sebastian doch deutlich entkräftet worden. Leicht entsetzt sah Grell, wie William seine Sense aus ihm zog, natürlich nicht allzu grade, nur um das sterbende Wesen noch mehr zu verletzen. „Steck das Ding weg. Ich denke ich bin hier fertig.“ Mit einem triumphierenden Gesichtsausdruck drehte sich der Schwarzhaarige Schnitter um und richtete sich die Brille, während er auf Grell zuging, der zuckend zurückwich, als William seine Hand nach ihm ausstreckte. „Was ist mit dir?“ Grell schluckte und wagte es nicht, ihm in die Augen zu sehen. Sebastian rührte sich mittlerweile nicht mehr. „Hey! Ich rede mit dir, Sutcliff!“ Williams Gesichtsausdruck wurde mürrischer als er keine Antwort bekam, merkte er doch nur allzu deutlich, dass etwas ganz und gar nicht mit seinem ehemaligen Partner stimmte. „William ich…Ich kann es dir nicht sagen…Ich will nicht, dass du mich wieder hasst. Ich hab mich wieder in Sünde gestürzt und schreckliches getan. Unverzeihliches…“ Was dann geschah war viel schlimmer, als das Anschreien, das Grell erwartet hätte. William lachte. Erst leise und dann lauter. „Ich glaube es gibt nicht mehr viel, was mich bei dir schockieren kann.“ Bevor Grell noch etwas erwidern konnte ertönte hinter ihnen ein tiefes Knurren. Die Blutüberströmte Gestalt, die nun kaum mehr Ähnlichkeit mit dem einstigen Sebastian hatte bewegte sich langsam auf sie zu. Einige schwarze Federn fielen auf den blutüberströmten Boden und spitze Absätze scharrten auf den Steinen. Die Stimme die von ihm ausging war schwach doch düster, sodass Grell sich etwas hinter William versteckte. „Berühr ihn nicht. Er stirbt und wird dich sonst mit in seinen dunklen Abgrund reißen“ William drängte den Rothaarigen mehr zurück als das unförmige Ungetüm auf sie zu kam. Da sie sich aber in einer Sackgasse befanden war das Ende des Ausweichens schnell erreicht. „Das reicht jetzt.“ Der ältere der Todesgötter griff nach seiner Sense und stürzte auf den düsteren Schatten zu, rammte die Scythe tief in ihn, woraufhin Sebastian einen markerschütternden Schrei ausstieß und zu Boden ging. Es sah aus, als wenn die Erde sich auftun würde um ihn zu verschlingen, als sein Körper langsam im Boden verschwand. Erleichtert, dass es nun wohl endgültig vorbei war, ging Grell auf William zu, der ihn allerdings stoppte, indem er die Hand hob. „Fass mich nicht an!“ Der plötzlich keuchende Shinigami stützte sich an der Wand ab und erntete einen höchst überraschten Blick. Grell musterte schockiert das Gesicht seines Vorgesetzten das langsam schwarz wurde, als sei es verbrannt und sogar zu bröckeln begann. Krampfend fasste sich William an die Stelle, an der sein Herz lag und knurrte. „Verdammtes Ungetüm…sein dunkles Blut tötet mich von innen.“ William spuckte Blut und sackte an der Wand runter, an die er sich gelehnt hatte. „Was?! William.“ Grell kniete sich verzweifelt neben ihn und strich sich die Haare hinter die Ohren. Mit tränengefüllten Augen sah er verzweifelt zu wie Williams Blick trüber wurde und musste sich immer stärker davon abhalten, ihn nicht zu berühren, um nicht auch das gleiche Schicksal zu erleiden. Schwach lächelnd sah ihn William an. „Schon gut, du kannst nichts tun. Versprich mir nur eins, ja? Pass auf dich auf…Grell…“ Der verzweifelte Shinigami hielt es nicht mehr aus. „Nein! Ohne dich…ohne dich ist doch alles sinnlos William!“ Grell konnte nicht mehr. Er hatte an einem einzigen Tag wirklich alles verloren, was ihm wichtig war. Den, den er bewunderte, seinen besten Freund, seinen einstigen Schwarm und zu guter Letzt seine einzig wahre Liebe. Er war ein Mörder und ein Lügner. Letztendlich hatte er alles und jeden verloren. Was hielt ihn also noch in dieser Welt? Ohne William wollte er nicht mehr leben, das würde er nicht aushalten, auch wenn es egoistisch war. Seine Welt würde nie mehr so sein wie vorher – Sie würde sich für ihn nicht weiter drehen. Den letzten Atemzügen seines Vorgesetzten lauschend, griff er entschlossen nach dessen Gesicht und drehte es in seine Richtung, das giftige Blut ignorierend. „Ich liebe nichts mehr als dich William T. Spears und ich werde mit dir in den Tod gehen.“ William, der schon nicht mehr im Stande war, überhaupt noch etwas von sich zu geben, spürte nur noch Grells weiche Lippen und seine Hände. Dass das letzte, was er sah, das Gesicht des Shinigami war, den er am meisten liebte und dass er noch einmal dessen Liebe spüren durfte, war wohl das Beste, das ihm je passiert ist und so schloss er die Augen als sein Herz endgültig still stand. Grell schmiegte sich eng an den leblosen Körper, schlang seine Arme um ihn und lauschte seinem eigenen Herzschlag, der immer leiser und schwächer wurde. Angst – das war es was Grell als letztes empfand als er die Augen schloss. Vor allem die Angst vor dem, was sie nur erwarten würde. „Ist das der Tod?“ Der rote Shinigami sah sich um. Alles war schwarz und kalt. Seine eigene Stimme hallte im endlosen Raum wieder. Er hasste sich für alles was geschehen war, war das nun seine persönliche Hölle? Dass er für immer darüber nachdenken musste? Allein und ohne jegliches Gefühl. Doch irgendetwas war noch da. Er war nicht allein. Er hörte eine Stimme, doch sie war zu verzerrt und leise, als dass er sie hätte verstehen können. Wie sehr sehnte er sich grade nach Gesellschaft. Er brauchte jemandem mit dem er reden konnte, um sich alles von seiner verdorbenen Seele zu reden. Grell würde grade alles geben, um die Dinge ungeschehen zu machen, die passiert waren. Er würde anfangen, ordentlich und regelmäßig zu arbeiten, er würde auch ins Gefängnis gehen, sich sogar von seiner Death Scythe oder seinen geliebten Haaren trennen wenn es nötig wäre um die Gewissheit zu haben, dass William noch weiter leben durfte – Mit oder ohne ihn. Vielleicht würde er auch jemanden finden, der ihn glücklicher machen konnte und der normaler und anständiger war als Grell. „Es tut mir so leid William…“ Sein Schluchzen verschwand in der Tiefe des Raumes. Selbst die Arme, die sich sanft um ihn legten, und ihn an sich zogen konnten ihn grade nicht trösten, bereute er doch grade zutiefst seine eigene Existenz. „…?!“ Grell zuckte stark zusammen. Wieso waren da Arme und wem gehörten sie? Der junge Schnitter versuchte sich umzudrehen, aber sein Körper bewegte sich nicht. „Grell? Grell!“ Diese Stimme kam ihm bekannt vor und er weitete die Augen. William. Sein William. So sicher war er sich noch nie, seine Stimme erkannt zu haben. Er wollte ihn sehen, ihn umarmen und küssen, ihn bei sich haben und um Verzeihung für sein Verhalten bitten. Grell öffnete die Augen, sah William, fiel ihm um den Hals und vergaß für einen Augenblick, dass er überhaupt nicht wusste, was grade eigentlich geschehen war. William erwiderte die Umarmung und drückte ihn fest an sich, als würde irgendetwas versuchen sie auseinander zu ziehen. Nach einer ganzen Weile lösten sie sich voneinander. Der Schwarzhaarige beugte sich vor und küsste die von den Tränen ganz verklebten Wangen von Grell. Dieser schluchzte nur leise, und klammerte sich an den Älteren. Noch nie tat es so gut, die Berührungen des anderen zu spüren, ihn zu sehen und am Leben zu wissen, doch so langsam fragte sich Grell, was eigentlich geschehen war und sah sich langsam um. Er erblickte staubige Regale, Särge und Sotoba. Sie befanden sich eindeutig beim Undertaker. „Undertaker!“ Erschrocken bei der Erinnerung daran, dass er den Bestatter getötet hatte führ Grell herum, nur um feststellen zu dürfen, dass dieser mit einem schmalen Grinsen auf den Lippen in einer Ecke des Raumes auf einem Sarg hockte und ihm zuwinkte. „A-aber…!“ Entgeistert starrte der Rotschopf den Grabschaufler mit offenem Mund an, war dieser doch total unverletzt und eindeutig lebendig. William legte die Arme von hinten um Grell. „Es war nicht echt. Das war der letzte ‘Traum‘. Es ist alles gut Grell.“ Den sanften Worten lauschend schmiegte er sich enger an William. Undertaker kicherte. „Gut oder? Es war nahezu perfekt…wie es wohl aussieht, wenn ich bald…“ Verstohlen sah der einst legendäre Todesgott zu einer blonden Frau, die aufgeschnitten auf seinem Tisch lag, die Augen nur mit einem leichten Tuch bedeckt. „Übertreiben Sie es nicht.“ William löste die Arme von Grell, der wirklich nur noch Bahnhof verstand, hielt aber noch eine seiner Hände fest, während er in seiner Jackentasche nach etwas kramte und es dem Silberhaarigen übergab. „Ich denke, damit sind wir quitt.“ „Vermutlich.“ Der Undertaker nickte und wand sich schon wieder um. „Ich schmeiß euch ja nur ungerne Raus, aber ich habe Vorbereitungen zu treffen.“ Damit verschwand er in einem der Hinterzimmer, während William Grell sanft nach draußen schob. Dieser klammerte sich verwirrt und mit noch leicht wackligen Beinen an seine Liebe. Das was geschehen, oder ehr gesagt nicht geschehen war, konnte er immer noch nicht ganz verdauen. „‘Campania‘? Was waren das für Zettel die du ihm gegeben hast?“ Grell sah zu William auf, der nun endlich einmal stehen geblieben war. „Tickets. Aber das ist unwichtig. Wichtig ist nur, dass es dir gut geht und er dir nichts in einer gewissen Richtung angetan hat. Hat er doch nicht, oder?“ Der Rothaarige seufzte und schüttelte den Kopf. „Ich denke, es ist alles gu…hnng.“ Weiter kam er nicht da er schon Williams Lippen auf den seinen spürte. Endlich hatte er ihn wieder. Und diesmal würde er versuchen, ihn stolz zu machen. Auch wenn es alles nur ein Traum war, so sah er es doch als eine Art Lehre an. Noch nie hatte er wohl so glücklich ausgesehen. William stich ihm durchs Haar. „Grell ich denke ich bin mir langsam wirklich sicher dass ich dich…“ Erwartungsvoll sah der angesprochen mit großen Augen zu dem Größeren Hoch. Eh dieser allerdings ausgesprochen hatte, störte eine andere Stimme Williams Zögern. „Senpaaaai! William-Senpai! Ich weiß ich sollte nicht stören, aber wir schaffen es einfach nicht alleine und Alan-Senpai ist…“ „Ronald!“ Grell löste sich von William und fiel dem Blonden um den Hals. So froh war er noch nie den Jüngeren zu sehen. William seufzte und richtete seine Krawatte. „Ich hatte angenommen, sie drei würden wirklich mit diesem Ding fertig werden! Wie enttäuschend…“ Die Brille richtend machte er einen Schritt nach vorne und ließ seine Death Scythe erscheinen. „Es hilft nichts, ich werde mich selbst darum kümmern müssen. Und Grell, wir reden später.“ Williams Augen waren so sanft, dass Grell stark schlucken musste. Zu Ronalds großer Überraschung fasste sein Vorgesetzter den sonst so verhassten Rotschopf an der Hand und zog ihn mit sich. Kichernd schlenderte er hinter ihnen her. „Also wirklich. Sutcliff-Senpai schafft es wohl jedem den Kopf zu verdrehen.“ Kapitel 9: Imminence -------------------- William genoss es sichtlich Grells Hand halten zu können, während er ihn durch die schmalen Gassen Londons zog. Wie sehr hatte er ihn vermisst und sich danach gesehnt, ihn wieder in die Arme schließen zu dürfen. Seufzend schüttelte der Dunkelhaarige über diese kitschigen Gedanken den Kopf, konnte er doch selbst nicht glauben, welche starken Gefühle er bislang unterdrückt hatte. Selbst das Geräusch von Grells Absätzen, die nun endlich wieder hinter ihm hallten, hatte er in der Zeit vermisst. Dass Grell eine Zeit lang bei Undertaker war hatte ihn fast verrückt werden lassen. Er hatte sich wirklich nach ihm gesehnt. Der Abteilungsleiter wäre nur zu gerne jedes Mal herübergerannt, hörte er die herzzerreißenden Schreie des Rothaarigen aus dem Bestattungsunternehmen. Aber er konnte einfach nicht. Er musste endlich die alte Rechnung mit seinem ehemaligen Mentor begleichen, auch, wenn er dafür Grell für kurze Zeit aus den Augen lassen musste. Trotzdem konnte er es sich nicht verzeihen, dem Rotschopf solche Schmerzen bereitet zu haben, auch wenn er selbst nicht der Verursacher war. Seufzend musste er allerdings innerlich zugeben, dass er wohl doch für einige der seelischen Schmerzen verantwortlich war. Grell hatte unterdessen leichte Schwierigkeiten, mit Williams Tempo mitzuhalten, waren seine Beine doch von der Betäubung noch recht weich und seine vollständige Bewegungsfunktion noch nicht ganz zurückgekehrt. Keuchend hetzte er hinter dem Größeren her und hielt seine Hand ganz fest. Dass er jetzt da war, war grade einfach das wichtigste – Alles andere wurde in den Hintergrund gedrängt. Sogar die Schmerzen und überhaupt alles Leid waren vergessen, sobald William in seiner Nähe war. Ronald hatte weniger Mühe als Grell, mit seinem Chef Schritt zu halten und so schloss er schnell zu ihnen auf. Grell musterte den jungen Schnitter kurz, der bei genauerem Hinsehen doch deutliche Kampfspuren aufwies. Das sonst immer so ordentlich gestylte Haar war komplett aus seiner Form geraten und stand zum Teil etwas ab. Das Jackett war schmutzig und leicht gerissen. Des weiterem fehlte einer seiner Handschuhe und die heißgeliebte Uhr des Blonden hatte einen großen Sprung im Glas über dem Ziffernblatt. William konnte bei dem Anblick nur seufzen, wusste er doch nicht, wie stark der vor kurzem noch so schwächlich wirkende Dämon war. Er verlangsamte etwas seine Schrittgeschwindigkeit als er merkte, dass Grell Schwierigkeiten damit hatte nach zu kommen und eigentlich nur hinter ihm her geschliffen wurde. Schließlich blieb er noch kurz stehen, um den Rothaarigen auf den Arm zu nehmen. Dieser schlang sofort die Arme um den starken Hals und schluckte etwas, als sein Träger seinen Weg nun auf die Hausdächer Londons verlegte. Das flaumige Gefühl in Grells Magen breitete sich noch weiter aus, als Ronald erzählte, dass Alan während des Kampfes wieder einen Anfall hatte und sich so Eric auch nicht mehr richtig aufs Kämpfen konzentrieren konnte. Mit leichter Besorgnis um ihre Freunde kamen sie auf einem der Hausdächer über einem verwüsteten Marktplatz an, der von einer dicken Staubschicht verschleiert war. Soweit sie sehen konnten lagen überall Dinge verstreut. Kleidung und Lebensmittel mischten sich mit zertrümmerten Ständen, deren Holz teilweise Feuer gefangen hatte. Auch einige Gebäude schienen Schaden genommen zu haben und sahen aus, als wäre etwas gewaltig Großes in sie hineingestürzt. Alan, den sie auf dem Boden sitzend fanden, rang nach seinem Anfall immer noch nach Atem. William setzte Grell vorsichtig ab und dieser ging zielstrebig auf den zusammengekauerten Brünetten zu. „Alan!“ wisperte er leise während er auf die Knie ging und seinen Freund vorsichtig in die Arme schloss. Alan schmiegte sich kurz leicht an den weichen Stoff von Grells Mantel. Er war wirklich froh, nicht mehr allein zu sein und Hilfe in ihrer Nähe zu wissen. „Wo ist Mr. Slingby?“ Williams grobe Stimme durchschnitt die friedliche Stille und Alan zuckte kurz, denn er selbst stellte sich selbst momentan diese Frage. „Ich weiß es nicht…er war doch grade noch…“ Nervös blickte der Brünette in die undurchdringliche Wand aus Staub und Dreck, die sich vor ihnen auftürmte. Ein flüchtiges Lächeln machte sich auf seinen schmalen Lippen breit, als die Umrisse seines Partners erkannte, der langsam auf sie zukam. Eric wischte sich etwas Blut von der Lippe, eh er zu Alan ging und ihn kurz umarmte. Nachdem er sich vergewissert hatte, dass alles mit dem Jüngeren wieder in Ordnung war, nickte er auch den Neuankömmlingen zu und bestatte William kurz Bericht über die verzwickte Lage. Allem Anschein nach gelang es ihnen einfach nicht, den Dämon genug abzulenken, sodass sie nahe genug ran kamen um ihn verletzten zu können. Hätten Alan und Eric ihre offenbar doch tiefere Beziehung zueinander verstecken wollen, so hätte Grell spätestens jetzt an dem Blick, mit dem Alan den Blonden ansah gemerkt, dass da etwas am Laufen war. Grell lächelte, wobei er seine spitzen Zähne zeigte. Er hatte schon immer gefunden, dass die beiden ein hübsches Pärchen abgeben würden. Alan, der Grells verstohlenes und vor allem wissendes Grinsen auf sich spürte, drehte schnell den Kopf zur Seite, wurde er doch leicht Rot auf den Wangen. Ein Heulen durchzog die stickige Luft und die Scherben eines benachbarten Gebäudes schienen dran glauben zu müssen. Der Rotschopf zuckte bei der Erschütterung deutlich zusammen und sah danach zu Willam auf, um dessen Befehle abzuwarten. William richtete sich die Brille. „Also wirklich. Dieses Chaos hier geht nun eindeutig zu weit.“ Etwas streng musterte er Alan, der unter dem kühlen Blick gleich ein Stückchen näher an Grell rutschte. Er fühlte sich äußerst schuldig, grade in so einem unpassenden Moment einen Anfall zu bekommen und dadurch für den weiteren Kampf auszuscheiden. „Mr. Humphries, Sie werden mit Mr. Sutcliff hier bleiben. Ich denke, Sie wissen genauso gut wie ich, dass Sie momentan der Lage nicht gewachsen wären.“ Alan nickte und seufzte kurz, als William ihn auch noch bat, ihm seine Death Scythe zu überlassen, damit dieser Grell seine eigene geben konnte. „Mr. Slingby und Mr. Knox..“ Der Abteilungsleiter lehnte auf Alans Scythe und räusperte sich. „Sie werden mich begleiten. Ich…“ William, der sich eigentlich schon zum Gehen gewendet hatte, stockte mitten im Satz als er Grells Hand an seinem Ärmel spürte und sah ihn fragend an. Grüne Augen funkelten ihn über den Rand der roten Brille an. „Was ist?“ Grells Blick wurde bittender und er seufzte. „William…“ „Grell Sutcliff, ich glaube wirklich nicht, dass dies jetzt grade der richtige Zeitpunkt…“ „William!“ Der Rotschopf klang gequält und William strich sich nervös durchs Haar, spürte er doch die fragenden Blicke der anderen auf sich und Grell. Der Dunkelhaarige ging auf die Knie, legte die Sense zur Seite, griff nach Grells Kragen und brachte ihn nah an sein Gesicht heran. „Also wirklich…“ raunte er leise aber bestimmt und sah in Grells Augen, bevor er ihn forsch küsste. Seine Hände strichen über die leicht rötlichen Wangen des hoffentlich nun zufrieden gestellten Schnitters und seine Zunge erkundete derweilen die bereitwillig geöffnete Mundhöhle. Die anderen drei starrten fassungslos auf das ungleiche Paar. Nicht nur, dass es der Chef war, der grade Grell küsste, den Schnitter, von dem er sonst den weitesten Abstand suchte, sondern er tat es auch noch in der Öffentlichkeit und vor allem vor seinen Angestellten, vor denen er sonst jede auch nur einiger maßen menschliche Regung zu verstecken versuchte. Sie drei waren sich wohl einig, dass Grell es eindeutig geschafft hatte, etwas in William zu bewegen und vielleicht sogar den Eisblock, der anscheinen sein Gemüt unter Kontrolle hatte, zu schmelzen. William musste schlucken, als er die Augen nach dem Kuss öffnete. Grell hatte ihn noch nie so angesehen. Seine Augen funkelten und sein Mund war zu einem niedlichen Lächeln verzogen. Diesmal war es aber nicht diese gewisse Lust oder Habgier oder diese Verrücktheit, die William immer etwas verunsicherte, wenn er in Grells Augen blickte, sondern einfach nur ehrliche und aufrichtige Liebe. „Pass auf dich auf.“ Jetzt erst lies der Jüngere von seinem nachdenklichen Chef ab. Dieser stand sogleich auf und schulterte Alans Death Scythe. Mit einem Räuspern, das das Kichern und Tuscheln von Eric und Ronald unterband, wies er die beiden an, ihm in die bedrohlichen Schatten zu folgen. Nachdem ihre Schritte in der heranbrechenden Dämmerung verklungen waren, wendete sich Alan, der seine Neugier nicht mehr zurück halten konnte an Grell. „A-also Sutcliff-Senpai…Du und William…Seid ihr? Seit wann seid ihr…?“ Er biss sich etwas auf die nun nicht mehr ganz so blassen Lippen, während er auf die Antwort des Rothaarigen wartete. Etwas kichernd über die leise Unsicherheit in der Stimme des kleinen Brünetten lehnte sich Grell an ihn. „Also weißt du…Ich habe Will schon immer geliebt! Okay…fast immer. Aber er ist einfach so wundervoll! Alles an ihm lässt mein Herz höher schlagen. Aber er hat noch nicht direkt gesagt, ob er auch in dieser Richtung empfindet…hach.“ Mit gesengtem Kopf malte er kleine Kreise auf Alans Oberschenkel vor sich und seufzte. „A-aber dieser Kuss grade! Das sah doch eindeutig aus! Ich meine, William hat noch nie jemanden…oder zu mindestens nicht in unserem Beisein!“ Jetzt huschte wieder ein Lächeln auf Grells Gesicht und er sah zu dem Brünetten auf. „Und was ist mit euch? Dir und Eric meine ich.“ Grell konnte den deutlichen Aussetzer spüren, den Alans Herz kurz machte und er lachte leise. „Weißt du, es ist nicht grade unauffällig, aber ich freue mich für Euch. So ein hübsches Paar!“ Alan schüttelte heftig den hochroten Kopf und krallte seine Hände in die verstaubte Anzugjacke. „A-also eigentlich sind wir kein…“ Ein dunkles Grollen, das wohl von dem dämonischen Wesen ausging, hallte durch die Gassen. Wind kam auf und blies den Staub in die Gesichter der zwei Shinigami. Während Alan etwas näher an Grell rutschte, versuchte dieser mit zusammengekniffenen Augen zu erkennen, was hinter der Nebelwand vor sich ging. Während dessen holte William aus, ließ Alans Death Scythe auf den Dämon niederschmettern und verursachte eine tiefe Fleischwunde in dessen Schulter. Eric tat es ihm gleich. Schwungvoll holte er aus und streifte den Bauch des Ungetüms aus einer fast schon eleganten Drehung heraus. Das Biest schrie. Schrill und dunkel zugleich hallten seine Töne über den verwüsteten Platz. Der Dämon holte zum Gegenschlag aus, schlug mit dem Schwanz und traf Ronald, der an eine Hausfassade schlug, wobei er ein deutliches Loch in dieser hinterließ. Keuchend stand der Blonde auf und sah an sich herab. „Herrjeh! Nicht schon wieder Rippenbrüche! Das ziept immer so beim heilen!“ Mit einem immer noch leichten Grinsen im Gesicht warf er sich blitzschnell zur Seite, nur um einen erneuten Hieb des Dämons zu entkommen, doch es war zu spät und er traf ihn wieder. Diesmal viel es ihm schon schwerer, sich zu erheben und sein Jackett färbte sich allmählich dunkelrot. Während William Ronald aufhalf und ihm seine nun funktionsuntüchtige Death Scythe als Stütze zuschob, nutzte Eric die Ablenkung, um dem Dämon seine Sense in den Rücke zu bohren. Dunkles Blut quoll in Strömen aus der Wunde und Eric rümpfte angewidert über den faulig-verbrannten Geruch der ihm entgegenschlug die Nase, als er die Scythe wieder rauszog. Erneut peitschte der Dämon mit dem Schweif um sich und traf diesmal den blond-brünetten Shinigami, der im hohen Bogen empor geschleudert wurde. Unsanft aber dennoch so kontrolliert, dass er sich nichts brach, landete er auf dem harten Boden, nur um feststellen zu dürfen, dass er sofort die besorgen Blicke seines Partners über sich sehen durfte. Leise keuchend setzte er sich auf. „Wow. Das war mal ein Flug…“ gab er etwas schief grinsend von sich. „Eric! Alles in Ordnung mit dir?“ Die Stimme das jungen Braunhaarigen klang unsicher. „Natürlich.“ knurrte der Ältere. Grell, der inzwischen hinzugekommen war seufzte bei dem niedlichen Anblick, den die beiden boten. Allerdings seufzte er noch stärker, als er William sah, der sich ihnen mit einem nun wirklich zerfetzt aussehenden Ronald näherte. Vorsichtig löste der Dunkelhaarige den Arm von Ronalds Taille und setzte seinen Schützling neben Grell ab, der sofort etwas zurückwich, als er die rot gefärbte Weste des sonst so ordentlichen Blonden bemerkte. Unsicher sah der Rotschopf nun zu seinem Chef hinauf, doch anstatt der sonstigen Strenge in seinem Blick lag da nur Hass und Unzufriedenheit, über ihren kurzzeitigen Rückzug aus dem Kampf. „Nun Mr. Knox, damit dürften Sie wohl für das weitere Geschehen ausfallen. Sie sind zu jung als dass ihre Wunde innerhalb von Minuten wieder heilen könnte.“ Williams kritischer Blick fuhr über den Körper des enttäuscht drein schauenden jungen Schnitters. „Das wird schon ein bis zwei Stunden in Anspruch nehmen. Dann dürften Sie uns folgen können.“ „Folgen?“ Erics dunkle Stimme durchschnitt das Gespräch während er mit Alan näher kam. „Ja. Als Sie fortgeschleudert wurden war ich damit beschäftigt Mr. Knox aufzuhelfen und konnte leider nicht verhindern, dass es dem Dämon gelang, ein Dimensionstor zu öffnen und sich dort zu verkriechen.“ William knirschte mit den Zähnen. „Allerdings gelang es Mr. Knox, einen kühlen Kopf zu bewahren und seinen Dolch hinter dem Ungeziefer her zu schleudern und es abzulenken, sodass das Tor bestehen blieb und ich es aufrecht halten kann, bis wir hindurch sind.“ Grell, der während Williams Erklärung aufgestanden war grinste etwas. „Diesmal werde ich anstelle von Ronald mitgehen! Schließlich kann ich nicht zulassen, dass meine Freunde verletzt werden.“ Entschlossen umklammerte er Williams Death Scythe und sah den Dunkelhaarigen ernst an, während dieser nur den Kopf schüttelte. „Nein. Mr. Slingby und ich werden zunächst alleine gehen. Wenn ihr später folgt, seid ihr zu dritt stärker.“ Grell murrte und lies sich wieder neben Ronald nieder. Während Eric sich von Alan verabschiedete, folgten Grells Augen seinem Angebeteten, der wieder über das Dach setzte und hinunter in die Gasse sprang. Kurze Zeit später landete Eric hinter ihm. Seufzend machte der Dunkelhaarige sich mit ihm auf den Weg durch das Tor, unwissend was ihn erwartete. Leise wimmernd nahm Grell kurze Zeit später Alans Hand an und lies sich aufhelfen. Denselben Weg zu nehmen wie Eric und William und einfach das Haus runter zu springen, erwies sich grade als deutlicher Fehler. Murrend lehnte sich der Rotschopf kurz an Ronald. Bis heute hatte er noch nie seine Entscheidung angezweifelt, Schuhe mit Absätzen zu tragen, doch grade erschienen ihm diese als falsche Wahl, da seine Beine noch relativ weich waren. Nun ja, Schönheit hat nun mal immer seinen Preis. Vorsichtig stütze er Ronald während sie über den Platz zu dem Tor gingen. Geblendet von dem Licht, dass dieses ausstrahlte, bleib Alan stehen und rieb sich durch die Augen. „Ronald? Es wird doch gehen, oder?“ Der besorgte Blick auf Grells Gesicht wich einem heimtückischem Grinsen. Ronald nickte. „Tzz. Natürlich. Alles in Ordnung Senpai!“ Alan schluckte, da er jetzt verstand, dass sie beiden allen Ernstes vorhatte, ihnen sofort zu folgen, anstatt die besagte Zeit zu warten, die Ronalds Wunde brauchte, um zu heilen. Die Vernunft in ihm ließ ihn einfach in diesem Moment nicht schweigen. Eigentlich war Alan ja auch immer jemand, der sich an die Vorschriften hielt und so erhob er etwas unbsicher die Stimme. „Seid ihr wahnsinnig? Wir sind alle drei offensichtlich angeschlagen. Außerdem haben wir nur eine Death Scythe, da William meine hat, und Ronalds zertrümmert wurde. Und William hat gesagt…“ Grell unterbrach ihn. „Wann habe ich das letzte Mal getan, was William wollte?“ Alan seufzte und sah in den nun fast schon komplett schwarzen Himmel. Er würde seinem Senpai folgen, aber er würde es mit einem mulmigen Gefühl im Magen tun. Triumphierend grinste der Rothaarige, eh er kreidebleich wurde und leicht zitterte. Schlanke Arme schlangen sich um seine Taille und dürre Hände fuhren über seinen Oberkörper während hinter ihm ein kratziges Lachen ertönte. Leicht wütend fuhr er herum und riss Ronald mit sich, der etwas keuchte und sich die Seite hielt. „Na, na mein hübscher. Heute so launisch?“ Undertaker lächelte breit und winkte Alan zu, der ebenfalls etwas erschauderte, eh er sich dem Tor zuwendete. „Ihr wollt hindurch? Na so etwas sieht man wirklich nicht alle Tage. Da ich noch etwas Zeit habe, werde ich euch begleiten…“ „Nicht nötig.“ Grell stellte sich etwas schützend vor die zwei Jüngeren Shinigami und fauchte den Silberhaarigen an, der sofort kicherte. „Drei schwache Jugendliche wollen fast unbewaffnet in die verworrene, unergründliche Welt eines wütenden Dämons? Das gefällt mir. Wirklich amüsant! Und naiv…“ Der Ältere lehnte seine Death Scythe über die Schulter und griff nach Grells Hand. Seine Stimme klang nun wieder ehr dunkel und bedrohlich. „Ich werde euch doch nicht alleine den ganzen Spaß gönnen.“ Entschlossen zog er Grell und somit auch Ronald durch das Portal, da dieser noch von Grell gestützt wurde. Alan atmete entnervt aus und hielt sich unsicher die Brust. Ein Gefühl das man als zusammengeschnürt bezeichnen könnte, machte sich in dieser Breit und er hoffte nur, dass es diesmal nicht in einem Anfall gipfeln würde. „H-hey…Wartet auf mich!“ Unsicher, was ihn erwarten würde, folgte er seinen Freunden durch das Portal, das sich kurz hinter ihm schloss und den Platz wieder in seine gewohnte Stille zurückversetzte. Zu mindestens in dieser Dimension. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)