Grim Reaper von monsieurlefrere (Shinigami Dispatch Society) ================================================================================ Kapitel 4: Regel 4 ------------------ Es war der letzte Samstag des Januars und höchste Zeit die Monatsendberichte abzugeben. Das Wetter schien wärmer zu werden, doch am Horizont türmten sich dunkle, regengefüllte Wolkenberge auf. Etwas genervt und von einer gewaltigen Unruhe geplagt klopfte Alan Humphries erneut an die Tür seines Arbeitskollegen Eric Slingby. „Komm schon…Ich hab dir extra gesagt wann ich dich abhole! Es kann doch nicht wahr sein dass du immer noch nicht fertig bist! Eric…“ Mit einem starken Seufzen ließ sich der junge Schnitter an der Wand neben der Tür herabrutschen. Er selbst hatte seine Berichte schon vor einer Woche fertig geschrieben und hatte seinen Auftragspartner extra mehrfach daran erinnert seine ebenfalls fertig zu stellen damit sie sie gemeinsam, wie es sich gehörte, abgeben konnten. Erics Auffassung gegenüber dem ganzen Papierkram war allerdings ganz anders, als die von Alan. Er mochte sie nicht sonderlich, war aber vernünftig genug, sie in letzter Sekunde noch fertig zu stellen, da er sich wirklich keinen Ärger mit seinen Vorgesetzten erlauben konnte – Schon gar nicht mit William. Mit einem breiten Grinsen öffnete er schließlich die Tür und trat aus ihr heraus. In seiner Hand die besagten Dokumente – Allesamt ordentlich und detailgetreu ausgefüllt. Alan lächelte dankbar als Eric ihm aufhalf und sie machten sich gemeinsam auf den Weg zu Williams Büro nachdem Alan Erics Unterlagen noch schnell auf ihre Vollständigkeit überprüft hatte. Eric sah Alan während sie gingen eine Weile aus den Augenwinkeln an bevor er das Wort ergriff. „Was ist los? Du bist heute so schweigsam…“ Alan antwortete mit einem müden Lächeln. „Ich bin einfach nur etwas erledigt. Die letzten Aufträge waren nicht ohne und ich hab das Gefühl immer noch für alle nur den Laufburschen spielen zu dürfen. Ich bin so froh das du das nicht machst!“ Der ältere blieb kurz stehen und nahm ihm während er zuhörte den Stapel an Dokumenten ab, der ihn doch etwas zu belasten schien. Er nickte. „Das wird schon noch! Du machst deine Sache wirklich gut!“ Ein aufgeheiterndes Lächeln lies Alan schmunzeln während sie weitergingen. In Williams Büro war unterdessen wieder der Alltag eingekehrt. Es galt Millionen von Dokumenten zu überprüfen und William war sichtlich beschäftigt. Die rote Briese die anfangs nur ab und zu an seinem Büro vorbeizog war nun zu einem Orkan geworden der Stunde für Stunde mehr wütete. Grell war einfach unerträglich, so empfand William. „Würdest du jetzt bitte endlich gehen? Du bist wirklich eine Plage. Man hat ja keine Ruhe mehr! Hätte ich dich bloß verrecken lassen…“ Der schwarzhaarige Todesgott war außer sich als Grell es geschafft hatte, mit einer einzigen Handbewegung alle Dokumente, die sich auf Williams Schreibtisch befanden, durcheinander zu bringen. „Aaaaach Will! Ahh aua!…“ Grell wurde etwas unsanft von Williams Schreibtisch geworfen, auf dem er zuvor Platz gefunden hatte. Schmollend saß er auf dem Boden und blickte zu seinem Vorgesetzten hoch. „Du hast gar keine Zeit mehr für mich seit ich nicht mehr in deinem Bett schlafen darf…Seit der Nacht “ Grells Wangen röteten sich bei dem Gedanken daran und er quietschte laut. Er brachte mal wieder das Fass zum überlaufen. Unsanft packte William den Rotschopf am Haar und zog ihn in dem Stand zurück, bevor er ihn am Kragen packte und gegen den Schreibtisch drückte. „Grell Sutcliff. Würdest du die unglaubliche Güte besitzen deine Präsenz aus diesem Raum zu entfernen…jetzt?“ William klang nicht Wütend aber sein Blick verriet das Gegenteil. Kalt blickte er auf das wimmernde Etwas unter ihm. „A-aber Will-iam! Ich dachte…vielleicht, dass du…“ stammelte der rothaarige. „Was dachtest du hm? Dass das da letztens was zu bedeuten hätte? Das du mir etwas bedeuten würdest?“ William drückte ihn fester gegen den Schreibtisch und Grell bekam langsam etwas Angst. Sein Vorgesetzter schien wirklich überarbeitet zu sein und es tat ihm schon etwas Leid, dass er ihn jeden Tag aufs Neue von seiner Arbeit abgehalten hatte. Dennoch verletzten ihn Williams Worte und dass sah man ihm an. Seine Unterlippe zitterte stark und er traute sich nicht mehr sein Gegenüber anzusehen, geschweige denn zu antworten. „Tzz…“ Mit einem genervten Geräusch ließ William von Grell ab, kurz bevor sich die Tür öffnete und Eric und Alan eintraten. Grell, der den Tränen nahe war, kreischte kurz auf bevor er mit hastigen Schritten und den Blick gen Boden gerichtet aus Williams Büro stürmte. William sah ihm nun doch etwas besorg nach und rückte seine Brille zurecht, bevor er sich mit fragendem Blick Alan zu wand, die Situation überspielend. „Uhm Sir, wir bringen die Monatsendberichte unserer Abteilung…“stotterte dieser etwas überrascht von Grells Abgang. „Gut. Legen Sie sie hier ab.“ Er deutete auf einen Tisch der als Anbau an seinen Schreibtisch diente, da der Platzt momentan zu knapp war. Die Laune des Abteilungsleiters verschlechterte sich noch mehr bei dem Anblick eines weiteren Stapels auf seinem mittlerweile instabilen Schreibtisch, der, obwohl er aus massivem Stein bestand, wohl bald unter der Last von Papierstapeln zusammenbrechen würde. Er fischte eine schwere Mappe unter einem der Stapel hervor und überreichte sie Alan. „Das dürfte Sie beide den nächsten Monat beschäftigen. Und nun bitte ich Sie, mein Büro zu verlassen!“ Eric knurrte und Alan schluckte hart, spürte er schon das Gewicht das von der Mappe ausging. Sie würden wirklich allerhand zu tun haben. „Na wenigstens ein Danke könnten Sie schon mal springen lassen, Mr. Spears! Alan hat extra dafür gesorgt dass alles rechtzeitig abgegeben wurde und sie so nicht noch mehr Stress haben!“ Eric sah Alans wütendes Funkeln und unterbrach sich selbst, als er auch noch Williams kalte Augen auf sich spürte. Bevor er was erwidern konnte wurde er schon von Alan durch die Tür auf den Gang geschoben. Nachdem die Tür hinter den beiden geschlossen wurde, entfloh ihm ein Seufzer. „Er ist wirklich schrecklich im Moment. Du hast extra so viel gearbeitet und alles was wir bekommen ist noch mehr Arbeit!!!“ Alan winkte ab. „Schon gut. Er hat sicher viel zu tun. Er arbeitet immer so hart, ich bewundere ihn, dass er das durchhält!“ Eric konnte ein Lachen nicht unterdrücken. „Oh Mann, ich wäre aus so gereizt, wenn mich Grell Sutcliff jeden Tag nerven würde. Der klebt ja total an ihm! Da wäre ich auch ausgerastet. Hast du ihn schreien hören?“ Der jüngere Shinigami war etwas sprachlos über Erics Lästerei. Die Stirn in Falten gezogen starrte er gedankenverloren in die leeren Gänge der Abteilung. „Hörst du dir eigentlich noch selbst zu? Du verstehst vielleicht William, aber ich verstehe Grell irgendwie.“ Alan warf dem älteren einen enttäuschten Blick zu und wendete sich dann zum Gehen. „Ich bin wirklich überrascht, dass du so unsensibel bist Eric…“ Weiter kam er nicht – Weder mit dem Sprechen noch mit dem weggehen. Langsam wurde er von hinten gegen Erics Brust gedrückt, der ihn so umarmte, ein leises „‘Tschuldige“ flüsternd. Nachdem sie einen Moment so verweilt hatten, löste sich Alan blitzschnell aus der Umarmung als weitere Shinigami im Gang auftauchten. „I-ich hab noch was zu erledigen! Ich hol dich dann heute Abend ab damit wir gleich mit der Arbeit loslegen können!“ nervös rannte Alan davon, einen verwirrten Eric zurücklassend. Dass Alan nur eine Ausrede benutzte, um aus der Situation zu entkommen war unübersichtlich. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen und der Death Scythe auf seiner Schulter ruhend schritt Eric in Richtung der Personal Abteilung. Er fuhr sich mit der freien Hand durch die ungeflochtene Seite seiner Haare. Es war mal wieder Zeit den hübschen Sekretärinnen einen Besuch abzustatten während er auf den Aufbruch mit Alan wartete. Später am Abend als der Himmel sich verdunkeln zu schien – es war schwer das auszumachen da schon den ganzen Tag ein dunkelgrauer Schleier in der Luft hing – klopfte Alan geduldig bei Eric an, um ihn wie angekündigt zu ihrem Auftrag abzuholen. Ein komisches Gefühl machte sich in seiner Magengegend breit. Manchmal war er wirklich sauer auf den älteren Todesgott, da er ihn des Öfteren nicht verstand und viel zu oft zu Übertreibungen neigte. Nachdem einige Minuten dahinschwanden öffnete Eric die Tür und war nicht überrascht, dass Alan ihm sofort den Rücken zudrehte und aufbrach. Er folgte ihm schweigend bis in die dunkeln Straßen Londons und dachte dabei aber viel über sein Verhalten nach. Kurz bevor sie ihr Ziel erreichten drehte sich Alan noch einmal um und sah sein Gegenüber mit einer Mischung aus Wut und Entschuldigung an. Erneut war es an Eric, das Gespräch zu beginnen. „Alan hör mal, wegen Grell, vielleicht versteh ich es wirklich nicht und hätte mich nicht über ihn lustig machen sollen. Tut mir leid, ja?“ Er verzog das Gesicht etwas zu einer Schnute. Alan lächelte wieder. Er konnte ihm nie wirklich lange böse sein. Allerdings war er sich jetzt sicher, dass Eric ihn wohl nie verstehen würde. „Schon gut. Los jetzt.“ Alan klappte das von William erhaltene Klemmbrett, dass zwischen der Mappe war auf und las Zeilenüberspringend vor. „hmm…hmmm….Mensch der einen Pakt mit einem Dämon niederer Art geschlossen hat...hmm…steht heute auf der Todesliste….Uhhh ah hier der Name.“ Eric nickte. Das dürfte nicht allzu schwer werden und er könnte bald wieder zurück nach Hause. Das Wetter schwang um. Aus dem dunkelgrauen Wölkchen war ein rabenschwarzes Wolkengebirge entstanden dass grade seine Schleusen öffnete und ein bedrohliches Rauschen über das Nachtstille London legte. Der Regen rann über die Dächer und über den Boden und färbte alles noch dunkler, als es eh schon war. Auch Alan und Eric waren nicht verschont geblieben und ihre Kleidung triefte schon vor Nässe. Nach einer weiteren halben Stunde des Wartens tauchte die Person, die sterben sollte endlich auf in Begleitung eines schwächlich wirkenden Dämons. Ganz im Gegenteil zu den Dämonen, die Eric bisher gesehen hatte, war dieser eine Art tierischer Mutant. Alan rümpfte die Nase über den dämonischen Geruch der in der Luft hing und der von dem des Regens nicht überdeckt werden konnte. Ein heller Blitz durchzog den aufgewühlten Himmel, gefolgt von dem dumpfen Dröhnen von Donner. Zwei schwarze Gestalten traten in den Weg eines blutüberströmten, hünenhaften Mannes, die Death Scythe lässig über die Schultern gelegt. Normalerweise würden sie sich nicht großartig zeigen, aber die Anwesenheit eines Dämons war in gewisser Weise schon ein Problem. Eric lachte. Alan räusperte sich. „Ich nehme mir das Ding da vor und du kümmerst dich solang um sein Herrchen.“ Eine Augenbraue in dem Gesicht des älteren Shinigami streckte sich nach oben. Er wiedersprach nicht aber er war verwundert darüber, dass Alan ihn das nicht machen ließ – wie sonst auch. „Guck nicht so, ich schaff das.“ Mit einer leicht beleidigten Miene schritt der jüngere Shinigami an ihm vorbei, beide Hände fest um den Griff seiner Death Scythe gelegt. Während er noch Alan nachsah der sich in einen Kampf mit dem Dämon stürzte, konnte Eric sich grade noch rechtzeitig zur Seite bewegen, als der Todeskandidat einige Messerhiebe in seine Richtung ausführte. Es war ein leichtes für den erfahrenen Schnitter einen Menschen zu töten, was sich auch diesmal nicht allzulange herauszögerte. Ein greller Aufschrei des Dämons und erst recht die Stimme von Alan, der ebenfalls einen heiseren Schrei ablieferte, brachten Eric aus seiner Gedankenwelt in die Wirklichkeit zurück. Alan hatte ihm seine Death Scythe tief in ein Auge gerammt und wurde nun von dem Dämon gegen eine nahe gelegene Hauswand geschleudert. Eric rief seinen Namen und zog seine Säge aus dem Rumpf des röchelnden Todeskandidaten der nun endlich Still war. Der Dämon schrie auf. Da er nicht besonders stark war, schien er abhängig vom Bund zu seinem Herren und da dieser grade einen regulären Tod gefunden hatte, regte sich etwas in dem Dämon. – Er starb ebenfalls. Doch er wäre nicht ein Dämon gewesen, würde er nicht noch im Moment seines Todes versuchen, jemandem zu schaden. So nahm er seine letzte Kraft zusammen um ein Gemisch aus Blut und Säure hoch zu würgen um es in Alans Richtung zu speien. Besagtes Ziel hatte natürlich schon längst mitbekommen, was der Dämon plante, und so stand er blitzschnell auf, den regendurchtränkten Boden der Kopfsteinpflasterstraßen Londons nicht miteinberechnend und rutschte aus, zurück auf den Boden. Schützend hielt er noch die Arme vor sich, bevor ein platschendes Geräusch an sein Ohr drang. Merkwürdiger Weise spürte er weder die unbehagliche Nässe noch den brennenden Schmerz, den er erwartet hatte. Er öffnete die Augen und starrte in das leicht schmerzverzogene Gesicht von Eric, der sich schützend über ihn gebeugt hatte. „Eric…“ mit geweiteten Augen sah er hoch zu dem älteren und Schluckte, als dieser lächelte. Er hatte sich also bei seiner Aktion nicht ernsthaft verletzt. Enttäuscht darüber, dass er es wieder nicht allein geschafft hatte und wütend über sich, dass er sich hatte von Eric beschützen lassen müssen stand Alan auf und lächelte verlegen. „Du…du hättest nicht, ich meine….danke Eric.“ Ein leichtes Kopfschütteln war die Antwort. „Schon gut.“ „Nein, ich meine du hättest, nein du solltest nicht! Ich bin doch kein Kind mehr, auf das man immer Acht geben muss.“ Eingeschnappt sah Alan zur Seite. Eric kicherte leicht. „Nein, so niedlich.“ „Was hast du gesagt?“ Alans Gesichtsausdruck spiegelte seine Verwirrung wieder während Erics Grinsen zurückkehrte. Der Dämon war unterdessen zusammengebrochen und sein Körper löste sich in Nichts auf. „Na du. Ich wollte dir doch nur helfen!“ Eric setzte zu einer Entschuldigung an. „Ich kann doch nicht zulassen, dass dir etwas passiert Alan, auch wenn das jetzt nicht wirklich schädlich war.“ Er ging langsam auf Alan zu und drückte ihn sanft gegen die steinerne Hauswand hinter ihm. „A-aber du musst dir doch keine Sorgen um mich machen. Wenn ich dir zu viele bereite solltest du dir vielleicht lieber einen anderen Partner…“ Weiter kam er nicht da er in Erics böse funkelnde Augen sah. „Aber ich will keinen anderen. Und ich mach mir ja nur Sorgen um dich weil ich es mir nie verzeihen könnte, wenn dir etwas passiert…“ Alan schluckte und spürte wie noch die Hitze in seine Wangen stieg bevor er erschrocken die Augen weitete als Eric ihn küsste. Nicht fordernd – ehr besitzergreifend. Der jüngere schloss die Augen und wusste gar nicht wie ihm geschieht. Er krallte sich leicht an der durchnässten Kleidung Erics fest und lies es einfach geschehen. Nachdem Eric den Kuss unterbrach sah er seinem Arbeitskollegen in die Augen und lächelte zufrieden. Er ließ von ihm ab und sah in den Himmel, dessen Wolken zu einem endlosen schwarzen Block zusammengeschmolzen waren. „Lass uns nach Hause gehen, ist echt ungemütlich geworden.“ Mit einem sanften Lächeln sah er in Alans Richtung. Sie verstanden sich einfach blendend, auch ohne Worte. Wie hätte sich Eric jemals jemand anderen zum Partner wünschen können, als jemanden, den er so gern hatte. „Ja, aber warte eben noch.“ Eric, der schon einige Schritte in eine nahe gelegene Sackgasse getan hatte, blieb stehen um auf Alan zu warten, der noch die Cinematic Record einsammelte bevor er leicht gerannt hinter dem größerem herkam. „Ordnung muss sein, hm?“ grinste dieser während er nach Alans Hand griff und sie festhielt. „Aber werd mir ja nicht wie unser strenger Boss, ja?“ Mit einem Lachen auf den Lippen verließen beide Hand in Hand die Szene und ihre Silhouetten verschmolzen mit der Dunkelheit der schmalen Gasse. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)