Das Wolfsmädchen von Silk_Raven (Wie Jacob doch noch die Liebe findet) ================================================================================ Kapitel 2: Zwei --------------- Als die schwarze Werwölfin wieder erwachte, nahm sie als Erstes den Geruch des Rostroten wahr. Sie knurrte, noch halbschlafend. Eine geknurrte Antwort kam zurück. Allerdings weniger wütend, als vorher. Kurz schüttelte sie den Kopf und stand auf, nur um festzustellen, dass man sie an einem riesigen Baum festgebunden hatte. Das Seil war so dick, wie das Handgelenk eines durchschnittlichen Teenagers und mit Stahl verflochten. Sie zog daran. Gemächlich erhob sich der zweite Werwolf und trottete zu ihr. Sie zerrte weiter an dem Seil und biss darauf, um es notfalls durchzunagen. Panisch fing sie an, mit den Augen zu rollen, als Jacob immer näher kam. Sie tänzelte unruhig hin und her, das dicke Seil zwischen den Zähnen. Eine große Tatze erhob sich. Das Seil wurde ihr aus dem Maul gerissen. Die Schwarze verzog die Lefzen. Sich wieder groß vor ihr aufbauend, gab der Werwolf ihr eins auf die Nase und schubste sie zu Boden, damit sie liegen blieb, anstatt sich aufzuregen. Kaum lag sie aber, versuchte sie wieder aufzuspringen. Kurzerhand stemmte er die Vorderpfoten auf ihre Tatzen. Wild zerrte sie daran und schnappte nach seiner Kehle, konnte ihn aber nicht anspringen, da er größer war. Den Schwanz samt Hinterläufen in die Höhe gestreckt, versuchte sie ihre Pfoten zu befreien. Ein kurzes Bellen erklang und Jacob biss, ohne sich viel Mühe zu geben, nach ihrer Schnauze. Sie gab ein unterlegenes Wimmern von sich. Ihre Wunden waren alle fast schon gänzlich verheilt. Im Mondlicht sahen ihre Augen fast schwarz aus. Silbern reflektierten sie das schwache Licht. Ihr Fell war nun von einem schmutzigen Grau. Wieder knurrte er. Ein Reißen ertönte irgendwo hinter ihr. Sie bellte immer lauter, als der nächste Wolf sie nun auch noch bedrängte. Jared ging, ungeachtet ihrer Angst oder Aggressivität, weiter und baute sich vor ihr auf, als wollte er ihr verständlich machen, dass sie an diesem Ort nichts zu sagen hatte. Eine Türangel quietschte. Diesmal kam Embry heraus, einen langen Schlauch in der Hand, den er an den Wasserhahn unterhalb des Küchenfensters anschloss. Er drehte das Ventil zu und öffnete den Wasserhahn, sodass das Wasser zwar floss, aber noch nicht aus dem Schlauch drang. Vollkommen ruhig schlenderte er zu ihnen hinüber. Die Wölfin knurrte immer noch, wurde aber leiser, als Jacob warnend den Druck auf ihre Pfoten verstärkte. Warum müssen wir sie jetzt eigentlich waschen? Wenn sie sich wieder in einen Menschen verwandeln würde, könnte sie das auch selber machen, meinte Jared in Gedanken zu dem rostbraunen Tier. Ich glaube, sie weiß gar nicht mehr, dass sie eigentlich ein Mensch ist Du meinst, sie hält sich tatsächlich für einen Wolf!? Scheint so Oh Mann, was hast du da bloß angeschleppt Klappe, Jared Der dunkelbraune Wolf grinste innerlich. „Soll ich jetzt?“, fragte Embry, den Schlauch erklärend hochhaltend. Die Wölfe hoben und senkten die buschigen Ruten bejahend. Langsam nahm Jacob die Pfoten zurück und rechnete schon damit, dass die Schwarze aufspringen und sich wehren würde. Stattdessen beobachtete sie ihn aus glitzernden Augen und blieb flach liegen, den Kopf trotzdem stolz erhoben. Embry öffnete das Ventil und das Wasser spritzte ihr mitten auf den Kopf. Erschrocken riss sie das Maul auf und brüllte laut. In dem Moment, wo sie sich auf den Teenager stürzen wollte, stand der Rostrote plötzlich über ihr und packte sie am Nacken, sodass sie gezwungen war, in dieser Stellung zu verharren. Hätte sie gekonnt, hätte sie ihn nun angegriffen. Diese Stellung gefiel ihr nicht. Sie gefiel ihr überhaupt nicht. Wütend knurrte sie kehlig. Ihre Ohren zuckten nervös, als Embry ihr den Kopf wusch und beim Brustkorb weitermachte. Jacob hörte den braunen Werwolf in seinem Kopf kichern. Was? Du siehst mit ihr gerade aus, wie auf dem Begattungsfoto, das ich in der Grundschule für mein Referat über Wölfe benutzt habe Jacob rollte mit den Augen. Fällt dir was Besseres ein? Nein, aber’n Foto davon hätte ich trotzdem gerne Blödmann Der Schwarzen wurden nun die Hinterläufe und der Schwanz gewaschen. Bei einem 1.65 m-Wolf ging das nicht besonders schnell von Statten. „Sie muss sich hinlegen, sonst kann ich ihren Bauch nicht waschen“, sagte Embry nach einer ganzen Weile und schloss das Ventil am Schlauch noch einmal. Die beiden Werwölfe zwangen die Kleinere dazu, sich auf die Seite zu legen und hielten sie dort fest. Embry kniete sich hin und vergrub die Finger im nun nassen, dichten Fell der Wölfin. Nach einiger Zeit stoppte er und lief rot an. „Sagt mal, normalerweise säubern Wölfe sich doch selber...“ Er traut sich nicht, sie zwischen den Hinterläufen zu waschen, weil sie ein Mädchen ist, stellte Jared belustigt fest. Sie hat, so wie es aussieht, sowieso keine Ahnung, dass sie ein Mensch ist oder jemals war Oder, dass sie zumindest die Gestalt eines Menschen haben kann Ganz sicher, dass sie es nicht weiß? Angst, dass sie dir was wegguckt?, stellte Jacob die Gegenfrage. Jared grummelte leise und wurde wieder zum Menschen. „Embry, sie hat keine Ahnung, dass sie ein Mensch ist und groß interessieren wird es sie auch nicht weiter, wenn du sie zu Ende wäscht.“ Wortlos bekam er den Schlauch gereicht und Embry ging schüchtern wieder zum Haus zurück. „Äh, soll ich jetzt etwa...“ Er sah zu dem rostroten Wolf und errötete nun selbst. Die schwarze Wölfin knurrte gereizt, den Nacken immer noch zwischen Jacobs Kiefern gefangen. Verdrießlich schraubte er das Ventil wieder auf und griff der Schwarzen zwischen die Hinterläufe. Diese verstand nicht, warum der Mensch so plötzlich nach Nervosität roch. „Fertig. Und? Zufrieden?“ Jacob wedelte gelassen mit dem Schwanz und ließ von der Wölfin ab, um sich das Ergebnis anzusehen. Sie knurrte nervös und zuckte mit dem Schwanz. Ihr Fell war immer noch feucht. Der rostrote Wolf trottete etwas davon und wandte sich ihr dann wieder zu, um festzustellen, dass die schwarzen Haare nun seidig an ihrem Körper anlagen und im Mondlicht bläulich schimmerten. Er ging wieder zu ihr und leckte über ihren Kopf, um das Fell dort zu glätten. Sie schnappte, geradezu lustlos, nach seiner Kehle und bekam einen leichten Tritt versetzt. „Igitt. Du wirkst ja wie eine Mutter, die ihr Neugeborenes sauber leckt.“ Jacob verwandelte sich wieder zurück. „Und du sitzt seit fast einer Viertelstunde nackt im Gras.“ Jared errötete. Vollkommen unverblümt wanderte Jacob ebenso nackt über die Wiese und warf seinem Freund die Hose zu. „Komm schon, ich bin müde.“ „Äh...“ „Ich hab dir schon gesagt, dass es sie gar nicht interessiert, wie wir rumlaufen oder aussehen. Sie denkt nicht wie ein Mensch. Wahrscheinlich würdest du ihr als Wolf viel besser gefallen.“ Er musste lachen, als der andere das Gesicht verzog und sich in seine Boxershorts und Hose mühte. Die Werwölfin ließen sie allein in der Sommernacht. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)