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Chop Suey

von

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Welcome to America!

Die meisten Leute gingen irgendwie davon aus, dass untote Serienmörder an einen bestimmten Ort gebunden waren. Meistens der Ort ihres Ablebens. Und ebenso, dass sie diesen Ort entweder nicht verlassen konnten oder aber außerhalb desselben machtlos waren. Was für ein gequirlter Unsinn.

Sie hatte keinerlei Machtverlust festgestellt, seit sie in Amerika war. Ganz im Gegenteil, Sadako fühlte sich, als hätte man ihr nach einer Ewigkeit die Fesseln durchgeschnitten. Hier gefiel es ihr besser als in Japan. Drüben war alles so… backsteinartig steif. Selbst die Toten, mit denen sie oft genug versucht hatte zu reden, waren fest in ihrem Klassendenken verankert und grenzten die junge Mörderin weitaus mehr wegen ihrer Faszination für die westliche Welt aus als aufgrund ihres blutigen Hobbys. Nun gut, diese Leichen hatten auch ungefähr die Vitalität einer Wand. Und ihre Geister saßen einfach nur herum und wimmerten ihrem Leben nach. Und ihre enge Verbundenheit mit den neueren Medien – schließlich wohnte sie praktisch im Fernsehen, nicht? – hatte sich ihre Neugier nur noch weiter gesteigert. Zusammen mit der Einsamkeit war es kein Wunder, dass sich das tote Herz in sehnsüchtigen Krämpfen zusammengezogen hatte.

Nun, jetzt war sie hier. Sie musste dem blonden Püppchen danken, dass sie ihr Video in die Finger bekommen hatte und nicht Samaras – und das hatte sie, indem sie ihren Stecher vor ihr selbst umgebracht hatte. Eine kleine Gnadenfrist von nicht einmal zehn Minuten. Ehe sie hierher gegangen war, hatte sie noch dafür gesorgt, dass statt ihrem eigenen in Japan nun überall die der kleinen Nachahmerin zu finden waren und hier würde sie das auch rasch ändern. Schließlich konnte sie keine Konkurrenz gebrauchen.

Beim Thema Konkurrenz kam ihr allerdings etwas anderes in den Sinn. Der eigentliche Grund für ihre Faszination war nämlich ein anderer gewesen. Einer, der ihr in den Sinn kam, als sie überrascht einmal im Datenmüll über den „Ring“-Film gestolpert war und ihre eigene Geschichte gesehen hatte. Sogar die Schauspielerin sah ihr ähnlich. Also hatte sie nach anderen Filmen dieser Art gesucht. Wenn es sie gab, musste es doch auch alle anderen geben, oder? Ihr Telefonat mit Krueger hatte das nur bestätigt. Also musste sie nach ihnen suchen. Vielleicht würde sie dann mal wieder Leute haben, mit denen sie sich unterhalten konnte.

Tatsächlich machte Sadako im Moment durchaus etwas her. Da ihr das weiße Nachthemd auf Dauer doch etwas nervig war und es außerdem viel zu warm dafür war, hatte sie sich aus dem Kleiderschrank Ayleens bedient. Es mochte vielleicht etwas seltsam aussehen, die junge Tote in dunkelgrünen Tank-Top, weißen Shorts und mit hochgesteckten Haaren zu sehen, aber so würde sicher keiner sie erkennen. Und von Fernsehen hatte sie erstmal entschieden die Nase voll.

Barfuss lief sie aus dem Haus in die Nacht. Unter dem Straßenschild vorbei. Elm Street.
 

Währenddessen, nur ganz wann anders.

In der ortsansässigen Zentrale des FBI, dem Fachbüro für Blödsinnige Idioten, herrschte zurzeit großes Chaos. Irgendjemand hier hatte sehr viel Langeweile gehabt und sich einen Spaß daraus gemacht, nach Feierabend sämtliche Deckenlampen ihrer gewöhnlichen Glühbirnen zu berauben und stattdessen diese lustigen Blitzdingsteile einzubauen. Das hieß, dass in genau dem Moment, in dem der erste hier das Licht eingeschaltet hatte, vergaßen alle Anwesenden alles, ebenso wie die Nachfolgenden – natürlich auch, das Licht wieder auszuschalten. Man konnte es wohl eine sehr unvorteilhafte Situation nennen.

Michael hätte zwar nicht erwartet, dass ein solcher Moment kommen würde, aber er war tatsächlich dankbar, dass man ihn mit diesem Hohlkopf namens Ghostface in einer Art Behelfszelle eingesperrt hatte. Und dafür, dass der Kapuzenheini irgendwoher schwarzes Paketband hatte und damit aus unbekannten Gründen die Sichtfenster von Mikes Maske beklebt hatte. Vielleicht hatte er ja gewusst, dass so etwas passieren könnte. Oder aber – und das war die Meinung des ruhigeren Psychopathen – möglicherweise war er auch nur dumm und auf dem geistigen Stand eines Fünfjährigen geblieben. Auch wenn er selbst vielleicht nicht die beste Messlatte war. Oder die extreme multiple Persönlichkeitsstörung – der arme Kerl konnte ja gar nicht mehr wissen, wer er eigentlich war – war die Ursache. Was aber auch immer der tatsächliche Grund sein mochte, er kam sich reichlich dumm dabei vor. Andererseits behielt er zumindest sein Gedächtnis, im Gegensatz zu allen anderen draußen. Ghost hingegen schien irgendwie nicht so sehr unter dem Licht zu leiden wie er selbst. Vielleicht hatte dessen Maske ja einen verdammt guten UV-Schutz.

Der Grund, aus dem sie jetzt eigentlich hier waren, waren nur indirekt die Morde. Tatsächlich war es vielmehr der Ruf, den sie mit diesen Morden erreicht hatten – das FBI hatte es für eine gute Idee gehalten, die beiden unter Drogen zu setzen und festzusetzen, um ihnen dann vorzuschlagen, eine eigene Kochshow zu moderieren.

Gleichgültig dessen jedoch saßen sie hier fest. Beim Versuch, blind das Schloss aufzubrechen, hatte Mike sich seine heißgeliebte Küchenmesserklinge abgebrochen, die nun vollkommen unnütz war und wahrscheinlich nie wieder töten konnte. Draußen fingen die Leute an zu hecheln und einer nach dem anderen umzukippen – sie hatten vergessen, wie man atmet.

Ein leises Klicken. Dann ein ziemlich lautes Quietschen.

„Die Tür war offen. Kehkehkehe…“

„…“

Kein Kommentar, sehr verehrte Presse. Jetzt galt es vielmehr, von hier zu verschwinden – irgendeine verwirrte Seele hatte es nämlich geschafft, ehe sie sich die Hand abgehackt hatte, um zu sehen, was geschah, Youtube anzustellen und auf Florian Silbereisen zu stellen. Da er sich an den Schritten Ghosts orientierte und vor allem von Florian weglief, schaffte Michael es irgendwie, hinter dem schwarzgekleideten Mörder her nach draußen zu hetzen, ohne öfter als zwanzig Mal irgendwo anzustoßen.

Paketband war wirklich blickdicht.



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Kommentare zu diesem Kapitel (1)

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Von:  snickersopa
2011-03-03T17:35:59+00:00 03.03.2011 18:35
1) Ähm ja

2)FBI, Fachbüro für Blödsinnige Blödsinnige
YEAR ;D

3) Kochshow o.o
Mit viel Fleisch und Sahne? :D

4)
Super ^^


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