Immaculate von Lightsinthewoods ================================================================================ Prolog: Die Begegnung --------------------- "Sydney aufstehen, oder du kommst zu spät zur Schule!" "Gleich!" rief ich, unterdrückte ein Gähnen und schlug widerwillig meine Augen auf. Benommen schaute ich auf das Ziffernblatt meines intakten Weckers. 7 Uhr. "Das ist doch nicht spät." dachte ich und kuschelte mich wieder in meine Schäfchenbettdecke, die ich, im Gegensatz zu allem anderen auf dieser Welt, nicht lächerlich fand. Als ich mich endlich dazu überwunden hatte, aus dem Bett zu kommen, war es bereits schon eine Viertelstunde später, was mich aber nicht dazu veranlasste mal einen Zahn zu zulegen. Mürrisch kramte ich eine verwaschene Jeans und einen weinroten Pulli aus meinem Kleiderschrank und ging ins Bad. "Schau mich nicht so bescheuert an!", sagte ich zu mir selbst. Verstohlen sah ich in den Spiegel. Meine braunen, fransigen Haare fielen mir verwuschelt die Schulter hinab und Reste meiner vortägigen Maskara verklebten mir die Augen. "Scheiß drauf!" dachte ich mir, schnappte meine neongrüne Schultasche und rannte aus dem Haus. Das Leben ist sowas von ätzend und langweilig....Jeden Tag durchlebe ich die selbe Routine! Ich nahm den selben Schulweg wie immer , denn eine Abkürzung kannte ich nicht. Ich schaute auf mein Handy. Es war 7:40 Uhr. In 10 Minuten würde der Unterricht beginnen. Und ich brauchte mindestens noch 15 Minuten! Ich seufzte und ging widerwillig zum sprint über. Ich traf keine einzige Person. Alle Menschen waren schon in der Schule, auf der Arbeit oder konnten noch gemütlich träumen. Als ich den Park kurz vor meine Schule erreichte , erblickte ich einen einzelnen Mann auf einer Bank Zeitung lesen. Er hatte eine Sonnebrille auf , die mich stark an CSI Miami erinnerte. Zudem trug er einen langen,weiten Mantel. "Es ist Sommer verdammt!" dachte ich und fand das sehr merkwürdig. Ohne es zu merken drosselte ich mein Tempo und wurde immer langsamer. Plötzlich sprangen drei schwarzgekleidete Muskelprotze hinter dem Mann aus dem Gestrüpp. Der Mann mit Sonnenbrille reagierte sofort und sprang mit einem gekonnten Salto von der Bank. Nun standen sich die Männer direkt gegenüber. Die Muskelprotze zögerten nicht und griffen sofort an. Wie erstarrt schaute ich zu und konnte einfach nicht begreifen, was sich da vor meinen Augen abspielte. Dies hättte ich vielleicht nicht tun sollen, denn nun wurde einer der schwarzen Männer auf mich aufmerksam . Langsam kam er auf mich zu und zu spät rannte ich weg, denn plötzlich wurden meine Füße weggerissen und ich viel längs auf den Boden . "Aua" rief ich empört, doch ich hatte nicht viel Zeit nachzudenken, denn schon wurde ich von dem Mann wieder auf die Beine gerissen . Er starrte mich an und ich starrte widerwillig zurück. "Wer bist du?", grummelte er in einer Stimme , die perfekt zu seinem Aussehen passte. Als ich nicht antwortete, verdrehte er nur die Augen und holte zum Schlag aus. Entsetzten spiegelte sich in meiner Miene und dann ging alles ganz schnell. Ich wurde zur Seite geworfen und landete hart gegen einen Baum und blieb dort benommen liegen. Verschwommen nahm ich war, wie der Muskelprotz von dem geheimnisvollen Typen mit dem Mantel fertig gemacht wurde und in sekundenschnelle bewegungsloß auf der Erde lag. Der Mann seufzte , drehte sich zu mir um und kam langsam auf mich zu. "Alles okay?" fragte er und bäugte sich zu mir hinab . Unfähig zu antworten konnte ich ihn nur verwirrt anstarren. Und schon lag ich in seinen Armen. Im zügigen Tempo und so als würde ich nur wie eine Feder wiegen, trug er mich auf eine im Schatten liegende Bank und legte mich dorthin. "Uhh der Aufprall gegen den Baum hat ganz schön gesessen. Tut mir leid aber es ging nicht anders." Erst jetzt bemerkte ich den stechenden Schmerz am Hinterkopf und fasste instinktiv an die Aufprallstelle. Blut! Plötzlich drehte sich alles. Ich beugte mich hinter die Bank und übergab dort mein morgendliches Sandwich. Der Typ schaute mich mitfühlend an. Hustend kam ich langsam wieder hoch und merkte wie mir die Schamesröte ins Gesicht lief. "Egal das kann jedem passieren. Ist ja nich das erste Mal, dass ich mich vor anderen Menschen blamiere" dachte ich mir. Ich atmete tief durch und stellte die Frage, die wohl jeder stellen würde, der einen fimreifen Fight hautnah miterlebt hätte. "W-was wollten die Männer?" Für eine kurze Zeit, die mir ewig zu sein schien, schaute er mich nur an .Dann antwortete er: "Das kann ich dir leider nicht sagen." Die Antwort kam für mich keinesfalls überraschend jedoch kam ich nicht drum herum ihn eine weitere zu stellen. "Darf ich wenigstens deinen Namen wissen? " fragte ich vielleicht etwas zu schnippisch. Plötzlich umspielte ein Lächeln seine Lippen,setzte seine Sonnenbrille ab und schaute mich mit tiefen,dunklen Augen an . "Klar," sagte er. "Ich bin Dave. Freut mich dich kennenzulernen!" "Freut mich ebenfalls." murmelte ich zögernd. "Ich bin..." "Sydney.Ich weiss!" Und dann stand Dave auf und ließ mich mit einem verwirrten Blick auf der Parkbank zurück. Diese Begegnung hatte zur Folge , dass sich mein Leben radikal änderte. Kapitel 1: Kleine Zwischenfälle ------------------------------- Natürlich kam ich nach diesem Vorfall eine ganze Stunde zu spät, was mir in diesem Moment jedoch scheißegal war. In der Pause kam sofort Carol zu mir. "Wie siehst du denn aus? Wurdest du etwa aufm Schulweg vergewaltigt?" fragte sie lachend. Carol war fast ein Jahr jünger als ich, 1,60 Meter groß und somit 12 Zentimeter kleiner als ich. Zudem hatte sie blonde, kurze Haare. Alles in allem also das genaue Gegenteil von mir. Ihre meiste Zeit verbrachte sie mit ihren 500 virtuellen Facebookfreunden und seit neuestem war sie mit Jake zusammen, mit dem ich vor 3 Monaten Schluss gemacht hatte. Mir war es egal. Er ist nämlich ein richtiger Vollidiot und passte meines Erachtens richtig gut zu Carol. "Hey Syd, hörst du mir überhaupt zu? " riss mich Carol plötzlich aus meinen Gedanken. "Morgen startet eine fette Hausparty bei Yoshua, einem meiner Freunde (also irgendjemand von ihren 500 Facebookfreunden). Er ist richtig cool. Er studiert Linguistik und ist schon 23 Jahre alt!" "Aha", murmelte ich. "Okay, du kommst also!" stellte sie fest und schon war sie bei Jake und verpasste ihm einen schlabberigen Zungenkuss, sodass ich mich angewidert von den Turteltäubchen abwendete und mich auf das Geschehen außerhalb des Klassenzimmers konzentrierte. Durch das Fenster konnte man den ganzen Campus überblicken . Der Campus war nicht schön. Eigentlich bestand er nur aus einer großen Betonfläche mit ein paar Sitzgelegenheiten, zwei Basketballkörben und einer Tischtennisplatte. Überall konnte man kleine Grüppchen von Menschen erkennen. Nur eine Person stand weit abseits vom Geschehen und schien keiner Clique anzugehören."Armes Schwein!" dachte ich und musterte ihn genauer. Es war der Mann von eben! Dave! Ich sprang auf und ging ans Fenster. Was macht er nur hier? Warum stalkt er mich so? Langsam wurde mir mulmig zumute und unwillkürlich durchlief mich ein Schauer. "Was machst du da?" fragte mich eine männliche Stimme. Ich fuhr zusammen und drehte mich um. Es war Jake, der mich veschmitzt angrinste. Carol war nicht bei ihm. "Wo ist Carol?" fragte ich ihn mit einem schnippischen Unterton. "Aufm Klo." antwortete er knapp. Er musterte mich kurz und dann sagte er zu mir: "Schade,dass es mit uns nicht geklappt hat. Wollen wir uns nicht vielleicht nochmal treffen? Ohne, dass Carol davon weiß?" "Was für ein Arschloch!" dachte ich. Ich hätte ihn am liebsten eine reingehauen, doch da erschien schon Carol im Eingang des Klassenzimmers und es blieb bei einem bösen Blick, den ich ihm zuwarf. Noch einmal schaute ich aus dem Fenster, doch der geheimnisvolle Dave war bereits verschwunden. Am Tag darauf war die Hausparty. Ich rang mich dazu, mich wenigstens ein klein wenig schick zu machen. Die Wahl viel auf ein schwarzes,glitzerndes Top und einen kurzen, grauen Jeansrock. Ich ging aus dem Haus,schnappte meine Karre und fuhr los. Als ich ankam war es bereits brechend voll und die ersten Leute kotzten schon den Vorgarten des Hauses zu. Angewidert stieg ich aus meinem Auto aus, wo mir gleich eine betrunkene Carol entgegen kam. "Syd! Du bist meine beste Freundin!" rief sie und kam torkelnd auf mich zu."Siehst du den Typen am Hauseingang?" fragte sie mich. Ich drehte mich um und sah einen gutaussehenden Kerl mit einer Bierflasche in der Hand lässig an der Hauswand lehnen."Das ist Yoshua. Er ist der, der die Party schmeißt. Ich hab ihm von dir erzählt und er will dich kennenlernen." "Ich weiß nicht..." sagte ich doch schon zerrte mich Carol zum Eingang und einen Augenblick später stand ich auch schon Yoshua gegenüber. "Hi" sagte er in einer coolen Stimme und reichte mir sein Bier. Ich sagte nicht nein, denn ich hatte totalen Durst und nahm deshalb einen kräftigen Schluck. "Danke" sagte ich und wollte ihn die Flasche wiedergeben. "Lass nur!" sagte er."Ich habe noch genug Getränke im Haus.Komm lass uns eine gemütliche Ecke nur für uns zu zweit suchen." Ich drehte mich fragend zu Carol um doch sie war klammheimlich abgehauen. "Miststück." fluchte ich im Gedanken doch da nahm mich Yoshua bei der Hand und wir gingen in Haus. Kurz vorher entleerte ich noch das Bier und stellte es an der Tür ab. Im Haus wurde mir gleich ein weiteres in die Hand gedrückt und da es wirklich erstaunlich gut schmeckte fragte ich Joshua was für eine Biersorte es war. "Ha ha das ist doch kein Bier meine Liebe! Das ist Wodka mit Cola!" Entsetzt schaute ich auf die Flasche und erst jetzt im ´Licht konnte ich den Aufkleber entziffern: Alcschock,Wodka- Cola, 30 %. Ich konnte überhaupt kein Alkohol vertragen und schon merkte ich wie mir langsam immer schwummeriger wurde. Yoshua führte mich die Treppe seines Hauses hoch,direkt zu seinem Schlafzimmer. Angetrunken wie ich war dachte ich mir nichts dabei und ließ mich von ihn führen . Wir setzten uns auf sein Bett und er begann sofort damit mein Bein zu betatschen. "Du bist wunderschön." sagte er zu mir und begann mich auszuziehen. "Nein!" schrie ich hysterisch und sprang vom Bett auf. Er schaute mich verwirrt an und dann stand er ebenfalls auf, ging zur Tür,drehte den Schlüssel um und nahm ihn an sich. "Doch." sagte er in einer unheilvollen Stimme und kam langsam auf mich zu. Kapitel 2: Zusammenbruch unserer kleinen Welten ----------------------------------------------- Nur noch zwei Schritte trennten uns voneinander und Yoshua wirkte nun ganz anders auf mich. Seine vorher für mich freundlich wirkendes Gesicht , sah nun, lüstern und und gefährlich aus. Seine kalten, hellblauen Augen starrten mich an. Ich merkte, dass ich ihn nicht mehr von seinem Vorhaben abbringen konnte und Panik stieg in mir auf. „Ganz ruhig Sydney,“ beruhigte ich mich in Gedanken.“Du musst hier irgendwie unversehrt aus der Sache raus kommen !“ Verstohlen schielte ich zur Tür, was leider nicht unbemerkt blieb, denn sofort stürzte sich Yoshua auf mich und warf mich auf sein Bett. Ich hatte noch nie so laut in meinem Leben geschrien als er mich gewaltsam an sein Bett nagelte. Höchstens als ich ein Kleinkind war und wegen jeder Kleinigkeit geschrien hatte. Warum sollte ich mir das gefallen lassen? Dieses Arsch sollte nicht bekommen, was er wollte. Ich wollte kein psychisches,vergewaltigtes Wrack sein! Tränen liefen mir die Wangen herab und ich schrie und schrie. Plötzlich hörte ich ein lautes Klopfen gegen die Tür. „Hey, was geht da vor sich?“ rief jemand von draußen und ich konnte noch mehrere weitere Stummen erkennen die leise murmelten. Sofort ließ Yoshua von mir ab. Benommen stand ich auf und wollte zur Tür gehen,doch er griff meinen Arm, zog mich an sich und funkelte mich an. „Wehe du sagst zu irgendwem irgendetwas ich schwöre du würdest es bitter bereuen!“ Ich atmete tief durch. Ich wusste, dass er mir theoretisch nichts mehr antun konnte und riss mich von ihm los. „ Ich werde ganz sicher nicht meine Klappe halten du perverses Arschloch ! „ Ich riss ihm den Schlüssel aus der Hand, öffnete die Tür und ließ ihn stehen. Dort erwarteten mich 7 neugierige Partygäste wovon eine Carol war, die mich fragend anschaute. Ich ging stumm an ihr vorbei,verließ das Haus und fuhr nachhause. Als ich mit meinem Wagen in die Einfahrt unseres Hauses fuhr war es bereits 3 Uhr morgens. In der Küche war noch Licht an. Komisch. Ich war mir hundertprozentig sicher, dass ich alle Lichter ausgemacht hatte bevor ich ging. Meine Mutter konnte es auch nicht sein, denn sie war eine Frühschläferin und ging meistens schon direkt nach dem Abendessen ins Bett. Leise öffnete ich die Haustür. Sofort fiel mir der unangenehme Zigarettengestank auf, der mir nur so entgegen wehte. Vorsichtig näherte ich mich der Küche und öffnete die Tür. Die Küche war total verqualmt und stank entsetzlich nach Rauch.Am Küchentisch saß von mir abgewendet eine kleine, gekrümmte Person, die offensichtlich am rauchen war. Es war meine Mutter. „Was machst du hier so spät Ma?“ fragte ich zaghaft. Ich erhielt keine Antwort. Meine Mutter und ich lebten alleine. Dad war vor circa 2 Jahren verstorben. Ein Selbstmord, wie uns die Polizei später mitteilte. Es schockte uns beide, denn wir hatten ihn beide als einen lebensfrohen Menschen in Erinnerung. Aber für meine Mutter war es noch viel schlimmer als für mich. Monatelang lebte sie nur in ihrer eigenen Welt und oft hörte ich sie abends weinen. Sie machte sich schreckliche Vorwürfe und redete sich ein sie wäre schuld an Dads Tod. Es dauerte 1 Jahr bis sie wieder die Alte wurde. Dachte ich zumindest. Als ich sie in dem Moment so in der Küche sah wurde mir klar, dass noch überhaupt nichts in Ordnung war. Sie litt immer noch! Und ich hatte es nicht bemerkt. Langsam ging ich auf sie zu und legte eine Hand auf ihre Schulter. „Komm Mama,“ sagte ich fürsorglich. „ Es ist spät komm ich bring dich ins Bett.“ „Genau hier saß er immer.“ sagte sie monoton. Dann stand sie auf ,drückte ihre Zigarette aus und ging nach oben in ihr Zimmer ohne mich nur einen Blickes zu würdigen. Unfähig etwas zu machen blieb ich in der verrauchten Küche stehen und weinte stumm. Ich war jedem egal. Kapitel 3: Sind halbe Wahrheiten nicht auch Lügen? -------------------------------------------------- Nachdem ich mich aus geheult hatte ging auch ich in mein Zimmer. Glücklicherweise war es im Untergeschoss , denn sonst hatte ich Angst meine Mutter zu wecken, da sie für gewöhnlich einen sehr leichten Schlaf hatte. Leise schloss ich die Tür hinter mir und schaltete das Licht an. Mein Zimmer war nicht sehr groß. Es hatte lediglich Platz für mein Bett, meinen Kleiderschrank und einem Bücherregal, wo meine heißgeliebte Sammlung von Büchern meiner Lieblingsdramaten wie Büchner und Goethe ihren Platz hatten. Warum ich sie Romanen wie „Twilight“ oder „Harry Potter“ vorzog? Ich wusste es selber nicht so genau aber immer wenn ich eines der Bücher mal wieder in den Händen hielt, dann ließ es mich nicht mehr los. Vielleicht war es etwas Magisches. Oder ich hatte einfach keine Hobbys. Langsam trottete ich Richtung Bett und zog dabei mein Oberteil und den Rock aus, die beide entsetzlich nach Rauch und Alkohol rochen. Leider kam ich an meinem Spiegel vorbei und ich schaute flüchtig in mein Spiegelbild. Mir stockte der Atem und ich blieb genau vor dem Spiegel stehen. Mir gegenüber stand eine Fremde. Ihr Make-Up war total verschmiert, ihre Haare zerzaust und ihre Oberarme wiesen blaue Flecken auf. Aber am schlimmsten sahen ihre Augen aus. Sie starrten mich glasig und verhetzt an. Wer hatte sie nur so zugerichtet? Mir wurde bewusst, dass ich diese Person war. Ich kniff die Augen zusammen und schüttelte willkürlich den Kopf. „Jetzt bloß nicht sentimental werden!“ sagte ich mir und drehte mich langsam vom Spiegel weg, ging zu meinem Bett und ließ mich mit einem lauten Seufzer hineinfallen. Schon nach wenigen Sekunden war ich erschöpft eingeschlafen. Klonk. Von einem lauten Geräusch wurde ich wieder wach. Es war immer noch dunkel also konnte ich nicht wirklich lange geschlafen haben. Klonk. Schon wieder. Irgendjemand schmiss Steine gegen mein Fenster! Mühsam rappelte ich mich auf, schnappte mir meinen Badmintonschläger , der nun schon seit über einem Jahr unbenutzt in meinem Zimmer lag, und schlich mich zum Fenster. Ich presste mich gegen die Wand und lugte vorsichtig durch das Fenster. Zwei Meter vor ihm stand Dave, der komische Typ , der mich vor den Typen gerettet hatte. „Hey Syd,“ sagte er locker. „Könntest du mich bitte reinlassen? Es ist nämlich ziemlich frisch draußen!“ Ich konnte mir ein Lächeln nicht verkneifen doch ich war mir noch nicht sicher ob ich ihn wirklich öffnen sollte. Ich meine, er war immer noch ein Fremder. „Was willst du hier? „ fragte ich schroff. „Ich dachte ich sollte dir langsam mal erklären, wer ich bin. Ich möchte nicht, dass hier irgendwelche Missverständnisse auftreten. „ Diese Antwort reichte mir, denn ich war zu neugierig um nicht die Wahrheit erfahren zu wollen. Ich schloss das Fenster auf , ging einige Schritte zurück und ließ Dave in mein Zimmer. „Danke.“ sagte er und ließ sich dreist auf meinem Bett nieder. „Nettes Zimmer.“ witzelte er mit einem Blick auf meine Bettwäsche. „Lass den Scheiß!“ rief ich erbost. „Sag mir erst mal was da letztens abging!“ Jetzt schaute er mich direkt an. Doch sein ernst gewordener Blick hielt nicht lange und sein Gesicht sah wieder so verschmitzt aus, wie ich es kannte. „Dann zieh doch erst mal etwas über.“ sagte er lachend. Verwirrt schaute ich auf mich runter.Sofort schoss mir die Schamröte ins Gesicht. Ich hatte ja nur meine Unterwäsche an. Verdammt. Schnell griff ich zu meinem Bademantel der an meinem Kleiderschrank hing und zog ihn an. „Perversling!“ knurrte ich. „Setz dich.“ forderte Dave mich auf und ich ließ mich widerwillig neben ihm nieder. „Also die Männer,“ begann er. „sie sind angeheurte , ehemalige Agenten des KGB. Deswegen konnten sie auch so gut kämpfen und...“ „Mooooment!“ unterbrach ich ihn. „Wer ist das KGB und warum haben sie es auf dich abgesehen?“ Er seufzte und sagte dann: „ Das KGB ist eine Organisation aus Russland. So etwas wie die CIA in den Staaten. Und ..sie haben es nicht direkt auf mich abgesehen. Und deswegen bin ich auch hier.“ Plötzlich wurde mir ganz flau im Magen, doch ich zwang mich ihn weiter zuzuhören und keine weiteren, störenden fragen zu stellen. „Ich hätte nicht gedacht, dass sie wussten, dass du einen Schutzmann hast. Doch unglücklicherweise haben sie es doch irgendwie herausbekommen, wollten mich zuerst ausschalten und dich dann entführen. Sydney, die Typen haben es nicht auf mich sonder auf dich abgesehen!“ „A-aber..“ stotterte ich. „Ich will es dir nur erzählen damit du weißt, dass du gesucht wirst. Und ich sage dir, die Typen, die dich haben wollen sind nicht nett! Ich werde dich also so gut es geht beschützen.“ Ich schluckte. Ein dicker Kloß war in meinem Hals. „ Und was wollen die dann genau von mir? Und wer hat die Leute vom KGB angeheuert?“ fragte ich entsetzt. „Mehr kann ich dir leider nicht sagen und du solltest dich auch zu deiner eigenen Sicherheit mit diesen Infos zufriedengeben.“ sagte er mit einer undurchsichtigen Miene. „Na toll, „ dachte ich.“ Ich wurde von Männern beinahe entführt, hätte um ein Haar einen in die Fresse bekommen, wurde heute fast vergewaltigt ,meine Mutter hasst mich und nun will mir dieser Dave nicht mal die Wahrheit sagen?! Was für ein Leben!“ Ich linste zu Dave und merkte, dass er mich plötzlich wieder ganz anders ansah. Hey, ist alles okay?“ fragte er mich erschrocken. Erst jetzt merkte ich, dass mir Tränen die Wangen herunterliefen und ich vergrub schnell mein Gesicht in meinen Händen. „E-Es ist nichts.“ stammelte ich obwohl ich wusste, dass diese Reaktion nur allzu dumm war. Ich wollte gerade aufstehen, da packte mich plötzlich Dave und drückte mich an sich. „Schh. Alles wird gut!“ flüsterte er und sein Atem wärmte mein Ohr. Er roch sehr gut und ich schmiegte mich an ihn. „Was tust du da?“ dachte ich.“bin ich wirklich noch immer betrunken?“ Ich seufzte und schob ihn von mir weg. .„Es geht schon wieder.“ sagte ich.“Kannst du bitte jetzt gehen ich bin sehr müde.“ Er schaute mich verwundert an sagte dann aber : „Okay das werde ich machen. Aber denk daran, dass ich immer in deiner Nähe sein werde!“ Und damit sprang er auch schon aus dem Fenster und war verschwunden. Diese Nacht konnte ich nicht mehr schlafen. Mein Herz pochte und ich konnte nur an Dave denken. Wieso? Kapitel 4: Der Lärm der Nacht ----------------------------- Ich wollte damals Jake nicht verlassen. Er hatte mit mir Schluss gemacht. Wir waren fast ein ganzen Jahr zusammen und es war ein richtiger Schock für mich.Plötzlich stand ich alleine da. Die ganze Welt ängstigte mich. Ich fühlte mich so hilflos, wertlos. Wir hatten so viel miteinander erlebt und ich dachte wir würden bis zu unserem Lebensende glücklich sein. Damals dachte ich noch sehr naiv. Eine Woche nach unserer Trennung war er mit Carol zusammen , meine beste Freundin. Ich kam mir vor wie der letzte Dreck und entwickelte von da an ein tiefes Misstrauen gegen alle Menschen. Mit Jake hatte ich mein erstes Herzklopfen und nun sollte ich das selbe bei Dave verspüren? Einem Fremden? Wie auch immer, ich konnte froh sein die nächsten Wochen von merkwürdigen Zwischenfällen verschond zu bleiben. Auch war ich froh darüber kaum Zeit zu haben über meine Gefühle für Dave nachzudenken, denn es standen in der Schule Prüfungen an, sodass ich mich guten Gewissens aufs Lernen konzentrieren konnte - und das mehr als sonst. Drei ganze Wochen vergingen, ich schrieb meine Klausuren, ging mit Carol shoppen und ließ ihre Schwärmereien von Jake über mich ergehen, alles lief so ab als wär die ganze Sache mit Dave und dem KGB nur ein böser Traum gewesen. Böse? Wenn ich mir erlaubte darüber nachzudenken empfand ich es garnicht als negativ und ich merkte wie ich mich nach Dave sehnte,und auch nach der Ungewissheit und Spannung, die er mit sich brachte. Musste Daves Leben nicht wunderbar sein? Es war sehr verlockend für mich. Sein Leben erschien für mich wie genau das Gegenteil von meinem, und ich wusste wie ich mein Leben verabscheute. Ich ertappte mich in den nächsten Tagen dabei, wie ich unbewusst nach Dave ausschau hielt.Doch so sehr ich auch suchte, ich konnte seine Gestalt nirgendwo ausfindig machen. Meine Enttäuschung darüber war mir anzumerken, sodass Carol nun häufig von mir patzige Antworten erhielt, wenn sie mich mal wieder mit einem belanglosen Thema zutextete. „Was ist eigendlich in letzter Zeit mit dir los Syd?“ rief Carol erbost nachdem ich ihr auf die Frage hin ob sie lieber den knallroten oder doch lieber den roséfarbenen Lippenstift kaufen sollte geantwortet habe dass es mich einen scheißdreck interessiere was sie sich auf ihre Lippen klatscht und dass sie doch ihren Mund halten sollte. „Es liegt an Jake oder?“ hackte sie weiter nach. „Ich weiß, dass er dir den Laufpass gegeben hat und ich weiß auch, dass du ihn immernoch liebst.Du bist eifersüchtig auf uns! Gib es doch zu!“ Oh nein, das Gespräch lief in eine ganz anderer und falsche Richtung. „Nein Carol,“ versuchte ich sie zu beschwichtigen.“Ich stehe weiß Gott nicht auf Jake.Vielleicht war es mal so aber jetzt auf keinen Fall mehr!“ Es viel mir nicht schwer überzeugend zu reden, denn was ich sagte war die Wahrheit. „Ich bin einfach nur ein bischen Müde in letzter Zeit..Ich kann nicht so gut schlafen.“ Dies entsprach sogar der Wahrheit. Seit Dave in mein Leben trat musste ich unendwegt an ihn und die Vorkommnisse denken, sodass ich oft unruhig schlief. Für einen kurzen Moment wirkte Carol nachdenklich, doch dann veränderte sich ihre Miene wieder und das alte, übertrieben Carol-Grinsen schlug mir endgegen. „Okay,“ sagte sie. „Dann lass uns weiter shoppen gehen, ich will mir ein paar heiße Dessous für Jake kaufen.“ Sie hatte es einfach geschluckt. Nach der Shoppingtour war ich fix und fertig und wollte nurnoch nachhause in mein Bett. Es war schon acht Uhr abends und dunkel. Ich hatte echt mít Carol 4 Stunden lang in der Stadt verbracht um für sie Schminke und Unterwäsche zu kaufen.Einfach nur krank war das! In Gedanken versunken trat ich den Heimweg an. Langsam begann ich mich wirklich zu fragen, wie es Dave schaffte mich zu beobachten und immer in meiner Nähe zu sein, ohne dass ich etwas davon mitbekam. Ich sehnte mich nach ihm. Das war mir nun ziemlich bewusst. Auch wenn es mir missviel so abhängig von ihm zu sein. ER wusste was das KGB von mir wollte und nur ER konnte mich vor ihnen beschützen. „Pff.Ich kann auch auf mich selbst aufpassen!“ sagte ich erbost zu mir selbst als ich die Tür meines Hauses öffnete. Ich beschloss Dave heute nacht aufzusuchen. Er war mir eindeutig noch einige Antworten schuldig. Es war kurz vor Mitternacht als ich mich leise aus dem Haus schlich um meine bereits schlafende Mutter nicht zu wecken. Ich fröstelte. Die Nächte in Arizona waren im Gegensatz zu den heißen, sonnigen Tagen oft bitter kalt und ich war froh mir meinen schwarzen Hoodie noch übergezogen zu haben. Als ich den Vorgarten des Hauses betrat wurde mir erst bewusst wie dumm die Idee von mir war. Dave war wahrscheinlich nicht einmal in meiner Nähe. Bestimmt hatte er nur gesagt er wäre immer in meiner Nähe um mich zu beruhigen. Ich verließ das Grundstück und ging die wie ausgestorbene Straße, in der ich wohnte entlang. Es war still außer einer vereinzelten Grille, die irgendwo einsam vor sich hin zirpte. Deswegen wagte ich es nicht nach Dave zu rufen. Ich viel schon genug auf. Zum Teufel mit Daves „ich werde von nun an immerin deiner Nähe sein.“ Bestimmt saß er gerade in irgendeiner Bar, füllt sich ab und macht mit einer großbusigen Schlampe rum. Ich wollte mir es nicht eingestehen, doch ich war ziemlich enttäuscht. „Ach hör auf Syd.“ schalte ich mich selbst.“ Du bist ihn einfach nicht wichtig genug!“ Ein gleißender Lichtstrahl riss mich schlagartig aus meinen Gedanken und brannte in meinen Augen. Instinktiv schützte ich sie mit meinen Händen. Das dröhnende Geräusch eines anspringenden Motors ließ mich entsetzt meine Augen wieder aufreißen. Nur bedrohliche zwei Meter stand es mir gegenüber. Ich konnte nicht ausmachen wer auf dem Motorrad saß doch etwas sagte mir das dies nicht Dave war. Wie dumm von mir mitten auf der Straße zu gehen, denn so hatte ich keine Chance mehr zu entkommen. Ich zwang mich zum Nachdenken. Der Motorradfahrer würde mich wohl kaum jetzt überfahren, denn das KGB wollte ja laut Dave auf keinen Fall meinen Tod. „Steig auf!“ brummte plötzlich der Motorradfahrer und zeigte hinter sich. Ich konnte ihn nur entgeistert anstarren. Ich war unvorbereitet darauf, dass er mit mir sprechen würde. „Los!“ befahl er. Nun schon eine Spur aggressiver. „Und was ist wenn ich es nicht tue?“ krächzte ich leise. Für einen kurzen Moment reagierte er überhaupt nicht, doch dann wanderte seine Hand unter seine schwarze Jacke, griff nach etwas dunklem und richtete es auf mich. Ich keuchte auf. Es war eine Pistole. Kapitel 5: Wüste ---------------- „Nun Sydney er will dich vielleicht nicht töten, kann dich aber immernoch schwer verletzen und mitschleifen.“ dachte ich sarkastisch. Ich hatte leider keine andere Wahl als zu ihm zu gehen. Zitternd setzte ich mich hinter den Mann auf das Motorrad. „Festhalten“ grummelte er bestimmt und ich krallte mich sofort an seine Jacke. Schlagartig und im schnellen Tempo fuhr er los. Die Reifen quietschten verdächtig und laut auf dem Asphalt. Die kalte Nachtluft schlug mir unangenehm ins Gesicht und meine Haare peitschten wild im Wind. Die Lichter der Stadt zogen nur so an mir vorbei und ich verlor jegliches Zeitgefühl. Erst als sich die Umgebung änderte und ich mich daran gewöhnt hatte auf einem Motorrad zu sitzen wurde ich wieder aufmerksam. Vorsichtig veränderte ich meine krampfhafte Stellung, sodass ich über meine Schulter hervorlugen konnte. Die Stadt lag hinter uns und wir fuhren nun direkt in die Wüste. „Haha perfekt für einen heimlichen Mord!“ dachte ich, erinnerte mich aber sofort wieder daran, dass, wer auch immer es war, mich wohl lebend habend wollte. Mit einem Ruck hielt das Motorrad an. „Absteigen.“ grummelte mein Entführer. Skeptisch stieg ich langsam vom Motorrad ab. Hier war nichts. Nur Wüste und der Highway. Nun stieg auch der Mann vom Motorrad und schob es hinter einen großen Yoshuatree, sodass man es nicht mehr von der Straße aus erkennen konnte. Anschließend setzte er seinen Helm ab. Erstaunt musste ich feststellen, dass mein Entführer garkein hässlicher, alter , bulliger Wrestler war, wie seine tiefe, raue Stimme sie erahnen ließ, sondern sondern höchstens fünf Jahre älter als ich sein musste. Unter den freien Sternenhimmel konnte ich helle, struppelige Haare ausmachen. Geruhsamen Schrittes kam er auf mich zu. Er brauchte sich keine Sorgen zu machen, dass ich versuchen würde zu fliehen. Ich hatte eh keine Chance, denn weit und breit war nur Wüste und er hatte ein Motorrad und eine Waffe. Als er vor mir stand griff er erneut in seine Jackentasche, was mich instinktiv zurückweichen ließ. Dies entging ihm nicht und sein bisher bewegloser Mund verzog sich zu einem breiten Grinsen. „Haha, Kleine dieses mal ist es keine Knarre.“ lachte er mit seiner tiefen Stimme un zog ein Stück Stoff hervor. „Wir werden jetzt nur ein Stück bis zum Stützpunkt laufen, und wir wollen ja nicht, dass du den Weg kennst also bind dir mal die Augen zu.“ forderte er mich auf und hielt mir die Augenbinde vor die Nase. Widerwillig griff ich sie und verband mir die Augen. So orientierungslos zu sein machte mich verrückt und unsicher zu gleich. Eine Hand griff meinen Oberarm und führte mich durch die Wüste.Es kam mir vor als gingen wir Stunden. Während des Weges sagte mein Entführer kein einziges Wort. Nur einmal stieß er ein aggressives Grummeln aus.Ich schloss daraus, dass er wohl gegen einen Kaktus gelaufen ist. Schade, dass ihn keine giftige Schlage gebissen hat, seufzte ich innerlich. Nach einer gefühlten Ewigkeit merkte ich wie sich der sandige Untergrund zu harten, unebenen Stein veränderte. „ Soo jetzt kannst du deine Augenbinde wieder abnehmen.“ sagte er, während er sie mir einfach runter riss. Ich blinzelte. Direkt vor mir ragte eine Meterhohe, natürliche Felshöhle auf. Ich blickte mich um. Der Mann hatte mich in Mitten einer Felslandschaft geführt! „ Ey schau dich mal nicht so genau um.“ brummelte er nervös und zerrte mich schnell in den Höhleneingang. Es war stockdunkel, doch mein Begleiter schaltete schon eine Taschenlampe an und offenbarte die zerklüfteten, roten Felswände der Höhle. Er gab mir ein Zeichen vor zu gehen, wohl damit ich nicht fliehen konnte und somit setzten wir uns in Bewegegung. Schon nach kurzer Zeit gelangten wir an eine Weggabelung und ich drehte mich fragend zu dem Wuschelkopf um. „Links.“ antwortete er knapp auf meinen frgenden Blick. Ich wollte schon weitergehen als er mich plötzlich hinter einen großen Felsen zog. Was war passiert? „Schht!“ zischte er nur und sah sich konzentriert um. Dann hörte auch ich die hallenden Schritte. Und einen Atemzug später erschienen auch schon zwei Gestalten – ein Mann und eine Frau – aus dem linken Tunnel. Ich hörte meinen Entführer erleichtert seufzen und schon trat er aus dem Versteck herraus, wobei er mich grob mit sich zerrte. „Noah!“ rief der Mann erfreut aus. Er trug einen sehr formellen Anzug und schien mitte fünfzig zu sein. Die Frau neben ihm war um einen ganzen Kopf größer als er und musterte mich nur mit durchdringender Miene. Sie war sehr stark und unnatürlich geschminkt und trug einen beigen Hosenanzug. Ihre platinblonden Haare fielen ihr gelockt die Schultern hinab. Ich schätzte sie auf Anfang 30. „Doc Moe J. Und C.K..“ rief Noah nun wütend aus. „Ich wünsche, dass Sie mich auch mit meinen Codenamen ansprechen!“ Moe J. Schaute ihn weiterhin mit einem leichten Lächeln an. C.K. Hingegen verzog nicht im geringsten die Miene. „Was für ein Kind...“ seufzte sie nur. Noah funkelte C.K. an. „Na, na,“ rief Moe J. belustigt. „Keine Diskrepanzen jetzt! Wie ich sehe Noah, hast du uns endlich das angeforderte Subjekt für unseren Boss mitgebracht.“ Noah wirkte nun etwas betreten. „Ich konnte leider keine andere Gelegenheit finden. Fast immer schwirrte dieser Mann, Dave Flairground, um sie herrum.“antwortete er und fuhr sich dabei durch seine wuscheligen Haare. Dave? Das heißt er war doch die ganze Zeit in meiner Nähe? Ich konnte meine Freude kaum verbergen. „Hm Dave Flairground also...unser Problemkind.“ „Wir sollten schnell mit der Entfesslung beginnen.“ ging C.K. schnell dazwischen. „Der Boss will es schnell erledigt haben!“ Plötzlich merkte ich wie Noahs Hand sich fester um meinen Arm schlung. „Sie ist auch eine?“ fragte er ungläubig. „Kann es nicht etwas warten?...Sie erscheint mir sehr erschöpft .“ fügte er noch schnell hinzu. „Nun gut Noah, du hast recht. Es erhöht immerhin die Chance, dass sie überlebt.“ lächelte Moe J. verständnisvoll. Erhöht die Chancen, dass ich überlebe!? Ich begann zu zittern. Die endging Noah nicht und er zog mich näher zu sich. „Ich bringe sie dann in die Zelle.“ murmelte er und zog mich in den linken Tunnel. Doc Moe J. Und C.K. Ließ er stehen. Der Tunnel, den wir nun betraten, war eher ein Gang. Viele Menschenhände hatten aus den natürlich entstandenen Höhlenkomplex einen bewohnbaren Ort geschaffen. Der Gang hatte weitere Löcher in denen Türen eingebaut wurden. In einen davon führte mich Noah. Der Raum war nicht groß. Nur 2 Meter hoch und 6 Quadratmeter groß, schätzte ich. Die Wände waren nicht wie zuvor glatt, sondern waren nur grob ausgearbeitet. Er war nur mit einem Bett, einen Topf und einer kleinen Öllampe, die den Raum erhellte, ausgestattet. „So da bleibst du jetzte drinn bis dich jemand abholt.“ Ich war erschöpft, müde und hatte Hunger. „Okay.“ krächzte ich. Doch Noah hielt inne und er schien mich kurz traurig anzusehen. Erst dann wandte er sich um und verließ den Raum. Die Tür schloss sich mit einen lauten Knall. Ich war allein. Kapitel 6: Entfesslung ---------------------- Zu Tode erschöpft ließ ich mich auf das harte Bett fallen. Es hatte die Bezeichnung eigentlich gar nicht verdient, denn eigentlich war das „Bett“ nur eine glatt gemeißelte Felsanhebung auf der eine alte, dünne Matraze lag. Ich war viel zu müde um die Situation richtig einzuschätzten. Gedankenleer schloss ich die Augen und war sofort eingeschlafen. Ein leises Knacken ließ mich die Augen aufreißen. Es war dunkel. Die Öllampe war wohl in der Zeit in der ich geschlafen hatte ausgegangen. Die Tür meiner Zelle war offen und das Licht des Ganges erhellte den Raum.Benommen versuchte ich meine Augen mit der Hand zu schützen, um etwas zu erkennen. Eine Person stand im Rahmen. Sofort sprang ich auf und drückte mich wie ein verängstigtes Tier gegen die hinterste Wand. Harter Fels schnitt schmerzhaft in meinen Rücken doch ich biss die Zähne zusammen. „Komm mit!“ befahl eine eiserne, weibliche Stimme zu mir. Langsam gewöhnten sich meine Augen an die halbe Dunkelheit. Vor mir stand C.K., mit einer Pistole auf mich gerichtet. „Im Gegensatz zu Noah denke ich sehr wohl, dass du auf die dumme Idee kommen könntest abhauen zu wollen.“ sagte sie mit einem befriedigenden Ton. „Also mach zu, dass du dich bewegst! Oder willst du eine Kugel im Bein haben?“ zischte sie. Was für eine Tusse, dachte ich erbost. Mir entgang nicht, wie viel Freude es ihr wohl bereitete, mich in ihren Händen halten zu können. C.K. War definitiv ein dominanter, machtbesessener Mensch. Sie ließ mich vorgehen. „In den dritten Raum von links!“ befahl sie. Es war der einzige Raum, der offen stand. Aus ihm schien stark fluroszierendes Licht in den Gang und erhellte unheilvoll die Wände. In den Raum schienen sich zwei Menschen zu streiten. Als ich mich den Raum näherte, konnte ich Noahs Stimme identifizieren. „Nein Doc, ich lasse das nicht zu! Gibt es keine andere Möglichkeit ihre Kräfte zu entfesseln?“ „Es tut mir leid Noah,“ hörte ich Doc ruhig aber bestimmt sprechen. „Aber anders geht es nicht.“ „Es tut ihnen überhaupt nicht leid verdammt!“ brüllte Noah und irgendein Gegenstand schepperte laut zu Boden. „Nur zwei von neun Menschen haben diese Prozedur überlebt...zwei!“ zischte Noah „Du bist zu emotional Noah...nur weil sie ein Mädchen ist.“ Ich hörte nur noch eine Art Grummeln, dann Schritte. Noah rannte fast aus dem Raum und stieß beinah mit mir zusammen. Kurz blieb er stehen, starrte mich an, dann C.K., die nun neben mir stand. Er öffnete kurz den Mund um etwas zu sagen, schloss ihn dann aber wieder und ging schnellen Schrittes an uns vorbei. Ich hatte Angst. Was hatten diese Menschen mit mir vor? Ich würde sterben, durchschoss es mich. Sie würden irgendwas mit mir anstellen und hoffen, dass ich die dritte von 10 Menschen bin, die es überlebte. Ich fröstelte.Ich musste unbedingt etwas unternehmen. „Geh endlich in den Raum rein!“ raunzte mich C.K. an. Widerwilligen Schrittes betrat ich den Raum. Das gleißende Licht blendete mich vorerst, doch meine Augen gewöhnten sich schnell an die Veränderung. Der Raum war fast zehn mal so groß wie meine Zelle, und auch die Wände waren sorgfältig, glatt ausgemeißelt worden. An der Decke hingen viele, grelle Lampen, die mehrere Feldbetten beleuchteten. An der rechten Wand waren viele Schränke, deren Inhalt man nur erahnen konnte. In der Mitte stand eine Liege aus Metall an der einige mir unbekannte Maschinen oder Geräte standen. Alles in allem wirkte der Raum wie eine Arztpraxis. Neben der Metallliege stand Doc Moe J, der uns beide mit seinem typischen Lächeln, dass niemals seine Augen erreichte, begrüßte. „Na da seid ihr ja endlich!“ rief Doc erfreut aus. „Würdest du dich dann bitte auf diese Liege dort legen Sydney?“ Er lächelte weiterhin.Ein grausames Lächeln. „Nein!“ rief ich entsetzt, drehte mich um und wollte aus den Raum stürzen. Doch C.K. War blitzschnell, griff mich an den Haaren, und hielt mich so fest. „Ah!“ schrie ich auf. Es tat höllisch weh. „Du bleibst schön hier kleine.“ zischte C.K. Und ich spürte das kalte Metall der Pistole an meiner Schläfe. Sie schob mich in den Raum und schmiss mich auf die Liege. Für eine Frau war sie erstaunlich stark. Ich wand und trat um mich doch nun half auch der Doc mit und sie fesselten mich grob an die Liege. „Störrisches Miststück.“ fauchte C.K. Ich stemmte mich mit aller Kraft gegen die Fesseln, doch es war zwecklos. Nun konnte ich außer meinem Kopf nichts mehr bewegen. Ich schaute mich panisch im Raum um. Nun, da ich festgenagelt war, verzichtete auch der Doc auf seine offensichtlich falsche Freundlichkeit. „ C.K., geh jetzt. Ich werde direkt mit der Entfesslung anfangen.“ Sie nickte kurz unmerklich und verschwand aus der Felsöffnung. „Hören sie auf!“ flüsterte ich verzweifelt. Der Doc blickte mich nicht einmal an. Er ging zu einen Amaturenbrett in der hintersten Ecke des Raumes, setzte eine Brille auf, deren Zweck mir nicht klar war, und begann damit einige Knöpfe und Schalter zu betätigen. Er blickte mich durchdringen an. Und schon ging es los. Die Entfesselung. Ich keuchte auf. Gleißende Blitze durchzuckten meinen kompletten Körper. Schmerzen. Ich schreite, ich brüllte, bäumte mich auf. Alles ist hell, so gräßlich hell.Und diese Schmerzen. Sie wurden stärker, mein Körper fühlte sich an als würde er in tausende von Stücke zerissen. „Noah verschwinde!“ hörte ich eine Stimme undeutlich rufen. Schmerzen. Unendlich, gleißende Schmerzen. Plötzlich veränderte sich etwas. Das Licht scheint meinen Körper auszufüllen, erstrahlen zu lassen. Ist das mein Ende? Ist das der Tod? Ich schwebe. Ich fliege. Dann Dunkelheit, nichts als Dunkelheit. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)