Catch you if I can. von Jessa_ ([Itachi/Sasuke- Centric]) ================================================================================ Kapitel 6: i know that this is changing me ------------------------------------------ So viel dazu, dass es in den Osterferien schneller mit den Updates wird… Ich war entweder unterwegs, bin an meinem Laptop verzweifelt, der irgendwie schrott ist und irgendwie auch nicht (zum Glück hab ich meinen Onkel der jetzt mal danach gucken will und zum Glück ist meine Stay/Catch-Datei intakt und mein Internert funktioniert.) Und sonst, ja sonst lese ich diese Ferien unheimlich viel, schrecklich. Und dann auch noch teilweise solche Mädchenbücher, lach xD Aber About Ruby von Sarah Dessen (die ja bekannt für ihre Mädchenbücher ist) ist ein cooles Buch, irgendwie xD Nun, wie auch immer. Zum Kapitel. Entweder ihr hasst es oder ihr findet es interessant. Jedenfalls denke ich das zum ersten Teil des Kapitels. Egal, bildet euch selbst eine Meinung. Zu diesem Kapitel hab ich irgendwie keine oder eine zweigeteilte, ich weiß nicht so recht. Ich hoffe es gefällt euch trotzdem. Liebe Grüße Jessi ;) Kapitel 6: i know that this is changing me One day the truth will emerge, like a corpse in the water. - Wieslaw Brudzinski Sie waren mit dem Leihwagen in ein kleines Diner gefahren. Das Raststättenlokal war recht nah und Daiki hatte darauf bestanden, die Unterhaltung nicht im Haus seiner Eltern zu führen. Itachi nahm einen Schluck seines wässrigen Kaffees und blickte den Mann vor sich an. Daikis Gesicht war unterlegt mit Falten. Er wirkte alt; er war wahrscheinlich sogar alt. Schließlich war er der ältere Bruder von Sasukes Vater und selbst der wäre heute Ende dreißig. Itachis Mutter feierte dieses Jahr ihren sechsundvierzigsten Geburtstag und viel jünger schätze Itachi Sasukes Onkel nicht. Vielleicht ein oder zwei Jahre, höchstens. Itachi schluckte. Dieser Mann könnte sein Vater sein. Jetzt mal hypothetisch vom Alter her. Er fand’s heftig; warum auch immer… Seine Augen wirkten nicht so alt, fiel Itachi auf. Sie wirkten traurig. Erzählten, genauso wie Sasukes Augen, Geschichten, die man nicht so einfach entschlüsseln konnte. Geschichten derer man vor dem Anhören gefragt werden wollte, ob man sie vertragen konnte. Ob man sie überhaupt hören wollte. Doch Daiki fragte nicht. Fürchtete wahrscheinlich das Nein als Antwort. Deswegen begann der Mann einfach, nach einiger Zeit, in der er traurig den kleinen Pappkarton in seinen Händen angeblickt hatte. „Mein kleiner Bruder war ein Genie, aber ich werde mich ewig an seinen ersten Schultag erinnern. Ich war schon vierzehn, glaube ich und er kam nach Hause und wollte nie wieder hingehen. Er gab sich in den darauf folgenden Tagen absolut keine Mühe, alle dachten er sei blöd und die Lehrer rieten unseren Eltern ihn noch ein Jahr in die Vorschule zu schicken. Das war Bullshit, denn er konnte schon längst mehr Worte schreiben, als sie in seinem Alter verlangten und er konnte besser rechnen als die Gleichaltrigen. Ich war es, der ihm sagte, er müsse sich anstrengen. Er wollte nichts hören, war schon als Knirps so unsagbar stur und ich hab ihn nur durch eine Aussage dazu bekommen, sich die ganzen Jahre über zu bemühen.“ Itachi lies Daiki erzählen, auch wenn er nicht verstand, warum er das alles gerade bei ihm loswerden musste. „Ich hab ihm gesagt, je besser er ist, desto eher ist er fertig. Und ich hab Recht behalten. Er hat zwei Klassen übersprungen und sein Studium auch in Windeseile abgeschlossen. Und dann wollte er die Welt sehen und ich habe meinen kleinen Bruder das erste Mal verloren. Er war gerade neunzehn, wissen Sie und die Welt erschien mir zu groß für ihn. Vor allem, da er immer so schnell kränkelte. Sein Immunsystem war am Arsch. Schon immer.“ Itachi nickte. In Daikis Erzählungen war Sasukes Vater neunzehn. Mit zweiundzwanzig wurde er Vater, das hatte Itachi sich gemerkt. Jetzt wurde es also wirklich interessant. „Wir haben nur telefoniert und über Mails Kontakt gehalten. Und irgendwann kam dann eine Einladung zur Hochzeit. Ich war zunächst der einzige der hingehen wollte, aber ich konnte meine Eltern und auch Anko überreden. Wir waren enttäuscht und entsetzt, als wir sahen, dass die Zukünfte meines Bruders schwanger war, aber ich habe mich recht schnell mit dem Gedanken angefreundet Onkel zu werden.“ „Und dann irgendwann ist Sasuke geboren“, warf Itachi in den Raum. Daiki nickte. „Ja, und von Anfang an, war er der König in Kaines Leben. Das änderte sich nie. Wann immer Kaine, Ria und Sasuke uns in England besucht haben, war sie es, die außen vor war. Ich meine“, sagte Daiki, „ich will nicht sagen, dass Kaine Ria nicht geliebt hat. Das hat er aus vollstem Herzen. Es war auch nicht so, dass sie Ria nicht mit einbezogen haben. Es war etwas Tieferes, verstehen Sie?“ Itachi nickte, er verschränkte die Arme vor der Brust. Ria, Sasukes Mutter, die Frau, die ihr Kind durch die Hölle gehen ließ. Etwa, weil sie sich zuvor immer ausgeschlossen gefühlt hatte? War eine Mutter zu so etwas fähig? Itachi verstand es nicht, auch wenn er es vorgab und versuchte zu verstehen. „Wie war das Verhältnis zwischen Sasuke und seiner Mutter?“, hakte er nach und erntete ein Seufzen seitens des Älteren. „Schwierig, würde ich sagen“, meinte dieser. Es fiel Itachi schwer, zu glauben, dass dieser Mann, mit dem er sich nun so vernünftig unterhielt, gestern noch voll gesoffen an einem Küchentisch hat sitzen können. „Ria hat sich Mühe gegeben. Sie war ein gutes Mädchen. Sie war jung, als sie meinen Bruder heiratete, noch jünger als er. Gerade volljährig, glaube ich und wie ich rausgehört habe, stammt sie auch nicht aus den besten Familienverhältnissen. Sie hat sich immer schwer damit getan, Sasuke so zu lieben, wie Kaine es tat. Bedingungslos.“ Daiki blickte wieder auf die Pappschachtel, die mittlerweile auch Itachis Neugierde entfachte. Mit einem Ton, der in der Vergangenheit schwelgte, meinte Sasukes Onkel: „Mein kleiner Bruder war ein Mensch, der… - er war geradewegs, ungekünstelt, unverstellt und seine Handlungen waren kaum durchdacht. Ich kannte keinen der so war, wie er. Man musste ihn einfach lieben. Diesen Blödmann…“ Daiki stoppte. Seine Hand krallte sich an der Ecke des Holztisches fest. „Ich weiß nicht, ob Sie die Wahrheit hören wollten, Itachi.“ Der Mann schüttelte zu sich selbst den Kopf, merkte wahrscheinlich kaum, dass er Itachi mit Vornamen angeredet hatte und blickte ihn an. Daiki musste es sehen. Den Zweifel in Itachis Augen. Denn Itachi wusste nicht, ob er die Wahrheit hören wollte. Die Wahrheit die Daiki so sehr quälte. Er hatte eine Wahrheit auf sich genommen. Sasukes Wahrheit. Ob er auch die Daikis verkraften konnte, wusste er nicht. Die Wahrheit von Sasukes Vater. Und vielleicht auch Rias Wahrheit. Er wusste es nicht. Und er doch war es sein zweifelnder Blick, welcher Daiki dazu brachte, wieder zu seiner Vernunft – zu der inneren Ruhe, die er sich so mühsam aufgebaut hatte – zurückzufinden. „Wenn sie sie hören wollen, bleiben Sie“, sagte Daiki und legte die großen Hände übereinander gefaltet auf den Pappkarton, den er auf dem Tisch abgestellte hatte. „Wenn nicht, gehen Sie und kommen Sie nie wieder zurück. Wenn Sie’s nämlich nicht können, sollten Sie aus Sasukes Leben verschwinden. Dann kann er Sie nicht brauchen und ich…“, er stoppte kurz, atmete tief durch und meinte: „Und ich hab mich in Ihnen getäuscht.“ „Ich möchte es hören“, meinte Itachi schlicht und schluckte. Für Sasuke war er stark genug, sich einer solchen Wahrheit – was auch immer dahinter liegen mochte – zu stellen. Vielleicht, so klang es für Itachi, konnte Daiki dafür sorgen, dass der Kontakt zwischen ihm und Sasuke nicht abbrach und vielleicht hatte der Ältere Recht und Itachi musste vorher diesen Lebenstest bestehen; denn das war es in seinen Augen. Itachi spürte, dass dies keine Märchenstunde war, sondern von unheimlicher Bedeutung. „In Ordnung“, meinte Daiki und tippte unruhig auf den Deckel der Pappschachtel. „Was wissen Sie über die Todesursache meines Bruders?“ „Nichts“, antwortete Itachi wahrheitsgemäß. Daiki nickte und schwieg eine kurze Zeit lang. „Sasuke und Ria haben ihre Wahrheit. Sie wissen, dass Kaine auf der Landstraße einen Unfall mit zwei Lastwagen hatte. Was die beiden nicht wissen ist, das Kaine an diesem Tag sterben wollte. Von der Landstraße aus, waren es nur einige wenige Meter bis zu einer Klippe, die ins Meer hinaus ragte. Da wollte mein Bruder sterben.“ Itachis Augen weiteten sich. Sasukes Vater hatte Suizid begangen. Warum…? „Wie…?“, flüsterte Itachi entsetzt. Wie konnte… dieser Mann das tun, wenn er ein Kind hatte, das er bedingungslos liebte – das sein König war. Mit dem Tod dieses Mannes hatte Sasukes Leid begonnen. Ein Leid, das hätte verhindert werden können, stellte Itachi fest, wenn dieser… Mensch… sich nicht umgebracht hätte. „Er wollte immer nur das Beste für Sasuke“, sagte Daiki und blickte Itachi in die Augen, als wüsste er, dass dies seine Worte gewesen waren. Itachi fühlte sich plötzlich sehr nackt und verletzlich. Er senkte den Blick. „Wie konnte er das dann tun?“, fragte er leise. „Wie konnte er Sasuke das antun?“ „Er wollte ihn schützen“, antwortete der große Bruder. „Ihn und Ria. Hören Sie, Itachi. Mein Bruder hat das Leben geliebt. Er hat es nicht weggeschmissen. Er hat nur seine Frist nicht wahrgenommen. Mein Bruder hatte einen… Gehirntumor. Die verschiedensten Ärzte gaben ihm keinerlei Chancen. Ein halbes Jahr, höchstens und am Ende seines Lebens – so ehrlich waren sie mit ihm gewesen – würde er aussehen, wie eine lebende Leiche. Er konnte das seiner Familie nicht antun.“ „Ich…“, fing Itachi an und wollte sagen, dass er es nicht verstand. Er verstand es nicht. Aber er hielt den Mund und lies Daiki weiter seine Geschichte erzählen. „Die letzte Wahl seines Lebens war die, die Dauer seines Todes zu bestimmen. Er wollte kein halbes Jahr lang sterben. Und er wollte nicht dass seine Familie ihm ein halbes Jahr lang beim Sterben zusehen musste.“ Daiki schwieg, gab Itachi die Möglichkeit die Worte auf sich wirken zu lassen, bevor er sachlicher fortfuhr: „Dieses Jahr im Herbst sind es sechs Jahre her. Es waren Ferien, die ich und… meine Frau … bei Kaine verbrachten. Er ging wegen starken Kopfschmerzen zum Arzt und kam als veränderter Mann zurück. In der Nacht vor unserer Abreise erzählte er mir alles, gab mir einen Brief für Sasuke und bat mich um einige Dinge.“ Itachi blickte auf die Tischplatte. Er wusste nicht was er von diesem Mann halten sollte. Von Kaine Nakano. Aber lag es denn in seinem Ermessen über ihn zu urteilen? Zu sich selber schüttelte er den Kopf. Sasuke liebte ihn aus vollstem Herzen. Und Kaine, das glaubte Itachi, hatte sein Kind bedingungslos geliebt. „Itachi“, schallte die Stimme seines Gegenübers. „Sie können gehen, wenn sie das wollen. Er ließ mir damals nicht die Wahl. Ich lasse sie Ihnen. Es steht nicht in meinem Recht, etwas anderes zu tun; aber wenn Sie bleiben, werde ich einen Teil meiner Last auf ihre Schultern legen. Nicht um mich zu erleichtern, sondern für Sasuke.“ Itachi nickte schlicht; war zu nichts anderem in der Lage. Es war Daiki der den Deckel der Pappschachtel öffnete und Itachi zuschob, welcher einen Blick hinein warf. Ein weißer Umschlag, Fotos, von denen er nur die Rückseite sah, eine CD in durchsichtiger Hülle, ein kleines, aber dickes Büchlein und ein kleiner Schlüssel. Itachi schloss den Deckel und nahm die Schachtel an sich, während Daiki von seinem Bruder sprach; von Stunden, die er mit Kaine und seiner Familie verbrachte; von Szenen, an die er sich ewig erinnern würde und schlussendlich erzählte Daiki ihm seine eigene Geschichte – eine Geschichte voller vergangener Stunden des Glücks, schrecklichem Verlust, Selbstvorwürfen und einer Menge Alkohol. Und es war Daiki der ihn bat, all das Sasuke zu erzählen, weil er selbst es nicht konnte. Nie gekonnt hat und nie würde können. Doch er wusste – sie beide wussten es – Sasuke hatte die Wahrheit verdient. „Itachi“, wandte sich Daiki an den jungen Anwalt, kurz bevor sich sich nach etlichen Stunden erhoben – mittlerweile waren sie ohne weitere Absprachen zum kompletten Du übergegangen. „Ich weiß nicht ob mein Bruder wirklich an diesem Tag sterben wollte. Ob er es in diesem Moment noch wollte.“ Er atmete tief durch. „Die Behörden damals meinten, es sähe aus, als habe er wenden wollen. Vielleicht solltest du das Sasuke auch sagen.“ Daiki blickte an die gelblich verfärbte Decke des Diners und meinte mit vor der Brust verschränkten Armen: „Er wird dich brauchen und ich werde dafür sorgen, dass du da sein kannst.“ ~~ Vor der Tür des Nakano-Hauses hielt Daiki Itachi ein letztes Mal auf. Er blickte zunächst auf den Boden und dann in die Augen des jungen Anwalts. Es kostete den Mann einiges an Überwindung, doch bevor er den Schlüssel in das Schloss steckte, atmete er tief durch und wandte sich an Itachi. „Wir werden das Geld für die Klassenfahrt so schnell nicht aufbringen können und Sasuke braucht es diese Woche. Ich…“, er brachte es dennoch nicht fertig diesen Satz – die Bitte – auszusprechen. Peinlich genug war es, diese Dinge einzugestehen. Doch Itachi verstand. „Kein Problem“, sagte dieser schlicht, wollte Daiki nicht mit weiteren Worten in Verlegenheit bringen. Es war der Mann, der dankbar nickte, ehe er anfügte: „Nur geliehen. Ich zahl dir das ohne Frage zurück.“ „Okay“, stimmte der Schwarzhaarige zu, nickte und wartete, dass Daiki die Tür aufschloss. Itachi zögerte nur kurz, bevor er hinter dem Mann eintrat. Es brachte doch nichts. Sasuke brauchte ihn und Daiki würde das schon regeln. Darauf sollte er einfach mal vertrauen, entschied Itachi und betrat auch hinter Daiki die Küche, in der Frau Nakano saß und Kaffee trank. Ihr Blick legte sich abwertend auf den Uchiha. Sie wollte ihm wohl zeigen, dass er nicht willkommen war. „Wo ist Sasuke?“, überging Daiki da schon den Blick seiner eigenen Mutter und trat noch einen Schritt näher. „In seinem Zimmer. Und da möchte ich ihn solange haben, wie dieser Mann in unserem Hau ist.“ Sie nannte ihn also nicht mal mehr beim Namen, stellte der Uchiha fest und verschränkte die Arme vor der Brust. „Er wird nicht ohne Sasuke gehen.“ In Daikis Stimme schwang keinerlei Zweifel mit und doch war es seine Mutter, die gegen ihren Sohn sprach: „Du hast kein Recht zu entscheiden, ob er geht oder bleibt, Daiki. Das ist immer noch… das Haus deines Vaters und nicht deins.“ „Aha“, machte der, nickte und Itachi sah den verletzten Funken Stolz in Daikis Blick. Er verstand den Mann nun, nachdem er Daikis Geschichte kannte. Er hätte das alles auch nicht ertragen. All die Menschen zu verlieren, die man so gern hatte. „Dieser Mann ist nicht gut für Kaines Sohn.“ Daiki wollte ihr so vieles sagen. Er wollte seiner Mutter sagen, sie solle von Sasuke nicht immer als Kaines Sohn reden. Er war doch ein eigener Mensch mit eigenen Rechten, mit einem eigenen Willen, einem eigenen unverkennbaren Charakter. Und falls Emi ihn immerzu Kaines Sohn nennen wollte, dann war es ein Fremder der das Kind von Kaine besser kannte, als die Mutter die Kaine so sehr geliebt hatte. Dann gab es nur noch mehr, dass Emi sich selbst vorwerfen konnte. „Lassen wir ihn das doch selbst entscheiden“, schlug Daiki vor. Er fühlte sich gut, solange er helfen konnte. Heute brauchte er nicht den Alkohol, den ihn die letzten vier Jahre lang begleitet hatte. Morgen früh würde ein neuer Tag sein. Ein neuer Tag ohne seine Frau und ohne… ohne sein Baby. Und dann würde er wieder trinken, er wusste das. Aber er hatte auch schon gestern Abend gewusst, dass er heute gebraucht wurde. Das heute einer der wenigen Tage vergehen musste, an welchen er ohne Alkohol, der sein konnte, der er immerzu früher gewesen war. Der große Bruder an den Kaine sich immer gewannt hatte. „Sei nicht dumm, Daiki“, sagte die Oma, wirkte dennoch resigniert, als sie an ihrem Kaffee trank, „Er ist ein Kind. Er kann so was gar nicht entscheiden.“ „Sie wissen nichts von ihrem Enkel“, hörte Itachi sich sagen. „Sie haben keine Ahnung, wie erwachsen er sein musste.“ Die Augenbrauen der alten Frau zogen ich zusammen. Doch es schlug sich ein besorgter Ausdruck auf ihr Gesicht. „Was… meinen Sie?“ Er konnte doch jetzt nicht Sasukes Geschichte erzählen. Er konnte und wollte nicht. Aber er musste doch was tun… Doch dann dachte Itachi an seine Arbeit als Anwalt. Er hatte schon eine Menge Familien vertreten. Kaputte Familien und immer… „Wenn ein Elternteil stirbt, wenn die Eltern sich trennen, allgemein wenn einer Familie zerrüttelt wird, sind es immer die Kinder die leiden müssen. Sie wissen nicht, wie schnell Sasuke ohne seinen Vater erwachsen werden musste. Sie haben… keine Ahnung…“ „Geh ihn rufen, Daiki“, bat die Großmutter, unterbrach Itachi damit und konnte ihrem Sohn nur nachsehen, wie er die Küche verlies um seinen Neffen zu holen. Wenn es so sein sollte, dass Sasuke bei Itachi Uchiha sein wollte, sollte er die Tage, die dieser in London verbracht, doch bei ihm bleiben. Mehr wollte sie den beiden nicht zugestehen. Sie hatte schließlich das Sorgerecht. Sie musste sich um Sasuke kümmern. Sie schuldete ihrem toten Sohn das. Aber sie konnte sich das Gerede dieses Mannes nicht mehr mitanhören. Natürlich wusste sie, dass Sasuke sich nicht wie ein normaler Jugendlicher verhielt. Das er vielleicht wirklich, durch was auch immer nach Kaines Tod geschehen war, unheimlich schnell hatte erwachsen werden müssen. Sie wusste, dass sie Sasuke keine Hilfe war. Und doch war es gerade das, was sie so sehr peinigte, dass sie Anfing, diesen jungen Anwalt, der für ihren Enkel gesorgt hatte, abzulehnen. Nach wenigen Minuten, die die Nakano und Itachi schweigend in der Küche verbracht hatten, kam Daiki gefolgt von Sasuke zurück in den Raum. Sasuke sah schlecht aus, befand Itachi. Traurig wirkte er. Doch als sein Blick auf den älteren Uchiha fiel, schienen Sasukes Züge etwas weniger niedergeschlagen zu sein. Hoffnungsvoll vielleicht. Mit einem Blick bedeutete Itachi Sasuke näherzukommen und legte ihm, als es dann möglich war, locker eine Hand auf die Schulter. „Wir haben dich die ganze Zeit übergangen“, stellte Itachi fest. „Es ist an der Zeit, dass du sagst, was du möchtest, Sasuke.“ „Wie…?“, stockte Sasuke und blickte zu seiner Großmutter. Vor wenigen Stunden war sie doch noch dagegen gewesen, dass Itachi und er sich wiedersahen. Nicht umsonst hatte Sasuke seine Tränen so mühsam heruntergeschluckt, nur um in seinem Zimmer nachher, den Kopf in den Kissen vergraben, zu heulen wie ein kleines, blödes Baby. „Ich bleib noch paar Tage in London“, erklärte Itachi, wusste selbst nicht wie lange, aber das war auch im Moment recht unrelevant. „Du kannst entscheiden, ob du die Tage bei mir im Hotel verbringen möchtest. Na?“ Itachi gab Sasuke die nötige Zeit zu überlegen, weil er wusste, dass er den Jugendlichen damit überrannte. Sasuke war es nicht gewohnt, Dinge zu entscheiden. Und nun musste er sich indirekt für oder gegen seine Großeltern entscheiden. Das brauchte eben seine Zeit. Itachi verstand das. Er verstand auch, dass Sasuke sich dann an die Großmutter wandte und leise fragte: „Ist das… okay?“, ehe sein Blick zu Itachi ruckte und er somit, ohne wirklich seine Entscheidung zu nennen, sagte was er wollte. „Ja“, nickte die Großmutter, schluckte ihren Widerwillen hinunter. Sie wollte sich die Schmach nicht länger antun und schickte Sasuke mit kurzen Worten ein paar Sachen für die nächste Tage packen. Als der Junge hinaus war, wandte sie sich an Itachi. „Ich verlange, dass sie auf ihn aufpassen. Er wird die Schule besuchen, egal wie weit ihr Hotel entfernt ist und er wird jeden Tag anrufen. Das verlange ich von ihnen, Mr. Uchiha.“ „In Ordnung“, stimmte dieser zu. Das er auf Sasuke aufpassen würde und ihn zu Schule brachte, war ihm doch auch schon vorher klar gewesen. Und wenn sie eben jeden Tag ihren Enkel sprechen wollte, würde er das auch sicherstellen. ~~ Im Hotel stellte Sasuke seinen Rucksack und die kleine Reisetasche die er für die paar Tage mit Klamotten und Schulzeug gepackt hatte vorsichtig neben dem Sofa auf dem Boden und setzte sich. „Was möchtest du heute Abend essen?“, wandte Itachi sich an Sasuke und setze sich auf sein Bett, direkt dem Jungen gegenüber, ehe er sich nach unten zu seinen Schuhen beugte, um die Aufzubinden. Sasuke zuckte mit den Schultern, was Itachi nicht verwunderte. Hatte er eh nicht mit eier richtigen antwort gerechnet, weil er glaubte, Sasuke wusste gar nicht, welche Lokale es in der Innenstadt gab. Das einzige was er hier wohl zu tun hatte, war in die Schule zu gehen, glaubte er Uchiha. „Wir sind in der Londoner Innenstadt. Hier gibt es alles Mögliche. Einen Italiener, einen Franzosen, Chinesen, Inder, sogar ein deutsches Restaurant gibt es hier.“ „Woher… kennst du dich so gut hier aus?“, traute Sasuke sich zu fragen und beugte sich auch hinunter um die Chucks aufzubinden und im Anschluss zu seiner Reisetasche zu stellen. „Hab ich dir nicht erzählt, dass ich ein paar Jahre in einem Internat hier war? Hab ich bestimmt. Nun, es ist ganz hier in der Nähe.“ Sasuke nickte. Doch Itachi hatte das mal erwähnt, aber er hatte es vergessen, nicht mehr dran gedacht. Er verschränkte die Hände im Schoß und blickte auf dem Boden. Er hasste es so unsicher zu sein. Er wusste mittlerweile, dass Itachi wirklich was an ihm lag, dass er ihm nicht lästig wurde, doch jetzt gab Itachi doch irgendwie schon wieder Geld für ihn aus, indem er das Hotelzimmer zahlte. Wenigstens, dachte Sasuke bei sich, hatte er, zu Anfang der Woche, Taschengeld von seinen Großeltern bekommen, von dem er sich das Abendessen selbst bezahlen würde können. „Was hältst du von ganz einfacher Pizza oder Nudeln vom Italiener und morgen nach der Schule gehen wir in das deutsche Restaurant?“ „Ja“, stimmte Sasuke nur zu. Was gab es da auch zu widersprechen. Itachi wusste schon, was gut war. „Magst du vorher noch duschen oder so?“, fragte der Uchiha nach einer kurzen Weile. Doch Sasuke schüttelte den Kopf. Er biss sich auf die Lippe und meinte unsicher: „Ich muss noch Mathe lernen.“ Fragend zog Itachi eine Augenbraue in die Höhe, grinste dann aber. „Ihr schreibe eine Klausur? Morgen?“ Sasuke nickte nur, wollte zu einer Erklärung ansetzen, warum er auf den letzten Drücker noch lernen musste. Aber so war es ja gar nicht. Er hatte auch schon die letzten Tage wie ein Verrückter gelernt. Er verstand die Aufgaben teilweise überhaupt nicht und er fürchtete sich vor einer schlechten Note, die seinen Abschluss gefährden könnte. Und den wollte er kriegen, um einen Job zu bekommen, der nicht das Allerletzte war. „Und früher lernen war absolut ausgeschlossen?“, feixte Itachi, fürchtete aber sich damit zu weit rauszulehnen und Sasuke das Gefühl zu geben, er wäre genervt oder so was in der Art. „Ich… ich hab gelernt“, murmelte Sasuke, spürte die Unsicherheit, blickte Itachi dann doch an: „Aber es ist… es ist alles schwierig, weil… ich hab… ein ganzes Schuljahr verpasst und…“ Im Grunde waren das alles Rechtfertigungen, stellte Sasuke fest und hielt lieber den Mund. Itachi war Jurastudent. Die Mathematiksorgen eines Fünfzehnjährigen mussten für ihn Mumpitz sein. Und dennoch war es Itachi, der sich an Sasukes Reisetasche zu schaffen machte. Er zog das Mathebuch und einen Collegeblock heraus. Beides legte er neben Sasuke auf die Couch und schmiss ihm dann die Federmappe zu. „Na, dann machen wir uns mal an die Arbeit, was?“ Mit den Worten hockte Itachi sich neben den Jungen auf das Sofa. Er lies sich die Aufgaben zeigen und einige von Sasuke vorrechnen, wobei ihm kleine Flüchtigkeitsfehler auffielen, die Sasuke scheinbar aus Unsicherheit machte, denn wann immer ein Fehler kam, war es meistens so, dass Sasuke die richtige Lösung schon da stehen hatte, nur aus Zweifel an sich selbst, wieder wegradierte. Aus dem Grund packte Itachi sich dann den Stift, rechnete Sasuke eine Aufgabe vor und erklärte sie genau. Mathematik war im Grunde immer eines seiner besten Fächer gewesen, während er mit so Humbug wie Kunst, Textil und Religion immer seine Schwierigkeiten gehabt hatte. Kochen und Musik hingegen, die im Grunde genauso Humbug waren wie die anderen drei, hatten ihm dagegen besser gelegen. Ob Sasuke wohl Lieblingsfächer hatte? Itachi entschloss sich nach dem Mathelernen, beim Abendessen, wie er Erwachsene zu verhalten, der er war und Sasuke mal ein bisschen nach der Schule auszufragen. Doch zunächst musste er die Logik der Zahlen und Formeln in den klugen Schädel des Jungen bekommen, damit dieser morgen so sicher wie nur irgendwie möglich, in die Klassenarbeit gehen konnte. Denn Sicherheit war das, was Sasuke in seinem Leben brauchte, um sich selbst wieder mehr wert zu sein. Itachi beschloss, ihm dabei als Freund und Vertrauert zur Seite zu stehen. Gleichzeitig wurde ihm klar, dass er derjenige sein musste, der Sasuke die Wahrheit über seinen Vater, über Kaine Nakano, erzählen musste. Aber auch hier beschloss der junge Anwalt leichthin, dass er dazu bereit war. Es blieb ihm ja gar nichts anderes übrig, denn Sasuke war ihm wichtig. Sasuke war sein Freund. ~~ Sie lernten bis zum Abend. Und als sie dann endlich los zu Italiener wollten, klingelte Itachis Handy. Das war ja auch überfällig gewesen. Seufzend, damit rechnend, dass es Shizune war, hob er ab ohne auf die Nummer zu blicken und erschrak, als es die Stimme seines Vaters war, die sich meldete. „In London“, sagte dieser nur. „Ja.“ „Im Normalfall würde ich dir sagen, wie dämlich du eigentlich bist. Im Anbertacht der Dinge jedoch…“ der Vater stoppte kurz, „Nun, Itachi, ich brauche deine Hilfe.“ „Ich verstehe nicht“, gab der junge Uchiha zu, lauschte jedoch den Worten seines alten Herrn. „Es ist praktisch dass du drüben bist. Die Sciuttis haben sich gemeldet. Sie brauchen Hilfe bei einem ihrer Fälle. Ein ganz großer Fisch.“ „Worum geht’s?“, fragte Itachi leichthin. Zusammenarbeit mit der italienischen Kanzlei in London war immer wieder angenehm gewesen. „Die Kurzfassung Itachi, für mehr ist keine Zeit. Du musst heute noch in die Kanzlei. Banküberfälle in ganz Großbritannien und Irland innerhalb der letzen fünf Jahre. Die Täter sind geschnappt und die Sciuttis wurden ihnen als Anwälte zugewiesen, aber die wollten auch irische Vertreter und so kamen wir, vorgeschlagen vom lieben Francesco, ins Spiel. Wie du weißt hab ich momentan keine Zeit um rüberzureisen. Und die anderen“ – damit meine er ein paar junge Anwälte, frisch von der Uni, die in der Kanzlei in Irland beschäftigt waren – „möchte ich nicht dahinschicken. Du weißt schon, mach du das Itachi, alles klar?“ Überrumpelt bejahte der junge Anwalt, hörte sich ein paar Floskeln seines Vaters an, ehe die beiden auflegten und er aufseufzte. „Das wird wohl nichts mit dem Essen gehen“, wandte er sich an Sasuke. „Ich muss zur Kanzlei von… befreundeten Anwälten. Mein Vater schickt mich.“ Sasuke nickte nur. Was sollte er auch sagen. So schlimm war das nicht. Er könnte einfach hier bleiben und Mathe lernen. Oder Itachi brachte ihn wieder heim. Der hatte ja wahrscheinlich während seinem Aufenthalt in London genug zu tun. Musste sich ja um einen wichtigen Fall drehen, schloss Sasuke, wenn der Vater ihn noch so spät in einer Londoner Kanzlei zitierte. Itachi schien stumm zu überlegen, während er seinen Mantel zuknöpfte. Doch dann wandte er sich an Sasuke und sagte leichthin: „Komm mit.“ „Ich…“, machte der Junge nur unsicher. Er kannte die Anwälte doch gar nicht und, Himmel, das war Itachis Job. Er konnte doch nicht schon wieder einfach mit in irgendeine Kanzlei kommen. Das war doch nicht richtig. Doch Itachi bestand auf seinen Standpunkt, schmiss Sasuke die Jacke zu und als dieser fertig angezogen war, gingen sie zum Mietwagen, den Itachi vorm Hotel geparkt hatte und fuhren durch die Innenstadt, bis sie an ein Parkhaus gelangten in dem Itachi den Wagen abstellte. Mit Sasuke im Schlepptau, eilte er zu einem Bürokomplex, den sie betraten. Er betätigte den Aufzug, klingelte dann vor der großen Flügeltür und als diese sich öffnete, begrüßte ihn auch schon der alte Francesco Sciutti. Er grüßte auch Sasuke, lies sich von Itachi kurz erklären, warum der Junge hier war – Kurzfassung natürlich, Freund der Familie, kümmerte sich für ein paar Tage um ihn – und folgte dem alten Anwalt dann in eines der Büros, das ebenso wie der Rest der Kanzlei sehr edel und durchaus mit italienischen Charme eingerichtet war. Um einen Tisch herum saßen schon die anderen beiden Anwälte der Kanzlei – ganz ein Familienunternehmen, noch mehr als die Kanzlei der Uchihas. Alfonso, Francescos Sohn, der selbst schon weit über die Vierzig war, schüttelte Itachi und Sasuke die Hand, bat die beiden, Platz zu nehmen und goss ihnen Wasser in bereit stehende Gläser. „Aw, und der gute Itachi hat sich Verstärkung mitgebracht, huh?“, frotzelte Alessio Sciutti. Seine dunklen Haare, waren wie Itachis zu einem Zopf gebunden, doch das Grinsen in dessen Gesicht war frech und voller Leben. „Nein, Verstärkung bräuchte ich, wenn es mehr von deiner Sorte gäbe“, stichelte Itachi und entlockte dem jungen Anwalt, Sohn von Alfonso, ein noch breiteres Grinsen und ein extra theatralisches Seufzen. „Fies und gehässig wie eh und je. Was habe ich auch gehofft, endlich würdest du grinsend durch die Gegend laufen.“ Nun, da kannte Sasuke wohl andere Seiten an dem Uchiha. Fies und gehässig, war dieser ihm noch nie vorgekommen. Niemals. In seiner Gegenwart lächelte Itachi oft, er lächelte ihm Mut zu oder so. Aber auf jeden Fall war Itachi immer mächtig nett. „Was macht der Kleine dann sonst hier?“, sprach Alessio weiter, hatte diesen typisch italienischsonnigen Akzent. „Keine große Sache“, tat Itachi das ab, so als hätte er nie etwas Besonderes für Sasuke getan, obwohl es so sehr an ihm gelegen hatte, dass es dem Jungen jetzt besser ging. „Solange ich in London bin, kümmere ich mich einfach ein bisschen um ihn. Freund der Familie, du weißt schon.“ „Du kümmerst dich um jemanden? Wie kommt’s Itachi? Schmeiß mein Weltbild nicht über den Kopf!“ „Jungs, Jungs“, wandte sich der alte Francesco lachend ein. „Wir haben zu arbeiten.“ „Schon klar, Nonno“, lachte Alessio und grinste seinen Großvater beschwichtigend an. Es wunderte Sasuke dennoch, wie leicht die spaßenden jungen Männer und die beiden älteren Herren in geschäftliche Gespräche verfielen. Und es wunderte ihn auch, dass er verstand worüber die vier redeten. Und es interessierte ihn. Wirklich, deswegen hörte er gespannt zu, auch wenn das vielleicht unhöflich war. Die Vier sprachen über ihre Klienten, eine Gruppe Bankräuber, dessen Kopf wohl ein ganz kluger Fuchs war, sodass es der Gruppe solange gelungen war, ihr Verschulden verdeckt zu halten, obwohl die Meldung solcher Überfälle immer schon am nächste Tag in den Zeitungen gestanden hatte. Geschlagene zwei Stunden lang, sprachen die Sciuttos und Itachi über ihren gemeinsamen Fall, dessen Gerichtsverhandlung schon Ende der Woche anstand. Gemeinsam gingen die fünf hinunter und zum Parkhaus, wo Fransesco und Alfonso jeweils in ihre italienischen Markenautos stiegen und davon fuhren, während Itachi und Alessio einander weiterhin foppten. „Was hältst du davon, noch was trinken zu gehen?“, fragte der junge Anwalt dann. Itachi blickte zu Sasuke, zeigte Alessio das erste Mal, wie besorgt er um jemanden sein konnte, indem er den Jungen, der die ganze Zeit über brav geschwiegen hatte, fragte: „Na, hast du Lust oder willst du zurück ins Hotel?“ „Ist… schon okay“, antwortete Sasuke zögerlich, bemerkte Itachis vorsichtiges Nicken. Sie stiegen ins Auto, während Alessio, immer noch geplättet von Itachis Sorge, die mehr war, als er je vom Uchiha gesehen hatte, plapperte: „Wer bist du und was hast du mit Itachi gemacht?“ Doch als er keine Antwort erhielt, wandte Alessio sich zur Rückbank, auf der Sasuke saß und verschüchtert aufblickte. „Nein“, sagte der italienische Anwalt dann, grinste wieder und fragte: „Was hast du mit Itachi gemacht?“ „Ich…“, murmelte Sasuke und zuckte nur mit den Schultern. Was sollte er schon gemacht haben. Nichts. Itachi war von Anfang an so nett und besorgt um ihn gewesen. Er kannte Itachi gar nicht anders. „Komm schon, Itachi ist ein Arschloch. Hast du ihn verhext oder was?“ „Lass ihn, Alessio“, sagte Itachi mit Nachdruck, überging es, als Arschloch betitelt zu werden, und wandte sich ebenfalls Sasuke zu. „Übersieh’ den Spinner“, sagte er und zwinkerte ihm zu. Hoffte Sasuke verstand, was er ihm sagen wollte, ohne wirklich etwas zu sagen. Das Alessio wirklich nur ein lustiger, gutmütiger Spinner war. Und das Sasuke rein gar nichts zu befürchten hatte. Selbst dann nicht, wenn sie gleich ein paar Drinks genehmigten. Itachi würde sich eh zurückhalten. Höchstens einen oder zwei trinken. Er konnte es sich nicht leisten betrunken zu sein. Sie stellten Itachis Wagen vor dem Hotel ab, gingen den Weg zum Lokal zu Fuß und suchten sich einen geeigneten Platz. Es war Alessio, der die meiste Zeit plapperte. Aber es war auch Alessio, der schon nach dem ersten Drink aufs Klo verschwand, was Itachi ein Lachen entlockte, ehe er sich an Sasuke wandte. Er sollte wohl mal aufklären, was für ein komisches Verhältnis zwischen ihm und dem jungen Italiener war. „Weißt du“, sagte der Uchiha, „unsere Familien sind seit Generationen eng. Mein Großvater und Francesco teilten sich ein großes Zimmer auf der Uni in London. Und selbst als mein Großvater zurück nach Irland ging, blieben sie in Kontakt, bekamen im selben Jahr einen Sohn und trafen sich beinahe jedes Jahr im Sommer um in Italien Urlaub zu machen. Na ja, und ich und Alessio sind dann auch im selben Jahr geboren. Unsere Väter führten die Tradition fort. Wir trafen uns jedes Jahr im Sommer und verbrachten Weihnachten manchmal zusammen. Oder andere Feiertage, du weißt schon. Wenn einer rief, dann kam der andere. So ist das zwischen unseren Familien und Alessio und ich konnten gar nicht anders, als Freunde werden.“ „Wow“, hörten sie eine Stimme hinter Itachi und Sasuke sah das Grinsen des Italieners, der in der Kürze der Zeit wieder von der Toilette gekommen war. „Itachi redet. Und Itachi redet viel. Verdammt, was hast du mit Itachi gemacht? Ehrlich jetzt!“ Es war dieses -Ehrlich jetzt!- was Sasuke an Naruto erinnerte. An seinen… Kumpel. Er hätte anrufen sollen. Und er wusste nicht mal genau, warum er es nicht getan hatte. Naruto hatte sich immerzu so bemüht, hatte Fragen gestellt. Sogar seine Eltern hatten Fragen gestellt und er hätte nur einmal ehrlich sein müssen… oder jetzt: einfach mal die Nummer wählen. Aber irgendwie konnte er nicht. Er fürchtete vielleicht Naruto alles erzählen zu müssen. Aber hatte der Blondschopf, der immer -Ehrlich jetzt!- gesagt hatte nicht wenigstens einen Anruf verdient, wenn er ihn denn jetzt immer noch wollte. Sasuke entschloss sich, in den nächsten Tagen mal anzurufen. Ansonsten würde ihm das nie Ruhe lassen, wenn er sich jetzt schon von den Wort eines Fremden so an seinen ehemaligen Freund erinnern lies. „Erde an Sasuke“, hörte er wieder Alessios Stimme, der einen zweiten Drink hinunter kippte, als wäre das gar nichts. „Thema Itachi, sag schon, wann hast du ihn kennen gelernt?“ „Ähm… vor“, Sasuke warf einen hilfesuchenden Blick bei Itachi. Sollte er die Wahrheit sagen? Schließlich hatte Itachi gelogen, als er ihn vorgestellt hatte. Denn ein Freund der Familie war er doch nicht, oder? Jedenfalls nicht so wie die italienischen Anwälte Freunde der Familie waren. „Vor Weihnachten. Ist noch nicht all zu lange her.“ „Und wie?“, fragte der neugierige Anwalt nach. „Ist doch egal, Alessio“, meinte Itachi, als er den Blick Sasukes bemerkte, der so unsicher war. Der Junge nippte an seinem Wasser – Cola hatte er nicht gemocht, woraufhin Alessio reichlich irritiert gewesen war – und schaute auf den Tisch. Ihm schoss durch den Kopf, dass Itachi kein Arschloch war, auch wenn Alessio das glaubte. Und auch wenn Itachi das selbst, vor wenigen Wochen noch geglaubt hatte. Zur Zeit ihres Deals, als Itachi fest davon überzeugt gewesen war, dass er sich selbst und Sasuke beweisen müsste, dass er kein Arschloch war. „Er hat mir… geholfen“, sagte Sasuke deswegen leise und blickte in Alessios Gesicht. „Itachi hat dir geholfen?“, fragte der Anwalt verwundert und rief lachend aber von seinen Worten überzeugt aus: „Niemals!“ „Vergiss nicht, dass ich dir auch grad helfe, Stronzo!“, verpasste Itachi den Seitenhieb und brachte den verdutzten Alessio zum Lachen. „Ach ich bin also ein Scheißkerl, huh?“, meinte der. „Doch nicht solche Worte vor Kindern, Itachi.“ Der Uchiha verdrehte die Auge und zauberte damit sogar Sasuke ein leichtes Grinsen auf die Lippen. Bei diesem Italiener war Itachi irgendwie anders. Er war lockerer, benahm sich auch mal forsch oder so, irgendwie in die Richtung jedenfalls, aber all das ohne wirklich fies zu sein. Irgendwie mochte Sasuke sogar den Itachi. Weil der nicht die ganze Zeit darüber nachdachte, wie er Sasukes Leben leichter machen konnte. Klar, fühlte es sich gut an, so umsorgt zu werden, aber so, in solchen Momente und obwohl Itachi und Alessio Alkohol tranken und sich gegenseitig foppten, konnte er seine Vergangenheit ein wenig vergessen. „Das einzige Kind hier bist du, Alessio!“, tat Itachi das ab und grinste Sasuke ebenfalls zu. Es war still zwischen ihnen. Nur kurz, weil Alessio ein bisschen schmollte, aber das verging schnell und er erzählte von hübschen Mädchen auf in teuren Restaurants und seinem Urlaub in der Karibik mit noch hübscheren Mädchen auf noch teureren Jachten, was Itachi abermals dazu brachte die Augen zu verdrehen. Alessio war ein ewiger Weiberheld. „Und wie läuft’s bei dir, Itachi. Bei dir und den Frauen? Oder hast du einen Freund im Moment?“ hängte Alessio an, der immer vergaß, dass Itachi bi war. Itachi blickte zu Sasuke. Wusste nicht, ob er das mit Shizune erzählen sollte, aber er konnte doch seine Freundin – seine feste Freundin, die wirklich glaubte eine Familie mit ihm gründen zu können – nicht verleugnen. Oder? „Ich treff’ mich hin und wieder mit einer“, sagte Itachi daher ausweichend, noch ehe er ausführlich über seine Worte hatte nachdenken könne, und fügte, ohne weitere Gedanken an: „Keine große Sache.“ Die Beziehungsgespräche waren also beendet, super Sache. Aber Alessio hatte noch genug zu erzählen. Aus den geplanten zwei Drinks, die Itachi sich hatte genehmigen wollen, wurden glatt vier, aber er achtete darauf, wirklich nicht betrunken zu sein. Und aus ihrem geplant kurzen Besuch im Lokal, wurde ein langer Abend, an dem sie kurz vor Küchenschluss noch was zu essen bestellten, als Itachi nicht nur sein eigenes Magenknurren, sondern auch das viel leiserer von Sasuke vernahm, der die meiste Zeit still da saß und an seinem zweiten Wasser nippte. Sie aßen, Alessio erzählte noch mehr, erzählte seinem Freund, den er so lange schon nicht mehr gesprochen hatte – seit November nicht mehr, als die Sciuttos Familie Uchiha in Irland besucht hatten. Der nächste Tag war schon angebrochen, die Kirchenuhr ganz in der Nähe hatte vor knapp zehn Minuten zwölf Uhr geschlagen, als die Drei – Alessio mit einem guten Schwips – draußen vor dem Lokal standen. Itachi entschied noch mit seinem Kumpel auf das gerufene Taxi zu warten, doch als der Italiener einstieg, gingen auch er und Sasuke langsam los zum Hotel. Itachi war in Gedanken. Er dachte an die Dinge die Alessio immerzu Sasuke gefragt hatte. Was er nur mit Itachi angestellt hatte. Nun, im Grunde wusste Itachi das selbst nicht. Er hatte sich einfach vom ersten Moment an, um Sasuke kümmern müssen. Er hatte gar keine andere Wahl gehabt. Da gab es gar nichts anderes. Er hatte es nicht mal anders gewollt. Hatte aber gleichzeitig auch nicht gewusst, wie anders er selber geworden war. Und doch hatte er in kurzen Momenten immer wieder gemerkt, oh, das hier, das hier gerade, das verändert mich. „Tut mir Leid, Sasuke“, wandte Itachi sich nach wenigen Minuten, in denen sie beinahe die Hälfte des Weges schweigend zurückgelegt hatten, an den Jungen. „Wie…?“, machte der Jugendliche und lies seine vom Weg kalten Hände in die Hosentasche gleiten. „Du hast morgen Schule und… ich hab dich so spät mitgeschleppt.“ „Ist… schon okay“, murmelte Sasuke, wollte nicht, dass Itachi sich selbst Vorwürfe machte oder so was. Er hatte einfach nur einen lustigen Abend mit seinem alten Kumpel verbringen wollen. Und selbst wenn Sasuke am nächsten Morgen früher als sonst raus musste, da das Hotel etwas weiter von der Schule weg war, als das Haus seiner Großeltern, war das schon okay. Wenn er gleich sofort schlafen ging, hatte er noch fast sechs Stunden Schlaf. War also völlig in Ordnung. „Du schreibst morgen deine Matheklausur und…“, Itachi sprach nicht weiter, blickte auf den Boden und hatte urplötzlich ein schlechtes Gewissen. „Wird schon…. Wird schon werden“, meinte Sasuke jedoch und zuckte mit den Schultern ehe er hochblickte. „Wir haben schließlich… vorher noch gelernt.“ „Stimmt schon“, meinte Itachi und blickte nach vorne. Der Wind wühlte ein paar Blätter auf, die auf dem Asphalt lagen. „Du bist ein kluger Kerl, du kriegst das schon hin. Keine Frage“, machte Itachi Sasuke dann Mut. Denn das brauchte Sasuke. Jemand, der was von ihm hielt. Glaubte, dass er es drauf hatte. Und jemand, der ihm das auch ins Gesicht sagte. „Ich mach mir da absolut keine Sorgen“, nickte Itachi. Sein Blick folgte dem Blatt, bis es vom Wind um die Ecke geweht wurde. Dann blickte er Sasuke an. Ja, alles würde schon werden. Auch die Sache mit der Wahrheit – Kaines Wahrheit – die nun auf Itachis Schultern lastete. Eine Wahrheit, die an die Oberfläche getrieben war, wie eine Wasserleiche. Oder eben wie ein Blatt im Wind um die Ecke geweht wurde. to be continued by Jess- Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)