im Mondschein von Kitschiii ================================================================================ Kapitel 1: im Mondschein ------------------------ im Mondschein Ich liebe an der Weihnachtszeit besonders, wenn alles so wundervoll geschmückt ist. Alles leuchtet und vermittelt ein Gefühl der Wärme, Geborgenheit und des Glücks. Die Geschäfte strahlen um die Wette, in der Luft hängt der Duft von Lebkuchen, Glühwein, Tannennadeln und was sonst noch so alles zum winterlichen Fest dazugehört… dachte das braunhaarige Mädchen. Verträumt läuft Kira durch die, wegen der Weihnachtszeit, überfüllten Straßen in der Innenstadt. Sie war mit total vielen schweren Tüten beladen. Dennoch gelang es ihr verträumt durch das Gedränge zu marschieren. Sie ließ sich einfach von der Menge treiben. Überall lag schon eine Menge Schnee, wodurch auch selbstverständlich war, dass es verdammt kalt draußen sein musste. Somit waren alle Menschen in ihre dicken Wintermäntel eingemummelt. Kira liebte diese Stimmung. Deswegen war sie auch nicht so genervt wie die meisten anderen Menschen, die in diesem Gedränge ihre Weihnachtseinkäufe erledigen mussten. Jedes Jahr machte es Kira so: Sie ging in die Stadt. Ließ sich einfach mit der Masse tragen und wenn ihr ein Laden dann interessant erschien, betrat sie ihn und kaufte dort das, was sie vermutete, was den anderen gefallen könnte. Ihre Freunde und ihre Familie konnten das nicht verstehen, dennoch bewunderten sie sie dafür. Nicht nur dass ihre Geschenke auch immer absolut einzigartig waren sondern auch wie sie das tagelang machte, bis sie genau das gefunden hatte, was ihr vorschwebte. Langweilig wurde das nie. Gerade als Kira in Gedanken nochmal durchging, was sie nun noch alles bräuchte stieß sie mit jemanden zusammen und fiel rücklings zu Boden. Die andern Fußgänger bemerkten das zwar, gingen jedoch genervt weiter. Kiras ganze Tüten waren am Boden verstreut. Sie war sauer. Sauer auf sich, weil sie nicht besser aufgepasst hatte und sauer auf die anderen Stadtbesucher. Was konnte sie denn bitte dafür, dass sie angerempelt wurde? Und deswegen umfiel? Wie kann man ihr daraus einen Vorwurf machen. Außerdem war der Boden durch den Schnee sowieso schon rutschig. Da ist es doch vollkommen selbstverständlich, dass früher oder später jemand darauf ausrutschen würde. Kira war auf ihrem Hintern gelandet. „Au…“, entfuhr es ihr. Sie rappelte sich auf und klopfte sich ihren schwarzen Mantel und ihren blau-karierten Schuluniformrock ab. Verdammt! Das tat echt weh! Wird bestimmt ein blauer Fleck! „Sorry. Alles ok?“, wurde sie gefragt. Erst jetzt sah sie sich ihr Gegenüber an. Es war ein Junge. Nicht nur irgendeiner. Er war unglaublich hübsch. Hatte blaue Augen, blonde mittellange Haare, ein schönes Gesicht und war groß. Außerdem trug er eine schwarze Mütze, eine schwarze Jacke und normale Klamotten. Also keine Schuluniform. Kira schätzte ihn auf ungefähr ihr Alter. Vielleicht ein oder zwei Jahre älter. Deswegen hätte er doch auch eine Schuluniform tragen müssen. „Äh… ja… denke schon…“, antwortete sie zögerlich, „Tut mir leid. Ich hätte besser aufpassen müssen.“ Entschuldigte sie sich bei dem Jungen. Er sah sie noch immer an. Ihr war das unangenehm, darum wand sie als erste den Blick ab und sammelte ihre neu erworbenen Gegenstände mitsamt ihren Tüten wieder auf. War er auch umgefallen?, fragte sich das 15-jährige Mädchen, Wahrscheinlich eher nicht. Er sieht so aus, als wäre er… ja... als wäre er so ziemlich… perfekt… Dieser Gedanke vermittelte ihr ein Minderwertigkeitsgefühl. Wahrscheinlich wird er gar nicht mehr dastehen wenn ich mich umdrehe… Oh je… was denk ich denn da nur?! Ich sollte aufhören mich immer überall festzubeißen… Nachdem sie ihre letzte Plastiktüte aufgehoben hatte, raffte sie all ihren Mut zusammen und drehte sich um. Mit der Erwartung ihn dort nicht mehr stehen zu sehen. Doch nichts da. Da stand er. So wie er dort stand, bevor sie ihren Blick von ihm abgewandt hatte. Sie starrte ihn an. Gespannt, was wohl als nächstes passieren würde. Gerade als er ansetzte, um etwas zu sagen klingelte sein Handy. Diese Melodie brannte sich sofort in Kiras Unterbewusstsein ein. Er wartete einige Sekunden. Gedanklich schien er abzuwägen ob er rangehen sollte oder nicht. Kira nahm ihm diese Entscheidung ab, indem sie ganz ehrlich fragt: „Willst du denn nicht rangehen? Es könnte wichtig sein…“ „Ähm… ja klar… sorry…“, dann holte er es aus seiner Tasche. Kira hob zum Abschied nur stumm die Hand, dann ging sie weiter und lies ihn zurück. Ohne nach seinem Namen gefragt zu haben. Oder sonst irgendwas über ihm herausgefunden zu haben. Sie seufzte. Seine Augen weiteten sich, als sie einfach ging. Genervt ging er ans Telefon. Die Glocken läuteten. „Was?! Schon so spät?“, erschrocken über die Uhrzeit machte sich das zierliche Mädchen auf den Nachhauseweg. Zuhause angekommen, steckte sie ihren Schlüssel in das Türschloss, sperrte die Tür auf, ging hinein und stellte ihre Einkaufstüten im Flur vor der Kommode ab. „Ich bin wieder da!“, rief sie so, damit alle wussten dass Kira soeben nach Hause kam. Langsam entledigte sie sich dann ihrer Straßenklamotten. Ihre Jacke hing sie an ihren Haken, ihre Stiefel stellte sie an ihren Platz zurück, ebenso die Handschuhe, den Schal und ihre weiche Mütze. Sie war nicht gerne so eingepackt, aber es hielt warm. Darum machte sie dieses ganze Theater beim An- und Ausziehen jedes Mal mit. Sie warf einen kurzen Blick in den Spiegel und richtete ihre Haare ein wenig, bevor sie in die Küche ging um dort auf ihre Mutter zu treffen. „Hallo Schätzchen. Du bist wieder da? War´s schön in der Stadt? Wie war’s in der Schule?“, wurde sie freundlich von ihrer Mutter begrüßt. Kira nahm sie in den Arm, bevor sie auf ihre Fragen antwortete: „Hallo Mama. Ja bin ich. In der Schule war’s auch ganz ok. Und ich hab jetzt schon fast alle Geschenke zusammen. Es fehlen nur noch Kleinigkeiten. Kann ich dir noch irgendwas helfen?“ Sie lächelte. „Du musst doch nicht immer so viel helfen. Amüsiere dich doch mal ein wenig. Triff dich mit Freunden. Genieße dein Leben.“ „Ach das mach ich doch. Ich trag schnell meine Sachen hoch in mein Zimmer, zieh mich um und dann komm ich runter und helfe dir beim Essen.“ Damit war sie auch schon durch die Türe verschwunden. Mitsamt ihren Taschen spurtete sie die Treppe hoch und stellte sie ihn ihrem Zimmer vor ihrem Bett ab. Dann ging sie in, die ihr gegenüberliegenden Zimmer, um dort ihre zwei älteren Brüder zu begrüßen. Sie saßen beide vor dem Fernseher und spielten irgendein Spiel. „Wie geht´s euch?“, fragte sie Kira mit einem neutralen Lächeln. Sofort wurde auf das Spiel auf Pause gestellt und sie umarmten ihre kleine Schwester zeternd, wer zuerst und länger sie umarmen durfte. Und natürlich wer sie am meisten vermisst hatte. „Jungs! Und ihr wollt die ‚Großen‘ sein.“, neckte sie ihre zwei und drei Jahre älteren Geschwister, „Ich bin unten und helfe Mama beim Essen. Wir sehen uns dann.“ „Spielst du später noch ein wenig mit uns? Du verbringst so wenig Zeit mit uns!“, meckerten sie schmollend. Lachend verließ sie wieder das Zimmer und ging in ihr Eigenes um sich dort umzuziehen. Sie stand vor ihrem Kleiderschrank und warf einen karierten roten Rock und einen schwarzen Pulli auf ihr Bett während sie rief: „Jungs?!“ Es dauerte keine Minute, da steckten sie beide neugierig die Köpfe zur Tür rein: „Ja?“, ertönte es einstimmig. „Hattet ihr nicht noch heute Morgen erzählt, dass ihr heute Freunde einladet? Übers Wochenende? Heut ist doch Freitag?!“, fragend sah sie die zwei an. „Stimmt. Heute ist Freitag. Die müssten jetzt dann jeden Moment hier auftauchen. Hätt ich fast vergessen…“, verkündete Hibaro, der älteste. „Zum Abendessen. Es kommen ungefähr 5 glaube ich…“, ergänzte Misato Hibaro. „Sie bleiben bis Montag. Also gehen mit von hier aus in die Schule und dann weiter heim.“, machte wieder Hibaro weiter. „Kochst du heute wieder mit?“, platzte Misato rein. Kira brauchte erst einen Moment um alle Informationen aus dem Durcheinander herauszuhören. Dann antwortete sie mit einem Lächeln: „Ach so. Natürlich.“ Die Jungs freuten sich, doch Hibaros Blick fiel auf das Bett seiner kleinen Schwester und er verstand dass sie sich eigentlich umziehen wollte. „Komm Misato, lassen wir Kira mal ein paar Augenblicke für sich.“ Misato verstand nicht ganz warum sie wieder gehen sollten, gab aber nach, nachdem Hibaro ihn auf den Fuß getreten war. Kira lachte, als sie die Türe hinter sich wieder verschlossen hatten. Dann zog sie sich um. Wenig später steckte Kira ihren Kopf in Hibaros Zimmer und verkündete: „Ich bin jetzt unten und helfe Mama.“ Und schon war sie wieder auf der Treppe. Später werde ich mich mit meinen Einkäufen beschäftigen. Ein paar Sachen kann ich ja schon einpacken. Die letzten Stufen sprang die Braunhaarige runter. „Bin wieder da. Wo kann ich helfen?“ Kira krempelte sich die Ärmel ihres Pullovers nach hinten und band sich die Haare zusammen. „Am liebsten würde ich dich ja wieder nach oben schicken, aber da das sowieso erfolglos sein würde…“, versuchte ihre Mama zu wiedersprechen. „So sieht’s aus.“, lachte die 15-Jährige. Sie machte den Radio an, „Aber ich habe eine andere Idee: Du könntest dich ja mal den Abend ausruhen und ich koche…“ „Kommt gar nicht in Frage, dass du das heute Abend übernimmst. Gerade wenn deine Brüder Besuch erwarten. Übrigens, lade du doch auch mal ein paar Freundinnen ein und mach dir ein schönes Wochenende…“, wiedersprach die Hausfrau sofort ihrer Tochter. „So wie es aussieht werden wohl wir beide nicht unseren Willen bekommen, also machen wir es jetzt einfach gemeinsam. Einverstanden?“, stellte Kira dann neutral fest. Ihre Mutter nickte. „Gibt’s eigentlich irgendwas neues?“, fragte Kira schließlich ihre Mutter. „Lass mich überlegen… Ja… tatsächlich gibt es was Neues. Das hätt ich jetzt fast vergessen dir zu erzählen. Gegenüber ist doch eine neue Familie eingezogen. Heute Morgen. Die haben auch Kinder. Oder besser gesagt: einen Sohn. So gegen Mittag kamen sie und haben sich vorgestellt. Da habe ich sie zum Abendessen eingeladen. Deine Brüder haben sich gleich mit Sekushina gut verstanden. Und ihn heute Abend mit eingeladen. Er geht bei dir und deinen Brüdern ab Montag mit in die Schule.“, erklärte Kiras Mutter. Kira hörte ihrer Mama aufmerksam zu. „Das wird dann heute bestimmt ein interessanter Abend.“, meinte sie dann schließlich. Erleichtert wurde sie von ihrer Mutter angesehen. Dann bereiteten sie gemeinsam das Abendessen vor und lauschten dem Klang der Musik die aus dem Radio drang. Sie hörten eine CD von Kira und Kira sang alle Lieder mit. Als es nichts weiter zu tun gab, deckte Kira den Tisch. Mit ihrer Mutter hatte sie beschlossen, dass erst die Eltern essen sollten, eingeschlossen Kira, insofern ihre Brüder den Plan nicht einfach ruinieren würden, weil sie beschlossen hatten mit Kira gemeinsam zu Essen und danach dann die Jungs und ihre Freunde. Nicht zu vergessen, der Nachbarsjunge würde in der zweiten ‚Gruppe‘ sein. Dann gab es aber wirklich nichts mehr zu tun. Und so beschloss Kira jetzt nach oben zu gehen und die Betten für die Schlafgäste herzurichten. So ging sie nach oben. Schon bevor sie überhaupt oben ankam, konnte sie hören, dass ihre Brüder eine Meinungsverschiedenheit hatten. Oder anders gesagt, sie stritten. Worüber war Kira egal. Sie stritten ständig über total belangloses Zeug und verstanden sich meistens auch kurze Zeit darauf wieder. So ging sie zum Wandschrank um dort ein paar Decken, Kissen und die dazugehörigen Überzüge herauszusuchen. Danach ging sie weiter zu den Zimmern der Jungs um dort zu fragen, wie viele Betten in welchem Zimmer hergerichtet werden sollten. „Jungs.“, rief sie vor der Tür, weil sie gerade nicht in der Lage war, die Türe zu öffnen. Das Mädchen musste nicht lange warten, da wurde ihr die Türe von Hibaros Zimmer geöffnet. „Oh. Warte. Lass dir helfen.“, bekam sie zur Begrüßung zu hören. Sofort wollten beide ihr die Sachen abnehmen, doch Kira wiedersprach: „Jungs, in welchem Zimmer soll ich wie viele Betten herrichten?“ Überrascht, dass ihre kleine Schwester sich nicht helfen lassen wollte, sahen sie sich an. Darüber hatten sie noch gar nicht nachgedacht. Misato erholte sich schneller: „Drei bei mir und zwei bei Hibaro.“ Doch Hibaro war mit der Antwort gar nicht zufrieden: „Drei bei dir? Vergiss es. Im Maximalfall schlafen bei dir zwei.“ „Ja das kannst du vergessen.“ „Ich bin der ältere.“ „Ja und?“ „Ja nix und. Das ist eine Tatsache.“ Schon wieder eine von diesen Sinnlosen Diskussionen. „Leute, kriegt euch wieder ein. Bei keinem passen 3 Matratzen wirklich gut ins Zimmer. Und dass wisst ihr beide.“, Kira sorgte für Ruhe. „Also einigt euch, oder ich bau die Betten im Flur auf.“ Das hatte gesessen. „Gut wie machen wir es dann? Bei jedem gehen zwei Matratzen rein…“ Ratlos sahen sie erst sich und dann Kira an. Das würde ja was werden. Drei Nächte mit einem Schlafgast zu viel. Diesmal hatte Hibaro zuerst eine neue Idee: „Dann machen wir es so, dass ich einfach bei Kira mit im Zimmer schlafe. Dann geht es auf.“ Zu früh gefreut. Misato wollte auf keinen Fall, dass Hibaro bei Kira schlafen dürfte und er nicht. „Das kannst du dir gleich wieder abschminken. Wenn dann schlaf ich bei ihr!“ „Nein“ „Doch“ „Nein“ „Doch“ Womit habe ich das verdient?, fragte sich Kira heimlich. „Hey, wer hat denn gesagt, dass überhaupt wer bei mir schlafen darf? Was wäre wenn ich NEIN sagen würde?“, die jüngste war genervt. „Dürfen wir nicht?“, beide schauten sie mit Hundeaugen an. Wie sollte man ihnen denn böse sein? Ohne zu antworten begann Kira, jeweils in beiden Zimmern zwei Betten herzurichten. Dann würden sie eben beide bei mir schlafen, dachte Kira. „Also wir dürfen?!“, stellten sie dann überglücklich fest. Auf den Versuch hin, ihrer Schwester zu helfen hin, wurden sie einfach weggescheucht. So sahen sie ihrem Engel auf Erden einfach nur zu. Es klingelte an der Türe. Wieder brach ein Wettkampf aus, wer als erster unten sein würde um die Tür zu öffnen. Doch nachdem sie sich beide immer wieder zurück hielten, kam keiner rechtzeitig unten an. Ihre Mutter hatte schon die Tür geöffnet um die Besucher hereinzulassen. Es waren die vier Freunde von ihren Brüdern, die natürlich genauso wie ihre Brüder von Kira fasziniert waren und sie dabei beobachtete wie sie die nächsten drei Betten machte. Die Jungs beflüsterten gerade ihren Plan, eine Kissenschlacht anzufangen, doch Kira kam ihnen zuvor. „Wagt es nicht!“ Bedröpelt sahen sie auf den Boden. „So ich bin fertig. Lasst die Betten noch eine Weile in dem Zustand…“, mit diesen Worten verschwand sie, damit die Jungs unter sich sein konnten. Wild redeten sie durcheinander. Und dabei sollte man doch meinen, dass man mit dem Alter vernünftiger werden würde, doch bei diesen Kerlen war dies nicht der Fall. Sie waren jedes Mal so drauf, als hätten sie zu viel Zucker gehabt. Was theoretisch auch möglich wäre. Sie ging wieder zu ihrer Mutter in die Küche. Es duftete schon herrlich nach dem Essen. Ihre CD lief immer noch. So setzte sie sich auf die Fensterbank und sah hinaus. Beobachtete den Schnee der vom Himmel fiel. Ihre Mutter hatte sich auf einen Hocker gesetzt, der immer neben der Küchenzeile unter dem Fenster stand und als zusätzlicher Stuhl gebraucht wurde. Gedankenverloren hatte sie wieder angefangen leise die Lieder mitzusingen. Vom Hunger geleitet, kamen kurze Zeit die Kerle von oben runter. Sie waren sich einig, dass das ganze Haus vom Duft des guten Essens erfüllt war. So setzten sie sich schließlich alle vor den Backofen, um zu beobachten, wie das Essen briet. Kira hatte aufgehört zu singen und beobachtete die Jungs, wie sie sich um den vordersten Platz stritten. Wirklich ulkig. Jetzt merkte auch Kira, dass sie Hunger hatte. So stand sie auf, und stibitzte sich eine Gurkenscheibe. Sofort protestierten die Jungs, die es natürlich mitbekommen hatten. So bekam also jeder ein Scheibchen Gurke und alle strahlten wieder. Die Hausfrau konnte nur grinsend den Kopf schütteln während sie die Küche verließ und ins Wohnzimmer ging. Kira war gerade dabei sich einen Weg zum Backofen durch zu kämpfen, da klingelte es an der Türe, doch ihre Mutter war schneller. Ehe alle Jungs aufstehen konnten, hörten sie vom Gang Stimmen. So setzten sie sich wieder und versuchten Kira weiter daran zu hindern, nach dem Essen zu sehen. Erfolglos. In dem Moment als die Küchentür aufging, hatte sie es geschafft den Ofen zu öffnen. Weil alle die Köpfe zur Tür herumrissen, brannte sie sich am Ofen. „Verdammt…“, entfuhr es ihr und sie sah sich ihre verletzte Hand an. Schon hatte sie wieder die ungeteilte Aufmerksamkeit der Jungs. Ihre Brüder waren am geschocktesten. Sie wurden blass und starrten sie an. Ihre Hand wurde rot. Trotzdem beendete sie, was sie begonnen hatte. Langsam schloss sie wieder den Backofen und machte ihn aus. Die Jungs waren jetzt alle aufgesprungen und ließen Kira gleich vorbei, als sie zum Kühlschrank ging um sich aus dem Gefrierfach ein paar Eiswürfel zu holen, die sie sich dann auf die Wunde hielt. Sie blinzelte schnell eine Träne weg, bevor sie sich wieder ihren Kerlen zuwandte. „Leute, das Essen ist fertig.“, verkündete sie neutral. Misato bekämpfte den Drang nach seiner Mama wie ein Fünfjähriger zu rufen. Er sah seinen großen Bruder an und dem ging es genauso zu ergehen. Ungläubig starrten sie sechs Augenpaare an. Kira war es unangenehm so angesehen zu werden. „Schaut nicht so. Ist ja nicht schlimm oder so…“, versuchte sie sich rauszureden. Völlig überfordert mit der Situation suchte sie nach den Topflappen, um die schwere Bratenpfanne aus dem Ofen zu nehmen. Sie fand sie ziemlich schnell. Als sie damit auf den Ofen zuging, standen ihr gleich sechs Kerle im Weg, die alle mindestens einen Kopf größer waren wie sie selbst. Fragend sah das Mädchen sie an. Plötzlich und ohne Vorwarnung griffen sechs Hände nach den Topflappen. Kira ließ los. Das überforderte sie. Ganze zwei Sekunden später brach wieder eine von den sinnlosen Diskussionen los, die sie schon von ihren Brüdern gewohnt war. Doch in diesem Ausmaß war es selbst ihr zu viel. Nicht schon wieder!, dachte sie sich nur. Neben der Diskussion riss einer dem anderen die Topflappen aus der Hand. Kira wusste nicht, wie sie dieses Spektakel beenden sollte. Sie war heilfroh, als ihre Mutter in die Küche kam und mit einem strengen Blick für Ruhe sorgte. „´tschuldigung“, ertönte es in einem 6-stimmigen Chor. Kira warf ihrer Mutter einen erleichterten Blick zu und diese beantwortete ihn mit einem Lächeln. „So Jungs, ihr könnt jetzt wieder nach oben gehen. Wir essen zuerst und dann könnt ihr. Dann habt ihr die Küche für euch alleine. Kira du kannst dich schon hinsetzen. Ich mach den Rest.“, sagte die Hausfrau und ihr Ton ließ keine großen Diskussionen zu. Sie streckte die Hand aus und prompt bekam sie beide Topflappen. Triumphierend grinste Kira. Gerade als sie dachte, dass die sechs heranwachsenden Männer die Küche verlassen würden ertönte ein „Moment“. Es war Misato der den Braten roch: „Heißt das, dass Kira nicht mit uns ist?“ Er fand sofort Bestätigung bei seinen Freunden und bei seinem Bruder. „Eigentlich schon.“, war die Antwort seiner Mutter. „Aber das geht nicht. Kira soll mit uns Essen!!“, auch hier wiedersprach ihm niemand von den Jungs. Alle bejahten es. Unsicher sah Kira ihre Mutter an. Nein sagen, das konnte sie nicht. Wie sollte sie denn ihren Brüdern einen Wunsch abschlagen? Die Hausfrau seufzte. „Na gut. Dann isst Kira eben bei euch mit. Aber dafür gebt ihr jetzt endlich Ruhe?“ Es hätte ja nicht gereicht, dass sie vom Boden bis zu Decke strahlten, nein, sie mussten jubeln. So laut sie konnten. Schon wieder hatten sie es geschafft, dass Kira sich unwohl fühlte. Die Braunhaarige schaffte es gerade noch, den CD-Player auszuschalten, bevor sie auch schon von den Jungs ‚abgeführt‘ wurde. Auf dem Weg aus der Küche raus, trafen sie auf die neuen Nachbarn, die sich gerade ihre Wintersachen ausgezogen hatten und ebenfalls in die Küche wollten um zu sehen, was denn so gut roch. Es folgte ein „Hallo“ aus beiden Gruppen. „Hi Sekushina“, fröhlich begrüßten Hibaro und Misato den Nachbarsjungen. Er lächelte und erwiderte ebenso die kurze Begrüßung. Irgendwie kommt er mir bekannt vor…, dachte Kira. Seine blauen Augen ruhten auf ihrem Gesicht. Der Junge von vorhin!, schoss es ihr durch den Kopf. Ihre Wangen röteten sich leicht. Sie war gerade wirklich erleichtert, dass sie von den anderen Jungs umgeben war. Auf der Treppe wurde es dann eng. Und laut. Sie diskutierten, was sie bis zum Essen tun würden, was sie danach tun würden und ganz wichtig, wer beim Essen neben ihr sitzen dürfte. Kira wurde das alles zu viel. Ohne ein Wort zu sagen ging sie in ihr Zimmer. Jetzt brauchte sie einfach mal ein paar Momente für sich alleine. Ihre Hand brannte immer noch. Den Jungs passte es zwar nicht, dass Kira sich verdrückt hatte, aber sie akzeptierten es. Zum einen, weil sie sonst auch mit ihren Brüdern Ärger gehabt hätten und weil sie ja noch Sekushina da hatten. Alle redeten auf ihn ein. Jeder wollte etwas wissen. Als es dann ruhiger geworden war und sich die 15-Jährige sicher war, dass sie niemanden begegnen würde, schlich sie Treppe runter und ging in die Küche. Sie nickte kurz Sekushinas Eltern zu und ging dann weiter zum Kühlschrank um sich einen Kühl-Akku aus dem Gefrierfach zu nehmen. „Kira-Schatz. Setz dich doch ein wenig zu uns.“, ertönte die Stimme ihrer Mutter, „Konntest du dich von ihnen losreißen?“ „Ja.“, sie setzte sich neben ihre Mutter. Die dann fortfuhr. „Kira ist ja so ein liebes Mädchen. Ständig hilft sie mir und ihre Brüder sind auch ganz in sie vernarrt. Erstaunlicherweise auch deren Freunde. So was wie eben ist da Gang und Gebe.“ Sie lachten. Kira half noch dabei den Tisch abzuräumen und neu zu decken. Dann gingen die Erwachsenen ins Wohnzimmer und sie ging hoch um den Jungs Bescheid zu geben, dass sie nun auch essen konnten. Schon als sie auf der Treppe war, hörte sie, dass sie schon wieder am Diskutieren waren. Nicht schon wieder…, dachte sich sie sich. Vor der Tür blieb sie stehen, atmete einmal tief ein und öffnete sie dann. Es ist kaum in Worte zu fassen, was Kira da zu sehen bekam. Es war ein Streit oder ein Kampf, und der Gewinner durfte neben ihr beim Essen sitzen. Es war eine Mischung aus Twister, Schnick-Schnack-Schnuck und einer Kissenschlacht? Jeder haute irgendwem eine runter, fuchtelte wild mit den Händen und alle waren auf unerklärliche Weise in einander verschlungen. „Ich wollte nur sagen, dass wir jetzt essen können. Aber so wie es aussieht seid ihr grad beschäftigt. Also werde ich alleine essen. Lasst euch nicht stören.“, brachte die Braunhaarige neutral über die Lippen. Dann drehte sie sich um, ging wieder aus dem Zimmer raus und machte die Türe zu. Allen war das jetzt irgendwie peinlich. Darum krachte das ganze Gebilde zusammen. So lag jeder verkrüppelt auf jedem drauf. Deswegen war es noch lauter, als es ohnehin schon war. Mittlerweile war Sekushina schon ein vollwertiges Mitglied der Freunde geworden und alle benahmen sich so, als wäre es schon immer so gewesen, dass er auch dabei war. Kira setzte sich in der Küche auf ihren Platz und schaufelte sich ein wenig auf ihren Teller. Schon hörte sie das Getrampel der Jungs. Sie schüttelte nur den Kopf. Sie wollte gerade ihre Gabel mit Essen füllen, als die Tür aufsprang und sich die Jungs reinquetschen wollten. Und zwar alle gleichzeitig. Waren ja nur zu siebt. Sie schafften es in die Küche zu kommen. Wie es zu erwarten war, gingen sie aber nicht durch die Tür, nein sie fielen alle rein. Kira taten die Leid, die unten lagen. Nicht nur, dass sie auf den Boden fielen, die anderen landeten auch noch auf ihnen. Fast hätte sie gelacht, doch sah es wirklich schmerzvoll aus. „Muss ich jemanden verarzten oder geht´s?“, fragte sie besorgt. Peinlich berührt sprangen sie auf und stritten weiter wer neben Kira sitzen darf. Langsam hatte das 15-jährige Mädchen die Schnauze voll davon. Sie wollte doch bloß in Ruhe essen. „Jungs! Wechselt euch doch einfach ab. Immer hin seid ihr bis Montag da. Da kann doch jeder Mal neben mir sitzen. Und wenn ihr nicht bald damit aufhört, dann esse ich nur noch mit Mama und ihr könnt ohne mich essen!“ Damit hatte niemand gerechnet. Perplex starrten sie alle an. Sekushina und Hibaro hatten sich als erste davon erholt und sich schnell links und rechts neben sie gesetzt. Wie zwei Engel grinsten sie die anderen fünf verdatterten Jungs an. Das konnte doch nicht wahr sein. Als dann endlich alle am Tisch saßen gab Kira jedem eine Portion dann noch eine und dann noch eine. Es schmeckte ihnen so sehr, dass sie aßen bis nichts mehr übrig war. Bevor sie aufstanden überlegten sie, was sie denn jetzt dann tun würden. Jeder wollte was anderes. Nur bei einem waren sie sich einig: sie wollten Kira dabei haben. Kira hatte doch aber schon andere Pläne. Nur wollte sie auch nicht so einfach nein sagen. So versuchte sie sich geschickt rauzureden: „Ihr könnt doch nicht einfach beschließen, dass ich meinen Abend mit euch verbringe. Leute ihr müsst mich fragen ob ich Zeit habe. Eigentlich hatte ich schon was vor…“ Sie sah die traurigen Gesichter und fügte hinzu: „Aber ein bisschen kann ich bestimmt kommen.“ Damit waren dann alle zufrieden. So wollten sie wieder hoch. Kira jedoch machte nicht die Anstalten nach oben zu gehen, da fragten sie, was sie denn jetzt hier unten tuen würde. Sie antwortete, dass sie den Abwasch erledigen würde. Zuerst wollten sie bleiben und helfen, dann wollten sie zusehen. Doch Kira scheuchte alle mit der Begründung nach oben, dass es schneller gehen würde, wenn nicht die ganze Zeit wegen Belanglosem gestritten werden würde. Erleichtert endlich mal ein wenig Zeit für sich zu haben, machte sie sich wieder ihre CD an und machte den Abwasch. Sie sang immer unbewusst mit. Die Musik war ziemlich laut aufgedreht. So laut, dass man hören konnte, dass Musik läuft, man sich aber dennoch im Nebenraum unterhalten konnte und nicht jedes Wort verstand, welches der Sänger sang. Als Kira die Küche wieder in den Zustand gebracht hatte, den sie vor dem Besuch der Jungs hatte warf sie einen Blick ins Wohnzimmer um ihrer Mutter Bescheid zu geben, dass sie nun oben zu finden sein würde. Mittlerweile war sie von dem ganzen Tag doch sehr erschöpft und die Aussichten darauf, dass es noch lange nicht ruhiger werden würde machten es auch nicht besser. Wenigstens für ein paar Minuten wollte sie noch ihre Ruhe. So beschloss sie, sich in ihrem Zimmer noch etwas auszuruhen. Doch sie hatte den Plan ohne die Jungs gemacht, die natürlich wieder Krach machten. Einfach ignorieren, dachte sie sich, als sie sich auf ihr Bett warf. Bisher hatte sie noch gar keine Gelegenheit gehabt darüber nachzudenken, ob es wirklich der Junge von vorhin war. Irgendetwas in ihr stäubte sich dagegen es zu glauben. Das wollte sie einfach nicht. Punkt. Er machte ja auch nicht die geringsten Andeutungen dafür, dass sie sich schon einmal begegnet waren. Wahrscheinlich steigerte sie sich einfach nur in die ganze Geschichte rein. Sie sah für eine Weile ihre Zimmerdecke an, dann drehte sie sich um und holte ihre Einkaufstüten zu ihr aufs Bett. Vorsichtig nahm sie ihre kleinen ‚Schätze‘ heraus und breitete sie vor ihr aus. Stolz bewunderte sie ihre Einkäufe. Sie setzte sich in den Schneidersitz und begann zu überlegen, wie sie wohl welches Geschenk am besten einpacken würde. So legte sie sie immer wieder anders hin um verschiedenes auszuprobieren und damit sie es sich besser vorstellen konnte. Das ganze Denken machte sie hungrig. So ging sie wieder nach unten in die Küche. Als sie am Wohnzimmer vorbeilief, verriet ihr das Stimmengemurmel, dass die neuen Nachbarn wohl immer noch da waren. Sie lächelte. Ihrer Mutter tat es auch gut, mal etwas Abwechslung von den Jungs zu haben. Sie waren total liebenswürdig aber mindestens dreimal so anstrengend. Sie ging also weiter. In der Küche angekommen suchte sie sich Obst zusammen. Sie fand Mandarinen, Äpfel, Weintrauben und Bananen. Weil ihr das ein wenig fade vorkam, legte sie sich noch Karotten und eine Gurke dazu. Auch das reichte ihr noch nicht, darum holte sie noch die ganzen Dosen, die mit den verschiedensten Plätzchen gefüllt waren. Sie holte sich auch noch ein Schneidbrett, Gemüseschäler und Messer dazu, um das Obst und das Gemüse zu schälen und zu schneiden, nachdem sie es gewaschen hatte. Sie verteilte es auf zwei Haufen, einen für sich und einen für die Jungs. Der für die Jungs war natürlich um einiges größer. Dann schlichtete sie alles platzsparend auf die Teller. Es ergab ein schönes Muster wie sie sich selbst eingestand. Zufrieden lächelte sie. Dann holte sie drei Glasschalen aus dem Hängeschrank neben dem Kühlschrank und stellte sie auf die Arbeitsplatte. Sie füllte sie alle mit Plätzchen. Die größte Schale bekamen die Jungs, die Mittlere die Erwachsenen und die kleinste füllte sie für sich selbst. Als sie damit fertig war räumte sie wieder die Küche auf. Abspülen tat sie aber nicht. Bevor sie nach oben ging, brachte sie die Schale für die Erwachsenen nach nebenan. Dann ging sie wieder zurück in die Küche und holte sich die anderen Schalen und Teller. So machte sie sich voll beladen auf den Weg nach oben. Kira stutze. Irgendetwas war komisch. Sie hörte nichts. Absolut nichts. Da konnte ja nur etwas vorgefallen sein oder sie taten etwas was sie nicht tun sollten. Eigentlich wollte sie es gar nicht so genau wissen, nur fühlte sie sich verantwortlich für die Kindsköpfe. Sie seufzte theatralisch. Im Flur neben ihrem Zimmer stand eine mittelgroße alte Holzkommode. Auf dieser stellte sie ihre Snacks ab und ging dann weiter zur Zimmertür der Jungs. Wieder lauschte sie. Stille. Langsam wurde es schon fast gruselig. Zuerst wollte sie anklopfen, doch nachdem sie dies ja nie tat, entschied sie sich um und öffnete vorsichtig die Zimmertüre, da sie ja nicht wusste was sie erwarten würde. Vorsichtshalber kniff sie schon mal die Augen zu, doch nachdem nichts explodierte öffnete sie sie wieder. Nichts. Sie verspürte den Drang rein zu gehen und in allen Ecken wie zum Beispiel im Schrank, unterm Schreibtisch oder unterm Bett nachzusehen, wo sie denn alle steckten. Stattdessen stellte sie einfach die Leckereien auf den Schreibtisch und verließ das Zimmer wieder. Nachdem sie die Türe wieder zugezogen hatte, lauschte sie erneut. Doch wieder hörte sich nichts was auf die Anwesenheit der Jungs hindeutete. Beunruhigt holte sie sich wieder ihre Knabbereien und machte nichts ahnend ihre Tür auf. Sie stand gerade zwischen den zwei Möglichkeiten zu schreien oder die Gegenstände in ihren Händen fallen zu lassen. Ihr kam noch eine dritte Möglichkeit total genial vor: Die Jungs mit dem Essen zu bewerfen! Das konnte ja wohl nicht sein. Da hatten sie sich alle in ihrem Zimmer breit gemacht. Was sollte denn nun wieder dieser Mist? Das ging eindeutig zu weit! Genervt stellte sie die Sachen auf ihrem Bett ab, verschränkte die Arme und sah die Kerle streng an. Die wiederrum starrten zurück und versuchten wie Engel auszusehen. Was ihnen auch gelang. Doch nach wenigen Sekunden begannen sie zu lachen. Es kostete das junge Mädchen sehr viel Mühe nicht einfach mitzulachen. Diesmal waren sie eindeutig zu weit gegangen. Sie musste ihnen ihre Grenzen zeigen. „Was sucht ihr in meinem Zimmer?“, fragte sie äußerst streng und stemmte dabei die Hände in die Hüften. Erschrocken über ihre Ernsthaftigkeit verstummte das Lachen. Jeder überlegte für sich, wem sie die Schuld wohl am ehesten zuschieben konnten. So deute jeder auf irgendwen und rief: „War seine Idee!“ Kiras Miene blieb ernst. Da sagte Misato gedehnt und mit zuckersüßer Stimme: „Dich?“ OK, jetzt hatten sie es doch tatsächlich geschafft. Kira lachte. „Seid ihr süß!“ Erschöpft ließ sie sich auf ihrem Bett nieder. Das nicht nachvollziehbare Verhalten verwirrte die Kerle. Nach ein paar Sekunden hatten sie jedoch begriffen, dass es keinen weiteren Ärger geben würde, deswegen redeten sie wieder alle wild drauf los. Genervt drückte die 15-Jährige sich ihr Kissen auf die Ohren und auf ihr Gesicht. Doch das half nichts. Das Stimmengewirr drang hindurch. Dennoch verweilte sie so einige Augenblicke, bevor sie sich wieder aufsetzte um sich weiter mit ihren Einkäufen zu beschäftigen. Kaum hatte sie damit begonnen, folgten ihr auch schon sieben neugierige Augenpaare, also 14 Augen. Diesmal fühlte sie sich wirklich beobachtet. Kann man nicht ändern. Versuchte sie sich in Gedanken zu beruhigen. Shin, der, von der Körpergröße her, kleinste stellte dann doch die Frage, die sich die anderen nicht hatten aussprechen trauen: „Was genau machst du mit den ganzen Sachen?“ Alle horchten. Wieder 14 Ohren ihr zugewandt. Eindeutig zu viel Aufmerksamkeit für die Braunhaarige, die lieber selbst stiller Beobachter war, als diejenige Person, die von allen gemustert wurde. „Weihnachtsgeschenke.“, brachte sie zögernd hervor. Gut es sah wirklich sehr nach… naja… eigentlich sah es nur nach einem einzigen Durcheinander aus, was es ja auch war. Das konnte sie nicht leugnen. „Weihnachtsgeschenke?“ „Für wen?“ „Bekomm ich auch eines?“ „Was ist mit mir?“ „Wie soll das gehen?“ „Sieht doch gar nicht so aus…“ Es waren zu viele Fragen die auf sie gleichzeitig einprasselten. Unmöglich konnte sie alle beantworten. Mit ihrer Ruhe war es zu Ende. „JUNGS! Bitte! Ihr seid viel zu laut!“, fuhr sie sie an. Wie soll ich das denn nur aushalten? Vor Weihnachten sind sie ja noch schlimmer als sonst schon. „Euch werde ich so schnell nicht mehr losbekommen… hab ich Recht?“, fragte sie mit etwas ruhigerer Stimme. Dann hab ich wohl keine andere Wahl. Trotz der betroffenen Gesichtsausdrücke konnte sie das glitzern in ihren Augen sehen, dass sie dachten, jetzt würde sie sich geschlagen geben. Doch damit hatten sie sich stark vertan. Nicht mit mir, Jungs. „Gut.“, mit diesen Worten stand sie auf und verließ ihr Zimmer. Jetzt muss ich schon aus meinem Zimmer raus, um meine Ruhe zu bekommen. Leichtfüßig sprang sie die heute schon so oft benutzte Treppe hinunter und hielt erst vor der Garderobe an. Ein paar Augenblicke betrachtete sie ihre ausgelaugte Gestalt ihm Spiegel. Dann begann sie sich wieder anzuziehen. Jacke, Schal und so weiter. Als sie damit fertig war, streckte sie ihren Kopf erneut zu ihrer Mutter ins Wohnzimmer, lächelte und sagte: „Ich geh noch ein wenig Spazieren. Nehm meinen Schlüssel mit.“ Nach einem wissenden Lächeln der Frau des Hauses ging sie auch schon hinaus in die Kälte. Automatisch zog sie ihren Schal etwas enger um ihren zierlichen Hals. Sie machte sich ihren MP3-Player an. Wenn sie so aufgewühlt war, brauchte sie immer Bewegung. Bewegung und Musik. Dann genoss sie einfach die Stille um sich herum und ließ sich von ihren Füßen tragen. Hibaro und Misato sahen sich gleichzeitig mit geschockten Gesichtsausdrücken an. „Sie wird doch nicht?“, begann der ältere der beiden, Hibaro. Besorgt sah Misato daraufhin aus dem Fenster. „Ich weiß es nicht…“, antwortete er leise und bedrückt. Suuki, der älteste der eingeladenen Kerle war der einzige der wusste, was seine beiden Freunde befürchteten. Wir werden einfach etwas abwarten. Und dann gehen wir sie suchen. Bei diesen Temperaturen kann das gefährlich werden. Überhaupt ist sie ein Mädchen. Ein unglaublich hübsches und naives noch dazu., dachte er sich besorgt. Um die Situation etwas aufzubessern machte er den Vorschlag, einfach mal ihre Mutter zu befragen. Schließlich kannte er diese Familie schon seit Jahren und hatte somit auch so eine gewisse Ahnung davon, wie hier alles ablief. Es war nicht sonderlich erstaunlich, dass sie dann alle gemeinsam das, vom Feuer des Kamins erwärmte Wohnzimmer, stürmten. Erfolglos versuchte die Hausfrau ihre Schützlinge zu beruhigen. Sie waren alle ziemlich aufgebracht. Was ja kein Wunder ist, wenn man bedenkt, dass ihre zarte Kira alleine und noch dazu nachts draußen umherläuft. Der einzige, den das alles eher nicht so sonderlich Nahe ging, wie den anderen war Sekushina. Dieser Umstand würde sich ganz einfach erklären lassen: er kennt diese ganzen Menschen erst seit ein paar Stunden. Wie sollte er denn da einige wenige schon so sehr in sein Herz geschlossen haben, dass er sich so um sie sorgte wie alle anderen es taten, die sich schon seit Ewigkeiten kannten. Doch das war es nicht. Er war ziemlich aufgewühlt. Alles jenseits von ruhig. So viel Neues kam an diesen Tag auf ihn zu, zog ihn in seinen Bann und er konnte sich weder dagegen wehren, noch abfinden oder gar akzeptieren. „Passiert… passiert so was denn öfter?“, fragte er schließlich. Es wurde ruhig. Sie waren alle in der Küche um den Tisch versammelt. „Ähm… für gewöhnlich eigentlich… naja… irgendwie schon. Wie erkläre ich das am besten?“, hilfesuchend sah Misato seinen großen Bruder an. „Genau können wir dir den Grund auch nicht nennen. Wir vermuten… dass solche Dinge passieren, weil ihr… quasi die Luft zum Atmen fehlt… wenn ich es mal so ausdrücke. Wenn sie sich eingeengt fühlt. Wenn sie mal einfach für sich sein muss, aber nirgends im Einklang mit sich selbst ist.“, half dieser weiter. „Aber wenn das so oft vorkommt, müsste dann nicht irgendwer wissen, wo sie zu finden ist? Wo sie dann hingeht? Wo sie sich dann aufhält?“, hakte er weiter nach. „Nein. Das kann man nie genau sagen. Es hängt immer von ihrer Stimmung ab. Was sie zu verarbeiten hat. Sie geht immer woanders hin. Immer verschiedene Wege. Ihr Handy lässt sie dabei auch zurück, so kann sie niemand stören.“ Sekushina nickte. Warum wühlte das alles ihn so sehr auf? Das verstand er nicht. Eine bedrückende Stille war eingekehrt. Jeder war mit seinen eigenen Gedanken beschäftigt. Gelegentlich bewegte sich mal ein Arm, eine Hand oder ein Fuß. Nur ihr leises Atmen war zu vernehmen. Und das gleichmäßige Ticken der Küchenuhr. Tick-Tack. Tick-Tack. Tick-Tack. Währenddessen spazierte Kira auf den schon halb vergessenen Wanderwegen hinter dem Haus ihrer Mutter umher. Sie beobachtete den Mond, die Sterne. Kurz gesagt, den wolkenlosen Nachthimmel. Nicht mehr weit und sie würde an einem ihrer Lieblingsplätze sein. Dort ist ein sehr alter Kirschbaum. Hier empfand sie schon immer die nötige Ruhe die sie sonst fast nirgends bekommen konnte. Sie fühlte sich sicher. Geborgen. Allein. Aber nicht einsam. Wäre es nicht so kalt, dann würde sie sich irgendwo hinsetzen. Auf einen Ast, an den Stamm gelehnt, auf einen Stein oder einfach mitten ins Gras. Doch es war kalt. Überall war Schnee. Obwohl sie die Kälte nicht wahrnahm war sie sich ihrer total bewusst. So stand sie dann einfach nur da. Langsam blitzen in ihren Gedanken Bilder auf, die ihr zeigten, was genau sie bedrückte, womit sie sich auseinander setzten musste um wieder ins Reine mit sich selbst zu kommen. Sie steckte ihre Hände unbewusst in ihre Hosentaschen. Ihre Gedanken schweiften ab. Drehten sich um alles was sie heute erlebt hatte. So viel Ungewöhnliches war ja eigentlich nicht passiert. Ihre Brüder hatten so oft Besuch, dass es schon eher ungewöhnlich war, wenn niemand bei ihnen daheim war. Daran lag es also nicht. An ihrem Weihnachts-Stadtbummel lag es auch nicht. Auch nicht an der wenigen Zeit die sie heute hatte um über alles nachzudenken, was ihr solche Kopfschmerzen bereitete. Nein. Es lag hauptsächlich an ihrer Begegnung in der Stadt. An Sekushina. Durch ihn wirkte alles irgendwie so anders. So verdreht. Unwirklich. Genau konnte sie es selbst an diesem Ort nicht benennen. Würde es jetzt einem anderen Menschen in ihrem Umfeld so gehen, dann würde sie… dann würde sie ihm sagen was los war. Dass dieser Mensch sich wohl wahrscheinlich verliebt hatte. Verliebt? Nein. Das konnte doch unmöglich sein?! Sie versuchte diesen Gedanken mit aller Kraft zu vertreiben. Er wühlte sie nur noch mehr auf. Wie lang stand sie denn schon hier? Sollte sie vielleicht wieder zurückgehen? Dafür war es noch zu früh. Sie konnte jetzt nicht einfach ihre sichere Umgebung verlassen. Sie musste noch etwas bleiben. So lehnte sie sich an dem Baum an, der so einladend wirkte. „Ich halte das einfach nicht aus!“, Misato sprang von seinem Stuhl auf und begann unruhig in der Küche auf und ab zu gehen. Die Luft war von Verständnis für den besorgten Bruder erfüllt. „Gehen wir sie suchen?“, befahl Suuki eher mit fester Stimme, als das es eine Frage hätte sein können. „Einverstanden.“, klärte Hibaro die Sache endgültig ab. Unauffällig folgte Sekushina den anderen aus der Küche hinaus. Geradewegs zur Garderobe. Dort herrschte großer Tumult. Alle hatten es eilig sich für draußen fertig zu machen und auf die Suche zu gehen. Nachdem jeder so ca. halb angezogen war, ging die Wohnzimmertür auf und die Erwachsenen steckten die Köpfe raus. „Wir gehen Kira suchen.“, ertönte es einstimmig von den Jugendlichen. Die neuen Nachbarn waren sich nicht sicher, was sie davon halten sollten. Die Körpersprache der überdrehten Jungs wies eindeutig darauf hin, dass sie sich unter keinen Umständen davon abhalten lassen würden. „Nehmt eure Handys mit und meldet euch bei mir. Falls ihr sie verpasst melde ich mich bei euch.“, sprach die Hausherrin ermunternd. Sofort ging das Gewusel wieder los. Alle waren auf der Suche nach ihren Handys. Die meisten verschwanden deswegen nach oben um es zu holen. Sekushina hatte seines noch in der Hosentasche. So stand er einfach nur da und sah seine Eltern an. Diese wartete jedoch darauf, dass die Hausbesitzerin in der Küche verschwand, bevor sie ihn misstrauisch ansahen. „Es ist alles in Ordnung.“, versuchte er ihnen zu versichern. Ohne Erfolg. „Wirklich.“ Seine Mutter schluckte schwer. Sie sorgte sich, fühlte aber, dass er hier sehr sicher war. So erwiderte sie nur schweren Herzens: „Pass auf dich auf, ja?“ „Werde ich.“, versicherte ihr ihr Sohn. Wie aufs Stichwort kamen die restlichen Jungs wieder die Treppe nach unten getobt und die Mutter kam aus der Küche zurück. In der Hand hatte sie ein kleines Schälchen mit den selbstgemachten Plätzchen. Die überreichte sie den Eltern von Sekushina, denn auch diese hatten vor nun nach Hause zu gehen. Die jungen Kerle warteten nicht ab, bis die Erwachsenen sich voneinander verabschiedet hatten. Sie gingen nach einer sehr kurzen Verabschiedung, genauso wie Kira, hinaus in die eiskalte Nacht. „Wie machen wir es?“ Diese Frage bezog sich auf die Suche. Wie sie vorgehen würden. Nach einem heißeren Wortaustausch mit verschiedenen Ideen und Meinungen hatten sie sich dafür entschieden, dass jeder allein suchen gehen würde um so die Chancen auf schnellere Ergebnisse zu erhöhen. Weil Sekushina der einzige war, der sich in der Gegend nicht auskannte, was ja auch nicht verwunderlich war, wurde er auf einen der Wege hinter dem Haus geschickt um diese dann entlang zu gehen. Die anderen liefen teils die Straße hinauf, teils die Straße hinab und teils querfeldein. Kira blinzelte. Oh nein! Bin ich etwa eingeschlafen?? Das darf doch nicht wahr sein. Ich muss zurück. Die anderen werden sich sicher schon total Sorgen machen. Welch ein Glück, dass ich wieder aufgewacht bin. Sonst hätten sie sich bestimmt… Ich mag gar nicht dran denken, was passiert wäre, wenn ich nicht wieder aufgewacht wäre. Eine Gänsehaut überzog ihren Rücken und ihre Arme bei dem Gedanken daran, nicht weit vom sicheren Tod entfernt gewesen zu sein. Erschreckend. Ihre Knochen und Muskeln waren alle ganz steif, da sie ja seit langer Zeit in der Kälte war. Leise hörte sie die Kirchenglocken läuten. Dieser sonst so wundervolle Klang verbreitete eine unheimliche Atmosphäre. Sie machte sich auf den Rückweg. Nun fühlte sie noch ein anderes Gefühl. Sie entschied sich dafür, dass es eine Mischung aus Unbehagen und Angst war. Sie fühlte sich einfach nicht mehr sicher. Auf einmal nahm sie ihre Umgebung anders war. Alles wirkte bedrohlich, was ihr nicht gerade dabei half sich wieder einigermaßen zu sammeln. Leise hörte sie auch ein paar Geräusche die von Tieren stammten. Den Ruf einer Eule die auf der Suche nach ihrem Abendessen war. Ein paar Hunde im Ort, die die nachtschwärmenden Menschen anbellten, die an ihren Revieren vorbeikamen. Doch sie hörte noch etwas anderes. Es hörte sich raschelnd an, fast so, als wäre hier noch jemand anderes. Ihr stellten sich die feinen Haare im Nacken auf, als ihr plötzlich jemand eine Hand auf die Schulter legte und sagte: „Da bist du ja!“ Ihr Herz blieb stehen. Keinen Atemzug traute sie sich mehr zu tun. Erschrocken drehte sie langsam den Kopf. „Alle suchen schon nach dir.“, redete diese Person weiter, „Oh? Habe ich dich erschreckt? Tut mir leid. Das wollte ich nicht.“ „Etwas.“, brachte Kira hervor. Sie versuchte sich wieder einigermaßen zu sammeln. „Wollen wir?“, fragte Sekushina beruhigend. Er legte ihr vorsichtig einen Arm um die Schultern um sie nicht noch mehr erschrecken zu müssen. Mit der anderen Hand holte er sein Handy aus der Tasche um den anderen zu sagen, dass er sie gefunden hatte und dass er nur gemeinsam mit ihr zurückgehen würde. Hiabro war seine Erleichterung deutlich anzuhören, als er das kurze Gespräch mit Sekushina führte. Er übernahm auch die Aufgabe den anderen zu sagen, dass sie nun wieder nach Hause gehen konnten. Als sie sich jedoch nicht rührte sah er sie aufmerksam an. „Was ist denn los?“, fragte er mit wachsender Unsicherheit. Kira zitterte. Obwohl sie versuchte sich davon abzuhalten ging es nicht. Sie konnte einfach nicht damit aufhören. „Ist dir so kalt? Du warst lange hier draußen.“, er versuchte seine Besorgnis nicht zu zeigen um ihr ein Gefühl von Sicherheit zu vermitteln. Sie nahm all ihre verbleibende Kraft zusammen und schleppte sich einen Schritt weiter. Fast wäre sie vorne über gekippt, weil ihr plötzlich etwas schwer auf die Schultern drückte. Das war der Dicke Mantel von Sekushina. Kira wurde wärmer. Er nahm sie in den Arm und stützte sie so beim Gehen. Nach guten zwei Metern konnte sie endlich aufhören zu zittern und flüsterte: „Nimm deine Jacke wieder. Dir ist doch sicherlich total kalt. Du wirst sonst krank.“ Sie startete einen jämmerlichen Versuch den besagten Gegenstand auszuziehen um ihm ihn wieder zurück zu geben. Doch dies ließ der pflichtbewusste Junge nicht zu. Anstatt sie anzunehmen, weil ihm natürlich selbst kalt war, meinte er nur gleichgültig: „Ach, das passt schon. Ich glaube du hast sie gerade viel nötiger wie ich. Ich fühl mich eh viel zu pummelig, wenn ich sie anhabe.“ Sein Grinsen beim letzten Satz war deutlich herauszuhören. „Warum machst du das für mich?“, entgegnete das Mädchen ihm. „Ist das nicht offensichtlich?“, bekam sie daraufhin zur Antwort. „Würde ich denn fragen, wenn es offensichtlich wäre?“, in ihrer Stimme schwan Verärgerung mit. Der fröstelnde Junge bemerkte dies. Er blieb abrupt stehen, schnappte sich ihren Ellenbogen und zwang sie so, sich zu ihm umzudrehen. Dann hielt er sie mit beiden Armen fest. Sie sah ihn nicht an. Sekushina änderte dies, indem er ihren Kopf mit seiner einen Hand so hindrehte, dass sie gar keine andere Wahl hatte. Der Mond schien über ihnen, begleitet von unzählbar vielen Sternen. Die Welt schien stillzustehen, als der schöne Junge sich vorbeugte um das Mädchen in seinen Armen zu küssen. Dieses war jedoch so erschrocken darüber, dass sie vor Schreck Augen und Mund weit aufriss. „Ist es jetzt für dich offensichtlicher?“, fragte er sie neckisch, als er sich und ihr eine Verschnaufpause gönnte, bevor er ihre Lippen erneut in einem Kuss gefangen nahm. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)