Hope- eine Geschichte aus dem North Blue von Ran-Nekoie (Oder: Wie die Heart-Piraten ein neues Mitglied begrüßen durften.) ================================================================================ Kapitel 1: Der Traum -------------------- Schreiend stoben Menschenmengen auseinander. Leute rannten panisch durch die Straßen des kleinen Dorfes, auf der Flucht vor irgendwas oder irgendwem. Einzelne Funken flogen aus dem Feuermeer, welches früher mal ein kunstvolles Holzdach war, jetzt jedoch eher einem Haufen wirrer Streichhölzer ähnelnde. Hier und da krachte es vom Schlag der Kanonenkugeln, die gleichzeitig die Erde erbeben ließen. Ich sah mich um. Alles was mein Blickfeld hergab, waren die Hüften der fliehenden Menschen um mich herum. Daher ging ich davon aus, dass ich in dem Körper eines sechs, vielleicht sieben Jahre alten Kindes steckte. Was tat ich hier? Was war hier los? Verwirrt schaute ich mich um. Mehrere Frauen und Männer blickten zu mir herab, schrien, ich solle wegrennen, mich verstecken. Wovor? Doch bevor sie meine Frage beantworteten, waren sie schon weitergelaufen. Ich lief ein paar Schritte in ihre Richtung. Hinter mir hörte es sich an, als würde eine Bataillon Elefanten marschieren. Eine Frauenstimme schrie plötzlich. „Pistolen! Sie haben Pistolen!“ Entsetzt kreischende Massen von Personen drängten sich durch die Straße. Mit meiner geringen Größe wurde ich natürlich übersehen, mitgerissen und überrannt. Ich schlug die Hände über den Kopf und hoffte, dass keiner mich ernsthaft treffen würde. Ich hatte Glück. Als ich mich wieder aufrichten konnte, hatte ich zwar viele blaue Flecken, war aber im Großen und Ganzen heil. Was mir im nächsten Moment zum Verhängnis wurde. Das Klicken hörte ich zu spät um versuchen wegzulaufen. Ich hatte nur noch Zeit mich umzudrehen, in einen Pistolenlauf zu blicken und mich in letzter Sekunde zu bücken. Die Kugel zierte immerhin nicht meinen Kopf, sondern nur mein Schultergelenk. Schreiend hielt ich mir meine Schulter und sackte auf den Boden. Von da an ignorierten mich die vermeintlich bewaffneten Elefanten und stapften weiter. Perplex starrte ich auf meine blutige Hand, die immer noch mein Gelenk umklammerte. D- die Blutung! Ich musste sie schnell stoppen! Der Ärmel schien lang genug, ich riss ihn ab und versuchte ihn mehr schlecht als recht um meine Schulter zu schnüren. Mit schmerzverzerrtem Gesicht setzte ich einen Fuß vor den anderen und steuerte auf ein merkwürdig vertrautes Haus am Ende der Straße zu. Woher kannte ich es? Wer wohnte dort? Das war mir ehrlich gesagt in dem Moment auch egal, Hauptsache irgendjemand konnte mir helfen. Als ich die Tür nach einer gefühlten Ewigkeit erreichte und meine Hand auf den Knauf legte, hörte ich von drinnen laute Stimmen. „Nein! Bitte! Neiiiin!!“ Ein Schuss und klägliches Schlurzen folgte. „Du mieser Hund!“ „Er hat tonnenweise meiner Leute gemetzelt, das hier ist ein kleiner Preis dafür. Jetzt hör auf zu schreien, sonst bist du die Nächste!“ Mit aufgerissenen Augen stieß ich die Tür auf. In einem kleinem Raum stand ein hünenhafter Mann. Er richtete eine Pistole auf eine Frau, die vor ihm kauerte, über den Kopf eines weiteren Mannes gebeugt saß und bittere Tränen auf sein Gesicht tropfen ließ. Ihr Gesicht lag im Dunkeln, ich konnte es nicht erkennen. Als ich in der Tür stand, drehten sich beide Köpfe zu mir um. Ich erhaschte nur einen kurzen Blick auf die grobe Miene des Riesen, als die Frau mich anschrie. „Gott, nein, nicht du auch noch! Verschwinde, Hope! Lauf weg, versteck dich! Ich kommt schon klar!“ „Sei still, sagte ich!“ schrie der Kerl mit der Waffe. Ein Klicken, dann… Kapitel 2: Teufelskind ---------------------- Hope saß kerzengerade in ihrem provisorischen Bett, welches aus einer abgetragenen, zusammengeknüllten Jacke als Kissen und einem alten Fenstervorhang als Decke bestand. Starr blickte sie nach vorne, wischte sich den Schweiß vom Gesicht. Schon wieder. Ein paar Jahre gar nicht, doch in letzter Zeit war es wieder schlimm geworden. Fast jede Nacht der gleiche, unverständliche Traum. Genervt stütze sie ihren Kopf auf ihre Hände und seufzte. Um sie herum war es noch tiefste Nacht. Das Schicksal hatte es mit der Auswahl ihres Aufenthaltsortes gut gemeint. Ihr Zuhause war eine kleine Insel im North Blue, auf der es das ganze Jahr hindurch ungewöhnlich warm war. Sie hatte noch nie Probleme mit der Haussuche gehabt, da sie einfach unter freiem Himmel schlafen konnte. Sie bezweifelte leider auch, dass man ihr ein Haus geben würde. Hope ließ ihren Blick über das kleine Dorf Taiyo schweifen, welches man von ihrem Platz oben auf dem Gefängnishügel aus gut sehen konnte. Diese Insel war wirklich winzig. Damals war sie ihr noch so gigantisch vorgekommen. Damals. Sie musste lächeln. Damals war vor ungefähr 13 Jahren, liebe Hope. Als Sechsjährige sieht man ja auch Monster unterm Bett. Doch jetzt ist sie die stärkste Frau der Insel. So stark, dass sogar die Bewohner selbst Angst vor ihr haben. Hope zog die Beine an, schlang die Arme um ihre Knie und legte den Kopf auf. Keiner traut sich zu ihr hoch. Manchmal, wenn sie Einkäufe machte, hörte sie, wie die Leute auf dem Platz sich zueinander beugten und tuschelten. Mütter zogen ihre Kinder zu sich und belehrten sie. „Zu der da darfst du nicht gehen, die ist ein Kind vom Teufel!“ Gar kein schlechter Titel eigentlich. Klang zumindest besser als „Galgenmädchen“ oder „Rattenfrau“, was im übrigen ihre anderen Spitznamen waren, die ihr der ständige Aufenthalt bei den Gefangenen einbrachte. Man hatte beschlossen, sie als Wächter vor die Gitter der Zellen zu stellen und vermeidliche Flüchtlinge in die Schranken zu weisen. Sie sagten, es sei das Einzige, für das sie zu gebrauchen war, mit den unheimlichen Fähigkeiten die sie hatte. Hope fragte sich so oft, woher sie diese Gabe hatte. Im Dorf legten oft Piraten mit ihren Schiffen an. Ein ums andere Mal war sie in die Kasernen geschlichen und diese schmierigen Freibeuter belauscht, um vielleicht ein paar nützliche Informationen von der Welt da draußen zu bekommen. Um vielleicht etwas über sich selbst zu erfahren. Aber natürlich haben diese Saufsäcke nichts anderen im Sinn als Alkohol und Schätze. Hope verzog das Gesicht. Wie sie diese ganze Bagage hasste. Segeln umher, plündern, zerstören, töten. Doch ein paar von ihnen sprachen öfters über so genannte „Teufelsfrüchte“. Merkwürdig gemusterte Früchte, die denen, die sie verspeisten unvorstellbare Kräfte schenkten. Wieder ließ sie ein Seufzen vernehmen. Sie hätte solche Geschichten doch selbst nicht geglaubt, wenn sie es nicht am eigenen Leib erfahren würde. Hope wurde aus ihren Gedanken gerissen, als ein paar der Häftlinge hinter unruhig wurden. „Hey Süße! Sei doch mal nett zu uns!“ Ein schlaksiger junger Mann saß an einer Wand gelehnt, mit breiten Beinen, leckte sich die Lippen und winkte sie mit einer Hand zu sich. `Da haben wir doch wieder ein Paradebeispiel´. Wie sie es hasste. Hope war aber leider keine Frau, die sich davon schnell aus der Fassung bringen ließ. Nein, sie würde sich einfach von diesem Traum ablenken und die Nacht in vollen Zügen genießen. Mit einem milden Lächeln stand sie auf und bewegte sich in Richtung Zelltüren. Sie schob die Hand in ihre Hosentasche und zog einen Schlüsselbund hervor. In der Zelle starrten die Gefangenen ihr hinterher, ungläubig, dass die Freiheit wirklich so kurz bevor stand. Sie schob den Schlüssel nach kurzem Suchen ins Schlüsselloch und drehte ihn. Ein leises Klick verriet ihr, dass das Schloss geöffnet war. Hinter den Gitterstäben standen die Räuber schon bereit, sich mit Krallen und Fäusten den Weg in die Nacht zu bahnen. „Hey, ich glaub die Kleine mag uns wirklich!“ Dümmliches Lachen schallte über den Hügel. Die Türangeln quietschten als Hope sie öffnete. Der Erste war schon bereit, er griff nach ihrer Hand, hielt sie mit einem Schraubstockgriff fest und zog sie weiter in die Zelle. Im nächsten Moment sauste der Rüpel mit einer irren Geschwindigkeit gegen die Rückwand der Zelle, krachte dagegen und blieb reglos liegen. Seine Kameraden schauten sich verdutzt um. Das kurze Zögern reichte ihr, um drei weitere Männer mit der rechten Hand auf den Arm zu schlagen. Diese erlitten kurz darauf das gleiche Schicksal wie ihr Freund vor ihnen. Die übrigen hatten inzwischen die Situation halbwegs begriffen und entschieden, dass es klüger wäre, weitere Angriffe zu vermeiden. Hope schloss die Zellentür hinter sich und legte das Schloss an. Sie ließ die Schlüssel in die Tasche gleiten, während sie die Piraten nach demjenigen absuchte, der sie eben um Liebenswürdigkeiten gebeten hatte. Sie erblickte ihn mit einem leisen „Ah!“ und ging auf ihn zu. Mit einem Versuch, eine Abwehrposition einzunehmen, die nicht aussah, als mache er sich gleich in die Hose, schaute er Hope mit einem gezwungen coolem Blick an. Sie setze ein breites, gehässiges Grinsen auf. Oh ja, das hatte sie jetzt wirklich gebraucht. Sie hatte schon lange keinen von denen mehr zur Schnecke gemacht. Hinter ihnen ging die Sonne langsam am Horizont auf. Die ersten Vögel flatterten fröhlich über die Wipfel der immergrünen Bäume der Insel, als wollen sie der Sonne persönlich guten Morgen wünschen. Die ersten Strahlen erreichten die Fenster der Dorfbewohner, doch die waren schon lange wach. Heute Nacht hat das Teufelskind auf dem Gefängnishügel wieder einmal sein Werk verrichtet. Kapitel 3: Das Irrenhaus ------------------------ „Und du bist dir sicher, sie ist unbewohnt?“ „Wer war hier nochmal der, der besser Karten lesen konnte?“ Es war ein ruhiger Tag über dem North Blue. Die Möwen zogen träge ihre Runden, über ihnen der tiefblaue Himmel, durchzogen von weißen Schlieren. Ungewöhnlich heiß war es heute und jeder Seemann hätte am liebsten die Segel gestrichen und sich in den kühlen Schatten seiner Kajüte verzogen. In dem Falle hatten es die Seeräuber, die sich zu diesem Zeitpunkt auf dem Meer rumtrieben, wesentlich besser. Es war von Vorteil, sich in einem U-Boot zu befinden, wenn draußen die Temperaturen die 40 Grad-Marke kratzen. Unter der Wasseroberfläche trieb die Submarine der Heart-Piraten, abgeschottet von jeglichen Aktivitäten an der frischen Luft. Sie waren erheblich sicherer als die meisten anderen ihrer Kollegen, da sie sich fern hielten von den Auseinandersetzungen die sich über ihnen abspielten. Nur manchmal verirrte sich ein Meerkönig zu ihnen, wenn er ihr Boot für eine leckere Zwischenmahlzeit hielt. Das er sich am Ende die Zähne daran ausbiss, musste er erst selbst in Erfahrung bringen. In der Sicherheit ihrer metallenen Behausung stritten sich, über eine Seekarte gebeugt, zwei Mitglieder. „Ich bin mir hundert Prozent sicher!“, sagte einer, der eine Mütze mit der Aufschrift „Penguin“ tief ins Gesicht gezogen trug. „Diese Insel kann gar nicht bevölkert sein. Dort leben wilde Tiere, schon seit Jahrhunderten. Aber es ist auch die einzige Insel mit einer Süßwasserquelle in der Nähe. Wir haben´s nicht mehr weit.“ Sein Kamerad sah misstrauisch zu ihm hoch. `Penguin´ stellte sich mit verschränkten Armen vor sein Gesicht und funkelte ihn an. „Geh, und sagt dem Käptain das wir genau DIESE Insel ansteuern.“ Energisch stupste er mit dem Zeigefinger auf die besagte Stelle der Karte. Sein Kollege wandte sich zur Tür und öffnete sie quietschend. „Wenn wir dabei drauf gehen, bring ich dich um.“ Mit diesen Worten verließ er den Raum. Auf dem Gang ließ er die Hände in die Taschen wandern, senkte die Schultern und atmete tief durch. Manchmal konnte ihn `Penguin´ echt auf die Palme bringen, mit seiner herrischen Art. Aber wiederum war er auch sein bester Kumpel, was brachte es also, zu rebellieren. Mit schlurfenden Schritten machte er sich auf zur Kabine des Kapitäns. Er klopfte drei Mal an die eiserne Tür und bekam ein lautes Krachen als Antwort. Ohne eine Miene zu verziehen betrat er das Zimmer. Der Kapitän war ein recht gelassener Typ, den die ganze Besatzung als guten Freund schätzte. Normalerweise saß er hinter seinem Tisch, studierte Bücher, döste oder er befand sich in seinem Patientenraum und schnippelte an irgendetwas rum. Jetzt glich das Zimmer eher einem Schlachtfeld. Regale lagen auf dem Boden, Zettel und Pläne waren verstreut, Schubladen waren rausgeschoben und teilweise rausgerissen worden. Es war kaum zu übersehen das Trafalgar Law etwas suchte und nicht imstande war es zu finden. Er selbst saß auf seinem Bett und durchblätterte gerade einen Stapel alter Logbücher. „Du bist´s.“, ließ er knapp verlauten. „Was gibt’s?“ „Penguin lässt ausrichten, er habe eine Insel mit Süßwasserquelle und Frischfleisch gefunden. Wir werden Kurs darauf nehmen, sobald du es sagst, Kapitän.“ Law schaute auf und zeigte sein beflissenes Lächeln. „Gut, macht es.“ Damit wandte er sich dem Buch zu. Der Bote drehte sich wieder um und ließ den suchenden Trafalgar hinter sich. Es wäre spannend gewesen herauszufinden, wonach der Kapitän so beharrlich suchte. Er hatte allerdings nicht das Verlangen mit einem Pulverfass als Torso aufzuwachen. Im Gang ging er zwei Schritte, stieß er gegen eine große orangene Wand, stolperte und landete auf dem Hintern. „Eeeentschuldigung, Entschuldigung, Entschuldigung!“, rief eine tiefe, aber gleichzeitig merkwürdig kindliche Stimme. „Bepo, pass doch mal auf, wo du dich langbewegst!“ Er rappelte sich hoch und blickte in die runden Knopfaugen des „Bootmaskottchens“ wie alle den, in einem knallorangenen Strampler gekleideten Bären nannten. Kapitän Law hatte ihn erst vor drei Jahren in die Crew geholt, und doch war er inzwischen schon Mannshoch und breit wie ein Schiffsmast. „Hey, wolltest du zum Captain? Dann find mal heraus, wonach er sucht.“ Der Bär sah ihn mit großen Augen an. „Er sucht?“ In diesem Moment war ein weiteres Poltern zu hören. „Offensichtlich.“, entgegnete der Matrose. Ohne ein weiteres Wort schob er sich an Bepo vorbei und ging zurück zu seinem Kumpel Penguin. „Manchmal“, begann er. „Manchmal glaube ich, ich bin in einem Irrenhaus gelandet. Dann erinnere ich mich wieder daran, dass ich ja selbst irre sein muss, um hier zu arbeiten.“ Kapitel 4: Über verlorenene Inseln ---------------------------------- Flatternd flog ein weiteres vergilbtes Logbuch durch den Raum und klatschte gegen die gegenüberliegende Wand. „Nichts…auch nichts…“ Vor sich hin murmelnd durchblätterte Law ein Bericht nach dem anderen. Das gab es doch nicht! Auch das letzte Buch fand sein Ende und landete auf den vorherigen. Irgendwo mussten doch Aufzeichnungen von dieser verdammten Insel sein! Sie ist damals doch sicher nicht einfach im Meer versunken. Genervt stützte er seinen schmerzenden Kopf auf die Hände und schloss die Augen. Die Marine richtet schon genug Schaden an, aber Inseln können sie doch hoffentlich noch nicht versenken. Er musste aber zugeben, dass er selbst kaum noch Hoffnungen hatte den Mann zu finden, der wahrscheinlich als Einziger fähig ist, sein Schwert wieder in Ordnung zu bringen. In letzter Zeit war ihm das Kämpfen nicht mehr so leicht gefallen wie normalerweise, was doch an dem Schwert liegen muss… woran auch sonst? In diesem Moment klopfte es erneut an seiner Tür. Er atmete tief durch. WAS war heute bloß los? Die Tür öffnete sich zum zweiten Mal quietschend und ein großer zerzauster Kopf lugte hinein. „Alles in Ordnung, Captain?“, brummte Bepo. So gestresst er auch war, dieser Bär brachte ihn doch immer wieder zum schmunzeln, was auch ein Grund war, warum er sich an Bord befand. „Ja, schon gut, komm rein.“ Bepo schob sich durch die Tür und schloss sie vorsichtig hinter sich. Er tapste durch den Raum, hob ein paar herumliegende Blätter auf und begann sie auf dem Schreibtisch zu stapeln. „Was habt ihr denn gesucht?“, fragte er nach einer Weile vorsichtig. „Eine Insel.“, antwortete Trafalgar. „Eine, die vor vielen Jahren von der Marine überfallen wurde.“ „Warum?“ Der Bär richtete sich auf und schaute ihn verdutzt an. „Warum überfällt die Marine eine Insel?“ Law stand vom Bett auf und langte nach den Logbüchern. Diese kindliche Naivität war echt putzig. „Weil sich darauf ein Piratenhafen befand. Die gesamte Insel war sozusagen ein Refugium für ehemalige Piraten, die ihre Ruhe vor der Regierung haben wollten. Sie haben es relativ lange geschafft, sie geheim zu halten. Trotzdem muss es irgendwann einen Spitzel gegeben haben.“ Er drehte sich um und sah, wie Bepo traurig auf seine Füße starrte. „Und sie sind…alle tot?“ Law musste lachen. „Das will ich nicht hoffen. Auf der Insel wohnte jemand, den ich brauche. Wir werden erst mal an Land gehen, dann besprechen wir, wo es weiter hingeht. Komm, wir gehen zu den anderen. Ich will mal sehen, ob die Beiden auch wirklich arbeiten.“ Mit diesen Worten ließ er die eingesammelten Bücher auf den Tisch fallen und wandte sich zur Tür. „Bepo?“ Der Bär stand immer noch in derselben Ecke und umklammerte die Blätter. Law verdrehte die Augen. „Nun komm schon, mach dir darüber keinen Kopf! Die Geschichte ist lange durch, das Ganze ist vor 13 Jahren passiert!“ Behutsam legte Bepo die Papiere neben die gestapelten Logbücher und folgte Law zur Tür hinaus. Kapitel 5: Sonntags ------------------- Hope kaute langsam ihre Scheibe Brot, während sie den Blick über das Dorf schweifen ließ. Die Morgensonne färbte Dächer und Straßen rot, als würden sie brennen, während ein paar Vögel träge im kühlen Wind segelten. Wie verzückend dieser Anblick auch morgen für morgen war, jagte er ihr doch immer einen Stich durchs Herz. Weiß der Teufel warum. Heute war Sonntag, der beste Tag der Woche. Sie freute sich wie ein Kind darauf, denn sonntags war ein kurzer Schichtwechsel. Tagsüber durfte sie von ihrem Hügel in den Ort gehen, um über dem Markt zu schlendern, in Kasernen der Musik zu lauschen, oder, was zu ihrer liebsten Tätigkeit geworden war, sich an den Kai zu setzten und den Geschichten zuzuhören, denen ihr das Meer zu erzählen schien. Über versunkene Schiffe, versteckte Schätze und mutige Seefahrer. Manchmal, wenn das Glück ihr hold war, fand sie etwas im sandigen Schoß der Bucht. Nichts besonderes, wertlose Gegenstände, wie gebrochene Ruder oder alte Fässer. Am Abend aber musste sie wieder zurück und weiter bei den Gefangenen ausharren. Ein trostloser Job, aber was sollte sie denn anderes tun. Wie immer hockte sie auf einem Stein am obersten Rande des kleinen Pfades, der den Berg raufführte und wartete auf die Wache, die sie ablösen sollte. Der Kerl war heute spät dran, langsam wurde sie ungeduldig. Um ihre Langeweile zu überbrücken, zog sie ihr Schwert aus der Halterung auf ihrem Rücken und ließ es mit einem kräftigen Schub in die Erde sausen. Es blieb gerade stecken. Die Sonne spiegelte sich nun auf seiner Oberfläche, was ihm einen golden glänzenden Schimmer verlieh. Dieses Schwert war Hopes größter Stolz. Seine Klinge maß gut einen Meter Länge und dreißig Zentimeter Breite. Trotzdem kam es ihr leicht vor wie ein üblicher Degen. Man hätte meinen können, dass das Kämpfen durch diese scheinbar schwere Handhabung beeinträchtigt werden würde. Doch entgegen aller Erwartungen vermochte Hope diese Waffe wie ein Meister zu führen. Es war, als wäre dieses Schwert für die gemacht worden, maßgeschneidert und verknüpft mit ihren Gedanken. Ohne kam sie sich vor wie ein halber Mensch. Schritte wurden hörbar. Hope hob den Kopf und sah ihre Vertretung den Weg entlang zu ihr herauf spurten. Endlich! „Das hat gedauert! Schon wieder so ein Gemüsedieb?“, bemerkte sie spitz. Der Wachmann funkelte sie an. „Ich kann auch wieder gehen, wenn dir das lieber ist, du Rotzgöre.“ Hope richtete sich auf, zog ihr Schwert aus dem Boden und grinste ihn amüsiert an. „Versuchs doch.“ Sie hatte keinen sehr barmherzigen Ruf, daher beließ es der Mann bei einem weiteren bösem Blick und lief weiter, um anstatt ihrer vor den Zellen zu wachen. Mit einem vorfreudigen Schmunzeln auf dem Gesicht schwang Hope die Waffe auf den Rücken und machte sich auf den Weg ins Dorf. Den Hügel hinunter zu laufen war wesentlich leichter als hoch. Diese Erkenntnis wollte sie nicht nur an den Auswirkungen der Schwerkraft fest machen. Vor sich hin pfeifend hüpfte sie den steinigen Weg entlang, ohne auch nur einen Gedanken an den Abend verschwenden zu wollen. Noch nicht. Kapitel 6: Eindringlinge! ------------------------- Das Meer wölbte sich für einen Moment auf und mit einem leisen Platschen kamen zwei metallene Spitzen und die Oberfläche eines U-Bootes zum Vorschein. Der Lageplatz war gut gewählt: nahe und im Schatten eines Berges war sie so gut wie unsichtbar, da sie keine Sonne reflektieren und so von niemandem gesehen werden konnte. Wenn man Penguin glauben konnte, gab es hier sowieso keinen der sich für das Schiff interessieren könnte. Eine Luke an der Oberseite öffnete sich und drei Personen plus zotteliges Geschöpf sprangen heraus. Vor ihnen lag ein langer, weißer Sandstrand, der an den Seiten durch steile Klippen begrenzt wurde. Dahinter erstreckte sich dichter Wald. Bunte, exotisch aussehende Vögel saßen in den Ästen und unterhielten sich aufgeregt. Einige flatterten auf, als die Piraten sich dem Gehölz näherten. „Na dann. Wollen wir mal Trinkwasser suchen. Die Gegend scheint mir wirklich etwas menschenfeindlich, du hattest wahrscheinlich Recht.“, bemerkte Law mit einem Blick auf die verwilderte Gegend und zog sein Schwert, um sich durch das dichte Gestrüpp zu schlagen. In ein paar Schnitten hatte er sich eine kleine Schneise gehauen und marschierte vorwärts. Die anderen Drei folgten ihm, kamen jedoch nicht umhin einen besorgten Blick in Richtung Wildnis zu werfen. Das Gefühl behagte ihnen nicht, von allen Seiten beobachtet zu werden. „Scheiße, da wird man ja paranoid!“, murmelte Penguin. Eine schrille Sirene tönte über das Dorf. Erschrocken drehten sich die Menschen auf den Straßen um und suchten nach dem Ursprung des Lärmes. Er kam aus den Lautsprechern, die hier und da im Ort angebracht waren und zur Warnung oder Evakuierung dienten. Erst erschallten drei langgezogene hohe Töne, dann fing eine Männerstimme an zu sprechen. „An alle Bürger Taiyos: Bitte begeben sie sich in ihre Häuser, Piraten wurden auf der Insel gesichtet. Es besteht kein Grund zur Panik, unsere Wächter werden sich um das Problem kümmern. An alle Bürger Taiyos: …“ Hastig wurden die Straßen geräumt. Mütter scheuchten ihre Kinder ins Haus, Händler packten ihre Wahren ein. Nur die Wächter die an den Anlegestegen, vor Kasernen oder die als Kontrolle stationiert waren, verließen rasch ihre Posten und eilten zum äußersten Pfad des Dorfes. Dieser führte zum Wald, der hinter den letzten Häusern angrenzte und gleichzeitig die Grenze der Zivilisation zeigte. Die Wächter Taiyos waren in Rot und Grün gekleidet. Über ihren Stoffhemden trugen sie eiserne Platten, die manchen von ihnen schon ein ums andere Mal das Leben gerettet haben. Ihre Schädel wurden von einem Helm geschützt, den sie ausnahmslos immer zu tragen hatten, ob die Sonne ihnen nun das Hirn verkohlte oder nicht. Insgesamt betrug die Zahl der Wächter rund 50 Mann, was für solch eine winzige Insel schon eine enorme Leistung war. Säuberlich aufgereiht warteten sie auf vor dem Wald auf die Befehle ihres Kommandanten. Inmitten dieser rot-grün-silbernen Woge stach Hope hoffnungslos hervor, als sie sich zwischen den Soldaten durchquetschte um an die Spitze der Masse zu kommen. Denn entgegen der strengen Vorschrift hatte sie ihr langes, ärmelloses, blaues Oberteil an. Es war ihr schnurz, ob es ihr jemand übel nahm. Immerhin brauchte diese Horde Affen sie im Kampf gegen feindliche Seeräuber, denn ohne ihre Kampfkraft würden viele von denen schon längst die Friedhofserde düngen. Im Gehölz raschelte es bevor zwei, ganz in grün gekleidete und mit Blättern bedeckte Späher heraus stürmten. „Von hier aus nach Nord-Westen. Drei Personen und anscheinend haben sie einen Bären bei sich. An dem kleinen Strand, rechts unter einem Felsvorsprung liegt ihr Schiff.“ Der Befehlshaber nickte kurz. „Danke. Irgendwelche Hinweise auf Kopfgeld? Sind keine Gesuchten dabei?“ „Soweit wir gesehen haben, nur einer. Er hat sich schon einen Namen gemacht, hier in North Blue, ein Rookie namens Trafalgar Law. Auf seinen Kopf sind momentan 95 Millionen Berry ausgesetzt.“ „Alle Achtung.“ Hope pfiff anerkennend, worauf sie prompt entrüstete Blicke erntete. „Das ist der fetteste Fang seit mindestens zwei Jahren. Da darf man sich doch mal begeistert zeigen, oder?“, erwiderte sie mit einem abfälligem Blick auf die Männer hinter ihr. 95 Millionen… von dem Geld sah sie eh keinen Berry, obwohl sie sicher mal wieder die ganze Arbeit machen durfte. „Worauf warten wir dann noch? Schnappen wir uns die Kerle!“ Der Kommandant blickte zu seiner Truppe. „Tötet keinen, von dem ihr nicht wisst, ob es dieser Law ist! Lebend ist er von größerem Wert für Händler!“ „Moment!!“, rief einer der Spitzel und hielt eine kleine portable Teleschnecke hoch. „Ich habe die Information erhalten, dass dieser Law Teufelskräfte besitzt. Wir sollten die Seesteinhandschellen bereithalten!“ Hope riss die Augen auf. Teufelskräfte! Sollte dieser dreckige Pirat etwa ähnliche Kräfte wie sie besitzen? Dann gab es erst recht einen Grund, ihn so schnell wie möglich lebend zu fangen. Innerlich tobte in ihr geradezu ein Orkan, zumindest fühlte es sich so an. Ohne auch nur die geringste äußere Gefühlsregung preiszugeben, blickte sie ihrem Befehlshaber ins Gesicht. „Dann werde ich ihn übernehmen. Da es nur eine kleine Gruppe ist, wird ja sicher schnell klar sein, wer er ist. Ich werde mich um ihn kümmern, ihr müsst mir nur den Rücken freihalten.“ Er nickte wiederum und hob den Arm. „Ihr habt es gehört! Nehmt keine Rücksicht! Abmarsch!“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)