America is not enough ... XD von Aluca ================================================================================ Kapitel 9: Ninth Step ^^° ------------------------- Ryo war immer noch etwas wacklig auf den Beinen, doch die vielen Menschen um ihn herum stellten eine praktische Stütze dar. Er spürte, dass Dee dicht hinter ihm war. "Haben die eigentlich keine Notausgänge oder so was ...!?" Das harte Kästchen in Dees Jackentasche stieß bei jedem Schritt sachte gegen seinen Rücken. "Warum denn? Also ich finde es gut, dass wir die Tour normal weitermachen können!", flüsterte Dee und legte die Hände auf die Schultern seines Vordermanns, während sie sich langsam vorwärtsschoben. Nach einigen Minuten ging der breite Weg in eine schmale Gasse über, die die Besuchermassen in eine geordnete Schlange zwang, die sich nun kaum mehr weiterbewegte. Bald konnten sie den Zweck dieser Vorrichtung erkennen. "Oh, schau doch mal, Ryo, eine Geisterbahn!!" Das stimmte nicht ganz, denn die kleinen, auf Schienen befestigten Waggons würden sie auf eine Zeitreise durch die Geschichte Englands kutschieren, wie eine Tafel mit der Überschrift 'Spirit of London' verriet. Sie setzen sich in einen gerade einfahrenden Wagen und schon ertönte aus einem kleinen installierten Lautsprecher vor ihnen, dass sie während der Fahrt nicht aussteigen dürften und keinen Abfall wegwerfen sollten. Ryo hörte nicht richtig zu. Er wollte nur eins - hier raus! Doch statt dessen fuhren sie scheinbar unendlich langsam an riesigen, mechanischen Puppen vorbei, die in schillernden Gewändern die letzten Jahrhunderte wieder aufleben ließen. Das ganze Szenario wurde von der Stimme aus dem Lautsprecher kommentiert. Ryo versuchte, sich auf den Vortrag zu konzentrieren, doch seine Gedanken schweiften immer wieder zu Roger und der Bombe in Dees Tasche. Außerdem tat sein ganzer Körper weh, der am nächsten Tag sicherlich von ein paar hübschen blauen Flecken geziert sein würde. Als er den Kopf drehte, um Dee anzusehen, stellte er fest, dass sein Partner von der Geschichte Englands wohl auch nicht sehr gefesselt zu sein schien, denn dieser schaute ihn aus seinen wunderschönen grünen Augen verträumt an. "Wir sind ganz allein, Honey! Nur du und ich ..." "... und eine Bombe!", ergänzte Ryo schnell, damit Dee nicht auf dumme Gedanken kam. "Die Fahrt dauert acht Minuten ... das müssten wir doch schaffen!" Dee grinste schelmisch und legte auffordernd seine Hand auf Ryos Oberschenkel. "Bitte!!?? D-das ist doch nicht dein Ernst!!" Ryo konnte einfach nicht glauben, was Dee sich da schon wieder vorstellte. Im nächsten Augenblick fuhren sie ruckartig um eine Ecke und Ryo rutschte auf der Bank nach rechts und presste Dee an die Innenwand des Waggons. Oh nein, der Ausdruck in Dees Augen gefiel ihm gar nicht! "Sorry ...", murmelte er verlegen und wollte sich wieder auf seinen Platz zurückschieben. Doch Dee packte ihn an den Oberarmen, zog Ryos Oberkörper an sich heran und drückte seine Lippen auf Ryos Mund. Dabei bohrte sich die Kante der Bombe schmerzhaft in Ryos Bauch und ließ ihn leise aufstöhnen. Dee interpretierte diesen Laut anscheinend völlig falsch. "Das gefällt dir wohl!", flüsterte er erregt und streichelte über Ryos Wange, während sich ein paar Meter neben ihnen die Leichen durch die Pest dahingeraffter Bauern türmten. Aus Versehen berührte Dee den Schnitt unter Ryos Kinn und ein heißer Schmerz wie von glühenden Nadeln zog sich durch Ryos Hals. Zischend sog er die Luft zwischen den Zähnen ein und sein Kopf zuckte reflexartig nach hinten. "W-was ..." Dee konnte sich wohl kaum noch beherrschen, denn als seine Hände unter Ryos Pullover glitten, konnte Ryo spüren, dass diese leicht zitterten. "Hör auf, Dee! Mir tut alles weh ...", keuchte Ryo, hin- und hergerissen zwischen dem Verlangen nach Dees leidenschaftlichen Küssen und dem nagenden Schmerz im Bauch und am Kopf. "Wo!? Was tut dir weh ...?", säuselte Dee und versuchte, seiner Stimme einen verführerischen Klang zu verpassen. Schließlich wurde Ryo von dem schnarrenden Tonband aus dem Lautsprecher aus dieser misslichen Lage erlöst. "Wir danken ihnen für ihren Besuch in unserem Wachsfigurenkabinett und hoffen, dass es ihnen gefallen hat! Wir wünschen ihnen noch eine schöne Zeit in London und eine angenehme Heimkehr." Es wurde hell und der kleine Wagen kam quietschend zum stehen. Ryo verließ ihn beinahe fluchtartig und schloss sich den Besuchern an, die dem Ausgang entgegenströmten. "Hey Ryo, warte doch mal! Hier gibt es doch Souvenirs. Meinst du nicht, wir sollten Bikky etwas mitbringen?" Doch Ryo hatte nun endgültig genug und zerrte Dee ungerührt nach draußen. Vor dem Gebäude wartete bereits die Polizei und empfing Dee und Ryo mit der Frage, ob es ihnen gut gehe. "Aber natürlich! Alles in Ordnung!", antwortete Dee für sie beide und machte eine wegwerfende Handbewegung. Stolz überreichte er dem Officer die Bombe und setzte ein triumphierendes Grinsen auf. Ryo lächelte müde und atmete erleichtert die kühle Luft in tiefen Zügen ein. "Wenn sie jetzt bitte noch mit aufs Revier kommen könnten. Wir müssen ihre Aussage zu Protokoll nehmen und vielleicht sind sie sogar in der Lage, den Täter zu beschreiben ..." "Schon klar!", unterbrach Dee ihn, "Wir sind selbst Polizisten - aus New York - und kennen uns da aus!" Der Officer zog missmutig eine Augenbraue hoch, entgegnete aber nichts, sondern öffnete einladend die Hintertür des Polizeiwagens. Erschöpft ließ Ryo sich auf die lederne Rückbank fallen und schloss die Augen. Inzwischen war die Nacht hereingebrochen, als die beiden endlich zu Hause ankamen. Der Besuch auf dem Revier hatte länger gedauert als erwartet, doch nach einer Stunde quälender Fragen und Formalitäten waren sie schließlich entlassen worden und hatten sich umgehend auf den Weg zu dem Haus von Dees Tante gemacht. Kaum hatte Dee die Tür aufgeschlossen, hörten sie auch schon das Telefon im Flur klingeln. Dee fluchte leise und beeilte sich, den Anruf entgegenzunehmen, vielleicht war es ja noch mal die Polizei. "Ja? ...Was!? Ach du bist's, Tante Emily!!", hörte Ryo Dee auf die Stimme am anderen Ende der Leitung reagieren. "Hm ... ja, wir sind gut angekommen ... nein, nichts weiter Aufregendes!" Ryo warf seinem Partner einen vielsagenden Blick zu, doch der grinste ihn nur hilflos an. Wahrscheinlich war es so auch am Besten. Dann sagte Dee lange Zeit gar nichts mehr, Ryo ging davon aus, dass seine Tante ihm jetzt jedes Detail ihres ersten Urlaubstages schildern würde. Daher beschloss er, die Gelegenheit zu nutzen und ein Bad zu nehmen. Erschöpft schlurfte Ryo Richtung Badezimmer und knipste das Licht an. Nachdem er den Hahn der großen Wanne aufgedreht hatte und nun heißes Wasser hineinrauschte, schlüpfte er aus dem Pullover und versuchte, seinen Kopf dabei so wenig wie möglich zu bewegen, da dieser immer noch etwas schmerzte. Eingehend musterte er seinen Körper in dem großen Wandspiegel. Noch waren keine blauen Flecken zu sehen, doch die würden mit Sicherheit kommen. Er strich behutsam über die roten Striemen an seinem Hals, die Rogers Hände hinterlassen hatten. Dieser Verrückte! Auch der Schnitt unterhalb seines Kinns war noch deutlich zu sehen. Ryo hütete sich davor, ihn ebenfalls zu berühren, denn er hatte ja bereits gemerkt, dass das Fleisch an dieser Stelle sehr empfindlich war. Nach einigen Minuten war die Badewanne vollgelaufen und Ryo ließ sich mit einem wohligen Seufzer hineingleiten. Als das heiße Wasser über seinen Hals schwappte, musste er die Zähne zusammenbeißen, denn schon schoss ein glühender Schmerz durch die Wunde. Doch dann breitete sich die betäubende Wärme kribbelnd in seinem ganzen Körper aus. Ryo schloss zufrieden die Augen und legte den Kopf auf den Rand der Wanne. "Ryooo!! Wo bist du!?" Jäh wurde die Ruhe von Dees lautem Rufen und dem Zuschlagen der Schlafzimmertür unterbrochen. Bevor Ryos müder Verstand irgendwie reagieren konnte, wurde auch schon die Badezimmertür aufgerissen und Dee stürmte herein. "Bist du hier ...!?" Er brach mitten im Satz ab, als er Ryos auf dem Boden verstreute Klamotten erblickte, sah dann hoch, und starre Ryo mit runden Augen an. Wäre Ryo nicht bereits ausgezogen gewesen, hätten es diese Blicke wohl getan. "Was ist!?", fragte er genervt. "Äh ... ich wollte nur sagen, dass ... äh, dass ich schnell zur Tankstelle gehe und uns Eis hole! ... Das soll ja gut sein gegen Aufregung, weiß du ... und ich wollte ..." Ryo erfuhr nicht, was Dee noch wollte, denn dieser verstummte und ließ seine Augen anzüglich über Ryos nackten Oberkörper schweifen. Endlich reagierte Ryo und zog hastig die Beine fest an sich heran, sodass eine kleine Pfütze von übergelaufenem Wasser auf dem Boden entstand. "Ja! Ist gut! Geh Eis holen ... viel Eis!!", herrschte er ihn an. Er bemerkte, dass er schon wieder rot anlief und das kam eindeutig nicht von der Hitze. "Nun geh schon!" Ungeduldig wedelte er mit der Hand zur Tür, mit der anderen umschlang er krampfhaft seine Knie. Dee verließ provozierend langsam das Bad - und das im Rückwärtsgang - flüsterte noch etwas wie: "Ein Anblick für Götter!" und schloss die Tür leise hinter sich. Verblüfft sah Ryo ihm nach. Er hatte absolut nicht erwartet, dass es so einfach werden würde, ihn loszuwerden. Anscheinend hatte Dee gespürt, dass Ryo im Moment nur Ruhe und Erholung brauchte. Wieso hatte sein Partner dieses Gespür nicht öfter!? Fünf Minuten später stieg Ryo aus der Wanne, da seine Finger schon ganz verschrumpelt waren, was er überhaupt nicht leiden konnte und das Wasser nur noch lauwarm war. Mit einem weichen Badetuch rubbelte er sich vorsichtig ab und ging dann ins Schlafzimmer um sich neue Kleidung aus dem Schrank zu holen. Draußen war es inzwischen stockdunkel und ein heftiger Wind peitschte durch die Bäume im Garten. Ryo hatte überraschender Weise großen Appetit auf Eis und sah ungeduldig auf die Uhr. Wo blieb Dee denn!? Hoffentlich hatte er nicht beim Bezahlen feststellen müssen, dass er seine Brieftasche vergessen hatte, dachte Ryo lächelnd, denn sonst musste er den ganzen Weg zweimal laufen. Doch das Lächeln gefror auf seinen Lippen. Brieftasche!! Der Gedanke traf ihn wie ein Hammerschlag. Roger hatte ihm seine Brieftasche gestohlen, nachdem er ihn gefesselt hatte und sie dann in seine Jacke gesteckt. Schockiert ließ sich Ryo auf das Bett fallen. Er hatte einen Zettel mit der Adresse diese Hauses in eines der Fächer gesteckt, nur für den Notfall. Unruhig fuhr er sich mit der Hand durch die feuchten Haare. Roger hatte bestimmt schon erfahren, dass sein Anschlag vereitelt worden war. Was wäre, wenn dieser Irre es sich in den Kopf setze, bei ihnen einzubrechen und ... ja, was dann!? Was hätte er davon!? Ryo schüttelte diesen Gedanken ab und erhob sich. Roger wäre ziemlich dumm, wenn er ausgerechnet hier auftauchen würde. Das Läuten der Türglocke ließ ihn heftig zusammenfahren. Hatte Dee etwa seine Schlüssel vergessen? --- Ende des neunten Kapitels --- So jetzt wird das Ganze wieder etwas ruhiger ... hoffentlich nicht allzu langweilig XDD Aber für wie lange!? *hohoo* ^^°° Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)