Es begann mit Blut. von abgemeldet (Womit wird es enden?) ================================================================================ Kapitel 11: #11 иυмєяσ ∂υє. --------------------------- "Wie wäre es... wenn wir uns alle wieder vertragen?", fragte Kyo in einem schwächlichen Anflug von Diplomatie. Es war offensichtlich, dass sie sich nicht mit Misa streiten wollte. "Es tut mir wirklich leid und wenn ich könnte, würde ich es ungeschehen machen, aber... na ja, das geht wohl schlecht." Fallen dir noch mehr Floskeln ein?, dachte Misa kühl, sprach es aber nicht aus. Kyo meinte es wohl so, wie sie es sagte, aber für Misa klang es nach leeren Worten. Was hatte sie denn schon davon? Sie würde Kyo nie wieder so sehen wie früher. Kouki vielleicht schon, denn Kyo war für ihn wahrscheinlich nur eine von vielen. Aber Kyo... ausgerechnet Kyo. Kyo, die Izaya hatte und zu der sie Shizuo geraten hatte; Kyo, die ihre einzige Freundin war. Das war nicht fair. "Ist schon okay", sagte Misa, und meinte es doch nicht so. "Ich denke, ich... kann damit leben. Jeder sollte das tun und lassen dürfen, was ihm gefällt, richtig?" Sie versuchte ein heiteres Lächeln, doch das gelang ihr nicht wirklich. Kyo sah sie weiterhin unglücklich an und Misa begann dieser Blick auf die Nerven zu gehen. Sie wollte Kyo ihre Wut nicht spüren lassen, also beschloss sie, schnellstens den Raum zu verlassen, bevor sie sich nicht mehr zurückhalten konnten. Sie stand auf. "Wo gehst du hin?", fragte Yohan. Misa biss sich auf die Unterlippe, um ihm nicht etwas wie 'Das geht dich 'nen Scheißdreck an!' zu erwidern. Es wäre nicht gerecht, mich an Yohan abzureagieren. Obwohl er das mit uns nicht unbedingt hätte erzählen müssen... Sie schüttelte den Kopf. Hier war wohl niemand wirklich unschuldig, was? "Ich muss nur ein wenig alleine sein", brachte sie schließlich heraus und verließ ohne ein weiteres Wort den Raum. Sie ballte die Hände zu Fäusten, als sie einige Sekunden später Yohan hörte, wie er an Kouki und Kyo gewandt mit sarkastischem Ton fragte: "Soll ich euch zwei lieber alleine lassen?" Die Antworten konnte sie nicht mehr verstehen, sie klangen aber recht aufgebracht. Aber das war ihr egal. Im Moment war ihr alles egal. Sie wollte nur noch ihre Ruhe haben und über gar nichts mehr nachdenken. Der Gang im ersten Stock war verlassen. Niemand schien in den Zimmern zu sein. Misa betrat ihren Raum, ging zum Fenster und sah hinaus. Shizuo kam gerade aus dem Wald zurück. Mit ein wenig Glück hat er dort Izaya zur Strecke gebracht..., dachte Misa trocken. Sie beobachtete noch, wie Shizuo das Gebäude betrat, dann drehte sie sich um und öffnete ihren Schrank. Darin stand eine Axt. Schuldgefühle machten Kyo immer hungrig. Zumindest nahm sie an, dass ihr plötzlicher Hunger von Schuldgefühlen herrührte, denn normalerweise kannte sie so etwas gar nicht. Sie tat alles, was sie tat, aus ihrer Überzeugung heraus und hatte deshalb selten Gewissensbisse. Warum auch immer, jedenfalls hatte sie Yohan und Kouki im Wohnzimmer alleine gelassen und ihnen geraten, sich doch am besten gegenseitig zu 'vögeln'; dann hätten die Mädchen nicht so viele Probleme wegen ihnen. Die Jungs fanden das nicht so lustig, aber Kyo hatte ihre Proteste ignoriert. Und nun stand sie hier, alleine in der Küche und tippte hastig eine Textnachricht. 'Ich glaub, ich hab's mir mit meiner besten Freundin verscherzt. D:', schrieb sie, während sie den Kühlschrank öffnete. Sie drückte auf 'Senden' und hob den Blick, um in den Kühlschrank zu sehen, als sie hinter sich den selben Sms-Ton wie schon gestern hörte. Shizuo hatte soeben die Küche betreten und zog sein Mobiltelefon aus der Tasche. Kyo beäugte ihn kurz verdutzt und fragte dann: "... Willst du auch 'nen Pudding?" Der Blonde sah auf. "Hm? Ja, wäre nett." "Vanille?" "Nee, Schoko. Wenn was da ist." "Du hast Glück." Kyo nahm zwei Becher Schokopudding aus dem Kühlregal. "Das sind die beiden letzten." Sie lächelte ihm zu, holte noch zwei Löffel aus einer Schublade und stellte ihm einen Becher samt Löffel hin. "Hau rein." Er sah kaum von seinem Mobiltelefon auf, während er tippte. "Danke." Kyo sah ab und zu zu Shizuo hinüber, während sie ihren Becher öffnete und einen Löffel Schokopudding aß. "Was hast du eigentlich mit Izaya gemacht?", fragte sie vorsichtig. "Keine Sorge, er ist mir im Wald entwischt", erwiderte er gleichgültig und sendete die Textnachricht ab. Kyo nickte abwesend und beförderte einen weiteren Löffel Schokopudding in ihren Mund, als ihr Sms-Ton erklang. Ihre Augen wurden groß. Statt zu ihrer Hosentasche sah sie zu Shizuo, dessen Blick ebenso ahnungsvoll wirkte. Allerdings wusste keiner der beiden, was zu sagen war. Es konnte immer noch ein Zufall sein. Ein sehr, sehr unwahrscheinlicher Zufall, dass er immer Sms bekam, wenn sie gerade eine abschickte und umgekehrt. Aber genau so unwahrscheinlich schien es, dass die beiden, die schon seit Monaten miteinander schrieben, sich jedoch noch nie gesehen oder auch nur gesprochen hatten, sich hier gefunden hatten. Langsam griff Kyo nach ihrem Handy. Sie sah auf das Display. 'Egal, was du gemacht hast', las sie für sich. Shizuo blickte sie stumm an. 'Wenn es dir wirklich leid tut und du ihr genug Zeit gibst, wird das schon wieder.' Kyo hob wieder den Kopf und sah, dass Shizuo sie eingehend beobachtete. "Wie viel Zeit denn?", fragte sie mit schmalem Lächeln. Entweder, er würde wissen, wovon sie redete – oder eben nicht. "Mindestens zwei Wochen", erwiderte er ernst. "Obwohl Misa normalerweise nicht nachtragend ist." Kyo sah ihn ungläubig an. Das Thema 'Misa' war für diesen Moment aus ihren Gedanken gestrichen. "Ich glaub's nicht", sagte sie atemlos. "Ich glaub's nicht, dass du... ausgerechnet... Hast du es gewusst?" Shizuo, der selbst so erstaunt schien, dass er seinen Schokopudding völlig vergaß, schüttelte den Kopf. "Ich bin genau so überrascht wie du." Noch überraschter war er, als Kyo ihn ohne Vorwarnung umarmte. Shizuo riss die Augen auf und erstarrte, drückte sie aber auch nicht weg. Nachdem er den ersten Schock überwunden hatte, legte er vorsichtig seine Arme um Kyo, die etwas nuschelte, das wie 'Ist neu, das Klo' klang. Shizuo nahm an, dass es eher ein 'Ich freu mich so' war. Kyos erster Impuls war, es Misa zu erzählen. Weil Misa noch immer ihre beste Freundin und Shizuos Cousine war und weil sie sich wahrscheinlich auch mehr für sie gefreut hätte als Izaya. Dann allerdings fiel Kyo ein, dass Misa im Moment nicht allzu gut auf sie zu sprechen war – auch wenn sie etwas anderes behauptet hatte – und sie beschloss, mit der Nachricht zu warten, bis sich die Lage entspannt hatte. Ihre zweite Wahl war also Izaya. Nachdem die beiden sich länger als nötig umarmt hatten, war Kyos erstes Wort "Izaya". Shizuo fand das gar nicht lustig. "Was ist mit dem?", brummte er und griff missmutig nach seinem Schokopudding. "Ich muss es ihm erzählen", erwiderte Kyo aufgeregt. "Der wird vielleicht überrascht sein." Shizuo verdrehte die Augen. "Was auch immer..." Kyo lächelte und stupste ihn spielerisch gegen die Schulter. "Ach, man... beim Schreiben wirkst du nicht so griesgrämig." "Beim Schreiben ging es ja auch nie um diesen Abschaum der Gesellschaft", murmelte Shizuo und hob den voll beladenen Löffel an seinen Mund. "Hm." Kyo zuckte nur mit den Schultern. Wenn die beiden sich nicht mochten, war das deren Sache. Sie würde sich jedenfalls nicht zwischen die Fronten stellen. "Also bis später dann." Und sie ging hinaus in den Flur, ein lautes "Izayaaa?" rufend, das in der menschenleeren Eingangshalle widerhallte. Shizuo betrachtete nachdenklich ihren halb aufgegessenen Schokopudding. Hosted by Animexx e.V. 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