Träume eines Siebenjährigen von yubae (Conan (Shinichi) X Heiji) ================================================================================ Prolog: E-Mails --------------- Es war Donnerstag, der 23. März, 15:07Uhr, als Conan mit Ayumi, Ai, Genta und Mitsuhiko durch das Schultor ging, um sich auf den Heimweg zu machen. Wie immer verabschiedeten sich Ayumi und die zwei anderen Jungen als erstes, während Ai weiter mit ihm lief. Dabei griff sie zu gerne Diskussionen über Ran auf. "Wann hast du dich das letzte Mal bei ihr gemeldet? Sie sieht nicht gerade glücklich aus...", meinte sie und sah den Jungen scharf an. Conan seufzte leise, ließ einige Zeit verstreichen, bis er endlich antwortete. "Vor drei Wochen hab ich sie angerufen." "Das ist ziemlich lange her, Kudou. Du solltest dich wieder bei ihr melden. Du hast es doch auch sonst öfter getan..." "Das ist meine Sache, Haibara. Ich kann nichts dafür, wenn sie so empfindlich reagiert, weil ich mich mal nicht jeden zweiten Tag melde.", gab Conan bissig zurück, ehe er an einer Ampel stehen blieb, Ai neben ihm. "Gibs doch zu, du willst nur nicht, dass besetzt ist, solltest du einen Anruf bekommen" Conan zuckte innerlich zusammen, versuchte aber nichts in seinem Gesicht widerspiegeln zu lassen. "Was redest du da? Von wem sollte ich einen Anruf erwarten, dass ich nicht mal fünf Minuten für Ran Zeit hätte?", sagte er ruhig und ließ seine Hände in seine Hosentaschen gleiten. In seiner rechten hatte er sein Handy, umgriff es. "Sag du es mir. Anscheinend hast du ja keine fünf Minuten für sie Zeit. Wie lange geht das nun schon so, hm? War es nicht seit dem letzten Fall? Glaubst du ich seh es nicht, wie du ständig nach deiner Tasche greifst? Auch im Unterricht..." "Ach, was... Ich..." Er wollte etwas sagen, Ai irgendwas entgegenwerfen, doch wusste er, dass es ohnehin keinen Sinn hätte. "Na, ich lieg wohl richtig, Kudou?", meinte Ai mit einem leichten Grinsen auf den Lippen, "Da kann ja dann auch nur eine Person ne Rolle spielen... nachdem es angefangen hat, als du mit Ran und den Kleinen in Osaka warst... Aber du hattest ja sonst nicht so viel mit Kazuha zu tun..." Gegen Ende wurde sie leiser und seufzte. "Du solltest Ran sagen, dass du etwas Abstand möchtest... Dass sie nicht warten soll" Conan hörte diese Worte gar nicht mehr. Er starrte Ai nur an. "Kazuha...?", brabbelte er, spieh innerlich ein lautes Lachen aus, doch seine Lippen pressten sich nur zusammen, "j-ja... vielleicht sollte ich das tun" "Aber denk daran... Wenn du deinen alten Körper nicht zurückbekommst... du wirst so mit Sicherheit keine Chancen bei ihr haben. Aber Ran wird da sein. Immer. So wie ich", fügte Ai noch leise hinzu, ehe sie sich in eine andere Richtung wandte, "bis morgen, Kudou". Conan folgte ihren Worten nur langsam //So wie ich?// "Hey, Ai, warte mal!" Er drehte sich zu ihr um, doch das Mädchen war schon verschwunden. Langsam zog Conan sein Handy aus der Hosentasche. Seit drei Wochen wartete er, doch noch immer hatte er weder eine E-Mail, noch einen Anruf erhalten. Langsam konnte er zumindest ein Stück weit nachempfinden, wie sich Ran fühlen musste. Also wählte er kurzerhand ihre Nummer. Das Mädchen ging auch sofort dran und Conan durfte sich ihren üblichen Wutausbruch anhören, mit dem sie jedes Mal auf ein Neues ihre wahren Gefühle versteckte. "...und deshalb... warte nicht auf meinen nächsten Anruf, okay? Es kann lange dauern. Es gibt einige Probleme bei dem Fall an dem ich grad dran bin. Ich weiß nicht, ob ich zurück kommen kann. Zurück zu dir... Es hat sich viel geändert. Es tut mir leid. Bis..." Er verstummte kurz, ehe er weitersprach, "Lebe wohl...Ran..." Damit legte Conan auf. Es war ein glatter Schnitt. Das hatte Ran verdient. Zu warten, ohne ein Lebenszeichen zu bekommen war viel schlimmer, als zu wissen, dass man nichts mehr zu erwarten hatte. Doch der Junge wusste jetzt schon, wie traurig Rans Augen sein würden, wenn er nach Hause kam. Lange Zeit blieb er vor der Detektei stehen, ehe er langsam die Treppen hochging, die Tür öffnete und rief: "Bin Zuhause, Ran-neechan!" Er schloss die Tür hinter sich, schlüpfte aus seinen Schuhen und ging ins Wohnzimmer. Der Fernseher lief, das Telefon lag auf dem Boden in Richtung Rans Zimmer und die Sitzkissen waren verschoben und durcheinander. Ein Klos schien in Conans Hals zu stecken, als er das Telefon aufhob. Es war feucht. Langsam legte er es auf den Tisch, ging zu Rans Zimmer und klopfte. "Ran-neechan? Bist du da?", rief er, hörte ein leises Schluchzen, das sofort verstummte. Er hob seine Hand zum Türknauf, drehte ihn und schob die Tür auf, lugte durch den Spalt. "Ran-neechan, ich komme rein, ja?" Nur ein Schniefen war zu hören. So oft sie ihre Gefühle auch unterdrückt hatte, nun war es wohl unmöglich. Mit schlurfenden Schritten ging Conan zum Bett, auf dem Ran lag, das Gesicht in ihr Kissen gepresst hatte. Er setzte sich schweigend und legte seine Hand auf ihren Rücken. Was hätte er auch sagen sollen...? Alles hätte wohl in dieser Situation dumm geklungen. Also schwieg er einfach weiter, streichelte sie sanft. Immer wieder erzitterte Ran unter ihren Schluchzern, bis sie sie langsam beruhigte, ihre Atmung wieder flacher ging. Doch noch immer hielt sie ihr Gesicht versteckt, wollte Conan ihre Tränen nicht zeigen. "Ich bin da, Ran-neechan", brachte Conan nun doch langsam hervor, griff ihre Hand, "Ich bin da..." Er spürte ein leichtes Drücken an seiner Hand, unterdrückte ein tiefes Seufzen. Aber was hätte er sonst tun sollen...? Ran war schon lange nicht mehr das, was sie früher mal gewesen war. Natürlich war sie ihm auch jetzt noch wichtig. Doch sie waren Freunde... nein, schon eher Geschwister. Wie auch nicht? Er lebte mit ihr zusammen unter einem Dach, badtete mit ihr, duschte mit ihr, ließ sich von Ran zu Bett bringen. Sie kochte für ihn, bot ihm jeden Tag aufs Neue Hilfe bei den Hausaufgaben an, die er eigentlich nicht brauchte, doch er nahm sie an, um ihr eine Freude zu machen. Das Gefühl der Verliebtheit war verschwunden. Erst langsam, kaum spürbar, dann allerdings immer mehr. Er liebte sie. Natürlich, aber doch nur wie eine Freundin... und eine große Schwester, die er nie gehabt hatte. Nie hatte er sich vorstellen können, dass es einmal so werden würde. Doch nun... Es ließ sich nicht mehr ändern, die Zeit nicht zurückdrehen. Und vielleicht war es ja auch besser so. Was, wenn er als Shinichi bei Ran gewesen wäre? All die Zeit, nur um irgendwann zu merken, dass es nicht das war, was es sein sollte. Er hätte eine Beziehung beenden müssen. Er hätte sich ihr mit einem Schlag entrissen. Es wäre doch viel schmerzhafter gewesen. Das war es zumindest, was er dachte. Er war nicht gut darin sich in Mädchen hineinzuversetzen, besonders nicht in Ran. Aber vielleicht reichte das hier auch? Vielleicht war es genug einfach nun bei ihr zu sein, nicht als er selbst, aber als ein Mensch, dem Ran mehr vertraute als ihm selbst. Wenn auch nur deshalb, weil sie nicht erwartete, dass er irgendwas von dem verstand, was sie sagte. Es dauerte eine schier endlose Zeit, bis sie es über sich brachte und aufblickte, Conan traurig anlächelte, ehe sie ihn entschuldigend ansah. "Tut mir leid, ich hab das Essen noch nicht gemacht... Du hast sicher Hunger und ich lieg hier faul im Bett rum...", sagte sie leise, zog die Nase ein letztes Mal hoch und stieg aus dem Bett, als wäre nichts gewesen. Und gerade diese völlig selbstlose Art machte es Conan noch schwerer. Er sah zu Ran auf, schob sie dann sanft zurück aufs Bett. "Ich bin nicht sehr hungrig, Ran-neechan...", antwortete er und nahm neben ihr Platz, lehnte sich leicht an sie. Ja, das Mädchen hatte es wirklich schwer mit ihm... Erst verschwand er scheinbar und dann... beendete er alles zwischen ihnen. Einfach so, wie aus dem Nichts heraus. Doch so war es nun jetzt einmal. Rückgängig konnte er es nicht mehr machen. So musste es sein. So und nicht anders. Egal wie sehr es sie beide schmerzte. Natürlich hatte er sich gewünscht, dass es nicht so laufen würde, doch seit er diesen einen Menschen das erste Mal sah, hatte sich alles in ihm geändert. So hätte es nicht kommen sollen, doch so war es eben gekommen. Plötzlich spürte Conan Rans Finger, die ihm durchs Haar strichen, dann sanft seinen Nacken berührten. Er lächelte das Mädchen schwach an, schmiegte sich gegen seine Hand, ehe er ihm sanft einen Kuss auf die Wange hauchte, daraufhin leicht errötete. Das brachte Ran nun doch zum Lachen. Sie hob ihn auf den Schoß, stand mit ihm auf und ging in die Küche. "Ahlele?", machte Conan, kaum waren sie in der Küche und sah auf die Lebensmittel, die auf der Theke verteilt waren, "Gibt das Okonomiyaki?" Ran nickte lächelnd, ehe sie antwortete: "Ja, Kazuha-chan hat mir ein Rezept gegeben, das sie von Heiji hat. Und ich dachte mir, dass wir das heute machen könnten. Otou-san hat heute keine Termine und du hast morgen keine Schule, also kannst du all deine Hausaufgaben ja auf morgen verschieben" Conan nickte nur. Seit ihrem ersten Satz hatte er nicht mehr wirklich zugehört. Seine Gedanken waren zurückgewandert. Okonomiyaki... Dieses besondere Okonomiyaki. Das erste und letzte Mal, als er bei Heiji zu Hause gewesen war, hatten sie eben dieses Okonomiyaki gegessen. Heiji hatte ihn eingeladen über Nacht zu bleiben, doch Ran und Kogorou hatten für ihn abgelehnt. Immerhin hatten sie ein Hotelzimmer gebucht. Außerdem wollten sie Heiji ja keine Umstände machen. Wahrscheinlich war es besser so gewesen... Auch wenn Conan lieber dort geblieben wäre... Ein wenig mehr Zeit nur für sie beide. Alleine. Ohne die anderen. Solche Momente gab es einfach zu selten. Er seufzte leise, was nun auch Ran mitbekam, wenngleich sie ja seine Gedanken nicht mitverfolgen konnte. "Was ist?", fragte sie nach und musterte Conan eindringlich. Dieser fuhr etwas zusammen, lächelte nur und schüttelte den Kopf. "Nichts weiter, Ran-neechan. Lass uns Essen machen!" Er ließ sich absetzen, schob einen Stuhl an die Theke und kniete sich darauf, begann den Kohl zu schneiden. "Pass auf, dass du dich nicht verletzt", meinte Ran fürsorglich und strich abermals durch Conans Haar. Eine halbe Stunde später waren sie mit den Vorbereitungen fertig, hatten alles in kleinen Schüsseln auf den Tisch gestellt. Der Okonomiyaki-Herd stand auch schon bereit, doch mit dem Aufheizen würden sie noch ein wenig warten, bis sich Kogorou aus dem Büro nach oben in die Wohnung begab. Und dann plötzlich geschah es. Conans Handy, das er bis dahin noch immer in seiner Hosentasche hatte, begann zu vibrieren und er zog es heraus. Eine Mail befand sich auf dem Handy und klickte auf den Knopf "überprüfen". Leicht zitterten seine Finger. "Alles okay, Conan-kun?", fragte Ran nach, die es sofort bemerkt hatte. "Professor Agasa... ich geh ihn schnell anrufen, ja?" Er sprang auf, schnappte das Teefon und lief in sein Zimmer, das er sich bei Nacht mit Kogorou teilte. Bisher hatte er die Mail nicht gelesen, doch der Absender war schon genug. "Heiji", murmelte er zu sich selbst, setzte sich auf seinen Futon am Boden und ließ das Telefon achtlos neben sich fallen, ehe er die Mail öffnete. Hey, Kudou, wie gehts dir? Lange nichts gehört! Klar, ich wollte mich auch melden, nicht? (^___^); Sorry, kam nicht eher dazu. Bald sind doch Ferien, ne? Komm vorbei, okay? Ticket für die Hinfahrt hab ich dir schon gekauft. Kommt in den nächsten Tagen per Post an. Rückfahrt muss du selbst buchen. Und diesmal brauchst du kein Hotel. Wir haben ein Gästezimmer. Conan überflog die Nachricht wieder und wieder. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Noch zwei Wochen bis zu den Ferien... und die würde er dann wohl in Osaka verbringen. Den anderen würde er noch nichts sagen. Er würde warten, bis das Ticket ankam. Dann war ja noch immer Zeit. Er drückte auf den Knopf zum Antworten, schüttelte dann allerdings den Kopf und steckte das Handy weg. Was sollte er auch schreiben? Wie sehr er sich freute? Dass er gerne zu ihm kam? Er seufzte etwas und ging zusammen mit dem Telefon wieder aus dem Zimmer. "Und?", fragte Ran gespannt, sah Conan an. Dieser lachte nur, setzte sich ihr gegenüber. "Ach, nichts wichtiges. Professor Agasa ging nur mal wieder was in die Hose. Nichts Schlimmes. Haibara hat ihm geholfen alles wieder zu beseitigen." "Achso, da bin ich ja froh. Ai-chan... will sie nicht mal wieder vorbeikommen? Sie ist so ein liebes Mädchen." Conan seufzte leise. Liebes Mädchen. Leicht verdrehte er die Augen. Würde er Ai für ein Kind halten, dann allerdings für ein sehr seltsames. Immerhin waren die Kommentare, die sie oftmals beisteuerte nicht wirkich ihrem Alter von sieben Jahren entsprechend. Als dann später Kogorou in die Wohnung kam, gab es endlich Okonomiyaki. Conan aß zuerst sehr begierig davon, doch es war einfach nicht dasselbe. Ein leises Seufzen entwich ihm, das die anderen beiden jedoch nicht wahrnahmen, so wie sie in ihre Unterhaltung vertieft waren. Bei Heiji hatte es anders geschmeckt. Besser. Vermutlich hätte alles besser geschmeckt, egal wie widerlich es war. Aber gerade Okonomiyaki... Er hatte es erst durch seinen besten Freund lieben gelernt. Und in Osaka war es nunmal ganz anders. Besonders im Haus eben dieses Freundes. So aß er langsam und eher lustlos davon. Nach einer kleinen Portion legte er seine Stäbchen beiseite, strich sich über den Bauch, als wäre er voll. Ran lächelte nur, aß mit Kogorou noch weiter, bis sie dann gemeinsam den Tisch abräumten. Es folgte ein Film im Fernsehen, den Conan nicht wirklich interessant fand. So erhob er sich, wünschte den anderen eine "Gute Nacht" und ging zu Bett. Doch Schlaf fand er nicht wirklich... ----------------------------------------------------- Hier wird es auf jedne Fall schneller weitergehen, als in meiner anderen Fanfic. Vielen Dank fürs Lesen! Kapitel 1: Verstörtheit ----------------------- So viel er auch blinzelte, das Bild vor seinen Augen wurde nicht klarer. Alles war dunkel, düster, verzerrt. Feste rieb er sich über die Augen, machte einen Schritt vorwärts, tastete nach seiner Umgebung, die begann sich ihm zu entziehen. Alles entfernte sich von ihm, lies ihn zurück in der Dunkelheit, die ihm gänzich umfing. Er wollte etwas sagen, schreien, Laute von sich geben, doch alles was aus seinem Mund kam, war ein heiseres Krächzen. Dann plötzlich sah er sie. Die Hand in der Dunkelheit, die versuchte nach seiner eigenen zu greifen. Conan streckte seine Finger nach ihr aus, umgriff sie sanft und hielt sich an ihr fest. Nun erkannte er auch langsam den dazugehörigen Arm zur Hand, dann den ganzen Körper. Die Muskeln trugen sich unter der braungebrannten Haut an seinen Armen ab. Der Oberkörper des Jungen wurde von einem T-Shirt bedeckt, das seine muskulöse Brust betonte. Nur sehr selten hatte Conan Heiji bisher in T-Shirts gesehen. Doch nun konnte er sich kaum von dem Anblick losreißen. "Hey, Kudou..." Diese Worte brachten ihn wieder dazu aufzublicken. Er sah in Heijis Gesicht, bemerkte das sanfte Lächen auf seinen Lippen. Die Haare hingen ihm wie immer ein wenig ins Gesicht, während einige Strähnen abstanden. Wie auch er selbst, hatte der Junge aus Osaka leicht krauses Haar, das einfach tat was es wollte, egal wie seh man es versuchte glatt zu kämmen. Doch es stand ihm sehr gut, ließ ihn manchmal recht verwegen wirken. "Ich bin froh, dass du da bist, Kudou. Wir haben uns schon so lange nicht mehr gesehen..." Sanft zog er Conan näher zu sich. Erst jetzt bemerkte dieser, dass er seinen normalen Körper wiederhatte, dass er nicht mehr Conan war, sondern tatsächlich Shinichi. Vertrauensvoll lief er neben Heiji her, der einen Weg entang ging, der sich langsam vor ihnen formte. Sie waren in einem Park. Überall konnte man Kinder spielen und umherrennen sehen. "Schau, da vorne ist der Spielplatz!" Shinichi glaubte seinen Ohren nicht zu trauen. Spielplatz? Was sollte er da? Doch schon im nächsten Moment saß er auf einer Schaukel und Heiji stieß ihn an. Wieder fühlte sich er sich in seinen Kinderkörper zurückkatapultiert, obwohl er doch den eines Siebzehnjährigen hatte. Als die Schaukel oben war, sprang er, landete aber ungeschickt und schürfte sich sein rechtes Knie auf. Sofort kam Heiji zu ihm, tupfte die Wunde sauber. "Das tut gleich nicht mehr weh...", murmelte dieser dabei, lächelte sanft. "Danke, Heiji-niichan", kamen plötzlich die Worte aus Shinichis Mund, ohne, dass er sie hatte aussprechen wollen. Warum sagte er sowas? Was war los mit ihm? Doch bevor er einen weiteren Gedanken daran verschwenden konnte, sah er Heiji sich ihm nähern, ehe er einen Kuss auf Shinichis Stirn hauchte. "Wieder gut, mein Brüderchen?", fragte er nach und strich ihm sanft durchs Haar. Shinichi nickte, ließ sich von ihm auf die Beine ziehen. Und tatsächlich tat die Wunde nicht mehr weh. Es war, als wäre sie nicht einmal mehr da. Auf einmal standen da Genta, Mitsuhiko und Ayumi. "Ich will auch so einen coolen großen Bruder haben!", verkündeten sie gleichzeitig, ehe sich Ai einmischte, die hinter Shinichi stand. "Was hab ich dir gesagt? Nicht einmal ein Freund, ein Kumpel... Du bist ein kleiner Bruder. Man nennt sowas Beschützerinstinkt." Schweißnass und zitternd lag Conan im Bett, starrte an die Decke des Zimmers, das er sich mit Kogorou, der neben ihm im Bett schnarchte, teilte. Langsam setzte er sich auf seinem Futon auf, erhob sich und wankte, noch immer etwas benommen, aus dem Zimmer, um sich in der Küche ein Glas Wasser zu holen. Er zog einen der Küchenstühle an die Theke, kletterte von diesem darauf und öffnete den Schrank mit den Gläsern, holte eines raus, ehe er zurück auf den Stuhl rutschte und nun Wasser in das Glas füllte. Seine Finger zitterten ein wenig und er starrte ausdruckslos darauf. In ihm machte sich eine schreckliche Leere breit. Bruder. Natürlich. Was konnte er auch anderes sein, als ein Bruder? Wie konnte er mehr darstellen, wenn er doch nur ein kleiner Junge war, der sich nicht einmal Wasser holen konnte, ohne auf einen Stuhl zu stehen? Genoss es Heiji nicht irgendwie? Erfreute er sich daran? Machte es ihm Spaß sich um Conan zu kümmern, weil er in ihm nur einen kleinen Bruder sah? Nahm ihn Heiji überhaupt als ebenbürtig an? Hatte er es je getan? Sah er Shinichi in ihm, einen siebzehnjährigen Hochschüler oder sah er doch nur Conan, einen keinen Jungen, auf den man aufpassen musste, den man beschützen musste? Er trank das Glas aus, stellte es in die Spüle und kletterte vom Stuhl, ehe er diesen wieder an den Tisch schob. Er spürte die kalten Fliesen unter seinen nackten Füßen, über die seine weite, etwas zu große Pyjamahose hing. Ließ er seine Arme sinken, bedeckten seine Ärmel auch seine Hände fast komplett. Ran hatte ihn gekauft und gemeint irgendwann würde Conan hineinwachsen. Bei diesem Gedanken stieg Übelkeit in ihm auf. Feste ballte er seine Hände zu Fäusten, schnaubte frustriert. Und zum aller ersten Mal konnte er die Tränen nicht mehr zurückhalten, die sich in seinen Augen sammelten, langsam über seine Wangen perlten und feuchte Spuren hinterließen. Er war ein kleiner Junge, nicht mehr. Ein Junge, den man begluckte, den man in die Arme nahm, wenn er weinte. Und wie von selbst trugen ihn seine Füße zu Rans Zimmer. Er trat lautlos ein, stieg zu Ran unter die Decke, die davon erwachte. "Conan-kun? Was ist, warum schläfst du nicht...?" Sie hörte sein leises Schniefen, sprach behutsam weiter: "Warum weinst du?" "Ich hab...schlecht geträumt, Ran-neechan...", antwortete Conan, vergrub sein Gesicht an ihrer Brust und schluchzte auf. Zärtlich strich das Mädchen durch Conans Haar, redete behutsam auf ihn ein. Natürlich konnte sie nicht im entferntesten ahnen, was Conan geträumt hatte, doch sie machte sich ihre eigenen Gedanken darum, wie man es nunmal so machte. Monster, Geister oder andere, die einen ägerten. Mit sieben Jahren hatte man es nunmal einfacher. Es waren Kleinigkeiten, die am nächsten Morgen doch sowieso vergessen waren. Im ersten Moment würden die Träume einem Angst machen... doch bald konnte man sich ja nicht einmal mehr daran erinnern. Bis dahin würde es aber noch einige Zeit dauern. Es würde dauern, bis Conan vom Weinen so erschöpft war, dass er seine Augen einfach nicht mehr offen halten konnte und einschlief. Sie würde immer da sein, für ihren kleinen Schützling, der ihr wie ein Bruder war... Am nächsten Morgen erwachte Conan mit verquollenen Augen in Rans Armen, hatte seine Finger in ihren Pyjama gekrallt, während das Kissen, auf dem er lag noch immer feucht war von den Tränen, die darauf getropft waren. Er schmiegte sich wieder etwas mehr an das Mädchen, das seine Hand hob und sanft über Conans Kopf strich. "Alles in Ordnung? Hast du nun besser schlafen können?" Er nickte zaghaft. "Danke, Ran-neechan..." Sanft drückte Ran ihn an sich, hauchte ihm einen Kuss ins Haar. "Dann lass uns aufstehen und Frühstück machen, hm? Oder willst du nichts essen? Du hattest doch gestern Abend fast nichts..." "Doch, ich hab Hunger!", antwortete Conan mit leicht quängeliger Stimme und stieg aus dem Bett, gähnte noch einmal herzhaft. Ran setzte sich auf, blickte zu dem Jungen und musterte ihn. Er sah aus wie Shinichi, als dieser noch klein war. Die gleichen kräuseligen Haare, die gleichen verschlafenen Augen am Morgen, das gleiche Lächeln. Er war ihm wirklich wie aus dem Gesicht geschnitten. Etwas Bedrückt senkte sie ihre Augen zur Bettdecke, ehe sie die Gefühle herunterschluckte und ebenfalls aufstand. "Ich geh mich anziehen", verkündete Conan, ging aus dem Zimmer und begab sich wieder in das, welches er bei Nacht verlassen hatte. Seine Kleidung lag neben seinem Futon ordentlich zusammengelegt am Boden. Er ließ den Pyjama fallen, schlüpfte in die frische Kleidung. Noch immer schnarchte Kogorou auf dem Bett, aber das störte ja nicht wirklich. Mit einem leichten Grinsen und einem Kopfschütteln öffnete Conan die Tür einen Spalt, glitt hinaus und zog sie wieder hinter sich ins Schloss, um dann Ran in der Küche zu helfen. Sie stand dort mit ihrem Morgenmantel, war dabei den Tisch zu decken. "Lass mich das machen!", schlug Conan vor, stieg auf einen Stuhl und verteilte die Teller und Schüsseln, die Ran nun auf dem Tisch abstellte. "Ist Paps schon wach?", fragte sie nach und Conan schüttete den Kopf. "Der schläft noch..." "Typisch. Erst war er so betrunken, dass er nicht ins Bett wollte und nun verschläft er den ganzen Morgen. Es ist doch schon nach zehn", meinte Ran vorwurfstvoll und schüttelte den Kopf. Aber so war er nunmal. So kannte man ihn und wirklich störte sie sich nicht daran. Immerhin war sie schon daran gewöhnt. Deshalb wandte sie sich mit einem sanften Lächeln auf den Lippen dem Kühlschrank zu und holte alles fürs Frühstück raus, ehe sie Reis in den Reiskocher füllte und ihn anschaltete. "Hast du eigentlich was für die Ferien geplant? Ich wollte mit dir und Paps zum Hanami gehen" Conan sah zu Ran, zögerte einen Moment, ehe er begann zu sprechen: "Heiji-niichan hat mich nach Osaka eingeladen. Er hat auch schon ein Ticket gekauft. Er sagte es würde bald ankommen... Er hat nicht gesagt, wann der Zug geht, aber wenns nicht am ersten Ferientag ist, dann können wir zusammen ein Picknick machen." "Nach Osaka? Das ist aber lieb. Ihr scheint euch echt gut zu verstehen, hm?" Conan nickte und lächelte glücklich. Innerlich zogen sich seine Eingeweide zusammen und fühlten sich an, als würden sie einen großen Klumpen bilden. Nach dem Traum von heute Nacht sträubte sich irgendwas in ihm dagegen der Einladung Folge zu leisten und tatsächlich nach Osaka zu gehen, um bei "Heiji-niichan" zu übernachten. Am Abend jenes Tages sah Heiji auf sein Handy, seufzte leise. "Und, schon ne Antwort vom Kleinen?", fragte Kazuha nach, woraufhin Heiji den Kopf schüttelte. "Ne, bisher nich. Hat vermutlich nich sonderlich Lust hier aufzutauchen..." "Na, verständlich. Hastn ja ziemlich lang warten lassen. Sagtest nich, du würdest dich in den nächsten Tagen melden? Wär ich er, wär ich auch sauer", meinte Kazuha missbilligend, sah ihn vorwurfsvoll an. "Idiot, sei still! Der isn Kerl wie ich auch. Wir nehm uns das nich so zu Herzen, wie ihr" "Der is zehn Jahre jünger als du, was glaubste was in seinem Kinderkopf vorgeht?" "Kannste mich nich mal in Ruhe lassen? Außerdem gehts dich eh nix an, was er und ich ausmachen", versuchte Heiji sich nun zu verteidigen, ließ seine Finger über die Tasten seines Handys gleiten. "Ruf ihn doch an!", schlug das Mädchen dann vor, grinste. "Sag mal, biste blöd oder was? Das wirkt doch so als warte ich auf ne Antwort" "Tuste doch auch", meinte es lachend und griff das Handy, ging das Telefonbuch durch. Leicht runzelte es die Stirn. "Häh? Der Kleine ist ja nich mal gespeichert!" "Was? Was redest du da? Ach, gib mein Handy her!" Heiji griff danach, steckte es ein. Natürlich war er nicht unter Conan Edogawa gespeichert. "Ich wart noch bis morgen, dann meld ich mich bei ihm, wenn ers nich tut." "Na das klingt doch vernünftig. Und jetzt hör auf dich alle fünf Minuten mit deinem Handy zu beschäftigen. Dadurch kommt die Antwort auch nich schneller. Lass uns lieber jetzt los ins Kino. Sonst kommen wir zu spät." Kazuha griff lächelnd Heijis Handgelenk, zog ihn mit sich zur Haustür, vor der auch schon der Roller des Jungen bereitstand. Während des Fahrens versank Heiji in Gedanken. Was wenn Shinichi eigentlich nicht wirklich Lust hatte zu kommen? Was, wenn er genervt war davon, dass er ihn eingeladen hatte? Oder... wenn Kazuha doch Recht behielt und seine Mail einfach so spät war? Vielleicht war er sauer und meldete sich deshalb nicht... Ein tiefes Seufzen entwich ihm, das im Fahrtwind kaum zu hören war. Aber andererseits... was sollte er schreiben? Es war doch schon alles gesagt, oder nicht? Vielleicht war es Shinichi auch unangenehm, dass er diesma bei ihm zu Hause schlafen würde und nicht in einem Hotel. Es war doch schon irgendwie privat. Waren sie schon so gut befreundet, dass er es ihm tatsächlich anbieten konnte? Wenn Kazuha bei ihm übernachtete, war das eine Sache. Sie kannten sich ja schon von Kindesalter an. Aber Shinichi und er hatten sich doch erst vor kurzer Zeit kennengelernt. Überhaupt war sich Heiji nicht sicher, wie Shinichi die ganze Situation sah. Gut, er war ja eigentlich siebzehn, aber er hatte nun ja schon eine recht lange Zeit als Kind zugebracht. Gewöhnte man sich daran? Fing man irgendwann an kindlicher zu denken, wenn alle mit einem umgingen, wie es nunmal dem Alter entsprechend war? Er runzelte die Stirn. Das war ihm einfach zu kompliziert und er wollte nicht weiter in diese Richtung gehen. Logisches Denken war eine Sache, aber Gefühle irgendwie logisch zu sortieren schien ihm doch unmöglich. Dann schoss ihm plötzlich ein Gedanke durch den Kopf. Was wenn Ran es nicht erlaubte? Shinichi, nein, Conan war ein Kind. Setzte man Kinder einfach mal in den Shinkansen nach Osaka? Ganz alleine? Ohne Beaufsichtigung? Ließ man ein Kind irgendwo hinfahren? Zu mehr oder weniger fremden Leuten? Vielleicht sollte er sich morgen zuerst einmal bei Ran melden. Das wäre bestimmt der einfachere Weg an eine Antwort zu kommen. ------------------------------------------------------ Das ist nun das erste richtige Kapitel. Eine kleine Randnotiz zu Heiji und Kazuha: Die beiden wohnen in Osaka, sprechen daher auch einen Dialekt, den ich versucht habe ein wenig im Deutschen umzusetzen. Ich habe dabei bewusst keinen richtigen Dialekt genommen (Heiji sächseln lassen?), sondern einfach ein wenig mehr Umgangssprache genommen. Ich hoffe das stößt euch nicht so ganz vor den Kopf. Außerdem noch: VIELEN DANK für die Kommentare zum Prolog. Bezüglich den Fehlern: Ich habe nochmal drübergesehen und korrigiert. Kapitel 2: Hilflosigkeit ------------------------ "Kudou?", sagte Heiji leise, sah auf den kleinen Conan hinunter, als sie die Straße entlanggingen. "Hm? Was ist?", gab Conan zurück, erwiderte den Blick mit einem neugierigen Ausdruck. "Wird dir nich wirklich gefallen, was ich dir zu sagen hab. Weißte, ich machs nun schon lang mit, aber ich hab echt keine Lust mehr drauf. Ich muss mich ständig vor allen rechtfertigen, weil wir uns so gut verstehn. Jeder in meiner Bekannschaft weiß, dass ich nich wirklich mit Kindern kann. Du passt da nich rein, Kleiner. Is also besser, wenn wir uns nich mehr sehn. Hoffe, das is okay für dich. Is nix gegen dich persönlich. Is halt nur, weil du ein Kind bist." Conan blieb ruckartig stehen. Sein ganzer Körper verkrampfte sich. Sein Hals schien von innen zugeschnürt. Kein Wort kam aus seiner Kehle, obwohl er am liebsten angefangen hätte zu schreien. "Also, dann machs gut", fügte Heiji plötzlich noch hinzu, ging vor Conan in die Hocke und wuschelte ihm durchs Haar. Dann löste er sich einfach auf. Alles um den Jungen löste sich auf. Allein stand er in schwärzester Dunkelheit, sank auf die Knie. "Lass mich nicht allein...", presste er leise hervor, ehe Tränen in seine Augen traten. Immer wieder hallten ihm seine Worte im Kopf herum. "Weil du ein Kind bist". Ja, er war nur ein Kind. Was sollte ein fast Erwachsener auch mit ihm anfangen können? "Weil du ein Kind bist". Er steckte in seinem Kinderkörper fest. Egal wie reif sein Kopf war... er würde nie als mehr angesehen werden. Auch von ihm nicht... Conan riss die Augen auf, atmete hektisch. Seine Finger hatte er in seine Bettdecke gekrallt. Sein Herz raste. Er blinzelte einmal, ein zweites Mal, ehe er langsam seine Atmung versuchte zu regulieren. Er spürte Feuchtigkeit auf seinen Wangen. Seine kleinen Finger glitten über seine vollen, kindlichen Wangen. Er spürte die Tränen und ein bitteres Lächeln überflog seine Lippen. Er hatte geweint. "Du bist jämmerlich...", strafte er sich leise selbst und erhob sich von seinem Futon, ging ins Wohnzimmer. Es war so still. Selbst draußen auf der Straße fuhr kaum ein Auto vorbei. Warum auch? Immerhin war es mitten in der Nacht. Er sah zur Uhr. 3:37Uhr sagte diese. Seine nackten Füße trugen Conan zum Stapel mit Sitzkissen. Er nahm sich eines davon, legte es vor den Fernseher und setzte sich darauf. Seine Hand griff nach der Fernbedienung und er schaltete das zugehörige Gerät an, stellte sofort den Ton so leise, dass er selbst kaum was hörte. Er musste sich ablenken. Egal wie. Und wenn es durch Gameshows war, die nachts wiederholt wurden. So musste er nicht nachdenken, an nichts und niemanden. Doch das Sitzen wurde schnell zu mühsam und er nahm ein zweites Kissen dazu, legte sich nun hin. Es war nur eine Frage der Zeit, bis ihm langsam die Augen zuvielen und er wieder in einen tiefen Schlaf versank. Am nächsten Morgen bekam er so auch nicht mit, wie Ran den Fernseher abstellte, Conan auf die Arme hob und ihn zurück in sein Zimmer trug. Vorsichtig legte sie den Jungen auf seinem Futon ab, deckte ihn zu. Sie fragte sich wirklich, was mit ihm los war. Sonst verhielt er sich doch auch nicht so. Ob er wieder einen Albtraum hatte? Sie seufzte leise, stand auf und ging aus dem Zimmer, schloss die Tür hinter sich. Zwar war heute Samstag, doch sie musste in die Schule, weshalb sie so früh wach war, während auch Kogorou noch schlief. Nach gerichtetem Frühstück machte sie sich auf den Weg. Erst über eine Stunde später erwachte nun auch Kogorou. Verschlafen stieg er aus dem Bett und ging aus dem Zimmer. Wie immer setzte er sich am Morgen vor den Fernseher, sah sich "Kochen in vier Minuten" mit Yoko Okino an, während er das von Ran gerichtete Frühstück aß. So bekam er auch nicht mit, wie Conan hinter ihm vorbeischlich und ins Bad ging. Dort spritzte er sich kaltes Wasser ins Gesicht, nachdem er auf seinen kleinen Hocker gestiegen war, da er sonst kaum das Waschbecken erreichte. Sein Blick viel auf sein Spiegelbild vor ihm. Wie als wisse er nicht, dass er sich gerade selbst im Spiegel sah, hob er eine Hand und ließ sie über sein Gesicht fahren. Wieder kamen die Worte zurück in seinen Kopf, die Heiji im Traum gesagt hatte: "Weil du ein Kind bist". Er schluckte schwer, spritzte sich erneut Wasser ins Gesicht und schaltete den Wasserhahn ab. Als er von seinem Hocker stieg, fühlte er sich nur noch schlimmer. Er konnte den Wasserhahn nicht ohne ihn erreichen. Er konnte nichts alleine tun. Er war hilflos. Absolut hilflos. Doch er wurde durch das Klopfen an der Tür aus seinen Gedanken gerissen. "Nun mach schon!", knurrte Kogorou genervt und Conan schloss die Tür auf, schlüpfte neben dem Mann, der nun hineintrat, raus aus dem Bad. In seinem Zimmer zog er sich an, ging dann ebenfalls zum Frühstücken ins Wohnzimmer. Es lief gerade Werbung. Die Augen verdrehend begann Conan zu essen. Kogorous Lieblingsstar war wohl noch immer auf Sendung, doch er nutzte die Werbung aus, um ins Bad zu gehen... Doch der Junge störte sich nicht wirklich daran. Genüsslich aß er das Frühstück, das heute aus einem Stück gegrillten Lachs, etwas Reis und einem Schälchen Salat bestand. Rans Kochkünste schienen immer besser zu werden. Er würde wohl kaum was anderes zum Frühstück essen, als das, was Ran täglich kochte. Ein Lächeln glitt über seine Lippen. Sie war immer so fürsorglich. In diesem Moment kam Kogorou wieder zurück und setzte sich an den niedrigen Knietisch. Gerade rechtzeitig, denn die Show ging schon weiter. "Yoko-chan!", säuselte er, war nun wieder vollkommen in seinem Element. Conan konnte darüber nur schmunzeln, aß fertig auf und brachte sein Geschirr in die Küche, stellte es auf der Theke ab. Danach zog er sich in sein Zimmer zurück, nahm ein Buch und begann zu lesen. Nebenbei sah er kurz zu seinem Handy. Keine neue Nachricht. Was erwartete er auch? Ein Seufzen entwich ihm und er konzentrierte sich nur noch auf die Worte, die seine Augen überflogen. Einige Zeit verstrich, bis Kogorou ins Zimmer kam, seine Kleidung wechselte - immerhin trug er nur seinen Pyjama - und dann aus der Wohnung ging, sich dann wohl in der Detektei niederließ. Conan ließ sich dadurch nicht stören. Er las einfach weiter, vergaß dabei alles um sich rum. So bekam er auch nicht mit, wie Ran wieder nach Hause kam. Doch der Geruch des Essens, das sie begann zu kochen riss ihn zurück in die Realität. Auch sein Magen meldete sich nun. Sein Blick glitt zur Uhr. Es war bereits nach sechzehn Uhr. Kein Wunder war er hungrig. So klappte er also das Buch zu und ging aus dem Zimmer. Im Wohnzimmer, durch das er gehen musste, um zur Küche zu gelangen, lagen Briefe auf dem Tisch. Anbei auch einer für ihn. Er griff danach. Er brauchte keine Sekunde, um zu wissen, wessen Handschrift er da vor sich hatte, von wem dieser Brief stammte. Natürlich wusste er so auch, was er enthielt: Das Shinkansenticket nach Osaka. Er öffnete den Brief, holte es heraus um sich das Datum zu besehen. Sonntag, 10.April. Sein Blick glitt zur Uhrzeit. 9:58Uhr war auf dem Ticket geschrieben. Sein Herz begann zu rasen, seine Hände wurden feucht vor Nervosität. Nun, wo er wirklich das Ticket in den Händen hielt war es ein ganz anderes Gefühl als noch einen Tag zuvor. In diesem Moment kam Ran ins Zimmer. "Was ist das?", fragte sie, erkannte jedoch das typische grüne Papier des Tickets. Conan wollte gerade antworten, als das Telefon klingelte. So wandte sich Ran ab und griff den Höhrer, nahm ab. "Oh, hallo! Willst du mit Conan-kun sprechen? Nicht? Mit mir? Was gibts denn?" Sie lief zurück in die Küche, klemmte sich den Höhrer zwischen Ohr und Schulter und kümmerte sich nebenbei um das Essen, das auf dem Herd vo sich hinbrodelte. Heute gab es Curry. Unsicher sah Conan auf das Ticket, dann zur Küche. Wer konnte für ihn angerufen haben? Es ließ nicht viel Schlüsse zu. Da gab es Agasa und Ai. Vielleicht auch die Kleinen, aber was sollten sie mit Ran besprechen wollen? Wieder senkte er seinen Blick auf das Papier in seinen Händen, ehe es ihn wie ein Stromschlag durchfuhr. Heiji. Natürlich! Es musste Heiji sein, der dort in der Leitung war! Zögernd und langsam trugen ihn seine Füße zur Küchentür. Er lehnte sich gegen den Rahmen und lauschte. Ran, die sich nur auf Heiji und auf das Essen konzentrierte, bekam nicht wirklich mit, wie Conan hinter ihr stand, um mitzubekommen worüber sie redeten. "Ja, ich habs schon von Conan-kun gehört. Er kommt dich also besuchen, ja? Ja, das Ticket ist angekommen. Es war heute in der Post." Sie lachte etwas, ließ den Kochlöffel in ihrer Hand los. "Meine Erlaubnis? Hättest du sie nicht einholen sollen, bevor du das Ticket gekauft hast? Naja, um ehrlich zu sein weiß ich nicht, ob ich Conan-kun einfach in den Zug setzen kann. Das ist eine lange Fahrt. Da kann viel passieren..." Sie seufzte etwas und Conan schluckte schwer. Sie würde ihn nicht weglassen? "Wann hast du seine Rückfahrt geplant?... Er soll sich das Ticket selbst kaufen? Oh, Heiji-kun. Dann hättest du erst recht vorher fragen sollen. So ein Ticket ist teuer... Ist nicht so, dass Conan es sich einfach kaufen kann. Paps und ich müssen dafür aufkommen und ich bin ehrlich gesagt nicht so begeistert darüber, dass du das nun alles so ohne uns geplant hast..." Sie machte eine längere Pause, schien dem Anrufer zuzuhören, der nun wohl auf sie einredete, ehe sie weitersprach. "Und wo soll er schlafen? Bei dir?" Sie klang nun wirklich überrascht darüber. "Ist das auch wirklich okay? In Ordnung... Und was hast du geplant? Was heißt hier "mal sehen"? Du solltest dir doch ein wenig mehr Gedanken machen, wenn du schon planst, dass er so lange bei dir bleiben soll. Ich versteh sowieso nicht, dass du ihn einfach so einlädst. Ich mein, natürlich seid ihr befreundet, aber trotzdem finde ich es komisch." Conan runzelte die Stirn. Welchen Zeitraum hatte Heiji denn eingeplant, dass es so verwunderlich war? "Also, ich werd das mit Conan-kun besprechen, in Ordnung? Er kann dich dann heute Abend anrufen." Sie legte das Telefon beiseite, konzentrierte sich nun nur noch aufs Kochen. Conan würde sich wohl nun noch bis zum Essen gedulden müssen. Immerhin würde Ran das auch vor Kogorou besprechen wollen. Er hatte da ja sicherlich ein Wort mitzureden. Langsam wandte sich der Junge von der Küche ab, ging zurück ins Wohnzimmer. In seiner Hand hielt er noch immer den Briefumschlag und das Ticket. Als er dieses zurückstecken wollte, fiel ihm allerdings ein zusammengefaltetes Papier im Umschlag auf und er zog es heraus. Hey, Kudou! Hier ist das versprochene Ticket. Bitte kauf den Rückfahrtschein auf den 23. oder 24. April. Ich werd dich an der Station abholen. Bis zum 10. April! Conan starrte auf das Datum. Zwei Wochen?! Heiji wollte tatsächlich, dass er die ganzen Ferien bei ihm verbrachte? Er faltete den Brief zusammen, steckte ihn mit dem Ticket in den Umschlag. Kein Wunder hatte Ran so darauf reagiert. Wer würde denn schon einen Siebenjährigen zwei Wochen in eine fremde Stadt schicken? Er seufzte tief, brachte den Brief in sein Zimmer und legte ihn in die Schublade seines Schreibtisches, ehe er zurück ins Wohnzimmer ging, von dort aus zur Küche. "Ran-neechan? Wann ist das Essen fertig?", fragte er nach. Sie sah lächelnd zu ihm. "Noch zehn Minuten. Kannst du Paps schon mal hochrufen?" Er nickte leicht, ging aus der Wohnung und stieg die Stufen zur Detektei runter, trat nach einem Klopfen an die Tür ein. "Es gibt gleich Essen", verkündete er und Kogorou scheuchte ihn aus dem Zimmer. In seinem kleinen Fernseher schien er wieder irgendwas zu schauen. Zur nächsten Werbung würde er wohl hocheilen und sich vor den Fernseher im Wohnzimmer setzen. Conan zog also die Tür ins Schloss, ging wieder hoch und begann damit den Tisch im Wohnzimmer zu decken, suchte auch schon den Sender, den Kogorou anscheinend verfolgt hatte. Und tatsächlich, kaum fing die Werbung an, waren Schritte auf der Treppe zu hören, die hochhasteten und Kogorou ließ sich im Wohnzimmer vor dem Fernseher nieder. Auch Conan nahm Platz und Ran kam wenig später mit drei Tellern auf einem Tablett wieder. Jedem stellte sie einen Teller mit Curryreis hin. "Mh, das sieht lecker aus, Ran-neechan", meinte Conan lächelnd und begann zu essen. Ran daneben schaltete den Ton des Fernsehers ab. Es lief ja ohnehin gerade Werbung, also konnte sich auch Kogorou nicht beschweren. Er sah Ran lediglich misstrauisch an, nahm dann einen Löffel voll Reis. "Ich muss was mit euch besprechen. Heiji-kun hat angerufen. Conan-kun soll ihn besuchen gehen" "Oh, dann haben wir endlich mal unsere Ruhe?" "Paps!", entgegnete Ran empört, sprach dann weiter. "Conan-kun soll für zwei Wochen zu ihm fahren. Er hat auch schon ein Ticket für die Hinfahrt gekauft. Aber wir müssten das für die Rückfahrt kaufen. Außerdem ist es mir nicht gerade wohl dabei ihn in die Bahn zu setzen... Nicht für eine so lange Fahrt." "Ach, da wird schon nichts passieren", gab Kogorou hektisch zurück. Ihm schien die gesamte Situation egal zu sein. Hauptsache er konnte seine Sendung wieder mitverfolgen. So wollte er alles nur schnell hinter sich bringen. "Er ist als genug. Also lass ihn doch. Geh morgen mit ihm das Ticket kaufen und fertig" "Aber Paps!" "Jetzt sieh doch nicht immer das Schlimmste." Ran nickte leicht, gab tatsächlich auf. Vielleicht hatte Kogorou ja Recht und sie machte sich unnötig Sorgen? "Mach den Ton an! Schnell!", rief Kogorou plötzlich hektisch. Ran griff die Fernbedienung und drehte die Lautstärke wieder hoch. Conan hatte bis dahin alles schweigend mitverfolgt. Was hätte er sich auch einmischen sollen? Es war ja ganz gut gelaufen... Er würde nach Osaka fahren, auch wenn Ran sichtlich unzufrieden mit der ganzen Situation war. Doch sie sagte nichts mehr dazu. Die Sache schien dann wohl geklärt. Sie alle schlugen sich die Bäuche mit dem Curry voll, sahen die Sendung zu Ende. Ran stapelte die Teller und das Besteck. "Du solltest ihn anrufen und Bescheid sagen", meinte Ran zu Conan, der sich auf die Lippen biss und nickte. "Mach ich später.", antwortete er. Und tatsächlich griff er sich am Abend das Telefon und ging in sein Zimmer. Doch er würde ihn mit Sicherheit nicht anrufen... Heiji wartete ungeduldig darauf, dass endlich ein Anruf kam, Shinichi sich endlich meldete. Doch statt dem normalen Telefon klingelte sein Handy. Er griff danach. Eine neue Mail: "Bis zum 10." ---------------------------- Hier also das zweite Kapitel. Ich hoffe es gefällt euch ♥ Bitte bleibt mir auch weiterhin treu! Kapitel 3: Einsamkeit --------------------- Vielen Dank an alle meine fleißigen Leser und Kommentarschreiber! Hier ist also das dritte Kapitel, mit dem ich auch alle um etwas bitten möchte. Um was, das seht ihr am Ende des Kapitels. Nun erst einmal viel Spaß beim Lesen! --------------------------------------------------------- Mit bebendem Körper erwachte Conan, als Ran ihn weckte. "Conan-kun, alles okay?", fragte sie leise, strich über seine Wange. Er nickte nur, brauchte einen Moment Zeit, um wieder in die Realität zu finden. Er wusste irgendwas Schlimmes war in seinem Traum passiert, doch er konnte sich schon nicht mehr daran erinnern. "Es ist schon nach zwölf Uhr", sprach Ran plötzlich weiter, "Du hast so lange geschlafen... und dann hast du geschrien. Sollen wir nicht zum Arzt gehen?" "Nein, alles in Ordnung, wirklich. Mach dir keine Sorgen, Ran-neechan" Natürlich hatte er lange geschlafen. Wie auch nicht? Immerhin hatte er versucht sich durch Lesen so lange wie möglich wach zu halten, um nicht wieder etwas zu Träumen, das ihn dann aus dem Schlaf riss. Es hatte funktioniert, zumindest eine Weile. Letzten Endes hatte ihn doch die Müdigkeit überrannt und er war eingeschlafen. "Zieh dich an, ja? Dann können wir dein Ticket kaufen", meinte sie leise zu ihm und lächelte liebevoll, ehe sie weiterredete: "Auf dem Weg gehen wir dann essen, ja? Paps hat schon gefrühstückt, aber ich wollte auf dich warten. Du kannst dir aussuchen wohin wir gehen" Conan konnte ihr anhören, dass sie wirklich Angst um ihn hatte, sich wahnsinnige Sorgen machte. Wie auch nicht? Erst hatte er sich bei ihr in den Schlaf geweint, dann war er mitten in der Nacht vor dem Fernseher eingeschlafen und nun hatte er im Schlaf geschrien. Natürlich machte sie sich da ihre Gedanken. Mit einem letzten Blick auf Conan erhob sich Ran und ging aus dem Zimmer. Sofort stand Conan nun auf und stieg in seine Kleidung, verließ wenig später das Zimmer und schlurfte ins Bad. Dort kämmte er sich die Haare so gut es ging glatt herunter, doch half es nicht wirklich was. Einige Strähnen standen immer wieder ab, egal was er anstellte. Ein weiterer Blick in den Spiegel folgte und er stieg wieder von seinem Hocker, den er immer am Waschbecken stehen hatte. "Bin fertig, Ran-neechan!", verkündete er, als er aus dem Bad kam. Ran hatte sich schon eine dünne Jacke übergezogen, hielt nun auch Conan seine hin. Er schlüpfte hinein und stieg dann in seine Turnschuhe, öffnete die Tür. Ran zog sich ebenfalls ihre Schuhe an, folgte Conan aus der Wohnung. Auf dem Weg nach unten öffnete sie jedoch noch die Tür zur Detektei. "Wir gehen dann Conan-kuns Ticket kaufen", rief sie ihrem Vater zu, der sie nur verwirrt anstarrte. "Ticket kaufen? Was für ein Ticket?", gab er zurück und hob eine Augenbraue. "Na das Ticket nach Osaka", meinte Ran nur, machte nun einen Schritt in das Büro. Conan überkam ein mulmiges Gefühl. Natürlich hatte er nicht richtig zugehört. Wie denn auch. Immerhin hatte er nur auf den Fernseher gestarrt und wollte seine 'Yoko-chan' wiedersehen. "Ja, Onkel Kogorou. Ich fahr doch zu Heiji-niichan nach Osaka!", mischte sich Conan nun ein. "Spinnst du? Hast du ne Ahnung wie viel so ein Ticket kostet? Vergiss es! So viel haben wir gerade nicht da." "Nur, weil du wahrscheinlich alles wieder verspiel und versoffen hast!", rutschte es Conan nun raus. "Conan-kun!", entgegnete Ran empört, sah zu ihrem Vater. "Gut, dann gehen wir nur frühstücken und Conan-kun sagt ihm Bescheid, dass es nicht klappen wird." In Conan zog sich alles zusammen. Sein Herz begann zu rasen und seine Hände zitterten. Er durfte also tatsächlich nicht? Die beiden würden ihm es also verbieten? Nur des Geldes wegen? "Onkel Kogorou... bitte... ich hab... ich hab doch Heiji-niichan schon gesagt, dass ich komm", bat er nun leise, klang wirklich verzweifelt. "Tja, du hättest eben nicht voreilig zusagen sollen. Ist eben Pech. Außerdem ists deine eigene Schuld. Ich hätte es mir vielleicht nochmal überlegt, wenn du nicht so vorlaut gewesen wärst. Jetzt stört nicht weiter. Ich hab gleich einen Termin." Ran zog die Tür zu, sah zu Conan runter, der starr zu Boden sah. "Conan-kun... es tut mir leid...", sagte Ran mit sanfter Stimme, strich dem Jungen durchs Haar. "Aber es ist wirklich besser nicht zu ihm zu gehen. Mir ist echt nicht wohl dabei dich in den Zug zu setzen. So ganz alleine meine ich... Außerdem ist es im Augenblick wirklich etwas ungünstig mit dem Geld." Conan nickte schweigend. Nun musste er ihm absagen. Doch vielleicht war es tatsächlich besser? Vielleicht sollte er überhaupt den Kontakt mehr vermeiden? Es würde ihm nur weh tun. Die ständigen Gedanken daran, dass Heiji ihn doch eigentlich nur als kleinen Bruder sah... nicht einmal als Freund. Nein, er war wohl nur ein "Brüderchen" für ihn. Vosichtig griff Ran Conans Hand und ging mit ihm die Treppen ganz runter. "Wo möchtest du essen gehen?", fragte sie weiter mit ihrer liebevollsten Stimme. Conan zuckte nur mit den Schultern. Es war ihm nun im Grunde egal. Die Glücksgefühle, als er das Ticket in den Händen gehalten hatte, sie waren verschwunden, einfach ausradiert. Doch im nächsten Moment tat es ihm nun auch leid für Ran. Sie gab sich nun so Mühe ihn irgendwie aufzuheitern und er blockte einfach ab. So schluckte er die Gefühle herunter, sah dann lächelnd zu Ran auf. "Ich will Omreis!", bestimmte er und zog sie an der Hand, sodass sie sich nach links wandte, in welcher Richtung ein Restaurant war, in dem sie Omreis bekamen. Die sanfte Frühlinssonne, die auf die beiden herunterschien, machte sich wohl über sie lustig, denn während sie liefen sprach keiner ein Wort und auch während dem Essen blieb die Stimmung gedrückt, bis Conan eine Idee kam. "Ran-neechan?", begann er unsicher. Ran sah zu ihm. "Was ist?" "Also... sagen wir, wenn ich das Ticket selbst bezahlen könnte, dürfte ich dann fahren?" "Du hast doch Paps gehört... Er will nicht, dass du nach Osaka fährst. Bitte, hör auf zu fragen, in Ordnung?" "Aber..." "Nein, Conan-kun. Er will es nicht, und ich bin auch nicht begeistert davon. Wir können nochmal irgendwann gemeinsam fahren, aber du alleine?" Ran schüttelte den Kopf, aß dann schweigend weiter und auch Conan konzentrierte sich wieder auf das Essen vor sich. Doch so wirklich bekam er nichts runter. Dennoch zwang er sich dazu Ran eine Freude zu machen und aß alles auf. "Danke für das Essen", meinte er mit einem aufgesetzten Lächeln und legte seine Hand an seine Hosentasche, in der das Handy war. Also musste er ihm schreiben. Er wollte sich etwas überlegen, was nicht ganz so dumm klang. "Ich darf nicht kommen" wäre doch schon sehr lächerlich. Vielleicht konnte er das alles auch so stehen lassen und ihm wenige Tage vorher schreiben, dass er sehr krank wäre und deshalb wohl eher nicht vorbeikommen würde. Er nickte sich leicht zu. Ja, das wäre wohl die einzige Möglichkeit, die ihm alle Peinlichkeiten ersparen würde. Er wollte Heiji nicht belügen, nicht warten lassen, doch hatte er keine andere Wahl. So musste es eben sein. Wieder daheim angekommen zog er sich in sein Zimmer zurück. Er setzte sich auf seinen Futon, starrte sein Handy an, als sei dieses Schuld an der ganzen Situation, ehe er es einfach auf seine Decke schmiss und aufstand. Seine Füße trugen ihn zum Schreibtisch. Er öffnete die Schublade, nahm den Briefumschlag von Heiji heraus und zog das klein zusammengefaltete Blatt hervor, das sich darin befand. Wieder überflogen seine Augen die Worte, die darauf standen. Hey, Kudou! Hier ist das versprochene Ticket. Bitte kauf den Rückfahrtschein auf den 23. oder 24. April. Ich werd dich an der Station abholen. Bis zum 10. April! Mehrere Male las er den Brief durch, hoffte darauf, dass noch mehr auf dem Papier erschien außer das, doch wurde er enttäuscht. Doch was hatte er auch erwartet? Eine Geheimbotschaft? Er musste unweigerlich darüber lachen, faltete den Brief wieder zusammen und schob ihn zurück. Das Kuvert legte er zurück in die Schublade und schloss diese. Heiji hatte ihm diesen, wenn auch nur kurzen, Brief geschrieben. Und er selbst war nicht fähig auch nur einen Finger zu rühren? Enttäuschung kam in ihm hoch und er versuchte an irgendetwas anderes zu denken. Leichter gesagt als getan. Vielleicht konnte er sich aber bei Professor Agasa ablenken. Das wäre doch einen Versuch wert. Er hatte schon die Hand am Knauf seiner Zimmertür, als ihm der Gedanke an Ai in den Kopf schoss. Wollte er sich tatsächlich mit ihr auseinandersetzen? Wollte er mit ihr reden? Das wäre wohl unvermeidbar, sollte er sich wirklich auf den Weg zum Professor machen. Sie war mit Sicherheit dort. Ein tiefes Seufzen kam über seine Lippen. Vielleicht war sie auch die Richtige? Vielleicht konnte er sich ihr ja auch anvertrauen...? "Bist du eigentlich vollkommen bescheuert?", meinte er auf diesen Gedanken hin allerdings zu sich selbst. Als ob er irgendjemandem davon erzählen wollte, würde oder überhaupt konnte. So weit kam es noch, dass er diese Gefühle preisgab. Die Gefühle und die Tatsache, dass er nun auch noch das Verbot erteilt bekommen hatte zu der Person zu fahren, welcher seine Gefühle galten. Feste biss sich Conan auf die Unterlippe, ließ seine Hand vom Türknauf sinken und wandte sich um, erblickte seinen Futon ab Boden und das Buch, das daneben lag. Lesen war immer das Beste. Damit konnte er sich jederzeit ablenken. Und ab morgen wäre das Wochenende ja auch wieder rum und Schule. Dann wäre er auch wieder abgelenkt. Normalerweise schenkte er dem Unterricht nicht viel Aufmerksamkeit, doch für die kommende Woche nahm er es sich wirklich vor. Wenn er den, wenn auch langweiligen, erklärungen des Lehrers folgte, wäre es sicher möglich nicht ständig an den zehnten April zu denken. Außerdem konnte er sich nebenbei auch auf das Hanami mit Ran und Kogorou freuen. Das war doch immerhin was, wenngleich er lieber in Osaka mit Heiji zusammen ein Picknick gemacht hätte. Und da waren sie wieder - die Gedanken an den braungebrannten Jungen, den er bald hätte wiedersehen können. Schnaubend griff er sein Buch und begann darin weiterzulesen. Erst zum Abendessen verließ er das Zimmer wieder, ging danach baden und legte sich schlafen. Morgen musste er ja wieder früher aufstehen. Dieser Montag würde ihm wirklich gelegen kommen. Und von Montag bis zum nächsten Wochenende würde ja auch einige Zeit vergehen. Eine Woche zog sich ja immer recht lange hin. Und in dieser Woche wäre er abgelenkt. Vielleicht konnte er auch mehr mit seinen Klassenkameraden, Ayumi, Mitsuhiko und Genta, machen. Ai wäre zwar auch dabei, doch zu fünft war es dann doch anders als nur zu zweit. Zufrieden mit diesem Plan schlief Conan ein und in dieser Nacht quälten ihn keine Albträume. Durch das Klingeln seines Weckers nahm die Nacht ein jähes Ende. Fit und voller Elan erhob er sich von seinem Futon. Nach einem ausgiebigen Frühstück, Zähneputzen und dem Wechsel seiner Kleidung machte er sich auf den Weg zur Schule. Wie immer traf er sich auf halber Strecke mit den anderen Mitgliedern der "Detective Boys", um mit ihnen gemeinsam zur Schule zu laufen. Ihre Unbeschwertheit und das ständige Reden über "Kamen Yaiba" und andere Fernsehsendungen half ihm auch wirklich dabei sich abzulenken. Es hielt so lange, bis sie fast an der Schule waren. Nun lief Ai näher bei Conan. "Hast du mit Ran geredet?" "Ja, habe ich. Ich habe... es beendet. Es ist besser so.", gab Conan leise zurück, damit die anderen nichts mitbekamen. "Ich hab es dir schon einmal gesagt, wenn nicht sie... dann wirst du niemanden haben. Mit diesem Körper bist du aufgeschmissen, Kudou. Es gibt keine Gefühle für "Erwachsene". Es gibt nur Zuneigung zu einem Kind, Mitgefühl, Fürsorge, aber niemals das, was du dir vielleicht erhoffst. Du solltest dich von Kazuha fernhalten. Es wäre besser. Sie hat kein Interesse an dir. Ihre Augen hängen doch immer nur an Heiji. Im Grunde sind sie schon ein Paar." Hätte Ai die letzen Sätze nicht gesagt, wäre das ganze Gespräch wohl ohne weiteres vorübergezogen, doch mit der Nennung des Detektivs aus Osaka riss Ai die Mauer in Conan ein, die er in sich aufgebaut hatte, um sich einfacher ablenken zu können. Verdrängen war nunmal das Einfachste. "Hör auf dich da einzumischen, Haibara!", zischte er und funkelte sie an, "es geht dich nichts an. Das alles geht dich nichts an. Du hast doch keine Ahnung von mir!" Das hatte sie tatsächlich nicht, denn sonst hätte sie ja zumindest eine Vermutung darüber, dass Conan nicht mal ein bisschen Interesse an Kazuha hatte, dass sie ihm eigentlich egal war. Egal zumindest soweit, wie sie noch immer einen gewissen Abstand zu Heiji hielt. Solang dieser aufrecht blieb, war alles in Ordnung. Doch selbst wenn nicht. Was wäre dann? Mit einem Mal lief er den anderen voraus davon zur Schule. Er brauchte nun doch noch kurz Zeit für sich, Zeit in der er Überlegungen anstellen konnte. Was, wenn es tatsächlich soweit war, dass Heiji und Kazuha ein Paar wurden? Es war doch absehbar, dass dies passieren würde. Er durfte sich nichts anmerken lassen. Er musste es so hinnehmen. Was blieb ihm anderes übrig? Heiji würde ihn doch ohnehin verlachen. Nie durfte er ein Wort über das verlieren, was in ihm vorging, sonst würde alle Freundschaft, alle Nähe zwischen ihnen in sich zusammenbrechen. Dann läge alles in Trümmern. Kazuha würde es erfahren, Ran würde es erfahren... Sicherlich auch Ai, Professor Agasa und die Detective Boys. Wer würde noch mit ihm zu tun haben wollen? Ein Siebenjähriger, der seinen Freund, nein, seinen "Bruder" liebte. Nicht auf jede Art, wie es ein Siebenjähriger tun sollte, sondern mit einem Verlangen, das unnormal war, krank. Ran machte sich ohnehin schon Gedanken darüber, ob er denn gesund war. Was, wenn es dann nicht mehr bei Fragen bliebe, sondern sie die Initiative ergriff? Was, wenn sie Conan wieder "zurechtrücken" wollte? Vielleicht würde Kogorou ihn rausschmeißen. Er würde sicher keine Kosten übernehmen für so einen Unsinn. Conan erzitterte. Kälte umfing ihn, als er sich im Klassenzimmer auf seinen Stuhl sinken ließ. ---------------------------------------------------------- Und damit ist das dritte Kapitel zu Ende. Vielen Dank fürs Lesen. Nun zu meiner Bitte: Ich würde diese Geschichte gerne etwas "interaktiver" gestalten. Dazu möchte ich eure Anregungen. Was ist euch wichtig? Habt ihr einen bestimmten Vorschlag was noch passieren soll? Gibt es irgendwelche Bilder, die ihr gerne in die Geschichte einfließen haben wollt? Schreibt mir ENS mit euren Vorschlägen. Ich werde sie lesen und sehen, wie ich sie umsetzen kann, dass sie sich in meinen roten Faden der Geschichte einfließen lassen kann. Bis zum nächsten Kapitel! Ich hoffe ihr bleibt mir treu! Kapitel 4: Zurückgelassen ------------------------- "Conan-kun, kommst du zum Essen?", fragte Ran vorsichtig und klopfte an Conans Zimmertür, als es draußen bereits dunkel war. Nach der Schule war der Junge heimgekommen, hatte sich sofort in sein Zimmer zurückgezogen und angefangen zu lesen. Mittagessen wollte er nicht. Doch nun war es schon ziemlich spät und irgendwas musste er zu sich nehmen. Ansonsten würde es ungesund werden. Er legte also das Buch weg und trat zur Tür, öffnete diese. "Ja, ich hab Hunger, Ran-neechan", antwortete er auf Rans Frage und lächelte. "Na, kein Wunder. Du hast ja heute Mittag auch nichts gegessen", meinte sie mit sanfter Stimme und strich durch Conans Haar. "Es ist wegen der Fahrt, nicht wahr? Dass du so lustlos und appetitlos bist... Du bist ja sonst nicht so..." Sie seufzte leise "Es tut mir wirklich leid. Ich denke nur-" Sie wollte weitersprechen, doch Conan unterbrach sie. "Ist schon in Ordnung. Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Echt nicht. Ich kann es doch verstehen. Ich bin eben noch zu klein." Und wieder kamen ihm Heijis Worte in den Kopf: "Weil du ein Kind bist". Natürlich. Nur deshalb konnte er nicht selbst entscheiden ob er fahren durfte oder eben nicht. Weil er ein Kind war. Liebevoll zog Ran den Kleineren an sich, strich sanft über seinen Rücken. "Dafür werden wir ein schönes Hanami haben, ja? Ai-chan, Ayumi-chan, Genta-kun und Mitsuhiko-kun können auch gerne mitkommen. Und Professor Agasa natürlich ebenso. Ich werde auch Sonoko mitbringen." "Ja, ich freu mich drauf", gab Conan zurück und versuchte sich zu einem Lächeln zu zwingen, das nicht ganz unecht wirken sollte. "Na, komm. Dann lass uns essen..." Ran griff seine Hand und lief mit ihm ins Wohnzimmer. Dort roch es nach Yakitori, gegrillten Hähnchenspießen. Nach dem Essen war Conan wieder der erste, der aufstand. "Ich mach noch etwas für die Schule", erklärte er und zog sich in sein Zimmer zurück. Dort setzte er sich an seinen Schreibtisch und begann tatsächlich in seinen Schulbüchern zu blättern. Eine Aufgabe nach der anderen löste er in seinem Mathebuch, bis ihm darüber die Augen zufielen. Wenig später hob Kogorou ihn vom Stuhl und legte ihn sanft auf seinem Futon ab, deckte ihn zu. Noch einmal sah er den Jungen an, ehe er sich abwandte. Nein, er würde kein Geld dafür ausgeben, dass Conan einfach nach Osaka fahren konnte. Er bezahlte immerhin schon alles andere, was er brauchte. Egal ob Essen, Schulzeug oder Kleidung. Da konnte er nicht eben mal ein Ticket kaufen, nur weil Heiji das einfach beschlossen hatte. Seufzend schüttelte er den Kopf und stieg in sein Bett, zog die Decke hoch. Noch war ja Zeit darüber nachzudenken. Und das tat er nun auch. Am nächsten Morgen weckte ihn Conans Wecker unsanft, doch er drehte sich um und schlief weiter, während der Jüngere sich anzog und aus dem Zimmer ging. Es verging noch eine Stunde, dann verließ Conan mit Ran die Wohnung und machte sich auf den Weg zur Schule. Auf dem Weg stießen die anderen dazu und sie verabredeten sich für nach dem Unterricht. Zusammen wollten sie in eine Spielhalle, weil es dort ein neues Spiel mit "Kamen Yaiba" gab. Das musste schließlich ausprobiert werden. Für Conan klang es nach der perfekten Ablenkung von seinen Gedanken. Zwar war er nicht so für "Kamen Yaiba", doch gab es ja auch noch andere Automaten, an denen man Spaß haben konnte. Doch erst einmal würden sie in der Schule dem Unterricht folgen müssen. Normalerweise hielt sich Conan immer etwas zurück damit etwas zum Unterricht beizutragen, doch heute wollte er mitmachen und meldete sich zu jeder Frage. Im Grunde war es recht unfair den anderen gegenüber, aber einmal konnte er es ja ausnutzen älter zu sein als seine Klassenkameraden. Es war wirklich ziemlich auffällig und Ai beobachtete ihn deshalb misstrauisch. Was hatte er denn nun schon wieder vor? Sie seufzte leise und lehnte sich zurück. Verhielt er sich nur wegen der Sache mit Kazuha so? Wollte er sich so von ihr ablenken? Sich zwingen nicht mehr an sie denken zu müssen? Ein leichtes Lächeln glitt über Ais Lippen. Der Junge wirkte so unbeholfen... das war wirklich niedlich. Doch sie würde ihn in der Pause darauf ansprechen. Während der Mittagszeit ging die Pause ja eine Stunde. Das war allemal genug einen kleinen Plausch mit Conan zu halten. Dieser würde sich wahrscheinlich nicht darüber freuen, doch es musste sein. Er konnte ja nicht ständig alles in sich hineinfressen... Er brauchte jemanden, der für ihn da war. Ich will mit dir in der Pause reden. Es geht um Kazuha. Mehr stand nicht in dem Zettel, den Ai dem Jungen auf den Tisch warf, als die Lehrerin gerade nicht hinsah. Genervt öffnete Conan das zusammengefaltete Stückchen Papier, verdrehte die Augen. Kazuha. Natürlich. Um wen sollte es sonst gehen. Mit genervtem Blick sah er zu Ai hinüber, ehe er er wieder auf den Zettel sah. Ein Gedanke schoss ihm durch den Kopf. Wäre das eine Möglichkeit? Konnte er mit ihr darüber reden? Das Problem war ja nicht einmal, dass es nun jemanden neben Ran gab, diese nun auch nicht mehr war als eine Schwester. Das Problem war auch nicht, dass es sich um jemanden aus seinem Freundeskreis handelte. Es war auch nicht wirklich schlimm, dass es Heiji war. Das größte Problem war für ihn einfach, dass es sich bei diesem Heiji eben um einen Jungen handelte, nicht um ein Mädchen. Mit Mädchen war das alles einfacher. Jeder konnte es nachvollziehen, in gewisser Weise auch verstehen. Aber Heiji war nunmal kein Mädchen. Er war ein Junge, genauso wie Conan. Ai sah ihn noch immer an, bemerkte wie Conan einen inneren Kampf auszutragen schien. Es tat ihr weh ihn so zu sehen, war er ihr doch so wichtig. Doch als sie das zaghafte Nicken des Jungen sah, lächelte sie etwas. Er war also wirklich bereit zu reden, sich ihr anzuvertrauen... Das würde es leichter für sie machen alles nachzuvollziehen und sicher auch leichter für ihn, weil er dann jemanden hatte, bei dem er sich öffnen konnte. Normalerweise konnte er dies ja auch bei Heiji machen, überlegte sie, doch diesmal war es wohl unmöglich. Immerhin ging es um Kazuha, was der Junge aus Osaka sicher nicht gutheißen würde. Kazuha gehörte zu ihm, zu niemandem sonst. Und besonders nicht zu Conan oder Shinichi, der doch mehr Interesse an Ran zeigen sollte... In der Mittagspause saßen die Detective Boys beisammen an ihren zusammengeschobenen Tischen in einer Ecke des Klassenzimmers. Sie waren gerade fertig mit essen, als Ai ihre Stimme erhob. "Ich geh zur Toilette", meinte sie und verließ das Klassenzimmer. "Mir fällt gerade ein, dass ich was im Kunstraum vergessen habe. Bin gleich wieder da!", sagte nun auch Conan und stand auf, verließ kurz nach Ai das Klassenzimmer. Die anderen sahen den beiden etwas verwirrt hinterher. Dass sie gleichzeitig den Raum verlassen hatten, war schon auffällig. "Das riecht nach einem Geheimnis!", rief Mitsuhiko grinsend aus und erhob sich ebenso. Gemeinsam mit Genta und Ayumi, die beide seiner Meinung waren, lief Mitsuhiko Ai und Conan nach. Diese hatten sich in eines der leeren Nachbarzimmer begeben. Die Tür war nicht ganz zu. So blieben die drei Jüngeren vor der Tür stehen und lauschten am Spalt. "Was willst du hören?", fragte Conan nach, setzte sich auf einen Tisch. "Wie lange geht das nun schon mit dir und Kazuha?" Ai musterte ihn, verschränkte die Arme. "Seit... naja, es hat mit der ersten Bekanntschaft angefangen." "So, das ist nun ja schon eine Weile her...", gab das Mädchen zurück, "so wie ich dich kenne, hättest du wohl versucht es ewig vor Ran geheimzuhalten, nicht wahr? Du weißt, dass es keine Zukunft hat. Kazuha hat kein Interesse an dir. Außerdem... wird sie dich für verrückt halten, wenn du ihr das sagst. Sieh dich an. Du bist sieben Jahre alt, keine siebzehn" "Das weiß ich selbst, Haibara...", er seufzte tief, biss sich auf die Unterlippe. "Conan mag Kazuha-chan?", fragte Ayumi leise die beiden anderen. Diese nickten. "So klingt es zumindest...", gab Mitsuhiko zurück. Genta zog eine Schnute. "Aber sie ist doch viel älter. Außerdem ist das Ayumi gegenüber nicht fair" "Pscht! Sie reden weiter", ging Ayumi dazwischen, die rot angelaufen war. "Die Situation ist eine ganz andere", murmelte Conan, stand auf und ging zum Fenster um nach draußen zu sehen. "Was meinst du?", hakte Ai nach, blieb jedoch weiterhin an den Lehrerpult gelehnt stehen. "Ich habe kein Interesse an Kazu-" "Hör auf, das ist doch offensichtlich, dass du nur deshalb so drauf bist. Es ist immerhin seit dem letzten Besuch in Osaka so. Und mich würde es nicht wundern, wenn du schon mit Heiji wieder was abgemacht hast, um wieder nach Osaka zu gehen, damit zu bei Kazuha sein kannst" Conan zuckte zusammen, krallte seine Finger in das Fensterbrett. "Nein, es geht wirklich nicht um sie... Es geht... um..." Er atmete tief durch, ehe er sich umwandte, Ai in die Augen sah. Genau in dem Moment, als er Heijis Namen aussprach, war von draußen ein lautes Husten zu hören. Weder Ai, noch sonst jemand hatte so Conans Worte gehört. Stattdessen waren Stimmen vor der Tür zu hören. "Oh, Genta, musste das nun sein", knurrte Mitsuhiko bissig und auch Ayumi schien nicht gerade begeistert. "Tut mir leid...", meinte Genta nur entschuldigend. Ai riss die Tür auf. "Was macht ihr hier?", fragte sie die anderen. "Naja, wir dachten uns irgendwas kann hier nicht mit rechten Dingen zugehen, also sind wir euch gefolgt, weil wir... wissen wollten, um was es geht. Ihr habt immer Geheimnisse vor uns! Das ist ungerecht!", antwortete Ayumi und sah Ai traurig an, "Wir gehören genauso zu den Detective Boys wie ihr. Aber ihr seid immer unter euch und uns wird nie etwas erzählt." Conan versuchte die Wut in sich zu unterdrücken. Das wäre nun ja auch noch schöner, wenn die drei erfahren hätten, um wen es sich denn die ganze Zeit drehte und was genau los war. Drei Kinder, die mit sowas konfrontiert wurden, nein das konnte mit Sicherheit nicht gut gehen. "Lasst uns zurückgehen. Es ist sowieso gleich wieder Unterricht", schlug er nun vor, wollte von allem ablenken. Tatsächlich gaben die anderen nach und sie gingen zum Klassenzimmer. Nebenbei zog Conan sein Handy aus seiner Tasche, tippte eine Nachricht: Es geht um Heiji Er schickte die Mail an Ai, warf ihr einen Blick zu. Langsam zog sie dann das Handy heraus. Kaum hatte sie den Namen gelesen, wandte sie ihren Blick zu der stelle um, an der Conan bis eben gewesen war, doch dort befand er sich nicht mehr. Stattdessen hörte sie davoneilende Schritte, die im Gang verhallten. Leise seufzte sie. Um Heiji? Na da wäre Kazuha nun wirklich das kleinere Problem gewesen. Kein Wunder war er zur Zeit nicht wirklich in Ordnung. Das mit sich herumzuschleppen war doch um einiges schwerer. Mit einem leisen, entnervten Stöhnen ließ sie sich auf ihrem Platz nieder und lehnte sich zurück. Das bedurfte wohl mehr als einem einfachen, kurzen Gespräch zwischen ihnen. Das würde nun wirklich kompliziert werden... Dann hatte er also die ganze Zeit auf eine Nachricht von Heiji gewartet, wenn er sein Handy überprüft hatte. Sie blinzelte ein paar Mal. Das war heute aber nicht der Fall gewesen. Und auch gestern nicht. Hatte er sich gemeldet? Was war vorgefallen? Sie zog wieder ihr Handy heraus, das sie in der Zwischenzeit eingesteckt hatte. Ayumi, Genta und Mitsuhiko unterhielten sich derweil. Kazuha war es also nicht. Sie stellten nun Vermutungen auf, wessen Namen Conan ausgesprochen hatte. Viel Auswahl hatten sie dabei aber nicht. Diese angeregte Unterhaltun nutzte Ai aus um eine Nachricht zu tippen. Komm heute Nachmittag bei Agasa vorbei. Ich will mit dir über ihn reden. Es wird dir gut tun. Bitte! Normalerweise war das nicht ihre Art eine solche Mail zu verfassen, doch es war nun wohl nötig, um das Vertrauen zwischen Conan und ihr zu stärken. Sie wollte ihn unterstützen, allein schon wegen ihrer Gefühle zu ihm. Sie wollte ihn nicht so leiden sehen... Es war für ihn wohl schon schwer genug in diesem Körper gefangen zu sein, doch nun auch noch etwas für den besten Freund zu empfinden, der zwar die Situation verstand, doch trotzdem noch einen Unterschied zwischen Conan und Shinichi machte, wenn auch nur unbewusst, das war wohl mehr als er über lange Zeit aushalten konnte. Sie wollte die Last mit ihm tragen... Ich werde da sein Ai erblickte die Antwort auf ihrem Handy und nickte. "Gut so, Kudou", meinte sie in Gedanken. "Das ist es, was du tun solltest." "ich war noch schnell auf der Toilette", hörte sie plötzlich Conans Stimme, als dieser im Türrahmen auftauchte. Er setzte sich an seinen Platz und lächelte den anderen zu. Die Gewissheit zu haben, dass Ai ihm zuhörte, es erleichterte ihn ein wenig. Dem nach zu urteilen, was sie geschrieben hatte, war er sich sicher, dass sie ihm wirklich zuhören und ihn nicht verspotten würde. Nein, sie würde mit ihm eine Lösung, einen Kompromiss finden, der es ihm hoffentlich leichter machte. Bei dieser Gelegenheit konnte er auch die Fahrt nach Osaka ansprechen. Es war ihm nicht geheuer und er zögerte auch weiterhin Ai wirklich alles zu offenbaren, doch wenn nicht sie, dann gab es niemanden sonst und er würde irgendwann unter der Last zusammenbrechen, die ihm auf den Schultern lag. "Danke, Haibara...", formte Conan deshalb mit den Lippen, als Ai zu ihm sah. Sie schüttelte den Kopf. Als ob das etwas war, für das man sich tatsächlich bedankte. --------------------------------------- Das vierte Kapitel ist nun auch zu Ende. Wieder vielen lieben Dank an meine Kommentarschreiber. Und ich habe die Vorschläge gelesen und mir Gedanken darüber gemacht. Was daraus wird, seht ihr noch. Und nun könnt ihr geduldig auf das fünfte Kapitel warten! Kapitel 5: Vernichten --------------------- Vielen Dank für eure Geduld. Es tut mir leid, dass dieses Kapitel nun so lange auf sich warten ließ. Ich bin im Augenblick ziemlich im Stress. Deshalb wird es nun wahrscheinlich so sein, dass es lediglich einmal in der Woche (vorzugsweise Sonntags) neue Kapitel gibt. --------------------------------------- Ein flaues Gefühl breitete sich in Conans Magengegend aus, als er am Nachmittag vor der Tür zu Professor Agasas Haus stand. Erst nach langem Zögern hob er seine rechte Hand und drückte auf den Klingelknopf. Es dauerte einen Moment und die Tür öffnete sich, doch vor ihm stand nicht Professor Agasa, sondern seine Mittbewohnerin, Ai, die Conan am Handgelenk griff. "Komm rein", meinte sie und stieß die Tür hinter ihnen beiden zu. Conan schlüpfte eilig aus seinen Schuhen und folgte dem Mädchen auf sein Zimmer. Abwartend schob es ihm einen Stuhl hin, nahm dagegen selbst auf dem Bett Platz. Es bedurfte nun erst einmal keiner großen Worte. Immerhin war Conan nur allzu deutlich anzusehen wie unwohl er sich fühlte. Also wartete Ai einfach ab. Er würde schon von sich aus reden. Wäre das nicht der Fall, hätte er sich wohl kaum hier her begeben um ein Gespräch zu suchen. So saßen sie fast zehn Minuten schweigend da, bis Conan seine Stimme nun doch erhob. "Er hat mich nach Osaka eingeladen", begann er leise. Ai sah ihn nicht an, nickte nur. Es würde dem Jungen wohl kaum leichter fallen zu sprechen, wenn sie dabei die Augen auf ihn richtete. Schon ohne lästige Blicke schien es schwer genug. "Er möchte, dass ich die Frühlingsferien mit..." Kurz schwieg er wieder, korrigierte sich dann: "Nein, bei ihm verbringe. Er hat mich für zwei Wochen eingeladen. Kogorou und Ran haben es mir verboten. Ich hätte nie damit gerechnet, dass sie wirklich-" Eigentlich hatte er vor weiterzusprechen, doch Ai konnte sich nun nicht zurückhalten: "Bist das wirklich du, Kudou?" Sie lachte leise auf, kurz und übezeugend, wie sie es immer tat, wenn sie sich ihrer Worte sehr sicher war: "Du lässt dir das also einfach "verbieten"? Pack deine Sachen und hau ab, fahr zu ihm. Ich wills nicht gutheißen, aber wenn du zu ihm willst, dann tus." Wieder herrschte Schweigen zwischen ihnen. Diese Möglichkeit hatte Conan wirklich noch nicht in Betracht gezogen. Einfach nur deshalb, weil er Ran nicht enttäuschen wollte. Aber war dashier nicht viel wichtiger, als Ran mal einige Zeit wütend zu sehen? Es wäre doch schnell wieder vorbei. Natürlich, der anfängliche Ärger hielte sich kaum in Grenzen, aber nach ein paar Wochen... "Du hast nicht daran gedacht einfach zu gehen, hm?", deutete Ai den Gesichtsausdruck des Jungen, "Also dass dir das nicht als erstes eingefallen ist... Du bist sieben Jahre alt. Das heißt du bist in einem Alter, in dem man einfach mal abhauen kann. Dann wird man ausgeschimpft und dann ist es wieder gut.", erklärte sie, als würde sie tatsächlich mit einem Siebenjährigen reden. "Aber ich kann nicht zurück. Ich hab nur ein Ticket für die Hinfahrt. Und die am Ticketschalter verkaufen sicher keinem Siebenjährigen ein Ticket für-" Wieder unterbrach Ai ihn. "Also ich glaube irgendwas hat deinen Verstand zerfressen. Du wirst auf deinem Konto wohl genug Geld haben. Immerhin sind deine Eltern nicht gerade arm. Nimm das mit und dann kauf mit Heiji zusammen ein Ticket", sagte sie frei heraus. Conan musste diese Worte nun erst einmal ordnen. Jetzt, da Ai diese Möglichkeit erwähnt hatte, erschien ihm alles geradezu lächerlich. Wieso hatte er darüber nicht nachgedacht? Er hatte sich von diesem Verbot so verstimmen lassen, dass er nicht einmal Fähig gewesen war so einen einfachen Gedanken zusammenzuspinnen. Ihm hämmerte nun eine Stimme im Kopf, die ihn wieder und wieder als Idiot bezeichnete. Natürlich, wie auch nicht. Das war er schließlich auch. Er gab also kleinbei, nur weil Ran und Kogorou ihre Bedenken geäußert hatten? Das konnte ja wohl nicht wahr sein. "Na, setzt dein Grips nun wieder ein?", meinte Ai nun mit einem selbstgefälligen Grinsen und sah Conan, der erst etwas blass geworden war, nun aber errötete, in die Augen. Er brauchte nun nichts dazu zu sagen. Was hätte er auch sagen sollen? Alles wäre in diesem Moment geradezu lächerlich gewesen. Eigentlich wollte er auch nun nicht weiter darüber reden. Nicht über die Fahrt. Immerhin war das nun mehr oder weniger geklärt. Es war die einzige Möglichkeit die er hatte. Noch einmal mit Ran und Kogorou reden würde ohnehin nichts bringen. Dazu waren sie beide viel zu stur. Gut, Kogorou manchmal weniger, aber Ran dafür umso mehr. So schwiegen Conan und Ai wieder einige Zeit. Innerlich focht der Junge einen Kampf aus. Er wusste nicht in wie weit er Ai tatsächlich an seinen Gefühlen teilhaben lassen konnte. Er wusste nicht in wie weit er Ai wirklich vertrauen konnte. Und am allerwenigsten wusste er, ob sie denn überhaupt ein bisschen von dem was er zu sagen hatte nachvollziehen konnte. Tief atmete er durch, erhob nun doch wieder seine Stimme: "Wir waren Freunde... seit dem ersten Moment. Seit ich ihm erzählt habe, dass ich geschrumpft wurde. Ohne Probleme haben wir uns gut verstanden. Aber schon beim zweiten Treffen war es dann anders... Ich fühlte mich eben anders in seiner Gegenwart." "Und du bist sicher, dass das nichts Freundschaftliches ist?" Conan nickte zur Antwort. "Und auch keine brüderlichen Gefühle? Ich will es nicht herunterspielen, aber so, wie er mit dir umgeht... Es erscheint mir nicht so richtig freundschaftlich. Manchmal denke ich, er sieht dich mehr als kleinen Jungen, statt als den, der du in Wirklichkeit bist. Es ist manchmal sicher nicht gerade leicht für ihn. Auch sich vor anderen zu rechtfertigen. Er ist nicht der Typ, der gut mit kleinen Kindern klarkommt." Conan nickte nur wieder und presste seine Lippen feste aufeinander. Natürlich hatte Ai Recht damit, das wusste er auch, doch er wollte es nicht wahrhaben. Er wollte mit ihm befreundet sein. Freundschaft, nicht das, was auch zwischen Ran und ihm war. Es sollte mit Heiji anders sein. "Du solltest ihn darauf ansprechen, Kudou. Wirklich. Das macht dich sonst kaputt. Und für ihn ist es sicher auch leichter, wenn ihr das alles mal klarstellt. Ich meine damit nicht, dass du ihm deine Gefühle anvertrauen sollst", ergänzte sie, als Conan gerade etwas sagen wollte, "ich meine damit, dass du ihm vielleicht noch einmal klarmachen sollst, dass du siebzehn Jahre alt bist, keine sieben. Das sollte auch er sich immer wieder vor Augen halten, wenn er dich hochhebt, auf die Arme nimmt oder sowas." Ein Seufzen entfuhr dem Jungen und er nickte noch einmal. Es war nicht gerade selten, dass Heiji ihn hochhob, ihm durch die Haare wuschelte. Das machte man vielleicht mit kleinen Kindern, aber irgedwann waren sie aus dem Alter raus. Eben das war Conan ja nun eigentlich schon seit vielen Jahren, doch sein kleiner Körper machte es nicht gerade deutlich, zeigte es nicht. "Du solltest es ihm klarmachen, bevor du zu ihm fährst. Wirklich." "Warum immer so eilg und warum müssen Mädchen überhaupt über alles immer reden?", gab Conan etwas zickig zurück. Er wollte ihm nicht schreiben, ihn nicht anrufen, auch wenn er wusste, dass Ai natürlich Recht hatte. Per E-Mail oder in einem Brief war es doch sowieso am einfachsten. Telefon ginge sicher auch. "Wenn du erst einmal bei ihm bist und ihm gegenüberstehst, wirst du es nicht tun!", meinte Ai schroff und sah den Jungen durchdringend an, "Also mach es noch bevor du zu ihm gehst. Das ist wichtig!" Conan zögerte, dachte einige Zeit nach. Er wägte das Für und Wider gegeneinander ab, ehe er den Kopf schüttelte. "Wenn ich mit ihm rede, dann persönlich." Missmutig verzog Ai den Mund etwas. "Ist deine Entscheidung, Edogawa-kun.", entgegnete sie, zeigte ihm damit nur noch umso deutlicher wie ernst es war, denn normalerweise sprach sie ihn ja nur vor anderen mit Edogawa an. Würde er ihn jemals so nennen, dann wusste Conan, wäre es eindeutig zu spät. Noch benutzte Heiji ja eher Kudou, auch wenn andere anwesend waren, was sie beide schon mehrere Male in unangenehme Situationen gebracht hatte. Aber was, wenn es sich tatsächlich änderte? Wenn Heiji ihn plötzlich Edogawa nannte und nicht mehr Kudou? Der Junge erhob sich von seinem Stuhl, ging langsam im Zimmer auf und ab. Alles deutete darauf hin, dass ein vorzeitiges Gespräch besser war als zu warten. Immer wieder versuchte er sich im Kopf passende Worte zu überlegen, die nicht wirklich nach einem solchen Gespräch klangen, aber doch irgendwie eindeutig waren. Es dauerte auch nicht lange, dann blieb er ruckartig stehen. "Einen Entschluss gefasst?", fragte Ai nach, lächelte leicht. "Danke, dass du mir zugehört hast", antwortete Conan nur und das Mädchen wusste, wie seine Entscheidung ausgefallen war. Es war doch überdeutlich zu sehen. Zwar hätte sie gerne noch weiter mit ihm geredet, doch das war nun der erste Schritt gewesen. Und dieser war ja bekanntlich der wichtigste. Wenig später verließ Conan das Haus, traf beim Gehen auf Agasa, der gerade mit Einkäufen bepackt nach Hause gekommen war. "Oh, Shinichi! Wusste gar nicht, dass du vorbei kommst!" "Ja, musste was mit Haibara besprechen. Ich bin nun auch wieder weg" Lächelnd hob er die Hand zum Abschied. "Shinichi! Warte, Shinichi!", rief der alte Mann ihm noch nach doch die Tür war schon ins Schloss gefallen. Mit Entschlossenheit im Blick lief Conan die Straße runter, zog während dem Laufen sein Handy aus seiner Hosentasche. Er brauchte einige Zeit, bis er tatsächlich begann zu tippen, doch auch nach mehreren Anläufen formten sich die Worte nicht ordentlich und er ließ das Gerät in seine Hosentasche zurückgleiten. So eilig war es ja dann doch nicht. Bis daheim konnte er sich noch Zeit lassen. Und auch bis zum nächsten Tag. Nein, in Wahrheit doch wirklich bis zum Tag vor der Abfahrt, oder etwa nicht? Doch er schüttelte leicht den Kopf. "Ich muss es jetzt tun. Sobald ich daheim bin, schreibe ich ihm", meinte er zu sich selbst, als er an einer Ampel hielt. "Ich muss es tun. Haibara hat Recht." "Ich bin zurück!", rief Conan, als er die Tür zur Wohnung öffnete. Ran kam ihm sofort entgegen. "Willkommen zu Hause", antwortete sie und strich ihm durchs Haar. "Du warst ja nicht sehr lange bei Professor Agasa" "Nein, ich musste nur kurz mit Haibara für die Schule besprechen. Ging aber recht schnell" Ran nickte und wandte ihren Blick kurz zur Küche. "Ich hab gekocht. Du hast ja vohin nichts essen wollen... Du musst nun sicher hungrig sein" "Ja, ziemlich." Er ging ins Wohnzimmer, ließ sich von Ran mit Pasta bedienen. "Mh, schmeckt toll, Ran-neechan", sagte er zufrieden und aß genüsslich die Spaghetti. Nun erst einmal zu essen war ja nicht schlecht, auch wenn sich dadurch alles immer mehr hinauszögerte, was er doch auch nicht wollte. Letzten Endes würde er ihm dann nicht schreiben, sondern alles so stehen lassen, wie es nunmal war. Doch wäre das tatsächlich eine Möglichkeit? Ohne das Gespräch mit Ai würde er nun nicht zweifeln, doch mit ihrer Direktheit hatte sie ihm alles vor Augen geführt, alle Problematik. Einige Zeit stocherte er in seiner Pasta herum, sah nachdenklich zu einen unbestimmten Punkt an der Wand. Der Fernseher lief im Hintergrund, doch brachte auch seine Lautstärke die Gedankengänge nicht durcheinander. Zwar war Conan nicht der Meister im Denken, wenn es um Gefühle ging, doch das hier hatte ja nur was mit Logik zu tun, mit Pro und Contra, Für und Wider. Nach einiger Zeit nickte er. Auch sein Verstand sagte nun entschlossener denn je "ja" zu der E-Mail, die er verfassen würde. "Danke für das Essen, Ran-neechan!", sagte der Junge satt und zufrieden, als er sich erhob. Ein paar Reste waren auf dem Teller zurückgeblieben, doch war er nun zu faul alles auszukratzen. So zog er sich also in sein Zimmer zurück, ließ sich am Schreibtisch nieder und nahm sein Handy heraus. Ich bin nicht Edogawa Conan, sondern Kudou Shinichi Er brauchte nicht lange bis er diese Worte getippt hatte. Wieder und wieder überflog er sie. Waren sie paassend? Brachten sie zum Ausdruck, was er zum Ausdruck bringen wollte? Noch ein paar Sekunden ließ er verstreichen, ehe er den "Senden"-Knopf drückte. Verwirrt las Heiji die E-Mail, die ihn soeben erreicht hatte. Doch ein Lächeln legte sich auf seine Lippen. Er verstand die Aussage seines Freundes nur zu gut, doch ebenso gut verstand er es andere durch Witze, über die wohl nur er lachen konnte, zu verletzen. Wasn das für ne Mail? Solltest langsam lernen wer du bist, Edogawa Conans Handy vibrierte in seiner Hand und er klappte es auf. Eine neue Nachricht war eingetroffen. Natürlich war sie von Heiji. Es wunderte ihn zwar etwas, dass er überhaupt geantwortet hatte, doch er öffnete die Mail. Als er die Worte las, begannen seine Hände zu zittern und das Telefon fiel auf den Tisch. Ein Schwall von Tränen türmte sich in Conan auf und sie tropften auf das Display nieder. Die Worte verschwammen darunter, doch hallten die Worte in seinem Kopf. Er war Edogawa Conan, sieben Jahre alt, Grundschüler. --------------------------------------- Und so geht auch das fünfte Kapitel zu Ende. Ein großes Danke für die Kommentare und auch für die 26 Favoritenlisten, auf denen diese Fanfic steht! Kapitel 6: Wiederholung ----------------------- Und das nächste Kapitel ist fertig und bereit gelesen zu werden! Wieder einmal vielen, vielen Dank für eure Kommentare, die von Kapitel zu Kapitel mehr werden! --------------------------------------- Die folgende Nacht tat Conan kein Auge zu. Unaufhörlich wälzte er sich auf seinem Futon herum, fing an zu frieren und schwitzte, als er die Decke höher zog. Verzweifelt stöhnte er auf. Alles, was seine Nerven, seine Psyche belastete schien sich mehr und mehr auf seinen ganzen Körper auszuwirken. So kam es dann, dass Ran bei ihm am nächsten Morgen eine ungesunde Blässe feststellte. Das Thermometer zeigte eine erhöhte Temperatur von 39°C. Das hieß dann wohl für den Jungen zu Hause bleiben. Es störte ihn nicht wirklich. Er schrieb Ai lediglich eine Nachricht, dass er nicht zur Schule kommen würde, ehe er von Ran Medizin und Reisbrei serviert bekam. Er hasste diesen verkochten Matsch, doch etwas anderes war nun wohl nicht gut. Brav aß er also was ihm vorgesetzt wurde. "Ich hoffe wirklich, dass das hilft, Conan-kun", meinte Ran leise und strich dem Kleineren über die Wange. "Immerhin sollst du die letzten Schultage des Jahres nicht verpassen und bald ist auch Hanami. Da musst du wieder fit sein..." Leicht nickte Conan nur. Weder die Schule, noch das Hanami interessierte ihn wirklich. Viel wichtiger war für ihn seine Gesundheit wegen der Fahrt nach Osaka. Als Ran das Zimmer verlassen hatte, starrte er an die Decke. Osaka... er war sich nicht einmal sicher, ob er dort nun tatsächlich noch hin wollte. Nachdem, was Heiji ihm geschrieben hatte, verzichtete er nur allzu gerne darauf. Tief seufzte er, fuhr sich durch die leicht verschwitzten Haare. Was war das überhaupt für eine Schnapsidee gewesen ihm zu schreiben? Er hätte diesmal wohl doch nicht auf Ai hören sollen. Dann müsste er sich nun keine Gedanken über das machen, was er gesagt hatte. Mit einer Hand ergriff er das Handy, das noch neben ihm lag, ging dann die Mails durch. Natürlich machte es nun nichts besser, dass er die Nachricht immer wieder las, bis ihm wie auch zuvor Tränen in den Augen standen. "Was hast du denn auch erwartet?", meinte Conan zu sich selbst. "Dachtest du etwa wirklich da wäre mehr als das? Als Zuneigung zu einem kleinen Kind? Das hast du geglaubt?" Seine Finger glitten über die Tasten seines Handys. Ai hatte ihm die Situation eingebrockt. Nun musste sie dafür auch geradestehen. So leitete er Heijis Mail an das Mädchen weiter, fügte jedoch noch etwas hinzu: Soll ich nun noch nach Osaka? Er fühlte sich regelrecht dumm dabei etwas dergleichen zu schreiben, doch war er sich so unsicher. Er zweifelte an allem. An seiner Entscheidung, an Ais Worten und an sich selbst. Gerade wollte er das Handy weglegen, als Ais Antwort auch schon eintraf. Kannst du damit leben, dass du nichts weiter bist, als ein kleiner Junge? Dann fahr. Genervt seufzte Conan auf. Das half ihm nun nicht wirklich. Doch dachte er nun tatsächlich darüber nach. Konnte er damit leben? War es ertragbar für ihn, dass er einen Menschen liebte, der ihn doch nur als Kind ansah? Natürlich konnte er dann ohne Probleme die Nähe und Zuneigung auskosten, doch war es das was er wollte? Sollte es dabei bleiben? Er hatte sich nie mehr als eine Freundschaft erhofft. So dumm war er nicht. Doch immerhin eine Freundschaft wäre doch etwas Schönes. Aber das... das war keine Freundschaft. So etwas würde auch nie zu wirklicher Freundschaft werden. Er ballte seine Hände zu Fäusten, schlug auf den Futon. "Verdammt...", zischte er leise. Wie lang ging das wohl schon so? Wie lange sah Heiji ihn schon als kleines Kind? War es schon von Anfang an so gewesen? Hatte Heiji nie freundschaftliches Interesse an ihm gehabt? War es schon immer nur Zuneigung zu einem Jungen, der so viel älter war, als der Detektiv selbst? Conan Gedanken drehten sich immer wieder im Kreis. Er kam zu keinem Ergebnis, wusste nicht, was er tun sollte. Was wäre das Beste? Sollte er Heiji schreiben? Sollte er ihm sagen, dass er nicht kommen würde, wenn es so wäre? Aber wie lächerlich wäre das... Heiji nähme es ohnehin nicht ernst. Warum auch, wenn er zickte, nur wegen sowas. Außerdem würde er den Grund nicht verstehen. Nicht, wenn er ihn tatsächlich nur so sah. Nervös befeuchtete Conan seine trockenen Lippen. Er musste zu einem Entschluss kommen. Sonst hatte er doch auch keine Probleme logisch zu denken. Warum war es nun so? Gefühle spielten nun eine viel zu große Rolle. Im Gegensatz zu Heiji konnte er auch subjektiv logisch denken, doch die Last alledem was er fühlte war einfach erdrückend. Es schnürte ihn regelrecht ein und er wusste nicht, wie er sich daraus befreien konnte. Sein Blick fiel auf den Kalender an der Wand. Dienstag, 29.März. Es waren also nur noch zwölf Tage, dann müsste die Entscheidung spätestens gefallen sein. Tief seufzte Conan und und schmunzelte leicht. Natürlich würde er zu ihm fahren, egal um welchen Preis. Er wusste, dass es ihm weh tun würde, doch die Sehnsucht nach dem anderen war viel zu groß, als dass er es könnte bleiben lassen. Noch einmal las er die E-Mail. Er hatte nie mit ihm geredet als wäre er ein Kind. Er hatte Heiji nie behandelt, als wäre er der Ältere der beiden. Er hatte immer mit ihm auf gleicher Stufe geredet... Aber wenn Heiji ihn als Kind sah, dann musste es wohl so sein. Alles in ihm sträubte sich dagegen, doch er öffnete eine neue Mail und begann zu tippen. Heiji-niichan! {*≧∀≦}   Ich freu mich so darauf endlich wieder nach Osaka zu fahren. Was machen wir dann zusammen? Ich will mit dir Okonomiyaki essen. Und ich will ein ganz großes Eis. Gehen wir auch mit Kazuha-neechan weg? Ich bin so glücklich sie auch wiederzusehen. Ist so lange her. Liege im Augenblick krank im Bett. Wünsch mir Gute Besserung. (。・ ‿ ・。)/ Conan Seine Augen überflogen noch einmal die Worte, ehe er nickte. Ja, so war es gut. Heiji erwartete einen kleinen Jungen, dann bekam er ihn auch. Entschlossen drückte er auf "senden" und die Nachricht wurde abgeschickt. Im nächsten Moment fand er die ganze Aktion jedoch wieder recht idiotisch. Was brachte es ihm so etwas zu schreiben? Sollte er ihm nicht lieber versuchen klar zu machen, dass er Shinichi war und kein Siebenjähriger? Seufzend legte er das Handy beiseite und schloss die Augen. Ja, er sollte nun schlafen. Die Medizin fing sowieso langsam an zu wirken. Am Nachmittag kamen Ai und die Detective Boys vorbei, leisteten Conan ein wenig Gesellschaft und versuchten ihn aufzumuntern. Eigentlich waren es eher die Detective Boys. Ai hielt sich im Hintergrund, sprach nicht viel. Es war nunmal nicht ihre Art. "Vielleicht solltest du Aal auf Reis essen. Das macht dich sicher schnell wieder fit." "Genta-kun, was redest du für einen Unsinn! Sowas kann man nicht bei Fieber essen.", gab Ayumi zurück und Mitsuhiko stöhnte nur entnervt. "Genau, wenn man krank ist, dann gibt es nur eines: Miso-Suppe. Das bekomme zumindest ich immer.", pflichtete er bei und Ayumi musterte ihn argwöhnisch. "Naja, besser als Aal auf Reis ist es allemal. Aber Reisbrei bleibt das Beste." Ein kurzes Lächeln huschte über Conans Lippen. Die drei waren schon sehr lieb, wie sie sich Mühe gaben um ihn wieder auf die Beine zu bringen. "Ja, Ran-neechan hat mir auch Reisbrei gemacht.", antwortete er auf Ayumis Worte hin und diese errötete leicht, weil Conan ihr zustimmte. Den beiden anderen Streithähnen gefiel das gar nicht. So zogen sie beide nur beleidigte schnuten und verschränkten die Arme. Wäre Conan nicht krank, hätten sie vielleicht anders reagiert, doch so blieb es nun dabei. Ganze drei Stunden verbrachten die fünf miteinander, ehe Ran sie bat zu gehen, da es ja doch schon recht spät war und Conan sich weiter erholen musste. Zuviel Trubel wäre da sicher nicht gut. Sie machte ihm noch einmal Reisbrei, servierte ihm die Schüssel samt Medizin, die neben ihr auf dem Tablett lag. "Schlaf gut, Conan-kun", meinte das Mädchen mit sanfter Stimme und strich ihm durchs Haar. "Nimm die Medizin und werd wieder gesund, ja?" Zärtlich küsste sie seine Stirn, ehe sie aus dem Zimmer ging. Conan sah ihr nach, griff dann die Schüssel und aß ein paar Löffel. Doch so richtig wollte es ihm nicht schmecken. Die Medizin dagegen schluckte er mit etwas Wasser hinunter. Irgendwie musste er ja wieder auf die Beine kommen, da hatte Ran schon Recht. Den nächsten Tag verschlief Conan bis zum Mittag. Als er dann jedoch erwachte, fühlte er sich um einiges besser. Immerhin brachte er es so weit, dass ihm nicht übel wurde, wenn er aufstand um zur Toilette zu gehen. Dennoch blieb er ansonsten den ganzen Tag auf seinem Futon liegen, döste vor sich hin oder las ein wenig. Da die Detective Boys sich auch erst auf Donnerstag ankündigten, hatte er den Rest des Tages ganz für sich. Kogorou arbeitete ja wie üblich und Ran kam erst am Nachmittag von der Schule. Falls Conan Hunger bekäme, hatte sie ihm wieder eine Schüssel Reisbrei bereitgestellt, die er nur noch aufwärmen musste. Aber der Hunger blieb aus und so blickte er erst wieder aus seinem Buch auf, als er das Türschloss hörte und Ran nach Hause kam. Sofort ging sie zu dem Jungen, um nach ihm zu schauen. "Wie geht es dir, Conan-kun?", fragte sie und lächelte. "Besser. Die Medizin hat geholfen. Danke", gab Conan leise zurück, woraufhin das Mädchen wirklich erleichtert wirkte. Sie hatte sich den ganzen Tag in der Schule Sorgen gemacht, ob es Conan auch gut ging. Mit weiterer Pflege von Ran, einigen Besuchen der Detective Boys und jeder Menge Medizin brachte Conan die Tage rum, bis er am Wochenende wieder auf den Beinen war. Ausgiebig beschäftigte er sich mit den Hausaufgaben, die ihm die anderen vorbeigebracht hatten. Immerhin wollte er für Montag alles auf dem neuesten Stand haben. Montag... Dann war es nicht mehr lang. Was für ein Datum war Montag? Gehetzt sah er auf den Kalender und riss die auf. Montag war der vierte April. Am zehnten April würde er fahren. Es war von heute an also noch genau eine Woche. Das Fieber hatte ihm wirklich geholfen nicht allzu sehr darüber nachzudenken, doch nun... Alles schoss wieder in seinen Kopf zurück. Die Tatsache, dass er von Heiji auch nie eine Antwort erhalten hatte, hatte es ihm noch einfacherer gemacht alles zu verdrängen. Nun war es jedoch nicht mehr möglich. Kurz kniff er die Augen zusammen, vergrub sein Gesicht in seinen Händen. Wie sollte er es nur anstellen? Vielleicht konnte er... Ruckartig sah Conan auf und griff sein Handy, um Professor Agasa anzurufen. Als dieser sich meldete, sprach Conan sofort ohne Punkt und Komma los. "Ai hat bestimmt erzählt, dass ich nach Osaka fahre. Ich werde Samstag Abend kommen. Ich weiß nicht wie ich sonst zum Bahnhof soll. Ran erzähle ich, dass ich die Ferien bei Ihnen verbringe, Professor, in Ordnung?" "Shinichi? Moment, moment. Nochmal langsam. Also du kommst Samstag?" "Ja, ich werde bei Ihnen übernachten. Können Sie mich am Sonntag zur Station fahren? Ich muss doch den Zug bekommen..." "Ja, natürlich, aber denkst du das ist gut?" Conan seufzte schwer. "Es ist egal. Ich werde fahren. Immerhin hat er mich eingeladen und mir schon ein Ticket gekauft. Wäre es nicht unfreundlich das einfach verfallen zu lassen?", hakte er dann nach. Das schien dem Professor wirklich einleuchtend. Wenn man schon ein Ticket bekam, sollte man es auch nutzen. Er wusste ja nicht, wie Ran der Sache gegenüberstand. Und er fragte auch nicht weiter nach, wenngleich es ihn doch interessierte. "Danke, Professor!", ertönte noch Conans Stimme, ehe dieser auflegte. Damit wäre dieses Problem schon mal geklärt. Nach dem Hanami konnte er ja direkt mit zu Professor Agasa. Immerhin wäre er ja sicher auch dabei. Ran sprach ja davon alle mitzunehmen, auch Ai und die Detective Boys, ebenso Sonoko. Da durfte er ja nicht fehlen. Der Junge hoffte nur, dass sich der Professor nicht verplapperte, sonst würde das Ganze ein ungutes Ende nehmen. Wann hatte er das letzte mal angenehme Träume gehabt? Conan konnte sich nicht mehr daran erinnern. Im Fieberrausch hatte er nur wirres Zeug geträumt. Davor hatten in Albträume gequält. Doch als er am Montagmorgen erwachte, hatte er zwar den Traum vergessen, doch er war nicht verstört, wie er sonst gewesen war. Im Gegenteil: Er fühlte sich so gut, wie die ganzen letzten Wochen nicht. Zwar belastete ihn alles noch immer sehr, doch schien er sich langsam mit der Situation abzufinden. Das Fieber hatte wohl doch etws Gutes getan, auch wenn er während dieser Zeit nur verdrängt hatte. Mehr als sonst beschäftigte er sich mit seinen Klassenkameraden, während er in der Schule war. Er lachte mit ihnen, genoss es irgendwie auch so treue Freunde zu haben. Sie hatten ihn immerhin auch seit Donnerstag jeden Tag besucht, auch wenn es nur kurz war, um ihm die Hausaufgaben zu bringen. Langsam aber sicher lernte er es wirklich zu schätzen. Sie waren noch Kinder, aber für ihr Alter doch sehr reif und erwachsen und er war irgendwie stolz darauf mit ihnen befreundet zu sein. Natürlich zog dieses Verhalten nicht einfach an Ai vorbei. Sie merkte sehr wohl, dass sich Conan wieder ganz anders verhielt, als noch die letzte Zeit, doch er wirkte nicht aufgesetzt, schien sich nicht dazu zu zwingen, also störte sie sich nicht allzu sehr daran. Selbst nach der Schule sprach sie ihn nicht darauf an. Doch sie nahm sich vor von zu Hause aus eine E-Mail zu schreiben. Sie wollte ja doch wissen, wie es plötzlich dazu kam, dass er sich so verhielt. Daheim angekommen machte sie sich auch sofort daran zu schreiben. Was ist los mit dir? Du warst so gut drauf. Conan spürte die Vibrationen seines Handys, zog es heraus und antwortete: Ich habe mich irgendwie damit abgefunden. Wenn er ein Kind will, kann ich es sein. Ich werde zu ihm fahren. Warum sollte ich die Chance nicht nutzen? Es macht mich glücklich bei ihm zu sein, vollkommen egal als was er mich sieht und egal wie sehr es weh tut. Ai entschied sich nicht mehr darauf zu antworten. Es erklärte sein Verhalten ein wenig, wenn auch nicht komplett. Ihr fiel es auch recht schwer das einfach zu glauben, doch sie dachte auch nicht daran, dass Conan sie anlog. Er hatte sich selbst versprochen, er würde offener sein und das hielt er auch. Er brauchte einen Ansprechpartner. Das hatte er gemerkt. --------------------------------------- Und wieder ist ein Kapitel zu Ende. Ich hoffe es hat euch gefallen und ihr bleibt mir auch weiterhin treu. Ich habe außerdem noch eine Frage: Soll ich japanische Begriffe, die ich im Text benutze (z.B. auch Namens-Anhängsel) immer am Ende der Geschichte erklären? Kapitel 7: Zögern ----------------- Den ganzen Montag und auch Dienstag wartete Conan noch immer auf eine E-Mail von Heiji. Doch dieser wusste nicht wirklich wie er nun reagieren sollte. Es war ja auch nicht gerade einfach. Da bekam er eine Mail von Shinichi, nein, Conan, der ihm mehr als nur deutlich zeigte, dass er sich nun wohl als Kind fühlte, nicht mehr seinem wirklichen Alter entsprechend. Während Montag und Dienstag vorbeizogen war er recht aufgekratzt, hin und her gerissen zwischen der Zuneigung zu dem kleinen Jungen und der Freundschaft, die er doch eigentlich wollte. Er war kein Kind. Nicht für ihn. Nachdenklich las er erneut die Mail. Inzwischen kannte er sie auswendig, so oft hatte er sie gelesen. Ein tiefes Seufzen entfuhr dem Jungen aus Osaka und er runzelte die Stirn. Was wenn Shinichi einfach nicht mehr herauskam? Was, wenn er wirklich in dieser Rolle feststeckte, die er spielen musste? Aber... was hatte dann die E-Mail zu bedeuten, dass er nicht Edogawa hieß? "Das macht alles keinen Sinn!", sagte er schon regelrecht verzweifelt und schmiss das Handy neben sich auf das Bett, auf dem er gerade lag. Er starrte an die Decke seines Zimmers, ehe seine Augen zum Kalender wanderten, der an der Wand hing. Mittwoch. Nicht mehr lange, dann wäre Sonntag. Und der Mittwoch war ja auch schon fast rum, wie er feststellte, nachdem er auch der Uhr Aufmerksamkeit geschenkt hatte. Irgendwie musste er das regel. So konnte es nicht weitergehen. Aber er wollte ihm auch nicht zu nahe treten... Also griff Heiji erneut nach seinem Handy. "Heiji-niichan", las er laut vor. Das war schon regelrecht niedlich. Immerhin hatte er keine Geschwister und wer wünschte sich denn nicht so angesprochen zu werden? Aber warum nannte er selbst ihn nicht Conan? Warum war es immer Edogawa? War das nicht etwas sehr distanziert für eine Freundschaft die sie beide führten? Er kannte zwar viele, die sich nach Jahren noch immer mit Nachnamen ansprachen, doch irgendwie war das doch seltsam für ein Kind? Bei gleichaltrigen war das ja was anderes. Natürlich. Das war es auch ,was ihn zurückhielt: Dasselbe Alter. Aber nun, da Conan ja wohl Conan war und nicht mehr Shinichi, so wirkte es ja zumindest, konnte er ihn doch mit Conan ansprechen, oder? Noch einige Momente zögerte Heiji, ehe er begann eine E-Mail zu tippen. Is es okay, wenn ich dich Conan nenne? Wir kennen uns doch schon sehr lang und sollts nich mehr sein als nur der Nachname? Immerhin nennst mich auch Heiji Noch einmal überflog er seine Worte, ehe er die E-Mail abschickte. Die Antwort kam prompt. Natürlich, Heiji-niichan! Allein durch diese Worte konnte Heiji ja nicht ahnen, wie es Conan ging, der nach Erhalt der E-Mail begonnen hatte stumme Tränen zu vergießen. Er war wahnsinnig verletzt, hatte das Gefühl alles in ihm würde Stück für Stück zerrissen. Warum brachte er auch den Mut nicht auf etwas dagegen zu sagen? Doch er wusste die Antwort schon. Er würde alles ertragen. Alles, nur um bei Heiji zu sein. Bei ihm. In seiner Nähe. Egal wie er ihn nannte. Alles war besser, als ihn nicht zu sehen. Er würde es in Kauf nehmen. Dennoch machte ihm der Gedanke daran, dass Heiji ihn nur als Kind sah wirklich zu schaffen. Unter Heijis E-Mail sah er Ais Namen und begann ihr nun zu schreiben, kopierte die E-Mail seines Freundes und schickte sie mit. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde bis sie antwortete. Conan konnte ja nicht wissen, dass sie ihr Handy hatte liegen lassen, als sie kurz zum Einkaufen gegangen war. So schrieb er ihr nach zehn Minuten erneut die gleiche E-Mail. Vielleicht gab es irgendwelche Probleme im Funknetz und sie hatte sie nicht erhalten? Als dann nach der fünften gleich lautenden E-Mail endlich eine Antwort kam, atmete er erleichtert auf. Hatte mein Handy nicht bei mir. Erträgst du es? Als er die Worte las, nickte er sich selbst zu. Natürlich würde er das. Ja, für ihn! Ai lachte auf. Meinte Conan das wirklich ernst? Für ihn? Für Heiji? Das war doch schwachsinn. Nein, für dich. Weil du ihn brauchst. Nicht umgekehrt. Das machte Conan nun doch etwas wütend, verletzte ihn noch mehr. Erst wollte er ihr patzig antworten, doch im nächsten Moment verflog dieser Gedanke. Je mehr er darüber nachdachte, desto eher sah er ein, dass sie sehr wohl Recht damit hatte. Wie sollte ich auch nicht...? Ich... Er zögerte, wusste nicht, ob er tatsächlich den Satz beenden sollte, doch überwand er die Angst vor dieser Aufrichtigkeit und tippte weiter, ehe er die E-Mail abschickte. Wie sollte ich auch nicht...? Ich liebe ihn. Ein trauriges Lächeln legte sich auf Ais Lippen, als sie diese Worte las. Es hatte ihn Überwindung gekostet. Das spürte sie. Aber das war ja auch in sich nur logisch. Tatsächlich zu solchen Gefühlen zu stehen war wohl das Schwerste. Für sie selbst wäre sowas ja sicher auch nicht einfach. Ich bin immer da. Du kannst das nicht alleine, Kudou Dass Ai ihn Kudou nannte, nicht Conan, entspannte den Jungen etwas, gab ihm die Sicherheit doch mehr zu sein, als ein kleiner Junge, den jeder in ihm sah. Zuvor hatte Heiji ihn auch als ebenbürtig angesehen, doch nun... Er hatte nur noch Ai. Gut, der Professor war natürlich ebenso aufgeklärt darüber, doch es war nunmal nicht dasselbe. Und während Conan sich Ai anvertraute, hatte Heiji Kazuha bei sich. Zusammen saßen sie in einem Cafe. "Der kleine hat nun gesagt, ich soll ihn Conan nennen...", verdrehte er die Wahrheit ein wenig, wartete mit aufmerksamem Blick ab, wie Kazuha reagiere würde. Es war für das Mädchen nur allzu offensichtlich, dass sich Heiji nicht wirklich darüber freute, doch erklären konnte sie sich das nicht. "Und... was daran passt dir nich?", hakte es deshalb nach. Heiji hatte nicht geahnt, dass er es so deutlich zeigte. Natürlich konnte er ihm auch nicht die Wahreheit sagen. Er hatte doch Conan versprochen es für sich zu behalten und dieses Versprechen war wirklich wichtig. Abwartend musterte Kazuha ihn, hob eine Augenbraue. "Also?" Doch Heiji winkte nur ab, schüttelte den Kopf. Tief seufzte sie auf, stützte ihren Kopf auf ihre Hände. "Ich frag mich echt, was du an ihm findest... Er ist noch immer ein kleines Kind... kannst doch sonst nich mit Kleinen", hielt sie ihm abermals vor. Das machte sie immer, wenn Heiji sich zu sehr mit Conan beschäftigte. "Wir verstehn uns eben gut. Is doch nichts Schlechtes dran, oder?" Tief seufzte Kazuha auf, belässt es jedoch dabei. Weiter auf ihn einreden brachte doch sowieso nichts. Nachdenklich sah sich Heiji in dem Cafe um, erblickte dann den Kalender, der neben der Kasse an der hellbraunen Wand hing. Sein Mund verzog sich zu einem etwas gezwungen wirkenden Lächeln. Sonntag. Nicht mehr lange und es war Sonntag. Der Sonntag, an dem Conan endlich ankam. Ja, Conan, nicht Shinichi. Er schob seine Kappe etwas mehr ins Gesicht. Es verletzte ihn, dass er nicht Shinichi bei sich haben würde, sondern Conan. Aber... den Hochschuldetektiv hatte er wohl schon lange verloren. Nun musste er sich mit Conan abfinden. Unruhig wälze sich Heiji in dieser Nacht im Bett. Albträume plagten ihn, Ängste. Langsam schlurften die beiden Hochschüler nebeneinander den Weg im Park entlang. "Heiji-niichan!", rief Shinichi jedoch und Heiji wandte sich zu ihm. Vor seinen Augen schrumpfte er zu Conan, stand dann in der viel zu großen Kleidung vor ihm. Die Ärmel seinem Hemdes hingen über seine Arme, der Kragen war auf einer Seite über seine Schulter nach unten gerutscht. Tränen sammelten sich in den Augen des kleinen Jungen und er begann zu weinen. Sofort kniete sich Heiji vor ihn und hob ihn auf die Arme, streichelte sanft seinen Rücken. "Shht.. nicht weinen, Conan-kun...", murmelte er beruhigend. Zitternd erwachte Heiji aus seinem Traum. Auf der Seite liegend starrte er heftig atmend zum Fenster. Der Mond, der von draußen hereinstrahlte, erhellte sein Zimmer, ließ die Schweißperlen auf der Stirn des Jungen glitzern. Mit einer Hand wischte er sich übers Gesicht, versuchte sich zu beruhigen. Der Traum setzte ihm wirklich zu, verletzte ihn. Doch er konnte ja rein gar nichts an der ganzen Situation ändern. Er musste es so hinnehmen. Er würde Shinichi nicht bekommen, egal wie sehr er es sich wünschte. Er bekäme Conan. Conan, der, wie Kazuha sagte, ein Siebenjähriger Junge war, ein Kind, ein Grundschüler. Der nächste Tag kam schneller als erwartet. Wenn auch nicht besonders gut, immerhin hatte er nochmal schlafen können. Doch nicht nur Heiji ging es so. Ebenso hatte Conan seine Probleme damit gehabt ruhig durchzuschlafen. Blässe und dunkle Ränder unter den großen, blauen Augen verrieten, dass er die Nacht wachgelegen hatte. Als Conan so unausgeschlafen in die Küche trat, in der Ran gerade das Frühstück vorbereitete, wandte sich diese um und erstarrte. "Am liebsten ürde ich dich hierbehalten, weißt du das? Aber du hast in letzter Zeit so oft gefehlt... und es sind doch bald Ferien. Ich will wenigstens, dass du noch die zwei Tage in die Schule gehst..." Sie beugte sich zu Conan runter und strich ihm durchs Haar. Unsicher sah der Junge auf. "Mir gehts gut, Ran-neechan. Wirklich." Ein leichtes Lächeln legte sich auf sein Gesicht, ehe er weitersprach, "mach dir keine Sorgen". Etwas missmutig nickte Ran. Wie sollte sie sich keine Sorgen machen, so wie Conan aussah? Doch es blieb ihr wohl nichts anderes übrig. Dafür brachte sie ihn aber bis ans Schultor. Auf dem Heimweg hätte er ja dafür seine Freunde bei sich, die auf ihn aufpassten. Mit diesen machte er sich auch nach der Schule auf den Weg nach hause. Zu fünft liefen sie einige Zeit, bis dann nur noch Ai und Conan übrig waren. Sichtlich niedergeschlagen sah Conan nun zu Boden. Vor den anderen hatte er seine Gefühle nicht zeigen wollen, doch nun vor Ai war es in Ordnung. "Ich hab dir gesagt du sollst das mit ihm klären.", meinte das Mädchen streng. "Wirklich. Es tut dir nicht gut, was du im Augenblick machst. Es ist nicht richtig so. Rede mit ihm darüber. Sag ihm, dass du kein Kind bist. Versuch es ihm klarzumachen. Egal wie. Du leidest doch darunter. Sei mal etwas egoistischer." "Ich kann nicht.", antwortete Conan nur. Mehr würde er dazu nicht mehr sagen. Das reichte aus. Er hatte zuviel Angst davor, dass Heiji ihn dann nicht mehr bei sich haben wollte, nicht Shinichi. Er wollte Conan. "Abwarten... Zögern. Es kann vernichten, weißt du das?", erwiderte Ai kalt auf seine Worte. Ruckartig wandte sich Conan nun ab und machte sich auf den Heimweg. Als ob er das nicht selbst wusste. Er spürte es doch jede Sekunde mehr. Langsam zog er sein Handy heraus. 7.April stand auf dem Display. Ein Schaudern zog sich durch seinen Körper. War es denn nicht noch so lange hin gewesen? Warum waren es nun plötzlich nur noch drei Tage? Er kniff kurz die Augen zusammen, atmete tief durch, als er die Wohnungstür öffnete. Nach ein wenig Essen zog er sich in sein Zimmer zurück und legte sich auf seinen Futon, schloss die Augen. Er musste ein wenig Schlaf nachholen. So bekam er auch erst einmal die Mail nicht mit, die ihn erreichte. Heiji hatte lange nachgedacht, ehe er sich entschieden hatte wieder eine E-Mail zu schreiben. Aber er hielt es für nötig. Kleine Kinder waren doch schnell anhänglich oder fühlten sich vernachlässigt. Zumindest war das seine Ansicht. Hey, Conan-kun! Ich freu mich echt drauf, wenn du endlich da bist. Dann unternehm wir ganz viel. Ich hab schon Pläne gemacht, was ich dir zeigen will. Kanns kaum mehr erwarten. Gut, es war nicht ganz ehrlich. Er hatte noch keine Pläne gemacht. Aber was nicht war, konnte ja noch werden. So schickte er mit einem traurigen, bedrückten Lächeln die E-Mail ab, ehe er sich wieder dem Chaos in seinem Zimmer widmete. --------------------------------------- Und beginnend mit diesem Kapitel: Erklärung japanischer Worte. -niichan: Bedeutet tatsächlich "großer Bruder". Wird als Anrede für vertraute, aber auch für fremde (junge) Männer benutzt. -kun: Übliche Anrede für männliche Personen, die sich nicht ganz fremd sind. -neechan: Bedeutet tatsächlich "große Schwester". Wird als Anrede für vertraute, aber auch für fremde (junge) Frauen benutzt. Vielen Dank fürs lesen. Und natürlich auch für so viele Favoriten! ♥ Kapitel 8: Hanami ----------------- Samstag, 9.April. Heute war endlich Hanami. Da es dieses Jahr recht kalt war, blühten die Sakurabäume erst jetzt in ihrer vollen Pracht. Conan wurde von Rans sanfter Stimme geweckt. "Conan-kun, aufstehen". Sie lächelte liebevoll, strich dem Jungen über die Wange. "Alles okay mit dir? Du bist so blass". Conan gähnte verschlafen und nickte: "Ich bin nur müde, Ran-neechan." "Okay, dann zieh dich an, ja? Und komm in die Küche, damit wir zusammen noch die restlichen Bentos* machen können, hm? Magst du mir helfen?" Erneut nickte er verschlafen, rieb sich die Augen und schob sich dann seine Brille auf die Nase. Ran hatte das Zimmer bereits verlassen, als sich Conan unter der Decke hervorquälte und vom Futon stieg. Während er sich anzog konnte er das Telefon klingeln hören, ehe Ran abhob und ein Gespräch führte. So ganz konnte Conan nicht verstehen worum es ging. Er hörte lediglich, dass Professor Agasa am Hörer war, ehe Kogorous Schnarchen wieder die Stille durchbrach. Als der Junge wenige Minuten später in die Küche trat, sah Ran ihn so sanft wie zuvor an. "Der Professor hat gerade angerufen und meinte, dass er mit euch etwas nach dem Hanami unternehmen möchte. Er wollte euch dann gleich danach mitnehmen." Es dauerte einen Moment, bis Conan den Hintergrund von Agasas Vorhaben verstand er glücklich lächelte. "Hat er gesagt was?", fragte er nach, um sein Lächeln mit Neugier zu begründen, "oder ist es eine Überraschung?" "Ich darf nichts verraten hat er gesagt". Conans Herz begann zu rasen. Also stand Osaka nun wirklich nichts mehr im Weg. Zu gerne wäre er auch dort - gemeinsam mit Heiji - zum Hanami ans Schloss von Osaka gegangen, aber in Osaka war die Kirschblütenzeit schon vorbei. Dennoch hatte er sicher so viele andere schöne Dinge vor. Heiji würde sich bestimmt Gedanken machen. Mit Conans Hilfe bereitete Ran die Bentos vor. Auch für Ayumi, Ai, Mitsuhiko und Genta hatten sie welche gerichtet. Aber es würde sich ja sowieso jeder bei jedem bedienen. Dagegen sprach auch nichts. Immerhin war es so üblich. Kaum hatten sie alle Bentos in Tücher verpackt, ging Conan zurück ins Schlafzimmer und packte die nötigsten Utensilien in seinen Rucksack. Immerhin würde er allerhand brauchen für die Zeit bei Heiji. Durch das Rascheln und das ständige Öffnen und Schließen des Schranks erwachte nun auch Kogorou, setzte sich gähnend auf. Doch bevor er sich beschweren konnte, flüchtete Conan aus dem Zimmer, ging wieder zurück zu Ran. "Wann gehen wir los?", fragte er und musterte das Mädchen. "Wenn Otousan* fertig ist. In zwei Stunden kommen die anderen auch. Aber wir sollten schon ein wenig dort vorbereiten, Planen auslegen und sowas." Eine halbe Stunde später war es dann auch so weit. Kogorou kam angezogen und frisch rasiert ins Wohnzimmer, in dem Conan und Ran geduldig warteten. Die Sachen gepackt und das Auto beladen fuhren die drei zum Park, in dem sie sich mit den anderen verabredet hatten. Überall blühten die rosa und weißen Sakura und ein angenehmer Duft ging von ihnen aus. Unter einem schönen großen Baum breiteten die drei ihre blaue Picknickdecke aus, stellten darauf dann die noch immer ordentlich verpackten Bentos. Ran lief zu einem der etwas entfernten Stände, kaufte dort noch ein paar Süßigkeiten. Die hatte sie nicht mehr zubereiten können, also mussten gekaufte her. Beladen mit einer großen Tüte in ihrer Hand kam sie zurück zu Conan und Kogorou, setzte sich und legte die Tüte beiseite. Nach und nach trudelten erst Sonoko, dann die Detective Boys und schließlich Professor Agasa mit Ai ein. Sie alle nahmen Platz auf der großen Decke. "Wow, Ran-kun*! Das schmeckt toll!", verkündete der Professor, "daheim bekomme ich nie so Gutes." "Sie sind auch auf Diät, Professor", mischte sich Ai nun ein und die anderen lachten. Sonoko begann mit Ran über ihren Schwarm zu reden, während die Detective Boys sich miteinander unterhielten, Ai und Conan jedoch etwas abseits saßen. "Du siehst aus, als wärst du total durch den Wind", meinte das Mädchen und lächelte etwas. "Professor Agasa hat mir erzählt, dass du nun tatsächlich fährst. Freut mich für dich." Conan senkte seinen Blick. "Ich fühle mich nicht gut dabei Ran anzulügen, aber irgendwie muss ich ja wegkommen. Ich muss zu ihm..." Gegen Ende wurde er immer leise, errötete etwas. Nun, da er so kurz davor stand endlich nach Osaka zu fahren hatte er seine Gefühle ganz und gar nicht mehr unter Kontrolle. "Hey, was tuschelt ihr! Lasst uns lieber herausfinden wohin uns der Professor mitnehmen will", unterbrach Mitsuhiko das Gespräch der beiden. Auch Genta und Ayumi nickten, passte es ihnen doch so gar nicht, dass sie ständig Geheimnisse vor ihnen hatten. Irgendwie stieg auch die Eifersucht in Ayumi wieder an... ebenso wie in Mitsuhiko, der auch gerne irgendwelche Geheimnisse mit Ai hätte... überhaupt gerne öfter mit ihr alleine reden wollte, aber es kam doch nie dazu. Conan genoss die Zeit hier unter den Kirschblüten. Das Hanami war zwar fast wieder um, doch waren noch genug schöne Blüten an den Bäumen, die alles in ein zartes roßa-weiß hüllten, wie Zuckerwatte. Er atmete den Duft der Bäume tief ein, lächelte etwas. Er wollte die nächste Woche nur noch genießen. "Da drüben spielen sie Fußball, lasst uns mitmachen!", rief Ayumi plötzlich, sprang auf. Auf einem Stück Grünfläche, nicht weit entfernt, hatten sich einige Kinder zusammengefunden und kickten spielerisch mit einem Ball hin und her. Sofort waren auch Genta und der sommersprossige Mitsuhiko begeistert und sie folgten, mit Conan und Ai im Schlepptau, Ayumi zu den anderen Kindern. Nach einem langen, ausgiebigen Fußballspiel, bei dem die Detective Boys haushoch gewannen, was nicht zuletzt an Conan lag, der durch seine gute Laune und Aufregung wirklich motiviert war, setzten sich die Kinder zurück zu den anderen auf die Decke. Die Sonne stand schon tiefer und Sonoko verabschiedete sich, da sie noch ein Date hatte, das sie ebenfalls unter den Kirschblüten verbringen würde. Eine weitere halbe Stunde später entschied sich auch Professor Agasa zu gehen. Nach einer herzlichen Verabschiedung verließ er mit Conan, Ai, Ayumi, Mitsuhiko und Genta den Park, lief zu seinem gelben, alten Auto. "Professor, was haben Sie morgen mit uns vor?", fragte Genta neugierig. "Wir werden ins Tropical Land gehen", verkündete der Mann daraufhin und begeistert jubelten die anderen. Conan setzte sich auf den Beifahrersitz und grinste etwas. "Na, Shin-...Conan, hast du alles gepackt?", fragte er den Jungen nun, woraufhin Conan mit kindlicher Begeisterung nickte. Immer mehr Vorfreude machte sich in ihm breit. Er öffnete seinen Rucksack und zog daraus das Ticket, blickte darauf. "Was ist das?", fragte Ayumi von hinten und Mitsuhiko griff nach dem Papier. "Osaka? Du fährst morgen nach Osaka?", fragte er nach. "Eh? Wieso kommst du nicht mit ins Tropical Land?", mischten sich auch Ayumi und Genta ein. Conan nahm das Ticket wieder an sich. "Heiji-niichan hat mich eingeladen. Aber pscht! Das ist ein Geheimnis. Niemand darf wissen wo ich bin.", ergänzte er noch schnell und grinste, ehe er das Ticket wieder einpackte. "Weiß Ran-neechan davon?", fragte Ayumi nach. "Nein, aber ich sag es ihr, wenn ich dort bin", gab Conan zurück. "Meinst du das ist eine gute Idee?" So ganz wollte es den Detective Boys nicht gefallen. Doch Conan winkte ab und nickte. "Lasst das mal meine Sorge sein." In dieser Nacht tat Conan kein Auge zu und so stand er schon um sechs Uhr auf der Matte, gekämmt und angezogen, die Tasche gepackt. //Nicht mehr lange//, meinte er zu sich selbst und lächelte. Die restlichen Stunden verbrachte er damit sich ein kleines Bento zuzubereiten. Es war zwar nichts Besonderes, aber etwas Reis und ein paar Gemüse vom Vortag, die er im Kühlschrank von Professor Agasa fand, waren doch immerhin etwas. Ordentlich band er die Bentobox mit einem Tuch zusammen, steckte sie dann ebenfalls in seinen Rucksack, ehe er sich im Wohnzimmer niederließ und wartete. "Du bist schon auf?", hörte er plötzlich die Stimme von Ai hinter sich. Er sah auf und lächelte. "Ich konnte nicht schlafen", antwortete Conan, woraufhin Ai nur resignierend den Kopf schüttelte. Irgendwo war Conan doch wirklich niedlich. Nein, nicht Conan, Shinichi. Erst Stunden später kamen auch die anderen ins Wohnzimmer geschlurft. Alle sahen nicht sonderlich fit aus. Wie auch? Immerhin hatten sie eine recht lange Nacht hinter sich. Allzu früh waren sie nicht zu Bett gegangen. "Morgen", murmelten Genta und Ayumi, während Mitsuhiko sich gähnend auf die Couch fallen ließ. Leise lachte Conan. "Ich hab euch gesagt ihr sollt früher schlafen gehen. Aber ihr wolltet ja unbedingt noch aufbleiben", ertönte Agasas Stimme von der Tür her. Ein Brummen der Kinder folgte. "Zieht euch an. Wir gehen bald los" Erneut folgte ein Brummen und sie setzten sich wieder in Bewegung, zogen sich an und putzten die Zähne. Erst jetzt kamen sie wieder ins Wohnzimmer, in dem Ai und Conan wieder Privatunterhaltungen zu führen schienen: "Hast du ihm noch einmal geschrieben?", fragte Ai nach, doch Conan verneinte. Sie sahen sich doch heute. Was hätte er also noch schreiben sollen. "Und hat er dir geschrieben?" Wieder verneinte Conan, zog jedoch wie aus Reflex sein Handy heraus, das er seit dem gestrigen Abend nicht mehr kontrolliert hatte. Bis später, Conan-kun Ein Lächeln schlich sich auf Conans Lippen und Ai lachte leise, als plötzlich die drei anderen hinter ihnen auftauchten. "Oh, ist die von Heiji-niichan?" Ayumi lächelte. In diesem Augenblick war Conan doch irgendwo froh, dass Heiji tatsächlich Conan-kun geschrieben hatte und nicht Kudou. Wie hätte das denn nun ausgesehen? Erleichtert seufzte er, nickte dann. "Ja, ist ja auch nicht mehr lang, bis ich zu ihm fahre." "Seid ihr alle fertig?", rief Professor Agasa plötzlich aus der Küche, ehe er langsam in Richtung Wohnzimmer lief. Ayumi, Genta und Mitsuhiko stellten sich in einer Reihe vor dem Mann auf und riefen gleichzeitig ein "FERTIG!", während auch Ai und Conan von der Couch aufstanden. "Gut, dann kanns ja losgehen." Professor Agasa griff seine Schlüssel, verließ mit den Kindern im Schlepptau das Haus. Auf dem Weg zur Station wurde Conan immer nervöser. Seine Finger zitterten leicht. Bald sah er ihn wieder... Bald würde er eine ganze Woche mit dem Jungen aus Osaka verbringen... "Bis in einer Woche!", rief er noch, als ihn seine Füße zum Bahnsteig trugen. Er schob sein Ticket durch den Ticketkontrolleur, stellte sich am Gleis an die seinem Sitz entsprechende Markierung am Boden und wartete auf den Shinkansen, als er plötzlich die Vibration seines Handys spürte. Er zog es heraus, blickte darauf. Ich komme dich abholen. Heiji ist im Krankenhaus. -Kazuha --------------------------------------- Worterklärung: -Bento = Fresspaket mit vielen Kleinigkeiten wie Reisbällchen, Sushi, Gemüse und Gebratenes. Wird üblicherweise Kindern in die Schule mitgegeben oder eben auch fürs Piknick genutzt. -Otousan = Vater; auch als Anrede gebraucht -kun = Eigentlich eine Anrede für Männer, aber viele ältere Männer benutzen es auch, um junge Frauen oder Mädchen anzusprechen Vielen Dank fürs lesen. Und natürlich auch für so viele Favoriten! Und wie versprochen werden nun häufiger Kapitel folgen! Kapitel 9: Shin-Osaka --------------------- Danke für über 50 Favoriten! Als ich begonnen habe zu schreiben, hätte ich nie damit gerechnet einmal auf so vielen Favoritenlisten zu stehen. Wenn jemand eine Benachrichtigung über ein neues Kapitel per ENS haben möchte, einfach Bescheid geben (ENS, Gästebuch, Kommentar). --------------------------------------- Immer wieder las Conan die E-Mail von Kazuha durch. Angst machte sich in ihm breit. Seine Finger zitterten. Während er sich auf seinen Platz sinken ließ, konnte er kaum einen klaren Gedanken fassen. Er öffnete eine neue Mail, sah auf das leere Display, ehe er zu schreiben begann: Was ist mit Heiji passiert? Etwas Schlimmes? Doch auch nach über einer Stunde war noch immer keine Antwort eingetroffen. Seufzend steckte Conan sein Handy weg und zog dafür sein Essen heraus, machte sich, wenn auch etwas lustlos, darüber her. Als er einen Teil verputzt hatte, packte er die Box wieder zusammen, steckte sie zurück in sein Tasche. Sein Blick wandte sich nach draußen und er sah zu, wie die Landschaft vorbeizurasen schien. Ein Seufzen entwich ihm. Warum konnte sie nicht antworten? Warum hatte er sich nun ununterbrochen Sorgen zu machen? Vielleicht war es was wirklich Ernstes? Ein Unfall? Eine Vergiftung? Fluchend schüttelte er den Kopf. Sich das einzureden würde es sicher nicht besser machen. So musste er sich also mit Warten zufriedengeben. Dann, endlich, kam die Ansage: "Der nächste Halt ist Shin-Osaka. Bitte vergewissern Sie sich, dass Sie alles bei sich haben. Der Ausstieg ist auf der linken Seite. Vielen Dank, dass Sie unser Unternehmen gewählt haben." Conan zog seinen Rucksack auf, wartete, bis sich die Tür öffnete und erhob sich, stieg aus dem Zug. Er brauchte einen Moment, um sich zu orientieren, ging dann zu einer Treppe. Am Ticketkontrolleur schob er sein Ticket ein. Suchend sah er sich nach Kazuha um, ehe er sie entdeckte, schnell zu ihr lief. "Kazuha-neechan!", rief er und lächelte leicht. "Oh, da biste du ja.", sie lächelte leicht zurück, griff dann seine Hand und führte ihn durch die Menschenmassen am Bahnhof hindurch zu den Ubahnen. "Wie fahr die Fahrt?", fragte das Mädchen nach. "Ja, ja war okay. Was... ist mit Heiji-niichan?", gab Conan zurück, sah unruhig zu Kazuha auf. "Ach, keine Sorge... er war nur etwas schusselig.", antwortete sie grinsend und sie kaufte Conan ein Ticket, reichte es ihm, ehe sie durch die Ticketkontrolle gingen und zum Gleis liefen. "Is nich weit zum Krankenhaus. Dann siehste ihn." Leise seufzte der Junge auf. Nichts Schlimmes also? Dennoch... es machte ihm Sorgen. Doch sein Herz begann immer schneller zu schlagen. Je näher sie dem Krankenhaus kamen, desto unruhiger wurde er, sodass Kazuha ihn nach einiger Zeit fragte, ob alles in Ordnung sei. Sofort nickte Conan und lächelte schüchtern. "Wir sind da", verkündete Kazuha folgend, stieg mit dem Jungen aus der Bahn und sie verließen die Station. Nach einem kurzen Fußmarsch kamen sie am Krankenhaus an. "Sollten... sollten wir nicht lieber zu Hause auf ihn warten? Er...braucht bestimmt seine Ruhe.", murmelte Conan leise, als sie das Krankenhaus betraten. Kazuha rollte entnervt mit den Augen. "Sei still, Kleiner...", antwortete sie und zog ihn zur Rezeption. Dort fragte sie nach seinem Zimmer, zog dann den Jungen zum Fahrstuhl. Conan fühlte sich, als würde sich alles in ihm zusuammenziehen. Er konnte kaum mehr atmen. Sein Herz raste wie verrückt. "Kazuha-neechan!", rief er plötzlich, entzog sich ihrer Hand. "Was ist denn los mit dir? Nun komm schon... Ist nicht so, dass er schwer verletzt ist." Sie griff wieder seine Hand und verließ mit Conan den Fahrstuhl. Langsam gingen sie gemeinsam den Gang entlang. Wie sollte er Heiji begrüßen? Was sollte er ihm sagen? Wie sollte er reagieren? Aber vielleicht schlief er auch, dann wäre es wohl kein Problem. Leicht schüttelte Conan den Kopf, seufzte leise. Schlafen. Natürlich würde er nicht schlafen. Also wie sollte er es dann machen? Seine Hände waren schweißnass. Kazuhas Hand fühlte sich um seine heiß an, was ihm zeigte, dass seine eigene wohl eiskalt sein musste. Sie blieben vor einer Tür stehen und Kazuha drückte mit ihrer freien Hand die Klinke runter, ehe sie die Tür aufstieß. Heiji lag auf dem Bett. Die Sonne schien auf seine gebräunte Haut und seine Haare fielen ihm wirr ins Gesicht. Auf seiner Stin befand sich ein Pflaster und auch sein rechtes Handgelenk war verbunden. Er wandte seinen Blick zur Tür, in der Kazuha stand, hinter ihren Beinen, wie ein Kind am Rockzipfel der Mutter, hatte sich Conan versteckt. "Hey...", meinte Heiji ein wenig Hilflos. Kazuha zog Conan an ihrer Hand nach vorne, hob ihn dann hoch und setzte ihn neben Heiji auf die Bettkante. Das war dem Jungen irgendwie zu schnell. "Ich...ich steh lieber!", meinte Conan eilig und rutschte wieder herunter. "Hab doch den ganzen Morgen gesessen..." Heiji hob seine unverletzte Hand, strich Conan sanft durchs Haar. "Na, ne schöne Fahrt gehabt? Tut mir leid, dass ich dich nich abholen konnte. Kazuha hielts für lustig mich auf der Treppe zu stoßen.", meinte er mit brummiger Stimme. Das Mädchen errötete etwas. "Ich hab doch gesagt mir tuts leid!", antwortete es etwas zickig, sprach dann weiter "Ich geh dann mal und lass euch allein" Und schon hatte sie das Zimmer verlassen. Conan sah unsicher zu Boden. Er wollte mit ihm reden. Über sich, über die Tatsache, dass er kein Kind war, doch brachte er einfach kein Wort heraus. Stattdessen erhob nun Heiji seine Stimem erneut, sah zu dem Kleineren. "Na, Conan-kun? Und wie waren die letzten Tage in der Schule? Und das Hanami? Würd gern mit dir auch zum Hanami, aber hier ists schon rum." Er setzte sich auf, nahm das Pflaster von seiner Stirn und eine golfballgroße Platzwunde kam zum Vorschein. "Tut es sehr weh?", fragte Conan nach und sah zu seiner Stirn. "Ne, geht schon." "Okay... naja, die letzten Tage waren in Ordnung. Hanami war toll. Ran-neechan hat so gute Bentos gemacht! War so lecker" Kindlich lächelte er. Heijis "Conan-kun" hatte ihm wieder einen Riegel vorgeschoben. Konnte er es nun wirklich ansprechen? Vielleicht war es ja gerade jetzt der beste Moment? "Ich möchte mit dir reden, Hattori!", begann er also ernst. Sofort veränderte sich Heijis Mimik. Damit hatte er wohl nicht gerechnet. Dann lächelte er jedoch. "Es is okay. Du brauchst nix sagen, Conan-kun. Brauchst mir auch nix vorspielen. Ich hab verstanden, dass du nun mit deinem Leben als Siebenjähriger zufrieden bist. Und mich störts nicht. Dann biste nicht mehr mein Freund Kudou, sondern mein kleiner Bruder, Conan-kun" Mit jedem Wort zog sich Conans Herz mehr zusammen. Er öffnete seinen Mund, wollte etwas dagegen sagen, doch er konnte nicht. "Lass uns gehen. Hab keine Lust mehr hier zu bleiben." Der Kleinere nickte nur, sah zu Boden. Heiji stieg aus seinem Bett, nahm seine Tasche und hielt Conan seine Hand hin. Unsicher griff Conan danach. "Oh, deine Hand ist ganz kalt. Frierst du?", fragte Heiji nach. "Nein, alles okay..." Gemeinsam mit Kazuha verließen sie das Krankenhaus, machten sich auf den Heimweg. Kurz bevor sie da waren, verabschiedete sich das Mädchen und die beiden Jungen betraten alleine das Haus. "Meine Eltern sind noch nicht da. Kommen erst später." Coanan stieg aus seinen Schuhen, folgte Heiji zu seinem Zimmer. "Wir schlafen im Tatamiraum. Glaube nich, dass Holzboden so bequem is." Wir? Zusammen? Conan nickte etwas verwirrt, legte seinen Rucksack ab. "Setz dich.", sagte Heiji und deutete auf sein Bett. Zögerlich stieg Conan darauf und ließ sich nieder. "Und jetzt erzähl mir mal was los mit dir is." Heiji nahm neben ihm Platz. "Ich seh doch, dass was nich stimmt." "Ich... uhm... ich bin nur froh hier zu sein. Ist so lang her.", antwortete Conan, schlang die Amre um Heiji. Dieser lachte leise, strich dem Jungen durchs Haar. "Bist ja richtig anhänglich geworden..." Doch der Ältere hatte absolut nichts dagegen. Nein, er mochte seine Nähe, auch wenn es ihm noch immer schwer fiel ihn als Kind zu sehen. Für ihn war er das nunmal nicht... Doch er würde sich verhalten, wie es nunmal Brüder machten. Ja, ein brüderliches Verhältnis war wohl wirklich passend. Conan schmiegte sein Gesicht gegen Heijis Brust, atmete seinen Geruch tief ein. Auch wenn sein Körper der eines Kindes war, spürte er nicht weniger das Kribbeln im Bauch, das sich in ihm ausbreitete. Nur langsam löste er sich von Heiji und sah ihn mit seinen kindlichen, runden Augen an. "Was machen wir heute? Wir sollten daheimbleiben...", damit blickte Conan zu der Wunde auf seiner Stirn und strich sanft über Heijis Handgelenk, "Wäre nicht gut, wenn du das zu sehr belastest." "Ach, geht schon, aber wenn du willst... dann bleiben wir eben daheim.", gab Heiji zurück. "Was willste machen?" Nachdenklich sah Conan ihn an, ehe er fragend blinzelte: "Ich weiß nicht. Hast du Hunger?" "Ein wenig vielleicht..." Sofort zog der Junge sein halb gegessenes Bento aus seiner Tasche. "Schau, das hab ich gemacht" Er öffnete die Box, hielt sie Heiji hin und reichte ihm seine Kinderstäbchen. Leise lachte der Junge, kostete. "Mh, das is gut. Und das haste ganz allein gemacht?" Stolz nickte Conan, wollte weiterhin das Kind spielen, das Heiji mochte. Außerdem... wollte er auch ein wenig egoistisch sein. Als Shinichi hätte er ihm wohl nicht so nahe sein können. Und auch folgendes hätte er wohl niemals tun können. Nachdem Conan bemerkt hatte, dass Heiji wohl offensichtlich Schmerzen in der Hand hatte, nahm er ihm die Stäbchen ab und griff damit nach einem Oktopus-Würstchen*, hielt es dem Älteren an die Lippen. Dieser aß es, errötete jedoch leicht. Was trieb Shinichi...nein, Conan da? Es war ihm irgendwie peinlich, dass er nun auch noch gefüttert wurde. Doch verdrängte er den Gedanken an den eigentlich Siebzehnjährigen und ließ ihn machen. Conan war es nicht weniger unangenehm, doch irgendwie war es ein schönes Gefühl. Er senkte kurz seinen Blick und sah auf den Reis in der Box, ehe er ihn weiter fütterte. "Sollen wir im Garten Fußball spielen?", fragte Heiji plötzlich zwischen zwei Happen. Sofort nickte Conan eifrig. "Aber ist das okay? Ich meine wegen deinem Kopf." "Ach, jetzt hör schon auf. Es is okay! Is nich so, als wär ich wirklich schwer verletzt!" Conan lächelte leicht. "Gut, dann lass uns spielen. Aber erst isst du fertig auf." Ein Grinsen schlich sich auf seine Lippen, ehe er ihn weiterfütterte. Nach dem Essen gingen die beiden tatsächlich in den Garten. Heiji organisierte einen Fußball und sie kickten ein wenig hin und her. Wenigstens jetzt fühlte Conan sich ihm ebenbürtig. Jetzt behandelte Heiji ihn, wie er jeden gleichaltrigen behandeln würde. Er nahm keine Rücksicht auf die Stärke, mit der er die Bälle kickte. All das Unwohlsein fiel von Conan ab. So konnte er offen sein, einfach sich benehmen wie er war. Heiji würde den Unterschied nicht merken. Ein Lächeln legte sich auf die Lippen des Jungen. Feste kickte er den Ball und Heiji musste ihn diesmal mit der Hand abfagen. "Ah!", stieß er aus und Conan eilte sofort zu ihm. "Tut mir leid! Tut es sehr weh?" Mit schmerzverzerrtem Gesicht rieb sich Heiji das verbundene Handgelenk. "Ne, geht schon..." "Nein, diesmal speißt du mich nicht damit ab. Wir gehen jetzt rein und dann ruhst du deine Hand aus!", meinte Conan bestimmend. Die Sonne war ohnehin am sinken. Hatten sie so lange gespielt? Er vergaß immer so schnell die Zeit, wenn er mal in etwas vertieft war. Wieder in Heijis Zimmer wickelte Conan ihm den Verband ab. Sein Handgelenk war geschwollen. "Ich hol was zum Kühlen", meinte er und ging in die Küche. Seufzend sah der Junge zum Eisschrank hoch, ehe er einen Stuhl nahm und daraufkletterte. Ein paar Eiswürfel packte er in eine Tüte, wickelte dann den Beutel in ein Handtuch und kam damit wieder zu Heiji. "Kalt!" "Nun stell dich nicht so an", gab Conan grinsend zurück, als er das Eis auf sein Handgelenk gelegt hatte. Liebevoll lächelte Heiji und strich dem Kleineren mit seiner freien Hand durchs Haar. "Wenns nicht mehr weh tut, gehn wir duschen. Bist ganz verschwitzt." Conan starrte den Älteren einen Moment an. Wir? Sprach Heiji von sich alleine oder würde er mit... Feste kniff er die Augen zusammen. Das kontne er nicht ernst meinen. Natürlich nicht. Das war doch Schwachsinn. Nein, Heiji würde duschen und dann er selbst. Oder umgekehrt. Spielte ja keine Rolle. Aber gemeinsam? "Was is?", fragte Heiji nun nach, als der Kleinere so abwesend schien. Dann lachte er auf. "Ich werd nich auf ein Bad verzichten, nur weil ich ne leichte Prellung hab. Aber du kannst dann zuerst. Gäste bekommen das neue Wasser als erstes.", fügte er mit einer Stimme hinzu, mit der er wohl seine Mutter imitierte. Das brachte Conan nun auch zum Lachen und all die Anspannung fiel wieder von ihm ab. Plötzlich hörten sie eine Stimme: "Heiji? Conan-kun?", rief eine Frau durchs Haus, ehe sie an der Tür klopfte, hereinkam. "Hallo ihr beiden. Tut mir leid, dass ich so spät bin. Ich war noch einkaufen. Freut mich, dass du da bist." Conan verbeugte sich leicht. "Hallo, Oba-san. Danke, dass ich bleiben kann", antwortete er. "Ach was. Is okay. Ich richt euch das Bad her" Damit verließ sie das Zimmer wieder. "Gibt Okonomiyaki heut Abend. Hoffe du freust dich drauf." Begeistert sah Conan zu Heiji auf, nickte eifrig. "Ich liebe Okonomiyaki" "Ich weiß, deshalb ja." Sanft kniff Heiji in die Wange des Jungen, zog leicht daran. --------------------------------------- Worterklärung: - Oktopus-Würstchen: Würstchen, die so geschnitten und erwärmt werden, dass sie aussehen wie kleine Oktopus Danke fürs Lesen! Und bleibt mir weiter treu Kapitel 10: Nachtangst ---------------------- Inzwischen sind es schon 60 Favoriten, für die ich mich herzlich bedanken möchte. Hiermit entschuldige ich mich wieder, dass ihr so lange auf dieses Kapitel hattet warten müssen. Es wird kürzer sein als die bisherigen, aber ich hoffe es gefällt euch dennoch. --------------------------------------- Gegen acht Uhr rief Heijis Mutter die beiden Jungen ins Esszimmer. Dort standen auf dem Tisch Teig, Gemüse, Fleisch und Fisch, neben dem Tisch der Okonomiyaki Herd. Da es sich um einen Tatamiraum handelte, lagen um den niedrigen Tisch verteilt Kissen auf dem Boden. Kaum hatten sie sich gesetzt, hörten die beiden den Schlüssel in der Haustür. "Tadaima*!", rief Heijis Vater durch das Haus. Heijis Mutter lief aus dem Esszimmer und begrüßte ihren Mann. "Okaerinasai*, Liebling", sagte sie sanft, nahm ihm seine Tasche ab und nahm daraus seine Bentobox, um diese in die Küche zu bringen. Der Mann stieg aus seinen Schuhen, begab sich zum Esszimmer. "Okaeri", sagten Heiji und Conan gleichzeitig, sahen zu ihm auf. "Oh, Conan-kun. Ich dacht du kommst erst morgen", meinte er verlegen, "Sonst wär ich früher da gewesen" "Du bist so vergesslich...", murmelte Heiji und verdrehte die Augen. "Ach, was. Das ist in Ordnung. Guten Abend Hauptkommissar Hattori", antwortete Conan höflich und lächelte. "Hattori genügt. Es reicht wenn sich auf der Arbeit alle den Mund fusslig reden.", gab Heijis Vater, Heizo Hattori zurück, ehe er sich im Schneidersitz auf ein Kissen sinken ließ. Seine Frau kam mit einem kleinen Tablett zurück, auf dem ein Sakekrügchen und ein Tässchen standen, stellte ihren Mann beides hin und goss ihm Sake ein. "Wie war die Fahrt hier her?", fragte Heizo freundlich Conan. "Etwas lang, aber angenehm. Ich hatte ein gutes Bento von... Ran-neechan dabei. Sie kann das so toll", erklärte dieser mit strahlenden Augen. "Und du, Heiji?", er sah auf die Hand seines Sohnes. "Ach, nix Schlimmes.", antwortete dieser und winkte mit seiner gesunden Hand ab. "Und wie willst nun essen?", fragte Heizo weiter nach. Dieser sah auf seinen Teller, dann auf seine Hand. Gut, so ganz hatte er sich das nicht überlegt. "Möchtest du einen Löffel?", fragte Heijis Mutter Shizuka diesen, während sie ein paar Zutaten mit dem Teig in einer Schüssel verrührte, diesen dann auf den Herd gab. Conan trank einen Schluck von seinem heißen Tee, der vor ihm stand, grinste leicht. Nun würde er ihn ja nicht füttern können. Heiji musste wohl selbst irgendwie zurechtkommen. Das empfand er auch als weitaus angenehmer. Es war doch etwas seltsam gewesen ihn zu füttern, auch wenn der Ältere es zugelassen hatte. Tatsächlich ließ sich Heiji darauf ein, nahm den Löffel, den Shizuka brachte, entgegen. "Ist komisch Okonomiyaki mit Löffel zu essen. Aber was solls.", meinte er dazu leise und betrachtete sich in dem Metall. So konnte er auch mit links essen. Dagegen die Stäbchen mit links zu halten, war für ihn eher ein Ding der Unmöglichkeit. Es dauerte nicht lange, bis der Duft des Okonomiyaki durch das Haus zog. Shizuka wendete es, ließ es weiter braten, ehe sie Soße, Mayo und Kräuter darübergab. Mit einem kleinen Spatel zerteilte sie es, gab dann jedem der Anwesenden ein Stück des Essen auf den Teller. Für Heiji zerkleinerte sie es extra nochmal, der darauf nur leise murrte. "Das kann ich auch noch selbst...", meinte er und zog eine leichte Schnute. So begannen sie zu essen und letzten endes hatte Conan mehr als ein Okonomiyaki ganz alleine verputzt. "Das war echt lecker!", sagte er zufrieden, strich sich über den runden Bauch. Heiji lachte leise, wuschelte ihm durchs Haar. "Schön, dass es dir geschmeckt hat.", meinte Shizuka, "Wenn du möchtest können wir nochmal Okonomiyaki machen, während du hier bist." "Ja, das wäre toll" Conan leckte sich die Lippen, trank dann die letzten Schluck seines Tees. Während des Essens hatten sie sich gut unterhalten und Heizo hatte den Jungen ausgiebig über Kogorou ausgefragt. So war dieser nun mehr als erleichtert, dass er sich mit Heiji zurückziehen konnte. Da es nun langsam spät wurde, zogen sie sich mit Conans Gepäck in den Tatamiraum zurück, in dem sie gemeinsam schlafen würden. Auf dem Boden lagen zwei Futons in einiger Entfernung nebeneinander. Conan setzte sich auf einen der beiden, ließ sich zurücksinken und sah an die Decke. "mh.. schön bequem", stellte er fest und lachte leise. Heiji ließ sich auf den anderen Futon fallen, schloss die Augen. "Ja, hast recht." Er wandte sich zu dem Jungen, sah ihn einige Zeit lang an. "Lass uns baden und dann schlafen, okay?" Conan nickte, rappelte sich wieder auf und folgte Heiji, der ebenfalls wieder auf die Beine kam zum Bad. Dieser reichte Conan Handtücher, verließ das Bad wieder und ließ Conan alleine zurück. Ein tiefes seufzen entwich dem Siebenjährigen, als er nach einer ausgiebigen Dusche in die Wanne stieg und seine Augen schloss. Es war angenehm warm und entspannend, genau so wie es sein sollte. Eine knappe Viertelstunde blieb er im Wasser, verließ es jedoch wieder, als seine Hände begannen zu schrumpeln. Er wickelte sich in sein Handtuch, rubbelte mit dem anderen sein Haar trocken, das ihm nun wirr ins Gesicht fiel. Als er das Bad verließ, kam ihm Shizuka entgegen. "Ich hab dir nen Pyjama gekauft und auf deinen Futon gelegt. Würd mich freuen, wenn du ihn anziehst", meinte sie sanft und Conan nickte lächelnd. "Ja, gern!" Er lief zum Tatamiraum, in dem Heiji ungeduldig wartete. "Hast dir aber Zeit gelassen, Kleiner..." Doch ein Grinsen zeigte, dass er es nicht böse meinte. Er lief an Conan vorbei aus dem Zimmer und verzog sich ebenfalls im Bad. Conan schob hinter ihm die Tür zu, ließ seine Handtücher fallen und zog aus seiner Tasche eine neue Unterhose, schlüpfte hinein. Auf dem Futon sah er den ordentlich zusammengefalteten Pyjama, den Shizuka während er baden war, dort hingelegt hatte. Zwar war in seinem Rucksack ebenfalls einer, doch wenn Heijis Mutter ihm nun schon extra einen gekauft hatte, wollte er diesen auch anziehen. Also nahm er den blauen Pyjama, faltete ihn auf und auf dem Oberteil grinste ihm Doraemon* entgegen. Leicht verdrehte er die Augen, schlüpfte jedoch in die kurze Hose, dann in das T-Shirt. Als Heiji zurückkam, saß Conan im Schneidersitz auf seinem Futon, blickte auf die Tür, die der andere von außen aufschob. An seiner Hüfte befanden sich Shorts, doch sein Oberkörper war nicht bedeckt. Sofort senkte Conan seinen Blick wieder, errötete etwas. Es war nicht verwunderlich, dass Heiji oben ohne schlief, aber gerade jetzt wollte es ihm nicht so recht zusagen. "Alles klar?", fragte Heiji nach, setzte sich auf seinen Futon und strich sich durch das noch feuchte Haar. "Ja ja, alles okay", gab Conan nur zurück. "Lass uns schlafen, ja?" Er lächelte Heiji unsicher zu, verkroch sich unter die Decke. Heiji löschte das Licht, legte sich hin und zog die Decke hoch. "Gute Nacht, Conan-kun... Schlaf gut" "Gute Nacht, Heiji-niichan" Plötzlich wurde es still. Vom Flur konnte man nur hin und wieder leise die Schritte Shizukas oder den schlurfenden Gang Heizos vernehmen. Wenn er genau hinhörte, konnte Conan auch die Atmung Heijis vernehmen. Ein Schaudern durchfuhr ihn. Nun war er hier. Hier in Osaka. Schlief mit Heiji in einem Zimmer. Doch die Sehnsucht war größer denn je... Conan konnte die kühlenden Hände Heijis auf seinem erhitzten Körper fühlen. Langsam schlug der die Augen auf, hob seine Hand und strich über Heijis Wange. Dabei sah er auch, dass er nicht Conan war, nein, sein Körper war nicht mehr der eines Jungens. Er war Shinichi. So alt wie Heiji. Ein lächeln legte sich auf seine Lippen und er vernahm das schwere Atmen des anderen. Erst jetzt bemerkte er, dass sie beide keine Kleidung trugen, ihre Körper eng aneinandergedrückt waren. Shinichis Finger fuhren über Heijis Rücken. Seine Haut kribbelte dort, wo Heiji ihn berührte. "Heiji....", hauchte er leise, fühlte seine Lippen auf seiner Wange. Er rutschte über den Jungen aus Osaka, ließ seine Hand über dessen trainierte Brust gleiten. Ihm war nie so aufgefallen, wie muskulös Heiji durch sein Kendo-Training war... Doch während er seine Hand mit dem Blick verfolgte, sah er auch, wie sie immer kleiner wurde, er selbst schrumpfte, plötzlich als kleiner Junge auf seiner Brust lag. Sofort stieß Heiji ihn von sich, wich zurück und starrte den kleineren entsetzt an. Er zögerte noch einen Moment, stand dann auf und machte ein paar Schritte rückwärts. Sofort versuchte Conan nach seinem Bein zu greifen. "Nicht! Lass... mich nicht allein. Ich bins doch... Shinichi... Nicht... geh nicht, Heiji!" Doch dieser löste sich in der Dunkelheit auf. "Heiji... HEIJI!", wiederholte der Kleinere immer wieder, wurde jedoch mit einem Mal aus seinen Träumen gerissen. Er fand sich in den Armen desjenigen wieder, der ihn doch gerade eben noch allein gelassen hatte. "Heiji...", sagte er wieder leise, schluchzte auf und krallte sich an ihn. "Shht... was ist denn los, Conan-kun? Hast du schlecht geträumt...? Du hast nach mir gerufen...", sagte Heiji sanft und strich über seinen Rücken. Der Kleinere zitterte leicht, krallte sich noch mehr an ihn. "Geh nicht... bitte.. geh nicht...", flüsterte er. Sichtlich überfordert sah Heiji Conan an, ehe er ihn weiterstreichelte, seine Finger immer wieder durch sein Haar gleiten ließ. "Ich hab nicht vor zu gehen, Conan-kun... Wo soll ich denn auch hin? Schließlich wohn ich hier?", versuchte er, wenn auch etwas kläglich einen Witz zu reißen. Doch Conan fand das ganz und gar nicht lustig. Leicht haute er dem Älteren gegen die Schulter. Es dauerte beinahe eine halbe Stunde, bis sich Conan wieder gänzlich beruhigt hatte, sich langsam von Heiji löste. "Tut mir leid...", sagte er leise, rutschte etwas von ihm weg. "Schon okay... Ich versteh das... du hast sicher Heimweh, hm?" Ein stechender Schmerz zog sich durch Conans Brust. War der andere wirklich so dumm. Verzweifelt sah er ihn an, doch Heiji hatte sich schon wieder zu seinem Bett zurückbegeben. "Ja... Heimweh... das ist es wohl...", murmelte Conan als Antwort, zog die Decke über seinen Kopf und schloss die Augen. --------------------------------------- Worterklärung: - Tadaima: Wird bei der Rückkehr nach Hause gesagt. Etwa "Ich bin wieder zurück" - Okaerinasai: Wird von den sich im Haus befindenden Personen gesagt. Etwa "Willkommen zurück" oder "Willkommen zu Hause" - Doraemon: Japanische Kultfigur (ähnlich Hello Kitty), die besonders unter Kindern beliebt ist. Danke fürs Lesen! Und bleibt mir weiter treu Kapitel 11: 11. April --------------------- Es tut mir so leid, dass ihr euch so lange habt gedulden müssen, aber ich war einfach schreibfaul. Das heißt nicht, dass es nicht weitergeht! --------------------------------------- Nach dieser Abfuhr Heijis fiel es dem Jungen wirklich schwer wieder einzuschlafen. Vielleicht hätte er doch nicht kommen sollen? Vielleicht ginge es ihm besser, hätte er auf Ran gehört. Er seufzte leise. Natürlich wäre er so nicht bei ihm gewesen, aber andererseits war es genau diese Nähe, die ihn schmerzte. Vielleicht sollte er auch einfach nur seinen Mund aufmachen und ihm endlich sagen, was Conan störte? Doch er konnte nicht. Er war zu feige, wusste nicht, wie der andere reagieren würde. Ein tiefes Seufzen entwich ihm, ehe er sich auf den Bauch rollte und zu Heiji rübersah. Im schwachen Mondlicht, das durch das Fenster fiel, schimmerte die bronzene Haut des Älteren fast silbern. Insgeheim genoss er diesen Anblick, hasste sich dafür. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass seine Hand zu seinem Handy glitt, das neben seinem Futon lag und er es öffnete. Mit zittrigen Fingern zoomte er an den Älteren heran, machte ein Foto von ihm, als dieser sich durch das Klicken plötzlich regte. Sofort klappte Conan sein Hand zu, zog es unter die Decke und tat so, als würde er schlafen. Als es aber weiterhin still blieb, öffnete er ein Auge und lugte zu Heiji rüber, seufzte erleichtert. Er war anscheinend doch nicht aufgewacht... Langsam und vorsichtig legte er sein Handy weg, rollte sich wieder unter der Decke ein. So sehr er es auch versuchte, er konnte einfach nicht einschlafen, blieb bis zum Morgen hin wach. Als er das Rascheln neben sich hörte, wand er sofort seinen Kopf zu Heijis Futon und sah gerade noch, wie dieser ausgiebig gähnte, sich dann zur Seite drehte und zu Conan rübersah. Ihre Blicke trafen sich und der Jüngere fuhr sichtlich zusammen. "Guten... guten Morgen, Heiji-niichan", sagte er dann etwas holprig, doch der angesprochen störte sich nicht daran. "Guten Morgen", entgegnete er nur, setzte sich auf, ehe er weitersprach: "Haste gut geschlafen, Conan-kun?" Sofort nickte er und lächelte, schlug die Decke zurück. "Hier ist es so ruhig. Vor unserer Wohnung ist eine Straße... da ist auch oft Nachts lärm", erklärte Conan und griff seine Brille, zog sie auf. "Ja, ich bin froh, dass wir in ner ruhigen Gegend wohnen. Sonst könnt ich sicher auch nich so gut schlafen wie ichs immer tue." "Ich... zieh mich mal an...", verkündete Conan plötzlich nach einigen Minuten des Schweigens, stand auf und zog sein Oberteil aus, faltete es zusammen und legte es wieder auf den Futon. Sein Blick glitt an sich selbst runter und er bemerkte seine zarte Kinderbrust, den schmächtigen Körper, der blass und knochig war. Er schämte sich sonst nie vor anderen, doch gerade jetzt fühlte er sich wirklich unwohl so vor Heiji zu stehen und er spürte nur zu deutlich seinen Blick auf sich. Seufzend drehte er ihm mehr den Rücken zu, schlüpfte dann in sein T-Shirt und blieb dann bei der Hose stehen. Konnte, nein, sollte er sich nun wirklich ganz vor Heiji ausziehen? Er war sich nicht sicher. Die folgenden Worte von Heiji erleichterten ihn jedoch. "Ich geh mich auch mal anziehen", meinte dieser und stand ebenfalls auf, lief aus dem Zimmer. Als er die Tür hinter sich wieder zugeschoben hatte, zog sich Conan in windeseile ganz aus und stieg in neue Unterwäsche und seine kurzen Hosen, die er dabei hatte. So fühlte er sich schon wesentlich besser. Die Schlafanzughose faltete er zusammen und legte sie zu dem Oberteil, nahm dann seine Bürste und kämmte sich das verstrubbelte Haar ein wenig glatt. Doch an vielen Stellen half es nicht. Sein Haar war einfach zu wirr. Entnervt seufzte er, als er spürte, dass manche Strähnen nicht glatt liegenbleiben wollten, akzeptierte es dann aber und lief ebenfalls aus dem Zimmer. Er fühlte den kühlen Holzboden des Flurs unter seinen sockigen Füßen, schlüpfte sofort in die Pantoffeln, die neben der Tür standen. Während des folgenden Frühstücks legte Heiji dem Jüngeren einen kleinen, gekritzelten Plan vor. "Schau, das hab ich mir für unsre gemeinsamen Tage überlegt. Also heut werden wir ein wenig durch die Stadt bummeln, gut essen gehen. Morgen gehts dann auf zur Burg. Du findests sicher auch echt klasse da! Am Mittwoch dann können wir wieder durch die Stadt. Aber dann mit meinem Motorrad. Kurven ein bisschen herum, okay? So... dann... Donnerstag. Ja, also da dacht ich mir wir könnten zu nem Baseballspiel? Was hältste davon? Freitag hab ich nichts geplant. Kannst du ja irgendwas vorschlagen. Und am Samstag... da gehen wir mit Kazuha in ein Onsen. Sie sagte sie hätte Gutscheine und-" Conan hatte Einwände, doch Heiji sprach einfach weiter. "Nein, keine Sorge, ist getrennt. Ich hab auch echt keine Lust mit ihr in einem Becken zu sitzen. Echt nich." Er lachte auf, deutete dann auf den 19. April. "Und da, da gehn wir in nen Freizeitpark, okay? Ansonsten... mal sehen, worauf wir noch Lust haben, okay?" Conan nickte nur. Was hätte er auch anderes tun sollen. Fünf Tage bis zum Onsen. Mit allem anderen kam er klar. Doch Onsen? Er sollte dort mit Heiji in dem Becken sitzen? Nackt? Es ging ihm nicht einmal um sich selbst, eher darum, dass er Heiji so sah. //Er sieht nich so begeistert aus//, dachte Heiji bei sich, wusste jedoch nicht, womit es zusammenhing. Und wenn Conan nichts sagte, konnte er es ja auch nicht ändern. Vielleicht würde er auch noch mit der Sprache rausrücken. "Hast du noch Vorschläge?", fragte er stattdessen nach und Conan schüttelte den Kopf. "Nein, nein. Ich finds toll was du alles mit mir vorhast, Heiji-niichan!" Gespielt glücklich lächelte der Junge, doch in seinem Kopf ging ganz anderes vor sich. Er wusste Ai würde ihn weiter dazu drängen endlich die Wahrheit zu sagen, doch es wollte ihm einfach nicht über die Lippen kommen. "Solln wir dann los?", lenkte Heiji den Jungen wieder von seinen Gedanken ab. Dieser nickte und erhob sich. "Danke für das Essen.", sagte er höflich und folgte dann Heiji zur Haustür. Dieser zog sich seine Schuhe an, wartete auf Conan und lief mit ihm nach draußen. Conan war zwar schon ein paar Mal in Osaka gewesen, doch so richtig hatte er nie Gelegenheit gehabt sich näher mit der Stadt zu befassen. Endlich hatte er nun mal die Chance und dann... dann wünschte er sich eher wieder nach Hause. Nicht wegen des Ausflugs heute, sondern einfach nur wegen des kommenden Wochenendes. Fünf Tage klangen so lang, doch das waren sie ganz und gar nicht. Den heutigen Tag allerdings genoss Conan in vollen Zügen. Heiji zeigte ihm all seine Lieblingsplätze, Stände, Läden, Restaurants und was es sonst noch so gab. Sichtlich erfreut über saisonale Süßwaren mit Kirschblütengeschmack, schlug sich der Junge den Bauch voll. Doch Heiji erging es nicht anders. Wo auch immer Conan etwas aß, kaufte er sich ebenfalls einen Snack, sodass er schon am Nachmittag daheim anrief um zu sagen, dass seine Mutter nicht zu kochen brauchte. Immerhin würden sie nicht so schnell wieder Hunger bekommen. So sehr Conan das alles auch mochte und ihm der Tag mit Heiji wirklich gefiel, fand er es umso seltsamer, wenn dieser ihn in vollen Bahnhöfen oder Läden an die Hand nahm. "Damit du nicht verloren gehst", hatte Heiji gesagt, doch die warme Hand des Ältern um Conans, ließ diesen erschaudern. Es war nicht so, dass er es nicht mochte, aber irgendwie fühlte er sich wirklich komisch dabei. Wenn er so darüber nachdachte würde er es sicher auch mit einem kleinen Kind machen, mit dem er unterwegs war. Doch wenn er selbst dieses Kind war, dann war es doch was anderes. Nach dem Ausflug wieder an der Bahnstation in der Nähe von Heijis Zuhause angekommen, stiegen sie aus dem Zug und liefen die Treppen hoch, als Conan plötzlich zu Boden ging. Ein vorbeieilender Mann hatte ihn versehentlich übersehen. Einige Male entschuldigte er sich, half dem Jungen auch auf die Beine. Blut kam aus seinen aufgeschürften Knie und er presste die Lippen zusammen. "Wir sind gleich daheim. Gehts, oder soll ich dich tragen?", fragte Heiji besorgt nach, ging vor ihm in die Hocke und betrachtete sich die Wunden. "Das tut sicher weh, hm? Komm, ich trag dich" Damit wandte er sich um, sodass Conan auf seinen Rücken klettern konnte. Doch dieser zögerte. Sollte er das wirklich tun? In seinem Inneren focht er einen Kampf aus, den die Sehnsucht nach Heiji gewann. Er würde sich vergessen. Für Heiji würde er der kleine Junge sein... und wenn es nur für diese zwei Wochen waren. "Danke, Heiji-niichan!", sagte er deshalb, stieg auf Heijis Rücken und hielt sich an ihm fest. Seinen Kopf legte er auf seiner Schulter ab, atmete ein und bekam den Geruch des Älteren in die Nase. Natürlich würde er den Älteren ausnutzen, doch dieser provozierte es ja geradezu. Also würde er wirklich dieser Entscheidung folgen. Für Heiji wäre er zwei Wochen Kind... Ihn nun so bei sich zu fühlen bejahte das nur noch mehr. Er brauchte diese Nähe einfach... Und wenn danach alles wie ein Kartenhaus in sich zusammenfallen würde. Jetzt für den Moment war es perfekt. //Ich liebe dich...// --------------------------------------- Vielen lieben Dank fürs Lesen! Gibt es Wünsche die ihr habt? Dann teilt sie mir mit! Kapitel 12: Burg Osaka ---------------------- Das letzte Kapitel liegt schon so lange zurück. Dann war es auch noch so kurz. Das tut mir wahnsinnig leid. Ich versuche häufiger an dieser FanFic zu arbeiten, damit ihr auch mehr zu lesen habt. --------------------------------------- Daheim angekommen hatte sich Heiji lange und ausgiebig mit Conans Wunden an seinen Knien beschäftigt. Zuerst hatte seine Mutter sich darum kümmern wollen, doch Heiji versicherte ihr, dass es für ihn kein Problem wäre. Lediglich den Verbandskasten ließ er sich von ihr aus dem Bad holen. "So, dann schau ich mirs mal an... zieh deine Hose aus, Conan-kun", bat er und kniete sich mit dem Kasten vor Conan, der auf seinem Bett saß. Etwas zurückhaltend stieg Conan aus der Hose, hielt den Blick gesenkt. Der Schmerz war nicht der Grund für seine Zurückhaltung, auch nicht die Tatsache, dass er nun wieder nur mit einem T-Shirt und seiner Unterhose bekleidet vor Heiji saß. Es war der Gedanke daran, was nun kommen würde, der ihn dazu veranlasste sich langsamer als sonst zu bewegen. "Kannst du das auch wirklich, Heiji-niichan?", fragte Conan jedoch kindlich nach, um sein Verhalten zu erklären. Heiji leuchtete sofort ein, dass Conan ihm wohl in dieser Hinsicht nicht so ganz vertraute und sich deshalb so zurückhielt. "Klar, mach dir keine Sorgen", gab Heiji nur zurück und nahm ein feuchtes Tuch, das seine Mutter zusammen mit dem Kasten gebracht hatte. Vorsichtig ließ er es über die Wunden streichen, säuberte sie so. Die andere Hand legte er an Conans Bein, hielt es sanft fest. Wie kleine Stromschläge schoss diese Berührung durch seinen Körper und er sah verbissen zur Seite. Heiji, der immer wieder prüfend zu dem Jüngeren aufsah, hielt sofort inne bei Conans Blick. "Sorry, hab ich dir weh getan?", fragte er nach und streichelte beruhigend sein Bein. "Ich beeil mich, dann tuts nich mehr so weh." Ohne ein Wort von Conan abzuwarten machte er weiter, legte dann den Lappen beiseite. "Das wird jetzt sicher ein bisschen brennen. Aber is gleich vorbei", erklärte er weiter, nahm ein Desinfektionsspray und sprühte damit Conans Wunden ein. Leicht zuckte dieser zusammen, gab einen leisen Schmerzenslaut von sich. Doch so schnell der Schmerz gekommen war, so schnell klang er auch wieder ab. Als Heiji Pflaster angebracht hatte, war es auch schon wieder rum. "So, das hätten wir. Kannste stehen?", fragte der Ältere und Conan stand vorsichtig auf. "Ja, geht schon. Danke, Heiji-niichan!" Liebevoll lächelte Heiji darauf, doch sein Blick wurde wieder nachdenklich. "Also ich glaub das mit dem Onsen können wir vergessen. Bis dahin sind deine Beine noch nich wieder verheilt... Schade drum. Naja, sag ich halt Kazuha wieder ab." Erleichterung machte sich in Conan breit. Das war das Beste, das hätte passieren können. Er versuchte seine aufkommende Freude zu unterdrücken und zwang sich zu einem traurigen Blick. "Aber Heiji-niichan! Ich hab mich so gefreut..." "Ich weiß... aber kann man nix machen. Das nächste Mal vielleicht, hm?" Conan nickte leicht, zog eine Schnute und seufzte. "Dann pass ich auch besser auf mich auf." Heiji lächelte, packte die Sachen zusammen und erhob sich von seinem Platz am Boden. "Hol dir mal was zum Anziehn.", meinte er, klemmte sich den Kasten unter den einen Arm und hob Conan auf den anderen. Er wusste ja nicht wie groß die Schmerzen waren, die der Kleinere noch hatte. Deshalb trug er ihn lieber zu dem Zimmer, in dem sie schliefen und wo sich auch Conans Sachen befanden. Vor der Tür setzte er ihn ab. "Ich bring das noch schnell weg und nehm ein Bad. Dann können wir schlafen gehen. Du bist sicher müde, nich wahr?" "Ja, schon ein bisschen...", antwortete Conan und verschwand in dem Tatamiraum. Heiji sah ihm noch kurz nach, ging dann selbst ins Bad und verstaute dort wieder die Utensilien, die er zum verarzten von Conan gebraucht hatte. In dem kleinen Vorraum zog er sich auch aus und betrat den Baderaum, schloss die Tür hinter sich. Conan indessen zog sich seinen Pyjama an, setzte sich auf seinen Futon und wartete eine Weile. Nach einiger Zeit entschloss er sich jedoch schon seine Zähne putzen zu gehen. Er erhob sich also wieder, ging zum Bad. Da der Vorraum leer war trat er ein, sah Heijis Sachen am Boden liegen. Leicht schluckte er, nahm eiligst seine Zahnbürste und putzte sich die Zähne. Im Hintergrund hörte er das Wasser in der Wanne plätschern und er blickte immer wieder zur Tür, hinter der sich Heiji befand. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. Und so beeilte er sich, spülte seinen Mund aus und wischte sich mit dem Handtuch, das für ihn bereit lag darüber. Er lauschte kurz, hörte Heiji aus der Wanne steigen. Es wäre ihm so unangenehm hier zu stehen, wenn Heiji... Er schüttelte den Kopf, wandte sich um und ging schnellen Schrittes aus dem Bad, zog sich wieder in den Tatamiraum zurück und kroch unter die Bettdecke, die auf seinem Futon lag. Es dauerte weitere fünfzehn Minuten, bis auch Heiji den Raum betrat. Seine nassen Haare hingen ihm ins Gesicht und die Shorts saßen heute verboten tief. Conan verzog sich mehr unter seine Decke, rollte sich etwas zusammen. "Gute Nacht, Heiji-niichan. Und kümmer dich nicht so sehr um mich. Du bist immerhin schlimmer verletzt als ich", fügte Conan noch hinzu, spielte damit auf seine Hand an. "Ach was, is nur ne Kleinigkeit. Tut schon fast nich mehr weh." Das wagte Conan nun doch sehr zu bezweifeln, aber er konnte ihm da ja wohl schlecht reinreden. Der nächste Morgen begann für Conan sehr früh. Er war diese Gegend einfach nicht gewohnt. So erwachte er durch das Singen eines Vogels vor dem Fenster. Gähnend rieb er sich die Augen, streckte sich etwas und setzte sich langsam auf. Sein Blick wanderte zu Heijis Futon, auf dem der Ältere tief schlafend noch lag. Sollte er ihn nun wecken? Conan entschied sich dagegen, stand auf und schlich sich lautlos aus dem Zimmer. Er lief zielsicher zum Garten, schob die Tür auf und schlüpfte in die bereitstehenden Schuhe, machte einen Schritt raus. Hinter sich schloss er die Tür wieder, sah sich dann um. Langsam ließ er sich auf dem Holzvorsprung vor der Tür nieder, beobachtete, wie der leichte Wind die letzten Blüten von dem Kirschbaum wehte und sie in alle Richtungen verteilte. Der ganze Boden war von rosa Blüten übersäht. Doch er wusste das war nichts zu dem Blütenmeer, das ihn wohl an der Burg erwartete. Er hatte schon oft von Heiji erzählt bekommen, wie das Hanami an der Burg wäre. Leider gab es kaum mehr Blüten an den Bäumen. Die Zeit war schon um. Conan seufzte leise, hörte dann die Tür hinter sich und wandte sich um. "Morgen!", sagte Heiji und trat zu Conan raus, ließ sich neben ihm nieder. "Haste gut geschlafen?" Der Jüngere nickte und lächelte. "Ist schön hier. Gehen wir heute Mittag auch durch den Park bei der Burg?" "Natürlich. Will dir ja alles zeigen", antwortete Heiji sofort. "Wir frühstücken erst mal was und dann können wir los, okay?" erneut nickte Conan. Solange sie eine Beschäftiung hatten, unterwegs waren oder andere Menschen um sich hatten war alles ganz angenehm. Doch diese Zweisamkeit hier... Er stand auf und ging wieder ins Haus. "Ich zieh mich an", meinte er noch zu Heiji, lief dann zum Tatamiraum. Schnell schlüpfte er in seine Kleidung, kämmte sich notdürftig die Haare und zog seine Brille auf, die er in Heijis Gegenwart doch wesentlich seltener aufhatte. Warum auch nicht, immerhin wusste dieser ja, dass es sich bei Conan eigentlich um Shinichi handelte, auch wenn er sich verhielt, als wäre Conan ein ganz normales Kind. Doch er selbst provozierte es doch oftmals auch. 'Heiji-niichan'. Conan schüttelte den Kopf. Wieso hatte er überhaupt mit so einem Unsinn angefangen? Wieso brachte er nicht einfach den Mut auf zu sagen was los war? Warum kam es ihm einfach nicht über die Lippen? Er seufzte leise, ging zur Tür und sah gerade noch wie Heiji am Ende des Flurs im Wohnzimmer verschwand. Sofort setzte er sich in Bewegung und folgte dem Älteren. "Ihr seid viel zu früh dran. Ich hab das Frühstück noch nicht fertig", sagte Heijis Mutter etwas entrüstet und er hörte sie wenig später mit Geschirr klappernd in der Küche werkeln. Zögerlich trat er nun ins Wohnzimmer, saß Heiji am Tisch auf dem Boden sitzen und gesellte sich zu ihm. "Willste fernsehen?", fragte er nach und Conan hob eine Augenbraue. "Weiß ja nich, was du sonst schaust... aber ich glaub um die Zeit kommt immer Doraemon." Heiji schaltete den Fernseher auf besagtem Programm an und Conan seufzte entnervt. Musste er sich das nun wirklich geben? "Heiji-niichan... ich..." Er stockte, senkte den Blick. Wenn er den Satz schon so begann. Tief atmete er durch. "Hattori. Ich will das nicht schauen. Ich bin keine drei mehr." Doch diese Worte taten ihm im nächsten Moment schon wieder leid. Heijis Blick verriet nur zu gut, dass er ihm damit irgendwie doch zu nahe getreten war, ihn womöglich sogar verletzt hatte? "Ich... ich meine", versuchte Conan sich gleich weiter zu erklären "Ich will... irgendwas cooleres schauen! Kamen Yaiba oder so!" Nun lachte Heiji und schaltete herum. "Ich glaub nich, dass das nun kommt." "Hm... schade", antwortete Conan nur, doch es interessierte ihn sowieso nicht, was da nun im Fernsehen lief. Viel mehr beschäftigte ihn Heijis Reaktion. War der Ältere wirklich so davon überzeugt, dass Conan seine erwachsene Hälfte 'vergessen' hatte und nun voll und ganz ein kleiner Junge war? Wie sonst sollte er sich das sonst erklären, dass der Ältere doch schon fast panisch auf seine Worte reagiert hatte? Nach einem ausgiebigen Frühstück, bei dem Heijis Mutter Conan unterhalten hatte, während Heiji sich noch immer etwas schwer tat ordentlich mit Stäbchen zu essen, machten sich die beiden auf den Weg zur Burg von Osaka. Begeistert sah sich Conan um, als sie durch das Große 'Sakura Tor'* traten und Richtung Burg liefen. Heiji bezahlte den Eintritt und sie liefen die Stufen nach oben zum Eingang. "Möchtest du einen kurzen Film über Toyotomi Hideyoshi** und die Burg sehen?", fragte Heiji nach und deutete zu der Filmecke in der Eingangshalle. Conan schüttelte den Kopf. "Das hatten wir alles schon in der Schule", antwortete er und Heiji ging ihm voraus die Treppen hoch in die nächsten Etagen. Es folgten viele Ausstellungsstücke, geschichtliche Aspekte in Form von weiteren Filmen, Aufzeichnungen und Funden aller Art, sowie weitere Fakten über Leben und Alltag auf der Burg und um die Burg herum. Neben Kleidung, Schriftrollen, Töpferwaren und Waffen waren auch kunstvoll bemalte Wände und Türen ausgestellt, dich sich die beiden besahen. Auf der obersten Etage gab es eine Aussichtsplattform. Conan öffnete die Tür und schlüpfte, gefolgt von Heiji, nach draußen. "Wow...", machte Conan leise und ließ seinen Blick über die Weiten schweifen. Man konnte die Hochhausfront von Osaka sehen, aber ebenso auf der anderen Seite den Park der Burg mit seinen vielen Kirsch- und Pflaumenbäumen, die noch immer in dunkelm Pink und zartem Rosa einen Teil ihrer Pracht zeigten, wenngleich schon die meisten Blätter gefallen waren und nun der Park aussah wie ein einziges rosa Meer. "Na, ist ganz anders als Tokyo, nich?", fragte Heiji amüsiert und Conan nickte. "Es gibt ähnliche Plätze in Tokyo, aber irgendwie ist es nicht dasselbe" "Tja, so ists eben, wenn man keine Burg hat", gab der Ältere darauf zurück und lachte. Conan blickte einmal von jeder Seite der Burg über die Stadt, ehe sie wieder nach innen gingen, wo sich einige Souvenirstände befanden. Nach reichlichem Überlegen kaufte sich Conan eine Postkarte, sowie ein Lesezeichen mit der Burg darauf. "Haste alles?", wandte sich Heiji wieder an den Jüngeren. "Ja, lass uns jetzt in den Park gehen.", antwortete dieser und Heiji nahm ihn bei der Hand, als sie die vielen Treppen wieder runtergingen. Die ganze Zeit hatte Conan es irgednwie verdrängen können, diese Zweisamkeit. Immerhin hatte er genug zum Schauen gehabt, doch Heijis Hand riss ihn weder zurück in die Realität. Fast schon verstört sah er einen Moment zu dem Älteren auf, ehe er neben ihm her die Stufen hinunterging. Er spürte den festen, fast schon besorgten Griff an seiner Hand, musste nun doch etwas lächeln. Dieser besorgte Griff war einer der Gründe, warum es gerade Heiji war, der ihm so viel bedeutete. Er strahlte diese Wärme und liebevolle Art aus, wenn er sich so verhielt. Schon als er sich um seine Knie gekümmert hatte, obwohl er doch nicht so viel Ahnung davon gehabt hatte. Auch heute war es Conan mehr als deutlich aufgefallen, dass Heiji immer wieder zu seinen Knien geschaut hatte und darauf geachtet hatte, ob Conan Schmerzen hatte. Kurz sah er zu Heiji auf, als sie die letzte Treppe hinter sich gelassen hatten und schon ließ dieser Conans Hand wieder los. "Wolln wir im Park was essen?", fragte der Ältere nach, während sie die Burg verließen und Conan nickte. "Ja, ich will irgendwas leckeres haben. Und ein Eis.", antwortete er mit kindlichem Lächeln und Heiji begann zu lachen. "Was du willst.", antwortete er. Nach einem kleinen Fußmarsch waren sie am Park angekommen. Auch wenn hier viele Leute unterwegs waren, strahlte der Ort doch eine angenehme Ruhe aus. Nach einem Spaziergang durch den ganzen Park, ließen sie sich auf einer Bank nieder. "Hier gibts Yakisoba, Takoyaki und Yakitori***. Was willste haben?", fragte Heiji nach und wandte seinen Blick dem Jüngeren zu. Nachdenklich legte Conan die Stirn in Falten. "Takoyaki!", antwortete er nach einiger Zeit und Heiji machte sich auf besagtes Essen zu kaufen. Geduldig wartete der Jüngere auf ihn, sah ihm nach. Sein Blick glitt über die Kleidung, die Heiji trug, ehe er in der kleinen Hütte verschwand, in der das Essen verkauft wurde. Er sah ihn ständig nur mit seienr Schirmmütze, auch wenn er ihn doch gerne öfter ohne sehen wollte. Er mochte es, wenn Heiji auch mal ohne herumlief. Als dieser wieder herauskam, hatte er in den Händen zwei Päckchen mit Takoyaki. Damit trat er zu der Bank, auf der Conan noch immer wartete, reichte dem Jungen ein Päckchen, ehe er sich neben ihn setzte. "Guten Appetit", sagte er und lächelte. "Danke für das Essen", erwiderte Conan und aß von den Bällchen. "Mh, schmecken gut". Auch wenn die Päckchen schnell leer waren, blieben die beiden noch einige Zeit an Ort und Stelle sitzen und ließen die Atmosphäre auf sich wirken. //Ich bin ein Kind... er erwartet ein Kind...//, ging es Conan immer wieder durch en Kopf, als er wieder in Gedanken versank. So hob er den Blick zu Heiji, griff seine Mütze. "Fang mich!", meinte er dann kichernd, sprang auf und rannte den Weg entlang - mit Heijis Mütze in der Hand. Dieser schien ganz und gar nicht begeistert davon, eilte ihm sofort nach. "Conan-kun! Gib die wieder her!" "Erst wenn du mich gefangen hast!", entgegnete der Kleinere, rannte zwischen ein paar Bäumen durch, obwohl das betreten der Grünflächen eigentlich nicht erlaubt war. Doch schon nach kurzer Zeit hatte Heiji ihn eingeholt. Seine Beine waren einfach zu kurz. Er packte ihn am Kragen, schüttelte ihn etwas. "Sei nich so frech", sagte Heiji streng, lächelte dabei jedoch. Er nahm die Mütze wieder an sich, wollte sie aufziehen, doch Conan sah ihn bittend an. "Was is?", fragte der Ältere nach und Conan senkte seinen Blick sofort wieder. "Find die doof.", antwortete er. Einen Moment zögerte der Junge aus Osaka noch, steckte die Mütze dann in seine Jackentasche. Wenn Conan ihn schon so darum bat... Er konnte ihm ohnehin nicht wirklich was ausschlagen, wenn er ihn so ansah. "Jetzt brauch ich noch ein Eis, Heiji-niichan", meinte Conan, als sie gerade auf dem Weg zum Ausgang des Parks waren. "Dann wart hier. Ich hol dir eins. Welche Sorte?", fragte Heiji nach. "Grüntee", antwortete Conan. Wenige Minutenspäter hielt er auch schon sein Eis in der Hand, leckte daran. Sie waren gerade am 'Sakura Tor' angekommen, als Heiji seine Stimme erhob. "Darf ich auch?" Conan sah zu ihm. "Hm?", machte er, verstand nicht, was Heiji damit meinte. Dieser deutete auf das Eis, nahm es dann auch schon Conan aus der Hand und leckte selbst davon. "Heiji-...niichan..." Conan lief ein wenig rot an. Dass der Ältere sowas machte... Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus, als er das Eis wieder entgegennahm, nun selbst weiter davon aß. "Schmeckt gut", meinte Heiji und strich durch Conans Haar. So ruhig er den ganzen Tag gewesen war, so sehr hatte Heiji Conan mit dem Eis wieder aus der Fassung gebracht. Auch als er nach dem Abendessen im Bett lag, kreisten seine Gedanken nur darum, dass Heiji sich mit ihm das Eis geteilt hatte. War das normal? Machte man sowas mit kleinen Kindern? Aber er war kein kleines Kind. Er war Shinichi. Und Heiji wusste das doch... oder etwa nicht? --------------------------------------- *Die Burg liegt auf einer Art "Insel", die von Wassergräben umzäunt ist. Zu dieser Insel führen das Sakura Tor und die Gokurakubashi Brücke. Diese wiederum beginnen auf einem weiteren Stück Land, das von Wassergräben umzäunt ist. Auf dieses führen die Tore Ote, Tamatsukuri, Kyobashi und Aoya. **Toyotomi Hideyoshi hat 1583 den Befehl zum Bau der Burg gegeben. ***Yakisoba: In einer speziellen Soße gebratene Nudeln mit Fleisch oder Meeresfrüchten und Gemüse. Takoyaki: Teigbällchen mit Oktopusstückchen darin. Spezialität aus Osaka. Yakitori: Gebratene Hühnerspießchen. Vielen lieben Dank fürs Lesen! Gibt es Wünsche die ihr habt? Dann teilt sie mir mit! Kapitel 13: Okonomiyaki - Teil 1 -------------------------------- Und wieder musstet ihr so lange warten und das tut mir schrecklich leid. Ich wollte so viel früher weiterschreiben, da ich weiß wie viele Leser diese Fanfiction inzwischen hat. Es sind fast 90 Leser alleine auf Animexx! Hinzu kommen weitere 60 auf FanFiktion.de! Als ich mit der Fanfiction begonnen habe, hatte ich nie damit gerechnet, dass einmal so viele Leute sie lesen würden. Vielen lieben Dank! Bevor ihr nun weiterlest: Es gibt nun auch einen Zirkel! In meinem Profil findet ihr den Link! --------------------------------------- "Hattori...", raunte Shinichi leise, als er sah, wie Heiji von seinem Eis aß. Ein Schaudern ging durch seinen Körper. Er sah sich kurz um. Sie saßen in einem Auto und Shinichi wusste nicht wie sie hier her gekommen waren. Doch als er Heijis Hand auf seinem Bein fühlte, hatte er auch keine Lust mehr sich Gedanken darum zu machen. Die Hand blieb nicht lange an Ort und Stelle, wanderte langsam seinen Körper entlang nach oben und knöpfte das Hemd etwas weiter auf, das Shinichis Körper bedeckte. Leicht wich er zurück, doch Heiji rutschte ihm nach, klappte den Sitz nach hinten und kniete nun über ihm, hatte noch immer die Eistüte in der Hand. Leicht strich Heiji das Hemd zur Seite, senkte die Eistüte und ließ es etwas über Shinichis blasse Haut gleiten. Erschrocken von der Kälte keuchte Shinichi leise auf. "Hattori... was...", begann er, wurde jedoch von dem Jungen aus Osaka unterbrochen. "Shht... sei still. Ists nich so, dass es dir gefällt?" Erst verstand Shinichi nicht was er meinte. Warum sollte er Gefallen an Eis auf seiner Haut finden? Doch Heiji erläuterte näher. Er beugte sich runter, küsste sanft seinen Hals und leckte vorsichtig das geschmolzene Eis weg. Erneut zuckte Shincihi zusammen, ließ die Augen zufallen. "H-Hattori... Hattori...", hauchte er immer wieder leise. "...nan-kun...? Conan-kun...? Hey...!" Nur entfernt traten diese Worte an sein Ohr. Das war doch Heijis Stimme. Aber warum nannte er ihn Conan? Er hieß Shinichi! Überhaupt... er sollte weitermachen und nicht... ja, was eigentlich? Langsam öffnete er die Augen, blinzelte verschlafen. "Conan-kun... alles in Ordnung?", fragte Heiji und war über Conan gebeugt, lächelte leicht. "Du hast meinen Namen immer wieder gesagt." "Habe ich? Oh, ich... muss wohl irgendwas geträumt haben", entgegnete Conan, der sich nur schwer wieder in die Realität finden konnte. Der Traum wirkte so echt. Aber was hatte er erwartet? Dass der Traum Wirklichkeit wäre? Er seufzte etwas und setzte sich langsam auf. "Guten Morgen, Heiji-niichan", sagte er deshalb und lächelte leicht. "Morgen? Es is noch mitten in der Nacht.", antwortete Heiji, sprach dann weiter: "Du hast mich geweckt mit deinem ewigen 'Hattori... Hattori.'" Leicht errötete Conan, was man in dem schlechten Licht jedoch kaum sehen konnte. Er erinnerte sich nur zu gut an den Traum. Bedrückt senkte er den Blick. "Was is...?", hakte Heiji nach. Er war erstaunlich aufmerksam, wenn es um Conan ging. Zumindest manchmal. Und so auch jetzt. Zärtlich strich er ihm durchs Haar. "Hattest nen Albtraum, Conan-kun?" Leicht presste Conan die Lippen zusammen, dachte nach. Welche Folge würde ein 'Nein' haben? Mit Sicherheit würde Heiji weiter nachfragen. Doch er würde sagen können, dass er Heimweh hatte. Andererseits würde das aber nicht erklären, warum er immer wieder seinen Namen gesagt hatte. Ein 'Ja' allerdings würde sicher auch seine Folgen haben. Ob er dann mit Heiji darüber reden sollte? Er konnte irgendwas erfinden... "Ja...", sagte Conan also kleinlaut, zog die Decke etwas hoch, krallte seine Finger in den Stoff. Heiji betrachtete ihn. //Das Kind in ihm... hat wohl alles übernommen... aber auch wenn ich noch zehn Jahre warten muss bis er wieder sein normales Alter hat... jetzt kann ichs noch ausnutzen...// Langsam rutschte er zu Conan, packte ihn in die Decke ein und hob ihn auf seinen Schoß, drückte Conans Kopf leicht gegen seine Brust. "Keine Angst... jetzt bist du wieder wach...", murmelte der Ältere und wog ihn fast wie ein Baby hin und her. Conan spürte seine braune Haut an seiner Wange. Er war gegen Heiji schon regelrecht weiß. Doch Heijis Brust schien seltsam kalt. "Conan-kun... du bist ganz heiß", bemerkte der Ältere auch schon. "Wirste vielleicht krank? Erst die Verletzung... nun noch Fieber... Ich hab schlechte Auswirkungen auf dich... Wenn du später noch immer so heiß bist, gehn wir nich weg. Dann nimmste ein heißes Bad und trinkst Tee." Conan nickte nur ergeben. Er konnte ihm ja nicht sagen wieso er so heiß war. "Ich werd unsre Futon zusammenschieben... wenn wir näher zusammen sind, bekommste sicher keine Albträume mehr", meinte er nach einiger Zeit, legte Conan wieder ab und zog seinen Futon, samt Conan, der noch darauf saß, zu seinem eigenen, sodass sie nahe beieinander lagen. "Morgen schläfste aber wieder alleine..." Schwach nickte Conan. Er wollte nicht so nah bei Heiji schlafen. Er scheute sich vor seiner Nähe, da er nicht wusste, was sie sonst noch alles auslösen würde. So ließ er sich schweigend nach hinten sinken, kuschelte sich in seine Decke und sah zu Heiji rüber, der sich nun auch wieder niederließ. Lächelnd sah er zu Conan. "Schlaf gut, Conan-kun...", sagte er noch leise, ehe er die Augen schloss. "Du auch... Heiji...niichan...", erwiderte Conan zögernd, atmete tief durch. Er schwieg etwas, ehe er einen Entschluss fasste. "Hattori.", begann er und Heiji machte leise "hm?" "Hattori. Ich... ich kann das so nicht mehr. Ich bin nicht der kleine Junge für den du mich hältst. Ich bin-" Doch Conan konnte nicht weitersprechen, denn Heiji hatte sich gedreht und sein Arm war nun um Conans Hüfte gelandet. Er schlief wohl schon... Frustration hatte sich in Conan breit gemacht. So konnte er kaum schlafen, lag wach da und starrte an die Decke, fühlte noch immer Heijis Arm um sich. Er kam nicht umhin diese Nähe zu genießen, doch es war einfach nicht das was er wollte... Leicht biss er sich auf der Unterlippe herum. Er griff sein Handy und schrieb eine Mail an Ai, die nur wenig später antwortete. Tut mir leid. Sicher schläft du schon. Ich liege wach, seit einiger Zeit. Ich wollte es ihm sagen, doch er schlief schon... Nun hat er seinen Arm um mich gelegt. Aber davon weiß er nichts... Er schläft ruhig. Ich will ihn nicht wegstoßen. Sonst wacht er vielleicht auf. Du hast mich geweckt. Aber das ist okay. Nimm dir was du kriegen kannst. Deshalb bist du doch zum ihm gegangen, oder? Um deinetwillen Conan sah auf die Worte. Ja, sie hatte Recht. Er war zu Heiji gegangen... für sich selbst. Er wollte bei ihm sein. Er zögerte nocht einen Moment, ehe er sich unter Heijis Arm drehte, zu ihm rutschte und sich an ihn kuschelte. Seine Wärme, seine Nähe, sein Geruch. Das alles war so angenehm, tat so gut. Er fühlte sich schrecklich dabei ihn so auszunutzen. Doch hatte der Ältere es nicht provoziert? Er hatte den Futon hergezogen. Er hatte seinen Arm um Conan gelegt. Das war von ihm ausgegangen. Also wäre es doch nur fair, wenn Conan nun auch darauf eingehen konnte. Nachdem er nun Heijis Nähe hatte, schlief Conan innerhalb kürzester Zeit ein. Er verschlief den ganzen Morgen, hatte er doch so lange wach gelegen. Erst nach Mittag erwachte er, regte sich leicht. Heiji hielt ihn noch immer in seinen Armen, sah auf Conan runter. "Guten Morgen, Conan-kun..." Dieser sah auf, spürte noch immer Heijis Wärme. "Morgen...", sagte er leise, rutschte etwas weg. "Bist du... schon lange wach?" "Naja, schon ne Weile. Aber wollt dich nich wecken... also blieb ich liegen.", antwortete Heiji und Conan sah ihn schuldbewusst an. "Tut mir leid, habe heute Nacht lange gebraucht um einzuschlafen", erklärte sich Conan, "aber du hättest mich wecken können..." "Ach, was. Is schon okay so", gab Heiji sofort zurück, setzte sich nun auf, als Conan wieder ganz auf seinen eigenen Futon gerutscht war. "Aber viel machen können wir heut nich mehr... Gehts dir besser? Wenn nich, gehn wir sowieso nich aus dem Haus." Heiji beugte sich zu Conan, lehnte seine Stirn gegen die des Jüngeren. "Sieht so aus als wär alles okay." Conan lächelte schwach. "Dann lass uns weggehen." Heiji nickte. "Und zum Abendessen nehm ich dich zum besten Okonomiyakirestaurant in ganz Osaka mit!", erklärte er und wuschelte Conan durchs Haar. Er erhob sich, ging Richtung Tür. "W-Warte!", rief Conan plötzlich und Heiji wandte sich zu ihm um, blieb stehen. "Was is?" Conan zögerte. Er wollte seine Worte von heute Nacht wiederholen... Doch irgendwas in ihm hielt ihn davon ab. "Danke... ist toll hier zu sein, Heiji-niichan!", sagte Conan kindlich lächelnd und stand nun auch auf. "Kein Problem...", antwortete Heiji und verließ den Raum. Warum hatte er es nun nicht gesagt? Warum konnte er nicht? Es waren nur ein paar kleine Worte. Doch er brachte es einfach nicht mehr raus. Er wollte Heiji nicht enttäuschen, ihn nicht in Verlegenheit bringen, auch wenn es ihn selbst so schmerzte. Seufzend zog sich Conan an. Ihm war nicht danach das Haus zu verlassen. Er wollte hier bleiben und alleine sein. Er konnte nicht wieder den ganzen Tag mit Heiji verbringen. Seine Taten machten es ihm nicht gerade einfach die Fassung zu bewahren... Auch wenn die Wirkung auf Conan nicht beabsichtigt war, war sie jedes Mal vorhanden. Und Conan konnte es langsam nicht mehr ertragen. Es tat ihm weh. Diese Nähe und gleichzeitig die Distanz, die von Heiji ausging. Er nahm sein Handy, verließ das Zimmer und lief ins Wohnzimmer, setzte sich dort auf eines der Sitzkissen am Tisch. Nachdenklich begann er wieder eine Mail an Ai zu tippen. Ich war ihm näher. Aber es tut weh. Ich weiß nicht wie ich es ihm sagen soll. Ich werde es. Noch bevor ich abfahre werde ich es ihm sagen. Ich will aber nicht, dass das hier kaputt geht. Ich könnte nicht einfach morgen wieder zurück nach Tokyo fahren. Ich möchte doch... nur bei ihm sein. Conan schickte die Mail ab, klappte sein Handy zu und ließ seinen Kopf auf den Tisch sinken, hörte Heijis Schritte auf dem Flur, die langsam näher kamen. "Conan-kun, lass uns unterwegs Essen kaufen... dann können wir jetzt los.", sagte Heiji, lehnte sich gegen den Türrahmen. Conan sah auf und nickte. "Bist du wirklich in Ordnung?", fragte Heiji nun doch wieder nach. "Ja... ja, schon. Aber... ich würde lieber irgendwo in einen Park gehen und nicht durch die Stadt fahren.", antwortet Conan und musterte den Älteren unsicher. "Geht klar, dann fahren wir zum Tennoji Park. Wie wär das?" "Das ist gut, denke ich. Können wir da auch was essen?" "Ja, klar. Dann komm." Heiji hielt Conan seine Hand hin. Unsicher ergriff Conan diese, ging mit Heiji zur Haustür. "Will keine Hand halten... bin schon groß...", brummte Conan jedoch. Überrascht sah Heiji zu ihm. //Natürlich. Ein Kind...// Er seufzte etwas, sagte aber nichts dazu und ließ Conans Hand los, stieg stattdessen in seine Schuhe und öffnete die Tür. Mit Heijis Motorrad fuhren sie zum Tennoji-Park. Dort angekommen stieg Conan ab und setzte auch seinen Helm ab, reichte ihn Heiji, der ihn verstaute, zusammen mit seinem eigenen. Gerade wollte er seine Baseballcap aufsetzen, doch erinnerte sich der Ältere an die Worte Conans, steckte sie also wieder zurück in seine Tasche, strich sich etwas durchs Haar. Begeistert sah sich Conan um. "Das ist schön hier, Heiji-niichan!", rief er aus und lächelte. Heiji blickte zu Conan runter, seufzte leise. Da war sie wieder, diese Kindlichkeit. Immer häufiger kam sie zum Vorschein und es belastete ihn. War Shinichi inzwischen so weit weg? Natürlich mochte er es einerseits. Immerhin konnte er es so ausnutzen, bei ihm sein. Wann sonst hätte er mit ihm so eng beieinander schlafen können. Shinichi hätte ihn von sich gestoßen. //Ich werde warten bis du wieder zurück bist, Kudou.// Heiji trat mit Conan an die Kasse, zahlte den Eintritt für sich - Kinder konnten umsonst rein -, ehe er dem Kleineren voraus das Gelände betrat. Es war ungewöhnlich voll und Conan griff nach einiger Zeit schüchtern Heijis Hand. "Ich dachte du bist schon groß?", fragte dieser amüsiert, lachte als Conan sich rausredete. "Will doch nicht verloren gehen!", entgegnete er, hielt den Blick gesenkt. Mehr sagte Heiji nicht dazu. Er führte Conan in Richtung der Essensstände. "Was willste?", wandte er sich an den Kleineren. "Yakisoba*", antwortete dieser. Heiji kaufte zwei Portionen Yakisoba und für sich außerdem Nikuman**. Zusammen mit dem Jungen setzte er sich auf eine Bank, reichte ihm die Packung Yakisoba und Stäbchen dazu. "Danke für das Essen", sagte Conan und begann sofort zu essen. "Schmeckts?" Heiji sah zu ihm und lächelte. "Ja, ist gut", gab der Jüngere zurück. Immer wieder sah Conan zu ihm. Er war unsicher. Manchmal wirkte Heiji genervt davon mit einem Kind unterwegs zu sein. Dann wieder schien er es zu genießen, seinen Spaß daran zu haben. "Wie gehts eigentlich Ran?", fragte Heiji nach einiger Zeit des Schweigens. Er wollte herausfinden was zwischen den beiden war. Conan zuckte leicht zusammen. "Ran-neechan? Uhm... ganz gut. Wieso fragst du?" "Vermisst sie dich?", hakte der Ältere weiter nach. "Ich...", begann Conan, verfiel wieder in Schweigen. "Vielleicht. Aber sie ist wie eine große Schwester. Ich weiß nicht was sie von mir denkt" Etwas wirr klangen seine Worte schon, doch er wusste nicht wie er hatte reagieren sollen. "So...?", machte Heiji nur. Schwester? Shinichi stand doch auf sie. So hatte das zumindest immer ausgesehen. Oder hatte er das falsch verstanden? Aber... vielleicht war er so viel Conan, dass er die Gefühle verloren hatte. Dann wäre er auch schon im Kopf und im Herzen das kleine Kind, nach dem er aussah. Heiji musste es wohl so akzeptieren, auch wenn ihm das gar nicht gefiel. Sie schwiegen erneut einige Zeit, aßen in Ruhe fertig. "Lass uns etwas rumlaufen...", meinte Heiji leise, nahm Conans leere Plasikbox entgegen und schmiss sie zusammen mit seinem eigenen Müll weg. Conan erhob sich nun auch von der Bank, ging Heiji entgegen und griff vorsichtig seine Hand, noch immer unschlüssig darüber, ob Heiji es einfach so zulassen würde. "Heiji-niichan? Wie... geht es Kazuha-neechan?", fragte er leise, setzte so das vorige Gespräch fort. "Ihr geht es gut.", antwortete der Ältere schlicht. "Ist sie deine Freundin?" Heiji blieb stehen, sah zu Conan runter. "Warum fragste solche Sachen? Is sie nich! Wir sind nur befreundet!", gab er zurück und Conan nickte nur. "Weiß nicht Ihr wirkt immer so" Heiji schüttelte den Kopf. "Red keinen Mist. Is doch Schwachsinn!" Leise seufzte Conan. Es gab ihm ein gutes, beruhigendes Gefühl, das zu wissen. Andererseits wusste er nicht mal was er damit hatte erreichen wollen. Doch die Erleichterung über die Tatsache, dass sie einander tatsächlich nicht trafen, Dates hatten... Kazuha schien immer etwas mehr an Heiji interessiert gewesen zu sein. "Ich denke sie würds gern, aber weiß nich obs okay wär. Is nich so, dass sie mir nich wichtig is... Is sie! Wirklich! Aber... es is eben nich so richtig so...", erläuterte Heiji näher. "Aber warum sag ich dir das? Bist doch noch zu jung das zu verstehen." Er lächelte, wuschelte Conan durchs Haar. "Sorry, Conan-kun." Dieser spürte einen Stich im Herzen. Zu jung? Ja. Natürlich war er das. Er war ja erst sieben Jahre alt. Er wollte widersprechen, doch was hätte es für einen Sinn gehabt? Es hätte doch sicher nur zu noch mehr Missverständnissen gefüht. Und wieder verfielen die beiden in ein Unangenehmes schweigen, liefen nur nebeneinander her. Conan tat es gut mit Heiji unterwegs zu sein, auch wenn es ihn immer wieder schrecklich schmerzte. Noch immer fühlte er die große Hand um seine eigene, die sie behutsam festhielt. "Heiji-niichan? Hier gibts doch einen Zoo, oder? Lass uns da hingehen.", bestimmte er nun einfach. Leicht hob er Ältere eine Augenbraue. "Zoo...? Hm... ja. Warum nich. Wenn wir dort genug herumlaufen, haben wir heute Abend auch mehr Hunger. Wir müssen doch viel Okonomiyaki schaffen", antwortete Heiji und führte ihn in die Richtung zum Zoo. Zufrieden lächelte Conan, doch es hielt nicht lange. Er hörte die Stimme eines kleinen Jungen, der von seinen großen Bruder geärgert wurde. "Onii-san! Warum kannste nich son cooler Bruder sein wie der?", rief er und deutete zu Heiji. Brüder. So sahen sie wohl für jeden aus, so unterschiedlich sie auch schienen. Dieser Gedanke... Conan blickte zu Heiji auf. War es das? Empfand Heiji genau das, wenn er Conan ansah? Sah er in ihm einen Bruder? --------------------------------------- *Yakisoba = Gebratene Nudeln mit Fleisch und Gemüse **Nikuman = Gedämpfte Hefeteigtaschen mit Fleischfüllung. (Die besten gibts in Ikebukuro in Tokyo links neben dem Nordausgang an der großen Kreuzung... *-*) Ich hoffe euch hat das neue Kapitel gefallen! Vielen Dank nochmal für so viele Favoriten. Kapitel 14: Okonomiyaki - Teil 2 -------------------------------- Hier ist auch schon der zweite Teil von "Okonomiyaki". Und ACHTUNG: Auf Animexx findet ihr nun einen Zirkel zur Fanfiktion: http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/conanheiji/ --------------------------------------- Es dauerte nicht lange bis sie im Zoo waren. Dort schaffte es Conan sich ein wenig von allem abzulenken. Vor jedem Käfig hob Heiji den Jüngeren hoch, damit dieser die Schilder lesen konnte, jede Information in seinem Kopf abspeichern konnte. Man wusste ja nie für was man das Wissen über Tiere noch brauchen konnte. Als sie an einem Eisstand vorbeikamen, zupfte Conan an Heijis Hand. "Kaufst du mir ein Softeis?", fragte er und blickte zu dem Älteren auf. "Welche Sorte willst du denn?", entgegnete dieser. "Erdbeer und Schokolade." Mit je einer Eistüte in der Hand ließen sich die beiden auf einer Bank nieder, aßen das Eis. Hin und wieder ließ Conan seinen Blick zu Heiji gleiten, der sich zurückgelehnt hatte und in den blauen Himmel sah. Die Sonne schien ihm ins Gesicht, glänzte auf seiner gebräunten Haut. Schwer schluckte Conan, wandte sich mit roten Wangen wieder ab. "Ne, Conan-kun? Alles okay mit dir? Bist so schweigsam.", sagte der Ältere plötzlich, was ihn zusammenzucken ließ. "Ja, alles okay." Ein Seufzen entwich Conan und er aß weiter sein Eis. Sein Herz raste so, dass er Angst hatte Heiji würde es hören. "Bist du oft so unterwegs, Heiji-niichan?", fragte er nun nach. "Na ja. Hin und wieder mit Kazuha. Sie will meist in Freizeitparks oder sowas... Kino auch öfters. Aber in nen Zoo gehn wir selten.", antwortete Heiji und schob sich den Rest Waffel in den Mund. Conan nickte und beobachtete ein paar Leute. Es wurde schon dunkel, als sie den Zoo verließen und zum Parkplatz gingen, wo Heiji sein Motorrad abgestellt hatte. "Tut dir eigentlich deine Hand noch sehr weh?" Conan blickte zu dem Älteren auf, dessen verletzte Hand er hielt. "Nein, geht schon wieder", antwortete dieser und lächelte sanft. "Keine Sorge." Doch Conan sorgte sich trotzdem. Sanft strich er über Heijis Handrücken. "Ich hab gesagt du solls dir keine Sorgen machen, denk nich drüber nach, Conan-kun.", wiederholte Heiji erneut, diesmal deutlicher. "Jaja...", machte Conan nur und ließ sich nun von Heiji auf das Motorrad heben. Als der Größere vor ihm saß, schlang er seine Arme um dessen Hüfte, hielt sich fest. Seine Nähe tat ihm unbeschreiblich gut, so sehr er sie auch ständig zu vermeiden versuchte. Während der kalte Fahrtwind die beiden umgab hatte Conan genug Zeit zum Nachdenken. Wie wäre es, wenn er Shinichi wäre... stünden sie sich dann auch so 'nahe'? Zumindest nahm er an, dass sie sich nahe standen, doch er war nicht sicher ob Heiji wohl genau dachte. Ebenso wie er sich seine Frage nicht beantworten konnte. Er wusste ohnehin nicht mehr wann es angefangen hatte so zwischen ihnen zu werden... Wann hatte Heiji so viel Zeit mit ihm verbracht? Und warum? Damals hatte er mit ihm noch seinem tatsächlichen Alter entsprechend gesprochen. War es nun anders? Er nannte ihn Conan-kun, statt Kudou. Das war doch ein ziemlicher Unterschied... Was war es also? Und zu was war es geworden? Er konnte nicht einmal aus seiner eigenen Sicht diese Frage beantworten. Wie sollte er dann Heijis Ansicht dazu einschätzen können? Es war zu schwer. Überhaupt benebelte ihm diese Nähe ohnehin all seine Gedanken. Doch nicht nur die Nähe. Er liebte den Geruch so sehr, der von Heiji ausging. Er roch warm, angenehm. Ein Lächeln schlich sich auf Conans Lippen während er so darüber nachdachte und sich von dem Geruch gefangen nehmen ließ. Wie weit würde er gehen um bei ihm zu sein? Würde er sich komplett aufgeben? Er war sich nicht sicher. Was wenn Heiji das kleine Kind, das er zu sein schien, irgendwann leid wäre? Was wenn er es einfach fortschickte? Auf fast jede Frage fand er eine Antwort, doch emotionale Dinge waren viel schwerer zu bewältigen. Sie waren nicht logisch, nicht in sich verständlich. Sie waren verwirrend, verunsichernd, unlösbar. Leicht krallte Conan über diese Gedanken seine Finger in Heijis Jacke. Eine plötzliche Angst ergriff ihn, die genauso unlogisch war, wie der Rest seiner Gefühle. Es war, als hätte er Angst Heiji verschwinde einfach, löse sich in Luft auf. Sein Kopf sagte ihm wie dumm es sei, doch sein Herz zwang ihn dazu ihn fester zu halten. Die Fahrt kam ihm fast endlos vor, wie er da hinter Heiji saß und sich an ihn krallte, bis dieser das Motorrad stoppte und vorsichtig Conans Hände ergriff, sie von sich löste und aufstand. Keiner der beiden sagte etwas, bis sie im Restaurant saßen. Vor ihnen im Tisch war eine Heizplatte eingelassen, auf der man sein Essen selbst braten konnte. "Conan-kun... ich weiß nich was mit dir los is, aber du kannst immer mit mir reden. Egal worums geht... Ich kann deine Situation vielleicht nich so gut verstehen wie Haibara, aber ich geb mir Mühe", versuchte Heiji einen Anlauf um die gerade aufgekommene Distanz zwischen ihnen zu überwinden. "E-eh?", machte Conan verwirrt. "Nein, ich..." Er verfiel wieder in Schweigen, senkte den Blick. "Nun komm schon... was is los?", hakte Heiji weiter nach. "Du bis echt komisch seit wird ausm Zoo weg sind...Conan-kun" "Hattori... ich... mein Name ist... ich bin..." Doch Conan konnte nicht weiterreden. Ein Kellner brachte ihnen Wasser, ehe er den Tisch wieder verließ. Konnte er es wirklich sagen? Seine Finger begannen zu zittern. "Hattori, ich bin nicht-" "Achso... das is schon in Ordnung. Dann nenn ich dich Edogawa, okay?" "Nein! Hör mir zu!", sagte Conan nun aufgebracht. "Mein Name ist weder Conan, noch Edogawa. Ich bin Shinichi! Shinichi Kudou!" Wieder schwiegen die beiden. Heijis Gedanken kreisten um seine Worte. Warum benahm er sich wie ein Kind, wenn er sich nicht als solches sah? Warum tat er das alles? "Es tut mir leid...", wisperte er dann leise und sah in Conans Augen. "Warum hast du vorher nichts gesagt? Warum hast du das alles so zugelassen?" "Ich hatte versucht es nicht zu tun... Ich habe es versucht dir zu sagen. Aber du hast nicht zugehört.", sagte Conan nun ernst, "Und ich wollte es nicht noch einmal probieren um dann von dir wieder einen dummen Smiley als Antwort zu bekommen." "Wenn ichs gewusst hätte, hätt ich dich nich mal gebeten zu kommen. Hast doch genug in Tokyo zu tun. Ich dacht nur, dass du vielleicht Lust hättest hier Sachen zu sehen... auf Spielplätze zu gehn oder so..." Mit jedem Wort, das Heiji zu Conan sagte, wurde der Schmerz, die Verzweiflung in seinem Herzen größer. Warum sagte er sowas? Nur deshalb hatte er ihn her geholt? Weil er dachte er sei ein Kind? "Hattori... ich wäre gerne gekommen. Deshalb bin ich hier... das siehst du doch. Aber... es tut mir leid, dass ich nicht das Kind bin... der kleine Bruder bin, den du dir vielleicht erhofft hast..." "Ja, wäre mir auch lieber gewesen... Jetzt muss ich mich mit dir rumschlagen..." Conan wollte gerade etwas erwidern, als er spürte, wie die Erde zu beben begann. "Hattori, pass auf! Hattori!" Er schreckte auf, wusste im ersten Moment nicht wo er war. Noch immer wackelte alles. Er blinzelte, der Geruch Heijis stieg ihm in die Nase. Seine Haare kitzelten ihn im Gesicht. Er hing auf seinem Rücken und Heiji trug ihn aus dem Park. "Na, aufgewacht?", fragte dieser, als er Conans Bewegungen spürte. Dieser nickte. "Ja... tut mir leid, dass ich eingeschlafen bin." "Schon okay... wollt dich nich wecken, aber ich hab nen Tisch reserviert und will nicht, dass die Reservierung verfällt. Wenn du aber zu müde bist zum essen gehn, dann sags." "Nein, ist okay. Ich war nur etwas erschöpft, Heiji-niichan!" Alles war wie zuvor. Erleichtert atmete er durch, schmiegte sich an Heijis Rücken, während sie zum Restaurant fuhren. Es sah gemütlicher aus als das in seinen Träumen. Es war mit schwachem Licht beleuchtet und die kleinen schwarzen Tische standen auf dem Boden des Tatamiraums. Die beiden setzten sich und gingen die Karte durch. "Ich will mit Shrimps und... Rindfleisch. Und mit Innereien", sagte Conan und klappte die Karte wieder zu, legte sie zur Seite. "Innereien?" Heiji lachte leise. "Na wenns dir schmeckt..." "Ganz besimmt" Kindlich lächelte Conan, sah zu Heiji während dieser bestellte. Bis sie das Essen bekamen ging einige Zeit vorbei. Als es dann jedoch da war, brieten sie sich ihre Okonomiyaki auf der Grillplatte vor sich. "Und danach will ich noch Eis.", verlangte Conan, während er einen der Okonomiyaki drehte. "Vielfraß", gab Heiji zurück. Conan grinste breit. Er mochte diese kleinen Scherze zwischen ihnen. Und nach diesem Traum hatte er sich ohnehin entschlossen Heiji nichts zu sagen.. Er konnte es nicht. Die Angst hatte sich nun so tief in ihn reingefressen und verschlang ihn immer mehr von innen. Nach einem langen Abend in dem Restaurant waren ihre Bäuche so voll, dass sich Conan wieder weigerte selbst zu laufen. Also hob Heiji ihn hoch, trug ihn bis zum Motorrad und setzte den Jüngeren darauf. Die Nachtluft war ziemlich kühl, weshalb sich Conan nun noch mehr als zuvor an Heiji drückte, seine Wärme suchte und sich gleichzeitig vor dem Fahrtwind schützte. Er war wirklich froh, als sie daheim ankamen und Heiji ihn wieder von dem Gefährt herunter hob. Nach einem kurzen Fußmarsch durch den Vorgarten betraten sie das Haus und stiegen aus ihren Schuhen. "Du kannst baden gehen, wenn du magst. Ich geh dann nach dir.", schlug Heiji vor und deutete Richtung Bad. Conan nickte leicht. "Ja, werde ich machen..." Er ging noch kurz in das Zimmer der beiden, holte sich seinen Pyjama und lief damit zum Bad. Nach einer ausgiebigen Dusche stieg er in die Wanne, lehnte sich zurück. Das heiße Wasser tat so gut, entspannte ihn. Sein Blick glitt an ihm herunter. Sonst vermied er es meist, doch jetzt... Er strich sich über die flache Kinderbrust, von dort runter zwischen seine Beine. Seine Haut war weich, überall. Sein Glied war noch so klein, wie es das eines Kindes nunmal ist. Und genau das war er: Ein Kind. Während er aus der Wanne stieg, wurde Conan von Tränen geschüttelt. Er schluchzte auf, wickelte sich in sein Handtuch. Er wollte das nicht mehr... doch war es die einzige Möglichkeit bei ihm zu sein. Würde er für ihn alles opfern? Er dachte nach. Ja. Für Heiji würde er Kind bleiben, selbst wenn es ein Gegenmittel gäbe. Mit schleichenden Schritten ging Conan nach dem Abtrocknen und Anziehen den Flur hinunter zum Zimmer, schob die Tür auf. "Heiji-niichan~", sagte er lächelnd, "Ich bin fertig!" "Okay, dann geh ich jetzt baden.", antwortete Heiji, verließ das Zimmer und ging zum Bad. Conan sah auf die Futons, die getrennt voneinander lagen, zog dann seinen Futon neben Heijis und legte sich hin. So wartete er auf den Älteren, der eine halbe Stunde später zu ihm trat. "Oh...", meinte er überrascht, hob eine Augenbraue. "Sonst träum ich wieder schlecht", gab Conan sofort zurück und Heiji seufzte. "Na dann." Er lächelte, legte sich zu ihm und zog ihn mehr zu sich, schloss die Augen. "Schlaf gut, Conan-kun." "Gute Nacht, Heiji-niichan" Conan schmiegte sich leicht an seine Brust. So konnte er gut schlafen. Da war er sich sicher. --------------------------------------- Vielen Dank fürs Lesen! Kapitel 15: Baseball -------------------- Ich muss mich mal wieder für die lange Pause entschuldigen. Stressbedingt musste ich leider einige Zeit pausieren. Aber es geht weiter. Und das wird es auch in absehbarer Zukunft weiterhin. Sollte ich die FF tatsächlich abbrechen, würde ich das nicht plötzlich machen, sondern immerhin noch ein "Abschlusskapitel" schreiben. Also keine Sorge. Hier noch eine kleine Neuerung: Auf Animexx findet ihr nun einen Zirkel zur Fanfiktion: http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/conanheiji/ --------------------------------------- Diese Nacht fühlte sich Conan wirklich wohl in Heijis Armen. Es tat gut seinen Geruch in der Nase zu haben, seine Wärme zu spüren. Am Morgen regte er sich leicht, drehte sich etwas in seinen Armen, sodass er nun mit dem Rücken zu Heiji lag. Dieser drückte ihn seufzend näher an sich, vergrub sein Gesicht in Conans verwuscheltem Haar und ließ dabei eine Hand über seine Brust gleiten. Regungslos verharrte der Jüngere in seiner Position, traute sich kaum einzuatmen. Sein ganzer Körper spannte sich an und sein kleines Kinderherz schlug ihm bis zum Hals. Doch der Moment war schneller vorbei als er gekommen war. Heiji drehte sich weg, streckte sich und gähnte dann ausgiebig, ehe er sich aufsetzte. Sein Blick glitt zu dem kleinen Jungen, der sich nun neben ihm zusammengerollt hatte und mit den Armen seine angezogenen Beine umschlang. "Nanu?", machte er, legte den Kopf schief. "Alles okay, Conan-kun?" Leicht zuckte Conan zusammen. "J-ja. Ich hatte nur... einen schlechten Traum." "Schon wieder? Tut mir leid... dann komm mal her..." Heiji nahm den Kleineren sanft auf seinen Schoß, hielt ihn eng bei sich. //Er leidet... ich seh's doch ganz genau... Ich wünscht ich könnte was für ihn tun...// Zärtlich streichelte Heiji den Rücken des Kleineren. //Wenn ich wüsste warum er überhaupt so drauf is... Ich weiß nich... kann ich's wagen ihn zu fragen was los is?// Er war sich nicht sicher, war es eigentlich schon die ganze Woche nicht. Diese ganze Situation war irgendwie ziemlich kompliziert. Er wollte lieber den 17-Jährigen Oberschüler Kudou Shinichi zurück. Mit ihm hätte er sicher besser umgehen können. Doch wollte Conan wieder Shinichi werden? Er war sich nicht sicher. Wenn er erwachsen sein wollte, dann müsste er sich doch auch so verhalten, oder? Aber es schien ihm, als wäre Conan von Tag zu Tag mehr Kind. Leicht presste er die LipPen zusammen. //Kudou...// Er hatte gehoff mit seiner Anwesenheit wäre es irgendwie leichter über die Gefühle hinweg zu kommen oder sie zu verdrängen... oder vielleicht auch ehrlich zu sein, aber nun, da Heiji den kleinen Jungen in seinen Armen hielt, war es doch unmöglich irgendwas an dem zu ändern was er dachte, was er fühlte, was ihn schmerzte. Conans kleine Finger krallten sich in Heijis Brust und er presste nun auch sein Gesicht dagegen. “Tut mir leid... Heiji-niichan. Ich muss dir so auf die Nerven gehen”, wisperte er so leide, dass Heiji schon wirklich Probleme hatte ihn richtig zu verstehen. “Tust du nich. Echt nich. Ich will nur, dass es dir gut geht... es macht mir Sorgen, dass du so bedrückt bist”, gestand Heiji nicht viel lauter. Kurzerhand schlang Conan seine Arme um Heijis Nacken, lächelte schwach. “Danke, das ist lieb...” Doch schon löste er sich wieder, nahm sich seine Kleidung und schlüpfte hinein. Heiji blickte ihn ein wenig verdutzt an. Wieso schon wieder dieser schnelle Rückzug? Er verstand es nicht... Es war ja nicht so, dass ihn die Nähe irgendwie störte, im Gegenteil, eigentlich suchte er sie. Doch auch er stand nun auf und verließ das Zimmer und ging sich anziehen. Sein Blick glitt zu seiner Hand. Ihr ging es schon wieder ganz gut. Es hatte sich anfangs wohl schlimmer angefühlt als es tatsächlich gewesen war. Bevor er zurückging nahm Heiji die Tickets für das Baseballspiel, kam damit wedelnd wieder ins Zimmer. Conan griff sofort danach. “Das sind so tolle Plätze!”, meinte er, als er die Nummerierung gelesen hatte. Er gab ihm die Tickets wieder zurück und Heiji steckte sie ein, hob dann Conan einfach auf seine Arme und trug ihn ins Ess- und Wohnzimmer, setzte ihn dort wieder ab. Etwas verwirrt blickte Conan zu ihm auf, wartete auf eine Erklärung, doch Heiji lachte nur, wandte sich ab und lief zur Küche, in der seine Mutter bereits werkelte. Seufzend sah Conan ihm nach und ließ dann den Kopf auf die kühle Tischplatte vor sich sinken, schloss die Augen. Hatte Heiji schon die ganze Zeit so einen Körperkontakt zu ihm gesucht? Er war sich nicht sicher... Er war sich mit gar nichts mehr sicher. Leicht schlang er die Arme um sich selbst, wollte den Moment zurück, in dem Heiji in kurze Zeit zuvor berührt hatte. Es war so angenehm gewesen... Leicht erschauderte er bei dem Gedanken daran. Er hatte ihn ganz von sich aus berührt und zwar nicht nur umarmt, nein, es war irgendwie anders gewesen... es war mehr gewesen... “Conan-kun?”, riss ihn jedoch plötzlich die Stimme des Älteren wieder aus seinem nachdenklichen Zustand. Er wandte sich ruckartig um, blickte ertappt zu ihm auf. Heiji hob fragend eine Augenbraue. Was sah Conan ihn so an, als hätte er ihn bei irgendwas erwischt. Verwirrt schüttelte er den Kopf und setzte sich neben den Kleineren. “Vielleicht fängste nen Ball heut”, meinte er aufmunternd zu Conan, der nur leicht nickte. “Ja, vielleicht...”, entgegnete er und blickte auf Heijis Hände. Den Verband hatte er schon wieder abgelegt. Es war wohl nicht allzu schlimm gewesen... Er zögerte einen Moment, legte dann seine eigene Hand auf das noch immer ein bisschen schmerzende Handgelenk, strich darüber. “Ist es wieder heil?”, fragte er nach und der Ältere nickte. “Ja, ja. Geht schon wieder. Keine Sorge” Erleichtert lächelte Conan ihm zu, zog dann seine Hand zurück. Auch heute präsentierte Heijis Mutter den beiden ein Frühstück, bei dem Conan wirklich Probleme hatte es ganz zu essen. Doch es schmeckte vorzüglich. Sie konnte so gut kochen. Aber das konnten wohl alle Mütter. Ran konnte es auch – aber sie war noch keine Mutter. Sonoko dagegen war gänzlich unbegabt. Als er sein Tablett mit den vielen Kleinigkeiten leergegessen hatte, ließ sich Conan nach hinten sinken und strich über seinen Bauch, der nun ein wenig frei lag, da das T-Shirt hochgerutscht war. Heiji schenkt ihm einen kurzen Blick. Seine Augen huschten zu dem freien Bauch, doch wandte er sich schnell ab. Conan bekam davon reichlich wenig mit. Er zupfte nur nach einigr Zeit sein Shirt wieder runter. “Ich bin so satt”, verkündete er und streckte seinen Bauch noch mehr raus. “Schau, bin schon ganz rund” Heiji brachte dies nun doch zum Lachen. Er tätschelte ihm den Bauch und grinste etwas. “Dann sollteste jetzt ein bisschen Sport machen, damit das nich so bleibt.” “Ach was, und wenn ich nicht mehr laufen kann, weil ich zu rund bin, dann trägst du mich doch, nicht wahr, Heiji-niichan?” “Ich? Dich tragen? Das muss ich mir erst nochmal überlegen...” Conan lächelte leicht, genoss den kurzen Moment der Unbeschwertheit, doch erdrückende Stille machte sich wieder breit und er setzte sich langsam auf. Er war wirklich froh, dass nun Heijis Mutter den Raum betrat um abzuräumen. “Es war wirklich lecker”, verkündete Conan sofort sein Urteil und sie lächelte. “Da bin aber froh, dass es dir geschmeckt hat, Conan-kun”. Mit den Tabletts verließ sie den Raum wieder und die beiden blieben abermals alleine zurück. Conan war froh als es endlich Zeit war zu gehen. Diese Stille war langsam unerträglich geworden. Hatten sie sich denn so wenig zu sagen? Er seufzte leise, stieg in seine Schuhe und sie fuhren mit Heijis Roller zum Stadion. Conan fühlte sich hier als würde er gleich über den Haufen gerannt, so viele Leute waren hier. Zwar war er schon öfter bei Baseballspielen gewesen, aber da waren auch meist die Detective Boys dabei gewesen und irgendwie... war es nunmal anders heute. Villeicht tatsächlich nur deshalb, weil ihn heute lediglich Heiji begleitete. Kurz sah er zu diesem auf, fühlte dann auch schon seine Hand an der eigenen. Sich so wesentlich sicherer fühlend ging Conan neben Heiji her in das Stadion und sie suchten ihre Plätze, die wirklich gut lagen. So nah hatte er noch nie am Spielfeld gesessen, wie er nun saß. Die beiden hatten sichtlich Spaß an dem Spiel, feuerten die Mannschaft aus Osaka an, bis das Spiel zu Ende war. Zwar hatte Conan keinen Ball gefangen, aber der Junge schräg vor ihm hatte einen Ball erwischt, der in die Zuschauermenge geschlagen worden war. Als sie das Stadion verließen, hob Heiji den Kleineren auf seine Schultern, was diesen sehr überraschte. Doch es machte ihm nichts aus, er genoss es eher. So hielt er sich also an Heiji fest, ließ sich von ihm nach draußen tragen, bis sie wieder am Roller angekommen waren. Das Spiel, das Osaka gewonnen hatte, hatte die beiden nun auch in eine so gute Stimmung versetzt, dass Heiji Conan, als er diesen auf seinen Sozius setzte, einen Kuss auf die Stirn drückte. Conan erschauderte, fühlte seine Wangen glühen. Schwer schluckte er, doch bevor er irgendwas sagen konnte, zog ihm Heiji den Helm auf und stieg auf den Sitz, startete den Roller. Die ganze Fahrt durch dachte Conan darüber nach, was das nun bedeutet hatte. Feste drückte er sich von hinten an den Älteren, krallte seine Finger in dessen Jacke. Der Tag hatte irgendwie angenehm begonnen und entwickelte sich auch prächtig, doch diese kleine Geste verwirrte den Jungen wieder so sehr... Als sie wieder bei Heijis Zuhause ankamen, ließ sich Conan vom Sozius heben und zog den Helm ab, blickte zu Heiji auf. Sollte er den Kuss erwähnen? Sollte er nachfragen? Er war sich nicht sicher... Doch er überwand sich und zupfte an dem Ärmel des Größeren. “Heiji-niichan...”, begann er, brach aber wieder ab. Stattdessen hob er seine Arme und wurde sofort hochgehoben. Heiji schmunzelte etwas. “Wirst heut wohl gern getragen, hm?”, fragte er und hielt ihn auf seinen Armen, bis sie an der Tür waren. Dort küsste Conan Heiji auf die Wange, errötete stark und stieg sofort von seinen Armen. Verdutzt sah Heiji den Kleineren an. “Wofür war der?”, fragte er und Conan bereute, dass er nicht einfach so locker nachgefragt hatte. “Weil du mich getragen hast”, antwortete er dafür, trat ein, als die Tür geöffnet wurde. Auf die Frage hin wie das Spiel gewesen sei, antwortete Conan sofort mit glänzenden Augen Heijis Mutter. “... und dann landete er ganz am Ende des Spielfelds. Fast wäre es ein Homerun geworden. Aber gewonnen haben sie trotzdem” Er merkte nicht einmal wie Heiji ihn während der Erzählung beobachtet hatte und immer wieder leise bei seinen malerischen Gestiken lachte. Als Conan schließlich am Ende des Spiels angelangt war, wuschelte er ihm durchs Haar und Conan grinste breit. “Wenn ich das nächste Mal komme, dann will ich wieder mit dir zu einem Spiel, Heiji-niichan!”, verkündete er, was dem Älteren nur ein schlichtes “Mal schaun” entlockte. Die lockere Atmosphäre hielt sich leider mal wieder nicht lange. Doch Conan wusste diesmal eine einfache Möglichkeit dem ganzen ein Ende zu setzen: Er ging baden. In der Wanne gab sich Conan all den Gedanken hin, die ihn über den Tag beschäftigt hatten. Doch immer wieder blieb er am heutigen Morgen hängen... Wie er ihn berührt hatte. Leicht strich er sich selbst über die Brust, schloss die Augen, nur um kurz darauf entnervt aufzuseufzen. Es war einfach nicht dasselbe. Nur Heiji konnte das. Seine Hand war soviel größer, wärmer, nicht ganz so weich. Letzteres wusste er zwar nicht von jener Berührung, immerhin hatte sich dazwischen Stoff befunden, aber jedes Mal wenn er seine Hand hielt, fühlte er es. Ein Lächeln legte sich auf seine Lippen, auch wenn es ein trauriges Lächeln war. Langsam stieg er aus der Wanne und trocknete sich ab, rieb sich die nassen Haare mit einem Handtuch ein wenig trocken. Seine Finger strichen noch einmal über seine Brust, ehe er die Tür zum Vorraum des Bads aufschob, sich dort anzog und auf ihr Zimmer ging, wo Heiji schon wartete. Er lächelte etwas, als Conan das Zimmer betrat, stand dann auf und strich ihm im Vorbeigehen über die Wange, verließ kurz darauf den Raum. Wie ein Stromschlag schoss diese Berührung durch Conans Körper. Wieso war er heute so darauf aus ihn ständig zu berühren? War es einfach nur, weil er ihn als Bruder sah und sich um ihn kümmern wollte? Das musste es wohl sein. Etwas hilflos ließ er sich auf seinen Futon fallen, zog die Decke hoch und wartete geduldig auf Heiji, der mit Shorts und feuchtem Oberkörper eine halbe Stunde später das Zimmer betrat. Als Conan aufsah, wurde er wie so oft rot, vergrub sich tiefer in seinem Kissen. Allerdings wurde er sofort samt Decke näher an Heiji gezogen, als dieser auf seinem eigenen Futon lag. Conan grub sich ein wenig unter der Decke durch, spürte dann seinen Feuchten Körper und kuschelte sich leicht dagegen. Überraschenderweise nahm Heiji das einfach so hin, schien ihn sogar noch etwas näher an sich zu drücken. “Schlaf gut, Conan-kun”, sagte er dann leise. Conan blickte auf und lächelte schwach. “Gute Nacht, Heiji-niichan...”, entgegnete er leise. Doch er fand mehr schlecht als recht schlaf, war dabei aber nicht der Einzige. Heiji war ebenso noch war, dachte jedoch Conan würde bereits schlafen. //Ich will dich zurück, Kudou...// Er seufzte tief, sah auf den Kleineren runter und streichelte leicht seinen Rücken. Er spürte seinen Pyjama hochrutschen, berührte für einen Moment die weiche Haut. //Obwohl ich Kinder kein bisschen anziehend finde... ist er es für mich so sehr... trotz seines Kinderkörpers... einfach weil es er ist.// Langsam zog er ihm sein Oberteil wieder runter, hielt auch seine Hände still und versuchte zu schlafen. Conan indessen unterdrückte jede Bewegung, jeden Laut, der ihm hätte entfliehen können. Am liebsten hätte er was gesagt, doch wollte er auch Heiji nicht in Verlegenheit bringen. Ein leichtes Zittern ging durch seinen Körper, welches der Ältere offensichtlich als Kälte-Zittern aufnahm, denn schon wickelte er Conan mehr in die Decke ein. //Ich liebe dich, Heiji...// //Ich liebe dich, Kudou// --------------------------------------- Vielen Dank fürs Lesen! Kapitel 16: Freitag ------------------- Hier ist das nächste Kapitel, "Freitag". Übrigens vielen Dank für die ganzen Kommentare! Es freut mich immer wieder zu sehen, dass anderen meine Geschichte gefällt. Einer der Kommentare enthielt außerdem ein Hinweis bezüglich der Absätze. Diese seien zu wenig vorhanden. Ich gebe mir bereits Mühe alles leserlich zu schreiben, füge schon Absätze ein, wo es nicht unbedingt notwendig wäre. Sollte euch trotzdem weiter irgendwas stören, dann schreibt das bitte! Ich bin auf eure Kritik angewiesen. Auf Animexx findet ihr nun einen Zirkel zur Fanfiktion. Wäre schön, wenn es mehr Mitglieder geben würde. http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/conanheiji/ --------------------------------------- Wie so oft in den letzten Tagen erwachte Conan in Heijis Armen, spürte die Wärme des Älteren und seufzte wohlig auf. Es tat so gut bei ihm zu sein, auch wenn es gleichzeitig sein Herz zerriss, denn es war nicht das, was er sich wünschte... Langsam blinzelte er, gähnte leise und sah auf, blickte direkt in Heijis Gesicht. Er schlief wohl noch... und er wollte ihn auf keinen Fall wecken. Immerhin war es angenehm ihn so zu betrachten. Aber die Gedanken an den gestrigen Tag schwirrten noch immer in seinem Kopf herum. Es war so seltsam gewesen... Und noch immer spürte er auch die Berührungen auf seinem Körper. Leicht zuckte er zusammen. Das war keine Einbildung. Da waren wirklich Hände auf seiner Haut. Unsicher krallte er seine FInger etwas in Heijis Brust, war verwirrt darüber, warum dieser ihn nun so anfasste. Nicht, dass er es nicht mochte. Im Gegenteil. Aber er verstand nicht, wieso er es auf einmal so darauf abgesehen hatte ihn zu berühren. Unsicher darüber was er tun sollte, bewegte er sich nicht weiter, ertappte sich sogar dabei, wie er für einen Moment die Luft anhielt. Er spürte eine Gänsehaut, die sich auf seinem Körper ausbreitete, fühlte ein leichtes Kribbeln, überall dort, wo Heiji Finger seine Haut streiften. Schlief er etwa noch? Was sollte er machen? Ihn einfach schlafen lassen? Ihn wecken? Irgendwas sagen? Seine Hand wegschieben? Aber es war doch das, was er immer wollte... diese Nähe, diese Zärtlichkeiten, diese... Finger auf seinem Hintern? Er riss die Augen auf, erschauderte etwas. Das war nicht gut. Nein, ganz und gar nicht! Ob er noch weitergehen würde? Doch das wollte er nicht herausfinden... Er entwand sich der Umarmung, eilte zur Tür und verließ das Zimmer, schob die Tür wieder lautlos hinter sich zu. Seine FInger zitterten vor Aufregung und er hatte das Gefühl seine Beine würden gleich nachgeben. Tief durchatmend lehnte er sich gegen das Holz hinter sich und schloss für einen Moment die Augen. Heiji war natürlich von Conans ruckartigen Bewegungen erwacht, hatte aber nichts sonst mitbekommen. Umso verwirrter war er, dass Conan so schnell hatte reißaus genommen. Doch er zuckte nur mit den Schultern, erhob sich und lief zur Tür, schob sie auf. Conan, der noch immer dagegenlehnte, verlor das Gleichgewicht und fiel nach hinten auf den Boden. Erschrocken sah er zu Heiji auf, der nun neben ihm in die Hocke ging und lachte. "Huch, was machstn da?", fragte er grinsend. "Haste dir weh getan?" Doch Conan schüttelte nur den Kopf, setzte sich auf und lächelte. "Guten Morgen, Heiji-niichan!", sagte er fröhlich, schluckte all die Verwirrung von zuvor einfach runter. So war es sicher besser. "Morgen", gab Heiji zurück, stand auf und reichte Conan seine Hand, zog ihn auf die Beine. "Alles klar mit dir?", fragte Heiji jedoch zur Sicherheit nochmal nach. Der Kleinere nickte zaghaft. "Tut mir leid. Mit war etwas schwindelig. Deshalb habe ich mich gegen die Tür gelehnt..." "Schwindelig?" Ausgiebig musterte Heiji ihn, hob Conan dann hoch. "Wohin solls gehen?", fragte er nach. Verunsichert blickte Conan ihn an. "Was...?" "Ich trag dich. Ist doch angenehmer, oder? Dann is dir vielleicht auch nich mehr so schwindelig." Einen Moment zögerte der Kleinere noch, ehe er breit grinste. "Ja, du musst mich heute den ganzen Tag tragen, Heiji-niichan!", rief er begeistert. "Was machen wir heute überhaupt?", hakte Heiji nach, doch Conan zuckte nur mit den Schultern. "Weiß nicht. Überleg dir was", entgegnete er und deutete den Gang runter, worauf sich Heiji in Bewegung versetzte. "Na, ich denk mal, wir könnten heut ne kleine Pause vertragen, hm? Dann heilt dein Bein besser, meine Hand noch mehr und dir is morgen sicher nich mehr schwindelig. Was meinste?" Conan ließ sich diese Idee durch den Kopf gehen. Daheim. Die ganze Zeit aufeinander sitzen. Innerlich seufzte er. Ob das so gut war? Besonders nach diesem Morgen... Unterwegs war das isrgendwie besser. Dort kamen sie sich nicht so nahe, wie sie es nunmal im Bett getan hatten. Wobei er sich noch immer fragte, ob Heiji wach gewesen war oder nicht. Vermutlich eher nicht. Warum hätte er so etwas in wachen Zustand tun sollen? Oder... wusste er etwa um seine Gefühle? Er wurde blass, spürte seine Hände etwas zittern. "Conan-kun! Was is mit dir?", fragte Heiji besorgt nach, als er die Blässe sah und spürte, wie der Junge zitterte. "Alles klar. Lässt du mich runter?", gab Conan eiligst zurück, als sie bei der Toilette angekommen waren und schon setzte Heiji ihn ab. "Dann wart ich im Wohnzimmer...", entgegnete der Ältere und verzog sich in besagten Raum. Nachdenklich blieb Conan stehen, sah zu Boden. Wusste er es etwa wirklich? Er war sich so unsicher... Grübelnd ließ sich Heiji im Wohnzimmer zu Boden sinken, legte seinen Kopf auf dem Tatamiboden ab und scchloss für einen Moment die Augen. Er verstand nicht was mit dem Kleineren los war... Ob er was falsch gemacht hatte? Vielleicht beanspruchte er ihn zu sehr... Vielleicht kümmerte er sich zu sehr... Aber vielleicht war es auch was ganz anderes. Dennoch wäre das ja mal eine Möglichkeit: Er musste weniger fürsorglich sein. Aber wenn er ihn so ansah... da kamen jedes Mal diese Gefühle durch, sich unbedingt um ihn kümmern zu müssen. Nicht, wie man es nunmal bei einem kleinen Kind machte, es war eher... er wollte alles tun, um ihn lachen zu sehen. Doch das genau war wohl der Fehler. Dieser Zeitplan außerdem auch. Jeden Tag was unternehmen war mit Sicherheit zuviel für Conan. Immerhin hatte er den Körper eines Kindes und war schneller erschöpft. Viel zu wenig Rücksicht nahm er darauf. Kein Wunder ging es diesem nicht gut. Da wäre ein Tag Pause wirklich nötig. Aber hatte Conan nicht erst so reagiert, als er die Pause vorgeschlagen hatte? Zufall? Oder war die Pause der Grund? Wenn ja, warum? Es war wirklich zum aus der Haut fahren. Entnervt strich sich Heiji durchs Haar. Dieses ständige Nachdenken machte ihn noch ganz verrückt. Deshalb erhob er sich nun, ging sich erst einmal richtig anziehen. In der Zwischenzeit kam auch Conan zurück, lugte ins Wohnzimmer, doch Heiji war nicht da. Vermutlich war er wohl in seinem Zimmer. Also ging Conan in diese Richtung, machte einen Zwischenhalt im Gästeraum und schlüpfte schnell in seine Kleidung, ehe er auf eben eingeschlagener Strecke weiterging. Am Ende des Flures sah er Heiji aus seinem Zimmer kommen. Dieser lächelte ihm entgegen. "Möchtest du heut nun was unternehmen?", hörte Conan seine Frage und schüttelte den Kopf. "Nein. Hier bleiben ist okay. Wir können wieder ein wenig Kicken, okay?", antwortete er und erwiderte sein Lächeln. Auch wenn er es erst für besser gehalten hatte unterwegs zu sein... Daheim bleiben war auch mal was. Nach einem ausgiebigen Frühstück meinte Conan, dass auch die Schwindelgefühle wieder weg seien. Also konnten sie tatsächlich im Garten Fußball spielen. Heiji ging den Ball holen, während Conan auf dem Rasen wartete. Er wollte all die Sorgen einfach mal wieder fallen lassen. Doch ständig passierte irgendetwas, was ihn wieder zurückfallen ließ. Das machte die ganze Sache nicht gerade einfach, doch die einzige Möglichkeit alles zu verhindern wäre nach Hause zu fahren. Und das wollte er auch nicht. Immerhin genoss er es bei Heiji zu sein. Als dieser dann auch zu ihm in den Garten trat, sah er lächelnd auf, nahm den Ball entgegen, der ihm zugeworfen wurde. Er wartete noch einen Moment, bis Heiji seine Schuhe angezogen hatte, ehe sie begannen den Ball hin und her zu kicken. Fußball zu spielen nahm ihm den Gedanken an seine Körpergröße. Das konnte er noch immer spielen und niemand würde es ihm nehmen. Mit einem zärtlichen Blick musterte Heiji den Jungen, während dieser ein wenig mit dem Ball spielte, ihn auf seinen Knien balancierte. Wenn er Fußball spielte, glänzten seine Augen immer so und er schien so glücklich... Das kam nicht gerade häufig vor. Meist lag raurigkeit, Frust, Enttäuschung oder aber Gleichgültigkeit in seinen Augen. Er konnte es ihm nicht verübeln. Sein Leben so zu verbringen war mit Sicherheit alles andere als angenehm. Und dennoch machte er oftmals den Eindruck er sei schon vollkommen daran gewöhnt, würde es sogar genießen wieder jung zu sein... Er stellte Heiji wirklich vor ein Rätsel. Einerseits sprach er so kindlich mit ihm und andererseits waren da diese Blicke. Er seufzte etwas, kickte den Ball zurück, als Conan ihn anspielte. Der Körper des Kleineren machte bei weitem nicht so viel mit wie der Heijis. So ließ er sich irgendwann einfach ins Gras fallen, schloss die Augen und genoss die Frühlingssonne, die auf sein Gesicht schien. "Durst?", fragte Heiji nach, als er den Jungen so sah, "Ich geh schnell was holen" Und schon lief er um das Haus, verließ das Grundtück durch das Eingangstor und ging zu einem Getränkeautomaten, der nicht weit vom Haus entfernt stand. Dort holte er zwei Flaschen gekühlten Tee, kam damit zurück und reichte sie Conan, der sich aufsetzte, als er Heiji zurückkommen hörte. "Danke", sagte Conan und nahm die Flasche entgegen, öffnete sie und trank ein paar Schluck. Die Kühle des Getränks tat gut und er leckte sich leicht die Lippen, nachdem er wieder abgesetzt hatte. Sein Blick glitt kurz zum Himmel. "Ich hoffe das Wetter bleibt so. Ist schön heute", verkündete Conan, doch Heiji schüttelte seinen Kopf. "Da hinten kommen graue Wolken. Ich denk es wird heut noch regnen. Schade eigentlich." "Tatsächlich? Dann ist ja gut, dass wir daheim geblieben sind." Am Nachmittag ging Heijis Mutter Kuchen für die beiden kaufen, den sie leider im Wohnzimmer essen mussten und nicht wie geplant auf der Veranda. Der Himmel hatte sich schon zugezogen und die ersten Regenropfen fielen. Im Hintergrund lief der Fernseher. Heiji hatte es für nötig gehalten diesen anzuschalten. "Du magst doch Kamen Yaiba", meinte er grinsend und Conan verdrehte die Augen, nickte dann allerdings. "Ja, das ist toll, Heiji-niichan!", gab er zurück, auch wenn ihm eher danach war den Fernseher wieder abzuschalten. Leise seufzte er, blickte aber hin und wieder tatsächlich auf den Flimmerkasten. "Ne, Heiji-niichan... Was machen wir morgen?", fragte Conan nach einiger Zeit des Schweigens nach. Leicht zuckte dieser mit den Schultern. "Wollt mit dir ins Onsen. Aber ist nich gut wegen deinem Knie, oder?" Conan schob sein Hosenbein hoch. Sein Knie war mehr verheilt. Schmerzen hatte er sowieso nicht mehr. Also nickte er etwas. "Geht schon. Ich denke wir können gehen...", verkündete er, wenn auch nicht ganz so glücklich. "Ja? Das freut mich! Kazuha wollt ja auch unbedingt gehn. Sie bringt wohl noch jemanden mit, aber kümmert uns ja nicht." "Ach ja, Kazuha-neechan" Ihr gegenüber war Conan geteilter Meinung. Natürlich war sie sehr nett und es machte auch Spaß mit ihr unterwegs zu sein. Allerdings missfiel ihm die Nähe des Mädchens zu Heiji. Er hatte zwar gemeint da wäre nichts zwischen den beiden... aber dennoch machte er sich Gedanken darum. Es passte ihm nicht, wenn sie bei ihm war, sich bei ihm einhakte, ihn berührte. Sie machte es nicht allzu oft. Aber diese paar Male reichten ihm schon. Aber nicht nur die Tatsache, dass Kazuha dabei war bereitete ihm Unbehagen, auch das Onsen... Mit ihm alleine dort im Wasser. Gut, nicht ganz alleine, aber immerhin. Und er fühlte sich nicht wohl damit. Nachdenklich sah er zu Boden, schob nebenbei sein Hosenbein wieder runter. "Was ist? Willste nich?", fragte Heiji nach einigem Zögern nach. Conan schien nicht ganz so begeistert und er wusste nicht ganz wieso. Er fühlte sich zwar auch nicht allzu wohl bei dem Gedanken daran, dass sie dort hingehen würden, doch bei Conan war das ja nicht der Grund. Also fragte er sich, was ihn von Vorfreude abhielt. "Doch! Ich freu mich drauf. Ich weiß nur nicht so genau wie es wegen meinem Bein ist, aber das müsste okay sein.", antwortete Conan und Heiji nickte leicht. "Ist deine Entscheidung. Wir machens wies dir lieber ist." Ein Kind. Conan war ein Kind. Oder zumindest sein Körper war der eines Kindes. In ihm war irgendwo Shinichi, aber nach außen hin war er nunmal Conan, ein Siebenjähriger Grundschüler. Gerade das machte es Heiji so schwer. Er liebte diesen Menschen, egal wie er aussah. Für ihn war es Shinichi, auch wenn er sich nicht sicher war, wie viel von ihm übrig war. Doch dieser Kinderkörper... Ihn zu berühren... Er durfte es nicht. Man berührte keine Kinder. Dabei genoss er es so Conan im Arm zu halten, seinen warmen Körper zu fühlen, seine Haut, den Geruch des Kleineren in der Nase zu haben. Nicht, weil er ein Kind war. Das war es was ihn so sehr zurückhielt... Einfach nur, weil dieser Junge Shinichi war. Fühlte man sich angezogen von dem Anblick des Menschen, den man liebte, war das ganz normal, aber wenn dieser Mensch so jung war, was machte man dann? War es nicht irgendwie ekelhaft, abartig, krank? Wie würde der Kleinere reagieren, wenn er es mitbekam? Was, wenn es im Onsen allzu offensichtlich wurde, dass Conan ihm gefiel? Zu sehr gefiel? Es war nicht gerade selten gewesen in den letzten Wochen, dass Heiji von Conan geträumt hatte oder auch von Shinichi. Manchmal versuchte er zwischen den beiden zu unterscheiden, wollte sie trennen, sich ganz auf Shinichi konzentrieren. Doch dann tauchte immer wieder Conan vor seinen Augen auf. Andere die Kinder mochten waren Pädophil. War er es auch? Dabei ging es ihm doch nicht mal um ein Kind. Es war nur Conan, nein, Shinichi. Und dieser war eben jetzt ein Kind. Was sollte er tun? --------------------------------------- Vielen Dank fürs Lesen! Kapitel 17: Ertrinken --------------------- Wieder einmal großen Dank an meine fleißigen Kommentarschreiber! Ich hoffe auch dieses Kapitel ist nach eurem Geschmack. Auf Animexx findet ihr einen Zirkel zur Fanfiktion. Wäre schön, wenn es mehr Mitglieder geben würde. http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/conanheiji/ --------------------------------------- Die folgende Nacht konnte Conan kaum schlafen. Immer wieder wälzte er sich herum, setzte sich irgendwann auf und ging ans Fenster, blickte nach draußen. Der Himmel war noch immer bewölkt und kein einziger Stern war zu sehen. Ein leises Seufzen entfuhr ihm und er wandte sich langsam Heiji zu, der ruhig wie immer auf seinem Futon lag, die Decke nur noch halb über ihm und Arme und Beine von sich gestreckt. Ein leichtes Schmunzeln legte sich auf die Lippen des Jungen und er begann an den Tag zurückzudenken. Das Fußballspiel hatte Spaß gemacht, doch Heiji hatte sich danach so seltsam verhalten. Er war ungewöhnlich ruhig gewesen, hatte sich fast schon vor ihm zurückgezogen. Ob er ihn abschreckte? Zum Schlafen hatte er auch darauf bestanden die zusammengeschobenen Futons wieder auseinanderzuziehen. Da es so warm im Zimmer war und eine Klimaanlage manchmal unangenehm kalt werden konnte, wenn man sie nicht rechtzeitig ausmache, hatte Conan sein Pyjamaoberteil ausziehen wollen, doch Heiji hatte von ihm verlangt es zu tragen. Was sollte das? Verwirrt hing Conan seinen Gedanken nach, merkte dann wie Heiji zitterte und ging zu ihm. Natürlich fror er. Immerhin war nun kühl im Zimmer, da die Klimaanlage lief. Vorsichtig deckte er ihn weiter zu, berührte für einen kurzen Moment seine Wange, zuckte aber gleich darauf zurück. Was machte er hier schon wieder? Leicht presste er die Lippen aufeinander, nahm die Fernbedienung für die Klimaanlage, die leise vor sich hin ratterte. Ein Piepsen ertönte, als der den roten Aus-Knopf betätigte und die Lüftung schloss sich, ehe absolute Stille im Zimmer einkehrte. So war es wesentlich angenehmer. Conan selbst hatte auch schon ein wenig gefröstelt. Da draußen jedoch recht warm war, würde es auch gleich im Zimmer etwas wärmer werden. Ansonsten hatte er ja noch seine Decke. Diese nahm er nun und setzte sich wieder ans Fenster. Die Blütenblätter einiger Kirschbäume wehten vorbei, sahen in der Dunkelheit aus wie große Schneeflocken, die vom Himmel fielen. Schnee... er mochte den Winter, die kühle Luft, das Glitzern der Sonne auf schneebedeckten Flächen. Doch auch die anderen Jahreszeiten hatten ihre Vorzüge, wenngleich ihm der Sommer nicht so ganz zusagte. Es war zu heiß, zu schwül, zu stickig. Gerade in Tokyo war es unangenehm an diesen Tagen überhaupt das Haus zu verlassen. Der Frühling dagegen war angenehm. Es war warm und die Blumen begannen zu blühen, die Kirschbäume hüllten sich in ein strahlendes Rosa. Zu dieser Uhrzeit war allerdings sowieso nicht mehr viel davon zu sehen. Also zog Conan die Decke etwas enger um sich, erhob sich von seinem Platz und trat zum Futon zurück, legte sich darauf und rollte sich zusammen. Das Laken war kühl, doch wärmte es sich schnell auf, sodass es kurze Zeit später wieder kuschelig warm unter seiner Decke war. Sein Blick glitt zu Heiji, der sich ebenfalls unter der Decke vergraben hatte und er musste lächeln. Manchmal, wenn Heiji so schlafend dalag, da sah er selbst noch aus wie ein kleines Kind... Zögerlich streckte er die Hand nach Heiji aus, ließ seine Finger durch dessen Haare gleiten. "Mh... Kudou", hauchte dieser leise, was Conan sofort aufschrecken ließ. Seine Finger begannen zu zittern und er starrte Heiji einige Zeit lang an. Nein, da musste er sich verhört haben. Leicht schüttelte er den Kopf. So ein Unsinn... Das machte sicher die Müdigkeit. Er hatte irgendwas anderes gesagt... Er musste irgendwas anderes gesagt haben... "Hey, Hattori... was ist denn? Hab ich was Falsches gesagt?" "Nein, das nich, aber... ach... nichts weiter..." Leicht lächelte der Junge aus Osaka, fühlte Shinichi an seiner Seite, spürte dessen Wärme, seine kurzen, sanften Berührungen. So sollte es immer sein. Das war einfach perfekt. Eine Gänsehaut breitete sich überall da aus wo Shinichi ihn berühre. Er fühlte seine Finger, die sich unter sein T-Shirt gruben, liebevoll die braun gebrannte Haut darunter streichelten. Leicht erschauderte er, zog Shinichi mehr zu sich heran, sah ihm in die Augen. Er fühlte seine Finger, die durch seine Haare glitten. "Mh... Kudou", wisperte er. "Sind wir darüber nicht schon hinaus?" "Ja, sind wir wohl... Shinichi" Leicht lächelte dieser, beugte sich über Heiji, doch seine Umrisse verschwammen vor seinen Augen und er blickte in Conans kindliches Gesicht. Sofort stieß er ihn von sich. "Nein! Ich... ich kann das nicht!" Doch Conan zog eine Schnute. "Was bist du so gemein zu mir? Ich bins doch, Shinichi" "Nein, du bist nich Shinichi! Du bist Conan... nich Shinichi..." "Conan... nich... Shinichi..." Leicht presste Conan die Lippen zusammen, als er das hörte, zog die Decke über seinen Kopf. Ja. Conan. Der war er. Was an ihm erinnerte überhaupt noch an den Siebzehnjährigen, der er eigentlich war? Langsam rollte er sich mehr zusammen, schlang seine Arme um sich und schluchzte leise auf. Tränen perlten seine Schläfe hinab, versickerten im Kissen. Er verlor sein ganzes Zeitgefühl, wusste nicht wie lang er dagelegen hatte, bis er so erschöpft war, dass er kaum mehr die Augen aufbekam. Endlich fiel er in einen erlösenden, traumlosen Schlaf. Heiji erwachte recht früh, hatte er doch die ganze Nacht durchgeschlafen. Er streckte sich, gähnte ausgiebig und setzte sich auf. Sein Blick wanderte zu Conan, der zusammengerollt unter seiner Decke lag. Nicht viel Zeit war vergangen seit Conan eingeschlafen war. So bemerkte er die dunklen Flecken auf dem Kopfkissenbezug, die eindeutig von Tränen stammten. Ob er wieder Albträume gehabt hatte? Vielleicht hätte er die Futons zusammen lassen sollen? Er seufzte etwas und Bilder seines Traumes flackerten kurz vor seinen Augen auf, verschwanden dann jedoch und er konnte sich selbst mit großer Anstrengung nicht mehr daran erinnern was in seinen Träumen vorgefallen war. Also machte er sich auch keine Gedanken mehr darum. Er stand auf, schlich sich aus dem Zimmer und begab sich in sein eigenes, zog sich dort an. Warum hatte Conan geweint? Heimweh? Tatsächlich Albträume? Er ließ seine Finger durch seine Haare gleiten, wuschelte hindurch, wodurch sie nur noch unordentlicher wurden, als sie ohnehin schon waren. Er sank auf sein Bett, sah zu Boden. Würde er ihn darauf ansprechen können? Er war sich nicht sicher... Vielleicht wollte er nicht sprechen. Vielleicht wollte er einfach nur seine Ruhe? Vielleicht wollte er aber tatsächlich nach Hause? Nachdenklich legte er die Stirn in Falten. Er schlug mit der Hand auf das Bett, stand dann auf und wanderte unruhig hin und her. Irgendwas musste er doch tun. Er konnte nicht einfach zusehen wie Conan traurig war, sogar in der Nacht weinte. Warum war er nicht aufgewacht? Dann hätte er ihn trösten können. Das wäre sicher nicht ganz so unangenehm wie es werden würde, wenn er ihn darauf ansprach. Oder sollte er es womöglich einfach ignorieren? Das wäre mit Sicherheit das Angenehmste für den Kleineren. Aber er selbst würde ständig darüber nachdenken. Dennoch musste er in dieser Situation eher an Conan denken, als an sich selbst. Und das hieß schweigen, einfach so tun als wüsste er von nichts. Der Junge würde wohl eh noch einige Zeit schlafen und dann würden sie ins Onsen gehen. Zusammen mit Kazuha. Ihr musste er ja noch Bescheid geben. Er zog sein Handy raus, tippte eine Mail an das Mädchen, bekam auch kurze Zeit schon Antwort. Sie hatte ja auch die Gutscheine, also musste sie mit, auch wenn er nicht so ganz begeistert davon war. Aber sie hatten ja im Onsen nicht viel miteinander zu tun. Immerhin war sie im Frauenbad und Conan und er im Männerbad. Langsam wanderte Heijis Blick zur Uhr. Sollte er ihn wecken? Aber eigentlich standen sie nicht unter Zeitdruck. Er würde also warten bis der Junge ausgeschlafen hatte. In der Zwischenzeit ging er für das Mittagessen noch ein paar Lebensmittel besorgen, die ihm seine Mutter auf einen Zettel geschrieben hatte. Seufzend ging er durch die Ladenreihen. Er hätte Conan gerne etwas mitgebracht, doch wusste er so gar nicht was dieser mochte... Süßigkeiten? Für Kinder? Er schüttelte den Kopf. Das war dann doch irgendwie zu kindisch, oder? Aber was sonst sollte er ihm mitbringen? Kuchen? Den hatten sie gestern schon. Vielleicht Chips? Bonbons? Kaugummi? Er war so unentschlossen. Letzten endes entschied er sich für Kaubonbons, legte sie zu den anderen Sachen in seinem Korb und begab sich zur Kasse. Conan war inzwischen aufgewacht. Er hatte so unruhig geschlafen, hatte sich herumgewälzt und nun ging es einfach nicht mehr. Leicht strich er sich durch die Haare, die in alle Richtungen standen und erhob sich von seinem Futon, gähnte erst mal. Er hatte das Gefühl die Ringe unter seinen Augen reichten bis zum Boden. Ächzend schlüpfte er in seine Kleidung, verließ das Zimmer. Auf dem Gang traf er Heijis Mutter, die ihm mitteilte, dass Heiji unterwegs war, aber bald wieder zurückkommen würde. Um sich die Zeit zu vertreiben setzte sich der Junge mit einer Tasse Tee, die er von der älteren Frau bekommen hatte, auf die Veranda, ließ die Beine baumeln. Erneut gähnte er verschlafen, stellte die Tasse neben sich und sank nach hinten, blickte zu der Überdachung der Veranda auf, an deren Balken ein Windspiel hing, das immer wieder leise in der Frühlingsbriese erklang. Plötzlich landete neben ihm ein kleiner Spatz, der kurz ein paar Hüpfer auf der Veranda machte, ehe er wieder davonflog. Wann Heiji wohl wieder da sein würde? Es war so still ohne ihn... auch wenn es mit ihm schrecklich schmerzte... "Conan-kun!", rief auf einmal eine Stimme. Dies ließ den Jungen hochschrecken. War er eingeschlafen? Schnell öffnete er die Augen, fand sich Heiji gegenüber. "Hier, ich hab dir was mitgebracht", sagte er und hielt Conan die Packung des Kaubonbons hin. "Oh, danke", erwiderte dieser etwas verlegen, rieb sich die Augen. Er öffnete das Päckchen, schob sich ein Stückchen in den Mund. "Schmeckt gut..." Er war noch etwas verschlafen. Wann war er überhaupt eingeschlafen? Und hatte er lange geschlafen? "Biste noch sehr müde?", fragte Heiji nach, was Conan leicht den Kopf schütteln ließ. "Es geht. Ich denke ich hab nun lang genug geschlafen." "Wie lang warste wach?" Was stellte Heiji nun solche Fragen. "Na ja, eine Weile noch", antwortete der Jüngere schließlich. "Aber das macht nichts." "So wie du aussiehst schon. Deine Augen sind ganz geschwollen. Solltest echt noch ein bisschen schlafen." "Geht schon. Wirklich.", widersprach er jedoch und streckte sich. "Wir gehen ins Onsen, ja? Danach kann ich sicher gut schlafen. Es macht immer so müde" Heiji lachte, nickte dann etwas. "Wir werden ja sehn." Heiji betrachtete den Kleineren, zog ein Bein ran und stützte seinen Kopf darauf. "Sag mal... warum trägste eigentlich die Brille?", fragte er nach. Verwirrt sah Conan ihn an. "Weil ich sie brauche natürlich", antwortete er, schob im nächsten Moment jedoch die Augenbrauen zusammen. "Unsinn. Ich brauch sie nicht." Was redete er da nur? Aber er hatte sich schon so daran gewöhn sie zu tragen, dass er gar nicht mehr ohne konnte. "Ich trage sie, weil sie praktisch ist. Kann ja einiges damit machen. Und weil ich nicht möchte, dass mich Ran oder die 'Männer in Schwarz' erkennen." "Achso? Na dann..." Heiji schmunzelte, griff die Brille und zog sie Conan vorsichtig aus. "Hier brauchste sie ja nich zu tragen" "Hey!" Conan sah der Brille nach, gab sich jedoch ohne weitere Worte geschlagen. Immerhin hatte Heiji recht. Sie waren unter sich, also... Er lächelte etwas, sah zu dem Älteren auf. "Es ist irgendwie seltsam ohne" "Ja, denk ich mir, aber ist doch viel angenehmer, oder?" Zaghaft nickte Conan und schob sich das zweite Kaubonbon in den Mund, kaute bedächtig. "Wann gehen wir?" "Ich hab Kazuha Bescheid gegeben. Sie holt uns so gegen fünf Uhr ab", antwortete Heiji. Conan zog sein Handy aus seiner Tasche, warf einen Blick darauf. Ein Uhr. Er schob es zurück, trank nun seinen inzwischen kalt gewordenen Tee fertig. "Wo warst du?" "Einkaufen.", entgegnete Heiji und lächelte. "Wir brauchen schließlich was zu Essen." Wie auf Kommando knurrte Conans Magen. "Keine Sorge, dauert nich lang, denk ich", fügte der Ältere lachend hinzu. "Ich hab auch Hunger. Hab nich viel zum Frühstück gehabt." Wenig später saßen die beiden im Wohnzimmer vor gedecktem Tisch und aßen von dem, was Heijis Mutter für sie zubereitet hatte. "Schmeckt gut!", rief Conan aus und leckte sich die Lippen. Sein Blick glitt gelegentlich zu Heiji, der aber ins Essen vertieft war, hin und wieder nachdenklich seine Stirn runzelte. Ob alles okay war? Conan fühlte sich nach diesem Morgen selbst so komisch und er wusste nicht recht, ob er was sagen sollte oder nicht. Dann allerdings entschied er sich dagegen, konzentrierte sich nur wieder auf seine Schüssel Reis, die neben ein paar anderen angerichteten Lebensmitteln stand. Als diese, sowie die anderen Schälchen leer waren, ließ sich Conan nach hinten sinken und strich sich über den Bauch. "Voll. Aber wir echt lecker" Heiji blickte zu ihm und lächelte leicht. "Schön, dass es dir geschmeckt hat. Was möchteste eigentlich heut Abend nach dem Onsen?", fragte er nach und musterte ihn. Doch Conan zuckte nur mit den Schultern. "Weiß nicht. Irgendwas... das gut schmeckt." Heiji rollte mit den Augen, aß nun ebenfalls fertig auf. Während des letzten Bissens erhob er dann wieder seine Stimme. "Vielleicht weiß Kazuha was... Dann muss ich nich drüber nachdenken" Conan antwortete darauf nicht, nickte nur, doch Heiji schien auch gar keine richtige Antwort von Conan zu erwarten. Deshalb schluckte er nur den letzten Bissen runter, begann die Schüsseln auf dem Tisch zusammen zu stellen und rief seine Mutter, die den Tisch abräumte. Er selbst machte da nicht so gerne einen Finger krumm. Sie sah ihn dafür nur tadelnd an, doch sagte sie nichts dazu. Conan dagegen fühlte sich etwas unwohl damit. Als er aber aufstehen wollte, entgegnete Heijis Mutter nur er sei Gast und brauche nicht zu helfen. "Ist das Onsen eigentlich weit weg?", fragte Conan bei Heiji nach, als sie in sein Zimmer gingen. Heiji hob Conan dort auf das Bett, zog sich selbst den Stuhl vom Schreibtisch heran. "Nein, nich so sehr.. ein Stück eben..." "Achso..." Zwar war das keine wirkliche Auskunft gewesen, aber was hätte es auch für eine Rolle gespielt? Ob er sich nun noch drücken konnte? Eher nicht. Das würde einen seltsamen Eindruck hinterlassen. Vermutlich hatte er schon genügend seltsame Eindrücke hinterlassen, aber man musste ja nicht alles noch schlimmer machen. Eine erdrückende Stille legte sich auf die beiden nieder, während sie einfach nur dasaßen, ihren Blicken auswichen. Conan sah kurz zur Uhr. Noch zwei Stunden... Langsam zog er die Beine an, rutschte auf dem Bett ein wenig zurück und klopfte etwas neben sich auf das Bett. Schweigend erhob sich Heiji, kam der Geste nach und setzte sich neben Conan. Die Luft war nun zum Schneiden dick, doch Conan überwand sich endlich und erhob seine Stimme. "Du hast... gesprochen... im Schlaf." Heiji fuhr zusammen, als er die Stimme des Jüngeren hörte und seine Worte machten es nicht besser. Er konnte sich nicht mehr daran erinnern was er geträumt hatte, doch es war ihm unwohl dabei zu wissen, dass er irgendwas gesagt hatte. So blieb er stumm und hoffte, dass Conan mehr ins Detail ging, doch er wartete vergeblich. Also musste er selbst wohl nachfragen. "Was hab ich gesagt?" Ob er sich erinnerte? Conan blickte zögerlich zu Heiji auf. Er sah nicht so aus als wisse er es... Ohnehin vergaß man seine Träume doch meistens. Sollte er ihm nun die Wahrheit sagen? Würde er darauf irgendeine Antwort bekommen? "Ich weiß nicht. Nur irgendwas genuschelt... Ich glaube es ging um Essen", log er dann und zwang sich zu einem Lächeln. Heiji schmunzelte leicht und schüttelte seufzend den Kopf. "Bei mir gehts immer ums Essen, weißte doch", antwortete er und lehnte sich an die Wand, streckte sich etwas. "Aber immerhin... hab ich geträumt... Du... warst... lange wach, oder?", hakte er nun bei Conan weiter nach, der sich leicht verkrampfte. Sah er so schlimm aus? Er hatte ihm zwar gesagt, dass er noch ein wenig wach gewesen war, aber... "Du musst die ganze Nacht wach gelegen haben..." Heiji wusste nicht, ob er weiter sprechen konnte, wusste nicht wie Conan reagieren würde, doch er wollte es versuchen. "Dein Kissen... es war noch nass" Conans Gesicht wurde ungesund bleich und er überlegte fieberhaft eine Ausrede. "I-ich sabbere im Schlaf!", antwortete er schon etwas zu eilig und ihm war klar, dass Heiji es ihm nicht glaubte. Die Lüge war viel zu schlecht gewesen. Doch er war dem Älteren dankbar, dass dieser nicht weiter nachfragte, sondern die Ausrede einfach so hinnahm. Conan fühlte sich schlecht dabei ihn so zu belügen, doch konnte er nichts anderes tun. Die Wahrheit schmerzte viel zu sehr... Nur zäh gingen die nächsten Stunden vorbei, bis es endlich an der Tür klingelte, Kazuha davorstand. Heiji öffnete, während Conan schon in seine Schuhe stieg. "Hallo, Kazuha-neechan!", sagte er freundlich und sie lächelte den Jungen an. "Hallo, Kleiner. Seid ihr bereit?" Er nickte und auch Heiji nickte leicht, stieg ebenfalls in seine Schuhe. "Komm, Conan-kun", meinte er zu dem Jüngeren, nahm ihn bei der Hand und führte ihn mit sich. Kazuha hatte ein Taxi gerufen und sie stiegen hinein. Conan nahm zwischen den beiden Platz, was das Mädchen dann doch ein wenig störte, wäre sie doch viel leiber näher bei Heiji gewesen. "Und was habt ihr die letzten Tage gemacht?", fragte es nach und musterte die beiden. "Es war soooo toll", antwortete Conan überschwänglich, "wir waren auf der Burg und waren essen und im Zoo und bei einem Baseball Spiel!" "Klingt schön. Hattest viel Spaß, ja?" Kazuha tätschelte ihm leicht den Kopf und lehnte sich zurück. "Wir treffen am Onsen noch ne Freundin von mir. Wär ja langweilig für mich allein. Sie geht dann auch mit uns Essen. Sie kennt da ein gutes Restaurant ganz in der Nähe" Damit hatte sich die Sache mit dem Essen ja erledigt ohne dass Heiji weiter nachfragen musste. Dieser sah aus dem Fenster, beobachtete die vorbeiziehenden Häuser, bis sie ein wenig am Rand von Osaka angekommen waren und vor einem großen Gebäude hielten. "Wir sind angekommen", teilte der Taxifahrer mit, nannte ihnen den Betrag, den sich Heiji und Kazuha teilten und sie stiegen aus. Conan trottete neben Heiji her, der Kazuha in das Gebäude folgte. "Hey, Miki-chan!", rief sie plötzlich durch den Vorraum. Ein junges Mädchen in ihrem Alter drehte sich um und lächelte Kazuha an. "Kazuha-chan, da seid ihr ja!", antwortete es, lief auf die drei zu. "Also das ist Heiji...", stellte Kazuha erst den Älteren der beiden Jungen vor. "DER Heiji?", fragte Mikako nach und Kazuha errötete. "Kscht.", machte sie und deutete dann zu Conan. "Und das ist Conan-kun. Ein Bekannter aus Tokyo." "Freut mich dich kennenzulernen. Ich bin Mikako, aber du kannst mich Miki nennen.", sagte Mikako lächelnd zu Conan, der sich etwas verbeugte. "Freut mich dich kennenzulernen, Miki-neechan", antwortete er höflich. "Biste alleine nach Osaka gereist? Das war sicher sehr anstrengend für dich. Wie alt biste denn?" Conan nickte auf ihre Frage, ehe er seine Stimme erhob. "Ich bin sieben Jahre" "Oh, noch so jung. Wie süß!" Conan war Heiji wirklich dankbar dafür, dass dieser sich nun räusperte und die Mädchen auffordernd ansah. "Gehn wir nun baden oder nich?", fragte er schon regelrecht genervt. Kazuha zog eine Schnute, ging zur Kasse und legte die Gutscheine vor, bekam dafür vier Schlüssel für die Schließfächer, die sie an alle verteilte. "Komm, Miki-chan", sagte sie zu ihrer Freundin und sie verschwanden im Frauenbereich. Heiji und Conan dagegen gingen zu den Männerumkleiden, bekamen davor zwei Handtücher. Ein großes Handtuch zum Abtrocknen und ein kleines Handtuch zum Waschen. Conan öffnete seinen Spind, begann seine Kleidung auszuziehen und sie zu verstauen. Das Handtuch zum Abtrocken legte er dazu, während er sich, als er nackt war, das Handtuch zum Waschen um die Hüfte legte. Aus den Augenwinkeln konnte er Heiji sehen, der auch nackt war und sich nun das Handtuch ebenfalls umband. Er wagte nicht aufzusehen, schob nur den Schrank zu und band sich den Schlüssel ums Handgelenk. Ein leises seufzen entwich ihm. Zögerlich griff er nach Heijis Hand, lief neben ihm her in den Baderaum. Neben zwei Becken im Inneren gab es auch einen Weg nach draußen, wo sich ein weiteres dampfendes Becken mit Wasser befand. Doch als erstes mussten sie sich waschen. Conan nahm also vor einer Dusche auf einem kleinen Schemel Platz und entfernte das Handtuch, legte es erst einmal über sein Bein, damit er sich die Haare waschen konnte. Heiji setzte sich an die Dusche neben dem Jüngeren und wusch sich ebenfalls. Heiji schien nach einer Weile shcon fertig zu sein, denn er erhob sich, wickelte sich das nun nasse Handtuch um und kniete sich hinter Conan. Er nahm ihm das Handtuch ab, mit dem er sich gerade wusch und begann seinen Rücken zu säubern. Für umstehende Personen war das mit Sicherheit nichts Ungewöhnliches, immerhin wuschen viele Väter oder ältere Brüder die Rücken der Kleineren, doch Conan verspürte Unbehagen. Er schluckte schwer, sah langsam in den Spiegel, der von der Hitze etwas beschlagen war. Heiji bemerkte dies, wischte den Spiegel mit einer Hand frei und lächelte Conan darin sanft an. Dieser rang sich ebenfalls zu einem Lächeln durch, auch wenn es wohl sehr gequält aussehen musste. Conan hatte in letzter Zeit sehr oft den direkten Blickkontakt mit Heiji vermieden, doch nun sah er langsam auf, sodass sich ihre Augen im Spiegel trafen. Eine Gänsehaut breitete sich auf seinem Körper aus. Er spürte die Bewegungen an seinem Rücken abschwächen, ehe sie ganz verschwanden. Doch Heiji blieb sitzen, sah ihn weiter durch den Spiegel an. Für Conan fühlte es sich an, als würde die Zeit gerade stehenbleiben. Sein Herz zog sich zusammen und er atmete hörbar ein, als bekäme er keine Luft mehr. Dieser Moment war so intensiv und gleichzeitig zerriss es irgendwas in ihm. Warum sah Heiji ihn so an? Was wollte er von ihm? Wieso...? Und als ob diese Blicke nicht schon genug waren, glitten plötzlich Heijis Finger sanft von seinem Nacken runter zu seinem Steißbein. "Ich denke du bist nun sauber, Conan-kun", wisperte er in das Ohr des Jüngeren. Er hätte am liebsten irgendwie reagiert, etwas gesagt oder getan, doch die Berührungen hatten ihn in einen seltsamen zustand versetzt. Für einen kurzen Augenblick fühlte es sich so an, als könne er seine Beine nicht mehr bewegen. Doch er wollte aufstehen... Als er wieder in den Spiegel sah, war Heiji bereits zu einem der Becken gegangen, legte sein Handtuch ab und stieg in das Wasser. Nur langsam und beinahe schon schwerfällig erhob sich auch Conan, lief zu Heiji ans Becken und kletterte dazu, sank dabei bis zum Kinn ins Wasser. Noch immer fühlte er die Schauer und die Gänsehaut, die Heiji ausgelöst hatte. Die Zeit, in der sie sich im Becken befanden, verlief schweigend. Niemand der beiden sagte ein Wort und Conan hielt den Blick gesenkt, spürte jedoch immer wieder, dass der andere zu ihm sah. Leicht ballte er seine Hände im Wasser zu Fäusten, verkrampfte sich etwas, doch Heiji schien entweder nichts davon zu bemerken, oder einfach nicht darauf reagieren zu wollen. Es war fast eine Stunde vergangen, als Conan seine Hand hob und auf die Falten darauf sah. Er war wohl schon zu lange im Wasser. Langsam stand er auf und stieg aus dem Becken, was nun wieder Heijis Aufmerksamkeit erregte. "Warte", sagte er und kam ihm gleich nach, denn Conan hatte nicht gewartet. Er war schon zur Tür gegangen, die aus dem Baderaum zu den Umkleiden führte. Dort öffnete er seinen Spind, holte das große Handtuch heraus und trocknete sich ab. Heiji, der sich das Handtuch nur umband, ging vor Conan in die Hocke, griff das Handtuch von ihm, legte es ihm über den Kopf und rubbelte ihm sanft die Haare trocken. Sein Blick ruhte dabei wieder auf dem Gesicht des Jüngeren. Heiji betrachtete ihn. Wie Conan dastand, die Wangen von der Hitze gerötet, die Augen halb geschlossen. War es in Ordnung was er getan hatte? Und war es in Ordnung was er nun tat? Leicht presste er die Lippen aufeinander. Er war so unsicher und Conan ließ ja auch nichts aus sich heraus. Doch er sah die Gänsehaut auf dem Körper des Kleineren. War es von der Kälte hier oder...? Er presste kurz die Lippen zusammen, legte die Stirn in Falten. Dann erhob er seine Stimme: "Störts dich?" Sofort sah Conan auf, versteifte sich einen Moment. "Nein... es ist okay...", gab er leise zurück, verfiel dann aber wieder in sein übliches Muster alles auf kindliche Weise abzutun und sprach weiter: "Ich finds toll, dass sich Heijiniichan so um mich kümmert" Ein seinem Alter entsprechendes Lächeln legte sich auf seine Lippen und er schlang die Arme um den Älteren. Dieser ließ es geschehen. Er hatte gehofft Conan würde anders reagieren... vielleicht erwachsener? Etwas bedrückt wandte er sich ab, als der Junge sich wieder gelöst hatte und trocknete sich nun selbst ab. Wie hatte er überhaupt was anderes erwarten können? Dieser Junge... das war nicht Shinichi... Dieser Junge war Conan. Der bedrückte Ausdruck auf seinem Gesicht war Conan aufgefallen, doch er verstand ihn nicht. Hatte er etwas Falsches gesagt? War es nicht das gewesen, was Heiji hatte hören wollen? Aber warum behandelte er ihn wie ein Kind, wenn er eine kindliche Antwort nicht wollte? Oder hatte es einfach andere Gründe? Nachdenklich stieg Conan in seine Kleidung, ging dann zu einem Tisch, auf dem sich Haartrockner befanden, griff einen davon und schaltete ihn an. Er vermied nun jeglichen Blickkontakt zu Heiji. Diese ganze Situation hier... es hatte ihn so sehr verwirrt. Das Waschen, die Berührung, die Worte und nun, wie er ihn abgetrocknet hatte, die Blicke dabei und seine Frage... Tief seufzte er auf, griff sich immer wieder ins Haar, um zu schauen, ob es bereits trocken war. Seine Gedanken waren so auf das Geschehene fixiert, dass er nicht bemerkte, wie sich Heiji dazugesellte und sich ebenfalls die Haare trocknete. Erst als Conan das Gerät abschaltete, schien es, als wäre er aus seiner Art Trance erwacht. Kurz sah er sich um, entdeckte Heiji neben sich und wartete geduldig, bis auch dieser fertig war. Im Vorraum war noch niemand. Kazuha und Mikako brauchten anscheinend etwas länger. "Setz dich... möchtest du was trinken?", fragte Heiji den Jüngeren und deutete zu der Sitzecke, in der sich auch einige Getränkeautomaten befanden. "Ja, Milch bitte", antwortete Conan und setzte sich auf einen Sessel. Als er die Milch bekam, sah er zu Heiji auf und strahlte ihn an. "Danke, Heiji-niichan!", sagte er glücklich, trank von seiner Milch. Doch auch wenn er nach außen hin so munter wirkte, in seinem Inneren ging es ganz anders zu. Diese wenigen Stunden hier hatten alles nur noch schlimmer gemacht, seine Gefühle, die Suche nach seiner Nähe... Zu gerne hätte er ihn auf seine Aktionen angesprochen, doch er konnte es nicht. Nicht hier. Es war zu öffentlich. Aber er wusste auch, dass es bei Heiji daheim nicht anders sein würde. Auch dort wäre es ihm nicht möglich irgendwas zu sagen, denn was würde passieren, wenn der Ältere alles ganz anders auffasste? Was war, wenn es nur seine abartige Vorstellung war, dass ihm Heiji näher gekommen war als sonst? "Heiji, Conan!", hörten die beiden zwei laute Stimmen und sie wandten sich zu den Frauenumkleiden. Kazuha und Mikako kamen auf sie zu, hatten beide noch etwas feuchte Haare. "Tut uns leid, wir haben die Zeit vertrödelt. Musstet ihr lange warten?", fragte Mikako höflich nach, doch Conan und Heiji schüttelten die Köpfe und standen auf. "Kazuha-neechan, ich hab so Hunger!", verkündete der Jüngere plötzlich, versuchte sich selbst durch dieses Verhalten von seinen Geanken abzulenken. "Gut, dann gehn wir gleich essen", antwortete das Mädchen, hakte sich dann bei Heiji ein und wurde etwas rot. "Haste auch Hunger?", fragte es nach, doch Heiji löste sich ein wenig. "Schon etwas", meinte er, löste sich dann ganz und griff Conans Hand. Ungläubig sah dieser auf das Schauspiel, das sich ihm bot. Was sollte das schon wieder? Missmutig blieb Kazuha mit Mikako zurück. "Ist immer so. Wenn der Kleine da ist, bekommt der irgendwie so'n Beschützerkomplex. Wie'n Bruderkomplex. Keine Ahnung...", meinte sie und rollte mit den Augen. Ihre Freundin lachte daraufhin nur. "Ist doch süß. Kenn nich viele Jungs, die mit Jüngeren so eng befreundet sind" Conan lauschte den Worten der beiden, musste nun doch leicht schmunzeln. Ja, ihre Beziehung zueinander war schon ziemlich anders als eine normale Freundschaft, oder? Wobei auch Ran so mit ihm umging, aber sie war ja ein Mädchen. Das war auch wieder ein Unterschied...? Sie machten sich auf den Weg zu dem Restaurant, daas Kazuha angekündigt hatte, zogen dort ihre Schuhe aus und setzten sich um einen Tisch auf dem Tatamiboden. In der Mitte des Tisches war eine Kochplatte eingelassen, sodass man sich dort selbst Gerichte wie Okonomiyaki zubereiten konnte. Neben dem Tisch hing eine Handgeschriebene Karte und sie wählten davon mehrere Sorten Okonomiyaki aus, die wenig später von einer älteren Frau an den Tisch gebracht wurden. Der Abend verlief recht schweigsam, zumindest was die beiden Jungen anbetraf. Kazuha und Mikako redeten und redeten, während die anderen mehr oder weniger zuhörten und sich eher aufs Essen konzentrierten. Dennoch genoss Conan das Beisammensein, war er so doch immerhin abgelenkt von seinen wirren Gedanken über das Onsen. Es folgte ein Nachtisch, der aus einem kleinen Parfait für jeden bestand - die Kellnerin hatte ihnen das Parfait empfohlen, da sie meinte es wäre dank ihrer Spezialmischung das Beste in der Gegend-, ehe sie sich auf den Heimweg machten. Auch wenn Conan innerlich siebzehn Jahre alt war, hatte er noch immer den Körper eines Jungen, der schon von der kurzen Nach noch immer erschöpft gewesen war. Doch nach dem Bad und dem Essen schlief er im Taxi schon nach kurzer Zeit ein, sank dabei gegen Heiji, der vorsichtig einen Arm um ihn legte, bis sie wieder daheim ankamen. "War nett mit euch. Wir sehn uns", meinte Heiji zu Kazuha als er ausstieg, Conan auf die Arme nahm und ihn, nachdem er dem Mädchen einen Teil der Taxikosten gegeben hatte, ins Haus trug. Schnell schlüpfte er aus seinen Schuhen, zog auch Conan die seinigen aus und hielt ihn weiter auf den Armen, bis sie in dem Zimmer waren, in dem sie ihre Nacht verbringen sollten. Er legte Conan vorsichtig auf seinem Futon ab, zog ihm die unbequeme Hose aus, nahm ihm die Brille ab und deckte ihn zu. "Schlaf gut", wisperte Heiji, zog sich nun selbst aus und legte sich ebenfalls hin. Sein eigener Futon war ein wenig entfernt von Conans und er dachte nach. Sollte er ihn wieder zu sich ziehen? Aber wie würde das aussehen...? Dennoch entschied er sich dafür, wollte näher bei Conan sein. Als sie beide so enger beieinander lagen, rutschte er noch näher zu dem Jungen, betrachtete ihn im Halbdunkeln. Irgendwie war Conan seltsam gewesen. War er zu weit gegangen? Hatte er sich bedrängt gefühlt? Nachdenklich strich er ein paar Haare aus Conans Stirn, drehte sich dann aber auf die andere Seite. Er wollte sich keine Gedanken machen, sonst wäre er heute Nacht derjenige, der nicht schlafen konnte. Mitten in der Nacht erwachte Conan von einem stechenden Schmerz. Er schwitzte, sein Körper brannte. Leicht krallte er seine Finger in das Laken unter sich. Sein Herz raste und er atmete schwer. Dieses Gefühl... es kam ihm bekannt vor... --------------------------------------- Vielen Dank fürs Lesen! Kapitel 18: Shinichi -------------------- Vielen Dank für die Kommentare! Ich hab mich sehr darüber gefreut. Ich hoffe ihr seid auch mit diesem Kapitel zufrieden, nachdem es eine solche Wendung gab. Da diese Geschichte inzwischen so viele Favoriteneinträge hat, dachte ich darüber nach einen Zeichen-Wettbewerb zu veranstalten. Besteht hierzu Interesse? Auf Animexx findet ihr einen Zirkel zur Fanfiktion. Wäre schön, wenn es mehr Mitglieder geben würde. http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/conanheiji/ --------------------------------------- Mitten in der Nacht erwachte Conan von einem stechenden Schmerz. Er schwitzte, sein Körper brannte. Leicht krallte er seine Finger in das Laken unter sich. Sein Herz raste und er atmete schwer. Dieses Gefühl... es kam ihm bekannt vor... Leicht wand sich Conan auf seinem Futon, spürte ein Ziehen in seinen Gliedmaßen, das wenig später seinen ganzen Körper einnahm. Wie hunderte Nadelstiche fühlte sich dieser Schmerz an. Er vernahm das Geräusch von zerreißendem Stoff, als die Schmerzen auch schon wieder langsam abklangen. Noch immer hatte sich seine Atmung nicht beruhigt, doch er hob langsam seine Hände, blickte darauf, ehe er sich ruckartig aufsetzte, seinen Körper abtastete. Er war... groß. Die Kleidung die er trug war wohl nicht mehr zu gebrauchen, denn sie hing in Fetzen herunter. Doch das störte ihn nicht weiter. Er wandte sich zu Heiji, war kurz davor ihn zu wecken. Dann jedoch zögerte er. Sollte er das tun? Was, wenn Heiji nicht damit zurecht kam, weil er schon so an Conan gewöhnt war? Leicht senkte er seinen Blick, stand auf und griff sein Handy, verließ damit das Zimmer. Er lief zu Heijis Schlafzimmer, durchsuchte die Sschränke, bis er Kleidung gefunden hatte, stieg hinein und warf die Reste seiner Kleidung weg. Dann ließ er sich auf sein Bett sinken, rief Ai an. Es dauerte eine lange Zeit, bis diese endlich abnahm. "WEISST DU EIGENTLICH WIE SPÄT ES IST?!", rief sie so laut, dass Shinichi das Handy von seinem Ohr weghalten musste. "Haibara...", begann er dann. "WAS IST?", antwortete sie noch immer aufgebracht. Immerhin war es mitten in der Nacht. "Ich bin groß!" Es herrschte einen Moment Stille, in dem sie sich langsam zu beruhigen schien. "Du bist... was?" "Mein Körper. Er ist gewachsen", antwortete Shinichi aufgeregt. "Aber warum? Was hast du genommen?" Erst jetzt dachte der Junge nach wie es eigentlich dazu hatte kommen können. Was hatte er gemacht, was gegessen? Er begann vom Vortag zu erzählen. "...und dann waren wir essen. Okonomiyaki. Zum Nachtisch gabs Parfait mit irgendeinem Fruchtsirup. Die Frau meinte es wäre Spezialität des Hauses und das gäbe es nirgends sonst..." Ai nickte, obwohl Shinichi sie ja nicht sehen konnte. "Vielleicht war dann irgendwas da drin? Du solltest dort anrufen und nachfragen was sie reinmachen... Und beobachte wie lang es anhält... Wir hatten ja schon einmal sowas mit Alkohol und Medizin... Aber allzu lang warst du damals auch nicht groß.", meinte sie nachdenklich, machte eine kurze Pause in der Shinichi lediglich ein Geräusch der Zustimmung von sich gab. "Was machst du nun wegen Heiji?", fragte Ai nach der Pause und Shinichi schluckte, wusste nicht recht was er antworten sollte. "Ich weiß nicht ob ich ihn wecken soll... Ich glaube er kommt mit mir besser klar, wenn ich ein Kind bin.", sagte er dann vorsichtig. Ai seufzte darauf tief. "Du bist ein Idiot. Sag es ihm. Weck ihn. Und jetzt, wo du deinen Körper zurück hast, fällt es dir vielleicht auch leichter ehrlich ihm gegenüber zu sein. So wie ich dich kenne hast du noch kein Wort darüber verloren wie du über ihn denkst." Ertappt schwieg Shinichi. "Ich versuche es...", nuschelte er nach einiger Zeit undeutlich und bekam nur ein Brummen zur Antwort. Vielleicht hatte sie Recht? Zumindest sollte er sehen, wie Heiji auf seinen alten Körper reagierte. "Ich lass dich dann mal wieder schlafen", wich er aus, was Ai nicht gerade begeisterte, doch inzwischen kannte sie den Jungen und nahm es so hin. "Gute Nacht", meinte sie noch und legte auf. Shinichi verbrachte noch über eine Stunde in Heijis Zimmer. Dann aber erhob er sich von seinem Bett, ging zurück zu dem Raum, in dem der Junge noch immer schlief. Er hatte Angst bald wieder zu schrumpfen. Er musste es jetzt tun. Lautlos betrat er den Raum, ging auf die Futons zu, die eng beieinander lagen und kniete sich auf seinen eigenen, beugte sich über Heiji. Sanft fasste er ihn an der Schulter. "Hei-... Hattori, aufwachen...." Er rüttelte ihn leicht, worauf sich Heiji regte. Er blinzelte, rieb sich die Augen und blickte verschlafen auf. "Was ist, Conan-kun? Wieder einen bösen Traum gehabt?" Er zog ihn leicht an sich, hielt dann aber inne. Das war nicht Conan. Viel zu groß war der Körper des anderen. Heiji setzte sich so ruckartig auf, dass er fast mit Shinichi zusammengestoßen wäre. "Kudou...", sagte er dann leise, hob eine Hand und strich über seine Schulter, als könne er nicht glauben, dass er da war. Shinichi strahlte ihm entgegen, griff Heijis Hände. "Ich... ich bin groß... Ich weiß nicht wie lange... Aber ich habe endlich meinen Körper zurück!" Doch Heiji löste seine Hände von Shinichis. Er war ein wenig überfordert mit der Situation. Die ganzen letzten Tage war er so auf den kleinen Jungen Conan eingestellt gewesen. Dass nun aber Shinichi vor ihm saß, war ein wenig viel für ihn, hatte er doch damit abgeschlossen, dass dieser sich so an das Leben als Siebenjähriger gewöhnt hatte, dass er eigentlich nicht mehr als Siebzehnjähriger existierte. Das Lächeln von Shinichis Lippen schwand bei Heijis Zögern. Er wich etwas zurück, spürte sein Herz wieder rasen, diesmal jedoch vor Angst. Wieso sagte er nichts? Würde er ihn wegschicken? Hatte er Recht gehabt mit seiner Vermutung? Doch als er plötzlich die Arme des anderen um sich spürte, entspannte er sich etwas. "Kudou... ich hab dich vermisst...", wisperte Heiji. Er hielt ihn so fest, dass Shinichi das Gefühl hatte ihm würde irgendwas gebrochen. Noch dazu verwirrte ihn, dass Heiji nun so emotional wurde... Hätte jeder so reagiert? Immerhin waren sie Freunde... und diese Umarmung schien ihm doch sehr intim. Außerdem diese Worte. Doch er ließ es einfach zu, hob seine Hände und krallte sich leicht an Heiji fest, vergrub seine Finger in dessen T-Shirt. "Ich war doch hier...", antwortete er dann leise. Wieder wurde der Junge aus Osaka unsicherer. "Conan-kun... war hier. Nich du." "Aber ich bin doch Conan... Und Conan ist ich. Ich bin keine andere Person..." "Du hast dich so verhalten. Du hast dich benommen wie'n Kind..." "Weil du es wolltest. Weil du es erwartet hast... Du bist doch... davon ausgegangen, dass ich nicht mehr da bin. Dass es nur noch Conan gibt. Ich hatte versucht es dir zu sagen, aber..." Heiji nickte etwas. "Es tut mir leid... ich dacht..." Doch weiter sprach er nicht. Er wollte nun nur Shinichi in den Armen halten, ohne irgendwelche Worte. Sie hätten doch ohnehin nichts geändert. Er hatte ihn zurück. Endlich hatte er Shinichi zurück. Sein Herz überschlug sich fast und seine Arme drückten den anderen immer fester an sich, als hätte er Angst er würde gleich verschwinden. "Nicht so fest...", protestierte Shinichi ein wenig und Heiji löste seine Arme wieder etwas. Was wa über ihn gekommen? Er rutschte etwas weg von ihm, sah ihn nur an. Nun waren es nicht mehr diese großen kindlichen Augen in die er sehen musste... Vor ihm saß Shinichi... Derjenige, den er liebte und den er... lieben durfte. Er war kein Kind mehr... Er war so alt wie Heiji selbst. Und doch... da war diese unsichtbare Mauer zwischen ihnen, diese Grenze, die er nicht überschreiten konnte. Ob Shinichi oder Conan... er war mit ihm befreundet und Freunde mochte man nicht auf diese Art, wollte sie nicht auf diese Art berühren. Man ging anders mit ihnen um... Umso mehr überraschte es ihn, als Shinichi nun von sich aus zum ersten Mal die Initiative ergriff. Er fühlte seine Hand, die für einen Moment seine Wange berührte, doch gleich wieder zurückzuckte. "Hattori, ich muss dir was sagen..." "Nich. Nich Hattori.", widersprach Heiji jedoch und Shinichi lächelte schwach. "Heiji..." Er sah ihm weiter in die Augen, konnte sich kaum davon lösen. Wie sollte er Ausdrücken was er ihm mitteilen wollte? "Bitte behandel mich nicht mehr wie ein Kind... egal welchen Körper ich habe. Ich bin so alt wie du...", begann er dann und Heiji nickte kaum merklich. "Es war leichter. Ich durft deine Hand halten, ohne, dass jemand dumm geschaut hat" Diese Antwort überraschte Shinichi wirklich. Er wollte seine Hand halten? Seine und nicht nur die des kleinen Jungens der er vorher gewesen war? Heijis entwaffnende Ehrlichkeit brachte ihn aus dem Konzept. Wie sollte er nun noch was sagen? Hatte er das überhaupt richtig aufgefasst? Sein Blick glitt zu ihren Händen. "Hier sieht es niemand", wisperte er und Heiji nickte erneut, hielt sanft Shinichis Hand fest, wich jedoch wieder zurück. Das konnte Heiji einfach nicht tun. Er konnte so nicht seine Hand halten. Es wäre anders. Sie waren Freunde. Mit Freunden hielt man nicht Händchen. Und nur weil Shinichi es aus reiner Höflichkeit zuließ, hieß das noch lange nicht, dass er es mochte. "Wie lang... bleibste so?", fragte er nach, um die unangenehme Stille, die aufgekommen war, zu unterbinden. "Ich weiß es nicht. Wenn es nach mir ginge würde ich meinen Kinderkörper gar nicht mehr wollen...", antwortete Shinichi, der nun selbst Abstand von Heiji nahm. Er konnte ihm nicht nahe sein. Heiji selbst hatte es ja nun überdeutlich gezeigt, dass er es nicht wollte. Ai hatte ihm nahegelegt es ihm zu sagen, die ganze Wahrheit, doch konnte er nicht. Er brachte es einfach nicht über die Lippen. Schweigend saßen sie nun da, sahen sich nicht einmal mehr an. Nun hatte Heiji die Möglichkeit mit Shinichi zu reden, doch er konnte sich nicht überwinden. "Es ist... schön, dass du hier bist..." Mehr kam aber nicht aus ihm heraus. Shinichi hörte diese Worte und sie taten ihm gut. Er wollte ihn noch einmal umarmen, doch nun war eine solche Distanz zwischen ihnen. Es ging einfach nicht. "Wenn... ich das jetzt nicht... mache... würde ich es auf ewig bereuen. Ich weiß nicht, wann du wieder schrumpfst... und ich will nicht wieder darauf warten bis du deinen Körper zurück hast nur weil ich... Angst hatte..." Shinichi wollte gerade nachfragen wovon er da sprach, doch spürte er schon wieder Heijis Arme um sich, die ihn festhielten. "Du hast mich gefragt was Kazuha für mich ist...", sprach Heiji leise weiter. "Sie ist nich mehr als eine gute Bekannte.... Es ist so, dass ich... ich... interessiere mich nich für Frauen. Nein, ich bin auch... nich wirklich schwul, wenn du das denkst..." Shinichi schluckte schwer. Natürlich war er nicht schwul. Er hatte sich viel zu lange mit Mädchen umgeben. Aber wenn er auch an ihnen kein Interesse hatte? Worauf sollte das hinauslaufen? "Es gibt trotzdem jemanden, der mir wichtig ist. Aber ich... ich mag diese Person nicht des Geschlechtes wegen... nich, weil ich eben auf Männer oder Frauen stehe..." Heiji war so unsicher, hatte Angst Shinichi würde einfach seine Sachen packen und gehen, wenn er hörte was er zu sagen hatte. Doch Shinichi sah ihn nur an, wartete drauf, dass er zu Ende gesprochen hatte. "Und Conan... auf die Arme zu nehmen oder seine Hand zu halten, das war so viel einfacher, auch wenn ich das Gefühl hatte es auszunutzen... Eigentlich wollt ich dich in die Arme nehmen und deine Hand halten..." Eine unangenehme Röte breitete sich auf Shinichis Wangen aus und er senkte den Blick etwas. "Halten und nich mehr loslassen... Weil... du mir wichtig bist" Shinichis Hände wurden etwas feucht und er war unsicher. Würde er noch etwas sagen? Aber eigentlich hatte er genug gesagt. Er war ihm wichtig? Er mochte ihn? Leicht schluckte er. Doch wenn er es nicht so gemeint hatte...? Vielleicht sollte er einfach dieses Risiko eingehen und... "Ah!" Shinichi keuchte auf, griff sich an die Brust. "Nein... nein, nein!" Heiji sah ihn erschrocken an. "Was ist mit dir? Kudou!" "Shin-Shinichi... nicht Kudou...", gab dieser jedoch mit einem gequälten Lächeln auf den Lippen zurück. Heiji hielt ihn einfach weiter fest in seinen Armen. Er ahnte was passieren würde, spürte das Zittern und die Verkrampfungen Shinichis. "Nich wieder... nicht... schon wieder..." Verzweifelt krallte sich Shinichi an Heiji fest, spürte Tränen aufkommen. Nun wurde er wieder Conan... und er hatte nichts von dem gesagt, was er hatte sagen wollen. Er musste... er konnte es nicht, wenn er wieder Conan war. "Du bist... genauso für mich. Wichtig. Lass... nicht los..." Flehend sah er zu ihm auf, während sein Körper in Heijis Armen immer kleiner wurde, er sich leicht zusammenkrümmte. Heiji presste ihn fester an sich, fühlte, wie sich Shinichi gegen die Verwandlung wehrte, doch brachte es alles nichts. Seine Worte, wie er sie gesagt hatte, es war wie ein Stich ins Herz gewesen, denn nun, wo er wieder Conan war, wäre alles ganz anders. Er konnte ihm nicht diese Zuneigung zeigen. Er konnte ihn nicht halten... nicht, wie er es mit Shinichi tun wollte. Schwer atmend lag Conan in Heijis Armen, hielt die Augen geschlossen. Er wollte nicht sehen wie klein er wieder war. Vielleicht war es nur ein Traum und er würde gleich wieder aufwachen... Heiji hob ihn hoch, küsste zärtlich seine Stirn. "Es tut mir leid, Conan-kun...", hauchte er leise, drückte ihn an seine Brust. Dass Heiji ihn nun wieder so ansprach, gab ihm den Rest. Er schluchzte auf, ballte seine Hände zu Fäusten und schlug kraftlos gegen Heijis Brust. "Shinichi... ich bin... Shinichi..." Doch Heiji hielt seine Hände fest, legte Conan vorsichtig auf seinem Futon ab. "Wenn ich mir... einrede, dass du'n Kind bist, dann komm ich dir nich so nahe... Ich hab Angst dass ich zuviel mache, dass ich dich... zu sehr berühre... dass ich dich sonst nich mehr als Kind sehe und andere mich als Pädophil bezeichnengenauso... wie ich..." Conan blickte langsam zu ihm auf, schloss dann aber die Augen schnell wieder. Er wollte vergessen, wollte einschlafen... vielleicht wäre morgen alles anders. Heiji strich ihm sanft durchs Haar, bis der Jüngere eingeschlafen war, holte dann wieder Kleidung von ihm raus und zog sie Conan vorsichtig an. Dieser rollte sich zusammen, schmiegte sich leicht an Heiji, als er selbst wieder lag und einen Arm um Conan hatte. Trotz der kurzen Nacht erwachte Heiji recht früh, hielt Conan noch immer fest und sah ihn an. Ob er es verstanden hatte? Ob er es wusste? Ob er irgendwas begriffen hatte von seinen wirren Worten? Er war sich nicht sicher... Und noch unsicherer war er darüber, ob Conan sich überhaupt noch an etwas erinnern konnte. Sollte er selbst sich so verhalten als wäre alles nur ein Traum gewesen? Vielleicht wäre das ja besser. Es hatte sich ohnehin nichts verändert um sie herum. Alles sah noch so aus wie am Tag zuvor. Bis auf Heijis Kleidung, die sich Conan genommen hatte, als er groß geworden war. Vorsichtig löste er sich von dem Kleineren, nahm die Sachen und brachte sie zurück. Nun war alles wieder beim Alten, wenn Conan erwachte. Doch dieser schlief noch einige Zeit. Die Nacht hatte ihn schrecklich erschöpft und am Tag zuvor hatte er ja auch nicht allzu viel Schlaf bekommen. Als er gegen zwölf Uhr erwachte, fühlte sich Conan mehr als nur gerädert. Sein Kopf und seine Glieder schmerzten. Er streckte sich etwas, sah sich um und entdeckte Heiji neben sich, der sich wieder zu ihm gelegt hatte. "Morgen, Conan-kun", sagte er sanft und nur ein schwaches Lächeln glitt über Conans Lippen. War das heute Nacht geschehen? Oder war es nur wieder ein wirrer Traum gewesen? "Morgen, Heiji-niichan", gab er erst einmal nur zurück, biss sich auf der Unterlippe herum. Dann aber überwand er sich und erhob seine Stimme abermals. "Heute Nacht...?" Doch Heiji unterbrach ihn. "Hatteste etwa wieder Albträume?" "Nein, das nicht, aber... es... hatte sich nur so echt angefühlt" "Ich hab nichts mitbekommen. Hab geschlafen wie ein Stein." Natürlich war es nur ein Traum gewesen. Es wäre auch allzu absurd wenn nicht... Und Heijis Worte... Nichts davon war Wirklichkeit. Wie sollte er ihm auch wichtig sein? Besonders auf diese Art... --------------------------------------- Vielen Dank fürs Lesen! Kapitel 19: Worte ----------------- Das letzte Kapitel war wieder etwas kürzer und für einige wohl auch ein wenig enttäuschend oder wechselhaft. Ich hoffe aber dadurch keine Leser verloren zu haben, haha. Viel Spaß beim Lesen. Auf Animexx findet ihr einen Zirkel zur Fanfiktion. Wäre schön, wenn es mehr Mitglieder geben würde. http://animexx.onlinewelten.com/zirkel/conanheiji/ --------------------------------------- Conans Brust schmerzte, sein ganzer Körper schmerzte. Diese Nacht, dieser Morgen... sein Herz tat so schrecklich weh, dass er das Gefühl hatte, keine Luft zu bekommen. War es wirklich ein Traum gewesen? Er sah an sich herunter. War er mit dem Pyjama ins Bett gegangen? Er konnte sich nicht erinnern. Eigentlich konnte er sich an nichts erinnern, als an diesen Traum. Er wusste nur noch, dass sie in dem Restaurant beim Onsen gewesen waren und danach war er wohl eingeschlafen... Leicht blinzelte er. Pyjama... da war doch was... Ruckartig setzte er sich auf, eilte zur Tür und lief zu Heijis Zimmer. Die Kleidung heute Nacht... Sie war zerrissen. Er hatte sich etwas von Heiji holen müssen und das, was von seiner übrig war, das hatte er in den Mülleimer geworfen. Sofort packte er diesen, leerte alles auf dem Boden aus. Neben Papierschnipseln und einigen Papiertaschentüchern, sowie Verpackungsresten verschiedener Lebensmittel und anderen Notwendigkeiten war allerdings nichts zu finden. Er zitterte leicht, ließ sich auf die Knie sinken. Feste schlug er mit der Faust auf den Boden. Das konnte nicht sein. Es hatte sich so echt angefühlt. Schritte kamen näher und Heiji klopfte gegen den Türrahmen. Er trat zu Conan heran, musterte ihn. "Was ist los?", fragte er nach, doch er wusste genau was nicht stimmte. Immerhin hatte er selbst, als er die Kleidung, die sich Conan heute Nacht genommen hatte, in den Schrank zurücklegte, die Stoffreste im Müll gesehen und hinter seiner Unterwäsche versteckt. Immerhin wäre sonst seine Lüge sofort aufgeflogen. Das wollte er nicht riskieren. Der Blick, den Conan ihm nun schenkte, zerriss ihm fast das Herz, diese Verzweiflung, diese Hilflosigkeit. "Conan-kun...", sagte er leise und der Junge schlang nun einfach seine Arme um Heiji. Was sollte er tun? Sollte er die Wahrheit sagen? Er konnte es einfach nicht, fühlte sich so erbärmlich dabei, auch wenn er wusste, dass für Conan irgendwas zwischen ihnen war. Er hatte es doch versucht ihm zu sagen... er meinte er sei ihm wichtig... Doch trotz dieser Tatsache hielt ihn irgendwas zurück. Er legte vorsichtig seine Arme um Conan, streichelte seinen Rücken und hob ihn hoch, ging mit ihm zum Bett und setzte sich darauf, sodass Conan nun auf seinem Schoß saß. Die Gedanken in Conans Kopf schwirrten. Da alles belastete ihn so sehr. Er hatte gedacht er könnte es problemlos durchstehen, doch nun war es zuviel. "Ich will... nach Hause", wisperte der Junge. Heiji seufzte leise, drückte ihn noch etwas mehr an sich. "Ich hab... Heimweh", log er weiter und der Ältere nickte. "Dann wirste gleich deine Sachen packen und ich bring dich zum Bahnhof..." Wohl fühlte sich Heiji dabei aber auch nicht. Er hatte den Tag eigentlich anders geplant. Er hatte zurück zum Onsen fahren wollen, um dort mit Conan noch einmal essen zu gehen. Vielleicht würde er ja wieder seinen alten Körper zurückbekommen? Wenn sie einfach dasselbe unternahmen wie am Tag zuvor? Er war unsicher, ob er das sagen konnte, versuchte deshalb irgendwie auszuweichen: "Dabei... hatt ich heute so viel mit dir geplant" Conan jedoch schüttelte den Kopf. Nun hier zu sitzen und zu weinen... es war ihm so unendlich peinlich. Vielleicht sollte er auch einfach noch diesen Tag überstehen? Dann würde es besser werden? Schwer schluckte er. "Noch heute... aber morgen... fahre ich zurück", überwand sich der Junge zu sagen und Heiji atmete erleichtert aus. "Was machen wir heute?", fragte er zögerlich nach, blickte zu den Älteren auf. "Überraschung", antwortete dieser, was Conan nur ein Brummen entlockte. Das gefiel ihm nicht wirklich... Nachdem sich Conan wieder beruhigt hatte, war es ihm schon etwas peinlich so seinen Gefühlen nachgegeben zu haben. Es war ihm unangenehm gewesen sich so vor Heiji zu zeigen, doch diesen hatte es ja anscheinend nicht gestört. Nun saß er am Frühstückstisch, schob sich etwas Reis in den Mund. Heiji war bereits fertig, legte eine Hand auf Conans Schulter. "Später gehn wir wieder ins Onsen... und danach essen. So als Abschluss", offenbarte er nun endlich seinen Plan, was den Kleineren sofort aufblicken ließ. "Onsen und essen gehen? Aber..." Er verstummte. Er selbst wusste noch zu genau was danach passiert war. Wollte Heiji genau das provozieren? Aber es war doch ein Traum gewesen...? Er verkrampfte seine Finger um seine Stäbchen. Nein, nun glaubte er es nicht mehr. Es konnte gar kein Traum gewesen sein. Das war doch Unsinn zwei Tage hintereinander ins Onsen zu gehen. Aber warum belog er ihn? Diese Tatsache tat ihm nur noch mehr weh, als der Gedanke daran, dass es ein Traum hätte gewesen sein können. Doch er sagte nichts weiter dazu. Er wollte den Tag abwarten und sehen wie er reagierte. Wenn er so darüber nachdachte... Nach dieser Nacht... Was er gesagt hatte... "Weil... du mir wichtig bist" - das waren seine Worte gewesen. Er war Heiji wichtig. Er mochte ihn... Er hatte ihn Shinichi genannt... Doch was ihm ihm immer wieder durch den Kopf schwirrte war etwas anderes... Heiji versuchte sich einzureden, dass er ein Kind sei? Er käme ihm sonst zu nahe? Erst jetzt wurde ihm wirklich bewusst, was er damit meinte. Er war ihm wichtig, aber mit diesem Körper... wie konnte er jemals das für Heiji sein, was dieser sich wünschte? So war er nunmal nicht mehr als ein kleines Kind... "Pädophil", ja, das wäre er für die anderen, wenn er einen Schritt zu weit ginge, wenn er ihn ansah, wie Conan selbst Heiji ansah. Er machte sich Sorgen Conan zu sehr zu berühren... Wie egoistisch war er selbst gewesen, als er hier her gekommen war. Er hatte bis letzte Nacht nicht gewusst, was er für den Älteren war, doch nun, da er es wusste, da machte er sich Vorwürfe. Wie musste es für Heiji gewesen sein, wenn er ihn berühren wollte, doch es nicht konnte, weil es "falsch" war? Wie er ihn an jenem Morgen berührt hatte, ihn gestreichelt hatte... Er wusste nun, was der andere empfand, zumindest konnte er es ahnen... Es ergab nun irgendwie auch Sinn, dass er so darauf bestand ihn mit Conan anzureden, statt mit Shinichi. "Ich geh gerne mir dir ins Onsen...", antwortete Conan nun endlich nach einer lange Zeit der Stille. "Ich fand es auch gestern toll" Sanft lächelte er zu dem Älteren auf. Vielleicht sollte er alles einfach mal geschehen lassen? Vielleicht sollte er auch mal ein bisschen was herausfordern? Doch bevor es dazu kommen konnte, schritt schon Heiji ein. "Das freut mich... dann kann ich dir wieder den Rücken waschen, hm?" Seine Hand legte sich af Conans Bein, zog sich jedoch sofort wieder zurück. Wärme breitete sich von der berührten Stelle aus und er schluckte schwer. Warum zog er sich wieder zurück? Ach ja, natürlich. Weil er ein Kind war... "Niemand außer uns ist hier...", versuchte es Conan unsicher. Er wusste nicht einmal, woher er plötzlich diesen Mut hatte so etwas zu sagen, hatte er doch die ganze Zeit über alles geschwiegen. Doch die Worte der Nacht hatten ihm Kraft gegeben, sowie die Nähe zu ihm und dass er ihn gehalten hatte, während sein Körper wieder geschrumpft war. Es war ein so intimer Moment gewesen und Heiji war der Einzige, der so nah bei ihm hatte sein dürfen. Denn nie und nimmer war diese Nacht eine Lüge gewesen. Das würde er ihm nicht mehr glauben. "Nur wir... sind hier...", begann er erneut, nachdem Heiji nicht sofort reagierte. Nun aber zog dieser Conan sanft an sich. "Dass wir hier allein sind ändert nix dran, dass du 'n Kind bist...", sagte er leise und musterte den Kleineren. "Du weißt dass ich das nicht bin. Ich bin genauso alt wie du." "Und du weißt, dass du jetzt grad 'nen Kinderkörper hast." Ohne ein weniteres Wort erhob sich Conan. Er konnte nun nicht hier bei ihm sein. Er hatte ihn belogen. Die ganze Zeit... er war mit ihm wie mit einem Kind umgegangen, obwohl er doch eigentlich wusste, dass er Shinichi vor sich hatte, er hatte ihn verletzt durch seinen oftmals groben Humor, er hatte ihn berührt, er hatte ihm im Onsen den Rücken gewaschen, auf eine Art und mit Blicken, die normalerweise nicht für ein Kind bestimmt sind und nun hatte er ihn so belogen, hatte die Nacht verschwiegen, behauptet es wäre nur ein Traum gewesen, um ihn schlussendlich von sich zu stoßen, weil er ein Kind war? Die ganze Zeit hatte er seine Hand gehalten, ihn getragen, umarmt, selbst im Schlaf... aber jetzt war das nicht mehr in Ordnung? Feste presste Conan seine Lippen zusammen. Er fühlte sich so schrecklich hilflos, sowohl Heiji gegenüber, als auch der ganzen Situation gegenüber. Heiji wusste selbst wie es den Kleineren wohl schmerzen musste. Sein Blick verriet es ihm nur allzu gut. Er sah das Glänzen in den Augen des Jungen, ehe dieser sich abwandte und das Wohnzimmer verließ. Er hörte die Schritte auf dem Gang, bis eine Tür aufgeschoben wurde, sich kurz darauf auch schon wieder schloss. Wütend über sich selbst schlug er mit der Faust auf den Boden. Natürlich war er sauer. Er war schließlich nicht so blöd nicht verstehen zu können, dass die Nacht somit kein Traum gewesen war. Und seine Worte gerade... damit hatte er sich sicher alles versaut. Er konnte es aber nicht einfach so stehen lassen... schließlich hatte er den Tag mit ihm geplant. Sein Blick wanderte zu Boden, als er so darüber nachdachte. Mit diesem Tag wollte er Shinichi zurückholen. Vielleicht würde es noch einmal funktionieren? Wer wusste das schon? Vielleicht würde er Shinichi am Abend wieder bei sich haben...? Doch was redete er sich da ein. Natürlich würde das nicht klappten. Warum sollte es auch? Und so wie es zwischen ihnen an diesem Morgen gelaufen war, würde er den anderen sicher nicht mehr dazu bringen können ihn zu begleiten. Über seine Gedanken bekam er nicht mit, wie sich Conan von hinten näherte, dort stehen blieb und erst einmal Heijis Rückansicht betrachtete. Fast eine ganze Stunde hatte der Junge im Tatamiraum gegrübelt, bis er sich dazu entschlossen hatte Heiji aufzufordern zum Onsen zu gehen. Langsam sank er auf die Knie, legte seine Arme um Heiji und lehnte seinen Kopf gegen seinen Rücken. Der Größere fuhr leicht zusammen, hatte nicht damit gerechnet von Conan umarmt zu werden. Doch sträubte er sich auch nicht gegen die Berührung. Im Gegenteil, er legte seine Hände auf die kleinen Kinderhände, strich sanft darüber. "Tut mir leid...", gestand Heiji leise ein, seufzte etwas. Conan schien das gar nicht gehört zu haben, denn statt etwas darauf zu erwidern, wechselte er das Thema und schlug vor nun zu fahren. Sofort stimmte der Junge aus Osaka zu. Er wollte nicht, dass die Situation noch unangenehmer wurde, auch wenn er sich vorstellen konnte, dass sie es würde, sobald sie im Onsen waren. Tatsächlich waren die beiden nicht viel später auf dem Weg den gestrigen Tag zu wiederholen. Im Taxi sprachen die beiden kein Wort und auch als sie angekommen waren liefen sie in einigem Abstand zum Empfang. Heiji zahlte für sie beide, fühlte dabei den Blick des Kleineren im Nacken. Er wäre gerne auf ihn zugegangen, doch irgendwas hielt ihn zurück. Obwohl er gerne seine Hand hätte nehmen wollen, traute er es sich nicht, nach allem was passiert war. Sie gingen zusammen zu den Umkleiden, zogen sich dort aus, nachdem sie Handtücher bekommen hatten. Conan sah kurz zu Heiji auf, ergriff nun zum ersten Mal das Wort. "Wäschst du mir wieder den Rücken, Heiji-niichan?", fragte er mit einem kindlichen Lächeln. Er wollte es für den Jungen aus Osaka einfacher machen. Vielleicht wäre alles nicht mehr ganz so kompliziert, wenn er weiter das Kleinkind mimte? Heiji jedoch verzog nur das Gesicht. Er verstand nicht, was das nun schon wieder sollte. Warum fing Conan, nein, Shinichi schon wieder damit an Kind zu spielen? Dennoch nickte er auf seine Worte hin, griff Conan bei der Hand und führte ihn in den Baderaum. Dort ließen sie sich an den Duschen nieder, begannen sich zu waschen. Als Heiji fertig war, trat er hinter Conan, nahm ihn sein Tuch ab und begann sanft damit über seinen Rücken zu streichen. Conan erschauderte bei der sanften Berührung, schloss für einen Moment die Augen. Doch er durfte sich nicht zu sehr gehen lassen. Sie waren hier in aller Öffentlichkeit. Als Heiji das Tuch sinken ließ, sah er ihn im Spiegel an, spürte plötzlich seine Hand auf dem Rücken, wie sie ihn sanft berührte. "Komm...", meinte Heiji jedoch nur noch kurz angebunden, griff Conans Hand und zog ihn auf die Beine. Wie so oft in letzter Zeit sprachen sie kein Wort miteinander. Was hätte Conan auch sagen sollen? Er hatte schon zuviel gesagt. Seit letzter Nacht schien alles so durcheinander. Doch immerhin hatte er in diesem angenehmen Wasser Zeit zum Nachdenken. Sollte er wirklich gehen? Sollte er zurück nach Tokyo? Noch vor wenigen Stunden war er so entschlossen gewesen nach Hause zu fahren, doch nun war er sich nicht mehr sicher... Gleichzeitig wusste er nicht welchen Sinn es haben sollte, bliebe er hier... Es würde ihm doch nur weh tun. Nach einem ausgiebigen Bad, bei dem Conan noch immer keinen Entschluss gefasst hatte, trockneten sie sich ab, zogen sich an und verließen nicht viel später die Einrichtung. Draußen wehte eine frische Frühlingsbrise und Conan fröstelte für einen Moment. Er war zu faul gewesen seine Haare richtig trocken zu föhnen. So waren hier und da noch ein paar feuchte Stellen. "Du wirst dich erkälten", stellte Heiji fest, zog aus seiner Jackentasche seine Mütze und setzte sie Conan auf. Dieser blickte an dem Größeren hoch. "Danke... Heiji-niichan" Kopfschüttelnd seufzte er auf. "Ich werd aus dir nicht schlau. Das eine Mal passts dir nicht, wenn ich dich Conan nenne und dann wieder nennst du mich so! Wie soll ich dir denn gegenübertreten?", brach es nun wenig begeistert aus Heiji heraus. Seine Stimmlage verriet, dass er nicht gerate angetan war vom Verhalten des Kleineren. Diesem kam keine Antwort über die Lippen. Viel zu überrascht war er von Heijis Worten. So schwieg er lieber weiter vor sich hin, während in ihm ein Kampf tobte. Er könnte ihm nun einfach sagen er solle ihn Shinichi nennen, doch würde der Junge aus Osaka das auch wirklich wollen? Würde er ihn dann auch als gleichwertig ansehen? Oder wäre er weiter nur ein Kind. Außerdem meinte er doch er wolle ihn als Kind sehen, damit es für ihn einfach wäre sich zurückzuhalten. Das alles war so verwirrend... Endlich beim Restaurant angekommen, suchten sie sich einen freien Tisch, setzten sich und bestellten die gleichen Gerichte wie Tags zuvor. Conan würde einfach alles essen, was er gestern auch hatte. Vielleicht würde er wirklich seinen Körper zurückbekommen? Und wenn es nur für einen Moment war. Wäre es dann nicht etwas einfacher mit Heiji zu sprechen? Dieser musterte Conan, der vollkommen in Gedanken versunken in seinem Essen herumstocherte. Leise seufzte er auf. Er wollte irgendwas für ihn tun... Ihm irgendwie helfen... Warum konnte er nicht endlich seinen Körper zurückbekommen? Warum fand der Professor kein Gegenmittel? Es wäre alles so viel einfacher... Doch er war dem anderen wohl auch keine große Hilfe, wenn er einfach nur so dasaß. "Shinichi? Bleib.", sagte er deshalb vollkommen unzusammenhängend. "Bleib hier... bitte." Conan sah zu Heiji auf, war sich nicht sicher ob er richtig gehört hatte. Er hatte ihn mit Shinichi angesprochen? Und er wollte ihn weiter bei sich haben? Trotz der unangenehmen Stille zwischen ihnen? Trotz... dieser Nacht... Er wusste nicht recht, wie er reagieren sollte, nickte dann aber leicht. "Ich... ich bleibe...", antwortete er leise. Wahrscheinlich wäre das ein großer Fehler. Doch er war hier her gekommen, um Heiji nahe zu sein. Was wäre das, wenn er nun einfach flüchtete? Auch wenn er so viele Zweifel hatte... Er musste einfach bleiben. Die Stille von zuvor dauerte weiter an, doch war sie nicht mehr ganz so unangenehm. Und während des Nachtischs lockerte die Stimmung tatsächlich wieder richtig auf. "Was machen wir morgen?", fragte Conan nach und Heiji stützte seinen Kopf auf seine Hand. "Morgen... ich weiß nich. Am Dienstag wollten wir in den Freizeitpark." "Hm... zeigst du mir noch mehr von Osaka? Oder... Kyoto ist doch nicht so weit, oder?" Heiji nickte. "Gut, dann gehts morgen nach Kyoto!" Zufrieden lächelte Conan, schob sich den letzten Happen seines Parfaits in den Mund. "Mh... war lecker! Und jetzt zurück zu dir" Während der ganzen Fahrt hielt Heiji Conans Hand, was eine seltsam beruhigende Wirkung auf diesen hatte. Er mochte es Heijis Finger zu fühlen. Es war angenehm. Heute blieb er sogar wach, bis sie daheim angekommen waren. Er stieg aus dem Wagen, folgte Heiji ins Haus. "Denkst du es wird funktionieren?", fragte er plötzlich den Größeren. "Ich weiß es nicht", antwortete dieser. "Ich hoff's... und wenn's nur diese eine Nacht is'..." Eine Sanftheit lag in seinem Blick, die Conan erschaudern ließ. Wie er das sagte, es hatte etwas Seltsames an sich. Er kannte das nicht von ihm... Und er war noch noch verwirrter, als Heiji im Tatamiraum die Futons schon beinahe aufeinander zog. "Heiji... ich weiß nicht, ob...", begann Conan, wurde sofort unterbrochen. "Sei still, Shinichi. Wenn du wächst, will ich's sofort mitbekommen, damit ich keine Sekunde verliere." "Heiji..." Conan senkte den Blick, musste jedoch lächeln. Kurze Zeit später bei dem Größeren in den Armen zu liegen war ein gutes Gefühl. Er hatte seinen Geruch in der Nase, spürte die Wärme, die ihn umgab. "Schlaf gut, Heiji...", wisperte er und sah zu ihm auf. Heiji strich ihm sanft durchs Haar, ehe er seine Lippen auf Conans Stirn legte, sich sofort wieder löste. "Du auch, Shinichi..." Den nackten Oberkörper des Jungen betrachtend, lag Conan nun da, hoffte auf irgendein Signal seines Körpers, doch die Nacht hatte ja gerade erst begonnen... --------------------------------------- Vielen Dank fürs Lesen! Kapitel 20: Kyoto ----------------- Heijis warme Hände langen um Conans Körper. Der Kleinere fühlte seinen Atem, hörte sein Herz, als er sich gegen seine Brust schmiegte. Eine Stunde zog vorbei, eine zweite... und dann noch eine dritte. Doch nichts geschah. Langsam übermannte Conan die Müdigkeit und er schlief ein. Am nächsten Morgen wurde er von Heiji geweckt, der ihm über die Wange strich. "Es tut mir leid... Shinichi", hörte er seine leise Stimme irgendwo weit entfernt. "Es tut mir so leid..." Conan schüttelte nur den Kopf. Er sollte nichts sagen. Er sollte ihm nicht zeigen, dass es wieder einmal ein nutzloser Versuch gewesen war. Er sollte nicht die letzte Hoffnung ersticken. Langsam, ganz langsam öffnete der Junge die Augen, blickte in Heijis Gesicht. Dieser hatte sich über ihn gebeugt und seine Hand lag noch immer auf der Wange des Kleineren. "Es war... nen Versuch wert" Conan wollte was entgegnen, doch seine Stimme erstarb. Er setzte sich auf, wobei er sich etwas von Heiji entfernte und zog seine Beine an den Körper heran. Was hatte er erwartet? Er war doch immer nach dem ersten Mal immun gewesen, ob Alkohol oder Medizin. Es hatte nichts geholfen. Für einen Tag, wenige Stunden war alles okay gewesen, doch darüber hinaus konnte bisher nichts seine tatsächliche Gestalt aufrechterhalten. Dennoch schluckte Conan all die Gefühle runter. Er atmete tief durch, erhob sich und lächelte schwach. "Wir wollten doch heute nach Kyoto, oder? Komm, lass uns gehen!" "Shinichi...", begann Heiji jedoch zu widersprechen. "Das ist schon okay so..." Es war nicht okay. Ganz und gar nicht. Aber was hätte er sonst sagen sollen...? Lange Zeit herrschte Stille zwischen den beiden. Erst, als sie aufbrachen, um nach Kyoto zu gehen, erhob Heiji wieder seine Stimme. "Ich... trag meine Mütze nich, du lässt die Brille hier. Deal?", fragte er den Kleineren. Conan griff wie aus Reflex an die Brille, die er aus Gewohnheit auf der Nase trug. Er wollte Heiji den Gefallen tun und sie hierlassen. Allerdings trug er sie ja nicht nur zum Spaß. Er wollte damit verhindern sofort erkannt zu werden. Nachdenklich nickte er dann doch, nahm sie ab und brachte sie zurück in das Gästezimmer, in dem die beiden Jungen schliefen. Leicht strich er sich übers Gesicht, presste die Lippen aufeinander. Sollte er ohne sie gehen? "Shinichi, kommste?", hörte er Heiji rufen, schloss die Tür und lief zurück zu ihm. "Schon da." Wenn das der Preis war, als ebenbürtig angesehen zu werden, dann würde er sie nie wieder tragen. Wie er seinen Namen aussprach... Zaghaft lächelte er, sah kurz zu dem Größeren auf, stieg in seine Schuhe und verließ mit ihm das Haus. Zur Abwechslung fuhren sie nun mit der Ubahn zum Bahnhof und von da aus mit dem Expresszug nach Kyoto. Allzu lange dauerte es nicht. Dennoch hatten sie Zeit sich zu unterhalten. "Haste schon dein Rückfahrticket besorgt?", fragte Heiji den Kleineren. Dieser schüttelte den Kopf. "Ich wollte mir offenhalten, wann ich zurückfahre...", antwortete er. Tatsächlich wollte er die Freiheit haben zu fahren, wannimmer er wieder zurück nach Tokyo wollte. Zwar würde es so teurer werden, doch es störte ihn nicht. "Ah...", machte Heiji nur, sah aus dem Fenster. Ob er lieber gehen wollte? Mochte er es überhaupt mit ihm hier? Wollte er mit ihm nach Kyoto? Oder tat er das alles für Heiji? Um ihm vielleicht eine Freude zu machen? "Wenn du nich nach Kyoto willst, hätteste was sagen sollen", meinte er leise. "Was redest du? Natürlich will ich. Sonst hätte ich es nicht vorgeschlagen" "So wie dus sagst, klingts, als würdeste nich mal hier sein wollen und nur auf den richtigen Zeitpunkt waren wieder zu gehen..." Conan fuhr leicht zusammen. So war es nicht... Natürlich wollte er einerseits wieder gehen. Die Situation belastete ihn. Aber eigentlich wollte er nichts mehr als bei Heiji zu sein. Wieso fiel es ihm nun so schwer diesem das zu sagen? Warum brachte er den Mund nicht auf? "Haste dich schon entschieden, wann du fahren möchtest?", hakte Heiji nach einigen Momenten der Stille weiter nach. "Am 20. April", antwortete Conan sofort. Das wäre in zwei Tagen... Morgen würden sie noch in den Freizeitpark gehen und den Tag danach... Wäre er wieder auf dem Heimweg. Immerhin wäre es drei Tage früher als geplant. Es kam keine Reaktion mehr von dem Jungen aus Osaka. Er schwieg einfach und blickte weiter aus dem Fenster. War er nun wütend? Traurig? Oder vielleicht doch erleichtert? "Heiji..." Conan hob seine Hand, wollte sie auf die des anderen legen, doch dieser wich zurück. Sofort wandte sich nun auch der Kleinere ab, senkte den Blick und krallte seine Finger in seine Hose. Er hatte was Falsches gesagt. Das alles war nun gründlich daneben gegangen und er ahnte, dass es nicht besser werden würde. Je mehr sie aufeinandersaßen, desto schlimmer würde es werden. Sowohl für ihn, als auch für Heiji. Diese letzten Tage waren mehr als genug... Und was danach wäre, das würe man noch sehen... Die nächste Zeit verbrachte Conan damit, weiter über sie beide nachzudenken. Es kostete ihn viel Kraft diese letzte Entscheidung zu treffen, doch dann rutschte er einfach auf Heijis Schoß und deutete auf die hohen Berge, die vor dem Fenster vorbeizogen. "Schau mal, Heiji-niichan! Wie groß die sind!", rief er mit kindlichen, großen, strahlenden Augen. Perplex sah Heiji auf ihn runter. Was sollte das nun wieder? Erst wollte er nicht mehr als Kind gesehen werden, dann kam wieder sowas? Es verwirrte ihn schrecklich, doch spürte er, dass die Distanz wieder etwas kleiner geworden war, auch wenn es vielleicht die falsche Methode wäre, sie ganz zu überwinden. Sanft legte er seine Arme um Conans Hüfte, hielt ihn leicht fest. "Ja, Kyoto liegt an den Bergen. Im Winter isses deshalb immer ziemlich zugeschneit. Und der Sommer is so heiß da", erklärte er den Jungen. Dieser lehnte sich leicht gegen Heijis Brust, schloss einen Moment die Augen. So konnte er ihm nahe sein. So und nicht anders. Es war schon kein komisches Gefühl, nun wieder dieses kleine Kind vor sich zu haben. Heiji konnte es sich nicht erklären, warum er nur jetzt so offen mit ihm umgehen konnte. Es änderte sich ohnehin nichts an seiner Erscheinung, ob er ihn nun Heiji oder Heiji-niichan nannte. Dennoch war es soviel einfacher ihn zu halten, zu berühren. Auch wenn Conan mit Sicherheit selbst über alles Bescheid wusste, erzählte Heiji von allem, an dem sie vorbeifuhren. Eine ältere Frau hatte sich inzwischen neben die beiden gesetzt. "So nen klugen großen Bruder haste da", sagte sie lächelnd zu Conan. Dieser nickte, wippte etwas herum. "Ich bin auch ganz stolz so einen Bruder zu haben", antwortete er. Nicht viel später stieg die Frau wieder aus. Noch eine Station, dann wären sie in Kyoto. Dort nahm Heiji den Jungen wieder an der Hand, führte ihn aus der Bahn. "Ich kenn mich hier leider auch nich so gut aus, aber wird werden schon was finden", meinte er nachdenklich. "Hier is sicher irgendwo ne Info" Conan nickte, lief artig neben Heiji her. Nun konnte er sich nicht mehr beschweren, dass Heiji so mit ihm umging. Er hatte es so gewollt. Er hatte es schon regelrecht verlangt, auch ohne Rücksicht darauf zu nehmen, wie es Heiji dabei ging. Während sich Heiji am Touristenstand um Stadtpläne kümmerte und sich ein paar Tempel einkreisen ließ, beobachtete ihn Conan. Es gab wohl nichts Schöneres, als bei ihm zu sein, doch gleichzeitig war es so schmerzhaft... Er wollte den Tag genießen, denn viel Zeit blieb ihm nicht mehr... und danach wäre wohl wieder alles so wie zuvor... Sie würden sich gelegentlich sehen, sich unterhalten, einen Fall lösen und jeder wieder nach Hause gehen. Mehr gab es da nicht. Deshalb waren ihm diese Tage hier so unendlich wichtig. Er sah auf ihre Hände, lächelte leicht. Heiji steckte mit der anderen Hand die Pläne ein, bedankte sich bei der Frau hinter der Theke. "Komm, Conan-kun" Heiji war aufgefallen, wie ihn Conan beobachtet hatte. Er musste etwas darüber schmunzeln. Es gab ihm ein seltsam beruhigendes Gefühl. Auch die Hand, die so weich in seiner lag tat gut. Zwar war er noch immer verwirrt darüber, dass Conan wohl schon wieder seine Ansicht geändert hatte, aber es hielt ihn nicht davon ab, die ganze Aktion doch irgendwie zu genießen. Natürlich war es schwer dabei seine Nähe nicht auszunutzen... aber wollte das Conan nicht selbst? Das wäre die einzige Erklärung dafür, warum er sich nun wieder so verhielt. Er wollte Heiji nahe sein. Wie oft hatte er schon Andeutungen gemacht, aber er selbst hatte sich immer zurückgehalten. Nun aber versuchte er das ganze etwas lockerer zu sehen, versuchte sich darauf einzulassen. Dank des Stadtplans, den Heiji mit sich trug, fanden die beiden ihren Weg zu mehreren Tempeln, sahen sich außerdem Gion und die Geikos dort an. Conan war bisher nicht gerade oft in Kyoto gewesen und so war es mal eine Abwechslung zu Tokyo oder Osaka. Kyoto war ganz anders, die Atmosphäre war anders und an den Tempeln trug er eine leichte Beklommenheit mit sich. Dennoch hatte er Freude daran so viele Orte zu sehen und als sich die beiden am Mittag in einem Café einfanden, bestellte er sich gleich zwei Stück Kuchen. "Wo gehen wir als nächstes hin?", fragte der Kleinere zwischen zwei Bissen. "Wie wärs mit nem Museum? Da kannst selbst du noch was lernen", schlug Heiji grinsend vor. Er griff nebenbei nach seiner Serviertte und tupfte etwas Sahne von Conans Mundwinkel. Als er jedoch die Zurückhaltung in Conans Augen sah, ließ er seine Hand sinken. Betretenes Schweigen trat ein. Schon wieder war er ihm zu nahe getreten, schon wieder hatte er die Grenze überschritten. Er sah zur Seite, doch Conan griff nach seiner Hand, musterte ihn ernst. "Heiji? Es ist okay." "Ists nicht! Siehst doch selbst, dass es nicht okay is! Du hast'n Problem damit.", gab dieser sofort zurück. Wieder litt die Stimmung. Stumm aßen sie die Kuchenreste, die noch auf ihren Tellern lagen. Diese Stille zwischen ihnen machte das alles nur noch schlimmer. Weder Conan, noch Heiji wusste, was er sagen sollte. Besonders, da das Café voller wurde, konnten sie sich ja kaum offen unterhalten. Conan schaffte es erst eine halbe Stunde später endlich die Distanz zwischen ihnen zu überwinden: "Museum finde ich gut! Lass uns ins Museum gehen, Heiji-niichan!" Gezwungenermaßen lächelte Heiji, nickte und erhob sich. Sie zahlten an der kleinen Kassentheke, verließen dann das Gebäude. Wieder griff Conan nach der Hand des Größeren, drückte sie leicht. "Es tut mir leid. Ich hätte das nicht sagen sollen...", meinte er, doch Heiji schüttelte nur den Kopf, zog ihn weiter. Er wollte nun nicht mehr darüber reden... Eigentlich wäre er nun viel lieber nach Hause gegangen. Kyoto zu besuchen hatte noch am gestrigen Abend so gut geklungen, doch nun wo sie hier waren, war das alles vergessen. Es war unangenehm und das, was sich nun zwsichen ihnen befand, schien sie, wie eine dunkle Wolke zu umschlingen, langsam zu erdrücken. Auch Conan war alles vergangen. Diese Wolke um sie, ließ ihn kaum atmen, sein Herz hatte sich schon mehrfach schmerzhaft zusammengezogen. Wie von selbst liefen sie dennoch in Richtung des Museums. Davor blieben sie stehen, sahen einander kurz an, ehe sie die nächste Ubahnstation betraten. Sie mussten dafür nicht reden. Blicke sagten soviel mehr als Worte je könnten. Es erschien Conan wie eine Ewigkeit, bis die nächste Ubahn fuhr. Endlich eingestiegen, ließ er sich auf einen Sitz sinken. Heiji nahm neben ihm Platz. "Heiji-niichan...? Kommst du heute Abend mit ins Bad?", fragte der Kleinere nach einiger Zeit. Diese kleine Frage brachte Heiji völlig aus dem Konzept. Er verkrampfte sich etwas, sah zögerlich zu dem Jungen neben sich. "Wanne is zu klein, weißte doch", hielt er den Schein in der Öffentlichkeit aufrecht. "Trotzdem... bitte!", quängelte Conan jedoch weiter, bis Heiji tatsächlich brav nickte. //Baden...? Mit dir? Warum?// Die Gedanken in Heijis Kopf überschlugen sich. Er wollte das nicht. Er hatte Angst. Es war, als würde ihn Conan mit Absicht in die Versuchung führen ihm zu nahe zu treten. Was sollte das? Nicht, dass er ihn nicht gerne begleitete, doch verstand er nicht, warum Conan plötzlich mit sowas ankam. //Dann seh ich dich als der kleine Junge, der du im Augenblick bist... Vielleicht wärs besser so? Vielleicht stößts mich ab...// Er war sich unsicher darüber, ob es tatsächlich so sein würde, aber er konnte ja nun schlecht etwas dagegen sagen. Auch Conan dachte darüber nach. War es gut gewesen das zu sagen? Während sie am Bahnhof den Zug wechselten und in die Schnellbahn stiegen, sah er zu Boden, ließ sich an der Hand von Heiji mitziehen. Unterschied Heiji so strikt zwischen Conan und Shinichi? War es für ihn deshalb falsch? Er hatte ihm gezeigt, dass er nicht abgeneigt war, Shinichi nahe zu sein, doch bei Conan war das anders? Weil er ein Kind war? War es sein Körper, den er mochte? Doch was hieß schon "mögen"? Er wusste doch nicht einmal, ob Heiji dasselbe Interesse an ihm hatte, wie er an dem Jungen aus Osaka hatte. Vielleicht zwang er ihn nun zu etwas, was dieser ekelhaft fand? Doch warum hätte er ihm im Onsen so nahe kommen sollen, wenn er angewidert von ihm gewesen wäre? Auch sein Blick dort... er hatte Bände gesprochen. Heiji wurde aus seinen Gedanken aufgeschreckt, als Conan plötzlich seine Hand ergriff, darüberstrich. Er lehnte sich an den Größeren, schloss die Augen. Langsam hob dieser seine Hand, legte den Arm vorsichtig um Conan. Ob sein Kinderkörper schon wieder erschöpft war? Er sagte nichts dazu, ließ es einfach geschehen, dass sich der Junge etwas an ihn schmiegte. Auch er selbst lehnte sich zurück, döste ein wenig vor sich hin. Erst kurz vor Osaka schlug er die Augen wieder auf, zog seinen Arm zurück und stand auf. Conan schlief noch immer und er hob ihn sanft hoch, trug ihn nun zur nächsten Ubahn. Als sie dort saßen, erwachte der Kleinere, sah sich um und blinzelte verwirrt. "Hast lang geschlafen", stellte Heiji schmunzelnd fest, als er merkte, dass der Junge endlich aufgewacht war. "Tut mir leid... ich war irgendwie erschöpft", antwortete Conan, lächelte schwach. Nicht mehr lange, dann waren sie wieder bei Heiji. Er fühlte sich komisch bei dem Gedanken daran, dass sie später baden gingen, doch hatte er es sich selbst ausgesucht, dass es so kommen würde. Vielleicht würde er ihn abschrecken... wer wusste das schon...? Heiji sah auf Conan runter. Beiläufig folgte er den Stationen, die per Durchsage angekündigt wurden. Im Onsen war es eine Sache gewesen. Doch bei ihm war es viel intimer... Kapitel 21: Ran (Minikapitel) ----------------------------- Wie war das alles so weit gekommen? Ich versteh es nicht recht. Sonoko erzählt mir irgendwas von Makoto. Ich möchte ihr gar nicht zuhören. In letzter Zeit ging einfach alles drunter und drüber. Und zwischen alledem ist da Shinichi... Es war am 23. März gegen halb vier. Da hatte das Telefon geklingelt. Shinichi war dran. "Warte nicht auf meinen nächsten Anruf", hatte er gesagt, "Lebe wohl". Das waren seine letzten Worte gewesen. Ich hatte den Hörer fallen gelassen. Meine Hände waren schweißnass gewesen... meine Finger hatten gezittert. Nach so langer Zeit... Ständig hatte er mich vertröstet. Es war okay gewesen. Er hatte mir doch versprochen zurückzukommen. Doch nun war das alles vorbei. Es war, als wäre ich in ein Loch gefallen. Dann war da Conan. Wie er mich in den Arm genommen hat... Wie er gesprochen hat. Er hat mich so an ihn erinnert. Nun, wenn ich so darüber nachdenke, war Conan immer da. Als Shinichi gegangen war, tauchte Conan auf. Er hat mich über all die Zeit begleitet. Er war bei mir, wannimmer ich Shinichi gebraucht habe. Er hielt meine Hand, hat mich getröstet. Ich habe mit ihm über alles gesprochen. Er war an meiner Seite, antwortete jedes Mal mit "Shinichi-niichan würde..." oder "Shinichi-niichan hätte...". Manchmal klang es so, als wäre er es, der "würde" oder "hätte", nicht Shinichi. Es war fast, als wäre Shinichi bei mir... Manchmal hat er sich so anders benommen, so erwachsen. Wie oft kam es vor, dass ich zu ihm gesagt habe, dass er Shinichi sei. Immer kam er mit einer seltsamen Ausrede oder es ist irgendwas passiert, das es unmöglich gemacht hat. Es ist doch ohnehin absurd. Wie soll dieser kleine Junge Shinichi sein? Über meine eigene Gedanken musste ich lachen. Natürlich war es absurd... Nur einfach... diese vielen Zufälle. Gab es sowas denn? Und nun gehe ich mal wieder mit Sonoko einkaufen. "Vergiss ihn! Es gibt so viele tolle Kerle!", hatte sie gesagt. Aber was, wenn ich diese ganzen tollen Kerle nicht will? Ich möchte nur Shinichi... den Shinichi, der seit der Grundschule immer bei mir gewesen ist. Ein leises Seufzen entfuhr mir. "Hey, hörst du mir überhupt zu?", fragte Sonoko. "Was? Oh, tut mir leid, ich war gerade in Gedanken...", antwortete ich. "Es geht wieder um Shinichi, oder?" Leicht nickte ich. Jetzt waren weder Shinichi hier, noch was es Conan. Er war mit dem Professor unterwegs. In seiner Nähe fiel es mir immer so einfach zu lächeln, doch alleine mit Sonoko war es schwieriger. Ich wollte ihr den Tag nicht versauen, immerhin hatte sie sich schon lange darauf gefreut mit mir einzukaufen und danach noch ein wenig in den Park zu gehen. "Wie wärs, wenn du ihn einfach nochmal anrufst?", meinte sie und musterte mich nachdrücklich. "Ich weiß nicht. Ich denke nicht, dass er das will", antwortete ich. Er hatte wirklich nicht so geklungen, als würde er mich jemals wiedersehen sollen. "Lebe wohl" war etwas Endgültiges. Es war etwas, nachdem man sich nicht mehr sehen würde, nie wieder sprechen würde, es hieß man würde von jetzt an getrennte Wege gehen. Es war in Ordnung. Manchmal musste sowas sein, doch Shinichi... warum gerade er? Und das alles wegen einem Fall? Immer schiebt er alles auf Fälle ab. "Ich habe keine Zeit, ich hab hier einen schwierigen Fall" Er wollte mich nie in irgendwas reinziehen, doch gerade das machte es so viel schwerer. "Ran, nun hör mir doch mal zu!", hörte ich auf einmal wieder die laute Stimme meiner Freundin. War ich schon wieder abgeschweift? Daheim war es einfacher. Paps bekamm ohnehin nichts von dem mit, was in mir vorging. Es war doch immer Yoko... Jedes Mal Yoko. "Tut mir leid... ich fühl mich nicht so gut", antwortete ich auf Sonokos Worte. "Vielleicht sollte ich lieber heim gehen. Ich muss auch noch so viele Hausaufgaben erledigen... Ich will nicht wieder am letzten Tag der Ferien dasitzen und alles machen müssen. Bis dann." Ich schenkte ihr nur ein kurzes Lächeln, wandte mich dann ab und machte mich auf den Heimweg. Vielleicht bräuchte ich einfach ein paar Tage Ruhe. Aber hatte ich nicht schon genug Zeit für mich? Es war schon zwei Wochen her, oder? Warum also noch immer? Daheim schloss ich die Tür auf, stieg aus meinen Schuhen und betrat die Wohnung. Paps war im Büro. Ich hatte ihn reden gehört. Also hatte ich meine Ruhe... Ich ging in mein Zimmer und holte tatsächlich meine Bücher raus, um mich damit zu befassen. Doch eigentlich... Erneut entfuhr mir ein lautes Seufzen. Ich nahm mein Handy, klappte es auf. Wie es ihm wohl ging? Ich schüttelte den Kopf. Nein, ich durfte über sowas nicht nachdenken. In den letzten Tagen, bevor Conan gegangen war, war es doch so einfach gewesen. Und das Hanami war auch schön. Doch nun, mit dieser Stille in der Wohnung... Vielleicht war sie das Problem? Diese Stille? Vielleicht bräuchte ich eher Conan hier. Aber ich konnte ihn ja hier auch nicht einsperren. Er brauchte auch Zeit mit seinen Freunden... Er war doch so gerne mit ihnen unterwegs. Nachdenklich drehte ich den Stift in meiner Hand, doch mein Blick wanderte immer wieder zu dem Handy, das aufgeklappt neben mir lag. Genervt griff ich es, schloss es wieder und warf es aufs Bett, ehe ich mich nun wirklich den Hausaufgaben zuwandte. Es war, wie immer, wahnsinnig viel. Was dachten sich die Lehrer eigentlich? Ständig Hausaufgaben. Selbst in den Frühlingsferien. Sie waren doch sowieso bald wieder rum. Dann würde auch Conan wiederkommen und es würde einfacher sein. Warum musste er eigentlich die ganzen Ferien wegbleiben? Ein paar Tage würden es doch auch tun. Aber nein... Aufgabe zehn von... wieviele waren das eigentlich insgesamt? Ach, besser nicht nachschauen. Vielleicht sollte ich mich einfach nur darauf freuen bald wieder in die Schule zu können? Dann hätte ich wieder Ablenkung... Plötzlich schreckte ich jedoch zusammen. Mein Handy hatte vibriert. Schnell stand ich auf, ging zum Bett und griff danach. Eine Mail. Von Ai. Ai? Wieso bekam ich eine Mail von ihr? Doch ich öffnete sie und las sie. Wie geht es dir? Ich habs von Edogawa gehört. Shinichi ist ein egoistischer Idiot manchmal. Aber es ist besser ein Ende zu sehen, als ewig zu warten, oder? Immer wieder las ich die E-Mail durch. War das wirklich ein Kind? Manchmal kam sie mir genauso vor wie Conan. Da gab es diese Phasen, in denen sowohl er, als auch sie, plötzlcih erwachsen schienen... So als wären sie schon viel älter. Doch auch das war sicher nur Zufall. Oder ich bildete es mir nur ein. Sollte ich antworten? Was sollte ich denn sagen? Schließlich entschied ich mich für etwas ganz Einfaches. Keine Sorge, mir gehts gut, Ai-chan. Das wäre doch in Ordnung, oder? Sie war ein Kind, also würde sie sowas auch nicht hinterfragen. Sie würde das sicher auch Conan schreiben. Er sollte sich keine Sorgen machen. Ein Kind sollte ein freies Leben haben, ohne Probleme, ohne Sorgen und ohne Mühe. Wenn er älter war, hätte Conan noch genug Zeit sich um alles zu sorgen und zu bemühen. Ich nickte mir selbst zu, strich den nächsten Tag auf dem Kalender durch... Kapitel 22: Ai (Minikapitel) ---------------------------- „Haibara, komm nach vorne an die Tafel“, rief die Lehrerin das Mädchen auf. Als es nicht gleich reagierte, wandten sich einige Köpfe zu ihm um. „Haibara!“, wiederholte die Lehrerin erneut. Einige begannen zu lachen und Conan warf der Angesprochenen eine Papierkugel gegen den Kopf. „Haibara!“, zischte auch er. Nun erst reagierte sie, blickte verwirrt auf. Viel zu sehr war sie in Gedanken gewesen. „Was... ist?“ „Du sollst nach vorne kommen und die Rechnung lösen!“, bekam sie schroff zur Antwort, „Wo bist du nur wieder mit deinen Gedanken? Das kommt in letzter Zeit häufiger vor“ „Es tut mir sehr leid“, entschuldigte sich Ai jedoch nur, ging nach vorne und schrieb die Lösung hin, ehe sie sich wieder setzte. Tatsächlich war sie in letzter Zeit wirklich abgelenkt. Sonst folgte sie dem, für sie ziemlich langweiligen Unterricht doch recht aufmerksam. Doch seit Conan damit angefangen hatte, die ganze Zeit nur von Osaka und Heiji zu sprechen, war es irgendwie anders. Sie machte sich schon fast mütterliche Sorgen um ihn. Zwar waren sie vom Alter gerade einmal ein Jahr auseinander, doch die Naivität und Conans kindliches Verhalten machten es ihr unmöglich nicht so zu denken. Es war gerade die letzte Woche vor den Ferien angebrochen und Ais Gedanken überschlugen sich. Sie würden sich zum Hanami noch einmal sehen und dann würde er gehen. Conan war klug, wenn es um irgendwelche Fälle ging. Doch emotional konnte er einfach mit nichts umgehen. Deshalb machte sie sich wirklich Sorgen, ob er die Zeit bei Heiji klarkommen würde. Bei Ran hatte man ja schon gesehen, wie er sich nun mal des öfteren anstellte. Es hatte ihr immer sehr viel an Ran gelegen, doch dass er tatsächlich an Heiji interessiert war, überraschte sie noch immer, wo sie doch zuvor vermutet hatte, es ginge um Kazuha. Kopfschüttelnd sah sie zu Conan, der genauso wenig dem Unterricht folgte, wie sie selbst es tat. Doch selbst wenn Conan nicht klar kommen würde, wäre er vermutlich zu stolz, um sie um Hilfe zu bitten. Sie nahm es ihn nicht übel, nahm sich auch vor, den Jungen nicht zu seinem Glück zu zwingen, wenn er nicht von sich aus auf sie zu kam. Sie wollte ja auch nicht, dass zwischen ihnen beiden wegen so etwas alles in die Brüche ging. Deshalb akzeptierte sie Conans verschlossene Art, wenn es um seine Gefühle ging. Je weiter die Zeit voranschritt, desto nervöse wurde sie. Bei dem Hanami, dass sie gemeinsam abhielten, war sie ebenso wenig bei der Sache, wie auch die Tage zuvor. Einige Male war Conan in Versuchung das Mädchen darauf anzusprechen, doch hätte das nicht irgendjemand mitbekommen? Außerdem würde es nur zu einer unnötigen Diskussion kommen, das ahnte er. Also ließ er es bleiben. Und auch Ai wagte nicht den Jungen anzusprechen. Am Tag seines Aufbruchs verabschiedete sie sich noch von ihm. „Melde dich, wenn du Hilfe brauchst.“, sagte sie noch, doch Conan hatte nur genickt. Das hieß wohl nein. Er würde sich nicht melden. Natürlich nicht. Sie verzog ihr Gesicht leicht, beließ es aber dabei. Er würde schon wissen, was er tat... Über diesen Gedanken verdrehte sie die Augen. Conan der Gefühlskrüppel würde mit Sicherheit eben nicht wissen, was er tat... Aber gut, sie konnte ihm da ja nicht reinreden. Die ersten Tage verliefen recht schweigend zwischen ihr und Conan. Zwar kamen wenige Mail, aber es überraschte sie nicht. Außerdem war der Beginn der Ferien wohl am leichtesten zu Überbrücken. Erst, wenn man lange Zeit miteinander verbrachte, kamen doch meist die Probleme auf. Dass sie damit wirklich richtig lag, zeigte das klingelnde Handy mitten in der Nacht. "WEISST DU EIGENTLICH WIE SPÄT ES IST?!", rief sie so laut in den Hörer, dass sie wirklich besorgt darüber war, ob sie nicht den Professor damit weckte, der nur wenige Zimmer weiter im Bett lag und schlief, genau so, wie sie es auch noch vor wenigen Sekunden getan hatte. Doch sie konnte nicht lang böse sein, als sie hörte, was ihr Conan zu sagen hatte. Er war Shinichi? Er war gewachsen? Er hatte seinen Körper zurück? So lang schon arbeitete sie an einem Mittel dagegen und nun war er von irgendwas wieder groß geworden? Aber mit Sicherheit wäre auch das kein Dauerzustand. Weder Medizin noch Alkohol und auch nicht ihre Tabletten, die sie entwickelt hatte, konnten Conan in einem längeren Erwachsenenzustand halten. „Was machst du nun wegen Heiji?“, fragte Ai nach. Er musste es ihm sagen. So wie er Conan kannte, war dieser geflohen und versteckte sich nun vor Heiji. Dabei sollte er doch ehrlich sein. Er sollte ihm sagen wer er war, was er empfand. Das war das Wichtigste. Heiji musste davon erfahren. Auch auf die Gefahr hin, dass er den Kontakt zu Conan abbrechen würde, was ja doch recht nahe lag. Es wäre ihm sicher nicht ganz angenehm zu wissen, dass Conan bei ihm war, weil er etwas für ihn empfand. Dass sie beide männlich waren, machte die Sache nur noch komplizierter. Doch man konnte es ja nicht so einfach ändern. So war es jetzt nun einmal. Auf ihr Drängen und Fordern bekam Ai nur wenig Reaktion, bis Conan schließlich auflegte. Sie ließ sich zurück ins Bett sinken, in dem sie sich aufgesetzt hatte, seufzte tief. Kopfschüttelnd strich sie über das Display ihres Handys. Conan machte sich alles so kompliziert. Er musste endlich ehrlich sein, über seinen Schatten springen. Anders würde er die Sache ohnehin nicht lösen können. Oder wollte er ihm auf ewig etwas vorspielen? Das wäre verlogen. Sie sorgte sich so sehr um ihn, dass sie den Rest der Nacht kein Auge zumachte. Stattdessen brühte sie sich einen Tee auf, setzte sich vor den Fernseher und begann irgendwelche sinnlosen Gameshows zu schauen. Immer wieder sah sie dabei auf ihr Handy, klappte es auf und ging ihre Mails durch. Dabei stieß sie wieder auf Rans Mail, die sie auf die Nachfrage bekommen hatte, wie es ihr nun wegen Shinichi ging. „Keine Sorge, mir geht’s gut, Ai-chan“, hatte sie geschrieben. Mit Sicherheit ging es Ran nicht gut... es konnte ihr gar nicht gut gehen. Da hatte sie so lange gewartet, nur um jetzt eine Abfuhr zu erhalten. Dennoch war das besser. Sie würde ihr auch nicht sagen, wodurch es zu diesem Ende gekommen war. Das sollte Conan selbst tun, wenn er vielleicht irgendwann dazu bereit war. Sie glaubte selbst nicht daran, glaubte auch nicht, dass dieser nun Heiji alles erzählt hatte oder noch erzählen würde. Auch die folgenden Tage gingen wieder schweigend vorbei... Ob er Heiji schon gebeichtet hatte? Sie wollte eigentlich mehr erfahren, doch es war nicht mehr allzu lange bis zu Conans Rückkehr. Dann konnte sie ihn noch immer darauf ansprechen... Also beließ sie es vorerst dabei und wartete ab. //Mach nichts Dummes, Kudō...// Kapitel 23: Kazuha (Minikapitel) -------------------------------- //Conan, Conan, Conan... im Augenblick haste nix anderes im Kopf// Kazuha verzog genervt das Gesicht bei diesem Gedanken. Sie lag auf ihrem Bett, sah auf das Handy. //Und dann bekommst es nich mal hin ihm zu schreiben? Idiot// Langsam rollte sie sich auf den Bauch, strich sich durch die langen braunen Haare. //Conan hier, Conan da...// Morgen wäre es soweit. Da würde er nach Osaka kommen. Sie seufzte tief auf, zwang sich zu einem Lächeln. Eigentlich war es ja nicht schlimm. Heiji zauberte es immerhin jedes Mal ein Lächeln aufs Gesicht, wenn sich der Kleine meldete. Allerdings war es doch sehr enttäuschend, dass nicht auch sie mal der Grund sein konnte. //Du weißt mich in letzter Zeit ständig ab...// Wenn sie sich beim Laufen bei ihm einhakte zog er sich zurück, wenn sie im Kino näher rutschte, wich er auch immer ein wenig vor ihr. Dabei hatte er doch sonst nie was gegen sie gehabt. Sie konnte es sich einfach nicht erklären. Der Blick des Mädchens wanderte zum Tisch, auf dem die Onsen-Gutscheine lagen. Heiji würde mitkommen... und Conan natürlich auch. Aber das war okay, oder nicht? Sie hatte schließlich auch eine Freundin dabei. Danach würden sie noch essen gehen. Vielleicht konnte sie dann bei ihm sitzen? Doch Kazuha schüttelte den Kopf. Als ob Heiji sie neben sich sitzen lassen würde, wenn Conan da war. Er war ja sein Schützling. Er musste auf ihn aufpassen oder so... So ganz vermochte sie es auch nicht zu verstehen, was das überhaupt zwischen den beiden war. Sie hatten doch auch schon die Freunde von Conan kennengelernt. Ayumi, Genta und Mitsuhiko. Auch die kleine Ai. Aber Heiji kam nur mit Conan richtig klar... Mit Ai funktionierte es auch. Aber die anderen hätte er am liebsten immer weggeschickt, das war ihm anzusehen. Nachdenklich runzelte sie die Stirn. Warum ging es nur immer um ihn? Er war ein kleiner, dummer Junge. Er konnte doch gar nichts. Findest du Heiji auch komisch, wenn er mit Conan unterwegs ist? Sie schrieb diese Mail an Ran zwar, schickte sie allerdings nicht ab, sondern löschte sie wieder. Conan... er war doch auch irgendwie anders, oder? Wenn er mit Heiji zusammen war, tuschelten sie immer und irgendwie klang er nicht mehr ganz so kindlich, wie Ran es manchmal erzählte. Also war nicht nur Heiji komisch, sondern auch Conan. //Ich verstehs einfach nich// Kazuha schmiss ihr Handy ans Fußende des Bettes und erhob sich. Dann aber griff sie wieder danach, rief Heiji an. „Hallo, ich bins... der Kleine kommt doch morgen. Lass uns vorher noch was unternehmen.“ Zumindest zusammen Frühstücken konnten sie ja gehen. „Okay, dann um 10Uhr. Bei mir? Klar, bis morgen!“ Sie legte auf und ein Lächeln zierte ihre Lippen. Er würde tatsächlich hier her kommen und sie abholen? Das war aber mal nett!“ Diese Nacht konnte Kazuha höchst zufrieden schlafen. Am nächsten Morgen stand sie zeitig auf, richtete sich her und wartete auf Heiji, der wenig später klingelte. Sie öffnete die Wohnungstür, lächelte leicht. „Guten Morgen!“ Er erwiderte ihr Lächeln. „Moin, gehen wir?“ Sofort nickte sie, stieg in ihre Schuhe und verließ die Wohnung, nach einem kurzen Blick zurück. Da sie im ersten Stock wohnte, liefen sie die Treppe runter und Kazuha begann herumzualbern. Es kam, was kommen musste. Sie stieß ihm leicht gegen die Schulter, Heiji verlor das Gleichgewicht und fiel die letzten paar Stufen. „Ah, du blöde Kuh! Was soll der Mist?!“ Langsam setzte sich der Junge auf, spürte eine Warme Flüssigkeit, die von der Stirn herunterlief. Er strich darüber: Blut. Na toll, nun war er auch noch verletzt. Außerdem tat seine Hand weh, mit der er sich abgestützt hatte. „Heiji! Tut mir leid! Das wollt ich nich!“ Kazuha war sofort an seiner Seite, zog ein Tuch aus ihrer Tasche und begann seine Stirn abzutupfen, während sie ihr Handy zog. Sie rief den Notarzt an, übertrieb sie doch immer gerne. Heiji rieb sich das Handgelenk. „Nich! Hör auf, es ist vielleicht gebrochen“, entgegnete Kazuha jedoch und sah ihn unsicher an. Das hatte sie wieder fein hingekriegt... Heiji war sicher ziemlich sauer auf sie... Während der Fahrt zum Krankenhaus, in dem Heijis Handgelenk geröntgt werden sollte, sprach er kein Wort mit Kazuha. Erst, als er mit verbundenem Handgelenk und verarzteter Stirn auf dem Bett saß, erhob er seine Stimme. „Kannst froh sein, dass sonst nix weiter passiert is. Du musst dann aber Conan für mich abholen gehen“ Er verzog das Gesicht und Kazuha nickte. Natürlich hatte sie nun keine andere Wahl. Sie zog ihr Handy, ließ sich von Heiji Conans Nummer geben und begann ihm zu schreiben. Ich komme dich abholen. Heiji ist im Krankenhaus. -Kazuha Es klang wohl schlimmer als es war, doch Conan würde ja ohnehin früh genug erfahren, was passiert war. Ausführlich erklären mochte sie nun nicht. Sie spürte Heijis Blick auf sich, steckte ihr Handy ein. „Schau nich so... hab doch gesagt, dass es mir leid tut. Hab mir den Tag auch anders vorgestellt“ Damit wandte sie sich ab und verließ das Zimmer. Noch immer hatte sie nichts gegessen, Heiji ebenso wenig, und deshalb ging sie was für sie beide besorgen. Mit einer Tüte vom nächsten 24Stunden-Markt kam sie wieder, breitete alles auf dem Bett aus. Noch sollte Heiji nicht aufstehen, da die Ärzte meinten, er solle sich wegen seines Kopfs schonen. Also machten sie ein Bettgelage und aßen hier, bis Kazuha Conan abholen ging. Vor dem Onsen würde sie Heiji sicher nicht mehr sehen. Lediglich nochmal kurz, wenn sie Conan abgeliefert hatte. Doch so freute sie sich nur noch mehr auf den Tag im Onsen. Wie sie erwartet hatte, hielt sich Heiji jedoch abermals von ihr fern, nahm stattdessen Conan an der Hand. Missmutig betrachtete sie die Szene. Aber auch nach dem Onsen setzte sich das ganze weiter fort. Zwar hatte sich Kazuha bei ihrer Freundin lang und breit ausgelassen, doch versuchte sie es weiter beim Essen. Hier hatte sie ebenso keine Chance, was sie zunehmend bedrückte. Das allein war nur Conans Schuld. Ständig ging es nur um ihn... Als Heiji Conan aus dem Taxi hob und ihn ins Haus trug, sah sie den beiden nach, schenkte Heiji noch ein Lächeln, das er zaghaft erwiderte, ehe er sich umdrehte. Irgendwie fühlte sich Kazuha, als wäre dies der endgültige Abschluss all dessen, was sie jemals zwischen einander gehabt hatten... Kapitel 24: Seifenblasen ------------------------ „Ein Ticket für'n 20. nach Tokyo“, sagte Heiji zu dem Mann am Ticketschalter. Dieser gab nach kurzer Rückfrage über die Uhrzeit etwas in seinen Computer ein, Heiji zahlte und nahm dann das ausgedruckte Ticket entgegen, reichte es Conan. Dieser steckte es ein, nachdem er kurz darauf gesehen hatte. „13.21Uhr“, sagte er leise, blickte zu Heiji auf. Sie hatten noch den heutigen Abend und morgen den Tag im Freizeitpark. Dann fuhr er zurück. Es war besser so. Das wusste er. Bis sie bei Heiji angekommen waren, sagte keiner ein Wort. Es gab nichts mehr zu sagen, nichts mehr zu klären. Zumindest schien es nach außen hin so. Doch in den beiden ging ganz anderes vor sich. Auf dem Weg zum Zimmer, sahen sie beide in Richtung Bad. Wäre das gut? Durfte wirklich geschehen, was geschehen würde? Konnte Heiji ihn überhaupt begleiten? Es war nicht unbedingt ungewöhnlich, zumindest bei Geschwistern, doch das waren sie nicht. Conan sah nur im Augenblick sehr danach aus. Die folgenden Worte machten es Heiji auch nicht viel einfacher: „Heiji-niichan? Es war toll in Kyoto. Die Tempel waren sooo groß!“, sage Conan auf seine sehr kindliche Art und Weise. Vielleicht würde es dem Jungen aus Osaka dadurch leichter fallen? Er konnte ja nicht wissen, dass das Gegenteil der Fall war. //Warum hört er nich auf? Kann er nich mal sein wer er is?// Es belastete Heiji. Dieses Hin und Her zwischen ihnen beiden. Mal war er Shinichi, verhielt sich seinen siebzehn Jahren entsprechend und dann war er wieder dieser kleine Junge, den er äußerlich nun mal darstellte. Deshalb konnte er auch nichts dazu sagen. Mit einem Nicken zeigte er lediglich, dass er die Worte gehört und verstanden hatte. Mehr war ihm in diesem Moment nicht möglich. Als seine Mutter folgend zu ihnen kam, war er unglaublich dankbar dafür, denn die Luft schien zum Schneiden dick zu sein. „Habt ihr Hunger, ihr beiden? Oder habt ihr unterwegs gegessen? Sonst würde ich mit dem Essen anfangen...“ Conan lächelte breit. „Wir haben nur Kuchen gegessen, heute Mittag. Ich hab riesigen Hunger!“, sagte er sofort. Die Frau lachte und nickte. „Dann bereite ich das Essen vor. Ihr könnt ja bis dahin baden gehen? Es wird sicher noch ein wenig dauern. Wenn du möchtest, kannst du aber einen Apfel haben, damit du nicht verhungerst“ Leicht schüttelte Conan den Kopf. „Danke“ Baden. Nachdem sich Heijis Mutter wieder abgewandt hatte, stand dieses Wort im Raum. Heiji und Conan sahen sich nicht an. Baden. In diesem Moment klang es wie etwas Verbotenes. Baden. Die nächsten fünf Minuten zogen sich für Conan hin, als wären es fünf Stunden. Dann aber schien es, als hätte er seine Stimme, die er verloren hatte, wiedererlangt und er blickte zu Heiji. „Komm. Du hast gesagt, du begleitest mich.“, sagte er ernst. Leicht schrak Heiji zusammen. Ob es nun die Worte waren, die so plötzlich kamen, oder deren Bedeutung, konnte Conan nicht ausmachen. Er wandte sich nur noch ab, verließ das Zimmer mit seinem Pyjama, den er vom Futon genommen hatte. Damit lief er in Richtung Badezimmer, ließ die Tür jedoch offen. Er zog sich noch nicht aus, wartete ab und lauschte den Geräuschen im Haus. Es dauerte etwas, ehe er Heijis Schritte auf dem Flur vernahm. Heiji trat etwas ins Bad, lehnte sich gegen den Türrahmen des Vorraums und musterte Conan kurz, ehe er einen weiteren Schritt machte und die Tür hinter sich schloss. „Ist es, weil ich ein Kind bin?“, fragte Conan nach, blickte zu ihm auf. „Mag sein“, antwortete der Größere schlicht, begann sich auszuziehen, ohne Conan noch einmal Beachtung zu schenken. Noch zögerte dieser, zog sich dann aber ebenfalls aus und trat in den Dusch- und Baderaum*. Heiji ging ihm nach, auch wenn er ebenso unsicher war wie Conan. Er blickte zu ihm, deutete auf den Hocker, der vor der in der Wand eingelassenen Dusche stand. „Setz dich“, forderte er ihn auf. Conan nahm langsam und zögernd Platz, während sich Heiji hinter ihn kniete und einen Schwamm nahm. Die ganze Situation erschien Heiji so irreal. Da saß dieser kleine Junge von sieben Jahren vor ihm, der doch tatsächlich viel älter war. War es denn dann verwerflich ihn zu berühren? Eigentlich war er ja nicht so jung... Es dauerte noch eine ganze Weile und Conan war kurz davor die seltsame Situation abzubrechen, als der Größere den Schwamm in Duschschaum tränkte und begann den Rücken des Jungen zu waschen. Conan beobachtete ihn im Spiegel. Heiji spürte den Blick, sah auf und erwiderte ihn, wenngleich nicht allzu viel zu sehen war. Mit einer Hand wischte Conan das Glas von der Hitze und Feuchtigkeit beschlagene Glas des Spiegels wieder frei. Langsam sank der Schwamm zu Boden und Heiji konzentrierte sich mehr auf den Augenkontakt, den sie nun hatten. Sein Herz schlug ihm bis zum Hals. „Ich gehe... nicht kaputt“, wisperte Conan. Leicht biss sich Heiji auf die Unterlippe. „Sieh dich an. Ich kann nich anders als so vorsichtig zu sein“, entgegnete er. Diese Worte trieben Conan wieder ein Messer in die Brust. „Ich bin... siebzehn, Hattori!“, gab er zurück. „Ich seh nen kleinen Jungen vor mir. Ich seh Conan. Und das is auch das einzige, was mich von Dummheiten abhält“ Er war nicht ganz ehrlich damit. Doch es war ihm das Einfachste, auf die Art zu antworten. Leicht verkrampfte sich Conan, stand auf und wandte sich ab. Sofort griff Heiji nach dem Duschkopf, spülte Conan vorsichtig ab. „Dummheit. Was für eine Dummheit? Warum sollte es eine Dummheit sein, was immer du tun willst?“, sagte Conan verletzt und Heiji zögerte. Er konnte ihm nicht nahekommen. Nicht in dieser Situation. Langsam streckte er seine Arme nach Conan aus, ließ sie jedoch etwas hilflos wieder sinken. „Du bist'n Kind, Kudou!“ Die Finger des Kleineren zitterten. Er war kein Kind. Er war siebzehn. Er war genauso alt wie Heiji. Er hasste diesen Körper, er hasste, dass er nicht sein konnte was er war. Er hasste das alles. Gerade wollte er einfach aus dem Bad gehen, als Heiji seine Stimme erhob. „Es tut mir leid... Ich...“ „Spar's dir...!“ Conan funkelte ihn leicht an, konnte jedoch nicht wirklich böse sein. Irgendwo verstand er Heiji doch. Dennoch saß der Schmerz so tief. Vielleicht lag es nun an ihm etwas zu tun... Er war sich nicht sicher. Was sollte er denn tun? Auf was sollte das alles hier hinauslaufen? Er wusste ja nicht einmal, was er sich aus alledem erhofft hatte. Es herrschte einige Zeit Stille zwischen ihnen, bis Conan nun den ersten Schritt machte. Er griff Heijis Hand, zog ihn daran zum Hocker. „Setz dich hin, Heiji-niichan“, meinte er mit kindlicher Stimme. Vielleicht wäre es auf diese Weise einfacher, auch wenn er sich damit selbst verraten würde. Es kostete Heiji ziemlich Überwindung sich nun zu setzen, doch er nahm Platz und Conan wusch seinen Rücken. Fast ehrfürchtig strich er mit dem Schwamm über die braungebrannte Haut. Seine andere Hand hob sich und er legte sie zärtlich auf seinen Rücken. Eine Gänsehaut breitete sich auf Heijis Körper aus. Conan bemerkte dies, strich sanft seine Wirbelsäule vom Nacken an nach unten, stoppte jedoch auf Höhe der Taille. Heiji spürte diese kleine Kinderhand, schluckte schwer. Er konnte es nicht einfach so genießen. Dort hinter ihm stand ein Kind. Ein siebenjähriges Kind. Leicht vergrub er das Gesicht in den Händen, was Conan stoppen ließ. „Es tut mir leid“, sagte er leise und Heiji schüttelte den Kopf. Conan griff nun den Duschkopf, spülte Heiji vorsichtig ab, bis aller Schaum im Abfluss verschwunden war. Heiji stand auf, hob Conan nun einfach auf die Arme und trat mit ihm zur Wanne. In diese stieg er hinein, hielt Conan auf seinem Schoß und drückte ihn zärtlich an sich. „Deine Haare sind noch gar nicht gewaschen“, raunte Heiji dem Kleineren zu, als er sein Gesicht etwas in sein Haar geschmiegt hatte. Dieser schmunzelte etwas. „Ist deine Schuld. Du hast dich ja nicht darum gekümmert“, antwortete er, wobei ja auch Heiji noch keine gewaschenen Haare hatte. Für einen Moment schien es, als wäre alles okay zwischen ihnen. Sanft pustete Heiji etwas Schaum von Conans Schulter, den er nicht richtig abgespült hatte. Wieder dieses Schweigen zwischen ihnen, das alles nur noch mehr erschwerte. Noch immer hatte Heiji seine Arme um Conan gelegt und dieser strich sie sanft entlang. Heijis Arme waren so muskulös durch das ständige Kendou-Training. Sein Körper schien so steinhart und durchtrainiert. Er lehnte sich etwas dagegen und wurde von Heiji mehr in die Arme geschlossen. Diese Intimität zwischen den beiden war so besonders, so speziell. Langsam schloss Conan die Augen, versuchte sich mehr zu entspannen, doch lang hielt dieser Moment nicht an, denn er fühlte Heijis Hand, die sich auf seine Brust legte. Sofort riss er wieder die Augen auf. Was tat er da? Doch so schnell diese Berührung gekommen war, so schnell war dieses Gefühl auch schon wieder weg. Heiji hatte seine Hand wieder etwas entfernt. Er hatte sich bewusst machen müssen, dass Conan, nein Shinichi, im Moment nun mal der kleine Junge Conan war. Hätte eben dieser Junge gewusst, was in Heiji vorging, wäre er wahrscheinlich gegangen. Doch so konnte er sich einfach keinen Reim darauf machen. Er konnte gar nicht sagen, wie lang sie dort in der Wanne saßen, wie oft ihn Heiji berührte und sich wieder zurückzog. Er wunderte sich, doch sagte er nichts dazu. Vermutlich war das besser. Immerhin hatten die falschen Worte schon vieles zwischen ihnen in Frage gestellt. //Ein Kind... ein Kind...//, sagte Heiji in Gedanken immer wieder zu sich selbst. Nein, Shinichi war kein Kind. Doch er musste ihn als ein solches sehen. //Pädophil// Dieses Wort grub sich immer tiefer in ihn. „Hattori?“ Wieder mit seinem Nachnamen? Was sollte das? „Hm?“, machte der Größere. Conan sprach jedoch nicht weiter. Er senkte nur etwas den Blick, ehe er sich löste und aus der Wanne stieg. Er wandte sich zu Heiji, der folgen wollte, doch schüttelte der den Kopf. „Bleib“, befahl er ihm schon fast und Heiji hörte darauf. „Was fühlst du, wenn du diesen Körper siehst?“, fragte er leise nach. Endlos lange schien Heiji zu überlegen. Er versuchte passende Worte zu finden. Dann aber setzte er zu einer Antwort an. „Ich seh ihn nich“, erwiderte er. „Ich seh in dir Shinichi. Immer. Auch wenn ich mich bemüh dich als Kind zu sehn“, sagte er nun zum ersten Mal. Er wollte aufrichtig sein, ihm seine Gedanken offenlegen. Diese entwaffnende Ehrlichkeit ließ Conan etwas zurücktreten. Er ballte seine Hände, sah zu Boden. „Was ist dann... das Problem?“, fragte er leise weiter nach. „Für andere bist'n kleines Kind. Ich spür... deinen Kinderkörper. Deshalb kann ichs nich. Es geht nich. Moralisch schon nich. Wenn uns andre sehn, weiß ich, sie sehn ein Kind mit seinem großen Bruder“ Langsam stieg nun auch Heiji aus der Wanne. „Wen ich mir einred dich als Kind zu sehen, bringts mich nich in Versuchung. Wenn... ich dich berühr, merk ich, dass du'n Kind bist“ Zögerlich nickte Conan. Natürlich verstand er das irgendwie. Doch sie waren unter sich. Warum blockte Heiji auch jetzt ab? Aber er konnte nicht weiter nachfragen. Ein Klopfen unterbrach die Zweisamkeit. „Essen ist gleich fertig!“, rief Heijis Mutter. „Kommen!“, antwortete der Größere, öffnete die Tür zum Vorraum und zog ein Handtuch aus dem Regal. Dieses wickelte er um Conans Körper, trocknete ihn zärtlich ab. Dabei sah er ihm wieder in die Augen, lehnte zögerlich seine Stirn gegen die Conans. Er fühlte seinen Atem, erschauderte etwas. Doch er konnte nicht. Er riss sich wieder los von diesem Gefühl, nahm sich ebenfalls ein Handtuch und trocknete sich ab. Conan fühlte sich schummrig. Seine Beine schienen so weich. Etwas unbeholfen zog er sich an. Auch Heiji stieg in seine Kleidung, verließ mit Conan das Bad. Als die beiden Jungen ins Wohnzimmer kamen, wartete Heijis Mutter bereits. „Ich hab gar nicht gewusst, dass du so gut mit Kindern kannst, Heiji. Aber es ist süß, dass ihr nun schon zusammen badet“, sagte sie lächelnd. „Ach, ja! Im Gästezimmer hat vorhin ein Handy geklingelt. War sicher deins, oder?“ Fragend blickte sie zu Conan, der leicht nickte. „Danke“. Hätte er gewusst, wie eilig es war, wäre er sicher gleich sein Handy holen gegangen. »Ruf mich an! Es ist etwas mit Ran passiert« »Wo bist du, verdammt? Ran wurde angeschossen« »Geh endlich an dein Handy! Es waren die Männer in Schwarz« »Sie wissen wer du bist!« »Du musst weg. Auch Heiji ist in Gefahr, ich bin es, der Professor, die Kleinen...« »Wo bist du nur...?« Kapitel 25: Wandel ------------------ Genüsslich schob sich Conan etwas Reis in den Mund, als sein Handy abermals klingelte. „Geh nur“, meinte Heiji, „Vielleicht ist's ja wichtig...“ Er konnte ja nicht ahnen, wie wichtig es war. „Gleich wieder da“, meinte der Jüngere nur, stand vom Tisch auf und lief in das Gästezimmer, griff dort sein Handy. Heiji hörte Conans aufgeregte Stimme durch den Gang hallen, doch machte er sich zuerst keine Gedanken. Erst als der Junge mit seiner Tasche auf dem Rücken und dem Handy ans Ohr gepresst zurück ins Wohnzimmer kam, blickte er auf. „Ich muss weg hier. Sofort. Ich muss nach Tokyo!“ „SPINNST DU?!“, konnte Heiji Ais Stimme durch das Handy hören. „Du kannst nicht herkommen! Sie lauern dir mit Sicherheit auf! Fahr irgendwo hin. Weit weg!“ Conan jedoch legte einfach auf. Er musste zu Ran, er musste nach ihr schauen. Als ob er nicht selbst wusste, wie leichtsinnig es sein würde, doch er konnte einfach nicht anders. Natürlich würden sie ihn erwarten... „Hör mir zu! Es ist etwas Furchtbares passiert! Die Männer in Schwarz sind in der Detektei aufgetaucht. Sie haben nach dir gesucht, aber nur Ran war dort und sie haben sie angeschossen. Aber komm auf keinen Fall her. Wollten sie Ran tot sehen, wäre sie es längst. Sie benutzen sie nur, um dich herzulocken. Sie wissen, dass du, wenn du davon erfährst, sofort zurückkommst. Ich bin mit Professor Agasa auf dem Weg in die Berge. Ich glaube nicht, dass sie uns folgen. Ich weiß nicht, wie lang sie brauchen, um herauszufinden, dass du in Osaka bist. Irgendwie werden sie es erfahren, da bin ich mir sicher. Vielleicht wissen sie es auch schon und sind auf dem Weg. Du musst weg. Weg von Heiji. Ihr seid in Gefahr. Ihr beide. Und auch seine Eltern. Such dir ein Versteck! Ich hab dir ein Päckchen geschickt, bevor wir losgefahren sind. Es müsste morgen früh ankommen. Darin sind die Kapseln, die ich entwickelt habe. Teil sie dir aber gut ein.“ Aufgeregt erzählte Conan, was Ai am Telefon gesagt hatte. Heijis Hände zitterten etwas. „Du weißt, du solltest nich nach Tokyo fahren...“, presste er hervor. „Ich muss nach ihr schauen...“ „Sei doch nich so dumm. Genau das erwarten sie doch!“, widersprach Heiji sofort. Conan blickte ihn langsam an. „Ich will dich nicht in Gefahr bringen“ Leise seufzte Heiji. „Und dafür bringste lieber dich selbst in Gefahr? Du bistn kleiner Junge. Du kannst dich nich wehren, nichts gegen sie ausrichten. Vergiss das nich.“ „Ich weiß...“ Conan senkte den Blick wieder, ballte die Hände zu Fäusten. Seine Gedanken überschlugen sich. Heiji hatte doch Recht. Er konnte dort nicht hin und doch... „Nun wart bis morgen ab. Vielleicht brauchste die Kapseln. So ungeschützt, wie du jetzt mit deinem Körper bist, wärs nich gut einfach so abzuhauen...“ Behutsam nahm Heiji den Rucksack an sich. Er wusste selbst, dass er damit nun auch sich selbst und seine Familie in Gefahr brachte, doch Conan einfach fahren zu lassen, jetzt, sofort. Nein, das konnte er nicht... Liebevoll strich er ihm über die Schulter, hob Conan dann einfach auf seine Arme und ging mit ihm ins Gästezimmer. Hunger hatten sie beide nun nicht mehr. Sanft drückte er den Jungen an sich, hielt ihn fest. Er hatte Angst um ihn. Er wusste nicht, was nun passieren würde, nun da sie wussten wer er war. Es war ohnehin nur eine Frage der Zeit gewesen... Immerhin war Conan nicht gerade unauffällig, so wie er sich verhalten hatte. Da war er plötzlich einfach aufgetaucht und dieser unfähige Detektiv löste auf einmal einen Fall nach dem anderen... Er seufzte tief, ließ seine Hand durch Conans Haar gleiten. Dieser schloss die Augen, lehnte seinen Kopf gegen Heijis Brust. „Ich will nicht, dass auch dir noch was passiert... Als wäre Ran nicht schlimm genug...“ Heiji sagte nichts dazu. Er hielt den Kleineren einfach nur fest. Etwas anderes konnte er ja nicht wirklich tun... Er konnte lediglich bei ihm sein. Nach Tokyo gehen... oder doch lieber nicht? Er wusste nicht recht. Eigentlich wäre es doch glatter Selbstmord. Conan konnte nicht wirklich so dumm sein und nach Tokyo fahren wollen, oder? Auch wenn Ran im Krankenhaus lag. Es wäre doch sicherer, wenn er nicht zurückkehrte... Doch auch hier wäre er nicht wirklich gut aufgehoben. Nachdenklich runzelte er die Stirn. Was sollte er tun? Was konnte er tun? Er wollte Conan irgendeinen Rat geben... Die Stunden zogen vorbei und noch immer lagen sie einander in den Armen, als könnten sie die Zeit damit einfach anhalten. Doch tickte stetig der Zeiger der Uhr draußen auf dem Gang. Eine Minute, eine Stunde... zwei Stunden... Heiji sah kurz auf Conan hinunter. Er war etwas in sich zusammengesunken, atmete ganz ruhig. Ob er eingeschlafen war? Ein Kinderkörper war da ja anders als sein eigener... Vorsichtig legte er ihn auf dem Futon ab, ehe er sich an seiner Seite niederließ, die Decke über sie zog. „Heiji... Heiji!“ es war fast vier Uhr und Heiji wurde durch Conans Rufen aus dem Schlaf gerissen. Sofort setzte er sich auf, erblickte den Jungen noch immer neben sich. Er wand sich, atmete hektisch. Schnell zog er ihn an sich. „Conan, wach auf!“, sagte er sanft, schüttelte ihn etwas in seinen Armen. Der Kleinere erwachte, krallte sich an Heiji und zitterte, sah sich fast schon panisch um. Sein Herz raste und er hatte Mühe seinen Körper unter Kontrolle zu bringen. „Heiji....!“ Mit einem Mal begann er einfach zu weinen. Er hatte Angst. Wegen ihm musste Ran leiden, waren alle, die er kannte in Gefahr. Wegen ihm würden sie womöglich auch den Weg hier her finden. Er konnte nicht länger bleiben... Er durfte es einfach nicht. Er musste gehen. Es blieb ihm gar keine andere Wahl... Doch wohin sollte er verschwinden? Aufs Land gehen? Würden sie ihn nicht auch dort finden...? Aber was wäre, wenn... Mit einem Mal kam ihm eine Idee. Vielleicht wäre das eine Möglichkeit! Ja, er sollte es versuchen. Das wäre eine Chance... Nach seinem Albtraum fand Conan keinen Schlaf mehr. Viel zu sehr dachte er über all die Ereignisse nach, überlegte sich außerdem was er tun konnte. Aber dafür musste er noch einmal nach Tokyo zurück, oder nicht? Er seufzte leise. Er musste seinen Reisepass holen... eine andere Wahl hatte er nicht. Als endlich die Sonne aufgegangen war, lief Conan bereits auf und ab, wartete ungeduldig, bis der Briefzusteller endlich klingelte. Als er schließlich die Tür hörte, konnte er nicht anders als aus dem Zimmer zu rennen. Heijis Mutter hatte geöffnet und nahm den Brief für Conan entgegen. Dieser riss ihn ihr schon fast aus der Hand, eilte damit zurück ins Gästezimmer und riss ihn auf. Ein Lächeln legte sich auf sein Gesicht. Ein Tütchen mit Kapseln des zumindest kurzzeitig anhaltenden Gegenmittels, sowie sein Reisepass waren enthalten. Ai dachte einfach an alles... Als eine Stunde später ein Paketzusteller kam, blickte Conan überrascht darauf. Auch das Paket war für ihn. Was hatte Ai ihm noch geschickt? Er öffnete das Paket, schmunzelte etwas. Kleidung. Sowohl Kleidung in Kindergröße, als auch Kleidung für Erwachsene... Sie war wohl in sein Haus gegangen und hatte sich an seinem Kleiderschrank bedient... Heiji blickte über Conans Schulter. „Ist recht vorausschauend...“, meinte er, blickte dann auf den Reisepass, den Conan zu den anderen Sachen legte. „Was willste damit?“, fragte er nach, doch Conan gab keine Antwort. „Hey, ich red mit dir. Du... gehst... ins Ausland? Überstürz nichts! Was is wenn sie damit rechnen und-“ „Das Risiko muss ich eingehen!“, gab Conan energisch zurück. Stille trat ein. Heiji ballte seine Hände zu Fäusten. Natürlich hatte der Kleinere Recht. Das wäre das Sicherste... Zumindest für einige Zeit, bis sich der ganze Trubel um seine Person gelegt hatte... Schon wieder nahm Conans Leben eine solche Wendung. Wie war es soweit gekommen? Wie war er in das alles geraten? Wieso war er zu einem Kind geworden? Wieso hatte er sein Leben vor allen geheim halten müssen? Warum hatte er sich dieses neue Leben aufbauen müssen? Und warum drohte es nun in sich zusammenzubrechen? Seine Finger zitterten, während Conan all seine Habseligkeiten in einen Koffer packte, den er von Heiji bekommen hatte. Es war ein kleiner Koffer, doch er würde ausreichen. Immerhin hatte er nicht viel bei sich. Schweigend saß der Größere daneben, beobachtete jede Handbewegung Conans schweigend. Gerade als er den Koffer schließen wollte, zog er sich sein T-Shirt aus, legte es dazu. Ruckartig wandte sich Conans Blick zu ihm, ehe er sich wieder abwandte, um die geröteten Wangen zu verstecken. Er schluckte schwer und schloss den Koffer. „Ich denke, ich habe alles“, verkündete der Junge, lächelte traurig. Heiji sagte nichts dazu. Er erhob sich, verließ das Zimmer. Was wäre, wenn Conan gehen würde? Würden die Männer in Schwarz nicht weiter nach ihm suchen? Würden sie nicht alle in seiner Umgebung verletzen oder vielleicht sogar töten, nur um an ihn heranzukommen...? Er musste irgendwas tun um das zu verhindern. Auch wenn das bedeuten würde, dass... „Weißt du eigentlich, was du da verlangst?“, sagte Heijis Vater aufgebracht. „Das geht nicht so einfach!“ Natürlich. Wie hatte er auch eine solch dumme Idee haben können? Heiji schluckte. „Es ist wichtig. Wirklich!“ „Das kann ich nich einschätzen, wenn du mir nichts sagst.“ Heiji schloss seine Zimmertür zu, damit Conan auch ja nicht hereinplatze und begann leise zu erzählen. Es war besser wenn Conan nichts von seinem Plan wusste. Es wäre sicherer für ihn, für seine Freunde... für Ran, ihren Vater... für alle Menschen, die er in seinem Umfeld hatte. Niemand sonst würde davon erfahren dürfen... Als er später zu Conan zurückging, ließ er sich wieder neben ihn sinken. Noch immer saß der Junge vor dem Koffer. „Du solltest dich um einen Flug kümmern... Wirst du zu deinen Eltern....“ „Nein. Ich würde sie damit nur in Gefahr bringen. Können wir einen Flug buchen? Heute Abend... Oder heute Nacht. Der nächste Flug. Einfach... weg hier...“ Heiji presste die Lippen zusammen. Die ganze Zeit war dieser Plan eher offen im Raum gestanden, doch nun, da Conan es aussprach... „Wie lange...?“ „Ich... weiß es nicht.“, antwortete der Kleinere. „Ich weiß ja nicht einmal genau wohin...“ Wohin... er war ein kleiner Junge... Wo sollte er hingehen? Conans Gedanken überschlugen sich. Er wollte nicht in die Nähe von Menschen, die er kannte... Er würde sich ein neues Leben aufbauen müssen. Irgendwo. Weit weg. USA? Nein, da waren auch seine Eltern... Irgendwo in Europa vielleicht? Doch auch dieser Gedanke erschien ihm abwegig. Er würde sich dort nicht verständigen können... Südamerika war auch nicht das, was er wollte... Australien vielleicht? Doch es war nicht weit genug. Zumindest empfand er es so... Er wollte mehr Abstand zwischen sich und Japan bringen... Leicht nickte er nach einiger Zeit. Das wäre eine Möglichkeit. Dort hin konnte er gehen. Kapitel 26: Neustart -------------------- In seinen zitternden Händen hielt Conan sein Ticket. Er blickte darauf. Nur ein Flug. Kein Weg zurück. Ja. Das wäre das Beste. Tief atmete er durch, schob das Ticket in seine Tasche und schluckte die Tablette. Es dauerte nicht lange und aus der Toilettenkabine kam Shinichi heraus. Er schulterte seine Tasche, ging zurück zu Heiji, der vor der Toilette wartete. „Warum... haste die nicht vorher benutzt?“ Shinichi antwortete nicht. Er wollte sich damit nicht befassen. Ai hätte ihm niemals welche von den Tabletten überlassen. Nicht einfach so. „Ich muss einchecken“, sagte er leise, griff den Koffer, der an Heijis Seite stand. Missmutig sah Heiji ihm nach. Er war ihm wieder ausgewichen... Warum hatte er ihm nicht von den Tabletten erzählt? Warum hatte er nichts gesagt? Er runzelte die Stirn, ballte seine Hände zu Fäusten. Sie hätten Zeit miteinander verbringen können. Sie wären nicht mehr durch ihre Erscheinung getrennt gewesen... Einige Stunden zuvor... „Danke, Jodie. Vielen Dank für die Hilfe“ Conan legte auf, sah zu Heiji. „Sie wird jemanden vorbeischicken, der mir das Ticket und die Papiere bringt...“ „Glaubste, das geht gut?“, fragte Heiji unsicher nach. „Ich hoffe es. Ich hab doch ohnehin keine andere Wahl...“ Das Einchecken verlief Dank der Hilfe Jodies recht einfach und es gab keine Probleme. Eine halbe Stunde später stand er vor den Türen zu den Sicherheitskontrollen. Er konnte kaum glauben, dass er gestern den Anruf von Ai erhalten hatte. Und nun stand er auch schon hier, würde gehen, würde fliegen. Nach Kanada. Er spürte Heijis Blick im Nacken, erschauderte etwas. Er konnte sich nicht umdrehen, ihn nicht ansehen... „Bis... bald.“ Shinichi versetzte seine Beine in Bewegung, doch Heiji griff ihn am Handgelenk, riss ihn zurück und zog ihn in seine Arme. „Meld dich. Bitte...“, wisperte er in Shinichis Ohr, was bei diesem eine Gänsehaut auslöste. „Ich versuche es...“ Er konnte es nicht versprechen. Jeder Brief, jedes Wort... sie könnten immer darauf aufmerksam werden. Er wollte Heiji nicht in Gefahr bringen. Das wusste auch Heiji. So nahm er es hin, seufzte nur leise. Er wusste nicht, wann er ihn nach diesem Tag wiedersehen würde, ob er ihn überhaupt wiedersehen würde. Langsam löste er sich von Shinichi. Dieser lächelte ihm noch einmal kurz zu, ehe er sich abwandte und durch die Sicherheitskontrollen ging. Heiji sah ihm nach, zog seine Mütze auf und schob sie tief ins Gesicht. Das war es also... Er bekam kaum mit, wie er in die Bahn nach Hause stieg. Seine Gedanken waren nur bei Shinichi, der nun sicher schon im Flugzeug saß. Was würde er tun? Hatte er einen Platz zum Unterkommen? Heiji hatte kaum was aus dem anderen herausbekommen. Doch immerhin wusste er, dass das FBI irgendwie involviert war. Das beruhigte ihn zumindest ein wenig. Dann wäre er schließlich in Sicherheit oder nicht? Doch so ganz vermochte er sich über diesen Gedanken aber auch nicht zu entspannen. Zu sehr quälten ihn Sorge und Angst um Shinichi. Dennoch wusste er, dass dieses letzte Lächeln vorerst das Ende bedeutete. Sie würden sich auch über längere Zeit nicht mehr sehen. Immerhin war es Shinichi in seiner eigentlichen Gestalt gewesen, den er hatte verabschieden können, nicht Conan. So hatte er ihn noch ein letztes Mal gesehen. Der Flug dauerte lange, doch Shinichi konnte tatsächlich einschlafen. So bekam er gar nicht mit, wie die Zeit verging. Erst zum zweiten Essen schlug er die Augen auf. Nicht mehr lange... Doch seine Gedanken hingen bei dem Jungen aus Osaka. Hoffentlich war er früh genug gegangen. Hoffentlich würde ihm nichts passieren... „Du bist also der Junge, den ich abholen soll?“, fragte der große, bullige Mann nach, der nach der Zollkontrolle auf Shinichi wartete. Er lächelte etwas, doch er schien sich dazu ziemlich zwingen zu müssen. Dennoch erwiderte Shinichi das Lächeln etwas. „Es hieß, ich soll ein Kind abholen... Kind... Nicht einmal ordentliche Anweisungen bekommt man hier... Na ja... dann komm mal mit“ Er ging Shinichi voraus, der ein wenig unsicher folgte. Vor einem schwarzen SUV mit getönten Scheiben blieben sie stehen. //Auffälliger geht es ja wohl nicht...// Leicht verdrehte Shinichi die Augen, verfrachtete seinen Koffer in den Kofferraum und stieg dann ein. Die Unterlagen, die er von Jodie bekommen hatte, war er durchgegangen und so wusste er auch, was ihn erwarten würde. Als ein Waisenkind würde er in ein Heim auf dem Land gebracht. Wenn er sich zurückverwandelte, wäre das auch kein Problem, doch wie sollte er dort unterkommen, solange er diese Gestalt hatte? Und er wusste nicht, ob es in Ordnung war, wenn er sich vor dem Mann zurückverwandelte. Er schien nicht so, als hätte er irgendeine Ahnung davon... Die zweistündige Fahrt verlief schweigend. Keiner der beiden sagte ein Wort. Erst als sie vor den Toren des alten Gebäudes standen, erhob der bullige Kerl wieder seine Stimme. „Da wären wir“, verkündete er. Shinichi öffnete die Tür, rutschte von seinem Sitz nach draußen und holte seinen Koffer heraus. Er wollte gerade durch das Tor gehen, als der Mann sich vor ihn schob und ihm vorausging. //Komischer Kerl//, dachte Shinichi nur bei sich. Als sie das Gebäude betreten hatten, kam schon eine junge Frau auf die beiden zu. „Ich habe sie erwartet“, sagte sie lächelnd. Der Mann übergab ihr einen Brief, machte dann kehrt und ließ die beiden da einfach stehen. „Eigentlich... sollte doch ein Kind...“, murmelte die Frau, sah Shinichi verwirrt an. Dann aber seufzte sie einfach nur, bedeutete Shinichi ihr zu folgen. „Dein Name ist also Ken?“, fragte sie und blickte kurz zu ihm. Shinichi nickte. Das wäre sein neuer Name. Nakamura Ken. Unter diesem Namen war er auch geflogen, nachdem Jodie ihm einen neuen Pass hatte bringen lassen. Nun hatte er eine neue Identität. Die junge Frau brachte ihn in ihr Büro. „Setz dich...“, meinte sie, ehe sie ihm gegenüber Platz nahm und den Brief las. Immer wieder blickte sie dabei zu Shinichi, runzelte gelegentlich die Stirn, ehe er verwirrt den Kopf schüttelte. „Etwas nicht in Ordnung?“, fragte Shinichi nach. „Hier steht, du wärst siebzehn, aber... in ein paar Stunden würdest du aussehen wie sieben?“, sagte sie unsicher. Sie würde also in das alles involviert sein. Sie wusste von alledem. Deshalb begann Shinichi ihr zu erklären. Er berichtete von dem Vorfall, durch den er geschrumpft worden war, von den Männern in Schwarz und vom Professor und Ai, die ihm mit Rat und Tat beiseite gestanden hatten. Aufmerksam hörte die Frau zu. Sie konnte es noch immer nicht wirklich glauben, doch würde sie ja noch früh genug erfahren, dass er wirklich wieder schrumpfen würde. „Mein Name ist übrigens Lianna. Ich werde hier deine Ansprechpartnerin sein und deine Verbindung zur Außenwelt. Niemand sonst darf erfahren, warum du hier bist und woher du kommst. In dem Brief steht, du wüsstest über das alles Bescheid?“ Shinichi nickte leicht. „Ja, da steht meine ganze neue Lebensgeschichte drin“, antwortete er. Lianna lächelte etwas. „In Ordnung, dann... wirst du nun hier bleiben, bis du wieder ein Kind bist. Ich kann dich nicht zu den Kleinen ins Zimmer bringen, wenn du aussiehst, als wärst du fast volljährig... Weißt du, wie lang es noch dauert?“ Kurz rechnete Shinichi nach. „Noch einige Zeit... mehrere Stunden.“ „Oh... okay. Es ist ja noch sehr früh. Bis die Kleinen aufwachen, vergeht noch einige Zeit.“ Hier würde er also bleiben. In einem Kinderheim. Bei Kindern „seines Alters“. Natürlich verstand er, dass es so besser wäre, doch wollte er wirklich so lange Zeit hier verbringen? Er seufzte etwas. Er hatte doch keine andere Wahl. Hier wäre sein Zuhause. Irgendwo auf dem Land in Kanada. Immerhin waren sie im englischsprachigen Kanada, sonst wäre er womöglich komplett aufgeschmissen. Doch soweit schien Jodie glücklicherweise für ihn gedacht zu haben. Eine knappe Stunde später verließ Lianna das Zimmer, kam mit einem Tablett zurück, auf dem Toast, Butter und Marmelade standen. „Hier, du musst sicher hungrig sein“, sagte sie lächelnd. „Vielen Dank...“ Sofort begann er zu essen. Tatsächlich war er hungrig geworden, doch merkte er es erst jetzt wirklich, wo er das Toast vor sich hatte. Mit der Zeit, die vorbeizog, hörte Shinichi mehr Geräusche auf dem Flur. Fußgetrippel, Stimmen, Lachen, Grölen. Nicht mehr lange, dann würde er all die Kinder kennenlernen. Er hoffte wirklich, dass sie ebenso angenehm waren, wie Ayumi, Genta und Mitsuhiko. Sie waren zwar oftmals sehr kindisch gewesen, doch hatten sie sich auch vernünftig und erwachsen verhalten können. All diese Kinder hier... sie hatten keine Eltern. Das prägte einen doch, oder nicht? Er seufzte leise, ließ sich mehr zurück sinken auf seinem Stuhl. Dann endlich, weitere zwei Stunden später, spürte er wie sein Körper heiß wurde. Sich nun aber vor Lianna zu verwandeln, die da hinter ihrem Schreibtisch saß und Unterlagen durchging... nein, das wollte er nicht. Freundlich bat er sie deshalb ihn kurz alleine zu lassen. Wenn auch nur sehr ungern verließ sie ihren Platz, wartete vor der geschlossenen Tür. Als sie sich wieder öffnete, stand vor ihr ein kleiner Junge. Erst wurde Lianna blass, dann etwas grünlich im Gesicht, ehe sie wieder ihre normale Farbe annahm. „Oh...“, mehr brachte sie nicht heraus. Der kleine Junge ging seinen Koffer holen, wurde nun von Lianna auf sein Zimmer gebracht. „Guten Morgen!“, rief sie in den Raum, in dem sicher zwanzig Kinder zusammen spielten. „Das ist euer neuer Mitbewohner. Er heißt Ken. Bitte seid nett zu ihm.“ „Ja, Lianna“, antworteten alle im Chor, ehe sie auf den Neuen zukamen, um ihn auszukundschaften und kennenzulernen. Die Frau verließ den Raum wieder, nachdem sie ein Bett zugeteilt hatte, schloss die Tür. Das wäre sein neues Leben. Inmitten von kleinen Kindern. Wie er sehen konnte, gab es aber auch ein paar Ältere. Lianna hatte ihm schon gesagt, dass es ein Mischzimmer wäre. So gab es Vierjährige, aber auch Neunjährige. Vielleicht würde es ja nicht allzu schlimm werden. Vorerst würde er bei alledem mitmachen... Kapitel 27: Ende ---------------- Heiji wusste gar nicht, wie er das alles auf die Beine gestellt hatte, doch zwei Tage später stand er in Tokyo, zusammen mit Ran, Kogorou, den Detective Boys, Ai, dem Professor, einigen Klassenkameraden und Leuten, die er selbst nicht kannte, vor einem Kindersarg. Selbst Shinichis Eltern waren, in Verkleidung, gekommen, um von Conan Abschied nehmen zu können. Ein Foto von dem Jungen stand über dem Sarg, zwischen ein paar Sträußen Lilien. Heiji konnte Ran nicht ansehen, doch er hörte ihr Weinen und es schmerzte ihn. Er kannte die Wahrheit. Er wusste, dass in dem Sarg nichts weiter als ein paar Säcke Reis lagen. Auch Ai und der Professor wussten Bescheid, doch sonst blieb es geheim. Conan musste sterben. So wäre es besser und sicherer. Als der Sarg jedoch verbrannt wurde, konnte er sich selbst nicht mehr zurückhalten. Er weinte nicht um Conans Tod... aber der Gedanke ihn vielleicht nie wieder sehen zu können... Er ballte seine Hände zu Fäusten, wandte sich ab. Er konnte das nicht sehen, nicht das Weinen der anderen hören. Als er den Raum verließ, sah er Ai, die unbemerkt abgehauen war und draußen in den Himmel starrte. Ihre Haare hatte sie inzwischen schwarz gefärbt, um nicht mehr allzu viel Aufmerksamkeit zu erregen. „Du weißt, dass es besser so ist“, sagte sie ernst. Heiji nickte nur. Natürlich wusste er es, doch nahm es ihm den Schmerz nicht. „Wird er wiederkommen?“, fragte er leise nach. Ai zuckte mit den Schultern. „Keine Ahnung. Bleibt abzusehen“ Wie konnte sie so kalt sein? Er verstand es nicht. Doch bei einem Blick zu Ai bemerkte er, dass sie keineswegs so kaltschnäuzig war, wie sie tat. Auch ihr standen Tränen in den geröteten Augen. Aber er sagte nichts dazu. Was hätte er auch sagen sollen? Er war nur froh, wenn das alles vorbei und er zurück in Osaka wäre. So einfach wäre das jedoch sicher nicht... Er rechnete schon mit Reaktionen der anderen. Wie auch nicht? Immerhin war er für die anderen Schuld. „Ein Unfall“, hatte er gesagt. „Warum hast du nicht aufgepasst?“ „Wie konntest du ein kleines Kind aus den Augen verlieren?“ „Wieso hast du dich nicht um ihn gekümmert?“ „Wäre er nicht nach Osaka gefahren, wäre das nicht passiert“ „Du trägst die Schuld an seinem Tod“ Natürlich wusste Heiji, dass er da nun durch musste. Er hatte keine andere Wahl. Doch je öfter er diese Worte hörte... desto mehr glaubte er selbst daran, dass er es zu verschulden hatte, dass es seine eigene Schuld war, dass Shinichi sich nach Kanada aufgemacht hatte. Kurz sah er zu Ran, die Sonoko in den Armen lag. Sie hatte noch immer einen Verband, da wo sie die Kugel erwischt hatte... „Hattori? Sie hätten ihn erwischt. Es ging nicht anders.“, wandte sich Ai an Heiji. Sie sah zu ihm auf, schenkte ihm ein seltenes Lächeln. „Irgendwann wächst Gras über die Sache. Da denkt dann niemand mehr dran...“ Das machte es nicht wirklich besser für ihn. Wie sollte er nicht mehr daran denken? Und wie würden das die anderen schaffen? Er schüttelte den Kopf. „Ich... kann nich bleiben. Ich werd gehen.“, sagte er leise, wandte sich von den anderen ab. Er wollte nicht mehr hier sein, wo ihn alles so sehr an Conan... an Shinichi erinnerte. Er wollte nichts mehr, als ihn zurückhaben... Leise seufzte er auf, strich sich durchs Haar. Und all diese Menschen hier, es wäre besser sie nicht mehr zu sehen. Ein Blick zurück. Das wäre sein Abschied. Nicht mehr als das. Er sah Ran noch immeri n Sonokos Armen. Die Detective Boys standen zusammen und weinten. Selbst Kogorou sah nicht so aus, als wäre ihm der Tod des Jungen egal. Auch einige von der Polizei standen in der Nähe, um Anteil zu nehmen. Takagi, Sato... Megure. Sie kannten alle Conan und er hatte so oft geholfen Fälle aufzuklären... Ob Kogorou nun überhaupt noch Kundschaft bekommen würde? Wäre auch seine Laufbahn zu Ende? Es blieb abzuwarten. In den folgenden Jahren wurde es still um den schlafenden Kogorou, still um die Männer in Schwarz und still um alles, was damit zu tun hatte. Heiji hatte den Kontakt zu Ran endgültig abgebrochen und nach dem letzten Jahr in der Schule, sah er auch Kazuha nicht mehr. Lediglich mit Ai blieb er in Kontakt. Zumindest einmal im Monat schrieb er ihr eine Nachricht oder bekam selbst eine Mail von ihr. Auch wenn er gelegentlich für die Polizei arbeitete und aushalf, hatte er sich doch eher aus allen kriminellen Machenschaften zurückgezogen. Er war nun professioneller Kendo-Kämpfer, gewann eine Meisterschaft nach der anderen. Er wollte weiter aufsteigen und lieber dort Karriere machen. Es war sicherer für ihn. Was, wenn die Männer in Schwarz sonst nochmal auftauchten? Er wollte gar nicht daran denken. Wenngleich er nicht mehr so oft an Shinichi dachte wie früher... gelegentlich überkam ihn doch dieser Wunsch ihn noch einmal zu sehen. Dann zog er den Doraemon-Pyjama aus seinem Schrank, den seine Mutter damals für Conan gekauft hatte. Er strich über den Stoff, ließ ihn durch seine Hände gleiten. Er hatte ihn schon so oft gehalten, dass er wohl kaum mehr irgendwas von Conan trug und dennoch fühlte es sich jedes Mal so an, als wäre er noch warm und roch nach ihm. Als hätte Conan ihn gerade eben ausgezogen. Er vergrub sein Gesicht, wie so oft, in dem Stoff, hielt ihn fest umklammert. Das war alles, was ihm geblieben war. Bei jedem Turnier, bei jedem Wettkampf sah er sich in den Zuschauerrängen um. Vielleicht würde er ja den kleinen, lächelnden Jungen sehen. Vielleicht wäre er dort irgendwo? Immer wieder bildete er sich ein ihn irgendwo gesehen zu haben. Sei es an einer Ampel, in einer U-Bahn oder in einem Park zwischen ein paar Fußball spielenden Kindern. Was war aus dem Jungen geworden? War er überhaupt noch am Leben? Selbst das konnte er nicht mit Bestimmtheit sagen. Wie auch? Seit dem Tag am Flughafen hatte er keinen Kontakt mehr zu Conan gehabt. Er hatte tatsächlich einen Unfall haben können und sterben können. Wer wusste das schon? Die Tage zogen vorbei, aus Tage wurden Wochen und Monate. Er wusste, er durfte nicht mehr an ihn denken, er sollte das alles vergessen, doch es ging einfach nicht. Er musste abschließen. Er musste dem ein Ende setzen. Wieder ertappte er sich bei einem Blick auf den Pyjama. Doch diesmal griff er ihn, ging zum Müll und steckte ihn ganz tief in die Tüte. Tief atmete er durch. Diesen kleinen Jungen gab es nicht mehr. Er führte ein anderes Leben und er würde ihn nicht mehr sehen. Das wäre das Ende von ihnen beiden. Es gab nichts mehr hier, was ihn an den Jungen erinnerte. Als er dann noch sein Handy aufklappte und die Nummer des anderen löschte, war es endlich getan. Er würde sein Leben weiterführen, würde Kendo-Meister werden und nur noch für den Sport leben. Da war nichts sonst. Natürlich hatte er besonders weibliche Fans, doch nicht einen ließ er an sich heran. Er hatte kein Interesse an irgendwelchen Frauen, doch auch keines an Männern. Er brauchte niemanden. Er war zufrieden wie es war. Zehn Jahre waren seit dem Abflug Shinichis vergangen. Zehn Jahre in denen Heiji hatte abschließen können. Zehn Jahre, in denen Shinichi nun lediglich nur noch eine Erinnerung war. Zehn Jahre, nach denen er endlich sagen konnte: Lebwohl, Shinichi. Kapitel 28: Abschied -------------------- Ran krallte ihre Finger in Sonokos Shirt, weinte bitterlich. Erst hatte sie Shinichi verloren und nun noch Conan. Wieso war er nur nach Osaka gegangen? Wieso hatte er sie belogen und war abgehauen? Doch nicht nur Conan machte sie vorwürfe. Auch Heiji und dem Professor. Beide hatten nichts gesagt, hatten alles vertuscht. Und auch die Kleinen wussten von alledem. Außerdem war alles so plötzlich gekommen. Erst waren da diese Leute, die sie angeschossen hatten. Und dann hatte sie diesen Anruf bekommen. Ihr war klar gewesen, dass Conan irgendwann gehen würde. Immerhin konnten seine Eltern ihn nicht ewig bei ihr lassen, aber dass es so plötzlich passierte... Sie verstand es einfach nicht. Wieso hatte er nicht die Wahrheit sagen können? Wieso hatte er nicht gesagt, dass er zu Heiji fuhr? Es belastete sie schrecklich. Was wäre gewesen, wenn sie ihn hätte fahren lassen, wenn sie ihn unterstützt hätte? Wäre es dann anders gelaufen? Immer wieder stellte sie sich diese Fragen. Auch mit den Jahre, die vorbeizogen. Sie dachte an Shinichi zurück, ebenso wie an Conan, doch sie hörte nichts mehr von den beiden. Für lange Zeit wurde sie immer wieder vom FBI beschattet. Nicht, weil sie etwas falsch gemacht hatte, sondern um da zu sein, sollten die Männer in Schwarz erneut auftauchen. Doch es schien so, als würde Ruhe einkehren. Ran beendete die Schule, arbeitete danach als Kindergärtnerin. Vielleicht brauchte sie es als Ausgleich zu Conan und den Detective Boys, die nun nicht mehr um sie herum wuselten. Es lenkte sie ab, tat ihr gut, doch konnte auch der Spaß an der Arbeit das Loch in ihrem Herzen nicht füllen. Schon während des Telefonats war Ai in die Berge aufgebrochen, wohnte dort nun mit Professor Agasa auf einer Hütte in einem Dorf. Es war etwas einsam und abgeschnitten von der Außenwelt. Doch eine andere Wahl hatte sie nicht. Dennoch traute sie sich für die Beerdigung noch einmal in die Stadt. Es sollte authentisch wirken. Und wie würde es aussehen, wäre sie nicht da? Dafür färbte sie allerdings die Haare. Ihre hellen Haare waren viel zu auffällig. Mit einer Maske und einer Sonnenbrille tauchte sie dort auf, legte sie erst im Gebäude ab. Nach der Beerdigung verschwand sie sofort wieder, fuhr zurück in die Berge und brach zu allen den Kontakt ab. Doch sie behielt die Telefonnummern. Vielleicht würde irgendwann Ruhe einkehren? Sie glaubte nicht wirklich daran, aber sollte die Möglichkeit gegeben sein, wollte sie zumindest Kontakt aufbauen können. Ihr war klar, dass sich im Laufe der Zeit wohl einige ihrer Kontakte neue Nummern zulegen würden, sie würde es ebenso machen. Die einzige Person mit der sie regelmäßig Kontakt hatte, war Jodie, die Ai immer wieder von der Lage in Tokyo erzählte. Nicht nur um Ai und Ran wurde es Still. Auch nach dem schlafenden Detektiv Kogorou Mouri krähte nach kurzer Zeit kein Hahn mehr. Mit Conans „Tod“ verging sein Ruhm, so schnell wie er gekommen war. Dennoch konnte er sich mit kleinen Aufträgen über Wasser halten und sich so auch um Ran kümmern. Es wurde schwerer für die beiden, doch sie kamen ganz gut klar. So lange ihn die Männer in Schwarz auch im Visier hatten, durch das FBI kamen sie vorerst nicht zum Zug. Als es dann noch so still um ihn wurde, verloren sie das Interesse. Es schien wohl keine weiteren Komplikationen zu geben. Mit dem Tod dieses Jungen schien alles sein Ende gefunden zu haben. Etwas überrascht war Heijis Vater schon, als er die Bitte seines Sohns hörte. Er wollte den Tod Conans vortäuschen? So einfach wäre das sicher nicht. Auch wenn Heiji vorerst zögerte, erzählte er ihm letzten Endes die ganze Geschichte. Es war einfach kein guter Moment für Lügen und Ausreden. Er musste seinem Vater alles beichten. Für diesen war es ziemlich schwer das alles nachzuvollziehen und zu glauben. Er wusste nicht recht wie er reagieren sollte, doch wusste er auch, dass Heiji ihn sicher nicht in einer solchen Situation belügen würde. Er kannte seinen Sohn und so ein Mensch war er nicht. Was also tun? Er war so unentschlossen, wägte ab, was er tun konnte und war er auch bereit war zu tun. Tatsächlich stimmte er dann Heiji zu. Er würde ihm dabei helfen Conan zu schützen und die ganze Sache vertuschen. Zwar würde es nicht einfach werden, doch es würde gelingen, da war er sich sicher. Auch wenn Heiji nicht gerne davon erzählt hatte, wusste er, dass es das Beste war. Er hatte seinem Vater davon berichten müssen. Zu groß wäre sonst die Gefahr, dass Conan bei seiner Flucht erwischt werden würde. Er war seinem Vater unglaublich dankbar dafür, dass er das alles für ihn in Kauf nahm und die Beerdigung auf die Beine stellte. So wirkte das alles auch glaubwürdiger. Jemanden, der für den Staat arbeitete, würde man ernster nehmen, als einen Hobbydetektiv, wie er ja schon so oft bezeichnet wurde. Ayumi konnte kaum ihre Tränen zurückhalten. Unaufhörlich liefen sie über ihre Wangen. Sie verstand nicht, wie das hatte passieren können. Nun war sie hier, sah den Sarg vor sich und krallte sich an Mitsuhiko und Genta. Diese waren nicht weniger erschüttert, hatten ebenso Tränen in den Augen. Immer wieder schluchzten sie auf. Warum war er nach Osaka gefahren? Wäre er daheim geblieben, wäre das alles nicht passiert. Sie hätten ihn zurückhalten sollen... Doch wäre das überhaupt möglich gewesen? Conan war schon immer ein Sturkopf. Warum sollte er sich irgendwas von ihnen sagen oder gar vorschreiben lassen? Aber auch ohne Conan zogen die Jahre schnell vorbei und die Detektive Boys wuchsen heran. Sie verloren kein Interesse an der Detektivarbeit und wurden mit höherem Alter ebenso berühmter. Ayumi, die inzwischen zu einer jungen Frau geworden war, wusste, dass sie alles allein Conan zu verdanken hatten. Er war ihre Inspiration, ihr Idol, zu dem die drei aufsehen konnten und das auch jetzt, wo Conan doch eigentlich viel Jünger war, als sie selbst. Anfangs hatten sie weiter kleine Fälle an ihrer Schule gelöst, entlaufene Haustiere gesucht oder verschwundene Gegenstände. Je älter sie jedoch wurden, desto mehr wissen eigneten sie sich an, sodass sie auch weiterhin in Kontakt mit der Polizei, besonders Inspektor Takagi, der inzwischen befördert worden war, standen und ihm immer mal wieder unter die Arme griffen. Seit der Beerdigung hatten sie nichts mehr von Ai und auch nichts mehr von Professor Agasa gehört. Gelegentlich überkam die drei Wehmut und Sehnsucht nach den alten Tagen, doch sie wussten, dass sie diese nie zurückbekommen würden. Das was sie nun hatten, war ihr Leben. Sie sollten sich nicht an Vergangenes klammern. Wenngleich sie nicht so viel mit Conan zu tun gehabt hatten, wie Ran, Kogorou oder die Detektive Boys, auch das Morddezernat traf sein Tod. Immerhin hatte er oftmals dazu beigetragen, dass ein Fall gelöst wurde. Immer wieder dachte Takagi an die Fälle zurück, an denen Conan beteiligt war. Jener Tag im Fahrstuhl, als eine Bombe den Touto Tower zu zerstören drohte... „Wer zu Hölle bist du?“ - „Das sage ich Ihnen... im nächsten Leben“*. Doch er hatte es nie erfahren. Wer war dieser kleine Junge gewesen? Warum hatte er mit solcher Leichtigkeit etliche Fälle gelöst? Bis jetzt verstand er es nicht. Doch je mehr er darüber nachdachte, desto weniger konnte er es nachvollziehen, was geschehen war. Dieser Junge soll bei einem schlichten Unfall ums Leben gekommen sein? Dieser Junge, der sonst unkaputtbar war? Zwar wurde Takagi ständig von Megure dazu angewiesen kein Wort mehr über den Jungen zu verlieren, doch auch nach all dieser Zeit ging er ihm nicht aus dem Kopf. Woher war er gekommen? Er versuchte alles weiter nachzuforschen, doch jedes Mal endete die Spur so schnell, dass er nicht klüger war als vorher. Was war eigentlich mit seinen Eltern? Er hatte sie kurz bei der Beerdigung gesehen, doch waren sie sofort wieder verschwunden. Niemand hatte auch nur ein Wort mit ihnen gewechselt... Noch immer konnten Yukiko und Yusaku Kudou es nicht glauben. Sie waren von Heijis Vater angerufen worden, der ihnen erzählte, dass ihr Sohn umgekommen war. Es erschien ihnen wie ein Traum, als sie das Flugzeug betraten, das sie von Los Angeles nach Tokyo bringen sollte. Auch wenn sie bei der Beerdigung in Kostüme gesteckt waren, so waren doch die Tränen echt, die sie beide vergossen. Nach der Zeremonie waren sie schnell wieder aufgebrochen. Sie warteten an der Detektei, um die letzten Erinnerungen des Jungen mitzunehmen, ehe sie, wenige Tage später, zurück in die Staaten flogen. Sie hatten ihren Sohn verloren. Nicht durch einen Mörder, eine Bombe oder ein Attentat. Nein, es war ein einfacher Unfall gewesen. Shinichi, der sich immer wieder in Gefahr gestürzt hatte, war auf diese Weise gestorben. Auch nach so vielen Jahre überkamen Yukiko immer wieder Tränen. Manchmal erwischte Yusaku seine Frau, wie sie im Schlafzimmer saß, mit einem T-Shirt ihres Sohnes in der Hand, und bitterlich weinte. Doch er konnte nichts dagegen tun. Wie hätte er auch? Für ihn selbst war es ebenso schwer. Zu wissen, dass ihr Sohn nicht mehr bei Ran war, zu wissen, dass sie ihn nun endgültig nie wieder sehen würden... Kapitel 29: Sieben ------------------ „Ken, komm, wir wollen spielen“, rief ein Mädchen, nahm ihn am Arm und zog ihn mit sich aus dem Zimmer. „Amy, nicht so schnell!“, entgegnete der Junge, lief ihm hinterher. Bereits seit drei Jahren war Shinichi in dem Waisenhaus und bisher wusste niemand von seiner wahren Identität. Das gab ihm Mut. Doch auch die Einsamkeit holte ihn oftmals ein. Die ersten Monate an diesem Ort waren ihm unerträglich lang vorgekommen. Manchmal wäre er am liebsten abgehauen. In der Nacht hatte er sich herum gewälzt und nicht schlafen können. Doch er hatte schnell Kontakt zu den anderen gefunden oder besser, sie hatten sich ihm schon fast aufgedrängt. Er war beliebt bei den Kindern, hatte ja selbst auch schon viel Erfahrung damit, wie man mit Kindern umging. Schließlich hatte er Ayumi, Genta und Mitsuhiko ständig um sich gehabt. Jetzt da er körperlich zehn Jahre alt war, war er besonders für die Kleineren wie ein großer Bruder. Gerade Amy war es, die ihn sofort ins Herz geschlossen hatte und nun überall war, wo auch Shinichi war. Manchmal hätte er auch gerne Zeit für sich gehabt, doch so kam er wenigstens nicht dazu über irgendwas nachzudenken. Lediglich in den Nächten holten ihn diese Gedanken ein. Zuerst häufiger, dann immer seltener, bis er nur noch ab und zu seinen Erinnerungen nachhing. Gerade wollte Amy den Jungen mit in das Spielzimmer für Mädchen ziehen, als ein weinender Junge auf die beiden zukam. „Ken, Ethan hat mich gehauen!“, plärrte er. Leise seufzte Shinichi. „Ich komm gleich zu dir, Amy, ja?“ Sie nickte und sah den Jungen nach, die in einen der anderen Räume verschwanden. „Ethan, warum hast du Liam gehauen?“ Ethan sah ihn mit funkelnden Augen an. „Liam hat mir das Feuerwehrauto weggenommen!“ „Stimmt das, Liam?“, wandte sich Shinichi nun dem weinenden Jungen zu. Dieser schüttelte den Kopf. „Natürlich stimmt das!“, gab Ethan sofort zurück. „Du hast es genommen und versteckt! Gib es mir wieder!“ „Ich hab es nicht!“, verteidigte sich Liam. „Es ist nicht okay, wenn du einfach anderen was wegnimmst. Es ist gemein sowas zu tun. Willst du denn, dass dir jemand dein Spielzeug wegnimmt?“ Ernst sah Shinichi Liam an, strich ihm durchs Haar. Dieser schüttelte nur wieder den Kopf. „Na also. Dann gib das Auto zurück.“ Fordernd streckte Ethan seine Hand hin und Liam ging zu einem Regal, streckte seinen Arm darunter. „Es ist weg!“ „WAS?“ Ethan wollte gerade wütend auf ihn zugehen, als Shinichi ihn zurückhielt. „Und du! Es ist nicht in Ordnung andere zu verletzen. Auch wenn er dir das Auto weggenommen hat, darfst du ihn nicht schlagen. Du willst doch auch nicht geschlagen werden, oder?“ „Nein, aber...!“ „Keine Diskussion, Ethan. Du entschuldigst dich.“ „Erst will ich das Auto“ Leise seufzte Shinichi auf, ging zu Liam ans Regal und griff ebenfalls darunter. Doch außer Staub, einem Gummiball, Bauklötzen und ein paar Puzzleteilen, fand er nichts. „Niemand verlässt den Raum!“, rief er sofort. Alle sahen auf, blickten verwirrt zu dem Jungen. „Ist außer Liam jemand aus dem Raum gegangen?“, fragte er Ethan. „Ich glaub nicht...“, antwortete dieser, blinzelte. „Dann ist der Dieb noch unter uns.“ „Dieb?“, Ethan sah ihn noch verwirrter an. „Derjenige, der das Auto unter dem Regal herausgeholt hat.“, erklärte Shinichi, ehe er zu jedem einzelnen der Kinder ging. Er war gerade wirklich froh, dass nur Jüngere im Raum waren. Die Älteren waren doch manchmal etwas uneinsichtig bei allem und ärgerten die Kleineren nur zu gerne. „Aha!“, rief Shinichi plötzlich aus. „Du hast das Auto geklaut!“ „Nein! Ich hab es nicht!“, wehrte sich ein kleiner, blonder Junge. „Lüg mich nicht an, Jack. Ich seh es ganz genau. Du hast noch Staubmäuse an deinem Ärmel hängen. Die sind da dran gekommen, als du das Auto unter dem Regal vor geholt hast.“ Jack druckste etwas herum, wühlte dann in einem Haufen kleiner Bausteine und holte das Auto raus. Shinichi nahm es entgegen, ging damit zu Ethan und reichte es ihm. „Dann... dann war es nicht ich, sondern Jack“, wehrte sich nun Liam wieder. „Hättest du es nicht unter das Regal geworfen, hätte Jack es erst gar nicht genommen.“, widersprach Shinichi. „Du solltest jetzt zu Jo oder Elizabeth gehen und sagen, dass du Ethan sein Feuerwehrauto geklaut hast. Es ist wichtig zu gestehen, was man falsch gemacht hat.“ Als der Kleinere gegangen war, wenn auch eher widerwillig, legte sich ein schmerzliches Lächeln auf Shinichis Lippen. „Du bist ein richtiger Detektiv“, bemerkte Ethan und Shinichi ging nur schweigend aus dem Raum. Er hatte versprochen mit Amy zu spielen, doch nun kamen all seine Erinnerungen hoch. Egal wo er nun hingehen würde, nirgends wäre er wirklich ungestört. Eigentlich hatte er nur eine Wahl. So schnell ihn seine Beine trugen, eilte er zu Liannas Büro, klopfte und wurde kurze Zeit später herein gebeten. Kaum war er im Büro, spürte er, wie merklich eine riesige Last von seinen Schultern sank. So sehr er auch die anderen mochte und er sich an all das hier gewöhnt hatte, war es doch belastend. Er sah zu Lianna auf, die zu einem Stuhl deutete. „Setz dich, Shinichi“, sagte sie sanft. Diesen Namen zu hören, löste jedes Mal ein solches Glücksgefühl in Shinichi aus. Es kam einfach viel zu selten vor. Wenn, dann nur innerhalb dieser vier Wände. Waren sie auf den Fluren oder vor anderen, nannte Lianna ihn, wie es auch sonst jeder zu tun pflegte, Ken. Lianna kannte dieses Verhalten bereits bei dem Jungen. Immer mal wieder kam er zu ihr, sprach kein Wort, setzte sich nur einfach und ließ die Zeit vergehen. Manchmal kam er häufiger, manchmal weniger häufig. Anfangs hatte er jede Woche mindestens zwei Mal hier gesessen. Nach diesen drei Jahren kam er zwar seltener, doch einmal alle ein oder zwei Monate war er wieder hier. Heute war es jedoch anders als sonst. Shinichi hatte sich zwar gesetzt, doch begann er sofort zu reden. „Es gibt Tage, an denen ich hier verschwinden will, zurück nach Japan fliegen. Auch wenn ich weiß, dass dort niemand auf mich wartet.“ Lianna ging auf ihn zu, zog ihren Stuhl neben ihn. „Dort in Japan... sind Menschen, die dich lieben, die auf dich warten.“ „Ich bin tot. Für sie bin ich tot.“ „Glaubst du das ändert was an ihrer Liebe?“ Shinichi sah sie unsicher an. Es war so viel Zeit vergangen... Warum sollte sich dort noch jemand Gedanken um ihn machen? „Diese Kinder hier... die meisten von ihnen haben ihre Familien verloren. Sie sind hier her gekommen, weil niemand mehr auffindbar war. Sie sind diejenigen, die niemanden dort draußen haben. Du hast eine Familie, du hast Eltern, Freunde... du hast ein Leben dort draußen.“, sagte sie ernst. „Versinke nicht in Mitleid für dich selbst. Niemand hält dich hier fest. Jederzeit kannst du gehen.“ Shinichi presste die Lippen zusammen, ließ sich die Worte durch den Kopf gehen. Natürlich hatte sie Recht, doch er hatte Angst. Angst, dass ihn niemand mehr kennen würde, niemand mehr mit ihm sprechen würde oder ihn beachten würde. Lianna musterte den Jungen. Sie konnte sich vorstellen, dass es nicht einfach war. Auch wenn er ein Leben hatte, vielleicht war es genau das, was nur noch schwerer war? Dieses Leben loszulassen, diese Menschen zurückzulassen? Sie kannte die Gründe nicht genau. Es hatte alles nur sehr ungenau in dem Brief gestanden, doch zu wissen, dass es Menschen gab, zu denen man gehörte, aber nie wieder mit ihnen sprechen dürfen? Es musste schmerzhaft sein. Vielleicht schmerzhafter, als mit dem Gedanken einfach abschließen zu können, dass es keine Familie mehr für einen gab und man nun hier hin gehörte. Je öfter Shinichi nun zu ihr kam, desto schwerer war es. Jedes Mal sah sie in dieses bedrückte Gesicht und sie spürte, dass er sich Mühe gab, nicht allzu betroffen zu sein. Dennoch quälte sie dieser Anblick. Nach einigen Monaten wurden die Besuche jedoch seltener. Das beruhigte Lianna trotz allem nur wenig. Immerhin wusste sie so nicht, was mit dem Jungen war. Wenn sie ihn mit den anderen draußen im Garten sah, beobachtete sie ihn und ihr war klar, dass er darüber Bescheid wusste. Doch er ließ sich nichts anmerken, verhielt sich den Kindern gegenüber so wie immer. Gelegentlich wurden Kinder abgeholt oder neue kamen in das Heim. Shinichi gab sich immer Mühe, für sie zu sorgen. Erst mit dem Alter wurde auch den anderen langsam bewusster, dass sich so kein Junge in diesem Alter verhielt. Viele der gleichaltrigen prügelten sich oder sprachen über Dinge, die einen nun mal in jenem Alter interessierten. Shinichi hielt sich von diesen Sachen fern. Er kümmerte sich lieber um die Jüngeren. Im Alter von dreizehn und vierzehn Jahren schossen die meisten Jungen in die Höhe, doch bei Shinichi ging es nur langsam. Er war nicht viel größer, als einige der älteren Mädchen. Shinichi wusste, er würde nicht mehr wesentlich an Größe zulegen. Doch es störte ihn nicht. Er war nie größer gewesen als das. Viel mehr freute er sich darüber, dass er langsam die Gestalt annahm, die er haben sollte. Manchmal ertappte er sich, wie er vor dem Spiegel stand und die langsam verschwindenden, kindlichen Züge in seinem Gesicht betrachtete. „Was ist? Zählste deine nicht vorhandenen Bartstoppeln?“, fragten dann manche nach. Mit sechzehn verließen viele das Heim, nachdem sie die Mittelschule abgeschlossen hatten und versuchen sich selbst ein Leben irgendwo aufzubauen. Andere fuhren in die Stadt, um dort die Highschool zu besuchen, bis sie achtzehn waren. Shinichi selbst war inzwischen sechzehn und kurz davor die Schule zu beenden. Jeden Tag wurden sie hier von Hauslehrern unterrichtet und er merkte schnell, dass man hier ganz andere Ansprüche hatte. Sie lernten viel weniger als es wohl an einer normalen Schule üblich gewesen wäre und noch viel weniger, als es in Japan immer der Fall gewesen war. Ob sie damit im Leben was erreichen konnten? Er war sich nicht sicher. Doch hier waren sie irgendwo in der Provinz von Kanada. Da würde es wohl kaum jemanden interessieren, wie der Abschluss war, wenn man zum Beispiel auf einer Farm arbeiten würde. Er hatte für sich selbst jedoch noch kein Ziel. Er wusste, er könnte mehr erreichen, doch wie sollte er das tun? Weg von hier? In die Stadt? Konnte er sich das leisten? Wie sollte er irgendwas bezahlen? Oder sollte er auf einer Farm anfangen und etwas zusammen sparen, um später in die Stadt zu ziehen? Je näher er dem Schulabschluss kam, desto mehr drängten auch Lehrer und Heimleiter. Sie wollten von den Jugendlichen ihre Ziele erfahren und von ihren Träumen. Shinichi saß jedes Mal doch eher schweigend da. „Möchtest du nicht studieren?“, hatte ihn ein Lehrer gefragt. „Dazu musst du auf die Highschool“ Vielleicht wäre das gut. Eigentlich war es sogar die einzige Möglichkeit. So konnte er erst einmal weiter hier leben, während er zu einer richtigen Schule ging. Er hörte jedoch von einigen, die die Highschool nicht geschafft hatten. Wie sollten sie auch? Immerhin hatte man ihnen hier gerade mal die Grundlagen für alles beigebracht. Es verwunderte Shinichi nicht, dass Lianna ihn zu sich rief, als er wieder einmal keine ordentliche Antwort im Unterricht gehabt hatte. Nachdenklich sah sie auf den Jungen runter. „Wie sieht deine Zukunft für dich aus?“, fragte sie nach. Es war etwas seltsam mit ihm zu sprechen und zu wissen, dass er doch eigentlich so viel älter war. Mitte zwanzig sollte man nicht mehr auf eine Schule gehen müssen. „Ich werde die Highschool besuchen“, antwortete er nach einiger Zeit. Überrascht sah die Frau ihn an. „Wieso hast du das nicht den Lehrern gesagt?“, hakte sie weiter nach. Er zuckte mit den Schultern. „Ich war mir noch nicht ganz sicher. Aber jetzt bin ich es. Viele andere Möglichkeiten habe ich ja nicht.“ Er hoffte nur, er hatte in all der Zeit nicht zu viel vergessen. Während seiner Zeit hier hatte er alle Bücher gelesen, die das Heim zu bieten hatte. Irgendwie wollte er sein Gehirn weiter fit halten. Und das erschien ihm als die einzige Möglichkeit. Sonst gab es hier ja nichts. Als er mit den Büchern durch war, von denen sich der Großteil als eher ungeeignet herausstellte, sein Gehirn zu trainieren, hatte er auch öfters Heimleiter um neue Bücher gebeten. Doch das Heim war nicht gerade reich. Dennoch fiel für ihn immer wieder einmal was ab, sodass er sich in seinen geliebten Holmes Romanen vertiefen konnte. In den Wochen vor dem Abschluss wurde den Schülern geholfen, die Bewerbungen für Arbeit und nachfolgende Schule zu schreiben. Auch Shinichi hielt sich daran, schrieb seine Bewerbung für die Highschool. Vielleicht würde er sich dort ja wohler fühlen...? Das konnte er noch nicht sagen, doch er hatte während der schulfreien Zeit eine seltsame Vorfreude auf die Highschool. Shinichi selbst war überrascht, dass diese Freude auch anhielt. Jeden Tag genoss er es in die Schule zu fahren, auch wenn er früh aufstehen musste. Endlich wurde sein Leben anspruchsvoller und zumindest ein bisschen aufregender. Dort hatte man eindeutig höhere Erwartungen, auch wenn man trotz allem noch immer auf dem Land war. Jeden Tag verbrachte er bis Abends in der Bibliothek und las dort. Er bekam gar nicht mit, wie schnell die Tage vorbeizogen, das Jahr zu Ende war und das neue Jahr begann. In seiner Klasse hob er sich durch herausragende Leistungen ab und bekam so großen Zuspruch von den Lehrern. Dennoch war er durchschnittlich beliebt und hatte Freunde gefunden, mit denen er auf einem Level reden konnte. Zu seinem siebzehnten Geburtstag am vierten Mai wurde sogar von einigen eine Überraschungsparty auf die Beine gestellt. Er freute sich aufrichtig darüber, feierte mit den anderen und war so ausgelassen wie schon lange nicht mehr. Zuerst wusste er nicht ganz, woher diese Motivation kam, doch dann fiel es ihm ein. Er war zurück. Er war wieder Shinichi Kudou, siebzehn Jahre alt, Oberschüler und Detektiv. Kapitel 30: Siebzehn -------------------- Shinichi Kudou. Er war zurück. Er war wieder der Junge, der er gewesen war. Nach so vielen Jahren des Wartens, war er endlich wieder er selbst. Jedes Mal, wenn er sich im Spiegel sah, kam er nicht umhin leicht zu lächeln, seine Wangen zu berühren und die dunklen Haare, die er so trug, wie er es immer getan hatte. Wenige Tage nach seinem Geburtstag, rief ihn Lianna zu sich. „Es kommt etwas spät, aber ich hab dich nie erwischt, weil du ständig unterwegs warst“, erklärte sie sich. „Das hier... kam wenige Tage nach deinem Erscheinen hier an.“ Sie reichte ihm ein kleines Päckchen. „Es stand dabei, du sollst das an deinem siebzehnten Geburtstag bekommen.“ Shinichi sah auf das Papier, zögerte, ehe er das schmale Päckchen öffnete. Ein Reisepass. Er blickte hinein, verzog das Gesicht etwas. Noch immer war er Ken, doch konnte er es nachvollziehen. Immerhin konnte er nicht als Shinichi einreisen. Die Männer in Schwarz würden irgendwie Wind davon bekommen. Doch nun... Er hatte eine andere Identität, war ein anderer Mensch. Er konnte nach Japan zurück, ohne Aufmerksamkeit zu erregen. Doch zurück zu den Menschen, die er dort zurückgelassen hatte... zu ihnen konnte er nicht. Die Gefahr war trotz allem für ihn zu groß, dass sie noch immer unter Beobachtung standen... Würde er dort auftauchen, würde womöglich wirklich jemand den Tod finden... „Vielen Dank“, sagte er nur, steckte den Reisepass ein. Lianna musterte ihn sanft. „Du bist so gewachsen in all den Jahren. Und nun bist du wieder der junge Mann, den ich damals kennengelernt habe. Ich kanns kaum glauben, dass du doch eigentlich schon so viel älter bist...“ Sie lächelte schwach und Shinichi senkte den Blick. Ja, richtig. Er war keine siebzehn. Er war siebenundzwanzig. Er war erwachsen und sollte nicht mehr zur Schule gehen. Dennoch war es inzwischen angenehmer geworden. Er fühlte sich wohl in seiner Umgebung, hier und an seiner Highschool, die er noch ein Jahr besuchen würde. Danach würde er studieren gehen. Was, das hatte er sich noch nicht überlegt, jedoch blieb ihm ja noch einige Zeit. „Oh, und hier ist noch die Zeitung von heute“, hielt Lianna ihn auf, als Shinichi gerade den Raum verlassen wollte. Er nahm das Bündel entgegen, bedankte sich und verließ das Zimmer. Normalerweise bekam er die Zeitung am Morgen, doch hatte er heute so früh los gemusst, dass er keine Zeit mehr dafür gehabt hatte. Er ließ sich auf sein Bett fallen, blätterte die Seiten durch und las ein wenig darin. Als er beim Sportteil ankam, las er einiges über Fußball und Erinnerungen kamen in ihm auf. Früher hatte er sehr oft im Garten gespielt. Nun aber blieb ihm keine Zeit mehr dafür. Er beabsichtigte es ja doch irgendwie, schließlich gab es sehr wohl eine kleine Fußballgruppe an der Schule. Im Augenblick genoss er es jedoch mehr ungestört in der Bibliothek zu sitzen und Bücher zu lesen, auch wenn man ihn dafür schon häufiger schräg angesehen hatte. Für die Ferien nahm er sich jedoch vor, wieder mehr in den Garten zu gehen und dort zu kicken. Er vermisste es doch ein wenig. Er blätterte etwas weiter, schloss die Zeitung wieder und legte sie zur Seite. Alle Aufgaben für morgen hatte er bereits in der Schule erledigt, sodass ihm der Abend zum Ausspannen blieb. Es war nicht mehr lange bis zu den Ferien, doch gerade die letzten Wochen waren vollgepackt mit Klausuren und Hausarbeiten, die er abgeben musste und so noch viel länger in der Schule blieb. Diesmal jedoch nicht, um sich die Zeit in der Bibliothek aus Spaß zu vertreiben, sondern um zu recherchieren. Kaum einen Tag kam er mehr vor acht Uhr zurück ins Heim und wenn, fiel er dennoch sofort ins Bett. Als endlich alle Aufgaben erledigt waren, war er sichtlich erleichtert. Es gab noch eine Klausur, die er jedoch mit ein wenig Lernen sicher bestehen würde. So machte er sich nicht mehr viele Gedanken darum. Er brachte wenige Tage später die Klausur hinter sich und genoss die folgende freie Zeit. Immer wieder konnte man den Jungen im Garten des Heimes sehen, wie er dort ein wenig Fußball mit sich selbst oder gegen eine Gruppe Kleinerer spielte. Gelegentlich mischten auch die älteren mit, schlossen Teams und versuchten gegeneinander zu gewinnen. Shinichi fühlte sich an seine Zeit in der Highschool in Japan erinnert, wo er auch immer Fußball mit den anderen aus dem Club gespielt hatte. Doch eines war hier in Kanada schwer von Vorteil: Die angenehme Luft. In Japan war es manchmal so drückend heiß gewesen und kein Wind war gegangen. Hier jedoch war die Luft selbst im Hochsommer noch recht kühl und es war meist etwas windig. Dafür hatte der Winter so seine Tücken. Manchmal war so viel Schnee gefallen, dass sich die Lieferung mit neuen Nahrungsmitteln verschoben hatte und sie mehrere Tage nur von Nudeln und Weißbrot hatten leben können. Doch der Sommer war eine schöne, angenehme Zeit. So konnte er auch die Jüngeren besser kennenlernen, die das Jahr hinweg ins Heim gekommen waren. Durch die viele Zeit, die er in der Schule verbracht hatte, hatte er kaum irgendwas mitbekommen. An jenem späten Nachmittag saß Shinichi mit ein paar Gleichaltrigen, mit denen er bis eben gespielt hatte, auf dem Rasen und unterhielt sich mit ihnen. Seufzend ließ er sich ins Gras fallen. „Du bist echt gut in Fußball. Bist du an der Highschool in einem Club?“, fragte einer. „Nein, aber ich war früher, an meiner alten Schule, in einem“, antwortete er ehrlich. Die anderen sahen ihn verwirrt an. „An deiner alten Schule?“ Ruckartig setzte sich Shinichi auf. „Ja, ich meine, also... Hier. Als ich noch nicht auf der Highschool war“, versuchte er sich raus zu reden. Manchmal war seine Vergangenheit einfach zu präsent. Die anderen nahmen es so hin. „So wie du spielst, könntest du in die Profi-Liga!“, warf einer ein, doch Shinichi schüttelte lachend den Kopf. „Schwachsinn. So gut bin ich auch nicht. Hobbyspieler. Weiter nichts“ Er lächelte den anderen etwas zu, stand dann auf. „Ich werde mal rein gehen und duschen. Gibt ja auch bald Abendessen.“ Damit zog er sich zurück, betrat das Gebäude und holte frische Kleidung aus seinem Zimmer. Damit ging er zu den Duschen. Er konnte nicht sagen wieso, doch in diesem Moment überrannten ihn all die Gedanken an früher. Unter der laufenden Dusche ließ er sich zu Boden sinken, vergrub das Gesicht in den Händen und zitterte leicht. Er wollte nicht weinen. Niemand sollte ihn hören, doch war es so schwer sich zu beherrschen. Nicht oft hatte er solche Zusammenbrüche, doch wenn er sie hatte, waren sie schrecklich. //Heiji...// so lange schon, war ihm dieser Name nicht mehr über die Lippen gekommen. Auch jetzt, wo er unter dem heißen Wasser saß... es war, als wäre seine ganze Kehle zugeschnürt. Er konnte den Namen nicht aussprechen. Er war so fremd. Jetzt, wo er bewusst über alles nachdachte, schien ihm selbst seine Sprache fremd. Seit zehn Jahren hatte er nicht ein Wort mehr auf Japanisch gesagt. Er war sich nicht mal sicher, ob er sie noch sprechen konnte, noch lesen oder schreiben. Vermutlich war das Sprechen das kleinste Problem. Sowas verlernte man doch nicht so schnell. Aber Lesen und Schreiben...? Würde er Probleme damit haben? Natürlich konnte er die einfachen Zeichen noch, doch gerade jetzt fiel ihm nicht einmal mehr ein, wie man Heijis Namen richtig schrieb. Mit einem Finger malte er die Striche auf den Boden, stöhnte dann frustriert auf. Er konnte es nicht. Er wusste nicht, wie er seinen Namen schreiben sollte. Er hatte ihn vergessen. Als er später auf seinem Zimmer war und vom Bett aus an die Decke starrte, dachte er immer wieder angestrengt über Heijis Namen nach. Er rollte sich auf den Bauch, zog Papier und Stift heran und versuchte sich an den komplizierten Schriftzeichen. Als er es auch beim zehnten Mal nicht schaffte, knüllte er das Papier zusammen, warf es gegen die Wand, worauf hin es abprallte, ein wenig durch die Luft flog und folgend auf dem Boden landete. Frustration machte sich in ihm breit. Er wollte nach Japan zurück, doch gerade jetzt hatte er fast Angst davor. Was, wenn er sich nicht zurechtfinden würde? Er verstand sich selbst dabei kaum. Wie konnte er sich davor scheuen zurück in seine Heimat zu gehen? Er war dort aufgewachsen. Er hatte immer dort gelebt. Doch jetzt... nun war er hier und konnte nicht einmal mehr schreiben. Er presste die Lippen zusammen, fuhrt sich durchs Haar. Es belastete ihn, dass es nun so lief. Wie hatte es überhaupt so kommen können? Die nächsten Tage verbrachte Shinichi sehr zurückgezogen, ging kaum mehr raus zum Fußball spielen. Seinen Zimmergenossen fiel das nach einiger Zeit auf. Sie hatten ihn immer wieder gefragt, ob er nicht mit raus kommen wolle, doch jedes Mal hatte Shinichi abgeblockt. „Ken, nun komm schon... Du bist die ganze Woche drin gesessen“, sagte einer, kam zu ihm und blickte auf den Schreibtisch, an dem Shinichi saß und am Werkeln war. „Oh... was ist das?“ „Hm? Oh, das?“ Shinichi schob ein Blatt mit Schriftzeichen zu ihm. „Meine Muttersprache. Also... die meiner Eltern. Ich hab so viel davon vergessen... Ich würde sie gerne wieder lernen“, gab er zur Antwort und seufzte, lehnte sich zurück. „Hol dir doch ein Buch darüber. Ist doch einfacher damit zu lernen“ „Ein Buch?“ Shinichi blickte ihn kurz an. Das wäre natürlich eine Idee. Doch er konnte sich doch kein Buch leisten. In der Bibliothek hatte er schon nachgefragt, doch man hatte ihm keines geben können. „Gibt es nirgends“ „Ach, du hast nur noch richtig gesucht.“, erwiderte der Junge, ehe er sich abwandte. „Wir gehen dann mal wieder“ Er schnappte sich die anderen, die noch in der Tür standen und verließ mit ihnen das Heimgebäude. Erst am Abend kamen sie wieder zurück, gesellten sich beim Essen zu Shinichi und ließen einen kleinen Stapel Bücher, bestehend aus drei davon, neben ihm auf den Tisch fallen. Leicht zuckte Shinichi zusammen, starrte auf die Bücher, dann zu den Jungen auf. „Was...?“ „Du hast gesagt es gibt keine. Gibt es aber sehr wohl“ Sie lachten, setzten sich zu ihm. Shinichi schob seinen Teller weg, blätterte die Bücher durch. „Die müssen doch ein Vermögen gekostet haben!“ „Ach was, das passt schon“, sagte einer und winkte ab. „Vielen, vielen Dank!“ Shinichi nahm die Bücher an sich, als wären sie ein Schatz. Wo hatten die drei die Bücher nur aufgetrieben? Er lächelte leicht und seine Augen schienen zu strahlen. Er konnte es kaum erwarten, sich darin zu vertiefen. Er wusste, selbst wenn sie eigentlich nicht teuer gewesen waren, musste es für die anderen sehr viel Geld gewesen sein. Immerhin hatte hier niemand viel. Als er später auf seinem Zimmer saß, blätterte er in den Büchern, machte sich Notizen und las die Texte so gut es ging. Zu Anfang war es eher mühsam, doch mit den Tagen die vorbeizogen, bemerkte er, dass mehr und mehr wieder zurück in seinen Kopf kam. Es war trotz allem seine Muttersprache und er hatte so viele Jahre damit gelebt. Einiges konnte man vergessen, doch alles? Er war zumindest froh, dass es bei ihm nicht so war und er nur wieder Übung brauchte. Natürlich hatte er auch viele Schriftzeichen zu lernen und zu wiederholen, aber auch das würde er schaffen, da war er sich sicher. Er wollte es wieder können, er wollte lesen und schreiben können, sich verständigen können, auch wenn er hier niemanden hatte, mit dem er sich hätte verständigen müssen. Sehr gerne hätte er schon früher damit angefangen, doch der Mangel an Büchern und die Preise hatten ihn immer davon abgehalten. Das vom Heim zahlen zu lassen, wäre unmöglich. Gebrauchte Bücher aus Spenden waren okay, aber da war nun mal so etwas nie dabei gewesen. Nun endlich konnte er japanische Bücher wieder in seinen Händen halten. Seine Zimmergenossen beobachteten zufrieden, wie er sich jeden Tag mit den Büchern beschäftigte. Langsam kam Shinichi dadurch auch wieder aus sich raus. Es war, als würde eine Blockade durch dieses Lernen abgebaut werden. Immer wieder ging er mit den anderen raus und spielte Fußball mit ihnen. Doch die Ferien neigten sich langsam ihrem Ende und es hieß wieder für die Schule zu arbeiten. Eines Tages setzte er sich, nach dem Erledigen seiner Hausaufgaben, mit der aktuellen Zeitung auf sein Bett, blätterte sie durch. Als er zum Sportteil gelangte, umgriff er die Zeitung fester. „Heiji...“, murmelte er zu sich selbst. Da war ein Foto von Heiji. Er war zwar älter geworden, doch hatte sich nicht viel an ihm geändert. Er musste es sein. Schnell las Shinichi den Artikel darunter. Kendo-Weltmeisterschaft... Toronto. Er umgriff die Zeitung nun so fest, dass er sie schon fast zusammenknüllte. Sein Herz schlug wie verrückt und er konnte kaum einen Gedanken fassen. Die Weltmeisterschaft im Kendo würde in Toronto ausgetragen werden und offensichtlich war Heiji einer der Teilnehmer. Er würde hier her kommen. Hier, nach Kanada. Hitze stieg in seinen Wangen und er lief vor Aufregung rot an. Erst einige Sekunden später wurde ihm bewusst, dass er gar keine Chance hatte dort hin zu gehen. Er seufzte etwas, ließ sich auf das Bett zurück sinken und betrachtete einfach nur Heijis Bild. Man konnte ihn zwar nur bis zu den Schultern sehen, doch das reichte schon, um zu zeigen, wie muskulös er geworden war. Ein leichtes Lächeln legte sich auf Shinichis Lippen und er ließ seine Finger hauchzart über das Foto gleiten. Je länger er das Bild ansah, desto mehr Sehnsucht bekam er nach dem, den es zeigte. Shinichi dachte kaum einen Tag über was anderes nach, als die Weltmeisterschaft. Ihm war klar, dass er keine Chance haben würde sie zu besuchen. Außerdem wusste er auch, dass es viel sicherer wäre, sich dort erst gar nicht blicken zu lassen. Dennoch ließ ihn der Gedanke nicht los. Er sprach mit den anderen aus seinem Zimmer darüber, die überrascht waren, dass Shinichi auch mal an einem anderen Sport als Fußball, Interesse zeigte. Helfen konnten sie ihm allerdings nicht. Jeder von ihnen war knapp bei Kasse. Geld leihen ging also nicht. Die Tage zogen vorbei und Shinichi wurde immer aufgeregter. Es wäre nicht mehr lange bis zu der Meisterschaft. Noch ein Monat. Er musste sich schnell etwas einfallen lassen. Als er am Abend in sein Zimmer kam, schaltete er das Licht ein. Überall sah er Girlanden, seine Zimmergenossen bließen in Papiertröten und riefen dann. „Alles Gute zum Geburtstag!“ Auch Lianna stand dabei, lächelte breit. Shinichi sah verdutzt von einer Person zur nächsten. „Ich hab... noch nicht Geburtstag...“ „Ja, wissen wir. Du hast kurz nach der WM.“, meinte einer seiner Zimmergenossen. „Aber du sollst dich ja auf dein Geschenk einstellen können.“ Lianna ging auf ihn zu, reichte ihm einen Umschlag. Etwas unsicher öffnete Shinichi diesen, entnahm drei Karten. Zwei davon waren für einen Bus, die andere... „Danke... Vielen... Dank!“, brachte er gerade so heraus. Er hielt die Karte für das Turnier fest in der Hand. Heiji würde an diesem Tag kämpfen. Und er konnte dabei sein. Er würde ihn sehen. Er würde Heiji wiedersehen... Shinichi drehte das Ticket aufgeregt in seinen Fingern, bis die Türen des Busses aufgingen. Es war spät am Abend und er war froh, als er endlich in dem Nachtbus Platz genommen hatte. So viel Erwartung und Aufregung er auch in sich trug, schlief er nicht viel später auf seinem Sitz ein. Sie fuhren die ganze Nacht durch und waren erst am nächsten Mittag in Toronto. Der Bus hielt ganz in der Nähe der Hallen, sodass es ein Leichtes war dort hin zu kommen. Doch je näher Shinichi kam, desto unsicherer wurde er. War es gut, wenn er nun dort hingehen würde? Er zögerte, seine Hände zitterten. Letzten Endes ging er aber in die Halle, suchte sich seinen Sitz und ließ sich darauf sinken. Er hörte kaum, was die Ansprachen sagten, achtete auch nicht wirklich auf das Treiben um sich herum. Erst, als er Heijis Namen durch die Lautsprecher vernahm, sah er auf. Da stand er, bekleidet mit seiner Rüstung, aber noch ohne den Helm. Shinichis Hände wurden feucht. Er sah unruhig auf den Mann runter, der dort stand und sich in aller Ruhe nun das letzte Teil seiner Rüstung anzog. Ein Helfer band den Helm weiter zu, reichte ihm dann das Bambusschwert. Shinichi verfolgte jede seiner Bewegungen, ließ ihn nicht für eine Sekunde aus den Augen. Sein Herz raste. Als der Kampf mit dem Sieg Heijis zu Ende war, hielt er es nicht mehr aus. Er stand auf und rannte bis an die Bande. „Heiji!“, rief er ihm laut zu, doch die Ansager und die vielen anderen Menschen übertönten ihn. „HEIJI!“, versuchte er es nochmal lauter. Der Angesprochene zog langsam seinen Helm ab, entfernte das Tuch, mit dem seine Haare weggebunden waren und strich sich über die feuchte Stirn. Dann hörte er es. Dieses Rufen, zwischen den anderen Schreien und Stimmen und zwischen den dröhnenden Lautsprechern. Diese Stimme... Zögerlich wandte er sich um. „Heiji!“ Noch einmal. Er drehte sich etwas weiter und erkannte dann Shinichi, der dort an der Bande stand und nach ihm rief. „Shinichi...“, wisperte er, lief dann sofort auf ihn zu. Er war hier. Shinichi war hier. Seine Augen strahlten, wie sie es lange nicht mehr getan hatten. Heiji nahm Shinichi mit in die hinteren Bereiche der Halle. Keiner sagte ein Wort, bis sie ungestört waren. Dann fiel Shinichi ihm einfach um den Hals, küsste ihn zärtlich. Heiji krallte seine Finger in Shinichis Rücken, hielt den Jungen feste bei sich. „Shinichi... ich... ich hätt nich geglaubt dich nochmal zu sehen...“ „Glaubst du... mir ging es anders?“, erwiderte dieser, strich über Heijis Wange. Es würde ihnen nicht viel Zeit bleiben, das wussten sie beide, doch wollten sie diese gemeinsam nutzen. Sie beide fühlten sich, als wäre nicht ein Tag vergangen, seit sie sich das letzte Mal gesehen hatten. Und doch war da diese Distanz. Jener Kuss blieb die einzige Intimität, die sie austauschten. Eine kurze Berührung ihrer Hände, ein sanftes Lächeln. Sie mussten nichts sagen, denn sie beide wussten, wie sie fühlten, wenngleich es niemand aussprach. Sie liebten sich. Und daran würden auch weitere zehn Jahre nichts ändern. Epilog: Heimkehr ---------------- Heiji lächelte leicht, sah auf das Foto, das von ihnen beiden in ihrer gemeinsamen Zeit gemacht worden war. Es war schön ihn wiedergesehen zu haben. Dass er tatsächlich gekommen war, machte ihn glücklich. Und er hatte so gesund und zufrieden ausgesehen. Sein Herz schmerzte etwas bei dem Gedanken Kanada wieder verlassen zu müssen. Doch hier gehörte er nicht hin, ebenso wie Shinichi nicht mehr nach Japan gehörte. Das hier war nun sein Heimat. Er dagegen würde nach Osaka zurückkehren, zusammen mit der silbernen Medaille, die er gewonnen hatte. Für den ersten Platz hatte es leider nicht gereicht, doch war er froh, die Möglichkeit gehabt zu haben, an diesem Turnier teilzunehmen. Shinichi fuhr noch am gleichen Abend mit dem Nachtbus zurück. Er rollte sich schon fast auf seinem Sitz zusammen, legte seine Jacke über sich und schloss die Augen. Nachdem er zurück ins Heim gefahren war, verfolgte er nun jeden Tag in der Zeitung, wie die Ergebnisse der Kämpfe aussahen. „Silber...“, meinte er leise zu sich. „Hast du was gesagt?“, fragte ein Zimmergenosse. „Nein, nein. Nur laut geatmet“, gab Shinichi grinsend zurück. Der andere lachte nun, wandte sich wieder seinen Aufgaben zu. Bis auf das Foto, das zusammen mit ein paar Zeitungsausschnitten in seinem Nachtschränkchen lag, war nichts anders als sonst. Sein Name war Ken Nakamura und dies war sein Zuhause. Obwohl es nun wieder zwei Wochen her war, waren die Erinnerungen an Shinichis Berührungen so präsent wie nie. Noch immer fühlte Heiji die Lippen des anderen auf seinen eigenen. Er legte seine Finger leicht darauf, erschauderte etwas. „Komm, es ist Boarding!“, rief plötzlich ein Mann Heiji zu und er wurde durch die Stimme ganz aus seinen Gedanken gerissen. „Gleich da“, antwortete er, stand auf und schulterte seine Tasche, um ins Flugzeug zu steigen. Die Sonne ging gerade unter, als sie starteten und er warf einen Blick auf die Sonne, die beinahe rot leuchtete. Ihn wiederzusehen hatte so viele Wunden wieder geöffnet. Doch er hatte sich nichts Schöneres für jenen Tag vorstellen können. Ebenso wusste er aber auch, dass dieses Wiedersehen auch den endgültigen Abschied beschloss. Shinichi hatte dort sein Leben und er selbst gehörte nach Japan. Es gab keine Möglichkeit für ihn zurück nach Tokyo zu gehen, das war Heiji bewusst. Er würde sein Leben alleine in Kanada führen. Er war so stark. Viel stärker als er selbst. Er lächelte traurig, schmerzerfüllt. „Alles klar, Heiji? Solltest nich so schauen. Immerhin haste die Silbermedaille“, meinte der Mann neben ihm und Heiji nickte. „Ich weiß. Weiß nur nich, wann ich das nächste Mal nach Kanada komm...“ „Na, die nächste WM wird sicher nich hier sein. Wirst noch mehr von der Welt sehen“ Leise seufzte Heiji. „Ja... hast Recht.“ Er würde nicht mehr kommen. Es tat weh. Trotzdem schaffte er es ein ehrliches, offenes Lächeln aufzubringen. //Danke für den schönen Tag, Shinichi. Lebwohl...// Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)