Eisblaues Verbrechen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 15: Vampirinstinkt -------------------------- Kapitel 15: Vampirinstinkt Es war erst drei Tage her, dass Fuka mit Kanae in der Stadt gewesen war. An diesem Abend war sie früh zu Bett gegangen, sie war entsetzlich blass und erschöpft. Die Übelkeit will gar nicht mehr weggehen… „Was soll ich nur machen…?“, fragte sie sich verzweifelt. Schon am Morgen war es ihr nicht gut gegangen, und sie hatte sorgfältig darauf geachtet, sich nicht zu überanstrengen. Häufig verbesserte sich ihr Zustand gegen Abend, doch heute gab es keinerlei Anzeichen dafür. Sie hatte eher das Gefühl, dass es immer schlimmer wurde. Obwohl ihr nicht schwindelig war, beschloss sie, die Tabletten zu nehmen. Sie zog ihr Pillendöschen hervor und stand langsam vom Bett auf. Kanae war gerade im Bad. Wenn Fuka die Ohren spitzte, konnte sie das Wasser rauschen hören. Es würde wohl noch einige Zeit dauern, bis ihre Freundin wieder herauskam. Fuka nahm ihre ganze Kraft zusammen und lief zum Waschbecken. Ihre Beine waren so schwer, dass sie fürchtete, es nicht zu schaffen. Alles schwankte vor ihren Augen. Dann sah sie nur noch Schwarz, hörte nichts außer einem Klingeln in den Ohren und verlor jegliche Orientierung. Sie spürte nur, dass ihre Hände und Füße kalt wie Eis waren und dass ihr Herz unangenehm hämmerte. „Hil…fe…“, Fuka war kurz davor, das Bewusstsein zu verlieren. „Bin fertig mit Duschen! Wie geht…“, Kanae kam in ein Badetuch gewickelt aus dem Badezimmer. Sie riss die Augen auf, als sie Fuka zusammengesunken auf dem Boden hocken sah. „Fuka! Was ist mit dir?“ „A…Alles…o…ka…“ „Du bist überhaupt nicht okay, du bist total bleich! Wo sind deine Tabletten?!“ Fuka hielt die Pillendose mit ihrer zitternden Hand umklammert. „Warte, ich hole Wasser!“ Kanae goss Wasser in ein Glas, half Fuka sich hinzulegen und versuchte dann, ihr die Tabletten zwischen die Lippen zu schieben. „Fuka, deine Tabletten! Schluck sie bitte!“ Langsam erreichte ein warmer, süßer Duft Fukas trübes Bewusstsein. Was war das für ein Duft? Er lockte sie, zog sie an. Fuka öffnete ihre fest geschlossenen Lider und sah mit leeren Augen zu ihrer Freundin auf. „Ah, es ist Kanae!“, dachte sie und richtete sich langsam auf, als würde sie von ihrem Duft angezogen. Es war nicht der Duft von Shampoo oder Duschgel. Der vom Duschen erwärmte Körper strömte ihn aus, diesen Geruch. „Halt, Fuka! Kannst du schon wieder aufstehen? Komm jetzt, nimm die Tabletten!“ Mit irrem Blick suchte Fuka nach dem Ursprung des süßen Dufts. Kanae hatte sich nach dem Waschen die Haare hochgesteckt. Ihre weiße Nackenlinie war entblößt – unter der rosigen Haut am Hals konnte Fuka die Adern durchschimmern sehen. Adern, die mit jedem Herzschlag pulsierten. Fukas Herz klopfte im Gleichklang mit Kanaes Puls. Es sah köstlich aus. Es sah unglaublich köstlich aus. Sie schluckte ihren Speichel hinunter. Sie hatte Durst. Sie konnte diesen Durst nicht mehr mit den Tabletten stillen. Denn hier hatte sie etwas vor sich, das viel süßer war als die Tabletten. „Fuka?! Hörst du mich?!“ Endlich wurde auch der Freundin klar, dass Fuka in keinem normalen Zustand war. Sie griff brutal nach Kanaes Schultern und zog sie an sich. „Au!“ Solche Gewalt passte gar nicht zu Fuka. Kanae verzog das Gesicht und sah ihre Zimmerkameradin ängstlich an. „Was ist denn mit dir, Fuka? Du bist so seltsam! Deine Augen sind ganz blutunterlaufen, und dein Mund… Waaaaaaaah!“ Das Beben in ihrer Stimme mündete in einen spitzen Schrei. Fukas Kopf näherte sich ihrem Hals… das heißt, nein, sie… „Fu…ka…?“ Aus Fukas weit geöffnetem Mund ragten weiße Reißzähne. Kanae schloss ihre Augen, öffnete sie aber wieder, als sie einen kurzen Schmerz spürte: Diese Reißzähne hatten sich exakt in ihre Halsschlagader gebohrt und saugten das Blut heraus. Kanae konnte deutlich hören, wie Fuka schluckte. „Köstlich…wie köstlich das schmeckt! Mehr! Gib mir mehr davon…“, Fuka hatte vollkommen die Kontrolle über sich verloren. Hier waren ein Vampir und seine Beute. Kanae war weder ihre Freundin noch ihre Zimmerkameradin, sie war reine „Nahrung“. Der Vampir in Fuka war wie berauscht vom Geschmack menschlichen Bluts, das sie zum ersten Mal in ihrem Leben kostete. Unersättlich und gierig fuhr sie fort, es hinunterzuschlingen. Doch noch war sie nicht gesättigt. Sie wollte mehr. Sie umfasste Kanaes bereits kraftlosen Körper mir ihren Armen uns spürte dabei, wie sich das warme Rot wohltuend in ihrem Inneren ausbreitete. Fuka überließ sich ganz und gar ihrem Glücksgefühl und ihrer Gier, gegen die sie sich nicht wehren konnte… Dann verlor sie plötzlich das Bewusstsein. Wie viel Zeit war vergangen, wie lange war sie bewusstlos gewesen? Fuka fröstelte auf einmal und öffnete die Augen. Verwundert stellte sie fest, dass sie auf dem Boden lag. Sie wollte sich mit der Hand am Boden abstützen, um aufzustehen, als ihre Fingerspitzen die Wange der neben ihr liegenden Kanae berührten. „Kanae…?“ Kanae lag mit fest geschlossenen Augen da, leblos und weiß wie ein Blatt Papier. Ihre Haare waren immer noch feucht. Es konnte also nicht lange her sein, dass sie aus der Dusche gestiegen war. „Kanae, was…“ Die Wange an ihren Fingern war eiskalt. Dann fiel Fuka s Blick auf die zwei winzigen Löcher an Kanaes Hals. Zwei kleine Wunden, die aussahen, als hätte ein Vampir zugebissen. Vampir? Fuka schlug sich erschrocken die Hand vor den Mund. „War…war ich das etwa…? Habe ich sie…?!“ Sofort erhielt sie die Antwort auf diese Frage: ihr Blick fiel auf ihre Handfläche, die noch immer klebrig und voller Blut waren. Als sie sich hastig umschaute, entdeckte sie überall Blutflecken: auf dem Boden, auf ihrer Kleidung, überall. Hatte sie das getan…? „Kanae…oh mein…! Es tut mir leid! Mach die Augen auf, Kanae…!“ Sie umklammerte die ohnmächtige Freundin und schüttelte sie. Der kraftlose Körper schwankte leicht in ihren Armen und im Takt dazu rannen aus den zwei Wunden frische Bluttropfen. In diesem Augenblick erwachte die entsetzlich schamlose Gier erneut zum Leben. „Köstlich…. So ein Durst…mehr…mehr…mehr, mehr, mehr…!“ So trank sie noch mehr Blut. Kanaes Blut, das Blut ihrer besten Freundin. Sie trank das Blut eines Menschen! „N…Neiiiiiiin!" Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)