Eisblaues Verbrechen von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 5: Blutmangel? ---------------------- Kapitel 5: Blutmangel? „Guten Abend!“ „Hallo, guten Abend! Wir haben schon auf dich gewartet, Fuka-chan! Bald können wir dir eine Auszeichnung als „Regelmäßige Besucherin“ verleihen!“, Fuka lachte geschmeichelt, als Ichijo sie so locker empfing. Sie war tatsächlich seit ihrem ersten unerlaubten Eindringen jeden Abend zu Besuch gekommen. „Ich habe Kekse mitgebracht, die können wir nachher alle zusammen essen!“, sie reichte Ichijo das hübsch eingepackte Mitbringsel. Er nahm es mit einer eleganten Bewegung entgegen: „Hmm, die sehen ja lecker aus! Wir lassen uns gleich von der Hausmutter dazu einen schönen schwarzen Tee kochen!“ „Und vielen Dank für den Manga, den du mir geliehen hast. Er war unheimlich lustig!“ „Das freut mich, dass er dir gefallen hat! Den nächsten Band kannst du dir auch von mir ausleihen, sobald er rausgekommen ist.“ „Oh ja, gerne.“ „Gut, ich rufe mal die anderen. Wartest du kurz?“ Nachdem Ichijo im ersten Stock verschwunden war, setzte sich Fuka auf das Sofa. Ihre Treffen fanden immer hier in der Lobby statt. Man hatte ihr bisher keine anderen Räume gezeigt, geschweige denn eines der Privatzimmer der Bewohner. Dabei hätte sie so gerne mal gesehen, in was für einem Zimmer Soen-senpai wohnte…aber sie war ja schon glücklich, dass sie überhaupt in das Haus Mond kommen durfte! Einen kleinen Wermutstropfen gab es jedoch: Sie hatte Kaname kein einziges Mal mehr gesehen. Hoffentlich würde sie ihn heute treffen…Jeden Abend klopfte ihr Herz vor leiser Erwartung. Heute kam Aido als Erster die Treppe herunter, gefolgt von Ruka und Kain. „Hallo!“ „Guten Abend!“ „Hi!“ Fuka tauschte ein Lächeln mit Ruka und Kain, aber im nächsten Augenblick zuckten ihre Lippen nervös. „Wie Aido mich anstarrt!“ Nach wie vor zeigte er kein Interesse an Fuka, und sie selbst fühlte sich in seiner Gegenwart unsicher und beklommen, so dass zwischen ihnen immer noch eine unangenehme Atmosphäre herrschte. „Ach ja, der Vize-Hausvorstand musste übrigens plötzlich etwas erledigen, deswegen kann er an unserem Treffen nicht teilnehmen. Ichijo hat mich gebeten, ihn bei dir zu entschuldigen.“ „Oh ja? Er hat bestimmt immer sehr viel zu tun, nicht wahr?“ Während ihrer Unterhaltung war die Hausmutter erschienen und hatte behände Tee und Gebäck auf dem Tisch arrangiert. „Also, greift zu!“ „Oh, danke!“ „Die Kekse hat Fuka-chan mitgebracht.“ „Wirklich? Dann probier ich doch gleich mal einen…“ Kain steckte sich schnell einen Keks in den Mund und sagte dann plötzlich: „Ruka, ich habe eine Bitte! Kannst du dir einen Ausschnitt in meinem Bericht über das Experiment durchlesen?“ „Was“ Hast du ihn noch nicht fertig? Er muss doch morgen abgegeben werden, oder?“ „Ja, sorry. Bitte sei so nett! Da ist eine Passage, mit der ich einfach nicht richtig zufrieden bin…“ Mit der Teetasse in der Hand sah er Ruka an und nach kurzem Zögern nickte sie widerwillig. „Na gut. Aber nur kurz!“ „Du bist ein Schatz!“ „Das heißt, du musst leider auf uns verzichten, Kisaragi. Aber nicht lange“, entschuldigten sich Ruka und Kain. „Kein Problem! Macht euch bitte meinetwegen keine Gedanken!“ Die Schule ging auf jeden Fall vor. Sie hatte kein Recht, auf die Anwesenheit der beiden zu bestehen. Ein wenig enttäuscht war sie dennoch und schaute ihnen betrübt nach. In dem nun folgenden drückenden Schweigen nippte Fuka an ihrem Tee und bemühte sich, möglichst kein Geräusch zu machen. „Oh man, warum ist der denn jetzt noch hier?“, fragte sie sich im Stillen. Durch den aus ihrer Tasse aufsteigenden Dampf blickte sie zu Aido, der sich nach wie vor mit missmutigem Gesicht auf einem Sessel lümmelte und aus dem Fenster sah. Nach Rukas und Kains Rückzug war Fuka davon ausgegangen, dass er sich schleunigst verkrümeln würde. „Ich wäre viel entspannter, wenn ich allein hier warten könnte“, dachte sie. Sie seufzte genervt. Aido wandte sich zu ihr: „Was ist?“ Anscheinend fühlte er sich angesprochen. „Oh nein, was mach ich denn jetzt…?“, überlegte sie erschrocken. Es war ihr überhaupt nicht in den Sinn gekommen, sich über ein Gespräch mit Aido Gedanken zu machen. Und so redete sie einfach drauflos. „Ähm…bitte erzähl mir etwas über Kaname-sama!“ Aido zog pikiert eine Augenbraue hoch: „Kaname-sama?“ Siedend heiß fiel Fuka ein, dass das Thema Kuran-senpai gegenüber Aido-senpai ein absolutes Tabu war. Noch dazu war ihr „Kaname-sama“ rausgerutscht! So nannte sie ihn nur in ihren Gedanken, offiziell sprach sie natürlich von „Kuran-senpai“. Sie erinnerte sich an die grässliche Atmosphäre bei ihrem zweiten Besuch, als sie nach ihm gefragt hatte. Ein eisiger Windhauch war durch die Lobby geweht. „Aber egal, Aido-senpai kann mich ohnehin nicht leiden. Wovor sollte ich mich fürchten?“, dachte sie und beschloss einfach ohne Hemmungen draufloszureden. „Ähm, mag Kuran-senpai Süßigkeiten?“ „Weiß nicht.“ „Isst er zum Beispiel Schokolade?“ „Keine Ahnung.“ „Oder mag er Süßes vielleicht überhaupt nicht?“ „Weiß nicht.“ „Was isst er denn gerne?“ „Weiß nicht.“ Diese widerwillig gegebenen Antworten nahmen selbst ihr die Lust, weiterzufragen und sie fiel in verdrossenes Schweigen. „Wie ist der denn drauf? Ein bisschen was könnte er ja ruhig mal verraten, der Blödmann!“, dachte sie. Ihr plötzliches Verstummen veranlasste Aido zu einem genervten Blick in ihre Richtung: „Was ist?“ „Du kannst mich nicht leiden, weil ich für Kuran-senpai schwärme, stimmt es?“ „Ja, stimmt genau“, gab er ohne weiteres zu. Fukas Schläfen pochten. „Eifersucht ist bei Männern etwas Hässliches“, stellte sie fest. „Was fällt dir…“, setzte er an, doch sie unterbrach ihn. „Du bist doch selbst schuld!“ Fuka war bei diesen Worten von Sofa aufgesprungen. Da wurde ihr plötzlich schwarz vor Augen. Verwundert spürte sie, wie ihre Beine nachgaben und ihre Hände und Füße kalt wurden. Um sie herum war zwar alles schwarz, doch im Inneren ihrer Augen flackerten trübe Farben. Blutarmut? „He, was hast du?“, Aido sagte etwas, aber sie verstand ihn nicht. Ihre Lippen zitterten, sie brachte keinen Ton heraus. Außerdem fror sie und konnte kaum atmen. „Mir…ist kalt…“, dachte sie. Irgendetwas hüllte ihren zitternden Körper ein. „Was war das?“, mit äußerster Kraftanstrengung hob sie den Kopf und sah vor sich Aidos besorgtes Gesicht. Offenbar hatte er sie rasch vor dem Umfallen aufgefangen und hielt sie nun fest. Sie wollte sich bedanken, aber ihre Stimme gehorchte ihr nicht und auch ihr Körper war immer noch kraftlos. Vielleicht hatte Aido das bemerkt, denn er packte noch einmal fester zu. „Sei ganz ruhig. Ich halte dich.“ Sie nickte zitternd und lehnte sich an ihn. Er war so warm… Ihr blutloser Körper empfand die Hitze, die Aido ausstrahlte, als sehr angenehm. Er sah zwar zart aus, doch er war erstaunlich stark. Er stützte Fuka ohne die geringste Anstrengung. Ihr Herz machte einen Sprung. Es war ein seltsames Gefühl, ganz anders als bei einer Ohnmacht. „Ähm, entschuldige. Es geht schon wieder“, Fuka versuchte sich aus seinen Armen zu winden. „Nicht bewegen!“, Aido ließ sie sanft auf das Sofa gleiten. „Bist du wieder okay? Was war denn nur los mit dir?“ „Mir wurde auf einmal schwindelig…“, fing sie an. „Schwindelig…?“, bei diesem Wort erstarrte Aidos Miene. „Passiert dir das in letzter Zeit häufiger?“ „Eh? Was meinst du?“ „Dass dir schwindelig wird“, merkwürdigerweise schien Aido ernsthaft besorgt um sie. Das war so erstaunlich, dass es sie geradezu nervös machte. „Aido-senpai macht sich Sorgen um mich?“ Irgendwie tat ihr das auch leid, so dass sie ihr immer noch bleiches Gesicht zu einem Lächeln zwang. „Mir geht es schon wieder gut, entschuldige bitte!“ „Lass dir Zeit! Ruh dich eine Weile aus.“ Tatsächlich war ihr Körper immer noch schlapp und sie würde ihm wohl kaum über längere Zeit weismachen können, dass es ihr wirklich besser ging. „O…Okay.“ „Warte mal!“, Aido griff in seine Brusttasche, zog eine kleine Dose heraus und öffnete sie. Dann nahm er Fukas Hand und schüttete drei weiße Tabletten hinein. „Was ist das?“, fragte sie. „Ein Medikament gegen Blutarmut. Schluck das bitte!“ „Ein Medikament gegen Blutarmut…?“, Fuka riss erstaunt die Augen auf. „Wieso trug Aido-senpai so etwas mit sich herum?“ „Du wirst dich dann besser fühlen“, versicherte er, griff nach einer Flasche auf dem Tisch und goss Wasser in ein Glas, das auf dem Teewagen stand. „Wozu brauchst du diese Tabletten? Hast du etwa eine schwache Konstitution, Aido-senpai?“ erkundigte sich Fuka. „Das ist doch jetzt uninteressant. Nimm die Tabletten, schnell.“ Sie nahm das Glas aus seiner Hand und spülte die Tabletten gehorsam hinunter. Das klare Wasser erfrischte sie und sie atmete auf. „Das Medikament wirkt nur langsam. Bis dahin musst du schön vernünftig sein.“ Sie legte sich hin und schloss die Augen. Nach einer Weile überkam sie, vielleicht auf Grund der Tabletten, eine angenehme Schläfrigkeit. „So, dann…“ Das Sofa quietschte leise und sie spürte, wie seine Wärme sich entfernte. Panisch streckte sie eine Hand nach ihm aus. Sie wollte jetzt nicht allein sein! „Eh…?“ Fuka hatte ihn mit ihrer kleinen Hand an seinem Hemd gepackt. Er hielt für einen Moment die Luft an, setzte sich dann ganz leise und behutsam an den Rand des Sofas. Fuka schlief beruhigt ein. Aido hatte nichts weiter zu tun, er saß einfach da. Er hatte ihr die Tabletten gegeben, mehr konnte er nicht machen. Er schüttelte nicht einmal ihre Hand ab, mit der sie ihn immer noch festhielt, er blieb einfach nur bei ihr. http://img2.lln.crunchyroll.com/i/spire4/07092008/f/5/e/d/f5eda89f761430_full.jpg Plötzlich wachte Fuka auf und rieb sich verwundert die Augen, als sie nicht wie üblich auf ihre gewohnte Zimmerdecke blickte. „Nanu?“, wunderte sie sich. „Wo bin ich?“ „Aufgewacht?“ Als sie Aidos Stimme neben sich hörte, fiel ihr sofort wieder ein, dass sie im Haus Mond war. Richtig, sie wäre ja fast umgekippt… Nach dem kurzen Schlaf fühlte sie sich aber wieder einigermaßen wohl. „Wie geht es dir?“, erkundigte sich Aido. „Die Tabletten haben offenbar gewirkt“, als Fuka sich aufrichtete, rutschte die Jacke, mit der er sie zugedeckt hatte, von ihren Schultern. „Oh, hier…“, sie nahm die Jacke und reichte sie Aido. „Vielen Dank!“ „Dafür musst du dich nicht bedanken“, wehrte er ab. „Ich geh jetzt besser. Es ist schon spät und die anderen kommen offenbar auch nicht mehr…“ Aido wartete mit den Händen in den Hosentaschen, während Fuka sich zum Gehen fertig machte. Danach begleitete er sie wie immer ohne Worte zum Tor, doch diesmal war die Stimmung zwischen ihnen nicht angespannt oder steif, so dass Fuka überhaupt nicht unter seiner Wortkargheit litt. Sie hatte eher ein ganz merkwürdiges Gefühl, halb geschmeichelt, halb beschämt, weil Aido aus Rücksicht auf sie kleinere und langsamere Schritte machte als sonst. „Wir sind da.“ Vor dem Tor blieben sie stehen und Fuka verbeugte sich höflich. „Ich bin dir heute zur Last gefallen. Ich bring dir beim nächsten Mal etwas mit, zum Dank.“ „Nicht nötig. Falls du noch mal zusammenbrichst…kannst du gerne noch mehr Tabletten von mir bekommen.“ „Okay, wenn es noch mal passiert, sag ich dir bescheid. Also dann, gute Nacht!“ Über Aidos unerwartete Freundlichkeit war sie wirklich erfreut. Zwar hatte sie auch heute wieder nicht Kaname getroffen, doch dafür hatte sie eine überraschende Seite an Aido kennen gelernt. Außerdem…Sie erinnerte sich an die wärme von Aidos Brust und legte die Hände an ihre Wangen. „Oh mein Gott! Was hab ich denn für Gedanken?!“, quietschte sie innerlich. Als sie schnell zu ihrem Haus zurücklief, hatte Fuka bereits vergessen, dass ihr plötzlich schwindelig geworden war und dass sie solche Symptome bisher noch gar nicht gekannt hatte. Fortsetzung Folgt Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)