Zum Inhalt der Seite

Love Shot

Sasuke x Sakura [Kapitel 3 endlich online]
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Shot One - Work

Haruno Sakura war eine strebsame junge Frau, die sich schon als kleines Kind von sechs Jahren gewünscht hatte, eines Tages diese schicken Business-Kostüme zu tragen, wie ihre Mutter es immer getan hatte.

Diese Obsession war sogar so weit gegangen, dass sie den Kleiderschrank ihrer Mutter durchwühlte, wenn diese mal wieder auf Geschäftsreise war, um sich die viel zu großen Röcke und Blusen überzuziehen und damit vor dem Spiegel zu posieren. Dazu kamen die schicken High Heels mit Pfennigabsätzen, in denen sie sich mehr als einmal den Knöchel verstauchte. So gekleidet stakste die kleine Sakura in das Badezimmer ihrer Mutter, sprühte sich dort ordentlich mit dem teuren Parfüm ein und schminkte sich so, wie sie es schon oft beobachtete hatte.

Haruno Ami beschwerte sich nie, wenn sie knallroten Lippenstift auf ihren weißen Blusen fand. Stattdessen kaufte sie ihrer Tochter eigene Kostüme, die Sakura mit Stolz trug, wann immer sie konnte.

Durch diese Kleidung fühlte sie sich erwachsen, professionell und gebildet.

In der Schule gehörte Sakura stets zu den Besten, denn sie wollte sich ihre Träume erfüllen und einmal so viel Geld verdienen wie ihre Mutter, die PR-Agentin für eine erfolgreiche Firma war.

Mit ihrem Abschluss und anschließendem Studium des Medien- und Eventmanagements, rückte sie ihrem Ziel schließlich immer näher. Sie bekam Jobangebote en masse, doch das Richtige fehlte immer wieder.

Aber pünktlich mit der Beendigung ihres Studiums flatterte der wichtigste Brief ihres Lebens ins Haus – die Zusage auf ihre Bewerbung für die erfolgreichste Marketingfirma Tokyos.

Sakura hätte schreien können vor Glück, während sie einen regelrechten Freudentanz in ihrer Wohnung vollführte. Für diesen Job hatte sie ihr ganzes Leben gearbeitet, und nun war es endlich soweit.

Jetzt gab es einen richtig guten Grund dafür, all diese Kostüme zu tragen, die den Großteil ihres begehbaren Kleiderschrankes füllten. Sie konnte Eindruck schinden und die Karriereleiter erklimmen.

Mit einem siegessicheren Grinsen pinnte sich Sakura die Zusage über ihr Bett. So würde sie den Beweis ihres ersten Erfolges jeden Morgen vor Augen haben. Doch darauf konnte sie sich nicht ausruhen.

Nein, die Welt musste sich in Acht nehmen, denn Haruno Sakura war noch lange nicht an ihrem Ziel angekommen.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Seufzend betrachtete sie sich mit schief gelegtem Kopf in dem großen Spiegel. Kaum zu glauben, dass sie schon so abgespannt aussah, nachdem sie erst drei Monate arbeitete. Sie hob die Hände und drückte kritisch in ihrem Gesicht herum.

Das Leben als erfolgreiche Businessfrau hatte sie sich definitiv anders vorgestellt. Bei ihrer Mutter hatte das immer alles so leicht ausgesehen, als würde sie auf rosafarbenen Zuckerwölkchen durch die Gegend getragen werden und ihr alles mit einem Fingerschnippen zufliegen.

Schön und gut, sie hatte ihren Traumjob und verdiente einen Haufen Kohle. Nicht jede Frau in ihrem Alter schaffte diesen Durchbruch. Andere saßen mit fünfundzwanzig Zuhause mit drei lärmenden Kindern oder verbrachten ihre Zeit in der nächsten Drogenklinik.

Nein, sie sollte sich wirklich zufrieden geben mit ihrem Leben. Ihr Chef war nur das größte Arschloch, das sie je erlebt hatte, das war zu verkraften. Und sie konnte sich mit der Tatsache trösten, dass sie nicht die Einzige war, die unter ihm litt. Sie durfte sich wirklich glücklich schätzen, dass sie wenigstens die besten Kollegen der Welt hatte, die sie gleichzeitig ihre Freunde nennen konnte. Zusammen schafften sie jeden noch so langen Tag mit seinen Tiefen und noch tieferen Tiefen. Und den kleinen Höhen, die durch ihre erfolgreichen Ergebnisse entstanden. Sowie den drastischen Absturz zurück ins Stimmungstief.

Schließlich konnte sich Sakura von ihrem Siegelbild reißen und kramte eine beige Nylonstrumpfhose aus einer der zahlreichen Schubladen. Sie entschied sich für ein Nadelstreifenkostüm in schwarz, die weiße Bluse genauso tailliert geschnitten wie der Blazer. Der Rock reichte ihr bis kurz über die Knie. Schick, aber nicht zu aufreizend. Sie schlüpfte in ihre schwarzen High Heels und legte schnell ein dezentes Makeup auf. Ihre schulterlangen Haare steckte sie zu einem strengen Knoten hoch.

Eilig packte sie Handy und Portemonnaie in ihre Handtasche, trank den letzten Schluck Kaffee aus und verließ ihre Wohnung.

Sie hatte noch etliche Zeit, bis sie anfangen musste, doch sie war lieber zu früh da als zu spät. Vor allem, weil ihr Chef immer irgendetwas fand. Sie musste perfekt sein, wie ein Roboter funktionieren. Es war also besser für sie, mit der Arbeit anzufangen, bevor es eigentlich Zeit war. Das hatte sie schon nach ihrem ersten Tag auf die harte Tour lernen müssen. Seitdem war sie immer mindestens eine halbe Stunde früher im Büro. Noch besser wäre es für sie, könnte sie in dem Gebäude übernachten. Ihre Kollegen waren sogar schon auf die abstruse Idee gekommen, Betten unter die Decke zu hängen.

Sakura nahm den Aufzug, um in den Keller zu gelangen, der die Parkgarage beherbergte. Ihr kleiner Toyota wirkte fast mickrig zwischen all den Nobelkarossen, doch Autos interessierten sie nicht sonderlich, deshalb sparte sie genau an dieser Stelle. Ihr war egal, wie es aussah, Hauptsache es fuhr sie zu ihrem Arbeitsplatz und abends wieder nach Hause. Aber ein Gutes hatte dieser Wagen: Er war pink. Nicht jeder hatte ein pinkfarbenes Auto, und so sah zumindest jeder schon von Weitem, dass es ihr gehörte.

Mehr schlecht als recht manövrierte sich Sakura aus der Parklücke und fuhr ins Freie, nur um kurz darauf in einem dieser allmorgendlichen Verkehrsstaus stecken zu bleiben. Dies war eine Tatsache, an die sie sich nie würde gewöhnen können. Zwar waren diese Stockungen in ihren Zeitplan einkalkuliert, doch sie besaß nicht die Geduld, um Stunden auf der Straße zu verbringen und nur im Minutentakt einen halben Meter vorwärts zu kommen.

Genervt aufseufzend warf sie die nächstbeste CD in den Player und ließ sich von der Musik ihrer Lieblingsband beschallen. Ihre Mutter hatte immer gesagt, dass man von einem Mädchen wie Sakura Beethoven oder Bach erwarten würde, doch klassische Musik konnte sie nur in Maßen ertragen und es entspannte sie nicht unbedingt, ganz im Gegensatz zu der Rockmusik, die sie bevorzugte. Es reagierte sie ab, auch wenn es manchmal so klang, als würden in den Liedern gerade Menschen zu Tode gefoltert werden.

Überraschenderweise löste sich der Stau bereits nach einer Viertelstunde und sie kam ohne weitere Verzögerungen in der Parkgarage des Firmengebäudes an. Zu ihrer Freude erblickte sie die Wagen ihrer Kollegen, allerdings parkte auch schon der schwarze Mercedes ihres Chefs in einigem Abstand zu den anderen Autos in dem Kellergeschoss.

Sakura musste sich zusammen nehmen, um nicht genervt aufzuseufzen, und bemühte sich stattdessen, das strahlende Lächeln auf ihr Gesicht zu zaubern, mit dem sie den ganzen Tag durch das Büro lief. Dass ihre Muskeln dabei Krämpfe erlitten, vor allem wenn sie wieder einmal Mühe hatte, ihre Professionalität gegenüber ihrem Chef aufrecht zu erhalten, durfte nicht von Belang sein. Friss oder stirb. Sie musste fressen, sonst wäre sie schneller weg vom Fenster, als sie blinzeln konnte. Mit Welpenschutz konnte sie bei einer Firma, die den Uchihas gehörte, bestimmt nicht rechnen.

Sie steuerte den Fahrstuhl an und das Klackern ihrer Absätze hallte in der Garage wider, bis sie den gläsernen Lift betreten und den Knopf zur dritten Etage gedrückt hatte. Die Türen glitten mit einem leisen Rauschen zu und sie fuhr bis ins Erdgeschoss, wo Rock Lee, einer ihrer Kollegen, zustieg.

„Guten Morgen, Sakura-san“, begrüßte er sie freundlich.

„Lee, es ist schon fast deprimierend, was für eine gute Laune du schon so früh am Morgen versprühst“, erwiderte sie.

„Eine hübsche Frau hebt meine Stimmung immer gewaltig.“ Lee wackelte verheißungsvoll mit den breiten Augenbrauen.

Sakura lachte. „Du Charmeur.“

„So wirst du mich nicht mehr nennen, wenn du das hier siehst.“ Lee reichte ihr eine Akte. „Es geht um deine Messe.“

Sakura schluckte hart. Die Computermesse war ihr erstes großes Projekt, in dem sie alleine die Planung leiten durfte. Sie war immens wichtig für den internationalen Markt, wenn sie da versagte, konnte sie gleich ihren Schreibtisch räumen. Langsam klappte sie die Akte auf und überflog das Schreiben, das obenauf lag.

„Wieso haben sie abgesagt?“, fragte sie und blickte zu Lee auf. „Ich dachte, dass diese Messe wichtig für diese Firma ist.“ Und die Firma war verdammt wichtig für ihre Messe, der Hauptpublikumsmagnet.

Lee zuckte mit den Schultern. „Ich weiß es nicht. Das Ding ist heute Morgen erst gekommen.“

Sakura räusperte sich und klappte die Akte wieder zu. „Ich werde mich gleich darum kümmern. Die bekommen wir schon wieder zurück.“ Ihr Magen drehte sich jetzt schon bei der bloßen Vorstellung um, wie viel Zeit es sie kosten würde, das wieder gerade zu biegen. Es blieben nur zwei Möglichkeiten. Entweder konnte sie die Firma davon überzeugen, doch wieder auf der Messe auszustellen, oder kündigen. Die erste Variante gefiel ihr weitaus mehr, und sie durfte gar nicht erst an einen Ersatz denken, der den leeren Platz bei der Ausstellung wieder füllen würde.

In der dritten Etage angekommen, stiegen sie und Lee aus dem Fahrstuhl. Lee steuerte sofort seinen Schreibtisch an, während es Sakura in die kleine Teeküche zog. Sie brauchte nun dringend einen Kaffee für ihre Nerven. Am besten kochte sie gleich auf Vorrat, der Tag würde lang werden. Fahrig griff sie nach Pads für die Maschine, nur um einen Moment später festzustellen, dass diese verschwunden war. Gott hasste sie.

„Hallo, Schätzchen.“

Sakura drehte sich zur Tür und erblickte Yamanaka Ino, eine ihrer Kolleginnen und mittlerweile besten Freundin. Sakura war froh, dass sie eine starke und selbstbewusste Frau an ihrer Seite hatte, die nebenbei mit ihrem hellblauen Etuikleid auch noch einen exzellenten Geschmack bewies.

„Ino, die Kaffemaschine…“

„Ich weiß.“ Ino klopfte ihr mitleidig auf die Schulter und nahm ihr den Kaffeepad aus der Hand. „Aber soll ich dir mal erzählen, was noch viel schlimmer ist als ein kaputter Automat für dieses wundervolle Heißgetränk?“

Sakura ließ den Kopf hängen. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass es noch etwas Schlimmeres gab, als ihr heute schon widerfahren war. Erst der ganze Mist wegen der Messe, dann keinen Kaffee… was kam wohl als nächstes?

„Ach, komm schon“, meinte die Blonde aufmunternd und manövrierte Sakura zu ihrem Schreibtisch. Die Haruno war froh, dass sie in einem Großraumbüro ohne jegliche Trennwände arbeitete, so fühlte sie sich nicht alleine, wenn das Raubtier aus seinem Käfig kam und um die einzelnen Arbeitsplätze schlich. Es war ohne ihn sogar… nett. Die großen Glasfenster ließen eine Menge Licht in den Raum und sie so die Herbstsonne genießen. Außerdem konnten sie sich so leichter austauschen.

Ino zog eine Grimasse. „Der große Uchiha Sasuke kam vor zehn Minuten zu mir und hat mir befohlen, ihm einen Kaffee zu machen. Dabei hat das Arschloch selbst noch kurz zuvor die kaputte Maschine im Müll entsorgt. Nun kann ich sehen, wie ich ihrer Majestät dienen kann.“

Sakura konnte das leise Kichern nicht verkneifen, das ihr unwillkürlich entwich. „Tu nicht so, als würdest du ernsthaft überlegen, wie du das anstellst.“

„Tu ich auch nicht“, meinte Ino prompt. „Und da ich nette Kollegen habe, kam gleich der Vorschlag, dass wir heute mal alle auf das Koffein verzichten und stattdessen brav Wasser trinken. Weil das viel gesünder ist, wenn man den Tag im Büro verbringt.“

„Wenn du das dem Chef so überzeugend beibringst, verleihe ich dir einen Orden“, bemerkte Tenten und biss genüsslich von ihrem Brownie ab.

„Fang schon mal an zu basteln“, gab Ino grinsend zurück. „Ich bin doch keine Kellnerin. Der kann sich seinen Kaffee schön selbst holen, denn dafür habe ich nicht studiert und mir den Allerwertesten aufgerissen.“

„Du weißt doch, er ist immer anderer Meinung“, kommentierte Lee von der anderen Seite des Raumes. Er hatte die Beine auf die Arbeitsplatte des Tisches gelegt und spielte Solitär, um die Zeit bis zum tatsächlichen Beginn der Arbeit totzuschlagen.

Sakura stellte nun ihre Handtasche auf ihrem Schreibtisch ab und ließ sich auf den Stuhl sinken. Dann angelte sie sich eine der Wasserflaschen zu ihren Füßen. Medium, weil es gesünder war, als zu viel Kohlensäure. Stilles Wasser bekam sie leider nicht runter.

Ino wandte sich an sie. „Wie wäre es, wenn du mir recht gibst?“

Sakura zuckte mit den Schultern. „Tut mir leid, Ino. Ich bin auf der Seite von Tenten. Ihm wird es nicht gefallen, wenn er seinen Kaffee nicht bekommt.“ Und zwar ganz und gar nicht. Er würde unausstehlich sein und seine schlechte Laune an seinen Mitarbeitern auslassen. Und das war etwas, dass sie heute gar nicht mehr gebrauchen konnte. Die Sache mit der Messe war viel wichtiger und hatte oberste Priorität. Auch wenn sie dadurch ihrer besten Freundin in den Rücken fallen musste.

Ino schien enttäuscht durch ihre Antwort, deshalb lächelte Sakura entschuldigend. „Es tut mir echt leid. Aber ich kann es heute nicht gebrauchen, dass er wie ein wütender Stier hier rum läuft.“ Dabei wedelte sie die Akte, die sie von Lee bekommen hatte. „Meine Karriere steht auf dem Spiel.“

„Schon in Ordnung, Schätzchen. Ich verstehe, dass du als unser Küken ein bisschen vorsichtiger bist“, erwiderte die Blonde. „Und ich will dich ja nicht davon abhalten, den Boss zu beeindrucken. Ich bin schon an ihn gewöhnt und habe keine Angst mehr vor ihm.“

„Achtung, Eisberg auf zwölf Uhr!“, warnte Tenten plötzlich und stopfte sich schnell das letzte Stück ihres Frühstücks in den Mund und wischte sich die Krümel von der dunkelblauen Bluse, unter der sich ihr Schwangerschaftsbauch wölbte. Schnell öffnete sie eine beliebige Datei am PC.

Ino hastete eilig zu ihrem Platz und kramte eine Akte aus einer Schublade, die sie angestrengt musterte, Lees Beine hatten wieder festen Boden unter den Füßen.

Auch Sakura hatte sich angewöhnt, schnell etwas zu tun, wenn sie sich unterhalten hatte und ihr Chef im Anmarsch war. Sie klappte die Akte auf und fand die Telefonnummer der Firma, die abgesagt hatte, die sie sofort anwählte. Fast krampfhaft klammerte sie sich an den Hörer, als würde er ihr den Halt geben, den sie nun brauchte. Mit jedem Tuten des Freizeichens wurde sie nervöser und hoffte einfach nur, dass irgendjemand auf der anderen Seite abheben würde.

Doch irgendjemand schien es heute wirklich nicht gut mit ihr zu meinen, denn als ihr Boss auf ihre Gruppe zu kam, bedeutete er ihr schon von weitem, dass sie auflegen sollte.

Mit zittrigen Fingern und eher unwillig unterbrach sie die Verbindung, straffte die Schultern und zauberte das Lächeln auf ihre Lippen.

Sie konnte nicht leugnen, dass Uchiha Sasuke ein gutaussehender Mann war, vielleicht sogar der begehrteste Junggeselle von Tokyo. In seinem perfekt sitzenden schwarzen Designeranzug, dem weißen Hemd und der ebenfalls schwarzen Krawatte strahlte er eine Macht aus, die sie fast blendete. Aber was brachte ihm sein gutes Aussehen, wenn er sich mit seinem schlechten Charakter keine Freunde machte. Mit seinen dunklen Augen musterte er sie alle so abwertend, dass ihr beinahe schlecht davon wurde. Arschloch.

„Yamanaka-san, ich habe immer noch keinen Kaffee auf meinem Schreibtisch stehen“, sagte er plötzlich an Ino gewandt und seine tiefe Stimme durchschnitt die Stille wie ein Messer weiche Butter.

„Tut mir wirklich sehr leid, Uchiha-san“, erwiderte Ino, und Sakura konnte aus ihrer Stimme heraus hören, dass es ihr ganz und gar nicht leid tat, „aber wie Sie selbst schon bemerkt haben, ist die Kaffeemaschine kaputt.“

„Dann bewegen Sie sich und holen einen von Starbucks um die Ecke. Den Weg kennen Sie ja gut genug“, winkte er gleich ab.

„Wissen Sie, wir haben uns gedacht, dass wir der Umwelt etwas Gutes tun können, wenn wir mal auf den Kaffee verzichten und stattdessen Wasser trinken.“ Ino zog ihren Plan tatsächlich durch. Sakura traute ihren Ohren kaum.

„Verschonen Sie mich damit. Spenden Sie an Greenpeace, wenn Sie etwas für die Umwelt tun wollen, ich bezahle Sie schließlich gut genug. Und jetzt besorgen Sie meinen Kaffee.“ Ihr Chef verzog bei diesen Worten keine Miene. Sakura fragte sich, ob er dazu überhaupt fähig war. Gleichzeitig warf sie Ino einen flehenden Blick zu, damit diese über ihren Schatten sprang und ihn nicht noch weiter verärgerte.

Ino schien zu verstehen und widerwillig gab sie sich geschlagen. „Na schön, wie Sie wünschen.“ Sie schnappte sich ihre Handtasche und stampfte davon.

Sakura dachte schon, dass sich sein Problem nun erledigt hatte und er wieder gehen würde, doch leider schien es noch nicht vorbei zu sein, denn nun fiel sein Blick auf Tenten, die unschuldig zu ihm aufblickte.

Tenten hatte ihr einmal erzählt, dass er sie noch weniger mochte als zuvor, nachdem sie vor knapp einem Jahr den Cousin der Freundin seines besten Freundes geheiratet hatte, und dadurch auf sehr indirekte Art und Weise in seinen privaten Bekanntenkreis gerutscht war.

Fast abschätzend musterte er die brünette Frau nun und fokussierte sich dabei hauptsächlich auf ihren Bauch, was nicht nur Sakura zu missfallen schien.

„Haben Sie ein Problem?“, fragte Tenten gereizt.

„Nein, wie kommen Sie darauf?“, gab Sasuke unschuldig zurück.

„Ich weiß nicht“, meinte Tenten gespielt nachdenklich, „vielleicht hängt es ja damit zusammen, dass Sie etwas gegen meine Schwangerschaft einzuwenden haben.“

„Hyuuga-san, wie Sie wissen, bin ich Ihr Chef. Sie haben nicht so mit mir zu reden.“

„Und wie Sie wissen, ist mein Mann Anwalt, und ihm wird es gar nicht gefallen, wenn ich ihm erzähle, dass mein Chef mich bei der Arbeit schlecht behandelt, weil ich ein Kind bekomme.“ Trotzig verschränkte sie die Arme vor der Brust.

Sakura bewunderte diese Frau. Sie war einfach unglaublich. Und das Beste war, das sie recht hatte. Wenn er sie jetzt feuern würde, würde jeder denken, dass dies geschehen war, weil sie schwanger war. Vielleicht nutzte Tenten das ein wenig aus, aber es würden nur noch zwei Monate sein, dann wäre sie sowieso erst einmal im Mutterschutz.

Zumindest schienen Tentens Worte ihre Wirkung nicht zu verfehlen, denn Uchiha Sasuke wandte sich von ihr ab. Stattdessen fixierte er nun Sakura.

Unwillkürlich musste sie hart schlucken. „Haruno-san, ich will Sie in meinem Büro sprechen. Sofort.“

Es war vorbei. Aus. Alles war umsonst gewesen. Ihre ganze Arbeit. Bei dem Pech, das sie heute hatte, würde sie nun ihren Job verlieren, weil der wichtige Kunde abgesprungen war.

Mechanisch stand sie auf und folgte ihm in die Höhle des Löwen. Nur verschwommen bemerkte sie Lees mitleidigen Blick und die überraschte Miene von ihrem Kollegen Inuzuka Kiba, der gerade noch rechtzeitig zur Arbeit erschien.

Dann fiel die Tür hinter ihr ins Schloss und Sasuke deutete mit einer Hand auf einen der schwarzen Ledersessel, die vor seinem Schreibtisch standen. Sakura kam seiner Aufforderung nach und faltete die Hände im Schoß, damit ihm ihre zittrigen Finger nicht ins Auge fielen. Dann hatte sie gleich verloren.

„Also, Haruno-san“, begann er, nachdem er ihr gegenüber Platz genommen hatte. „Wie ich hörte, gibt es da ein kleines Problem mit der Messe.“

Oh Gott, sie konnte sich ihr Grab schaufeln. Woher wusste er das denn? „Es tut mir wirklich sehr leid, Uchiha-san“, sagte sie schnell, „ich wollte mich gerade darum kümmern.“

Er winkte ab. „Darum geht es mir hier gar nicht, ich zweifele nicht daran, dass Sie das heute noch in den Griff bekommen.“

Das überraschte Sakura nun doch. Sie hätte nicht erwartet, dass er dieses Thema so einfach unter den Tisch fallen lassen würde. Aber irgendetwas sollte noch kommen. Noch sah sie ihren Job nicht in Sicherheit. „In Ordnung“, meinte sie langsam. „Was kann ich dann für Sie tun?“

„Ich fliege morgen kurzfristig nach Rom“, erklärte er und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Dort ist eine unserer Tochterfirmen und ich schaue mal nach dem Rechten. Außerdem gibt es ein bisschen was zu tun.“

Sakura nickte verstehend. Aber wieso um alles in der Welt erzählte er ihr das? Schön und gut, es schien hier nicht um sie zu gehen, oder um ihren Job, was sie schon sehr erleichterte, doch was wollte er, verdammt?

„Ich will, dass Sie mich begleiten.“

„Bitte was?“, entfuhr es Sakura, bevor sie sich davon abhalten konnte, überhaupt etwas zu sagen. Vor Überraschung wäre sie beinahe vom Sessel gerutscht.

„Ich möchte, dass Sie mich nach Rom begleiten“, wiederholte Sasuke ruhig.

„Aber… warum?“, fragte Sakura verdattert. Nun verstand sie wirklich gar nichts mehr.

„Ich denke, dass Sie eine Menge Talent für diesen Beruf mitbringen. Sehen Sie diese Geschäftsreise also als Chance, um mir zu zeigen, dass ich recht damit habe“, erwiderte er. „Die Kosten gehen natürlich alle auf uns“, fügte er noch hinzu.

Sakura wusste nicht, was sie sagen soll. Mit allem hatte sie gerechnet, mental hatte sie sogar schon ihren Schreibtisch geräumt, aber nicht damit, dass sie Uchiha Sasuke auf eine Geschäftsreise nach Rom begleiten sollte.

„Was sagen Sie dazu?“, erkundigte er sich nach einer kurzen Pause.

„Nun ja“, begann Sakura. Was sollte sie sagen? Und was tun? Sie wollte sicherlich nicht mit einem Menschen wie ihrem Boss in eine so wunderschöne Stadt wie Rom fahren, da gehörte in ihrer Vorstellung ein ganz anderer Mann hin. Aber hier ging es schließlich um ihre Arbeit. Sie konnte sich nicht vorstellen, dass er noch so gnädig zu ihr war, wenn sie das Angebot ausschlagen würde. Das wäre das dümmste, was sie tun konnte. Ihr blieb nur die Möglichkeit, zuzusagen. Auch, wenn es sehr kurzfristig war. Doch sie musste flexibel sein, wenn sie für die Uchihas arbeitete, nicht wahr? „Ich nehme Ihr Angebot sehr gerne an, vielen Dank“, sagte sie schließlich mit fester Stimme und einem Lächeln. „Es ist mir eine Ehre, Sie begleiten zu dürfen.“

Sasuke nickte. „Ich hatte nichts anderes von Ihnen erwartet.“ Er zog einen Zettel aus einer Mappe und schob ihn über den Schreibtisch zu ihr hinüber. „Wir werden mindestens eine Woche unterwegs sein. Rechnen Sie aber lieber mit zwei Wochen. Morgen früh um halb sieben werden Sie abgeholt und zum Flughafen gebracht.“

Sakura nahm den Zettel entgegen und musterte ihn kurz. Er enthielt alle für sie wichtigen Daten. „In Ordnung“, sagte sie wieder.

„Sie können dann gehen.“

Schnell erhob sich Sakura und verließ das Büro ihres Chefs. Sie fühlte sich, als würde eine schwere Last von ihr abfallen und sie seufzte erleichtert auf. Zwar war sie froh, nun den Fängen des Raubtieres entgangen zu sein, er war sogar zu ihrer Überraschung recht freundlich gewesen, doch wer wusste schon, was sie in den nächsten Tagen erwarten würde. Auf unbestimmte Zeit ganz alleine auf sich gestellt zu sein, immer darauf bedacht, Uchiha Sasuke zu beeindrucken, würde sicherlich verdammt anstrengend werden. Die größte Herausforderung ihres Lebens.

Sie konnte es immer noch nicht fassen, so glimpflich davon gekommen zu sein. Aber nach all der Aufregung wurde sie schnell wieder ernst. Er war der Meinung, dass sie die Sache mit der Absage für die Messe noch heute in den Griff bekommen würde. Sie hatte noch keine Ahnung, wie sie das anstellen sollte, doch irgendwie würde es schon klappen.

Hastig kehrte sie in ihr Büro zurück, wo die anderen sie schon gespannt erwarteten.

Du meine Güte, sie würden nicht glauben, was Sakura ihnen nun zu erzählen hatte.
 

.
 

.
 

.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Hallo. :D
 

Ich bringe schon wieder etwas Neues, aber das hier konnte ich mir nicht verkneifen. Nach all dem Ernst in meiner anderen FF brauchte ich ein bisschen Abwechslung.

Diese FF ist also mein kleiner Ausgleich. Ich sage aber gleich, dass meine andere FF, „Blood-Red Moon“, für mich im Vordergrund stehen wird, was die Updates der Kapitel angeht. ^^‘
 

Ich hoffe, dass euch der Anfang gefallen hat und Lust auf mehr macht.
 

Das war’s zumindest erst mal von mir.
 

Gruß,

hiatari

Shot Two – Meeting

Sakura atmete tief durch und setzte ihr strahlendes Lächeln auf, bevor sie sich wieder zu ihren Freunden und Kollegen gesellte.

„Sakura, du lebst!“ Ein Blitz aus blond und hellblau schoss auf sie zu und riss sie mit der heftigen Umarmung, die daraufhin folgte, beinahe von den Füßen.

Beruhigend tätschelte sie ihrer Freundin die Schulter. „Mir geht es gut, Ino.“

Abrupt löste sich Ino wieder von ihr, packte sie mit festem Griff an den Schultern und hielt sie weit von sich gestreckt. Mit großen Augen blickte sie Sakura an. „Du musst mir alles erzählen!“

„Komm erst mal wieder runter“, meinte Sakura und musste sich ein Schmunzeln verkneifen. Sie deutete auf einen Becher, der auf Inos Schreibtisch stand. „Bring ihm den am besten erst mal, sonst darfst du gleich noch einmal loslaufen, weil sein Kaffee kalt geworden ist.“

Inos Kopf ruckte herum und sie stierte den Kaffeebecher an, als könnte sie ihn so direkt ins Arbeitszimmer ihres Chefs beamen, bevor sie sich wieder an Sakura wandte. „Wenn du auch nur ein Wort in meiner Abwesenheit darüber verliert, was da drinnen passiert ist, dann sehe ich das als persönliche Beleidigung.“

Ihre Absätze klackerten über die hellen Fliesen des Büroraumes, als sie sich beeilte nach dem Becher zu greifen und ihn auf dem schnellsten Wege zu ihrem Boss zu bringen.

Sakura konnte sich manchmal wirklich über Ino amüsieren. Diese Frau war so versessen auf den neuesten Klatsch und Tratsch, dass es sie wunderte, dass sie für eine Marketingfirma arbeitete und nicht für irgendeine Zeitschrift, die sich jede Woche wieder das Maul über die aktuellen Promigeschichten und ihre Ausrutscher in der Öffentlichkeit zerriss. Doch sie war froh, dass Ino hier gelandet war, denn sonst hätten sie sich niemals kennengelernt. Und dann hätte Sakura gewiss eine ganze Menge verpasst.

Sie blickte auf, als sie die Blicke ihrer Kollegen auf sich spürte. Lee war bereits so aufgeregt, dass er schnell von einem Bein auf das andere trat, was auf Sakura beinahe so wirkte, als hätte er nur eine schwache Blase, und Kiba starrte sie an, als wäre sie gerade der Hölle knapp entkommen. Was der Wirklichkeit in gewisser Weise schon ziemlich nahe kam. Selbst Tenten, die sich sonst immer dezent im Hintergrund hielt, wenn es um irgendwelche Gerüchte ging, starrte neugierig den Zettel an, den sie von Uchiha Sasuke bekommen hatte.

„Ihr macht mir Angst, wenn ihr mich so anseht“, sagte Sakura und wedelte abwehrend mit dem Papier in ihrer Hand herum. „Mir geht es gut, ich habe es überlebt.“

„Es ist nur, dass ich schon lange niemanden mehr gesehen habe, der so unbekümmert da raus gekommen ist wie du“, erwiderte Kiba und glotzte sie noch immer so an, als käme sie von einem anderen Planeten. „Um ehrlich zu sein, so etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt, seit ich hier arbeite.“ Und das kam von ihm, der nur ein halbes Jahr länger für die Uchihas arbeitete als Sakura.

„Ich möchte dem Herrn Kollegen meine vollste Zustimmung geben“, meinte nun auch Tenten. „Und ich bin schon länger hier als er. Du hast tatsächlich einen Nerv in mir getroffen, der mich unglaublich neugierig macht.“

Du meine Güte, wenn sie ihren Kollegen so zuhörte, dann musste sie gerade wirklich eine große Ausnahme darstellen in der Regierungszeit ihres Chefs. Sie dankte allen Göttern dieser Welt, dass sie so verdammt gut davon gekommen war.

Das näher kommende Geräusch von Inos Schuhen lenkte ihre Aufmerksamkeit von ihren Kollegen auf ihre Freundin, die hektisch und mit geröteten Wangen um die Ecke fegte. Sakura konnte sehen, dass sie schnaufte wie ein wildes Tier kurz vor einem Wutanfall, und ging Ino entgegen, um sie zu ihrem Platz zu begleiten.

Erschöpft ließ sich Ino auf ihren Stuhl sinken und fächerte sich mit ihrer Hand Luft zu, um wieder zu Atem zu kommen. „Dieser Mann treibt mich noch in den Wahnsinn. Und ich dachte, nachdem Sakura hier so unversehrt aufgetaucht ist, wäre er ganz gut drauf. Seine Stimmungsschwankungen sind schlimmer als bei einer Schwangeren.“ Sie warf Tenten einen entschuldigenden Blick zu. „Tut mir leid, aber es ist nun mal so.“

Tenten winkte ab. „Ach, ist schon gut, ich kann schließlich auch nichts dafür.“

„Also, Schätzchen, jetzt erzähl doch mal. Bevor ich noch vor Spannung platze.“ Erwartungsvoll blickte Ino sie an.

„Nun, das war wirklich völlig verrückt“, begann Sakura. „Ich dachte, ich verliere meinen Job, weil diese wichtige Firma die Messe abgesagt hat, stattdessen erzählt er mir, dass ich ihn ganz kurzfristig auf eine Geschäftsreise begleiten soll.“

Augenblicklich wurden Inos Augen so groß, dass Sakura Angst bekam, sie könnten ihr jeden Moment aus dem Kopf fallen, Lee schnappte laut nach Luft, Tenten zog ungläubig die Augenbrauen in die Höhe und Kiba stieß ein leises „Ach du heilige Scheiße…“ aus.

Verblüfft musterte Sakura ihre Kollegen. „Was ist denn los?“, fragte sie misstrauisch. „Ist das so ungewöhnlich?“

„Ja“, erwiderten alle wie aus einem Munde.

„So etwas habe ich überhaupt noch nie erlebt, seit ich hier arbeite…“, murmelte Kiba baff und sagte dies schon das zweite Mal an diesem Tag.

Tenten verdrehte die Augen bei seinen Worten, ging aber nicht weiter darauf ein. „Er ist zwar ein Arschloch, da sind wir uns alle einig, aber Sakura ist nicht doof und kann diese Reise zu ihrem Vorteil nutzen und mächtig Eindruck bei ihm schinden. Ich freue mich wirklich, dass du diese Chance bekommst, gerade weil du noch nicht lange bei uns bist. Jetzt kannst du dich richtig beweisen, Sakura.“

Nun war Sakura vollends verwirrt. Eindringlich musterte sie ihre Freunde. „War denn noch nie jemand von euch mit auf Geschäftsreise?“

„Nein“, ertönte es einstimmig.

Das hatte Sakura nicht erwartet. Sie war das Küken hier, ein absoluter Neuling, hatte kaum Erfahrung und wurde doch ihren schon viel professionelleren Kollegen vorgezogen. Noch nie war jemand von ihnen auf einer Geschäftsreise gewesen, wieso also gerade sie? Irgendwie kam ihr das Ganze plötzlich noch komischer vor als zuvor schon.

„Ich will auch gar nicht mit dem auf Geschäftsreise.“ Kiba nickte bestimmt. „Ich halte es ja nicht mal fünf Minuten mit ihm aus, geschweige denn vierundzwanzig Stunden am Tag.“

„Da bist du nicht der Einzige“, seufzte Lee.

Sakura blickte zu Ino, die noch immer keinen Ton von sich gegeben hat. Vorsichtig stupste sie ihr auf die Schulter. „Ino? Sag doch was…“

Langsam löste sich die Blondine aus ihrer Starre. „Das ist einfach unglaublich“, kommentierte sie endlich atemlos. „Wir müssen unbedingt noch einkaufen gehen. Wann geht es denn los? Und wohin überhaupt?“

Sakura war erleichtert darüber, dass Ino endlich redete – und wenn sie gleich ans Einkaufen dachte, musste es ihr einfach gut gehen. Sie würde sich auf einen langen Nachmittag und Abend einstellen müssen. „Morgen früh schon. Nach Rom“, beantwortete sie knapp die Fragen ihrer Freundin.

Die Runde um sie herum holte hörbar Luft.

„Rom?!“, quietschte Ino und Sakura glaubte, sie könnte jeden Moment hyperventilieren. Hektisch fächerte sie Ino mit dem Blatt in ihrer Hand Luft zu.

„Was ist denn hier los?“, ertönte plötzlich eine männliche Stimme hinter ihnen. „Ist alles in Ordnung?“

Sakura drehte sich um und erblickte einen groß gewachsenen Mann mit breiten Schultern, der sein sonst so fröhliches Gesicht zu einer besorgten Miene verzogen hatte. Sein blonder Schopf sah wie immer so aus, als wäre gerade ein frischer Wind hindurch gefahren, und sein schwarzer Anzug saß perfekt.

„Hey, Naruto!“ Tenten winkte ihm zu. „Alles okay, wir haben alles im Griff. Du kennst doch Ino, sie wird schon wieder.“

Tenten hatte recht, für diese Fälle hatte sie immer die neueste Ausgabe der Cosmopolitan unter ihrer Schreibtischunterlage versteckt. Dies brachte Ino generell immer wieder auf die Beine.

Ein leichtes Grinsen kehrte auf Narutos Lippen zurück. „Und ich dachte schon an die Promi-Trennung des Jahrhunderts, wie…“ Er ruderte kurz mit den Armen. „Wie Prinz William und seine Kate.“

„Du meine Güte, nein!“, stieß Ino entsetzt hervor. „Wir haben nur gerade das Unglaubliche gehört: Sakura darf den werten Herrn Uchiha tatsächlich auf Geschäftsreise begleiten.“

Sakura lächelte Naruto verlegen an. Es war ihr unangenehm, wenn Ino so über ihren Chef sprach, denn immerhin war Naruto sein bester Freund. Obwohl man nun meinen konnte, dass Naruto genauso war wie sein Kumpel, war genau das Gegenteil der Fall. Es war immer wieder ein merkwürdiges Gefühl, dass der Blonde so nett zu ihnen allen war, er schien sogar in gewisser Weise auf ihrer Seite zu stehen, denn sie war sich sicher, dass Naruto es auch nicht ganz in Ordnung fand, wie Uchiha sie hier behandelte. Naruto hatte selbst unzählige Mitarbeiter, seine Eltern führten eine erfolgreiche Marktkette, und sein Vater kandidierte ganz nebenbei für die nächste Präsidentschaftswahl. Außerdem verstand er sich ausgesprochen gut mit Tenten, vor allem, nachdem diese in die Familie seiner Freundin eingeheiratet hatte.

Allerdings verblüffte es Sakura, dass selbst Naruto ob dieser Nachricht überrascht wirkte. „Ach echt? Na, herzlichen Glückwunsch. Ich bin mir sicher, dass du das gut hinbekommen wirst.“ Er lächelte ihr aufmunternd zu.

Okay, irgendwas war hier wirklich verdammt komisch. Aber den Grund schien niemand zu kennen. Vielleicht würde sie es aber noch herausfinden…

„Ihr solltet vielleicht lieber wieder an die Arbeit gehen“, meinte Naruto plötzlich und wirkte ernster. „Ihr wisst doch, dass er Gespräche während der Arbeitszeit nicht gerade gut heißt.“

„Spielverderber“, murmelte Ino neben ihr und zog einen Schmollmund. Doch sie drehte sich um und hämmerte fleißig auf ihre Tastatur ein.

Auch die Jungs zogen sich wieder zurück an ihre Plätze, denn auch sie hatten keine Lust auf eine weitere Standpauke.

Naruto winkte ihnen noch einmal zu, doch bevor er in Sasukes Büro verschwand, drehte er sich nochmals zu ihnen um. „Tenten, grüß Neji von mir. Er kann sich ja mal bei mir melden.“

„Alles klar“, rief Tenten zurück.

„Glaub ja nicht, dass du mir so leicht davon kommst“, zischte Ino Sakura zu, als sie zurück zu ihrem Platz gehen wollte. „In der Mittagspause bist du dran.“

Daran hatte Sakura nicht den geringsten Zweifel.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Uchiha Sasuke blickte nicht einmal von seinen Papieren auf, als die Tür zu seinem Büro schwungvoll aufgerissen wurde. Nur ein Mensch legte so einen Auftritt hin.

„Einen wundervollen guten Morgen!“, rief Naruto gut gelaunt und ließ sich, nachdem er die Tür geräuschvoll zurück ins Schloss hatte fallen lassen, in einen der Ledersessel vor seinem Schreibtisch fallen.

Sasuke seufzte lautlos auf. „Was willst du, Naruto?“

„Muss ich denn einen Grund haben, meinen besten Freund zu besuchen?“, erwiderte der Blonde unschuldig.

Sasuke verdrehte die Augen und lehnte sich in seinem Stuhl zurück. Manchmal fragte er sich, was ihn dazu bewegt hatte, sich mit einer so anstrengenden Person wie Naruto angefreundet zu haben. Sie waren vollkommen verschieden. Schließlich war Naruto laut und oftmals ziemlich nervig, während er seine Ruhe bevorzugte. Doch durch die Freundschaft ihrer Väter hatten sie schon von Kindertagen an miteinander zu tun gehabt, und so ließ es sich irgendwann nicht mehr vermeiden, diesen Quälgeist zu mögen. Naruto war wirklich schwer in Ordnung, wenn er nicht gerade eine seiner Phasen hatte.

Aber leider schien er gerade in genau so einer Phase zu stecken.

„Was willst du?“, wiederholte er.

„Wie ich schon sagte, ich wollte nur mal nach dir sehen.“ Naruto zuckte die Schultern. „Und ganz nebenbei wollte ich dich fragen, ob wir uns heute Abend noch mal einen richtig schönen Männerabend gönnen, bevor du dann morgen für ein, zwei Wochen verschwindest.“

Unwillkürlich musste Sasuke schmunzeln. „Und um mich das zu fragen, hättest du nicht anrufen können?“

Naruto war empört. „Um Himmels Willen, dann verpasse ich ja die spannendsten Sachen in deiner Abteilung. Wie zum Beispiel die Tatsache, dass du dieses Mal eine Begleitung hast, und dann auch noch eine weibliche, um nicht mehr so einsam zu sein.“ Ein breites Grinsen bildete sich auf seinem Gesicht und seine blauen Augen blitzen amüsiert.

Na wunderbar. Da hatten sie es wieder, einer der Gründe, warum er Naruto nicht gerne hier auf der Arbeit traf. Er verstand sich eindeutig viel zu gut mit seinen Mitarbeitern. Das war wirklich keine schöne Tatsache, wollte er doch so viel Abstand wie möglich zwischen sein Arbeits- und sein Privatleben bringen. Aber Naruto schaffte immer wieder, beides miteinander zu vermischen. Wie nervig…

„Ist dir dein eigenes Leben zu langweilig geworden, oder warum mischst du dich in meines ein?“, brummte Sasuke schlecht gelaunt. Das war wirklich das letzte Thema, worüber er sprechen wollte.

„Wieso reagierst du eigentlich immer gleich so empfindlich?“, empörte sich Naruto aufgebracht. „Du könntest ruhig auch mal ein bisschen Spaß vertragen.“

„Mir ist nicht nach spaßen zumute, Naruto“, erwiderte er zischend.

Schweigend blickten sie sich an, bis Narutos versteinerte Miene langsam weicher wurde.

„Dein Vater zwingt dich dazu, nicht wahr?“

Es war erschreckend, wie genau er den Nagel auf den Kopf traf. Aber dies bewies Sasuke nur wieder, wie genau Naruto ihn doch kannte.

Erneut musste Sasuke seufzen und er fuhr sich mit einer Hand durch sein schwarzes Haar. „Du kennst ihn doch“, sagte er schließlich leise.

„Hm“, machte Naruto. „Vielleicht möchte er dir damit nur helfen.“

Sasuke lachte trocken auf. „Als würde er mir damit einen Gefallen tun.“ Das Gegenteil war der Fall.

„Aber es könnte doch sein, dass du durch einen Partner auf Geschäftsreise die soziale Kompetenz zu deinen Mitarbeitern steigerst. Und wenn ich mich recht entsinne…“ Das diabolische Grinsen kehrte auf sein Gesicht zurück. „Dein Bruder hat schließlich auch seine Frau kennen und lieben gelernt, als die beiden zusammen beruflich unterwegs waren.“ Er wackelte verheißungsvoll mit den Augenbrauen.

Sasuke fiel bei diesen Worten aus allen Wolken. Hatte dieser Mann nun völlig den Verstand verloren? Als würde er sich jemals auf irgendeine Art von Beziehung mit denen da draußen einlassen! Eher würde er vom Dach des Gebäudes springen.

„Und wieso Sakura? Oh, sag nichts, ich wette, du findest sie attraktiv! Sie ist ja auch wirklich eine exotische Schönheit mit dieser Haarfarbe.“

Am liebsten würde Sasuke in diesem Moment ausholen und Naruto einen ordentlichen Kinnhaken verpassen, in der Hoffnung, er halte endlich die Klappe. Doch er riss sich zusammen und klammerte sich an den letzten Funken Beherrschung, der noch in ihm war. „Ich habe sie ausgewählt, weil sie neu ist und deshalb noch Respekt vor mir hat. Sie geht mir einfach von allen am wenigsten auf die Nerven“, presste er zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor.

„Oh.“ Naruto wirkte enttäuscht und sackte auf seinem Stuhl in sich zusammen. „Schade. Und ich dachte schon, du holst dir nach langer Zeit mal wieder eine Frau an deine Seite.“

Genervt massierte Sasuke seinen Nasenrücken. Naruto glaubte wohl, nur weil er glücklich vergeben war, musste das jeder seiner Bekannten auch sein. Aber er hegte momentan nicht das geringste Interesse an einer Beziehung. Auch wenn sein Vater ebenso wie Naruto anderer Meinung war, was er nicht verstehen konnte, schließlich konnte Itachi genauso gut für Erben sorgen.

„Hast du nicht noch etwas zu tun, Naruto?“ Abwartend blickte er seinen besten Freund an.

„Erst, wenn du unserem Männerabend zustimmst“, erwiderte Naruto.

„Meinetwegen.“ Sasuke gab sich geschlagen. Und eigentlich war Naruto an diesen Abenden auch immer sehr umgänglich. Eigentlich. Er würde sehen, was dabei herauskam.

„Wunderbar.“ Naruto grinste und verabschiedete sich von ihm per Handschlag. „Ich erwarte dich um acht bei mir Zuhause. Und mit acht meine ich acht, und nicht neun. Du wirst die nächsten Tage noch genug mit der Arbeit zu tun haben, da kannst du dich auch mal ein wenig früher von diesem Gebäude hier trennen.“

„Mach dir darüber mal keine Sorgen“, meinte Sasuke. „Das wird schon nicht passieren.“

„Ich verlasse mich drauf.“ Naruto winkte noch einmal und verließ dann sein Büro.

Erleichtert atmete Sasuke lautlos aus. Manchmal war es wirklich eine Tortur, aber Naruto war immer noch sein bester Freund. Und damit würde er wirklich leben müssen. Wahrscheinlich noch den Rest seines Lebens.

Mit leichtem Kopfschütteln machte sich Sasuke wieder an die Arbeit. Er würde noch einiges schaffen müssen bis morgen.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Sakura konnte einfach nicht glauben, wie schnell sie es geschafft hatte, die wichtige abgesprungene Firma dazu zu bringen, doch an der Messe teilzunehmen. Ein Anruf mit höflicher Bitte hatte genügt. Sie war so perplex, dass sie glaubte, tatsächlich verarscht worden zu sein. Oder man wollte sie auf die Probe stellen. Oder beides, wer wusste das schon.

Nun war Sakura nach dieser unglaublichen Tatsache schon gar nicht mehr verwundert, dass Uchiha keine Zweifel daran gehegt hatte, sie würde den Kunden zurückholen.

Sie schreckte aus ihren Gedanken, als Ino ihr einen Becher mit dampfendem Kaffee vor die Nase stellte und sich neben sie setzte. Tenten ließ sich in den Sessel ihr gegenüber sinken und betrachtete stolz das große Stück Schokotorte, das sie zu ihrem Tisch am Fenster begleitet hatte. Sogar die Jungs hatten sich dazu durchgerungen, mit ihnen zu Starbucks zu kommen, anstatt im nächsten Sushiladen oder McDonald’s zu verschwinden.

Sakura musste schmunzeln. Was Neugierde doch mit Menschen anstellen konnte.

„Also, Sakura, rück es schon raus.“ Auffordernd hielt Ino ihr die Hand hin.

Ohne weiteren Kommentar zog Sakura den Zettel aus ihrer Handtasche, den sie von ihrem Chef erhalten hatte, und reichte ihn an Ino weiter.

Mit voller Konzentration starrte die Blondine auf das Blatt in ihren Händen, und mit jedem gelesenen Wort wurden ihre Augen immer größer. „Zwei Wochen?“, stieß sie atemlos hervor. „Wie soll ich so lange ohne dich überleben?“

„Ino, was willst du eigentlich?“, beschwerte sich Kiba händeringend. „Wir sind auch noch da. Und Uchiha ist weg.“

„Stimmt. Trotzdem.“ Sie zog einen Schmollmund und widmete sich wieder dem Papier.

Sakura konnte über Kibas Kommentar nur milde lächeln. Ja, ihre Kollegen waren Uchiha für zwei ganze Wochen los, dafür hatte sie ihn in dieser Zeit am Hals. Es würden die anstrengendsten vierzehn Tage ihres Lebens werden, da war sie sich sicher.

„Mich wundert es ja, dass er so nett zu dir war“, kommentierte Tenten zwischen zwei Bissen Schokoladentorte. „Er ist ja sonst nicht so umgänglich.“

„Vielleicht hat er ja doch eine ganz nette Seite an sich, die er uns nur nicht zeigen möchte“, überlegte Lee.

Ino blinzelte ungläubig. „Bist du krank, dass du auf solche Gedanken kommst? Der Mann kennt dieses Wort bestimmt nicht einmal. Nett sind wir, er nicht.“

„Ich meine ja nur“, sagte Lee achselzuckend. „Habe vorhin ein bisschen Zeit zum Nachdenken gehabt und mir gedacht, dass er sich vielleicht ändern möchte und bei Sakura den Anfang macht.“

„Als ob der sich jemals ändern könnte“, prustete Ino. „Eher würden sämtliche Feiertage dieser Welt auf einen Tag fallen, als dass dies geschehen wird.“

„Ich werde ja sehen, was passiert. Sollte er doch ganz nett zu mir sein, seid ihr die ersten, die es erfahren werden“, meinte Sakura. „Zumindest in seinem Büro schien er doch sehr bemüht.“

„Siehst du, Ino, ich habe auch mal recht.“ Lee streckte der Blonden die Zunge raus.

„Noch ist nichts entschieden“, winkte Ino locker ab und nahm einen Schluck von ihrem Cappuccino.

„Ich glaube, Ino hat dieses Mal doch recht, Lee“, sagte Tenten plötzlich. „Vielleicht war er im Büro ganz nett zu dir, Sakura, aber hast du das da schon gesehen?“ Sie deutete mit ihrer Gabel auf die Rückseite des Zettels, den Ino noch immer in Händen hielt. „Das finde ich gar nicht nett.“

Misstrauisch riss Sakura Ino das Papier aus der Hand und drehte es um, um die Rückseite zu mustern. Augenblicklich stockte ihr der Atem und sie war sicher, dass ihr soeben alle Farbe aus dem eh schon blassen Gesicht wich, nur damit sie kurz darauf vor Wut puterrot anlaufen konnte. Was fiel diesem Arschloch eigentlich ein?!
 

„Und färben Sie sich die Haare um, zwei Wochen Rosa sind zu viel.“
 

„Ich drehe ihm den Hals um!“, presste sie zwischen zusammengebissenen Zähnen hervor. „Dieser verdammte…“

„Oh Gott“, hauchte Ino neben ihr atemlos, nachdem auch sie den fein säuberlich mit Bleistift geschriebenen Satz gelesen hatte. „Dass er das überhaupt wagt.“

„Dass ich das nicht vorher bemerkt habe“, entrüstete sich Sakura fassungslos. Auch der klitzekleine Funken Hoffnung, dass die Geschäftsreise doch ganz erträglich werden würde, war nun erloschen. Kalte Wut hatte ihn im Keim erstickt.

Auch die Jungs rissen sich das Blatt nun unter den Nagel, um auf den neuesten Stand zu kommen.

Lee klappte der Mund auf. „Den Gefallen wirst du ihm doch hoffentlich nicht tun, oder?“

„Natürlich nicht!“, antwortete Ino für Sakura. „Das wäre ja noch schöner. Diese Haare machen sie einzigartig.“

Sakura fuhr sich abwesend mit einer Hand über ihre Haare. Noch nie war sie auf den Gedanken gekommen, sie umfärben zu lassen. Es war immerhin ihre Naturhaarfarbe, die sie einer Mutation zu verdanken und von ihrer Mutter geerbt hatte. Auch sie hatte diese Haarfarbe gehabt. Niemals würde sie das Erbe ihrer Mutter in den Dreck ziehen.

„Sakura, scheiß drauf. Er ist es nicht mal wert, dass man sich über ihn aufregt.“ Tenten nickte bestimmt und kratzte die letzten Krümel ihrer Torte vom Teller. „Er kann dir schließlich nicht vorschreiben, wie du auszusehen hast. Und dein Auftreten ist tadellos, vom ersten Tag an.“

„Tenten hat vollkommen recht, Schätzchen“, bestätigte Ino und legte den Arm um sie. „Lass ihn reden, zieh einfach dein Ding durch. Und ich bin mir sicher, dass du ihm auch mit dieser Haarfarbe zeigen wirst, was du alles drauf hast.“ Sie zwinkerte ihr zu.

„Danke, Leute“, murmelte Sakura bedröppelt. Sie war wirklich froh, so tolle Kollegen und Freunde um sich zu haben, die sie unterstützten. Und von so einem Arschloch wie Uchiha Sasuke würde sie sich ganz bestimmt nicht unterkriegen lassen! Sie straffte die Schultern und reckte das Kinn vor. „Der wird schon sehen, was er davon hat.“

„Das ist die richtige Einstellung“, meinte Tenten mit einem breiten Lächeln.

Oh ja, und dieser Mann sollte bloß nicht glauben, dass sie das so auf sich sitzen ließ.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

„Das hier sieht doch süß aus“, meinte Ino und hielt ein blassrosa Top mit Spitze am Ausschnitt in die Höhe, dass sie aus einer der Schubladen gekramt hatte.

„Ino, ich fahre auf Geschäftsreise, und nicht in Urlaub.“ Empört entriss Sakura ihrer Freundin das Oberteil und stopfte es zurück an seinen Platz.

„Schätzchen, du wirst da bestimmt nicht nur arbeiten. Ein paar schicke Sachen für ein Essen oder einen freien Abend werden ja wohl drin sein.“ Entschieden kramte Ino das Top wieder hervor, strich es glatt und legte es in den Koffer zu den anderen Kleidungsstücken.

Sakura seufzte. Nicht nur, dass sie einen anstrengenden Nachmittag in so ziemlich jedem Geschäft in Tokyo hinter sich hatte, nein, nun packte die Blonde auch noch ihren Koffer.

Aufgeregt schnappte Ino nach Luft. „Sakura, ich wusste gar nicht, dass du so etwas besitzt“, quietschte sie und griff nach einem schwarzen, knielangen Cocktailkleid. „Warum ziehst du das nie an?“

„Weiß nicht“, erwiderte Sakura achselzuckend. „Hatte nie die Gelegenheit dazu.“ Und nicht das Bedürfnis. Das Kleid hatte ihrer Mutter gehört. Nie und nimmer würde sie so gut darin aussehen, wie Ami es getan hatte. Ihr würde sie niemals das Wasser reichen können.

„Das nimmst du definitiv mit!“, bestimmte Ino entschlossen.

Energisch schüttelte Sakura den Kopf. „Nein, das werde ich definitiv nicht mitnehmen!“ Sie hatte nicht unbedingt Lust, vor Uchiha Sasuke in diesem anrüchigen Kleid herumzulaufen.

„Warum nicht?“, empörte sich Ino. „Zeig dem Kerl doch mal, was für eine umwerfende Frau du bist. Was ist schlecht daran? Er ist schließlich auch nur ein Mann. Und vielleicht reißt du damit noch einen heißen Italiener auf.“ Sie wackelte amüsiert mit den Augenbrauen.

„Ino, ich bin nicht so jemand“, murmelte Sakura beschämt. Sie hatte sich schon immer mehr um ihre Karriere gekümmert als um ihr Liebesleben. Das konnte sie später immer noch. Die Arbeit stand für sie im Vordergrund.

Sie hörte Ino seufzen. „Du musst es ja nicht unbedingt anziehen. Aber vielleicht kommt ja die passende Gelegenheit, und dann ärgerst du dich, wenn du es nicht mitgenommen hast.“

„Na schön.“ Sakura gab sich geschlagen. Es war schon kurz nach Mitternacht und sie würde morgen schon gegen halb sieben abgeholt werden, wenn sie heute noch ein bisschen schlafen wollte, dann musste sie eben Kompromisse eingehen. Und wenn dieser Kompromiss nun mal darin bestand, dass sie selbst einen Koffer packte, in dem sie ihre Geschäftskleidung verstaute, und Ino sich um ihre Klamotten für ihr Privatleben kümmerte, dann sollte es eben so sein.

Also ließ Sakura Ino gewähren, weiter ihre Kleidung zu durchwühlen und auch einen Teil ihrer neuen Errungenschaften im Koffer zu verstauen. Und es war erstaunlich, was für einen Spaß Ino dabei hatte. Es war wirklich schade, dass sie nicht mitkommen konnte. Das würde Rom doch um einiges erträglicher für sie machen. Oder zumindest die Nähe von ihrem Boss.

„Sakura, mach nicht so ein Gesicht. Auch wenn er ein Arschloch ist, lass dir Rom nicht von ihm vermiesen. Und vielleicht erlebst du ja tatsächlich noch eine Überraschung.“ Ino schloss sie in eine feste Umarmung. „Aber egal was ist, ich will alles wissen.“

Sakura konnte sich ein Lachen nicht verkneifen. „Hätte mich auch gewundert, hättest du das nicht verlangt.“

„Na hör mal, ich muss doch auf dem Laufenden bleiben.“ Ino zwinkerte, warf noch ein extra Paar Unterwäsche in ihren Koffer und verschloss ihn schließlich.

„Und auf geht’s!“
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

„Amor!“ Jupiters zornige Stimme hallte durch den Olymp.

Der kleine dickliche Junge mit dem runden Gesicht verdrehte genervt die Augen. Was wollte der Alte schon wieder? Aber was wunderte er sich, der Oberboss hatte immer etwas zu meckern.

Er spannte seine Flügelchen und folgte Jupiters Ruf, bevor dieser ihn wieder mit seinen Blitzen verfolgen konnte. Trotzig verbeugte er sich vor dem kräftig gebauten Mann mit Vollbart, der aufgebracht seine Bahnen durch die große Halle zog. „Ihr wünscht, oh großer Jupiter?“

Glücklicherweise war Amor als Gott unsterblich, sonst hätte ihn Jupiters Blick sicher getötet. „Warum erledigst du nicht deine Arbeit?“ Jupiter brachte die Sache damit direkt auf den Punkt.

Amor zog einen Schmollmund. „Aber das tue ich doch.“

„Ich sehe kein brauchbares Ergebnis von dir“, schalt ihn der andere Gott. „Wo sind die Liebenden auf der Erde? Und wo ist die Frucht ihrer Liebe?“

„Kann ich doch nichts für, wenn die alle keine Kinder mehr wollen“, beschwerte sich Amor.

„Weil du deine Arbeit nicht vernünftig machst. Nur Unsinn hast du im Kopf.“ Wütend funkelte Jupiter ihn an und Amor konnte die Blitze in seinen Augen förmlich sehen. „Wozu hast du denn diese Pfeile und diesen Bogen da in deiner Hand?“

„Um Liebe auf die Welt zu bringen“, leierte der Jüngling herunter und verdrehte erneut die Augen. Er wusste gar nicht, was Jupiter eigentlich von ihm wollte. Schließlich ging er seiner Arbeit gewissenhaft nach. Na ja, gut, vielleicht nicht immer so gewissenhaft, wie er sollte, aber er gab sich immerhin Mühe. Das sollte dann auch anerkannt werden.

„Und warum sehe ich dann keine Liebe auf der Erde?“, hakte Jupiter nach.

„Vielleicht haben die einfach keinen Bock mehr aufeinander. Frauen sind ja auch anstrengend“, meinte Amor.

„Du und dein freches Mundwerk. Kein Wunder, dass du nichts auf die Reihe bekommst.“ Jupiter beugte sich zu ihm hinunter. „Ich will, dass du endlich deine Arbeit machst, also geh nach da unten und kümmere dich drum. Und sollte dir noch einmal solch ein Missgeschick geschehen wie bei deiner Mutter, dann fliegst du vom Olymp, so wahr ich hier stehe.“

Amor schluckte. Oh je, der war heute ja wirklich nicht zum Scherzen aufgelegt. Und dann wieder die Nummer mit seiner Mutter bringen. Konnte er doch nichts für, dass Venus ihm in die Schusslinie lief und sich daraufhin von seinem Vater Mars abwandte und mit Adonis durchbrannte. Und dass Mars so eifersüchtig wurde und Adonis umbrachte, das konnte ja niemand ahnen.

„Na schön, ich gehe ja schon“, murrte der kleine Gott, warf sich die Pfeile in den Köcher auf seinem Rücken, legte sich den Bogen um und flatterte davon. Dann machte er eben seine Arbeit. Vom Olymp fliegen und damit seinen Götterstatus verlieren wollte er schließlich auch nicht.

Dann musste er sich eben ein paar Opfer suchen…
 

.
 

.
 

.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Hallo,
 

ich schäme mich wirklich, so lange gebraucht zu haben, aber leider konnte ich noch nicht früher weiter schreiben. Erst war meine Zwischenprüfung, für die ich mich dumm und dusselig lernen musste (und es hat sich zum Glück gelohnt), und dann hat mich mein Privatleben einfach zu sehr vereinnahmt, dass selbst die freie Zeit fürs Schreiben flöten ging.
 

Ich hoffe, das Kapitel entschädigt ein wenig die lange Wartezeit. Und Amor hatte seinen ersten Auftritt. Hättet ihr erwartet, dass ich wirklich den Gott Amor als Person einbringe? ;)

Ich habe übrigens die Bilder ausgetauscht, das Bild von Amor habe ich selbst gemacht, als ich im Februar im Louvre in Paris war. Ich habe die Statue gesehen und gleich an diese FF gedacht.
 

Ich möchte mich bedanken für all die lieben Kommentare beim ersten Kapitel und die über 70 Favoriten. Wow, das hatte ich nicht mal bei „Ghost Whisperer“, und da habe ich (leider) noch länger für das nächste Kapitel gebraucht. *drop*
 

So, ich hoffe, das nächste Kapitel bekomme ich schneller hin.

Bis dahin,

liebe Grüße,

hia

Shot Three - Travel

Mit einem leisen Seufzer ließ Sakura den Vorhang zurück vor die Fensterscheibe gleiten. Es war wirklich unglaublich, was sich dieser Mann einbildete! Da stand doch tatsächlich schon eine halbe Stunde vor geplanter Abholzeit einer der Firmenwagen unten vor ihrer Wohnungstür und der Fahrer trat nervös von einem Fuß auf den anderen. Dabei war doch noch genug Zeit, um rechtzeitig zum Flughafen zu gelangen. Die von Uchiha eigens angegebene Zeit hätte vollkommen ausgereicht.

Dem Fahrer machte sie allerdings keine Vorwürfe, sicher würde ihm die Hölle heiß gemacht werden, wenn er sie nicht in den nächsten zehn Minuten ins Auto verfrachten und zum Flughafen fahren konnte. Zum Glück hatte sie ihn genau für diese Zeit vertrösten können, so konnte sie noch die letzten Dinge vor Abfahrt regeln. Wie gut, dass sie früher aufgestanden war, auch wenn sich dies nach dem gestrigen Tag als eher schwierig erwiesen hatte. Wenn sie so etwas noch einmal mit Ino durchmachen sollte, dann würde sie wenigstens die Finger vom Wein lassen oder darauf achten, dass sie am nächsten Tag keine Geschäftsreise antrat. Sie hatte noch nie viel Alkohol vertragen…

Sakura nahm den letzten Schluck von ihrem Kaffee, der sie wenigstens etwas in Schwung versetzt hatte, straffte die Schultern und zog das dunkelblaue Jackett über die schicke hellblaue Bluse, die Ino noch für sie ausgesucht hatte. Natürlich mit kurzen Ärmeln bei der Hitze, die in Italien herrschte.

Ein letzter Blick in den Spiegel brachte sie dennoch mit ihren Gedanken noch einmal zum Vortag zurück, denn der Anblick ihrer rosafarbenen Haare ließ nichts anderes zu. Die Erinnerung an Uchihas Aufforderung, sich die Haare umfärben zu lassen, ließ sie angewidert die Nase rümpfen. Der Kerl tickte doch nicht mehr ganz richtig. Als würde sie das wirklich tun. Pah. Arschloch!

Sakura schnaubte und griff nach ihrer Handtasche, ihr Gepäck hatte der Fahrer bereits mit nach unten genommen und im Wagen verstaut. Sie schloss die Haustür hinter sich und nahm die Treppen nach unten. Die Erleichterung war dem Fahrer deutlich anzusehen, als sie endlich den Wagen ansteuerte. Voller Elan hielt er ihr die hintere Autotür auf und ließ sie einsteigen. Sakura schenkte ihm ein dankbares Lächeln und schob sich auf die Rückbank, während der Fahrer vorne Platz nahm und den Motor startete.

Der Mann legte ein ganz schönes Tempo an den Tag und Sakura war sich sicher, dass er einige Geschwindigkeitsbegrenzungen außer Acht ließ, als er über den Schnellweg Richtung Flughafen raste. Ihre Hände umklammerten hilfesuchend den Türgriff, in der Hoffnung, beim nächsten waghalsigen Überholmanöver ein wenig mehr Halt zu haben. Dabei fragte sie sich ernsthaft, ob sie sich bei der Abflugzeit vielleicht verlesen hatte und sie nun Gefahr lief, den Flug zu verpassen.

„Entschuldigen Sie!“, rief sie dem Fahrer zu, obwohl sie dabei Angst hatte, dass er seine Konzentration verlieren und in der Leitplanke landen würde. „Haben sich die Flugzeiten verändert, sodass wir uns nun so beeilen müssen?“

„Nein“, erwiderte er, drückte aber bei einem Blick auf die Uhr noch einmal ordentlich aufs Gaspedal, „allerdings habe ich strikte Anweisungen von Uchiha-san erhalten, Sie um halb sieben am Flughafen abzusetzen.“

Sakura konnte nicht glauben, was sie da hörte, und ihr klappte empört der Mund auf. Was stellte sich dieser eingebildete Mistkerl eigentlich vor?! Ihr sagen, dass sie um halb sieben abgeholt werden würde, aber gleichzeitig erwarten, dass sie um diese Zeit schon um ihn herum springt und ihm in den Hintern kriecht. Falls sie bei diesem halsbrecherischem Tempo überhaupt noch lebend an ihrem Ziel ankommen würde.

Ihre Sorge war allerdings unbegründet, denn schon wenig später hielt der Wagen am Abflugterminal des Flughafens, und das sogar kurz vor halb sieben. Der Fahrer hatte den Weg in Bestzeit hinter sich gebracht und das erstaunlicherweise, ohne dass etwas passiert war. Trotzdem zitterten ihre Beine leicht von dem Adrenalinschub, den diese Fahrt ihr verpasst hatte, als sie ihr Gepäck von dem Fahrer entgegen nahm. Wenn es nach ihr ginge, war dies schon genug Aufregung für einen Tag gewesen, und dabei hatte es nicht mal richtig angefangen. Jeden Moment würde sie Uchiha entgegen treten und seine Sticheleien ertragen müssen. Wahrscheinlich würde er sie noch beim Anblick ihrer Haare zum nächsten Friseur im Flughafen schicken und ihr auf die Schnelle eine Glatze verpassen lassen, um auch ja sicher zu gehen, kein bisschen Rosa mehr zu entdecken. Bei diesem Gedanken rollten sich ihr sprichwörtlich die Zehennägel hoch.

Sie verabschiedete sich rasch vom Fahrer, der so aussah, als hätte er sie am liebsten auf seine Arme geladen und ins Gebäude geschleppt, damit sein Chef auch sehen konnte, dass er vor halb sieben hier angekommen war. Sakura beachtete ihn nicht weiter, nahm sich aber vor, den Mann in Schutz zu nehmen, falls es nötig werden sollte. Allerdings wollte sie ihr Glück auch nicht herausfordern, sodass sie sich beeilte, ihr Gepäck am Schalter aufzugeben.

„Sie werden in der Lounge erwartet, Haruno-san“, erklärte die Frau am Schalter gelangweilt und schielte kurz auf einen kleinen Zettel, „von einem gewissen Uchiha-san. Im Sicherheitsbereich rechts runter, dann können Sie es gar nicht verfehlen.“

Sakura unterdrückte einen Seufzer. Natürlich wurde sie erwartet, es wäre auch verwunderlich gewesen, falls nicht. Nun hieß es Zähne zusammenbeißen, lächeln, funktionieren – Perfektion bis zur letzten Sekunde. Was waren schon ein paar Tage voller Heuchelei und Schleimerei und ihre Wut auf diesen Menschen unter Kontrolle halten, wenn sie doch dadurch ihre Karriere in Schwung bringen würde. Sie durfte es nur nicht vermasseln, sonst würde Uchiha sie in hohem Bogen aus der Firma schmeißen, noch bevor sie überhaupt zu einer Rechtfertigung ansetzen konnte. Wie sie dann aus Italien wieder nach Hause kommen sollte, würde ihr Problem sein.

Der Sicherheitscheck war langwieriger als erwartet. Als Sakura endlich mit geröteten Wangen die Lounge ansteuerte, war sie von drei verschiedenen Frauen betatscht worden und sie hatte ihre Handtasche vor all den Leuten ausräumen müssen, wobei der Dame vom Sicherheitsdienst ihre Packung mit den Tampons äußerst verdächtig erschienen war. Es konnte also an diesem Tag definitiv nicht mehr schlimmer kommen, als vor einem Haufen wildfremder Menschen gedemütigt zu werden.

Ein Mann in Uniform überprüfte ihre Flugunterlagen, bevor sie endlich in die Lounge durfte. Es war schon kurz nach sieben, und Uchiha war sicher keineswegs erfreut, dass sie erst so spät hier war, hatte er sie doch laut Fahrer schon viel früher erwartet.

Die Lounge war ein modern eingerichteter Raum, dessen Front aus Fenstern bestand, die einen exklusiven Blick auf die Start- und Landebahnen freigaben. Schwarze Ledercouches und dazu passende Sessel waren um kleine Glastische angeordnet und im hinteren Bereich fand sie einen Tresen, an dem Getränke ausgeschenkt wurden. Gleich daneben war ein Buffet hergerichtet worden, an dem man sich kleine Frühstückshäppchen nehmen konnte.

Uchiha Sasuke stand, mit einer Hand an der Scheibe abstützend und ihr den Rücken zugewandt, an der Fensterfront und telefonierte. Er trug wie gewohnt einen maßgeschneiderten, schwarzen Anzug. Nur das Sakko hatte er abgelegt und das schneeweiße Hemd strahlte in dem kalten Licht der Lampen. Wäre er nicht so ein Arschloch gewesen, hätte sie vielleicht die Muskeln bewundert, die sich in dieser Haltung unter seiner Kleidung erahnen ließen.

Beinahe ertappt wandte Sakura schnell den Blick ab und ließ ihn durch den Raum schweifen. Ein Stück von ihrem Chef entfernt fand sie eine kleine Sitzgruppe, bei der ein Sakko über der Armlehne einer Couch lag und an deren Fuß auch eine Aktentasche stand. Da sich sonst nur noch ein älteres Pärchen in der Lounge befand, steuerte sie diese Sitzmöbel an und legte ihrerseits Handtasche und Jackett auf dem kleinen Sessel ab. Sie wagte nicht, sich zu setzen, da sie eine Standpauke erwartete und dabei zumindest auf Augenhöhe mit Uchiha sein wollte. Außerdem wollte sie nicht den Eindruck erwecken, sie sei hier, um sich zu entspannen.

Wie aufs Stichwort beendete Uchiha sein Gespräch, steckte das Handy in die Hosentasche und drehte sich um. Im ersten Moment schien er beinahe überrascht, sie zu sehen, dann war seine Miene wieder ausdruckslos. Während er zu ihr zu der Sitzgruppe kam, fühlte sich Sakura wie ein Beutetier, an das sich eine Raubkatze heranpirschte – sie witterte den Ärger, konnte aber nichts mehr dagegen tun.

„Sie sind spät.“ Er musterte sie abschätzend und sie bemerkte, dass sein Blick dabei länger als nötig an ihren Haaren hängen blieb.

Sie verbiss sich einen Kommentar und setzte lieber ein schuldbewusstes Gesicht auf. „Entschuldigen Sie, ich hatte mich wohl geirrt, was meine Abholzeit anging. Ich war fälschlicherweise davon ausgegangen, um halb sieben abgeholt zu werden und nicht davon, um diese Zeit schon hier erwartet zu werden. Der Fahrer hat trotzdem ganze Arbeit geleistet, meinen Fauxpas auszugleichen, denn er hat mich pünktlich hier abgesetzt.“ Sie hoffte, das klang entschuldigend genug. Allerdings hatte sie es nicht auf sich sitzen lassen wollen, dass Uchiha eine falsche Abholzeit angegeben hatte.

Ihr Chef ging nicht auf ihren kleinen Seitenhieb ein, stattdessen schien ihn etwas anderes zu beschäftigen. „Auch wenn es stimmen sollte, was Sie sagen, weshalb sind Sie dann trotzdem erst so spät hier? Hatte man Ihnen am Schalter nicht Bescheid gesagt, dass ich Sie hier erwarte?“

Du meine Güte, wollte er wirklich alle schmutzigen Details haben? Als wäre es nicht schon demütigend genug gewesen. „Die Dame am Schalter hat mich freundlicherweise darauf hingewiesen“, erklärte Sakura. „Allerdings gab es einige Probleme beim Sicherheitscheck, denn scheinbar vermutete man Sprengstoff in meinen Tampons.“

Diese Aussage schien ihn nun tatsächlich zu irritieren. Sie gab sich Mühe, seinem forschenden Blick standzuhalten und kämpfte gegen die erneut in ihre Wangen steigende Röte an. Glaubte er etwa, sie würde ihn verarschen? Hätte er ihr eher geglaubt, wenn sie ihm erzählt hätte, sie wäre mit Durchfall geplagt so lange auf dem Klo hängen geblieben?

Zum Glück hakte Sasuke nun nicht weiter nach. Stattdessen griff er nach seiner Aktentasche und zog ein iPad daraus hervor, das er der überraschten Sakura in die Hände drückte. „Die wichtigsten Dokumente zu unserer Tochterfirma sind darauf gespeichert. Abteilungen, Aufgaben, Projekte. Verschaffen Sie sich einen groben Überblick, damit Sie mich nicht blamieren“, meinte er auf ihren fragenden Blick hin. „Informieren Sie sich vor allem über die anstehenden Events in der Zeit, in der wir in Rom sind. Wir werden bei jeder einzelnen Veranstaltung dabei sein.“

Oh Gott, meinte er das ernst?! Wie sollte sie das denn schaffen? Hätte er ihr die Informationen doch schon gestern gegeben, dann hätte sie mehr Zeit dafür gehabt. Sie spürte, wie ihr Panik die Kehle empor kroch. Das war ein Test, den sie bestehen musste, denn Uchiha hatte Recht: Sie durfte die Firma auf keinen Fall blamieren. Am besten stellte sie sich einen Zeitplan auf, in dem sie die Events der Reihe nach abarbeitete, von früh nach spät. So hatte sie genügend Zeit, sich über alles genauestens zu informieren. Vorausgesetzt natürlich, ihr würde das iPad weiter zur Verfügung stehen und…

„Jetzt schauen Sie doch nicht wie ein verschrecktes Eichhörnchen, das ist ja furchtbar.“ Sasukes genervte Stimme riss sie aus ihren Planungen. Er hatte sich auf die Couch gesetzt, die Beine lässig übereinander geschlagen und winkte gerade den Mann hinter den Theke heran. „Entspannen Sie sich, trinken Sie einen Kaffee. Unser Flug dauert zwölf Stunden, da bleibt ihnen genug Zeit, sich vorzubereiten. Ich habe da vollstes Vertrauen in Sie. Und das iPad gehört für die Dauer der Geschäftsreise Ihnen. Also kein Grund zur Sorge.“

Am liebsten wäre Sakura in hysterisches Gelächter ausgebrochen. Er hatte gut Reden, schließlich kannte er die Unterlagen alle und konnte sich auf dem Flug entspannt zurücklehnen. Und in sein Vertrauen in sie wollte sie lieber keine zu großen Erwartungen legen. Außerdem beunruhigte es sie, dass er sie auf dem falschen Fuß erwischt und ihre Unsicherheit und Nervosität bemerkt hatte. Um Himmels Willen, sah sie wirklich aus wie ein verschrecktes Eichhörnchen? Wo war nur ihre Professionalität geblieben? Wahrscheinlich hatte sie die irgendwo beim Sicherheitscheck vergessen.

Sie atmete einmal tief durch, steckte das iPad betont gelassen in ihre Handtasche, die sie auf den Boden stellte, und ließ sich auf dem kleinen Ledersessel nieder. Dann zwang sie sich ihr Dauerlächeln zurück aufs Gesicht. Knapp zwei Wochen, sagte sie sich, nur knapp zwei Wochen musst du durchhalten.

Inzwischen war der Mitarbeiter von der Theke bei Ihnen angekommen. Sasuke bestellte sich einen Kaffee, Sakura bevorzugte einen Cappuccino. Die Situation kam ihr absolut grotesk vor. Sie saß hier in dieser schicken Lounge, in der sie sich irgendwie Fehl am Platz fühlte, und trank mit ihrem Chef einen Kaffee. Sollte sie vielleicht etwas Smalltalk betreiben, sich über die Geschäftsreise erkundigen? Nein, das wäre dumm von ihr, sie musste sich schließlich selbst schlau machen. Aber die Stille zwischen ihnen erdrückte sie, es war unangenehm. Sie wusste nicht wohin mit ihren Händen, oder wo sie hinschauen sollte, wenn sie nicht mit ihrem Chef sprach.

Sasuke hingegen schien die Ruhe überhaupt nichts auszumachen, seinen Arm hatte er lässig über die Lehne der Couch ausgestreckt und besaß nicht die Scham, sie immer wieder unverblümt zu mustern. Wahrscheinlich sollte sie doch irgendein Gespräch anfangen, dann würde sie sich nicht wie ein dämliches Huhn neben einer Machtperson wie Uchiha Sasuke vorkommen.

Allerdings war es gar nicht mehr nötig, weiter über Gesprächsthemen nachzudenken, denn in diesem Moment brachte der Mann von der Theke ihre Getränke und stellte noch ein paar Häppchen vom Buffet dazu. Während Sakura sich im Gegensatz zu ihrem Chef bedankte, kramte dieser eine Tageszeitung aus seiner Tasche und verschwand hinter den Seiten.

Sakura fühlte sich irgendwie wie bestellt und nicht abgeholt, abgeschottet durch die Zeitung, andererseits war sie aber auch froh, nicht mehr seinen eindringlichen Blick auf sich zu spüren. Sie versuchte erneut, sich zu entspannen, nahm einen Schluck von ihrem Cappuccino und sah nach draußen, wo gerade ein Flieger in die Lüfte abhob. In ihrem Bauch machte sich bei diesem Anblick ein leichtes Kribbeln breit. Sie war bisher nur einmal nach Osaka geflogen und von dort aus wieder zurück. Japan hatte sie noch nie verlassen, und nun würde sie gleich zwölf Stunden in einem Flugzeug verbringen. Allerdings könnte sie sich für diese Zeit durchaus angenehmere Gesellschaft vorstellen.

Sie schielte zu Sasuke, der die Zeitung so weit herabgesenkt hatte, dass sie einen Blick auf sein Gesicht werfen konnte. Er war ganz auf einen Artikel konzentriert, trotzdem wirkte er viel lockerer als sie ihn jemals im Büro gesehen hatte, und auch ein wenig… ja, müde. Sie hoffte, dass er im Flugzeug schlafen würde, damit sie in Ruhe ihre Arbeit machen konnte. Dazu konnte sie keinen Beobachter gebrauchen.

Als sie sicher war, dass er noch ein wenig länger mit seiner Zeitung beschäftigt sein würde, schnappte sie sich ihre Handtasche und ging zur Theke, um sich nach dem Weg zur Toilette zu erkundigen. Im Waschraum schloss sie sich in eine der Kabinen ein und holte ihr Handy hervor. Sie hatte nicht gewagt, das vor Uchiha zu tun, nachher dachte er noch, sie hätte nichts Besseres zu tun, was ja eigentlich der Fall war, woran das iPad in ihrer Tasche sie erinnerte. Aber offensichtlich hatte er etwas dagegen, dass sie sich jetzt schon an die Arbeit machte.

Auf ihrem Handy fand sie eine Nachricht von Ino vor.
 

Halte durch, Süße, du schaffst das! Wir glauben alle an dich und hoffen, dass er dich nicht zu sehr malträtiert. Melde dich, wenn du da bist. Guten Flug.

Kuss, Ino
 

Wenn sie Ino und die anderen nicht hätte! Am liebsten würde sie jetzt mit ihnen in dem Großraumbüro sitzen, statt in einer Toilettenkabine auf dem Flughafen zu stehen.

Schnell tippte sie eine Antwort, dass es ihr gut gehe, Uchiha momentan seine Zeitung bevorzugte und sie sich später melden würde. Dann besserte sie noch rasch vor dem großen Spiegel ihr Makeup auf und sprach sich neuen Mut zu, dass sie dies alles überstehen würde, bevor sie wieder zurück an ihren Platz ging.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Genervt verdrehte er die Augen. Dieser ganze Pulk an Menschen zehrte an seiner Geduld und er war wieder einmal froh, dass er nicht Economy fliegen musste, wo er die nächsten zwölf Stunden zwischen diesen ganzen Trotteln hätte verbringen müssen. Was war denn bitte so schwer daran, eine Reihe zu bilden? Sie hatten alle einen festen Platz, es gab keinen Grund, so zu drängeln.

Eine ältere Dame versuchte, sich unauffällig an ihm vorbei zu quetschen, wobei er gegen Haruno Sakura taumelte, die neben ihm stand und ihren Pass und das Flugticket umklammert hielt. Sie murmelte erschrocken eine Entschuldigung und stellte mit einem Schritt zur Seite den Abstand zwischen ihnen wieder her. Verdammt, hatte er etwa die Pest?

Auch diese Frau kostete ihn einiges an Geduld. Man glaubte kaum, dass ein Mensch zu höflich sein konnte, aber sie war wirklich das perfekte Beispiel dafür. Man sah ihr förmlich an, wie sie jeden ihrer Schritte vorausplante und genau nachdachte, bevor sie sprach. Wie er vorhin schon so treffend formuliert hatte, war sie wie ein verschrecktes Tier in seiner Gegenwart. Als ob sie Angst hätte, dass er ihr bei einem Fehltritt sofort den Kopf abreißen würde. Er wollte ihren Respekt, den er als ihr Vorgesetzter verdiente, und nicht, dass sie ihn fürchtete, schließlich war er kein Monster.

Die Situation war für sie beide nicht einfach. Das war die erste Geschäftsreise, die er nicht mit seinem Vater, seinem Bruder oder alleine bestritt. Und dann hatte er sich auch noch am Vorabend von Naruto anhören müssen, dass er sich ihr gegenüber auch ja benehmen und freundlich sein sollte, da er sonst nie wieder ein Wort mit ihm wechseln würde. Irgendwann hatten ihn Narutos Belehrungen so sehr angekotzt, dass er sich ordentlich die Kante gegeben hatte. Nicht unbedingt die beste Entscheidung seines Lebens, aber warum glaubten die Menschen auch immer gleich das schlechteste von ihm?

Der Kopfschmerz pochte stetig hinter seiner Stirn, während sie von der Menge mitgezogen wurden und schließlich selbst durch den Gateway ins Flugzeug gingen. Eine der Stewardessen begrüßte sie mit einem dieser furchtbar falsch wirkenden Dauerlächeln, die Haruno auch so wunderbar beherrschte, und führte sie in den abgetrennten Businessclassbereich. Natürlich hatte man ihnen zwei Sitze nebeneinander gebucht, aber damit würde er leben können.

Er legte sein Sakko ab und reichte es zusammen mit seiner Aktentasche der Stewardess, die seine Sachen in einem der Gepäckfächer verstaute. Dann rutschte er auf den Fensterplatz durch. Haruno gab ebenfalls ihr Jackett ab, behielt ihre Handtasche aber bei sich. Nun, da sie im Flugzeug waren, wirkte sie unsicherer als zuvor und sie knetete nervös ihre Hände. Diese Geste ließ seinen Blick auf ihre nackten Arme wandern, die nur in einer kurzärmeligen, dünnen Bluse steckten, die sie sicherlich Yamanaka zu verdanken hatte. Während des Fluges würde sie darin bestimmt frieren.

Die Flugbegleiterin schien derselben Meinung zu sein, denn sie reichte sowohl ihr als auch ihm Decke und Kissen. „Es wird ein wenig frisch werden, sobald wir in der Luft sind, Segnorita“, erklärte sie freundlich und Sakura lächelte dankbar.

„Sie sind wohl noch nicht oft geflogen“, bemerkte Sasuke, als die Stewardess sich den nächsten Fluggästen zugewandt hatte.

Nun schien sie beinahe peinlich berührt. „Nur ein Hin- und Rückflug nach Osaka zu Verwandten.“

Das erklärte natürlich einiges. Nachher würde er noch Händchen halten müssen, weil sie in Panik ausbrach. Am besten, er verschlief einfach den ganzen Flug, dann konnten sich die Flugbegleiterinnen um sie kümmern, das war schließlich ihr Job.

Er stellte sein Handy auf Flugmodus und holte dann eine Packung Kaugummi hervor. Aus einem Impuls heraus hielt er sie Sakura hin. Hätte er es nicht getan, würde Naruto sicher davon Wind bekommen und das seinen schlechten Manieren ihr gegenüber zuschreiben. „Möchten Sie auch eines?“ Sie schien ein wenig ratlos ob dieses Angebots und starrte fragend auf die Packung Kaugummi. „Für den Druckausgleich nach dem Start“, erklärte er, klang aber nicht mehr ganz so höflich wie zuvor. Er kam sich sowieso schon ziemlich dämlich vor, wie er hier saß und ihr einen Kaugummi anbot.

„Oh… Danke schön“, brachte sie schließlich hervor und nahm sich endlich einen.

Was hätte er dafür gegeben, jetzt schon schlafen zu können, um seine armen Nerven zu schonen und gegen den Kopfschmerz anzukämpfen. Stattdessen musste er sich das Gehampel der Flugbegleiterinnen ansehen, die ihre Sicherheitsanweisungen vorstellten, bis sie endlich die Startbahn erreicht hatten. Neben ihm umklammerte Haruno nervös ihre Armlehne und er konnte beobachten, wie ihre Kiefer hektisch auf dem Kaugummi herumkauten. Es war ja schon fast mitleiderregend, was für ein Häufchen Elend sie in diesem Moment darstellte.

Sie waren allerdings kaum zehn Minuten in der Luft, da schien sie neuer Ehrgeiz gepackt zu haben, denn eifrig ging sie die Dateien durch, die er auf dem iPad abgespeichert hatte. Irgendwie wurde er aus dieser Frau einfach nicht schlau. Mal wirkte sie absolut unsicher, schüchtern und verängstigt, dann wieder so selbstbewusst, als könnte sie nichts von ihren Vorhaben abbringen. Solange sie aber souverän ihren Kunden gegenüber war und ihn nicht blamierte, sollte es ihm egal sein.

Schließlich konnte er seinen Sitz in die Senkrechte befördern. Er legte sich sein Kissen zurecht, drehte ihr den Rücken zu und zog die Decke um sich. Sollte sie ihren Job machen, dafür wurde sie immerhin bezahlt, er würde nun erstmal den Schlaf aufholen, den Naruto ihm verwehrt hatte.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Als er wach wurde, fand er nicht nur ein noch verpacktes Frühstück vor, sondern auch eine schlafende Sitznachbarin. Die so ungewöhnlichen rosafarbenen Strähnen ihres Haares, das sie sich eigentlich hatte umfärben sollen, hingen ihr wirr ins Gesicht. Ihre Züge waren entspannt, das iPad lag vergessen an ihrer Seite und die Decke hatte sie fest um ihren Körper geschlungen.

Ein Blick auf die Uhr in seinem Handy zeigte ihm, dass seit dem Start knapp fünf Stunden vergangen waren. Es ging ihm deutlich besser als zuvor, aber ganz auf dem Damm war er noch nicht wieder. Deshalb winkte er eine Stewardess, die gerade an ihnen vorbei lief, zu sich heran.

„Was kann ich für Sie tun, Signore?“, fragte sie im Flüsterton. Dabei huschte ihr Blick für einen kurzen Moment beinahe ängstlich zwischen ihm und Sakura hin und her, was ihn ein wenig irritierte.

„Bringen Sie mir ein Wasser und etwas gegen Kopfschmerzen“, erwiderte er automatisch genauso leise.

Statt seiner Anweisung gleich Folge zu leisten, zögerte die Frau und wirkte peinlich berührt. „Soll ich sie wecken, Signore?“, erkundigte sie sich schließlich und deutete auf die schlafende Sakura.

Ah, daher wehte also der Wind. Scheinbar hatte er gar nicht bemerken sollen, dass sie eingeschlafen war. Dabei war er der letzte, der sich dafür interessierte, was sie tat, solange sie nur irgendwie ihre Arbeit erledigte. Und wenn sie sich dafür die Nacht um die Ohren schlug. „Nein, lassen Sie Sie schlafen.“ Dann hatte er wenigstens noch mehr Ruhe, um gegen seine Kopfschmerzen anzugehen.

Die Stewardess nickte erleichtert und brachte ihm schließlich Wasser und Kopfschmerztablette. Mit einem letzten Blick auf Haruno, die gerade im Schlaf ihre Position wechselte, drehte er ihr wieder den Rücken zu und schlief weiter.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶
 

Verschlafen streckte sich Sakura. Sie brauchte einen Moment, bis sie realisierte, dass sie nicht Zuhause war, sondern in einem Flugzeug. Und dass der Platz neben ihr leer war.

Oh scheiße! Nein, das konnte doch nicht wahr sein! Nicht nur, dass die Müdigkeit sie plötzlich so überrannt hatte, dass sie sich von der Stewardess zu einem Nickerchen hatte überreden lassen, allerdings unter der Bedingung, auch nur bei der kleinsten Regung ihres Chefs geweckt zu werden, damit dieser nichts davon mitbekam, war nun doch alles umsonst gewesen, da er sicherlich nicht so blind gewesen war zu übersehen, dass sie schlief, als er sich an ihr vorbei geschoben hatte.

Panisch schob sie die Decke von sich und ordnete mit den Fingern die sicherlich wild von ihrem Kopf abstehenden Haare, bevor sie nach dem iPad griff, das neben ihr lag. Bevor sie eingeschlafen war, hatte sie immerhin schon das Organigramm der Tochterfirma studieren können sowie die einzelnen Aufgaben der Abteilungen und schließlich sogar einen ausgearbeiteten Terminplaner vorgefunden, in den alle wichtigen Events, Geschäftsessen und sonstige Termine eingetragen worden waren. Die Uhrzeit sagte ihr, dass sie nun noch fünf Stunden Zeit hatte, sich zumindest mit den Aktivitäten der nächsten paar Tage zu beschäftigen.

„Sie sind wach, Signorita“, bemerkte plötzlich die Stewardess neben ihr, die sie eigentlich hatte wecken sollen.

Sakura zwang sich ein Lächeln auf die Lippen und hoffte, dass sie nicht zu unhöflich und vorwurfsvoll klingen würde. „Wieso haben Sie mich nicht geweckt?“

„Tut mir leid, ich wollte Sie wecken, aber Ihr Begleiter meinte, es sei nicht nötig und dass ich Sie schlafen lassen soll“, entschuldigte sich die Frau und wirkte dabei schuldbewusst. „Falls es Sie beruhigt, er schien nicht wütend zu sein, dass Sie schlafen.“

Sie seufzte leise. Als würde sie das tatsächlich beruhigen, wahrscheinlich war das nur die Ruhe vor dem Sturm. „Danke trotzdem“, sagte sie leise und die Stewardess zog sich zurück.

Sie würde sich auf jeden Fall entschuldigen müssen. Es war ihr mehr als nur unangenehm, dass Uchiha Sasuke sie beim Schlafen erwischt hatte, obwohl sie doch eigentlich eine Aufgabe gehabt hatte. Hoffentlich hatte sie wenigstens nicht im Schlaf gesprochen oder gesabbert. Dann würde sie ihm niemals mehr unter die Augen treten können.

Es dauerte noch knapp fünf Minuten, bis ihr Chef zurückkehrte. Sie sprang hastig auf, um ihm Platz zu machen, was er nur mit einer hochgezogenen Augenbraue quittierte. Erst, als sie selbst wieder saß, hob sie zu einer Entschuldigung an. „Uchiha-san, es tut mir wirklich leid, dass ich eingeschlafen bin, das war keine Absicht.“

Es beunruhigte sie zu sehen, dass er nach ihrer Entschuldigung genervter wirkte als zuvor. „Mir ist egal, was Sie tun, solange Sie jeden Tag vorbereitet sind und kein schlechtes Licht auf mich werfen“, gab er monoton zurück, dann verkroch er sich hinter einer Zeitschrift wie zuvor hinter der Zeitung.

Sakura blinzelte verwirrt. Sollte das etwa alles gewesen sein? Was war mit dem Mann passiert, der ihr eher den Kopf abgerissen hätte, als es einfach so hinzunehmen, dass sie schlief, statt ihrer Arbeit nachzugehen? Nun, natürlich sollte sie sich glücklich schätzen, dass er so umgänglich war, aber sie wusste trotzdem nicht recht, was sie davon halten sollte. Am besten, sie blieb wachsam und achtete darauf, sich keine weiteren Fehltritte zu erlauben.

Sie wandte sich wieder dem iPad zu, um den Rest ihrer Flugzeit sinnvoll zu nutzen. Sie kam gut voran, nun, da sie sich frisch und ausgeschlafen fühlte. Die unterschiedlichen Daten festigten sich problemlos in ihrem Gedächtnis und sie ließ sich auch nicht weiter durch Uchiha Sasuke ablenken, der gelangweilt durch die Zeitschrift blätterte und schließlich zu einem Roman wechselte.

Das nächste Essen wurde serviert, ihre Getränke immer wieder aufgefüllt, und so wunderte sie sich, als die Anschnallsymbole aufleuchteten und der Pilot verkündete, dass sie sich im Landeanflug auf Rom befänden. Sie hatte gar nicht gemerkt, wie schnell die Zeit vergangen war und ein aufgeregtes Kribbeln machte sich erneut in ihr breit. Wie Rom wohl sein würde? Genauso schön und romantisch, wie man es in Filmen immer vermittelt bekam?

Sie sanken tiefer und tiefer und sie bemerkte, wie die anderen Fluggäste um sie herum sich vorbeugten und aus dem Fenster schauten. Gerne hätte sie auch einen Blick aus der Vogelperspektive auf Rom erhascht, aber sie wagte es nicht, Uchiha beinahe auf den Schoß zu krabbeln, um aus dem Fenster schauen zu können. Sie schielte lediglich immer wieder kurz zur Seite, um wenigstens kurz etwas zu sehen, aber das brachte wie erwartet reichlich wenig.

„Jetzt schauen Sie schon richtig, wenn sie etwas von Rom sehen wollen.“

Sie blickte überrascht zu ihrem Sitznachbarn, der gelangweilt seinen Kopf auf die Hand gestützt hatte. Hatte sie sich gerade verhört?

„Nun machen Sie schon, wenn wir gelandet sind, bringt es Ihnen auch nichts mehr.“ Er gab ihr mit einem Wink zu verstehen, dass sie tatsächlich aus dem Fenster schauen sollte.

Sein Angebot entlockte ihr das erste echte Lächeln, das sie je für ihn übrig gehabt hatte. „Danke“, sagte sie aufrichtig, dann beugte sie sich vorsichtig vor, um ihm nicht näher zu kommen als nötig, und blickte neugierig aus dem Fenster.

Der Anblick war überwältigend. Es war etwa 12.00 Uhr Ortszeit, die Sonne stand hoch am Himmel und beleuchtete die atemberaubende Szene. Alte Häuser, dicht gedrängt, Straßen über Straßen und ein Fluss, der sich durch diese Szene schlängelte. Sie war absolut verzückt und für ihren Geschmack landeten sie leider viel zu schnell.

Nun waren sie also in Rom. Sie war mehr als gespannt, was sie hier in den nächsten Tagen alles erleben würde. Würde alles glatt laufen und gut von statten gehen, oder würde sie sich mit neuen Problemen konfrontiert sehen? Und vor allem, würde sie sich gut mit Uchiha Sasuke verstehen?

Nur die Zukunft würde ihr diese Fragen beantworten können.
 

.
 

.
 

.
 

̶̶ ̶̶ ̶♥ ♥̶ ̶ ̶


Nachwort zu diesem Kapitel:
Hallo ihr Lieben. :)

Ja, mich gibt es tatsächlich noch, unglaublich, aber wahr. Ich weiß, dass ich meine FFs in den letzten Monaten (und zu meiner Schande auch Jahren) total vernachlässigt habe. Leider blieb mir gar nichts anderes übrig.
Meine Ausbildung habe ich letztes Jahr im Juni erfolgreich abgeschlossen, aber das hatte mir noch nicht gereicht, sodass ich noch ein Studium oben drauf gesetzt habe. Und das nimmt mehr Zeit in Anspruch, als mir lieb ist.

Ich weiß, dieses Kapitel entschädigt nicht wirklich die lange Wartezeit und es ist auch nicht das Beste, das ich geschrieben habe, aber ich bin trotzdem zufrieden und hoffe, dass ihr auch eure Freude daran habt. Ich versuche, so lange ich nicht wieder in einer Prüfung stecke, noch ein Kapitel zu schreiben, möchte aber nichts versprechen.
Außerdem wollte ich jetzt erst mal das ellenlange 12. Kapitel von Blood-Red Moon fertig schreiben.

Ich wünsche euch auf jeden Fall einen guten Rutsch ins Jahr 2014. :D Auf dass 2014 besser werden wird als 2013 (war definitiv nicht mein Jahr…).

Liebe Grüße,
eure (gestresste) hia
Komplett anzeigen

Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (46)
[1] [2] [3] [4] [5]
/ 5

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  LikeParadise
2014-02-16T21:31:18+00:00 16.02.2014 22:31
Ich freu mich, dass es doch noch weiter geht. Ich finde deinen Schreibstil echt klasse und mag deine Fanfiction wirklich sehr. Du kannst wirklich zufrieden sein mit diesem Kapitel.

Ich verstehe, dass das Studium dich sehr viel Zeit kostet und du deswegen etwas länger zum schreiben brauchst. Ist aber überhaupt nicht schlimm. Ich hoffe, das Studium verläuft gut und es wird dein Jahr. :))


Weiterhin viel Erfolg!

Von:  xXSakuraHarunoXx
2014-01-05T11:29:12+00:00 05.01.2014 12:29
tolles kapi freuhe mich auf die nächste.
Von:  Kleines-Engelschen
2014-01-03T23:20:05+00:00 04.01.2014 00:20
ein super kapitel. ich freue mich riesig das du an dieser geschichte weiterschreibst :)
ich hoffe bei dir wird es bald wieder etwas ruhiger. drück dir die daumen :)
und ein gutes neues jahr wünsch ich dir :)

greetz
Von: abgemeldet
2014-01-03T11:42:27+00:00 03.01.2014 12:42
Tolles Kapitel!
Von: abgemeldet
2014-01-03T11:25:09+00:00 03.01.2014 12:25
Tolles Kapitel!
Von:  Quiana
2014-01-02T19:17:12+00:00 02.01.2014 20:17
Hallöchen! :)

Na das ist ja schön, dass ein neues Kapitel zu dieser Geschichte kommt - für mich sogar sehr gelegen, da grade erst eine aus meinen Favoriten ihr Ende gefunden hat. So geht der Lesespaß also gleich weiter, ohne dass ich groß nach einer vernünftig geschriebenen FF suchen muss, die mich auch anspricht (Faulheit wird groß geschrieben) ;D

Ich musste erst einmal von ganz vorne lesen, um überhaupt wieder in den Plot reinzukommen, aber das macht ja nichts. So hat man einfach noch mehr zum Lesen :)
Die Idee, Götter mit einzubeziehen finde ich nach wie vor super, das ist mal etwas ganz anderes und verspricht mehr zu werden. Auch die lange Pause zwischen den Kapitelm merkt man Stiltechnisch nicht, was natürlich auch ein sehr guter Punkt ist. Schließlich bleibt der erste Eindruck vom Lesen und danach möchte man eher weniger enttäuscht werden ...
Eine Sache die mir jetzt doch aufgefallen ist, dass mir Sakura doch etwas zu abgehoben ist. Mit 25 (so alt war sie meine ich hier) hat man doch eigentlich grade sein Studium im besten Falle abgeschlossen nicht? Dass sie dann einen begehbaren Kleiderschrank und in einem scheinbar schiken Haus mit Garage und, den Auos nach zu urteilen, reichen Nachbarn lebt finde ich dann doch etwas zu viel. Ich hätte da eher auch höchstens normalen Standart gesetzt, so wirkt mir das etwas unrealistisch, auch wenn sie wohl gut Geld verdienen wird ...

Naja, ich hoffe jedenfalls, dass wir alle nicht allzu lange warten müssen, bis du ein weiteres Kapitel veröffentlichst :)

Lieben Gruß
Quiana
Von:  Youshino-chan
2014-01-01T21:34:29+00:00 01.01.2014 22:34
Hi.
Ein schönes neues K.P ;) Die Geschichte kommt richtig in Fahrt! Es war schön es zu lesen und macht neugierig auf den weiteren Verlauf der Geschichte. Die FF macht einen richtigen professionellen Eindruck.
Ich hoffe du findest die Zeit weitere Kapitel zu schreiben.
LG Youshino-chan.
Von:  moonlight_005
2014-01-01T16:51:21+00:00 01.01.2014 17:51
Erste!!! (noch)

So, liebe Patti,

du weißt ja, dass ich dieses Kapitel sehnsüchtig erwartet habe und ich muss sagen: Ich wurde nicht enttäuscht. Im Prinzip saß ich die ganze Zeit mit Dauergrinsen vorm Rechner und habe mich gefragt, was du dir denn als nächstes einfallen lässt *lol* Dein Stil ist - wie ich finde - erwachsener geworden (insgesamt gesehen), dabei aber sehr leicht zu lesen. Es gibt so gut wie keine Rechtschreib- oder Kommafehler (die hast du mir wohl voraus XDD) und ich muss sagen, dass ich deinen Sarkasmus gemischt mit Professionalität einfach total gerne lese ;) Ich fand es beispielsweise total witzig, auch mal Sasuke Perspektive zu lesen, der sich mal eben einen Abend vorher die Kante gibt und jetzt leicht angeschlagen ist XDD Und wie es aussieht, wird er schon etwas zugänglicher. XDD Ich bin ja mal gespannt, wann ihn Armos Pfeil trifft und der Spaß richtig losgeht XDD btw. ... das mit dem Organigramm kenne ich irgendwoher, du auch? *lol*

Bis zum nächsten Mal und auch dir ein sehr gutes Jahr 2014 (wirst du dieses Jahr eigentlich schon fertig mit dem Studium?)

hdl ♥
moony
Von:  LikeParadise
2013-02-24T16:23:53+00:00 24.02.2013 17:23
Wow, wieder ein seeehr schönes Kapitel. Bin mal gespannt, wie Rom für Sakura wird.
Wann geht es denn weiter? Sagst du bitte bescheid? :)
Von:  LikeParadise
2013-02-24T15:20:17+00:00 24.02.2013 16:20
Ich bin froh, dass ich auf diese FF gestoßen bin. Sie ist wirklich sehr fantastisch und dein Schreibstil gefällt mir auch wahnsinnig gut. :D


Zurück