Draco im Wandel der Gefühle von Shileyn_Nea (Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 15: Vernunft? --------------------- „Schnell Draco, wir müssen uns beeilen!”, zischte Harry mir mit aufgeregter Stimme zu. Wir hasteten wahllos durch die stockdüsteren Korridore der Schule mit der Angst im Nacken. Filch war uns dicht auf den Fersen und wir hatten ihn trotz Tarnumhang durch das achtlos viel zu laute Knallen einer Tür erfolgreich auf uns aufmerksam gemacht. Seitdem hatte Mrs Norris nicht mehr aufgehört zu kreischen – als etwas anderes konnte man diese undefinierbaren Geräusche nicht bezeichnen – und zu fauchen und somit schließlich den Schüler hassenden Hausmeister Hogwarts' auf uns gehetzt. „Harry, da, das Klassenzimmer!” Ich zog ihn an der Hand mit unseren verschränkten Fingern zu der offen stehenden Tür. Mein Herz schlug mir vor Aufregung bis zum Hals und ich wollte dieser Situation nur noch so schnell wie möglich entkommen. Also rannten wir in den vor uns liegenden Raum hinein, merkten zu spät, dass sich der Tarnumhang an der Türklinke verfangen hatte und versuchten mit vor Adrenalin zittrigen Händen uns aus den Fängen des eisernen Griffes zu befreien, doch dann war es schon zu spät. „Na sieh mal einer an. Wenn das nicht unser berühmtes Erzfeind-Pärchen Potter-Malfoy ist. Wie schön euch hier anzutreffen”, grinste er uns voller Schadenfreude entgegen, wenn beim Verziehen dieser unförmigen, zerknautschten Fratze überhaupt die Rede vom Ausdruck einer solchen Emotion sein konnte. „Hoffentlich habt ihr Angst allein in der Dunkelheit, es lässt sich bestimmt eine nette Strafarbeit für euch im Verbotenen Wald finden, von der ihr bestenfalls nicht wiederkehrt. Zumindest nicht lebendig genug, um noch mehr Ärger zu verursachen, als ihr es ohnehin schon tut.” Harry und ich wechselten einen besorgten Blick, weil wir nicht wussten, was uns nun erwarten würde. Mit dem Verbotenen Wald war wirklich nicht zu spaßen und Strafarbeiten waren im Allgemeinen nicht dafür bekannt sehr vergnüglich zu sein. Schweigend folgten wir Filch, der immer wieder etwas Unverständliches vor sich hin murmelte, zu Dumbledores Büro, um unsere Strafe entgegen zu nehmen. * * * Mehr als erleichtert traten wir aus dem Büro des graubärtigen Schulleiters. Wir mussten weder in den Verbotenen Wald gehen, noch sonstige lebensgefährliche Aufgaben verrichten, denn laut Dumbledore sollten wir uns lediglich morgen Abend bei Snape im Büro melden – ganz zum Unverständnis von Filch, der Harry und mich wohl am liebsten gleich in die Folterkammer geschmissen hätte. Nun begleitete ich Harry also noch bis zum Eingang des Gryffindor-Gemeinschaftsraumes, während wir wieder unsere Finger verschränkt hatten. Es war schön zumindest nachts Hand in Hand mit Harry durch die Schule laufen zu können, doch immer wieder machte mir diese Heimlichtuerei schmerzlich bewusst, dass es falsch war so zu fühlen und dass es gefährlich war diese Gefühle auch noch zuzulassen. Aber nur ein Blick auf unsere Hände und sein Gesicht genügte, um mir wieder einmal zu bestätigen, dass die Zeit mit ihm jede Gefahr wert war. Als wir vor dem Gemälde der Fetten Dame zum Stehen kamen, nannte Harry schon einmal das Passwort und die schläfrig meckernde Frau auf dem Bild tat widerwillig ihren Job, indem sie den Weg in den Gemeinschaftsraum freigab. Dann wandte er sich mir zu, nahm auch meine andere Hand in seine und lächelte leicht, bevor er mich zaghaft küsste. „Gute Nacht”, flüsterte ich in sein Ohr, als sich unsere Lippen wieder getrennt hatten. „Gute-”, setzte Harry an, kam jedoch nicht weiter, da plötzlich ein weiterer leuchtender Zauberstab neben uns in dem Durchgang zum Gryffindor-Gemeinschaftsraum erschien … und direkt dahinter das Gesicht der Gryffindor, das ich gerade am allerwenigsten sehen wollte. Granger. „Wie ich sehe, hast du deine Entscheidung bereits getroffen, Harry. Wie schön für dich. Ich hoffe du wirst es nicht bereuen”, spuckte sie uns ihre Worte verächtlich und mit arrogantem Blick vor die Füße, bevor sie sich einfach umdrehte und davon stolzierte. In weiterer Entfernung hörte man sie noch mit Weasley sprechen und dann schienen die beiden in den Schlafsälen zu verschwinden. Währenddessen hatte Harry einfach nur steif dagestanden, indessen seine Hände sich deutlich verkrampft hatten. Sein Blick jedoch hing seiner Freundin hinterher, die ihn hatte einfach stehen lassen und langsam aber sicher konnte ich beobachten, wie seine Augen glasig wurden und er ein ungläubiges und gequältes „Was?” hervor presste. Sofort schlang ich meine Arme um ihn und zog ihn in eine feste Umarmung, mit der ich ihm beistehen wollte, mich allerdings auch selbst davon abhalten wollte bei meiner aufkeimenden Wut diesen Bastarden von 'Freunden' nicht einfach hinterher zu stürmen und ihnen ihre verfluchten Visagen einzuschlagen. „Oh Harry, es tut mir so leid”, versuchte ich beruhigend auf ihn einzureden, als er sich plötzlich von mir drückte. „Ich … ich kann nicht. Ich muss allein sein. Bitte geh.” Mit diesen Worten löste er sich endgültig von mir und schritt mit gesenktem Blick in die Dunkelheit des Gemeinschaftsraumes. Hinter ihm verschloss sich das Gemälde und so stand ich nun also alleine bei den großen Treppen und wusste nicht wohin mit meiner wachsenden Wut. Auf seine Freunde, auf die Umstände, auf Voldemort und auf mich selbst. * * * Einige Meter von der Tür entfernt, die den Eingang zu Snapes Büro darstellte, lehnte ich an der kalten Steinwand und wartete, wie abgemacht, auf Harry, indessen ich mich fragte, ob er überhaupt erscheinen würde. Den ganzen Tag über hatten wir uns nur aus der Ferne sehen können und doch war nicht zu übersehen gewesen, dass es Harry einfach nur dreckig ging. Beim Frühstück und Mittagessen hatte er die ganze Zeit über nur schweigend auf seinen leeren Teller gestarrt, wohingegen Granger und Weasley sich verhielten wie immer, bis auf die Tatsache, dass sie Harry vollkommen ignorierten. Ich hoffte nur inständig, dass er sich von mir nicht abkapselte, denn so sehr ich auch verstand, dass er gestern nur noch allein sein wollte, so sehr plagten mich die Bedenken, dass er schließlich doch mir die Schuld für den Streit mit seinen Freunden gab. Nun konnte ich ihn auch unmöglich noch weiter belasten, indem ich ihm von dem schicksalhaften Brief meines Vaters erzählte. So entschloss ich mich ihm diesem Schlag der Realität nicht auszusetzen, zumindest solange es noch möglich war. „Dann wollen wir mal unsere Strafe entgegennehmen, was?”, ertönte es auf einmal lustlos neben mir und als ich mich umdrehte sah ich Harry, bei dessen Anblick ich erschrak. Er hatte nicht mehr dieses Glänzen in den Augen, wenn er mich anschaute, nicht mehr dieses freche Schmunzeln auf den Lippen, nicht mehr den leicht bräunlichen Teint, um den ich ihn manchmal beneidete. Er war müde und blass und von Nahem sah er noch hundert mal schlimmer aus. „Harry”, sagte ich voller Mitleid, ging einen Schritt auf ihn zu und umarmte ihn. Nur schwach erwiderte er meine Geste, indem er seine Arme leicht um meine Hüfte legte und seine Stirn an meine Schulter lehnte. „Sie hassen mich, Draco. Ich sehe es in ihren Augen. Sie hassen mich.” Das, was Harry sagte, war nicht mehr, als ein kaum hörbares Wimmern an meiner Schulter, währenddessen seine Hände sich krampfhaft in meinen Rücken gekrallt hatten. „Was haben sie zu dir gesagt? Haben sie dich runter gemacht? Wenn dich diese Bastarde auch nur anrühren, dann-” „Nein, sie haben nichts gesagt, aber genau das ist es ja! Sie tun so, als wäre ich Luft und wenn sie mich mal ansehen, kann ich ihren Hass förmlich spüren.” Er trat einen Schritt zurück und sah mich an. „Scheiße, Draco. Das sind immer noch meine besten Freunde. So was können sie doch nicht machen!” Ich wusste nicht, was ich nun tun sollte. Was konnte ich denn tun? Mit ihnen zu reden und alles zu erklären hatte ich doch schon versucht und ich war damit nur gegen eine Wand gelaufen. Als wäre es nicht auch ohne ihr Zutun schon schwer genug für ihn, für mich, für uns! „Treten Sie ein Mr Potter, Mr Malfoy. Ich habe Sie beide schon erwartet.” Ich schreckte zusammen, als plötzlich Snapes Stimme zu uns vordrang und ich ihn vor seiner geöffneten Tür stehen sah. Bei Merlin, wie lange stand er schon da und was hatte er gehört?! Und verdammt, warum haben wir ihn nicht schon früher bemerkt? Ich schaute zu Harry herüber und sah, dass er sich genauso ertappt fühlte wie ich, doch ohne eine Erwiderung tat er, was ihm gesagt wurde, also folgte ich ihm. So standen wir nun vor Snapes Schreibtisch und warteten auf unsere Anweisungen. „Es ist überaus seltsam, dass man Sie des nachts beim gemeinsamen Herumschleichen auf den Schulfluren erwischt hat. Gab es etwa wieder Unstimmigkeiten, die Sie heimlich zu klären versucht hatten?”, fragte der schwarzhaarige Lehrer gleich zu Beginn, wodurch er sowohl Harry als auch mich vollkommen überrumpelte, da wir nicht wussten, was wir antworten sollten und so in unbeholfenem Schweigen versanken. „Gerade Sie, Mr Malfoy, sollten inzwischen doch eigentlich alt genug sein, um sich auf solch ein kindisches Getue nicht mehr einzulassen. Wohingegen von Ihnen ja nichts anderes zu erwarten war, Mr Potter, wo sie doch um jeden Preis im Mittelpunkt stehen wollen. Aber genug davon, immerhin müssen Sie mir nun einen Dienst erweisen”, fuhr er galant fort und schwang sich mit wehendem Umhang auf seinen gepolsterten Stuhl hinter dem Tisch. „Es wird Ihnen sicher ein Vergnügen sein meine Sammlung von Zaubertrankzutaten nach Wirkungsbereichen und Seltenheitsgraden zu sortieren und Unbrauchbares zu entsorgen. Von Ihnen, Mr Malfoy, erwarte ich, als besten Schüler in meinem Unterricht, dass Sie genaustens überprüfen, dass alles seine Richtigkeit hat. Und haben Sie ein Auge auf Ihren Mitschüler, der sich nur allzu gerne mal an fremdem Gut bedient”, funkelte er Harry böse entgegen. „Also, Sie wissen wo es langgeht. Verschwindet, ich habe mich noch um wichtigere Dinge zu kümmern. Und ich warne Sie beide noch einmal. Sollte nachher auch nur das kleinste Hautschüppchen der unbedeutendsten Florfliege fehlen, wird das Konsequenzen haben.” Mit einer wedelnden Handbewegung scheuchte Snape uns aus seinem Büro, das er mit knallender Tür wieder verschloss, ohne dass wir auch nur ein Wort sagen konnten. „Reizend, wie immer”, bemerkte Harry sarkastisch und ich stimmte ihm zu. Zutaten sortieren war zwar nicht das beste, was ich mir als Strafarbeit vorstellen konnte, aber immerhin war es etwas, womit ich mich wirklich auskannte und bei dem Harry und ich ungestört sein konnten. Ich musste ihn irgendwie auf andere Gedanken bringen oder zumindest versuchen ihn aufzuheitern, denn wenn er schon nach nur einem Tag so schrecklich mitgenommen aussah, wie jetzt, konnte ich mir nicht vorstellen, wie er die nächste Zeit durchstehen sollte. Und wieder einmal fragte ich mich, was ich tun konnte, um ihm zu helfen. Vielleicht sollte ich ja doch Pansy auf diese beiden dreckigen Gryffindors loslassen? Sie hätten es jedenfalls verdient, mit dem, was sie Harry da antaten. Vielleicht würden sie aber auch schneller wieder zur Vernunft kommen, als ich annahm. Wenn ihnen wirklich etwas an Harry lag, würden sie ihn nicht weiter so leiden lassen, wie heute … Hoffentlich. * * * Beinahe eine Woche war bereits vergangen, seit Granger und Weasley begonnen hatten Harry zu ignorieren … und auch jetzt noch würdigten sie ihn aller höchstens eines vernichtenden Blickes. Inzwischen hatten wir uns daran gewöhnt, unter dem Tarnumhang versteckt, über das Schulgelände und die Ländereien von Hogwarts zu wandeln, denn das war die einzige Möglichkeit, wie wir tagsüber unentdeckt Zeit miteinander verbringen konnten. Und diese Zeit brauchte vor allem Harry, auch wenn Blaise und Pansy dafür etwas öfter unter sich bleiben mussten. Aber sie hatten glücklicherweise Verständnis dafür. Außerdem war Blaise in den letzten Tagen sowieso sehr damit beschäftigt gewesen sich in Zauberschach zu üben und sein Fleiß hatte sich schließlich auch gelohnt, denn er war bei den letzten Auswahlspielen am vergangenen Freitag voller Stolz als bester Slytherin hervorgegangen. Ich hatte einmal bei einem Spiel von ihm zugesehen, wäre dabei allerdings beinahe eingeschlafen. Jedenfalls sollte heute beim Mittagstisch nun endlich verkündet werden ob die Lehrer oder die Schüler gewonnen hatten, da die zusammenfassenden Ergebnisse noch nicht bekannt waren und die beteiligten Schüler und Lehrer vorerst zu schweigen hatten. Doch bevor ich den Weg zur Großen Halle einschlagen konnte, musste ich noch die letzten Minuten des Zaubergeschichte Unterrichts über mich ergehen lassen. Wie immer war die Vortragsweise des unterrichtenden Geistes, Professor Binns, nicht gerade ansprechend und- „Harry!” Als wäre gerade mein eigener Name gerufen worden, drehte ich mich ruckartig um und sah wie Longbottom neben dem bewusstlos auf dem Boden liegenden Harry kniete. Dieser Anblick kostete mich sämtliche Beherrschung, die ich aufbringen konnte, um keinen schockierten Aufschrei verlauten zu lassen und sofort zu ihm zu eilen. Ich hatte befürchtet, dass es irgendwann auf so etwas hinauslaufen würde. Wie oft hatte ich noch mit Harrys Freunden reden wollen, weil er selbst es sich nicht zugetraut hatte. Doch ich hatte es nicht getan, weil er es nicht gewollt hatte. Professor Binns befehligte den schwachköpfigen Gryffindor Harry sofort zu Madam Pomfrey zu bringen und sagte der Unterricht sei damit beendet. Erschrocken strömte beinahe die gesamte Klasse hinaus, Longbottom hinterher, wohingegen einige wenige Schüler nur teilweise erschrocken, teilweise unbeeindruckt den Klassenraum verließen, bis auf vier, mich ausgenommen. Und das waren sowohl meine zwei besten Freunde, als auch die von Harry, wenn sie es denn noch würdig waren diesen Titel zu tragen. Nachdem ich den Schock einigermaßen überstanden hatte, spürte ich wieder diese unglaubliche Wut in mir aufsteigen, die mich überkam, wenn ich darüber nachdachte, was dieses widerliche Schlammblut und ihr verachtenswertes Wiesel Harry antaten ohne mit der Wimper zu zucken. Doch dieses Mal war es schlimmer. Dass Harry soeben zusammengeklappt war, hatte das Fass endgültig zum Überlaufen gebracht. Ich konnte und wollte mich nicht länger zurück halten, wandte mich den viel zu besorgt dreinschauenden Unwürdigen zu und atmete noch einmal tief ein. „Ihr dreckigen, würdelosen, abscheulichen Bastarde! Seid ihr jetzt zufrieden?! Jetzt, wo nicht nur schon längst Harrys Psyche, sondern auch endlich sein Körper an seine Grenzen gestoßen ist. Das ist alles eure Schuld! Er hat gelitten und ihr habt gnadenlos dabei zugesehen, wie es ihn auszehrt, dass ihr so mit ihm umgeht. Und wofür das Ganze? Ach aber natürlich, warum frage ich eigentlich noch? Weil ich ihn ja hintergehe und deswegen die ganze Zeit über an seiner Seite war, als ihr euren scheiß Job als beste Freunde nicht getan habt! Nicht einmal den Dreck unter den verwarzten Fußzehnägeln eines Trolls seid ihr wert. Und jetzt behauptet noch einmal, dass nicht ihr es seid, die Harry hintergehen!” Völlig außer mir vor Wut tobte ich in dem Klassenzimmer und schrie all meine Gedanken hinaus. Ich wartete nicht einmal eine Erwiderung dieses Abschaums ab, bevor ich hinaus stürmte, denn ihre Mimik und Gestik waren mir Antwort genug gewesen. Zusammengekauert, wie zwei bedrängte Ratten in einer Ecke, hatten sie nur noch vor mir dagestanden, während ihre Gesichter immer offener gezeigt hatten, dass sie sich schuldig fühlten. Und wie sie sich schuldig fühlen sollten! Am liebsten hätte ich ihnen gleich einen Fluch auf den Hals gehetzt, wenn ich nicht gewusst hätte, dass ich Harry damit nur noch mehr Schaden zufügen würde. Und im Gegensatz zu gewissen anderen Menschen war ich in der Hinsicht wenigstens rücksichtsvoll genug mich deswegen auch zurück zu halten. „Lenkt mich ab, sofort!”, rief ich Pansy und Blaise zu, die mir mit ebenso überraschten, wie anerkennenden Blicken folgten. Immer noch viel zu schnell hastete ich die Schulflure entlang ohne dabei überhaupt ein konkretes Ziel vor Augen zu haben. Ich wollte nur weg. Weg von diesen, diesen- „Bleib doch erst mal stehen!” Plötzlich packten mich zwei kräftige Hände, brachten mich zum Stehen und drehten mich um. „Das war mal ein echt geiler Auftritt da drinnen, Dray!”, lobte Pansy mich, während Blaise wieder seine Hände von mir nahm, als er merkte, dass es nicht meine Absicht war weiter zu rennen. „Auf jeden Fall”, stimmte Blaise nickend zu. „Es ist ja so süß, wie du dich für Harry einsetzt. So habe ich dich noch nie erlebt”, bemerkte Pansy lächelnd. „Immer, wenn du ihn ansiehst, hast du dieses Glänzen in den Augen und ihr gebt auch wirklich ein tolles Paar zusammen ab. Du musst ihn ja wirklich lieben, hm?” „Oh man, so was kann auch nur von einem Mädchen kommen, stimmts Dray?” Blaise lachte und klopfte mir freundschaftlich auf die Schulter, doch ich konnte nicht mitlachen. Hatte sie da gerade lieben gesagt? Natürlich hatte ich Gefühle für ihn, da bestand kein Zweifel, aber konnte man das wirklich schon Liebe nennen? Da war ich mir ehrlich gesagt nicht so sicher. Ich fand, dass „wahre” Liebe Zeit brauchte, selbst wenn man schon verliebt war, denn zwischen Verliebtsein und Liebe lagen immer noch Welten. Und plötzlich fragte ich mich, ob Harry mich liebte. Wir hatten uns zwar schon klar genug gemacht, dass wir einander begehrten, aber die Liebe an sich hatten wir noch nicht erwähnt. Ob er es so sah wie ich? Was, wenn er mich nicht liebte? Ich fühlte ein Stechen in meiner Brust, als ich mir diese Frage stellte. Aber hatte ich gerade nicht selbst angezweifelt, dass ich ihn liebte? Warum machte es mir dann so viel aus, mir vorzustellen, dass er nicht tat? Zu viele Gedanken. „Lasst uns einfach essen gehen”, murmelte ich und schlug den Weg zur Großen Halle ein. * * * „Denen hab ich's gezeigt!”, rief Blaise vor Freunde und stürmte aus der Großen Halle, die wir soeben verlassen wollten. „Na, wem habt ihr die geilste Party eures Lebens zu verdanken? Richtig, mir!” „Jetzt komm mal wieder runter. Wenn du der einzige gewesen wärst, der gegen einen Lehrer gewonnen hätte, hätten wir auch keine Party gehabt”, bemerkte Pansy lachend und schlug ihm gegen den Hinterkopf. „Hey! Darf ich dich daran erinnern gegen wen ich gewonnen habe? Das war nicht nur irgendein Lehrer, das war Dumbledore höchstpersönlich! Meinst du das hätte diese rothaarige Ratte von Gryffindor gepackt? Wohl eher nicht, also knie nieder und danke deinem Meister für dieses Geschenk", gab der Dunkelhaarige gespielt arrogant von sich und wich dem nächsten Schlag von der künstlich schockierten Pansy aus. „So weit kommt's noch! Träum weiter, du Idiot!” Sich durch die Haare wuschelnd und in die Seiten kneifend rauften sich meine besten Freunde, während ich unbeteiligt neben ihnen stand. Dumbledore hatte kurz zuvor bekannt gegeben, dass die Schüler beim Zauberschachturnier gewonnen hatten und wir nun, wie versprochen, unsere Party bekommen würden. Und zwar diesen Freitag Abend. Bis dahin blieben noch genau drei Tage. „Leute, geht schon mal ohne mich vor. Ich wollte noch kurz bei Harry vorbeischauen, sehen wie es ihm geht.” „Ist in Ordnung, bis später!”, rief Blaise, bevor er vor der ihm hinterherlaufenden Pansy flüchtete. Ich schüttelte den Kopf. Manchmal benahmen sie sich wirklich noch wie kleine Kinder. Sobald sie außer Hörweite waren, schweiften meine Gedanken wieder zu Harry. Ich hoffte, dass niemand mehr bei ihm war und wir ungestört sein konnten. Gleich begann wieder der Unterricht, aber mir war es egal, ob ich nun zu spät kam. Harry hatte Vorrang und während der Mittagspause waren sicher noch andere Freunde bei ihm gewesen. Als ich am Krankenflügel angekommen war, achtete ich darauf die Tür, die mich noch von dem Raum mit den an ein Krankenhaus erinnernden Betten trennte, nicht zu laut aufzustoßen, um nicht Madam Pomfreys Aufmerksamkeit auf mich zu lenken. Diese Frau stand immer hinter einem, wenn man es am wenigsten erwartete und wenn sie mich nun erwischen würde, würde sie mich sicherlich wieder zum Unterricht schicken. So trat ich also ein, blickte mich kurz um und brauchte nicht lange, bis ich Harry gefunden hatte, da er der Einzige war, der ein Bett belegte. Zum Glück. „Draco!”, klang es sofort sehnsüchtig von dem Dunkelhaarigen, als ich in sein Blickfeld getreten war. „Harry, wie geht es dir? Du siehst schrecklich aus.” Meine Besorgnis war mir deutlich anzuhören. „Danke für das Kompliment, aber es ist schon ein wenig besser ... Immerhin bin ich wenigstens nicht mehr bewusstlos, nicht wahr?”, lächelte er schwach, indessen ich an sein Bett herantrat, um mich zu ihm zu setzen. „Habe ich dir nicht gesagt, dass es so nicht weiter geht? Bitte, du musst doch endlich was tun. Es sind deine besten Freunde, verdammt! Weißt du wie schwer es für mich ist dich in so einem Zustand zu sehen und zu wissen, dass ich der Auslöser für das Ganze hier war?” „Bitte, Draco. Es-” Plötzlich ertönte ein Geräusch. Schritte! „Schnell, gib mir deinen Tarnumhang!”, zischte ich Harry zu, der sogleich den gesuchten Gegenstand aus seinem Schulumhang holte, der neben ihm hing, und ihn mir zuwarf. Gerade noch rechtzeitig konnte ich mich in den Umhang hüllen, denn zeitgleich sprang die Tür auf und die Schulheilerin lugte hinein. „Stimmt etwas nicht Mr. Potter? Haben Sie nach mir gerufen?” „Nein nein, ich äh ... ich führe nur Selbstgespräche”, stammelte der Angesprochene, woraufhin Madam Pomfrey ihn misstrauisch beäugte. „Na gut, aber bleiben Sie in Ihrem Bett. Wir wollen doch nicht, dass Sie noch einmal umkippen, nicht wahr?” Mit diesen Worten war sie auch schon wieder verschwunden. „Das war knapp”, kommentierte ich leise, während ich mich wieder zu erkennen gab. „Vielleicht sollte ich deinen Umhang tragen, solange ich hier bin. Wer weiß, wann die wieder reinplatzt.” „Da hast du wohl recht”, stimmte Harry mir zu und ich schnappte mir einen Stuhl, den ich neben sein Bett stellte. „Aber du solltest wieder gehen. Du wirst noch extra Hausaufgaben bekommen, wenn du noch später kommst. So wie ich Professor McGonnagall kenne, wird sie dich wahrscheinlich sogar nachsitzen lassen.” „Ich gehe nirgendwo hin”, sagte ich und tat meinem Vorhaben keinen Abbruch mich neben ihn zu setzen und nach seiner Hand zu greifen, nachdem ich mir wieder den Tarnumhang übergeworfen hatte. Ich verschränkte meine Finger mit seinen, umfasste unsere vereinten Hände mit meiner freien und presste meinen Mund kurz auf sie. „Tut mir leid, dass ich gerade so laut geworden bin, aber ich will doch nur, dass es dir gut geht”, entschuldigte ich mich bei ihm und fuhr nach kurzem Stocken fort. „Manchmal, wenn ich so sehe, was diese kurze Zeit, in der wir erst zusammen sind, schon angerichtet hat und ich daran denke, dass uns in Zukunft noch schlimmeres, in Anbetracht von Voldemort, erwartet, frage ich mich, ob es richtig ist, was wir hier tun.” Ich konnte diese Bedenken einfach nicht länger für mich behalten und während ich wieder der Verzweiflung nahe war, hob Harry den Umhang, sodass er mich wieder sehen konnte. „Nein, Draco. Ich bitte dich, so darfst du nicht denken”, flüsterte er flehend, bevor er seine freie Hand in meinen Nacken krallte und mich so verlangend küsste, dass ich dachte er würde mich nie wieder gehen lassen. „Weißt du wie glücklich mich deine bloße Anwesenheit macht? Uns wurde nie etwas gegönnt, also bitte hör auf an so was zu denken.” Diesmal war ich es, der den Kuss einleitete. Er hatte recht. Wir brauchten uns. „Ich wollte dir keine Angst machen, tut mir leid.” Er lehnte sich wieder zurück in sein Bett und ich saß wortlos neben ihm, ließ seine Hand jedoch nicht eine Sekunde los. Plötzlich öffnete sich die Tür des Krankenflügels und ich dachte schon Madam Pomfrey würde wieder eintreten, doch wider meines Erwartens waren es die Personen, mit denen ich am wenigsten gerechnet hätte. Granger und Weasley. Sofort schossen mir hunderte Gedanken durch den Kopf. Waren sie gekommen, um Harry noch weiter leiden zu sehen oder hatten sie endlich begriffen, dass ihr Verhalten in den letzten Tagen einfach unter aller Sau gewesen war und nun waren sie hier, um sich zu entschuldigen? „Hey, Harry”, kam es ungewohnt zurückhaltend von dem Rothaarigen. Bei dem Klang seiner Stimme verkrampfte Harry sich ein wenig und ich versuchte ihm beizustehen, indem ich beruhigend seine Hand drückte. „Was?”, antwortete er tonlos. „Existiere ich für euch endlich wieder oder wolltet ihr nur sichergehen, dass euer Hassobjekt noch am Leben ist?” „Wir sind hier, weil wir uns entschuldigen wollten”, meldete sich nun auch die Streberin zu Wort. „Wir waren echte Arschlöcher, aber wir dachten, das ist der einzige Weg, wie du zur Vernunft kommst und dich von diesem- von Malfoy trennen würdest. Aber das war falsch von uns. Es tut uns leid ... Wirklich. Wir hoffen du kannst uns verzeihen.” Beschämt schaute das Wiesel auf den Boden und dann trat kurzzeitig ein Schweigen ein, das Granger wieder brach. „Bitte, Harry. Du musst uns glauben. Wir wollten dir nie etwas Böses. Wir haben eingesehen, dass es falsch war, was wir getan haben. Lass dir die Zeit, die du brauchst, um uns wieder zu vertrauen, aber wir wollen, dass du weißt, dass wir immer für dich da sind.” Mit diesen abschließenden Worten verließen die beiden den Raum und ließen Harry und mich wieder allein. Wie ernst konnte man diese Entschuldigung nehmen? Sie klang eigentlich sehr ehrlich und trotzdem wurde ich das seltsame Gefühl nicht los, dass etwas nicht stimmte. Und was mir sofort aufgefallen war, war, dass sie nicht mit einem einzigen Laut erwähnt hatten, dass sie unsere Beziehung nun akzeptieren würden. Mein Misstrauen war längst nicht erloschen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)