Draco im Wandel der Gefühle von Shileyn_Nea (Harry x Draco) ================================================================================ Kapitel 10: Eindeutig? ---------------------- Dieses Gefühl. Diese Nähe. Harry Potter. Ich wünschte, es hätte nie ein Ende gefunden. Die Zeit war an uns vorbei gerast, wie der Hogwarts Express an den Flüssen, den Wäldern, den Bergen. Die Realität hatte uns wieder eingeholt, als wir in London am Kings Cross zum Stehen kamen. In genau jenem Augenblick war es vorbei gewesen. * * * Ich sah aus dem Fenster meines Zimmers und erblickte das weite Gelände des Malfoy Manors. Alles war perfekt, alles hatte seinen Platz, alles war aufeinander abgestimmt. Und doch verspürte ich keine Vorliebe für diesen Ort, denn er war kalt. Genauso kalt wie mein Vater es war. Als ich jünger gewesen war hatte ich meinen Vater respektiert - ja ihn nahezu vergöttert. Ich hatte immer so sein wollen, wie er es war, und hatte regelrecht alles dafür getan, um seine Aufmerksamkeit für mich zu gewinnen. Aber diese Zeiten waren vorbei. Ich hatte mir mit Bedauern eingestehen müssen, dass ich für ihn nicht sein geliebter Sohn war, sondern jemand, den er nach seinem Belieben gestalten und zu seinem Gehorsam erziehen konnte. Fast wie eine Marionette. Er hatte mir von Anfang an vorgeschrieben, wie ich mich zu verhalten hatte. Vor allem gegenüber Harry Potter. Und da ich nicht schon genug dunkle Gedanken zu haben schien, schlich sich Potter wieder in meinen Kopf. Es waren gerade einmal zwei Tage vergangen, seit die Ferien begonnen hatten und ich konnte mich an jedes Detail vom Tag der Abfahrt erinnern. Jeden Moment, den ich nicht damit verbrachte mich abzulenken, schwirrten Bilder von ihm in meinem Kopf umher. Ich konnte sie nicht abstellen und sie brachten mich um den Verstand, den ich zu dem Tag offensichtlich verloren hatte. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Wie hatte ich so etwas zulassen und es auch noch gut finden können? Er war mein Erzfeind, zum Teufel! Ich wusste nicht, was ich davon halten sollte. Auf der einen Seite hatte ich nun endgültige Klarheit darüber erlangt, wie Potter mit seinen Gefühlen zu mir stand. Auf der anderen Seite war nun ich es, von dem ich nicht mehr wusste welche Gefühle er für den anderen hegte. Er hatte mich mit dieser ganzen Aktion dermaßen verunsichert, dass ich momentan auf geistiger Ebene kaum noch zu gebrauchen war. Hasste ich ihn? Oder doch nicht? Aber wenn ich ihn wirklich hassen würde, hätte ich es niemals so weit kommen lassen. So gesehen konnte es gar kein Hass sein. Und der Kuss war mir auch nicht zu Wider gewesen. In welchem Verhältnis stand ich ihm dann also gegenüber? Ach du …! Das konnte doch nicht sein. Es durfte nicht so sein! Wieso hatte ich das bis jetzt noch nicht bedacht? War ich etwa in ihn verliebt!? Oh nein. Nein, nein, nein. Wann … wann war das bloß geschehen? Das war doch nicht normal! Schlimmer hätte es wahrlich nicht kommen können. Nicht nur, dass ich in jemanden – meine Gedanken stockten bei diesem Wort – verliebt war, in den ich es nicht sollte. Nein. Dieser jemand war auch noch vom gleichen Geschlecht! Wie sollte ich so etwas denn bitte mit mir - geschweige denn mit meiner Familie - vereinbaren? Und warum ging ich eigentlich davon aus, dass zwischen Potter und mir etwas laufen würde? Wollte ich das etwa? Das ging alles viel zu schnell für mich. Ich brauchte Zeit zum Nachdenken und die hatte ich für die nächsten Wochen ja noch zu genüge... * * * „Dracoooo!“, rief das dunkelhaarige Mädchen, als sie mich ansah. „Was ist?“ „Sei nicht so grummelig. Ich bin einfach nur überglücklich dich zu sehen!“ Ich schüttelte den Kopf. „Na und?“ Sie fing an zu schmollen und sagte gespielt verletzt: „Nun sei doch nicht so herzlos.“ „Was erwartest du denn, Pansy? Wir spazieren schon seit mehr als einer Stunde über diese Feldwege, die du so toll findest, und du wiederholst alle fünf Minuten wie sehr du mich doch vermisst hast.“ Meine Arme verschränkend ging ich voraus und konnte sogleich einem Tuscheln hinter mir lauschen. Ich hatte mich dazu entschieden mich umzudrehen, um nachzusehen, was es da zu tuscheln gab, doch da spürte ich auch schon, wie sich zwei kräftige dunkle Arme um mich schlangen und mich zum Stehen brachten. „Sei doch ein bisschen fröhlicher! Du machst unsere ganze gute Stimmung zunichte.“, beschwerte sich Blaise gespielt. Genervt stöhnte ich auf. „Langsam bereue ich es, euch zu mir eingeladen zu haben. Ich dachte ich würde zur Abwechslung mal einen etwas erfreulicheren Tag in den Ferien verbringen können, aber das scheint gerade nicht wirklich der Fall zu sein.“ Kurz tauschten Pansy und Blaise einen vielsagend erscheinenden Blick, der mich jedoch vollkommen im Unwissenden ließ. Darauf nickte sie ihm zu. „Sag mal, Dray. Gibt es vielleicht irgendetwas, das dich beschäftigt?“, fragte der Dunkelhaarige in einem überraschend ernsten Ton, während er mich wieder losließ. „Was sollte mich denn beschäftigen?“ „Tja, naja. Es hat sich gerade stark danach angehört, als wären deine Ferien bis jetzt nicht so prickelnd gewesen.“ Wahrscheinlich konnte man in meinem Gesicht gerade ein riesiges Fragezeichen lesen, denn ich hatte absolut keine Ahnung worauf er hinaus wollte. Der Grund für meine schlechte Laune? Was – Meinte er etwa Potter?! Nein. Nein, es konnte unmöglich sein, dass er in irgendeiner Weise auch nur den kleinsten Hauch von Informationen darüber hatte bekommen können. „Erzähl schon!“, drängte Pansy nun. „Ich erzähle euch gar nichts.“ „Dann gibt es also wirklich etwas, das dich bedrückt.“, schloss sie schnell aus meiner Antwort und ich hätte mir dafür auf die Zunge beißen können. „Es gibt für mich keinen Grund, warum ich es euch erzählen sollte.“ „Beste Freunde erzählen einander, was sie bedrückt. Das ist bei jedem so, Draco.“, meinte Blaise. „Nicht wenn die Freunde einen dann auslachen würden. Oder sogar schlimmeres.“, murmelte ich vor mir her, ohne über meine Worte nachzudenken. „Wir werden ja sehen, ob wir dich dann auslachen, was ich aber bezweifle.“, versuchte Pansy mich zum Reden zu bringen. „Nein, ich werde es euch nicht sagen. Fertig. Das ist einfach viel zu peinlich, zu deprimierend, zu krank, zu abstoßend.“ Stille. Niemand sagte etwas und langsam wurde das ganze unangenehm. „Es geht um Potter.“, sagte sie langsam. Ich starrte Pansy an und verzog keine Miene. „Warum sollte es ausgerechnet etwas mit DEM zu tun haben?“, probierte ich angewidert zu klingen, was mein plötzlich erhöhter Puls jedoch nicht zuließ. Nach kurzer Zeit antwortete sie mir: „Ich weiß es, Draco.“ Sie wusste es... Sie wusste es? Nein. Ich war kurz davor alles zuzugeben, ihnen zu gestehen, dass ich meinen Erzfeind mehr als bloß mochte, aber dann redete Pansy schon weiter. „Ich weiß, dass Potter in dich verliebt ist. Und... ich habe euch gesehen.“ „Gesehen? Wo gesehen?“, brachte Blaise sich wieder ein. „Im Hogwarts Express.“, blickte Pansy mich eindringlich bei diesen Worten an. Ich war so erschlagen, von dem, was sie gerade gesagt hatte, dass ich nicht reagieren konnte. Sie wusste es also wirklich. Bei Merlins Bart! Bedeutete das etwa, sie hatte gesehen, wie wir uns geküsst hatten?! Vielleicht hat sie uns ja gesehen, bevor wir uns geküsst hatten und schloss allein aus dem Anblick von uns beiden in einem Zugabteil etwas. „Was hast du gesehen?“, fragte ich nun vorsichtig und in der Hoffnung, dass sie nicht den Kuss meinte. „Alles.“ Schlagartig wich mir alle Farbe aus dem Gesicht und jegliche Hoffnung verschwand. Also doch. „Sagt mal, Leute. Ich wusste ja, dass das Narbengesicht auf dich steht, Draco, aber bei der Sache mit dem Zug kann ich euch nicht mehr folgen. Würdet ihr mich netterweise einweihen?“ Blaise war manchmal wirklich taktlos. Und ich war immer noch sprachlos, da ich niemals damit gerechnet hätte, dass das ans Licht kommen würde. So ergriff Pansy das Wort. „Was fällt dir denn so ein, wenn du die Stichworte 'Draco', 'Potter', 'ungestört in einem Zugabteil' und 'verliebt' hörst?“ „Nein, oder?“ „Doch“, ermutigte Pansy ihn. „Nicht im Ernst!“ „Bei Merlin, sprich es bloß nicht aus oder ich ...“ Noch bevor ich meine Drohung vervollständigen konnte, war es geschehen. Die Worte kamen über seine Lippen und ich hätte im Erdboden versinken können. „Ihr habt rumgemacht!?“ Ungläubig, ja beinahe schockiert sah er mich an. Seine Wortwahl ließ mich erschaudern und so schnell, wie die Farbe mir zuvor aus dem Gesicht gewichen war, kam sie nun in doppelter Menge wieder, sodass vom Gefühl her mein ganzes Gesicht rot gefärbt war. Ich wollte und konnte im Moment nicht darauf antworten, doch dafür ließ mir Blaise auch nicht die Zeit. „Er hat dich dazu gezwungen, oder?“ „Nein.“ Blaise starrte mich an, als hätte er nicht verstanden, was ich gesagt hatte. „Nein, hat er nicht.“, wiederholte ich so ruhig wie möglich. Es brachte nichts die Wahrheit zu verbergen. Früher oder später würden sie es ohnehin herausfinden oder zumindest Pansy, da sie ja schon einiges zu wissen schien. Außerdem konnten die beiden mir vielleicht in meiner Situation weiter helfen, wenn mir denn noch zu helfen war. „Warum solltest du so etwas denn freiwillig machen?“, fragte er nun verwirrt. „Ach Blaise. Bist du wirklich so schwer von Begriff, oder tust du nur so?“ Pansy wusste anscheinend wovon sie sprach. Und genauso sicher fuhr sie fort. „Er hasst Potter nicht.“ „Was denn sonst, wenn nicht hassen?“ Er verstand es immer noch nicht und langsam wurde diese Situation immer unerträglicher für mich. Wie waren wir überhaupt auf dieses verfluchte Thema gekommen? „Draco empfindet Potter gegenüber ...“, wollte Pansy Blaise endlich aufklären, doch ich unterbrach sie sofort, als ich merkte, was sie sagen wollte. „Ich empfinde Potter gegenüber zu viel! Ich sollte ihn hassen und ich habe ihn auch gehasst. Aber in letzter Zeit fühle ich mich so komisch wenn ich an ihn denke, geschweige denn wenn ich ihn sehe! Ich verstehe nicht was da passiert, ich verstehe mich selbst nicht mehr. Ich bin nur noch verwirrt.“, konnte ich mich nicht mehr halten und sprach alles aus, was mir in genau diesem Moment durch den Kopf ging. Ich wagte es nicht einem der beiden ins Gesicht zu schauen und es blieb still, bis jemand sich in Bewegung setzte. Plötzlich spürte ich, wie mir eine Hand auf die Schulter klopfte. „Draco, Draco, Draco. Was tust du dir da bloß an?“ In Pansys Stimme klang ein ernst gemeinter bemitleidender Unterton. Und Blaise war anscheinend sprachlos, denn als ich aufsah, bewegte er sich keinen Millimeter. „Ich kann nicht mehr und ich will nicht mehr. Bitte helft mir.“ Wie tief war ich nur gesunken, dass ich seinetwegen, wegen Harry Potter, meine Freunde um Hilfe anbetteln musste? Ich hasste mich dafür. Ich hasste IHN dafür. Das war wirklich mehr als erbärmlich. „Du liebst diesen Schwachmaten wirklich?!“, meldete sich Blaise auf einmal entsetzt zu Wort, als hätte er erst jetzt verstanden was los war. „Nein du kannst doch nicht dieses Wort benutzen! Ich liebe ihn doch nicht! Ich … Ich … Ich weiß es nicht.“, musste ich mich schließlich geschlagen geben. „Man, ich will ja nichts sagen, aber du hast dich da echt in den Falschen verguckt. Was findest du denn an dem? Er … Er ist ein Gryffindor!“ „Blaise, halt einfach den Mund. Als ob er das nicht selbst wüsste.“ Einen kurzen Augenblick später entfaltete sich ein breites Grinsen auf Pansys Gesicht und sie wandte sich mir wieder zu. „Dray, überlass das nur mir. Ich werde dir schon weiterhelfen.“ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)