Da war es plötzlich Liebe von Mello13 (Sesshoumaru x Rin (erwachsen)) ================================================================================ Kapitel 1: Schneegestöber ------------------------- Sie zogen durch die blendend weiße Schneelandschaft. Unermüdlich stapfte Sesshoumaru voran, der Schnee schien vor ihm zurückzuweichen. Als würde eine schützende Aura ihn umhüllen, während er unermüdlich seinen Weg ging. Der Schnee wirbelte auf und davon, noch bevor der Dämon seinen Fuß darauf setzte. Trotz des tobenden Unwetters, das Tonnen von Schnee und Eis auf die Erde warf, bekamen lediglich seine Haarspitzen etwas von diesem Wolkenbruch mit. Leicht feucht glitzerten sie noch kräftiger als sonst in den Sonnenstrahlen, die, kaum hatten sie den beschwerlichen Weg hin zur Erdoberfläche geschafft, unzählige Male an der unberührten Schneedecke gebrochen wurden. Der Youkai schien die beißende Kälte gar nicht richtig wahrzunehmen. Nicht so jedoch sein Gefolge, welches einige Meter weiter ächzend und stöhnend hinter ihm hereilte. „Sesshoumaru-sama! Sesshoumaru-sama!“, krächzte Jaken so laut er konnte. Das Tosen des Windes, der dem niederen Youkai die Flocken unerbittlich um die kleinen spitzen Ohren schlug, drohte seine Stimme zu verschlucken. Vielleicht wollte sich der Hundedämon aber auch einfach nicht mit dem Gejammer seines Gefolgsmannes befassen. Unberührt schritt er weiter, das Kinn hielt er dabei hoheitsvoll aufrecht, seine Augen durchdrangen noch die entferntesten Winkel bis aufs Detail genau. Gewissermaßen enttäuscht gab Jaken die kläglichen Versuche auf, seinen Herrn einzuholen. Stattdessen wandte er sich nun nach hinten, um nach dem schwächsten Glied ihrer Kette Ausschau zu halten. Wo war Rin? Jaken blieb stehen, sperrte die Augen auf so weit er konnte. Das grelle Weiß des Schnees blendete ihn, wohin er auch blickte. Kleine farblose Punkte tauchten vor seinen Augen auf, die wie kleine lästige Fliegen vor ihm auf und ab tanzten. Vereinzelt begannen sie bereits, sich zu ungeraden Strickmustern zu verbinden. „Arrgh“, knurrte er und rieb sich mit dem Arm über die Augen. Er war stehen geblieben und der Abstand zu seinem Meister vergrößerte sich immer mehr. Die Unruhe in seiner Brust wuchs. „RIN!“, rief er, sofort wieder in Eile, „RIN, WO BLEIBST DU?!“ Der kleine Youkai hielt sich die Hand dicht neben sein Ohr, um den Schall, sollte er bei ihm ankommen, besser auffangen zu können. Wenige Sekunden verharrte er in drückender Stille, die von herzzerreißender Einsamkeit kündete. Dann rief er erneut: „RIIIN, NUN MACH SCHOON! WIR KÖNNEN NICHT MEHR LANGE WARTEN!“ Ein hektischer Blick über seinen Rücken zeigte ihm seinen Meister nur noch als kleinen, zur Unkenntlichkeit verschwommen Fleck irgendwo weit entfernt. Hatte sein Herr und Meister überhaupt bemerkt, dass sein Jahrhunderte lang treuer Diener zurückgeblieben war? Und Rin, die ihm Jahr um Jahr, in dem sie bei ihnen war, immer wichtiger geworden zu sein schien? „Rin, verdammt noch mal! Mach schon!“, krähte Jaken erneut mit rauer Stimme in die Welt hinein. Woher waren sie überhaupt gekommen, fragte er sich plötzlich orientierungslos. Befremdet schaute er sich um. Alles sah gleich aus, alles war in dasselbe grässliche Weiß gehüllt. Was darunter lag, ließ sich kaum mehr erahnen und seine Fußstapfen waren bereits verschwunden. Abrupt schüttelte er heftig den Kopf, um den Schnee, der sich auf seinem Haupt gesammelt hatte, und auch aufkommende unglückselige Gedanken loszuwerden. Wichtiger war, wohin sie gehen würden, sprach er sich beruhigend zu. Doch nur wenig später verlor auch dieses Argument sein Gewicht. Denn noch nicht einmal ihr Ziel war ihm bekannt. Mal wieder hatte der Meister ihn nicht in seine Pläne eingeweiht. Aber so war nun mal das Leben als Diener. Plötzlich machte sein untrügliches Youkaiauge einen verschwommenen Farbfleck einige Meter rechts von ihm aus. Er kam näher. „Rin?!“, seine Stimme hatte ihre Kraft langsam aber sicher aufgebraucht. „Jaaken!“, drang die helle Mädchenstimme endlich durch den erneut aufbrausenden Sturm. Das Mädchen kam näher, immer näher, bis sie schließlich vor ihrem guten Freund zum Stehen kam. Jaken bemerkte sofort das erleichterte Lächeln in ihrem Gesicht und erwiderte es aus vollem Herzen. Die letzten Meter war sie gerannt und so noch mehr aus der Puste geraten. „Jaken, Gott sei dank. Du hast auf mich gewartet“, brachte sie gerade so heraus, während sie, die Hände auf die Knie gestützt, versuchte wieder zu Atem zu kommen. Ihre Wangen waren gerötet, vor Anstrengung oder vor Kälte, und aus ihrem Mund stiegen in kurzen regelmäßigen Abständen kleine Wölkchen empor. In ihren dichten schwarzen Wimpern hingen vereinzelt kleine weiße Schneekristalle und bildeten einen Neugierde erweckenden Kontrast. Rin war inzwischen zu einer wirklich schönen Frau herangewachsen. Für einen Menschen, ergänzte Jaken in Gedanken nachdrücklich. „Wo ist Sesshoumaru-sama?“, fragte Rin. In ihrer Stimme war der unverkennbare Ton einer besorgten Frau zu erkennen. „Hat er nicht mit dir gewartet?“ „Ähm, nein…“, auf Jakens Antwort hin wurde Rins Gesicht vor Angst langsam starr, als ob ihre Miene durch die eiserne Kälte allmählich zu Eis geworden wäre. Die Röte auf ihren Wangen wich einer Blässe, wie man sie nur von Leichen kennt. „Aber…wir finden ihn schon. Alsoo…“, versuchte Jaken optimistisch zu bleiben, während er sich suchend einmal um sich selbst drehte. Doch was er auch versuchte, er konnte nichts mehr von dem mächtigen Youkai ausmachen. Ja, bei seiner Größe konnte er inzwischen schon froh sein, überhaupt über die dichte und vor allem hohe Schneedecke drüber sehen zu können, die sich in diesen wenigen Minuten um sie herum gebildet hatte. „Ich glaube da lang“, meinte Rin plötzlich und zeigte mit steifen Fingern in eine bestimmte Richtung. Jaken mutmaßte, dass es Norden war. Unvermittelt stapfte die junge Frau drauf los, ohne Jakens Reaktion abzuwarten, offensichtlich wild entschlossen den Youkai in kürzester Zeit einzuholen. Der grüne Dämon beließ es demnach bei einem unvernehmlichen Murmeln und versuchte sich einen Weg hinter Rin her zu bahnen. Zum wiederholten Male zog er energisch die Nase hoch. Die Menschenfrau schien ihm plötzlich gar dämonische Kräfte zu entwickeln, wie sie sich einen Meter nach dem anderen erkämpfte. Jaken versuchte nur, in ihrem Windschatten zu bleiben, um so vorm Gröbsten verschont zu werden. Er hatte das Gefühl, dass sie jetzt sogar schneller vorankamen als vorher. Die Zeit schien stillzustehen, Minuten verrannen, ohne dass sich etwas veränderte. Die Umgebung, die Bewegungsrichtung, die Gesellschaft: alles blieb gleich. Gerade als Jaken seinen immer größer werdenden Pessimismus kund tun wollte, riss Rin ihn aus seinen Gedanken. Denn sie schrie wie am Spieß. „Rin! Beim Barte des Prometheus, was hast du?!“ Doch das braunhaarige Mädchen ging nicht auf ihren kleinen Begleiter ein. Stattdessen beschleunigte sie ihren Schritt noch weiter. Nach einem kurzen Hustenanfall begann sie erneut zu schreien: „Sesshoumaru-sama! Sesshoumaru-sama! Wir sind hier!“ Wilde Armbewegungen begleiteten ihre Rufe. Nun konnte man sie gar nicht mehr übersehen. Wenig später traten Jaken und Rin gemeinsam in den Schutz einer riesigen Tanne. Und dort befand sich auch endlich der Meister! Jaken warf sich rasch zu Boden um seine Füße zu küssen, doch der Hundedämon trat sofort einen Schritt zurück. Trotzdem schien seine Aufmerksamkeit allein dem Menschenmädchen zu gelten, welches gerade heftig den Kopf schüttelte, um die Nässe aus ihrem Haar herauszuschleudern. Dabei waren ihre Augen fest geschlossen, weshalb sie die nachdenklichen Blicke des Dämonen nicht bemerkte. Jaken hingegen bemerkte sie sehr genau. Und es passte ihm gar nicht! Schließlich war er schon weitaus länger bei ihrem Meister! „Sesshoumaru-sama! Ihr habt auf mich gewartet! Ihr seid einfach zu gütig! Vielen vielen Dank!“, versuchte der ehemalige König seines Volkes die Aufmerksamkeit seines Herrn zurückzugewinnen. Doch sein Erfolg fiel leider nur mäßig aus. Ohne den Blick von der jungen Frau zu wenden, setzte sich der Meister auf einen trockenen Baumstumpf, während er antwortete: „Hier ist ein guter Ort um zu rasten. Ich habe bereits die nötigen Vorkehrungen getroffen. Morgen werden wir die Berge erklimmen.“ Nun hing auch Rin an Sesshoumarus Lippen. Jaken fielen fast die Augen aus dem Kopf. „Ein großartiger Plan, Meister! Wirklich großartig!“ Als Jaken noch starr vor Ehrerbietung zu seinem Herrn aufschaute, hatte die Dunkelhaarige bereits begonnen, mit dem bereitliegenden Brennholz ein Feuer zu entfachen. Dazu schlug sie mehrfach zwei dunkle Steine gegeneinander, bis schließlich einige Funken auf das Holz übersprangen. Doch obwohl das Holz nicht allzu feucht war, wollte die entstandene Glut nicht zum ordentlich wärmenden Feuer werden. So lange jedenfalls, bis Sesshoumaru seine Hand einige Sekunden lang über das Brennholz hielt und es von einem Augenblick auf den anderen heftig auflodern lies. Er hatte sich nun Rin gegenüber ans Feuer gesetzt und schaute in die züngelnden Flammen. Sie tanzten mal hier hin, mal dorthin, doch die Verbindung zu ihrem Ursprung riss niemals ab. Wie auch ein Mensch immer an seinen menschlichen Wurzeln hängen würde, wie auch ein Dämon immer ein Dämon blieb. Solch trübe Gedanken beherrschten Sesshoumarus Welt derzeit häufiger, wenngleich er sich niemals etwas anmerken ließ. Das Seufzen seiner inneren Stimme hörte nur er selbst - glaubte er. „Ist alles in Ordnung, Sesshoumaru-sama?“, fragte Rin geradeheraus. „Natürlich.“, grummelte der Dämon zurück. In all den Jahren hatte er sich kein bisschen verändert, weder äußerlich noch hatte sich an seinem Charakter irgendetwas groß getan. Rin dagegen war im wahrsten Sinne des Wortes erblüht wie eine Blume. Sie musste jetzt etwa ihr zweites Jahrzehnt auf der Erde verbringen und war nach und nach zur schönsten Frau geworden, die er je gesehen hatte. Und auch innerlich schien sie ihm die Reinheit, die Geborgenheit in Person. Obwohl sie ein Mensch war. Sie hatte keine außergewöhnlichen Kräfte und musste weitaus mehr beschützt werden, als dass sie selbst beschützen konnte. Und doch fühlte er sich bei ihr sicher. Wenn sie da war, war sein Leben heller, freundlicher und unendlich viel leichter. Sein Blick war von den Flammen weiter nach oben gewandert, er betrachtete seine Begleiterin inzwischen ziemlich intensiv ohne es wirklich zu merken. Aber auch sie schien es überspielen zu wollen. Mit zusammengekniffenen Lippen stocherte sie mit einem dürren Ast im Feuer herum und wich dem Blick des Youkai somit geschickt aus. Als es ihr schließlich zu langweilig wurde, hielt sie Ausschau nach Jaken. Die junge Frau durchforstete ihre kurzzeitige Unterkunft mit den Augen bis aufs kleinste, entdeckte einen nahezu durchsichtigen Schild, der den Schnee von ihnen abhielt und wohl von einem Bann herrührte; zudem abgeknickte, dicht benadelte Äste, die den Unterschlupf in drei voneinander abgetrennte Räume teilten und letztendlich Jaken, der sich hinter einem dieser Äste zusammengerollt hatte und friedlich schlief. „Sesshoumaru-sama…?“, setzte Rin vorsichtig an. „Ja, Rin?“, erwiderte der Angesprochene ungewollt neugierig. „Ähm…“, der Dunkeläugigen stieg plötzlich eine ausgeprägte Röte ins Gesicht, ihr ganzer Körper spannte sich an. „Äh, ich…glaube wir sollten jetzt schlafen gehen…“ Die Anspannung, die sich zeitgleich auch bei dem Hundedämon aufgebaut hatte, fiel schlagartig wieder von ihm ab. „Schlaf du nur. Ich bleibe noch eine Weile am Feuer sitzen.“ antwortete er ruhig und gelassen. Für ihn war die Aufregung, die er selbst nicht ganz verstand, bereits wieder vorbei, doch Rins Herz pochte weiterhin heftig gegen ihre Brust. Wäre es nicht so kalt gewesen, hätten ihr sicherlich einige Schweißtropfen auf der Stirn gestanden, kam es ihr in den Sinn. „Ähm…wo soll ich denn schlafen?“, fragte sie unsicher. Auf der Stirn des Youkai bildeten sich leichte Denkfalten, bevor er zu einer Antwort ansetzte. „Wo du willst“, sagte er schließlich leicht irritiert. „Oh…dann möchte ich gerne bei dir schlafen!“, brachte das Mädchen endlich heraus, wobei ihr Gesicht das an diesem Tag bisher kräftigste Rot annahm. Ohne darüber nachzudenken und noch mit seiner Irritation kämpfend, erwiderte Sesshoumaru geradeheraus: „Ja, ähm…natürlich.“ Rin machte große Augen, ihr Kiefer klappte leicht nach unten, ihr Mund öffnete sich zu einem stummen Laut des Erstaunens. Ihr Sesshoumaru-sama hatte gestottert! Sie wusste nicht, dass das möglich war. Doch bald übertrumpfte ihre Freude über die Antwort ihre Verwunderung und ein zufriedenes Lächeln breitete sich auf ihren Lippen aus. Munter stand sie auf, ging ein paar Schritte auf ihren Begleiter zu und legte sich neben ihm auf den Boden. Das alles tat sie, ohne ihn ein weiteres Mal anzusehen. Natürlich war es ihr peinlich so direkt mit Sesshoumaru zu sprechen, wenngleich sie ihn schon viele Jahre kannte. Seit einiger Zeit wälzte sie ein unbestimmtes Gefühl in ihrer Brust hin und her, dass sie nicht zum Ausdruck bringen konnte. Doch zunächst einmal hatte sie erreicht, was sie wollte und das allein zählte. Der Youkai schaute ihr unverblümt dabei zu, wie sie sich mit etwas weichem Reisig ihren Platz zum Schlafen herrichtete. Seine Miene entsprach einem perfekten Poker Face. Nachdem Rin ihre Augen eine Weile lang geschlossen hatte und gleichmäßig ruhig atmete, entledigte er sich unerwartet seines weißen Gewands und legte es als Decke über seine menschliche Freundin. Dann rückte er näher an sie heran und berührte vorsichtig ihre Haarspitzen. Ihr jetzt wieder einigermaßen trockenes dunkles Haar war so weich und geschmeidig, wie es die ganze Zeit über aussah. Es war erstaunlich lang geworden über die Jahre. Tief in Gedanken strich er ihr weiterhin durchs Haar, bis er es nach langer Zeit schließlich müde wurde. Dann behielt er seine mit spitzen Nägeln bewehrten Finger bei sich und schaute ihr einfach nur beim Schlafen zu. Nur ab und an störte ein kehliges Husten ihren Schlaf. Sesshoumaru blieb bei ihr sitzen, bis der Morgen graute. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)