Social Breakdown von abgemeldet (ღ Itachi & Sakura ღ) ================================================================================ Kapitel 8: radiant silence -------------------------- Die Dinge waren nicht immer so, wie sie anfangs schienen. Ich selbst wusste das am besten, worauf ich nicht stolz war. Ich hätte niemals gedacht, dass es nach so langer Zeit jemand schaffen würde, nur mit Hilfe einiger Worte und Taten zu mir durchzudringen. Ihre Worte waren simpel gewesen und trotzdem gaben sie den Anstoß für etwas Größeres. So unscheinbar fing es an. Ich hatte versucht, sie wegzustoßen, mit meiner bloßen Anwesenheit zu vertreiben, um sie sehen zu lassen, was für ein schrecklicher Mensch ich war. Sie sollte Abstand zu mir halten, um nicht auch im Sog der Erbitterung zu ersticken, in dem ich mich befand. Sie war zu gut dafür, zu gutmütig, um von einer Person, wie mir, verdorben zu werden. Ich wollte ihr nicht auch noch Leid zufügen, wie allen anderen Menschen in meinem nahen Umfeld. Aber trotzallem, hatte ich mich nach und nach von diesen Gedanken gelöst, unbewusst, Stück für Stück, auch wenn ich es mir nicht erlauben durfte. Ich konnte nicht anders. Dieses Mädchen war wie ein Magnet, das alles Grausame anzog. So wie das Licht die Dunkelheit mit sich brachte, so empfing sie das Leid der Geschändeten, der Verbrecher. Doch sie wusste nicht, auf was sie sich da einließ, konnte es einfach nicht wissen. Ich wollte nicht ihr Untergang sein, aber nicht einmal ich konnte mich ihrem Licht verwehren und so ließ ich mich komplett darin einschließen, bewusst, dass es ein Fehler war. Sie war wie ein frischer Wind, der etwas Neues mit sich brachte. Eine Veränderung von grundauf. Ich ertappte mich dabei, wie ich in ihrer Präsenz stets ruhig wurde, um mich voll und ganz auf ihre Bewegungen zu konzentrieren, die Schrittfolge, wenn sie von einem Ort zum anderen lief, oder die kleinen Aussetzer in ihrer Atmung, wenn sie etwas überraschte oder sie versuchte ihr Temperament unter Verschluss zu halten. Mittlerweile konnte ich allein an der Art ihres Ganges beurteilen, wie ihre momentane Stimmung war. War sie unbekümmert, verlagerte sie beim Gehen ihr Gewicht auf die Ballen, was ihrem Gang eine ungezwungene Leichtigkeit verlieh. War sie wütend oder unzufrieden, ging sie mit einer ruckartigen Härte ihren Weg. Haruno Sakura hatte es geschafft, meine ungeteilte Aufmerksamkeit für sich zu gewinnen. Ich konnte die Menschen, die mir im Laufe meines Lebens ernsthaft zu denken gegeben hatten, an einer Hand abzählen und sie gehörte dazu. Sie war mir ein Rätsel in ihrer Komplexität und gleichzeitigen Schlichtheit. Sie sagte niemals etwas, dass sie nicht so meinte, sprach nur, wenn es die Situation von ihr verlangte und schwieg, wenn es angebracht war. Die pure Aufrichtigkeit, die sie ausstrahlte, war verblüffend. In jeder freien Minute, die sich mir darbot, schweiften meine Gedanken zu der jungen Kunoichi und analysierten ihre kleinen Besonderheiten, wie zum Beispiel die Art, wie sie mit der Zunge schnalzte wenn ihr etwas nicht gefiel oder ihre Angewohnheit, jedesmal bevor sie mit dem Heilungsprozess begann, ihre Hände zu Fäusten zu ballen und die Finger dann in einer fließenden Bewegung wieder auszustreckung, um ihre Muskulatur zu entspannen. Ich sah das alles nicht, mit oder ohne Augenbinde, aber ich hörte es deutlich. Wenn sie nicht das Essen vorbereitete, das Zimmer aufräumte oder mit meinen Augen beschäftigt war, polierte sie gerne ihre Ausrüstung. Ich konnte mich erinnern, dass das auch eine meiner Vorlieben gewesen war, wenn ich mich nach Ruhe und Ablenkung sehnte. Oftmals saß ich bis spät in die Nacht einfach da und kümmerte mich um meine Sammlung von Kunai, Senbon und Shuriken, nur um die gleiche Prozedur in der darauf folgenden Nacht zu wiederholen. Es hatte etwas angenehmes an sich, das leichte Gewicht der perfekt geschärften Waffe in der Hand zu balancieren und zu wissen, dass man sie in nächster Zeit nicht benutzen musste. Ich saß auf einem alten bequemen Holzstuhl am Fenster und wünschte mir, zum ersten Mal, nach draußen sehen zu können. Die Augenbinde, noch fest an ihrem Platz, machte dies unmöglich. Zwar hatte sich meine Sehfähigkeit etwas verbessert, aber es würde noch einige Zeit dauern, bis ich meine Augen wieder wie gewohnt benutzen konnte. Ich wusste nicht einmal, ob es draußen hell oder dunkel war, konnte den Tag nicht von der Nacht unterscheiden. Es war etwas, worauf ich seit jeher vorbereitet gewesen war und womit ich mich längst abgefunden hatte. Mein Augenlicht gegen die Sicherheit meines Bruders war ein fairer Tausch. Doch das Auftauchen einer bestimmten Medic, hatte meine Welt schlagartig verändert. Mit meinem Handrücken stützte ich mein Kinn, während ich dem leisen Regen zuhörte, der an die Fensterscheibe prasselte und feine Schlieren hinterlassen würde. Es waren nun schon fünf Tage vergangen, seit ich mich dazu entschied, den Worten von ihr Vertrauen zu schenken und hier zu bleiben. Ich wusste nicht, weshalb ich sie aufhielt, als sie mich gehen lassen wollte. Anfangs war es mir unergründlich, warum sie gewillt war, mich einfach loszulassen und meinen Tod zu riskieren, nachdem sie sich tagelang um meine Gesundheit bemüht hatte. Jetzt wusste ich, dass das nie eine Option gewesen war. Sie hatte gewusst, dass ich letztendlich bleiben würde, aber wie hatte sie sich da so sicher sein können? Wenn sie mich ansah, sah sie mich wirklich, mit allen Schwächen und Fehlern, von denen ich wusste, dass sie vorhanden waren und es tat gut, zu wissen, dass jemand anderes außer dir, dazu in der Lage war. Zu lange hatte ich perfekt sein müssen. Sie hatte mich schneller anaysiert, als ich es jemals bei ihr schaffen könnte, denn sie war ein Rätsel und es blieb dabei. ~~~~~~~~~~~~~~~PERSPEKTIVWECHSEL~~~~~~~~~~~~~~~~ Wie konnte er nur so teilnahmslos und starr wirken, wenn ihm doch so viele Gedanken die Ruhe raubten? Die Athmosphäre zwischen uns hatte sich in dem Moment geändert, als er beschloss, hierzubleiben. Bei mir. Vielleicht war ich in meinen Überlegungen zu voreilig, aber mir schien, als wäre er seit dem Vorfall in sich gekehrter, womöglich abwesender als zuvor. Er ließ es ohne Proteste zu, wenn ich mich um seine Augen kümmerte, trug stets die Augenbinde, wie ich es angeordnet hatte. Wenn ich ihn berührte, zog sich etwas in ihm zusammen, doch ich konnte nicht genau sagen was es war, aber ich fühlte eine seltsame Unentschlossenheit von ihm ausgehen, wann immer ich ihm nahe kam. Er benahm sich längst nicht mehr wie ein kalter Märtyrer, sondern eher wie ein schwankender Mann, der nichts mit sich anzufangen wusste. Ein Vergleich, den ich noch vor wenigen Wochen nicht hätte für möglich gehalten. Ich wusste einfach nicht, was ich daraus schließen sollte. Mit gewisser Distanz in meinem Blick, beobachtete ich Itachi, als er vom Bett aufstand und sich zu einem Stuhl, der am Fenster stand, begab. Sein Gesicht war dem Himmel und den grauen Wolken zugewandt, die langsam mit dem Wind davontrieben, und von einer eisigen Leere ersetzt wurden. Es sah fast so aus, als würden sie flüchten, um der Schwärze Platz zu machen. Allein an der Haltung seines Körpers, der unscheinbaren Veränderungen seines Gesichtsausdrucks, konnte ich erkennen, dass ihn etwas belastete. Obwohl ich seine Augen nicht sah und somit auch nicht den Ausdruck, den sie eventuell beherbergt hätten, wären sie intakt gewesen, wusste ich doch, dass er unglücklich war. Unglücklich im Sinne eines Mannes, der sein ganzes Leben damit verbracht hatte, das einzige zu beschützen, das ihm etwas bedeutete und gleichzeitig zu wissen, dass genau diese Person ihn am meisten hasste. Allein das Wissen um das eigene Ende, das unmittelbar und unumgänglich bevorstand, bedeutete eine derartige Belastung für die Seele und hinterließ seine Spuren nur allzu deutlich. Sich der Tatsache bewusst zu sein, für die Trauer und den Zerfall eines geliebten Menschen verantwortlich zu sein, war schrecklich, so sehr, wie ich es mir nicht einmal in meinen schlimmsten Alpträumen ausmalen konnte. Es war fast unmöglich, das alles zu überstehen, ohne in irgend einer Weise gebrandmarkt worden zu sein. Itachis Seele war nur noch ein zerbrochenes Spiegelbild seiner Selbst, bis zur Unkenntlichkeit zertrümmert und es tat weh dies so deutlich zu sehen. Ein Kloß bildete sich in meinem Hals und ich sah schnell weg, um mich wieder meinen Werkzeugen zu widmen, die ich über die letzten Monate zu sehr vernachlässigt hatte. Es machte keinen Sinn, sich mit Dingen auseinander zu setzen, die man niemals vollkommen verstehen würde. Es lag nicht in meiner Absicht, Itachi zum Reden zu zwingen, oder irgendwelche Erklärungen aus ihm herauszupressen. Wenn er mit mir reden wollte, dann würde er es auch ohne Aufforderung tun, da war ich mir sicher. Und bis dahin würde ich einfach schweigend meine Dinge verrichten und ihm Gesellschaft leisten. Meine Gedanken drifteten langsam in andere Richtungen und ich blendete die Tatsache aus, dass Itachi und ich uns im gleichen Zimmer befanden. Das heißt, bis ich aus der anderen Ecke des Raumes ein unterdrücktes Keuchen hörte. Das brachte mich dazu, mich ruckartig umzudrehen. Was ich vorfand, war ein vornübergebeugter Itachi, eine Hand ans Fensterbrett geklammert, die andere verdeckte seine Augen. Alamiert stand ich mit einem Sprung vom Boden auf und ließ meine ganzen Waffen fallen, ohne den dumpfen Klang zu bemerken, als sich einige davon ins Holz bohrten. „Was..ist das?“ Itachis brechende Stimme verriet mir, dass etwas ganz und garnicht stimmte und ich musste die aufkommende Panik in mir unterdrücken, um einen klaren Kopf zu bewahren. Sofort war ich an seiner Seite, kniete neben seinem Stuhl und fasste ihn, zögerlich, an der Schulter. Er zuckte nicht, aber sein Gesicht war leicht abgwandt, als wollte er nicht, dass ich ihn ansah. Mit einem wütenden Geste, schob ich ihm die Hand über seinen Augen aus dem Gesicht und fasste mit beiden Händen seine Wangen, die unter meiner Haut eiskalt schienen. Ohne Widerstand drehte ich sein Gesicht in meine Richtung und erschrak, als ich dunkles Blut über meine Finger laufen sah. Ich zog sie nicht zurück, stand jedoch auf und zog ihn mit mir auf die Beine. „Itachi. Aufs Bett.“ Zugegeben, in jeder anderen Situation hätte dieser Satz komisch gewirkt, aber nicht in dieser. Als er sich aufs Bett niederließ, besah ich mir das Ganze nochmal. Er trug die Augenbinde immer noch, doch jetzt flossen dünne Rinnsale von Blut darunter hervor und tropften vom Kinn auf sein Hemd. Ich berürchtete nichts gutes und zog unsanft am Knoten, sodass sich das schwarze Stück Stoff löste. Achtlos warf ich es neben mir auf den Boden und legte beide Hände über Itachi's Augen, um die Blutung zu stoppen und um den Grund für diese ausfindig zu machen. ~~~~~~~~ Durch die Anstrengung und Konzentration war ich völlig ausgelaugt und setzte mich mit einem schweren, dennoch erleichterten Seufzer neben Itachi auf die Bettkante. Er lag immer noch auf dem Rücken, die Wangen blutverschmiert, doch setzte sich bereits auf. Mit geschickten Fingern fuhr er sich über die Lider und öffnete die Augen. Was er vorfand, schien in zwar nicht zu beunruhigen, aber dennoch zu überraschen. Mit unfokusiertem Blick besah er sich seine Hand, die nur wenige Zentimeter von seinem Gesicht erntfernt war. Ich ahnte was geschehen war. Er war wieder vollkommen erblindet. Mit einem kaum merklichen Nicken ließ er seine Hand sinken und wandt mir das Gesicht zu. Ohne jeglichen Ausdruck von Trauer oder Wut bedachte er mich mit einem entspannten Blick und ich war verblüfft, als die Andeutung eines kleinen Lächelns seine Mundwinkel umspielte. Es war ein wirklich schöner Anblick und wäre ich ein pubertierendes junges Mädchen gewesen, wäre ich wahrscheinlich errötet. „Ich sehe nur Schwärze. Es ist also unmöglich.“ Er sagte es mit einer solchen Sicherheit in der Stimme, dass ich mich zurückhalten musste, um nicht lauthals zu widersprechen. „Es ist nicht...unmöglich. Es ist nur um einiges schwerer geworden.“ Das war die Wahrheit. Ich war auf eine unerwartete Barriere gestoßen, die von seinem Sharingan errichtet worden war und es würde lange dauern, diese zu überwinden. Was ansonsten einige Tage gedauert hätte, würde jetzt womöglich Wochen brauchen. Aber ich wäre nicht Tsunades Schülerin, wenn ich es nicht schaffen könnte. Ich erklärte Itachi die Problematik und schilderte ihm meine weitere Vorgehensweise, nachdem er sein Gesicht mit einem feuchten Tuch abgewischt hatte. Er nahm es hin, ohne Fragen zu stellen, was nicht verwundernd war. Wahrscheinlich hätte er es sich sogar selbst zusammenreimen können. Ich musste unwillkürlich lächeln, mit der Befürchtung, dass es nidergeschlagener aussah, als beabsichtigt. „Es tut mir Leid, dass ich momentan nicht mehr tun kann, Itachi.“ Ich schlug die Augen nieder, bemerkte aber eine leichte Regung innerhalb meines Blickfeldes. Als ich aufsah, bemerkte ich, wie Itachi sich versteifte und fühlte sofort Reue. Ich konnte nicht wissen, dass sein Reflex nicht auf meine offensichtliche Inkompetenz zurückzuführen war. Er sprach leise und seine tiefe Stimme wirkte seltsam beruhigend auf mich. „Du hast schon mehr als genug für mich getan, Sakura. Mir tut es leid, dass ich mich bisher noch nicht einmal bedankt habe.“ Das hatte ich nicht erwartet. Ein seltsames Gefühl breitete sich in mir aus, als er unvermittelt meinen Ellbogen fasste, sein Griff locker, beinahe unsicher. Die sanfte Berührung überrumpelte mich und ich konnte keine Faser meines Körpers bewegen. Ich bekam eine Gänsehaut und hoffte, dass er das nicht spürte. Ein Blick in sein Gesicht sagte mir, dass er selbst nicht minder verblüfft über sein eigenes Handeln war. Dann fuhr seine Hand mit ein wenig mehr Druck von meinem Ellbogen runter zu meinem Handgelenk und für den Bruchteil einer Sekunde dachte ich, er würde meine Hand erfassen. Doch es blieb bei einer flüchtigen Berührung meines Handrückens und so unvermittelt, wie der Körperkontakt begonnen hatte, war er auch wieder verschwunden und ließ mich mit einem pochenden Herzen zurück. „Danke.“ - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - - Ein relativ kurzes Chapter, ja. Ach und ich möchte mich herzlichst für die sage und schreibe 10 Kommentare für das letzte Kapitel bedanken. Vielen Dank. An die, die überhaupt ein Feedback hinterlassen haben, natürlich. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)