Zum Inhalt der Seite

Weihnachten

Atemu x Yugi
von

.
.
.
.
.
.
.
.
.
.

Seite 1 / 1   Schriftgröße:   [xx]   [xx]   [xx]

Cold cold Christmas

1. Cold Cold Christmas
 

According to the radio

warmer weathers in the wave

the chances are, we won't be getting snow

But even if the sun shines

from now to Christmasday

as far as I'm concerned, I know...
 

Heute war der erste Advent, doch Yugi wollte noch nicht so recht in Weihnachtsstimmung kommen. Es war ja auch erst Ende November, vier Wochen waren noch eine lange Zeit. Am Vortag war er einkaufen gewesen, unter anderem einen Adventskalender mit Schokolade, den er sich gerade an die Wand gehängt hatte. Er war recht bunt und mit einem recht kitschigen Weihnachtsbild versehen und eigentlich müsste sich Yugi mit seinen 16 Jahren zu alt für sowas fühlen, doch dem war nicht so. Es war ihm auch schlichtweg egal, was die anderen dazu sagen würden, doch er war sich sicher, dass er der Einzige in der Clique war, der einen zu Hause hatte. Aber er würde es ja auch nicht erwähnen müssen.
 

Im Radio war die Rede davon gewesen, dass es jetzt wieder wärmer werden würde und sich dies auch die nächsten Tage und Wochen nicht ändern würde. Er fand das sehr schade, denn eigentlich hatte er sich weiße Weihnacht erhofft. Überhaupt hatte er sich Weihnachten dieses Jahr ganz anders vorgestellt.
 

Normalerweise feierte er das Fest der Liebe immer mit seiner Mutter und seinem Großvater; sein Vater war bereits gestorben, als er noch ganz klein war, an ihn konnte er sich leider kaum noch erinnern. Doch für dieses Jahr hatte er sich erhofft, dass er genau das bekommen würde, wofür dieses Fest stand: ganz ganz viel Liebe. Doch sein Liebster würde leider nicht bei ihm sein können. Ein weiterer Grund, weshalb Yugi sich nicht so recht auf Weihnachten freuen konnte. Da auch fast alle in seiner Clique vergeben waren, war es für ihn noch schlimmer.
 

It's gonna be a cold cold Christmas without you

Dreaming of us warm warm lazy summerdays

It's gonna be a long and lonely Christmas without you

Missing you my darling in oh so many ways
 

Yugi seufzte, während er die vor Jahren selbst gebastelten roten und gelben Papiersterne an seine Fensterscheiben klebte und dann die bunte Lichterkette auspackte.

Er dachte an den wunderschönen Sommer zurück, den sie zusammen verbracht hatten. Die langen Abende, die sie draußen verbracht hatten, da es im Sommer abends ja auch noch recht warm war, im Gegensatz zu jetzt. Und er hasste es, wenn es bereits mitten am Tag dunkel wurde. Es machte ihn melancholisch und einfach nur müde.
 

Und jetzt, da er zum ersten Mal einen festen Freund hatte, vermisste er ihn nur umso mehr. Er sehnte sich nach ihm, nach seiner Wärme, nach seinen zärtlichen Blicken, nach seinem milden Lächeln und den sanften Küssen. Yugi atmete tief durch, doch es gelang ihm nicht, das Bild vor seinem geistigen Auge zu verdrängen. Er spukte ihm immer wieder durch seine Gedanken, doch das machte seine Sehnsucht nur noch schlimmer.
 

Yesterday I saw your mom and dad

we bought our cards together

I've put the presents on the Christmastree

and there's I write this letter

It's warm, inside, the lockvice burning right oh darling

If only you were here, to make it right
 

Als er gestern seine Einkäufe erledigt hatte, war er auch den Eltern seines Freundes über den Weg gelaufen. Sein Vater hatte sich umgedreht und war wortlos gegangen. Er kam noch immer nicht damit zurecht, dass sein Sohn homosexuell war, auch wenn dessen Outing bereits fünf Jahre her war. Die beiden redeten kaum miteinander, eigentlich fast gar nicht, daher hatte auch Yugi keine Gelegenheit gehabt, den Vater kennen zu lernen. Doch seine Mutter hatte glücklicherweise nichts gegen seine Neigungen.
 

Da sie beide vor den Weihnachtskarten gestanden hatten, hatten sie kurzen Small-Talk geführt, sich eher über Belanglosigkeiten unterhalten, wie es ihm ging, seit er fort war, wie er damit zurecht kam, immerhin war die Distanz doch sehr groß. Und dass es soweit gekommen war, war einzig und allein auf ein Missverständnis zurückzuführen.
 

Dann hatte er ein paar Weihnachtskarten ausgesucht und sie hatten sich schließlich verabschiedet. Aber seinem Schatz würde er keine Karte schicken, sondern einen Brief, den er nun schreiben würde. Klar, sie telefonierten regelmäßig und schrieben E-Mails, aber er wollte seine Gefühle gerne in Worte fassen und ein handschriftlich verfasster Brief war doch intimer, als die online erstellten, die in kalter Computerschrift geschrieben waren und somit nichts persönliches mehr enthielten.
 

It's gonna be a cold cold Christmas without you

Dreaming of us warm warm lazy summerdays

It's gonna be a long and lonely Christmas without you

Missing you my darling in oh so many ways
 

Yugi tippte sich mit dem Stift ans Kinn, während er sich durchlas, was er seinem Liebsten geschrieben hatte. Im Endeffekt hatte er acht Din A 4 Seiten geschrieben, in denen er recht detailliert seine Gefühle und Sehnsüchte beschrieben hatte. Ihm war dabei aufgefallen, dass es ihm, abseits der gesprochenen Worte und kleinen liebevollen Geschenke, die er seinem Freund schickte, leichter gefallen war, seine Gefühle so auszudrücken, wie er es wollte. Natürlich, am Anfang war es ihm schwer gefallen, doch war es mit der Zeit leichter geworden und er hatte zum Schluss nur noch geschrieben, ohne nachzudenken und jetzt, beim Nachlesen, war er noch immer genauso zufrieden damit, wie zu dem Zeitpunkt, als er es geschrieben hatte.

Rasch schnappte er sich Umschlag und Briefmarke und adressierte ihn, damit er ihn bald würde wegschicken können.
 

Yugi seufzte. Er war jetzt einige Stunden abgelenkt gewesen, auch wenn er während des Schreibens nur an seinen Freund gedacht hatte, doch waren das angenehme Gedanken und Empfindungen gewesen, doch jetzt packte ihn erneut die Sehnsucht, die kalt nach seinem Herz griff und es sich zusammenziehen ließ. Er musste etwas finden, um sich abzulenken, was nicht so einfach war, schließlich hatte er seinen Liebsten nun schon sehr lange nicht mehr gesehen und das Verlangen nach ihm wurde von Tag zu Tag, von Woche zu Woche und von Monat zu Monat immer größer.
 

Er wollte ihn einfach wieder sehen und ihn berühren.
 

I didn't bought a wreath or mistletoe

You won't be here to kiss me

The only constellation that I've got

I'll know for sure you miss me

It won't be long until you're home again

and we can share this magic moments

But till then...
 

Mittlerweile war es nur noch eine Woche bis Weihnachten. Doch Yugis Stimmung hatte sich nicht gebessert, eher im Gegenteil. Er verging fast vor Sehnsucht, verzehrte sich nach der Wärme und Geborgenheit, die ihm nur sein Freund geben konnte. Und es gelang ihm bei weitem nicht mehr, seine Stimmung vor seiner Umgebung zu verbergen, geschweige denn seinem Freund bei ihren Telefonaten. Natürlich sagte er ihm, dass er ihn sehr vermisste, doch hatte er ihm nie gebeichtet, wie schlimm es wirklich war.
 

Sein Freund studierte nun im ersten Semester an einer Universität in Kyoto, fast sechs Autostunden von Domino entfernt. Da sein Vater nicht mit seiner Homosexualität klar kam – dass Yugi sein aktueller Freund war, wusste er nur durch Zufall – unterstützte er das Studium seines Sohnes nicht finanziell, was zur Folge hatte, dass dieser jobben musste und an allen Ecken und Enden sparen musste. Somit konnte er auch nicht an Weihnachten kommen. Er sparte das Benzingeld und arbeitete in den Weihnachtsferien.
 

Yugis einziger Trost war, dass sie sich Mitte Februar wieder sehen würden, wenn die Semesterferien beginnen würden. Und da das Missverständnis zwischen ihnen glücklicherweise ausgeräumt war, würde er an die Universität Domino wechseln und sie würden dann wieder zusammen sein können und sich gemeinsam an den vergangenen Sommer erinnern können.
 

Doch nun stand zunächst ein ausgiebiger Besuch auf dem Weihnachtsmarkt mit seinen Freunden an. Auch, um sich abzulenken. Sie trafen sich an dem Eingang, der von der Haupteinkaufsmeile auf den Platz, auf dem der Markt alljährlich stattfand, einmündete. Als Yugi ankam, waren bereits einige seiner Freunde da und er hätte sich am Liebsten umgedreht und wäre wieder gegangen. Es warteten nur glückliche Pärchen auf ihn, die sich unter den massig angebrachten Mistelzweigen küssten.
 

Er hatte ja gewusst, worauf er sich einließ, dennoch tat es so verdammt weh. Yugi sehnte sich ebenfalls nach den sanften Küssen seines Freundes; dass dieser ihn ebenfalls vermisste, war nur ein schwacher Trost. Der Junge legte ein falsches Lächeln auf sein Gesicht und hoffte, dass keiner seine miese Stimmung bemerkte. Und wenn doch, dass niemand ihn darauf ansprach. Schließlich wussten sie, was der Grund dafür war.
 

Für ihn würde es dieses Jahr jedenfalls ein einsames und kaltes Weihnachten werden.
 

It's gonna be a cold cold Christmas without you

Dreaming of us warm warm lazy summerdays

It's gonna be a long and lonely Christmas without you

Missing you my darling in oh so many ways

Driving home for Christmas

2. Driving home for Christmas
 

I'm driving home for Christmas

I can't wait to see those faces

I'm driving home for Christmas, Yeah

I'm moving down that line
 

Atemu trommelte gelangweilt aber ungeduldig auf seinem Lenkrad herum. Er war heute Morgen extra früh losgefahren und stand nun bereits im Stau. Der Winter war doch noch eingebrochen und der Schnee, der überall lag, war teilweise glatt. Und offenbar meinten noch immer irgendwelche Deppen, mit Sommerreifen durch die Gegend fahren zu müssen. Dementsprechend gab es glatteisbedingte Unfälle und er stand nun schon über eine Stunde hier.
 

Die Heizung fuhr auf Hochtouren und sein Navi, oder vielmehr dasjenige, das er sich von einem Freund geliehen hatte, quäkte auch munter vor sich hin, da es wohl meinte, ihn auf den Stau, in dem er bereits stand, aufmerksam machen zu müssen und ihm Umleitungen anzubieten. Wenn er hier wegkäme und zur nächsten Ausfahrt, hätte er das sicherlich schon in Betracht gezogen, doch im Moment herrschte Stillstand auf der Autobahn. Außerdem, wenn es hier irgendwann weitergehen würde, würde der Stau sich mit Sicherheit auflösen und er würde auf der Autobahn bleiben können.
 

And it's been so long

But I will be there

I sing this song

To pass the time away

Driving in my car

Driving home for Christmas
 

Tief in Gedanken summte er eines der Weihnachtslieder mit, das aus dem Radio plärrte. Aber was sollte er tun, es war die einzige Ablenkung, neben dem heißen Tee in der Thermoskanne und dem Lebkuchen, den er dabei hatte, also hatte er es eingeschaltet. Doch langsam drifteten seine Gedanken ab, nach Hause.
 

Er lebte längst nicht mehr bei seinen Eltern. Vor fünf Jahren hatte er ihnen gestanden, dass er homosexuell war, sein Vater hatte es nicht verstanden. Sturer Ägypter, dort war Homosexualität verboten und dementsprechend wurden betroffene Personen verfolgt und hinter Gitter gebracht, der er war, hatte er Atemu rausgeworfen. Zunächst hatte er getobt und geschrieen und sich gewünscht, sie würden noch in Ägypten leben, denn dann hätte Atemu im Gefängnis über seine Vergehen nachdenken können und wäre sicherlich geheilt worden.
 

Atemu schnaubte bei der Erinnerung. Ja, klar, geheilt. Glücklicherweise war er in dieser schweren Phase nicht alleine gewesen. Es hatte sich herausgestellt, dass einer seiner engen Freunde ebenfalls auf Männer stand, mit ihm konnte er sich austauschen und mit ihm diskutieren. Denn nach dem Ausbruch seines Vaters hatte er Zweifel an sich selbst gehabt, denn Homosexualität konnte doch nur falsch sein, nicht wahr? Zunächst war er dann bei diesem Freund und dessen Eltern untergekommen, doch er wollte ihnen nicht auf der Tasche liegen, mit 14 durfte er ja noch nicht einmal wirklich etwas dazuverdienen.
 

Allerdings hatte ihm dann seine Tante, die jüngere Schwester seines Vaters, angeboten, zu ihnen zu ziehen. Rishid, der älteste Sohn des Hauses, war ausgezogen, so war sein Zimmer frei und er zog dort ein. Und auch mit seinem Cousin Marik und seiner Cousine Ishizu verstand er sich weiterhin blendend, auch wenn die beiden ebenfalls wussten, warum ihr Onkel ihn rausgeschmissen hatte.
 

Das Haus seiner Tante und seines Onkels war nun sein zu Hause.
 

It's gonna take some time

But I get there

Top to toe in tailbacks

I got red lights on the run

But soon there'll be a freeway, Yeah

get my feet on holy ground
 

Atemu dachte an seinen Freund. Er freute sich darauf, ihn wiederzusehen. Er hatte ihm absichtlich nicht gesagt, dass er kommen würde. Natürlich wollte er ihn überraschen, aber der Hauptgrund war schlicht und ergreifend, dass er sich nicht sicher gewesen war, ob es klappen würde. Die Enttäuschung, wenn er ihm gesagt oder in Aussicht gestellt hätte, dass er möglicherweise doch an Weihnachten kommen konnte, obwohl er zunächst gedacht hatte, arbeiten zu müssen und er dann doch nicht hätte kommen können, wäre größer gewesen, als wenn er sagte, dass sie sich erst Mitte Februar, wenn er nach Domino zurückkehren würde, wiedersehen würden.
 

Dass er überhaupt nun mit seinem Kleinen zusammen war, war für ihn ein großes Glück. Er war drei Jahre jünger als er selbst und war ihm bereits vor knapp einem Jahr aufgefallen, als sein Kumpel Bakura ihn ihm vorgestellt hatte, da dieser mit dessen bestem Freund Katsuya fest zusammen war. Er hatte ihn auf Anhieb sympathisch gefunden, doch war er gerade erst ein paar Monate wieder Single und das auch ein Versuch Bakuras gewesen, ihn wieder zu verkuppeln. Sie waren also in der gleichen Clique gelandet, da die beiden nicht das einzige Cliquenübergreifende Pärchen gebildet hatten und daher auch gelegentlich zusammen etwas unternommen.
 

Es war bereits April, als Atemu zufällig gesehen hatte, wie Yugi und Anzu sich küssten. Zu diesem Zeitpunkt war Atemu klar geworden, was er für den Jüngeren empfand. Und da er dachte, dass die beiden mit Sicherheit zusammen kommen würden, hatte er beschlossen, den Studienplatz in Kyoto anzunehmen, denn er wollte seinem Kleinen keinesfalls im Weg stehen. Yugi sollte glücklich werden, auch ohne ihn. Nachdem er seinen Liebeskummer und seine Trauer eine Woche lang ausgelebt hatte, hatte er seine Gefühle so gut es ging verdrängt. Er hatte sich voll und ganz auf das Lernen für seinen Abschluss konzentriert und so auch hervorragende Noten geschafft.
 

Im Juni dann, nach dem ganzen Lern- und Prüfungsstress und nachdem sie die Prüfungsergebnisse hatten, hatte ihre Clique eine große Abschlussparty veranstaltet. Atemu hatte versucht, Yugi zu ignorieren und diesem aus dem Weg zu gehen, denn er war noch immer nicht über ihn hinweg, weshalb es für ihn noch immer die richtige Entscheidung war, für sein Studium so viele Kilometer wie möglich zwischen sich und Yugi zu bekommen, denn wenn er in Domino bleiben würde, würden sie sich zwangsläufig immer wieder sehen, da sie ja im selben Freundeskreis waren. Bis Yugi dann irgendwann im Laufe des Abends zu ihm geeilt kam und ihn um ein Gespräch unter vier Augen gebeten hatte.
 

Träge und mit vermutlich bereits der fünften Bierflasche in der Hand war er ihm in einen angrenzenden Raum gefolgt, in dem sich noch keine Partygäste breit gemacht hatten. Sein Herz wurde ihm schwer, als er auf den süßen vor ihm herwippenden Hintern gestarrte hatte. Er hatte sich nur flüchtig gefragt, was sein heimlicher Schwarm von ihm wollte. Er hatte so aufgebracht und auch nervös gewirkt. Für sich beschloss er, was immer dieses Gespräch ergab, dass er sich damit heimlich von Yugi verabschieden würde, denn einen richtigen Abschied von ihm würde er nicht ertragen.
 

„Ist es wahr?“ hatte Yugi gefragt und ihn so hoffnungslos angesehen, dass es Atemu einen Stich versetzt hatte. Dennoch hatte er ihm nicht folgen können.

„Was soll wahr sein?“ hatte er daher nachgefragt und sein Gegenüber genau beobachtet.

„Dass du nach Kyoto gehst, um zu studieren,“ hatte Yugi erwidert. Offenbar hatte er es gerade erst erfahren, machte sich aber wenige Hoffnungen, dass seine Freunde ihn belogen.

„Ja,“ hatte er nickend bestätigt und sich gefragt, was los war, als sich Trauer auf Yugis schönes Gesicht gelegt hatte. Yugi hatte ja gewusst, dass ein Studium mehrere Jahre dauerte.
 

„Warum?“ war er dann leise gefragt worden und Atemu war sich nicht sicher gewesen, ob seine Stimme leicht weinerlich geklungen hatte oder ob das nur Einbildung gewesen war.

Atemu hatte mit den Schultern gezuckt und dann doch den Blick abgewandt. „Ich will in eine andere Stadt, andere Leute kennen lernen.“ Dass er wegen seinen unerwiderten Gefühlen zu Yugi ging, konnte er diesem ja schlecht sagen.

„Aber deine Freunde sind doch hier.“ Yugis Stimme hatte so dünn und zerbrechlich geklungen, dass Atemu ihn wieder angesehen hatte. Mittlerweile war Yugis Gesichtsaudruck eher verzweifelt geworden.

„Ich bin doch hier.“ Ehe Atemu sich versehen hatte, hatte Yugi sich auf die Zehen gestellt und ihn kurz aber heftig auf die Lippen geküsst, sich dann umgedreht und war einfach gegangen.
 

Er hatte einen mehr als perplexen Atemu zurückgelassen. Und Atemu hatten den Kleinen den Rest des Abends nicht mehr gesehen.
 

So I sing for you

Though you can't hear me

When I get trough

And feel you near me

Driving in my car

I'm Driving home for Christmas

Driving home for Christmas

With a thousand memories
 

Atemu sang mittlerweile die Weihnachtslieder mit, gerade lief Yugis Lieblingslied, wie er von einem ihrer Telefonate wusste. Kurz stellte er sich vor, dass Yugi ihn würde hören können, doch dabei musste er lachen. Er konnte mit Sicherheit nicht singen, auch wenn er wusste, dass Yugi seine Stimme sehr mochte. Aber das wollte er seinem Kleinen dann doch ersparen. Dennoch kam es ihm fast so vor, als ob Yugi bei ihm wäre und er ihn neben sich spüren konnte. Er seufzte, es war noch weit und bei der Witterung musste er langsamer und vorsichtiger fahren, als sonst.
 

Da es Mittag war, fuhr er zu einer Raststätte. Dank der Lebkuchen war er zwar nicht gerade am Verhungern, aber dieses ständige Staufahren oder Umfahren von Staus machte müde und zermürbte ihn langsam. Er brauchte echt eine Pause.

Während des Essens überlegte er, seinen Schatz anzurufen, immerhin war er nun unterwegs, auch wenn die Fahrt sich heute sehr in die Länge zog, doch dann entschloss er sich doch dagegen. Er wollte einfach das überraschte Gesicht sehen, wenn er vor der Tür stand.

Er sah sich in der Gaststätte um und fragte sich, ob auch die anderen alle wegen Weihnachten nach Hause fuhren und ob sie erwartet wurden. Doch auf Grund der vielen Staus sah er viele lange, genervte Gesichter um sich herum.
 

I take look at the driver next to me

He's just the same

Just the same
 

Atemu legte stöhnend seinen Kopf auf das Lenkrad. Gerade war er wieder an ein Stauende herangefahren. Alleine dieses Warten, dass es weiterging, schlauchte ihn. Insgesamt hatte er drei volle Thermoskannen mit Tee eingepackt, doch auch die letzte würde er wohl demnächst leeren. Er schielte auf den Beifahrersitz zu der Packung mit Butterspekulatius. Ursprünglich hatte er Lebkuchen und Spekulatius nur eingepackt, falls er unterwegs Hunger bekäme, doch mittlerweile hatte er eher das Gefühl, mehr aus Langeweile danach zu greifen. Denn immer, wenn er im Stau stand, griff er danach, so auch jetzt. Während er abbiss beobachtete er den Schnee, der draußen umherwirbelte. Er hoffte einfach das Beste, heute überhaupt noch anzukommen und vielleicht, aber nur ganz vielleicht, den Abend noch mit Yugi zu verbringen, immerhin war heute Heiligabend.
 

In der Nacht nach der Party damals hatte er fast gar nicht schlafen können. Immer wieder waren ihm Yugis kummervoller Blick und seine weichen warmen Lippen im Kopf umhergespukt. So hatte es bis in die frühen Morgenstunden gedauert, bis er überhaupt eingeschlafen war. Nach nur wenigen Stunden war er wieder verkatert aufgewacht und hatte sich gefragt, ob der Kuss nicht doch einfach nur ein schöner Traum gewesen war. Wenn auch einer, der sich verdammt realistisch angefühlt hatte. Aber er war betrunken gewesen. Okay, nicht ganz, normalerweise vertrug er mehr.
 

Bis er Yugi noch am gleichen Tag getroffen hatte und dieser sich für den Kuss entschuldigt hatte. Da hatte er ihn einfach festgehalten und ihm gestanden, was er wirklich für den Jüngeren empfand. Er wusste noch zu genau, wie glücklich Yugi darüber gewesen war und dann ebenfalls seine Gefühle für ihn aussprach. Sie waren so zufrieden gewesen, bis Atemu eingefallen war, dass er nun ja ganz umsonst so weit weg zog. Noch schlimmer, er wollte eigentlich lieber gar nicht weg. Aber da sämtliche Anmeldefristen längst verstrichen waren, konnte er auch vorläufig nicht mehr die Uni wechseln. Yugi hatte fast geweint, als er ihm das erklärt hatte.
 

Atemu hatte nun nicht mehr anders gekonnt, als Yugi seine wahren Gründe für den Umzug zu gestehen und hatte auch gleich nachgefragt, warum das mit Yugi und Anzu nicht funktioniert hatte. Sein Kleiner hatte ihm freiheraus gestanden, dass er damals schon gewusst hatte, dass er Männer bevorzugte und auch schon Interesse an ihm entwickelt hatte, doch hatte Anzu ihn mit ihrem Kuss so sehr überrumpelt, dass er sie gar nicht hatte abwehren können.
 

Im Anschluss daran hatten sie einen wundervollen Sommer zusammen verbracht.
 

Top to toe in tailbacks

I got red lights on the run

I'm Driving home for Christmas, Yeah

Get my feet on holy ground
 

Endlich! Endlich sah Atemu die ersten Lichter von Domino. Es war also nicht mehr weit und auch kein Stau in Sicht. Er atmete erleichtert auf. Im Endeffekt hatte er mehr als doppelt so lange gebraucht, wie im Sommer bei freier Straße und Fahrt nur auf der Autobahn. Auch wenn er ein Navi hatte, hatte auch das Umfahren einiger Staus und hochwasserbedingter Sperren einige Zeit beansprucht. Es war längst dunkel, doch für die bunten Lichterketten in den Fenstern hatte er keinen Blick mehr. Stattdessen konzentrierte er sich auf die Ausfahrt, die er nehmen musste, um auf schnellstmöglichem Weg zu seinem Schatz zu kommen.
 

Nachdem er mehrere lange Straßen durchfahren hatte, war es endlich soweit. Beruhigt, nicht doch noch auf den letzten Metern in einen lästigen Stau geraten zu sein und auch darüber, nicht selbst in einen Unfall verwickelt worden zu sein – er hatte selbstverständlich Winterreifen, sponsored by Tante und Onkel, denn schließlich wollten diese, dass ihr Neffe gefahrfrei durch die Gegend fahren konnte, aufgezogen, aber andere Autos hätten ja auch auf ihn draufrutschen können – parkte er direkt vor dem Spieleladen, über dem sein Freund wohnte und der dessen Großvater gehörte.
 

Rasch sprang er aus dem Auto in die Eiseskälte. Glücklicherweise war er gut eingepackt. Das Gepäck würde er später holen, jetzt wollte er zuerst zu Yugi, musste er doch nun schon wesentlich länger darauf warten, als ursprünglich geplant. Er schritt den Gehweg, der glücklicherweise nicht rutschig war, entlang zur Haustür und klingelte. Während er wartete, dass geöffnet wurde, malte er sich bereits die Reaktion seines Freundes aus und dabei kam er gar nicht mehr aus dem Grinsen heraus.
 

Gleichermaßen überrascht und erfreut registrierte er, dass es Yugi selbst war, der ihm öffnete und ihn dann ungläubig anstarrte.

„Frohe Weihnachten, Aibou!“ lächelte er seinen Kleinen an und breitete seine Arme ein wenig aus.

Yugi brauchte auch keine zweite Einladung. Er quietschte nur auf und sprang seinem Freund direkt in die Arme, schloss seine eigenen fest um den Älteren und drückte sich an ihn heran. Er hatte ihn doch so vermisst!
 

Atemu streichelte ihm durch die Haare und senkte dann seine Lippen auf Yugis, als dieser ihm die seinen sogleich anbot. Sofort teilten sich Yugis Lippen und Atemu nahm diese Einladung nur zu gerne an, erforschte die ihm so vertraute und schmerzlich vermisste Mundhöhle und forderte im Anschluss Yugis Zunge zu einem sanften Tanz auf. Doch irgendwann fiel ihm auf, dass sie noch immer vor der Tür bei Minustemperaturen in der Kälte standen.
 

„Wird dir nicht kalt?“ erkundigte Atemu sich fürsorglich, doch Yugi schüttelte leicht den Kopf. In der Tat war ihm in der wohligen Umarmung seines Freundes so warm wie schon lange nicht mehr. Atemu lachte leise und schob dessen ungeachtet seinen Kleinen vor sich her in die Wohnung. Sofort umfing die beiden eine angenehme Wärme, die sie nun einhüllte, genauso wie der Duft von Kerzen, Weihnachtsplätzchen, Glühwein und Tannen.
 

Erneut trafen sich ihre hungrigen Münder zu einem tiefen innigen Kuss und Atemu beschloss für sich im Stillen, dass er seinen Aibou noch den restlichen Abend einfach nur noch küssen und in den Armen halten wollte.
 

So I sing for you

Though you can't hear me

When I get trough

And feel you near me

Driving in my car

Driving home for Christmas

Driving home for Christmas

With a thousand memories



Fanfic-Anzeigeoptionen

Kommentare zu dieser Fanfic (3)

Kommentar schreiben
Bitte keine Beleidigungen oder Flames! Falls Ihr Kritik habt, formuliert sie bitte konstruktiv.
Von:  Lamello
2022-03-28T17:03:18+00:00 28.03.2022 19:03
Es ist zwar fast Ostern, aber egal... Deine FF ist soooo schön! Wie passend für mich, dass 'Driving Home for Christmas' mein Lieblingsweihnachtssong ist ☺
Von:  Sakurachan57
2012-08-01T19:29:47+00:00 01.08.2012 21:29
Hi!
ja, schon merkwürdig, dass jetzt ein kommi kommt, aber ich muss unbedingt einen schreiben :)
ich hab deine ff gerade gefunden und gelesen und find sie zuckersüß.
süß und auch ziemlich kitschig
aber sie hat mir gefallen, da ich nicht oft Songfics lese.
wie schon erwähnt wurde ist auch mir aufgefallen, dass ich bei manchen Satzstellungen mehrmals lesen musste, weil ein Wort fehlte. Aber auch ich kann mich irren ^^°

lg saku- chan
Von:  DivaLila
2011-01-12T22:59:27+00:00 12.01.2011 23:59
Wie süss^^
genau das habe ich jetzt gebraucht^^
eine süsse und kitschige FF...
Danke dir ^_^
Des weiteren lässt sich nicht viel sagen, die Storyelemente sind nicht berauschend kreativ, aber das müssen sie auch nicht immer sein (und diese dämlichen Eltern, die ihre homosexuellen Kinder nicht akzeptieren regen mich jedes mal auf >.<)
Ati hat doch was besseres verdient T.T
aber er hat ja Yugi *grins*
ein Paar Fehlser habe ich in den Satzstellungen gefunden, mir ist, als hättest du ab und zu ein Wort vergessen, aber villeicht irre ich mich auch.
Wie auch immer, danke für das Verfassen dieser FF und nachträglich schöne weihnachten ^_^
*knudddell*
Aya


Zurück