A hard another life von Issura (Das Leben läuft manchmal nicht so, wie man es will.) ================================================================================ Prolog: Prolog -------------- Es gibt viele Menschen im Land Lyrius, die glücklich über ihr Leben sind und geschäftig ihren täglichen Arbeiten nachgehen. Sie sind froh und genießen jeden Tag, der ihnen beschert wird. Doch es gibt auch Momente im Leben, die weniger schön sind. Und diese Momente wollen die meisten nicht wahrhaben. So viele Menschen es gibt, denen Gutes widerfahren ist, so viele gibt es auch, bei denen unendliches Leid und Ungerechtigkeit zum täglichen Leben dazugehören. Diese Personen werden von den anderen nicht beachtet und es wird ihnen sogar aus dem Weg gegangen. Man könnte sogar sagen, dass sie nicht für sie existieren. Im Laufe der Jahre hat sich die Situation zwischen den gut lebenden Menschen und der Unglücklichen nicht gebessert, nein, sie hat sich sogar verschlechtert. Dies ist die Geschichte eines Jungen, der mitten in dieser Welt lebt... „Das kann doch nicht wahr sein! Ich habe doch gesagt, dass ich heute zum Frühstück Semmeln haben will! Und was bekomme ich da als Fraß vorgesetzt? Ein trockenes Brot!“, schrie ich und warf den Teller, auf dem das Brot lag, zu Boden. Ich stand auf und schmiss vor lauter Zorn den Becher an die Wand. Aber wieso regte ich mich eigentlich auf? Es war doch eh nur elendes Gesindel, das mein Vater als Diener eingestellt hatte. Sie waren es nicht wert, dass man sich über sie ärgerte. Kaum, als der Teller und der Becher in Scherben am Boden lagen, kamen gleich zwei Dienerinnen mit Schaufel und Besen und machten sich an die Arbeit, die Scherben wegzuräumen. Beide sagten nichts und blickten schüchtern zu Boden. Ich verschränkte die Arme und wartete darauf, dass man mir meinen Wunsch erfüllte und ich endlich meine Semmeln bekam. Ich musste nicht lange warten. Eine weitere Dienerin huschte herein, murmelte eine Entschuldigung und stellte mir einen neuen Teller, auf dem sich zwei frische Brötchen befanden, vor die Nase. Kaum hatte der Teller auch nur den Tisch berührt, war sie auch schon wieder aus dem Raum verschwunden. Somit gab sie mir keine Chance, sie anzubrüllen und ihr meine Meinung zu sagen. Die zwei anderen Dienerinnen waren ebenfalls nicht mehr da. Was soll’s, ich würde mich sowieso bei meinem Vater beschweren. Seufzend hockte ich mich wieder hin und wandte mich meinem Frühstück zu. Ach ja, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt. Mein Name ist Sam Lore’san und ich bin der Sohn von Arbas Lore’san, einem sehr reichen Kaufmann, der im ganzen Land Lyrius für seine Arbeit berühmt ist. Und bevor ihr fragt - eine Mutter hatte ich nicht mehr. Man munkelte, dass sie meinen Vater verließ, da sie es nicht mehr mit ihm ausgehalten hatte. Ich konnte das nicht verstehen. Mit meinem Vater verstand ich mich super, obwohl ich ihn nicht oft zu Gesicht bekam. Diese Tat, dass sie mich, ihren einzigen Sohn, verlassen hatte, nahm ich ihr sehr übel. Ich ging sogar so weit, zu behaupten, dass ich überhaupt keine Mutter hätte. Sie war doch eh nur eine stinkende Bauernfrau gewesen. Mein Vater redete nicht oft über sie und, wenn er es dann doch tat, konnte ich nicht heraushören, ob er sie genauso hasste wie ich oder sie immer noch nach diesem Geschehen liebte. Es war mir auch egal, was er über sie dachte. Das ändert doch sowieso nichts daran, dass sie weggelaufen war, und an meiner Meinung, dass es besser wäre, sie nie kennen zu lernen. Nach einem ausgiebigen Frühstück ging ich auf mein Zimmer. Oben angekommen ließ ich mich auf das Bett fallen. Heute hatte ich keinen Privatunterricht. Das fand ich richtig toll, denn der Unterricht war für mich stinklangweilig und der Lehrer brachte mich irgendwann noch zur Weißglut mit seinem hochnäsigen Getue. Fieberhaft überlegte ich, was ich heute machen konnte. Es war richtig ungewöhnlich, mal nichts tun zu müssen. Da mir nichts einfiel, stand ich schließlich auf und ging ans Fenster, um ein bisschen frische Luft zu schnappen. Von dort konnte ich auf die Stadt Tarir, in der unser Anwesen lag, und die umliegende Gegend blicken. Wir befanden uns hier im Land Lyrius, das von Menschen bevölkert wurde und dessen Hauptstadt Tarir war. Es war ein sehr fruchtbares Land, das aber schon durch unzählige Kriege zerstört wurde. Man konnte noch heute die vielen Narben in der Erde erkennen. Diese Narben waren ein Zeugnis der längst vergessenen Kräfte, die einst diesem Land innegewohnt hatten. Es waren Mächte, von denen man nicht zu träumen wagte. Trotz der großen Gewalttätigkeit, die Lyrius so oft widerfahren war, hatte es sich, zu meiner Verwunderung, immer von den Krisen erholen können. Doch einige sagten, dass es von Mal zu Mal mehr von seinem ursprünglichen Glanz verloren hatte. Mein Lehrer erzählte sogar Geschichten, denen zufolge es hier mal Elfen, Zwerge und Drachen gegeben haben sollte. Ich fand, dass es reiner Unsinn war, was sie alle über solche Ammenfiguren erzählten. Hier haben schon immer Menschen gelebt und nichts anderes. Und das wird auch so bleiben. Außerhalb der Stadt sah man die Bauernhöfe. Ich konnte sogar die Bauern und ihre Arbeiter, die auf die Entfernung wie Ameisen aussahen, dabei beobachten, wie sie auf den Feldern hart arbeiteten. Angewidert rümpfte ich die Nase. Ich hatte zwar noch nie so richtig die Stadt verlassen, doch ich konnte mir vorstellen, wie es dort stank und zuging. Es reichte mir schon, wenn ich nur an einem solchen Arbeiter vorbei ging und mir der Gestank in die Nase stieg. Bei solchen Situationen war ich heilfroh, dass mein Vater so reich war. Wenn ich mir nur vorstellte, jeden Tag so früh aufzustehen und den ganzen Tag in der Sonne auf einem Feld arbeiten zu müssen, wurde mir ganz schlecht. Und, da es ja noch nicht genug war, mussten die Bauern auch noch raus und sich abrackern, wenn es regnete. Ich ließ meinen Blick weiterschweifen und er blieb an der prachtvollen Burg von König Richard hängen. Er war ein recht gütiger Herrscher für seine Untertanen. Doch man munkelt, dass er seinen älteren Bruder, der vor vielen Jahren spurlos verschwunden war, umgebracht hatte, um an die Macht zu kommen. Außerdem wird vermutet, dass dieser ältere Bruder einen bösen Charakter hatte. Also ist es eigentlich gut so, dass er verschwunden war, wenn man bedachte, was er mit Lyrius und dessen Bewohner angestellt hätte. Ich weiß nicht, ob man diese Gerüchte ernst nehmen sollte, aber ein Fünkchen Wahrheit ist in jeder Geschichte vorhanden, oder? Unser Haus befand sich übrigens auf einem kleinen Hügel am Rande der Stadt, doch ich konnte trotzdem die Geräusche, die vom Marktplatz heraufwehten, hören. Viele Menschen tummelten sich dort vor Ständen, deren Händler mit lauten Stimmen ihre Waren feilboten. Ich war selten auf dem Marktplatz. Unsere Diener kauften dort immer für uns ein. Und, wenn ich mal auf dem Platz war, dann hatte ich nur sehr wenig von dem Treiben dort unten mitbekommen. Während ich auf das ganze Spektakel unter mir blickte, hatte ich einen Entschluss gefasst: Ich werde aus dem Haus gehen und mich ein wenig in der Stadt und auf dem Marktplatz umsehen. Es war reine Neugier, die mich dorthin trieb. Ich wollte wissen, wie es dort unten zuging und vielleicht entdeckte ich ja auch ein paar interessante Sachen. Zwar würde mein Vater nie zulassen, dass ich alleine aus dem Haus ging, aber das musste er ja nicht wissen. Er war eh außer Haus und musste sich um geschäftliche Angelegenheiten kümmern. Ich wandte mich vom Fenster ab und ging die Treppe, die in die große Eingangshalle führte, hinunter. Ich musste aufpassen, dass mich keiner der Diener entdeckte, sonst konnte ich mein Vorhaben gleich wieder vergessen. Doch es ließ sich keiner blicken und ich erreichte unentdeckt die Halle. Kurz blickte ich mich nach allen Seiten um und stürmte anschließend auf den Eingang zu. Als ich erleichtert durch das Eingangsportal schritt, wehte mir der Wind durch mein hellbraunes Haar. Mit einem leichten Grinsen im Gesicht stieg ich den Hügel hinab. Ohne zu wissen, dass sich ab diesem Tag mein Leben völlig verändern würde... ~Prolog - Ende~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)