Straßenkind von abgemeldet (SasuXNaru) ================================================================================ Kapitel 23: Vergangenheit: Straßenkind [Teil 3] ----------------------------------------------- Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend stand ich zitternd vor dem kleinen Laden. Es war die einzige Apotheke in diesem gottverdammten Ghetto und die einzige Möglichkeit Medikamente zu bekommen. Wie immer, wenn ich vor hatte etwas zu stehlen, zitterten meine Finger, meine Beine wurden weich und Schweißperlen rinnten meine Stirn herunter. Letzteres verursachte vermutlich auch die Sonne, die viel zu heiß vom Himmel herunter schien und überhaupt nicht zu der groben und schmutzigen Umgebung passte. Ich schluckte hart, blickte noch einmal links und rechts die Straße entlang, ob mich wirklich Niemand aufhalten wird, wenn ich mit der gestohlenen Ware davon laufe und ging mit zügigen Schritten auf die Tür der Apotheke zu. Mir Entschlossenheit und Mut zusprechend drückte ich sie auf und trat in das kleine Geschäft ein. Außer einer Kassiererin befand sich nur noch eine jüngere Frau mit ihrem Baby in der Apotheke. Sofort wendeten sie mir abschätzende Blicke zu, die sich schnell in Ekel wandelten. Mit einem Nasenrümpfen blickten sie mich an. Ich konnte es ihnen nicht verübeln. Mittlerweile war ich 16 Jahre alt und die letzten acht Jahre Straße hatten mir schwer zugesetzt. Vor einem Jahren hatte man TenTen und mich beraubt, uns alles weg genommen was wir gehabt hatten, auch wenn dies nicht viel gewesen war. Der darauffolgende Winter war wie ein Trip durch einen besonders schrecklichen Teil der Hölle und TenTen hatte ihn nicht unbeschadet überlebt. In letzter Zeit, auch schon die Jahre vor diesem Winter, war sie immer öfters krank geworden. Ich vermutete insgeheim, dass sie sich auf dem Strich etwas eingefangen hatte, wollte dies aber nicht wirklich wahr haben oder als Option ansehen. In diesem besagten Winter war sie nun so weit krank geworden, dass sie nicht länger wie gewohnt Geld verdienen konnte, wodurch es mehr als nur bergab ging. Mittlerweile nur noch bekleidet mit ein paar Laken waren wir bis auf die Knochen abgemagert, es schien als wäre dieses Ghetto mit der Zeit nur noch schlimmer geworden. Trinken bekamen wir meistens von Regenfässern. Klauen wurde ebenfalls zu gefährlich, zu oft war ich fast geschnappt worden. Das Einzige, das ich noch stahl, waren die Medikamente für TenTen. Denn ohne die würde das Mädchen früher oder später- Ein Räuspern riss mich aus meinen Gedanken. Ich war bloß ziellos von einem Regal zum Nächsten geschweift ohne wirklich auf die richtige Dose zu achten. Auch wenn ich nach den vielen Jahren vermutlich nicht mehr schreiben konnte, lesen hatte ich nie verlernt, auch wenn ich immer lange für ein Wort brauchte. Nur so hatte ich die richtigen Medikamente gefunden. Ertappt drehte ich mich zur Kassiererin um, die nun mit missbilligtem Blick hinter mir stand, die Hände in die Hüften gestemmt. Die junge Frau hielt unterdessen die Augen ihres Babys zu, als dürfte es so etwas "Abscheuliches" wie mich nicht sehen, dabei hatte es noch nicht einmal genug Wahrnehmungskraft und würde meinen Anblick fünf Sekunden später schon wieder vergessen haben. "Entschuldigung, kann ich vielleicht helfen?", fragte die Kassiererin gespielt freundlich. Ein Lächeln konnte sie sich trotzdem nicht auf die Lippen zwingen. Auf ihre Frage hin schüttelte ich bloß den Kopf. "Dann verlass' doch bitte meinen Laden", befahl mir die Frau mehr als sie mich darum bat und blickte dabei hinunter zu meinen nackten, verschmutzten Füßen, die den Boden der Apotheke verunreinigten. Und das vermutlich mehr als würde ich mit Schuhen hier rein kommen. Als sie sich von mir wegdrehte, nutzte ich die Chance der kurzen Zeit in der ich keine Aufmerksamkeit bekam, packte mir ein paar der benötigten Tabletten und Medikamente und spurtete damit zur Tür hinaus. Sofort brach hinter mir ein Gefluche und Geschreie los und ich wusste sie würde die Polizei oder sonst wen alarmieren. Darum rannte ich schneller. Solange bis meine Füße auf dem harten Asphalt schmerzten und sich ein Stechen durch meine Seiten zog. Nach Luft schnappend stolperte ich mehr durch die Straßen als dass ich rannte und kam schließlich in der Gasse an, in der unsere Holzhütte stand. Ja. TenTen und ich lebten immernoch hier. Wir hüteten uns davor es unser Zuhause zu nennen, aber vermutlich war es das. Ich selbst fragte mich ständig, ob ich nicht irgendwann einen Ort finden würde an den ich gehörte. Den ich wirklich mein Zuhause nennen konnte. "Kleiner?", hörte ich TenTen aus der Hütte keuchen. Sie lag dort bereits seit ein paar Wochen, hatte grässliche Schmerzen und war magerer als ich geworden. Und trotzdem arbeitete sie noch. Da sie nicht auf den Strich gehen konnte ohne gleich umzufallen, kamen die Arschlöcher einfach hierher. Ab und an drückten sie mir Geld für einen Blowjob in die Hand. Ich erfüllte ihnen daraufhin stets den Wunsch. Je mehr Geld wir hatten desto besser, auch wenn wir uns damit kaum noch etwas leisten konnten. "Hast du die Medikamente?", fragte die gebrochene Stimme des Mädchens. Auch wenn sie mich nicht sehen konnte nickte ich benommen, während ich mir den Schweiß von der Stirn wischte. Kurzzeitig taumelte ich auf meinen dünnen Beinen, Schwärze umhüllte meinen Blick, doch ich hielt mich wacker. Der Kreislaufaussetzer hielt nur kurzzeitig an, trotzdem fiel ich auf meine Knie nieder. Wenn man kaum noch etwas auf den Knochen hatte konnte jeglicher Sport tödlich sein. Das Gefühl hatte ich zumindest. Immernoch schwer atmend kroch ich bis zur hölzernen Tür und öffnete sie. Der Geruch von modrigen Decken kam mir entgegen, doch ich war es mittlerweile gewohnt, sodass ich mich nicht mehr ekeln musste. In der Hütte war es stickig und viel zu heiß, nur wenige Sonnenstrahlen fanden ihren Weg durch kleine Löcher in der Decke und den Wänden, sodass es verhältnismäßig dunkel war. Ich erkannte TenTen anfangs nur schemenhaft, erst als meine Augen sich an das Licht gewöhnt hatten, sah ich, dass sie noch kränklicher aussah als vor meiner Aktion. Ihr Gesicht war gelblich, die Wangenknochen standen stark hervor und Schweiß perlte von ihr ab wie Wasser. Außerdem waren die Gelenke ihrer Beine geschwollen und schwer, sodass es ihr schwer fiel zu gehen. Wenn ich nur wüsste was genau sie hatte könnte ich ihr besser helfen. So brachte ich ihr nur ständig Schmerz- und Schlaftabletten und irgendein Medikament, das gegen dieses Gelbliche in ihrem Gesicht half. "Kleiner...", brachte sie hervor als ich ihr die Medikamente bedrückt hinlegte und meine Atmung sich endlich wieder regulierte. "Ich danke dir..." Instinktiv nahm sie sich die Schmerztabletten zur Hand, öffnete die Packung jedoch noch nicht. "Kennst du das, dass man sagt, dass man kurz vor seinem Tod sein komplettes Leben noch einmal sieht?" Ich nickte als Antwort. "Ich hatte ein beschissenes Leben gehabt", sagte TenTen und ich musste schlucken. Einerseits wusste ich, was diese Aussage bedeutete, andererseits wollte ich dies auf keinen Fall wahr haben. "Tut mir Leid, dass ich dich alleine lassen werde", flüsterte TenTen und mein Herz begann schmerzhaft gegen meine Brust zu hämmern. "Ich wünschte ich könnte dich mitnehmen..." Das wünschte ich mir zu diesem Zeitpunkt ebenfalls. Sterben war ein Begriff geworden, den ich schätzte und mir ersehnte. Ich hatte keine Angst vor dem Tod, ich hatte Angst vor meinem Leben. Vor allem, was ich erlebt hatte und vor dem abolsuten Alleinsein. *~* Am ganzen Leib zitternd, da mich erneut ein heftiger Schluchzer schüttelte, hockte ich in der Holzhütte, gegen die Wand gelehnt und umschlang mit beiden Armen meine Beine. Zusammengekauert saß ich dort, die Nacht war mondlos, ich konnte meine Umgebung nicht mal mehr schemenhaft erkennen. Es war wie fast jede Nacht. Ich hatte Angst. Davor, dass fremde Männer zu uns kommen und mit mir machen würden, was sie wollten. Und davor, dass sie TenTen ebenso brutal töteten wie meinen Vater und Lee. Doch dafür kämen sie diese Nacht und die Nächte darauf wohl zu spät. Eigentlich versuchte TenTen immer so viel wie möglich bei mir zu sein, um mich zu trösten und zu beruhigen, mir klar zu machen, dass ich nicht alleine war. Doch das hatte heute ein Ende gefunden. Ihr Körper lag reglos, atemlos neben mir. Ihren letzten Herzschlag hatte ich noch mitbekommen. Ihre Augenlider waren geschlossen, ihr Mund leicht geöffnet, es sah aus als würde sie schlafen. Sie wirkte als hätte man sie erlöst. Tränen rinnten mir die Wangen herunter, mein Herz hämmerte schmerzhaft gegen meine Brust, nahm mir die Luft zum Atmen. Sollte man sich nicht nach der Zeit an die Straße gewöhnt haben? Sollte man nicht abgehärtet sein? In meinem Fall wohl nicht. Ständig weinte ich, ständig hatte ich Angst, ständig wünschte ich mir ein richtiges Zuhause, zusammen mit allen Leuten, die mir wichtig waren und nun tot sind. Und jetzt hatte ich Niemanden mehr. Die schönen Erinnerungen an meinen Vater wirkten wie von einer anderen Welt, ich versuchte sie mir stets in den Kopf zu rufen, doch mittlerweile war dies vergebens. Ständig hörte ich nur diesen Schuss wiederhallen, sah das Blut, das ihm über die Brust lief, seine emotionslosen Augen in denen kein Ausdruck mehr war. Genauso wie später bei Lee. Noch präsenter waren die Erinnerungen an die Vergewaltigungen durch den Priester und die fremden Männer. Wenn ich nur von der Straße herunterkäme und irgendwo hin gehen könnte, wo ich geschützt war. Wenn ich nur ein ansatzweise besseres Leben haben könnte. Doch dieses Glück blieb mir verwährt. Wie so Vieles, das Andere für selbstverständlich hielten. Essen, Trinken... Ich hatte seit vier Tagen nichts mehr zu mir genommen. Getrunken hatte ich gelegentlich etwas aus einer Regentonne. Vielleicht sollte ich einfach aufhören nach etwas Essbarem zu suchen. Auf ein besseres Leben zu hoffen war Schwachsinn und zeugte von Naivität, die auf der Straße tödlich war. Mich mit der Situation abfinden konnte ich nicht, dafür schmerzte sie mir zu sehr. Meine einzige Option: Sterben. Und die würde ich ergreifen. Gleich Morgen. Irgendwo musste es doch eine Möglichkeit geben sich das Leben zu nehmen. Auf der Straße konnte dies ja wohl nicht all zu schwer sein, schließlich hatten es mein Vater, Lee und TenTen auch geschafft. Mit einem Schlucken versuchte ich den Kummer und die Schmerzen zu unterdrücken. Ich legte den Kopf in den Nacken und starrte hoch in die Düsternis. War es kindisch, dass ich Angst vor der Dunkelheit hatte? TenTen hatte immer mit mir gesprochen und mir ausgedachte Geschichten erzählt, die alle ein Happy End gehabt hatten. Nun konnte ich nicht einmal mit mir selbst sprechen. Auch wenn meine Stimmbänder nicht mehr schmerzten, wenn ich sie strapazierte, ich konnte einfach nicht sprechen. Ich hatte nie richtig gesprochen, hatte es nie wirklich gelernt und nun schwieg ich seit über zwölf Jahren. 'Ich komme zu euch in den Himmel. Vater, Mutter, TenTen, Lee. Gleich Morgen werde ich bei euch sein, bei euch und allen Menschen, die gut in ihrem Leben waren', schoss es mir durch den Kopf und hoffte darauf, dass sie mich gehört hatten, auch wenn ich es nicht ausgesprochen hatte. Ich war mir mit meiner Entscheidung so sicher gewesen, doch erneut würde mir Jemand einen Strich durch die Rechnung machen. Doch diesmal auf eine wunderbare und erlösende Weise. Eine helfende Hand wurde hinunter in das schwarzes Loch gereicht und ich nahm sie an ohne genau zu wissen, was mich erwarten würde. *~* Könnte ich es würde ich nun vermutlich fluchen. Die Straße war der gefährlichste Ort, hier wurden Kinder zu Tode geprügelt oder vergewaltigt, Minderjährige gingen auf den Strich, Andere starben an Krankheiten, in fast jedem Haushalt herrschte Misshandlung und Missbrauch. Die Straße hatte mich geprägt, ständig, immer und immer wieder und jetzt fand ich keine Möglichkeit um mich umzubringen?! Es gab keine alten Rasierklingen in den Mülltonnen, keine Männer auf den Straßen, die mich verprügeln wollten, keine Bahnverbindung in der Nähe, keine Jugendlichen, die mit Waffen umher liefen. Vermutlich lag es daran, dass es aus Strömen regnete und keiner große Lust hatte bei diesem Wetter draußen zu sein. Ich als Straßenkind hatte keine andere Wahl, schlich nur trostlos und betreten durch die Gassen als würde ich auf ein Wunder warten. Vielleicht fiel mir ja etwas auf den Kopf oder mein Herz blieb einfach stehen. Wünschen tat ich es mir. Meine Füße trugen mich ziellos durch die Gegend bis ich an der Kreuzung zur Haupstraße angelangt war. Ich konnte mich nicht erinnern jemals hier gewesen zu sein. Die Straße war viel breiter und sauberer - sofern man dies behaupten konnte - als der Rest des Ghettos. Etwas ängstlich vor diesem Unbekannten klammerte ich mich an die Häuserecke und verweilte dort vorerst. Ich wusste selbst nicht warum. Meine Gedanken kreisten um meine Vergangenheit herum, um die verloren gegangene TenTen und darum wie ich mich am Besten umbringen konnte. Vielleicht sollte ich mich einfach irgendwo hinlegen und darauf warten, dass ich verhungerte und verdurstete. So in Gedanken versunken blickte ich umher, bis mich ein Anblick wieder zurück in die Realität riss, der mir bisher noch nicht geboten wurde: Ein Junge, nicht älter als ich selbst, schlich ebenso langsam wie ich einige Sekunden zuvor, über die Hauptstraße. Sein Blick war zu Boden gerichtet, gedankenversunken und er trug eine Tasche. Keine Drogen, keine Waffen, kein Schlagring und er war alleine. Kurzzeitig fragte ich mich, ob er auch ein Straßenkind war, da es ansonsten Niemand wagte alleine durch das Ghetto zu laufen, doch dafür sah er viel zu gepflegt aus. Auch wenn seine dunklen Haare durch den Regen geplättet waren und seine Klamotten an ihm klebten wie eine zweite Haut, erkannte man, dass er vermutlich nicht einmal von hier war. Fasziniert von dem fremden Jungen betrachtete ich ihn, bis er schlagartig stehen blieb und meinen Blick erwiderte. Erschrocken zuckte ich zusammen, rannte jedoch nicht weg. Nur langsam kroch die Angst in mir hoch, dass ich mich in ihm täuschte und er vielleicht doch eine Waffe hatte. Auch wenn ich sterben wollte, so brutal erschossen oder erstochen zu werden... Das war wieder etwas Anderes. Mein Körper begann zu zittern. Wieder diese Angst. Würde sie mich niemals in Ruhe lassen? "Hey", sagte der Junge plötzlich in einer ungewohnt sanften Stimme, meine Finger krallten sich fester in die kahle Hauswand und ich zuckte ungewollt zusammen. "Ich tu dir nichts", sagte der Dunkelhaarige, doch ich blieb skeptisch und ängstlich, auch wenn ich noch nicht den Drang dazu hatte wegzulaufen. "Hier..." Der Fremde griff in seine Tasche und nahm nach weniger Zeit ein Brot heraus, das er mir entgegen streckte. "Ich schenke es dir." Verwirrt blickte ich von dem Lebensmittel in das Gesicht des Jungen. Er schien es ernst zu meinen. Aber was war mit meinem Plan zu Verhungern? Ein ziehender Schmerz, verursacht durch meinen Magen, ließ mich darüber nachdenken das Brot doch zu nehmen. So etwas Gutes hatte ich lange nicht mehr gehabt und es würde mir bestimmt gut tun. Aber was wenn der Junge mich dann packen und mir etwas antun würde? Wenn er mich nur ködern wollte? Ich biss mir nachdenklich auf die Unterlippe, doch die Verführung war einfach zu groß mal wieder etwas Ordentliches zwischen die Zähne zu bekommen. Blitzschnell sprang ich einige Schritte vor, riss ihm das Brot aus der Hand und war, angespornt durch einen Adrenalinschub, auch schon wieder an die Hausecke geflüchtet. Mein Herz pulsierte mir im Brustkorb, ich blickte den Jungen ängstlich an, der erneut den Mund öffnete. Doch bevor ich hören konnte was er zu sagen hatte, rannte ich in die Gasse zurück. Ein Treffen, Ein Brot... Eine Veränderung in meinem Leben. Ohne es zu wissen hatte ich den ersten Schritt in Richtung Besserung gemacht. Mit TenTen's Tod und meinen Selbstmordgedanken hatte ich den Boden der Schlucht erreicht und ab hier konnte es nur noch bergauf gehen. Das weiß ich jetzt. *~* Unsicher schlich ich durch die Gassen. Die Sonne schien vom Himmel herab und ließ das Ghetto in einem falschen Licht erstrahlen. Ich hatte Schreie und Rufe gehört, Lärm, der mir Angst bereitete. Es wäre klüger, wenn ich mich einfach verstecken würde, aber irgendetwas sagte mir, dass ich den Geräuschen folgen sollte. Ich ging gerade auf eine Kreuzung zu, als auf eben der Straße erst ein Jungen vorbei rannte und dann zwei erwachsene Männer gleich hinterher. Auch wenn ich die erste Person nur kurz gesehen hatte wusste ich doch wer sie war: Der Junge vom Vortag. Und er war in Gefahr! Waren meine Vermutungen also unberechtigt gewesen? Gehörte er genauso zu den Opfern, wie ich es tat? Mit einem mulmigen Gefühl in der Magengegend presste ich mich an die Hauswand und blickte unauffällig um die Ecke. Nur teilweise erkannte ich wie die Männer den Jungen an die Hauswand drückten und ihm einen Kuss abverlangten, den er beim besten Willen nicht haben wollte. Panik stieg in mir auf. Ich wollte helfen. Irgendwie musste ich doch helfen können! Aber wie? Ich wollte nicht, dass sie ihn hier und jetzt vergewaltigen. Niemand sollte dasselbe durchmachen, wie ich es erleben musste. Aber wenn ich einfach dazwischen sprang würden sie vermutlich mich anstatt ihn nehmen oder gleich uns Beide. Mit schwerem Atem stand ich an der Wand gepresst, als sich der Junge plötzlich losreißen und weglaufen konnte. Die Männer riefen ihm noch hinterher, hielten es jedoch nicht für nötig ihm zu folgen. Sofort rannte ich in die Gasse zurück aus der ich gekommen war. Der fremde Junge würde vermutlich auf die Hauptstraße gehen und genau da wollte ich ihn abfangen. Ich wusste selbst nicht warum mir es in diesem Moment so wichtig war zu ihm zu gehen. Vielleicht weil ich wusste wie er sich nun fühlte... oder weil er vielleicht etwas zu Essen dabei hatte, das er nicht mehr brauchte... Ich wusste es nicht. Lief ich aus purem Egoismus zu ihm oder um ihm zu helfen? Mich selbst die Fragen stellend, was mir so wichtig daran war den Jungen zu treffen kam ich schließlich auf der Hauptstraße an und da sah ich ihn entlang torkeln. Er sah wirklich fertig aus, blass und verängstigt, den Blick fast traumatisiert zu Boden gerichtet. Sofort emfand ich Mitleid mit ihm. Einmal tief einatmend nahm ich all meinen Mut zusammen, vergaß was mich die Straße gelehrt hatte, nämlich, dass man Niemandem vertrauen sollte, und stellte mich dem Jungen in den Weg. Benommen blieb er stehen und schaute an mir hoch, mir direkt in meine Augen, die ihn mitleidig musterten. "I-ich-", begann er stotternd, schlagartig wurde seine Gesichtsfarbe noch blasser und er ergab sich mitten auf den Gehweg. Ich trat schweigend einen Schritt zurück und wartete bis er sich wieder beruhigt hatte. Als dies eintrat sank der Dunkelhaarige entkräftet auf die Knie, schlang die Arme um seinen Körper und zitterte. Ein Schluchzen schüttelte seinen Körper. Er sah wirklich aus wie ein Häufchen Elend und ich erkannte mich in ihm selbst wieder. Es ging ihm gerade genauso so dreckig, wie es mir all die Jahre auf der Straße ergangen war, darum vergaß ich meine Skepsis und meine Ängste, kniete mich neben ihn und legte einen meiner Arm zärtlich um seinen Rücken. Ich wusste von mir selbst, dass er diese Nähe nun brauchte, auch wenn ich ihm völlig unbekannt war. Vielleicht war meine Verhaltensweise naiv, ich tat einfach das, was mein Bauchgefühl mir sagte. Vorsichtig schaute der Junge in meine Augen, die ihn versuchten aufzuheitern. Ich hätte ihn in diesem Moment am Liebsten tröstlich zugetextet, aber ich konnte nichts Anderes als ihn anzuschauen. Seine schwarzen Seelenspiegel schienen mich durchschauen zu können, schienen zu erkennen, dass ich nicht der starke Junge war, für den ich mich gerade ausgab. "I-ich bin wegen d-dir hi-ier", brachte der Junge heraus und ich blickte ihn überrascht an. Das ergab in meinen Augen keinen Sinn... "Ich war heute in der Schule und hab dir etwas zu Essen und zu Trinken gekauft", erklärte der Dunkelhaarige und richtete sich ein wenig auf, so dass ich meinen Arm wieder seinen Schultern nahm. Während der Junge in seiner Tasche herumwühlte, blickte ich ihn nur weiterhin verwirrt an. Hatte er wirklich nur etwas für mich gekauft? Er kannte mich doch gar nicht! Ich war ein Straßenkind, Niemandem wichtig, unbedeutend, ungeliebt... "Nimm!", sagte der Junge und hielt mir ein tütenähnliches Teil hin, das ich nicht kannte. In bunter Schrift stand darauf: Capri Sonne. Was war das denn? Instinktiv nahm ich mir das Teil und musterte es verwirrt. Und was jetzt? "Komm ich zeig dir, wie man das trinkt", meinte der Junge und nahm mir das Teil wieder ab. Dann war es also ein Getränk. Dafür hatte es aber eine seltsame Form. Der Junge machte daran etwas bis ein Strohhalm aus der Tüte hervorstach, meinte: "Und jetzt machst du das hier." und nahm den Strohhalm einmal in den Mund. Es dauerte ziemlich lange - Für meine Befinden zumindest, schließlich hatte ich unendlich viel Durst - bis ich endlich diese Tüte leer trinken konnte. In meinem Mund war es eine Geschmacksexplosion, es tat unglaublich gut und ließ die Schwellung meiner Zunge abklingen. Als kein Schluck mehr herauskam blickte ich traurig in die Tüte hinein, doch dann hielt mir der Dunkelhaarige etwas zu Essen hin und meine Laune hellte sich auf. "Komm mit zu mir nach Hause", bat der Junge, als ich das Essen an mich nahm. "Ich will dir helfen, okay? Ich meine... hast du Eltern?" Ich schüttelte betreten den Kopf. 'Nein, sie sind verstorben.' "Geschwister?" 'Nein. Hatte nie welche.' "Irgendwelche Familienmitglieder?" 'Nein, ich habe keine Familie mehr.' "Hast du irgendjemanden, der sich um dich kümmert?" 'Nein, sie sind alle gestorben.' "Hast du ein Zuhause?" 'Nein, nicht wirklich. Ich hüte mich davor dies hier mein Zuhause zu nennen.' "Willst du bei mir leben?" Stutzig schaute ich auf. Wollte er mich auf den Arm nehmen oder meinte er das ernst? Seinem Blick zufolge meinte er es ernst. Das war doch verrückt. Was wenn dies bloß eine Falle war? Auch wenn er zuvor von diesen Männern angegriffen wurden war konnte er mich trotzdem noch in eine Falle locken. Und wenn dies wirklich der Fall war? Was würde es an meiner miesen Situation ändern? Konnte es denn noch schlimmer kommen als ohnehin schon? Hin und her gerissen von meinen Gedanken kam ich schließlich zu einem Entschluss. Ich war mir sicher, wenn ich diese Frage nun nicht mit einem Kopfnickten beantworten würde, würde ich es auf ewig bereuen. Darum nickte ich benommen. In der stillen Hoffnung mein Leben würde endlich bergauf gehen. Zu diesem Zeitpunkt wusste ich noch nicht, dass Sasuke so viel mehr für mich werden würde, als nur der Typ, der mich von der Straße gerettet hat. Er wurde mein Seelenverwandter, mein beste Freund, die Liebe meines Lebens. Es war immer schwer gewesen ihn zur Schule gehen zu lassen, schließlich wusste ich was einen dort erwarten könnte; Es war hart gewesen, als ich erfahren habe, dass seine Eltern verstorben sind, schließlich hatte ich Meine ebenfalls verloren; Auch wenn wir es nicht immer leicht gehabt hatten und es mir mehr als nur schwer fiel ihn zurück zu lassen um Alles auf die Reihe zu bekommen, hat er mir ein Leben geschenkt von dem ich nicht mal zu träumen gewagt hatte. Ich habe nun Itachi, ihn und Freunde. Besonders Temari, Gaara und Kiba habe ich ins Herz geschlossen. Auch Hana ist mir wichtig geworden. Ich habe gute Menschen kennen gelernt, deren Leben nicht kaputt oder voller Sünden sind, die mir zur Seite stehen, wenn ich sie brauche. Und ich freue mich auf mehr als auf alles Andere, sie und vor allem Sasuke, endlich wieder zu sehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)