Freundschaft und Liebe von 4FIVE ([Sasuke x Sakura | high school AU | jerks to friends]) ================================================================================ Kapitel 11: Temper And Temptation --------------------------------- . . Freitags war im Kampai seit neuestem immer Happy Hour bis elf. Nimm zwei Getränke und zahl beim zweiten nur die Hälfte. Das bot einen idealen Grund für die Schüler der Miya-So-Internates, jeden Freitag dort aufzutauchen und sich hemmungslos mit Cola und Fanta die Kante zu geben. Alkohol gab es dort nicht unter zwanzig. Bei den meisten Sängern hätte nicht einmal der schlechteste Fusel geholfen, um die Kopfschmerzen nicht vorwiegend von deren Stimme zu bekommen. Am Freitag genau eine Woche nach Shikamarus Geburtstag fanden, sich dort verblüffender Weise sämtliche Leute ein, von denen man es der angespannten Lage wegen eigentlich nicht erwartet hatte. Sayuri war sauer auf Gaara. Sie hatte nämlich gehört, dass er krank war und deshalb nicht mit seinem Kommen gerechnet. Temari und Sakura waren sauer auf Gaara, weil er gewusst hatte, dass Sayuri mitkommen würde und trotzdem aufgekreuzt war, obgleich er noch leicht kränkelte. Ino war sauer auf Naruto, weil sie irgendjemandem die Schuld geben musste, dass Sasuke nicht mitgekommen war. Shikamaru war sauer auf Ino, weil sie eindeutig in ihn verliebt war, aber noch immer keinen Ton sagte. Dennoch: diese Gruppe bestand seit nahezu vier Jahren, da entkam man ihren Fängen nicht mehr so leicht. Sasuke konnte das nur recht sein. Er hatte schon geahnt, dass es nicht amüsant werden würde; beziehungsweise wäre diese Art der Kommunikation vielleicht sogar amüsant für ihn als Beobachter geworden, aber er hatte Wichtigeres zu tun. Ganz Miso war heute im Kampai—die meisten Mädchen nicht zuletzt, weil er selbst das Gerücht verbreitet hatte, dass er dort sein würde –, also hatte er das ganze Areal für sich. Das ganze Areal hätte er aber gar nicht gebraucht, denn seit es dunkel geworden und die Schüler zur Party ausgeflogen waren, hatte er sich nur ein einem Ort aufgehalten: dem Fußballplatz. Nach einer vernichtenden Niederlage gegen Naruto im Trainingsspiel vor ein paar Tagen hatte es ihm keine Ruhe mehr gelassen. Er war früher so gut gewesen, nun verlor er sogar gegen Naruto! Das ärgerte ihn. Doch sobald er trainieren wollte, versammelte sich eine anschauliche Traube Mädchen am Rand des Feldes, die ihn mit ihren fürchterlichen Zwischenrufen so sehr ablenkten, dass er alles vergeigte, was er anpackte. Also hatte er sich heute ins Trainerhäuschen geschlichen, die Flutlichtanlage zur Hälfte aufgedreht und in einem der halbrunden Lichtkegel den unschuldigen Fußball so stark malträtiert, dass ihm bald die Füße wehtaten. Er schoss Tor um Tor, rannte Länge um Länge, vollführte Tricks und Kniffe, bis er nicht mehr konnte. Keuchend, schwitzend und zufrieden mit dem, was er aus sich herausgeholt hatte, ging er nach Stunden der Anstrengung in sein Zimmer. Die vielen Stiegen bis hinauf in den vierten Stock waren eine Qual, denn er spürte in seinen Beinen nach dem Training nun die Milchsäure fröhlich summen. Morgen würde er garantiert einen Mordsmuskelkater in seinen festen Waden spüren, wenn nicht sogar in jeder einzelnen Zehe. Er ertrug die gefühlte Hinrichtung mit Fassung, hielt sich aus Stolz nicht mal am Geländer an, obwohl ihn sowieso keiner dabei gesehen hätte. Umso erleichterter war er, als er endlich die Türe zu seinem Zimmer öffnete, das vom hereinscheinenden Mond beleuchtet im Halbdunkeln lag. Er machte sich nicht einmal die Mühe, das Licht anzuschalten, als er seine Schuhe achtlos stehen ließ, sich das verschwitzte Shirt vom Körper streifte und an den Bund der Hose fuhr. "Du stinkst fürchterlich." Erschrocken stieß Sasuke einen Schrei aus, wich zurück, fiel dabei über seine eben noch ausgezogenen Schuhe und knallte mit dem Rücken gegen den Türrahmen. "Was zum—" "Du kreischt beinahe wie ein Mädchen", amüsierte sich eine weibliche Stimme, die ihm inzwischen sehr vertraut vorkam. Die Sprecherin knipste seine Tischlampe an. Als das Licht den Raum erhellte, erblickte Sasuke, wie durch die Stimme bereits erraten, Karin auf seinem Bett sitzen. Sie trug diesmal wieder ihre blaue Sporthose und das schwarze Tanktop. Sein Blick blieb automatisch ein paar Sekunden länger an ihrem Dekolletee hängen. "Was zum Henker machst du hier? Kannst du dich nicht wie ein normaler Mensch verhalten und auf eine Einladung warten, anstatt einzubrechen?" Er rappelte sich auf und rieb sich umständlich den schmerzenden Rücken. "Ich nehme mir gerne gleich, was ich will, anstatt zu warten." Er zog ein frisches Shirt aus seiner Kommode, während er antwortete: "Ich sag's nicht gerne, aber du bist gruselig. Ein echter Freak. Hör auf mit diesem ganzen Scheiß, sonst kriegst du es zurück." "Als würdest du mich in dem Bereich schlagen können." Sie bedachte ihn mit einem mitleidvollen Blick. "Armer Sasuke. Du musst noch einiges über diesen Ort lernen. Hier bin ich die Königin der Freaks. Und ob du es willst oder nicht, du gehörst dazu. Du bist ebenso ein Freak wie ich. Deine Eltern sind reich, jedes Mädchen will deine Freundin sein, jeder Junge will deinen Penis auf einem Silbertablett und jede Mutter, deren Tochter du das Herz gebrochen hast, wünscht dir eine schmerzvolle Kastration durch einen zu scharf geschossenen Ball." "Das macht mich nicht gerade zu einem Freak, sondern eher zu einer Ikone, aber sprich ruhig weiter, während ich mich duschen gehe." Er drehte sich zu ihr um, ehe er im Bad verschwand. "Wehe dir, du kommst da rein. Inzwischen trau ich dir alles zu." Sie kreuzte auf seinem Bett gut sichtbar die Finger. "Würde ich nie tun." Sie hielt ihr Wort trotzdem. Als Sasuke frisch geduscht und in sauberer Kleidung sein Zimmer betrat, saß sie artig mit überschlagenen Beinen auf dem Stuhl vor seinem Schreibtisch und spielte mit einer Strähne ihres Haares, das sie zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden hatte. "Ich warte noch immer auf eine Antwort", bemerkte Sasuke trocken und ließ sich müde auf sein Bett fallen. Seltsam, wie sich seine Prioritäten ändern konnte. Bis er Karin gesehen hatte, hätte er schwören können, jedem eine Portion Leid zuzufügen, der es wagen würde, ihn zu stören. Und jetzt saß er da im Halbliegen und tat genau das, was er immer verabscheut hatte. Er unterhielt sich mit einem Mädchen. Verrückt! "Das hat dich die ganze Zeit beschäftigt, als du unter der Dusche warst, nicht?" Sie genoss es sichtlich, die Oberhand über ihn zu haben. Er erwiderte vorsorglich nichts. "Wir sind beide anders als der Rest. Sicherlich weißt du es nicht, aber meine Familie ist eng mit der japanischen Kaiserfamilie verwandt. Ich spielte mit der Tochter der Kaiserin, als alle anderen Kinder meines Alters noch nicht einmal wussten, dass es einen Kaiser gab. Ich aß mit goldenen Stäbchen aus Silberschüsseln, wo andere Einwegstäbchen und Plastikschalen als ihr Geschirr ansahen. Ich trug Windeln, die so teuer waren wie ein ganzes Outfit und bekam als Fünfjährige Schuhe, von denen ein Paar so viel kostete wie zwanzig aus normalen Schuhläden. Meine Familie ist reicher als jede andere in Japan. Ich bin reicher als Hyūga Hinata. Für mich war das Außergewöhnliche von vornherein normal, das Extreme mein Alltag. Genauso wir für dich. Während ich mit Reichtum gesegnet bin, bist du mit Aufmerksamkeit verwöhnt. Jedes Herz fliegt dir zu, jeder Gedanke dreht sich um dich. Darum sind wir genau gleich. Wir leben in unserer eigenen Realität, kreiert von jenen, die uns dafür hassen, dass wir so sind, wie wir letztendlich nur durch sie geworden sind. Wir sind außerhalb jeder Norm, sogar außerhalb jedes Maßes." Sasuke stand wieder auf und machte einen Schritt auf sie zu. Er sah von oben auf ihr Gesicht herab, das keine Spur von Angst oder Bangen bei seinem doch recht furchteinflößenden Anblick zeigte. Bedrohlich stützte er seine Arme auf den Armlehnen des Sessels ab und beugte sich zu ihr herunter. Seine Lippen waren neben ihrem Ohr. Sie könnte seinen Atem hören. "Was bezweckst du damit?", flüsterte er. "Warum willst du mich unbedingt auf deiner Seite?" Sie legte ihre Handflächen an seine Brust, drückte ihn weg und zog ihn am Kragen wieder so zu sich, dass sich ihre Nasen beinahe berührten. "Ich will dich, weil wir vom selben Schlag sind. Ich bin nicht an dir als Mann interessiert, Sasuke. Andernfalls hätte ich dich längst geküsst. Ich könnte dich jederzeit zu meinem Freund machen, wenn ich wollte, und das weißt du. Du stehst auf mich. Aber nicht, weil ich ich bin, sondern weil ich dich nicht will. Du suchst unbewusst nach deinem persönlichen Extrem, nach deinem Außergewöhnlichen. Während es für mich das Brechen von Regeln ist, ist es für dich das Desinteresse an deiner Person. Du willst Leute um dich haben, die dich hassen, damit du sehen kannst, wie das ist, wenn man nicht von allen begehrt wird." "Also sollte ich mit dir befreundet sein, damit du mich beleidigen kannst?" "So einfach ist das nun auch wieder nicht." Sie ließ ihn los, stand auf und ging ein paar Schritte von ihm weg. Ihre Stimme klang weniger bedrohlich. "Ich mag dich. Ehrlich. Du bist die Sorte Mensch, die nicht auf diesem Zusammenhaltkram und Weltverbesserungsunsinn aus ist. Du stehst dir selbst am nächsten, hältst nicht viel von unzerstörbarer Freundschaftsbande und unbedingtem Vertrauen. Menschen wie du, Sasuke, sind mir immer willkommen, weil ich genauso bin. Wir sehen die Welt nicht rosarot, nicht blumenpink und auch nicht veilchenblau. Wir sehen sie, wie sie ist. Bei uns gibt es Zusammenhalt und Freundschaft, natürlich, aber er basiert nicht darauf, dass wir uns gegenseitig Zöpfe flechten, sondern auf unseren gemeinsamen Interessen. Dem Streben nach Extremen." Sasuke legte skeptisch den Kopf schief. "Bist du Anführer einer geheimen Unterorganisation oder so? Das klingt nämlich so." Karin begann amüsiert zu lachen. "Ich kann gut reden, immerhin bin ich Schülersprecherin." Sie setzte sich auf sein Bett und er ließ sich ihr gegenüber nieder. "Du musst keinen Vertrag unterzeichnen oder so. Du kannst kommen und gehen, wann du willst. Wir frühstücken zusammen, lernen zusammen und hängen meist in Suigetsus Zimmer ab, weil uns dort niemand stört. Wir sind nur zu zweit, also ist es keine große Sache. Überleg dir einfach, ob unsere Gesellschaft nicht vielleicht erstrebenswerter ist, als die von Uzumaki oder Haruno." "Das auf jeden Fall", gab Sasuke zu. "Sakura hat jetzt einen Freund, aber sie geht mir trotzdem noch auf die Nerven. Ino und sie zicken sich dauernd wegen eben genanntem Freund an." "Regel Nummer eins", unterbrach Karin und hob einen Finger. "Wir nennen solche Leute nur beim Nachnamen. Das schafft Distanz zwischen uns und denen. Regel Nummer zwei muss ich mir erst ausdenken. Dass Haruno neuerdings einen Freund hat, hab ich auch schon gehört. Man sollte sich das genauer ansehen." "Es scheint nicht sehr ernst zu sein, meiner Meinung nach. Sie ist hinter mir her, also hat sie vermutlich mit Nara einen Plan ausgeheckt. Das würde mir zumindest logisch erscheinen." "Ich werde dem auf jeden Fall nachgehen", meinte Karin überlegend. "Das könnte noch interessant werden. Sie hat nie Interesse an Nara gezeigt, warum also jetzt? Hm. Darauf kann man sicherlich einen kleinen Streich formen." "Was hast du vor?" "Weiß ich noch nicht. Ich werde sie vielleicht ein bisschen ärgern. Vielleicht mache ich mich an Nara ran. Schlecht sieht er ja nicht aus." "Ist das dein Ernst?", warf Sasuke ungläubig ein. Karin sah ihn erheitert an. "Eifersüchtig?" "Sei mal nicht so eingebildet. Du bist zwar hübsch, aber so hübsch auch wieder nicht. Und dass du viel Geld hast, beeindruckt mich nicht weiter." "Ja, ja, ich hab's verstanden." ɣ Naruto hielt die gedämpfte Stimmung im Kampai irgendwann nicht mehr aus. Es ging ihm auf die Nerven, dass jeder mit jedem stritt oder nicht mehr redete. So machte es keinen Spaß. Irgendwann gegen Mitternacht verließ ihn die Lust, sich das weiter anzutun, und er nahm zusammen mit Sakura, Sayuri und Hinata den nächsten Bus zurück ins Internat. Er brachte die Damen bis vor die Zimmertüren. Hinatas Zimmer war das letzte. Sakura ließ die beiden guten Gewissens alleine und verschwand in ihrem Zimmer, aus dem sie jedoch noch unbemerkt von den beiden herauslinste um zu beobachten, was wohl geschehen würde. Sie wurde bitterlich enttäuscht. Obwohl Hinata sich im Türrahmen noch einmal umdrehte, nachdem sie bereits eine gute Nacht gewünscht hatte, nahm Naruto den Wink nicht war, sondern wünschte ihr selbigen und ging wieder zurück. "Du bist so dumm", sagte Sakura leise, als er wieder Richtung Treppenaufgang ging. Naruto zuckte erschrocken zusammen. "Sakura-chan! Was meinst?" "Schrei doch nicht so", mahnte sie mit gesenkter Stimme. "Hör zu, Hinata steht auf dich. Das predige ich dir seit Monaten durch die Blume, aber du checkst es einfach nicht. Also muss ich es dir frei raus sagen. Sie. Ist. In. Dich. Verliebt. Und du magst sie auch, nicht wahr?" "Ähm, ja? Keine Ahnung. Sie ist nett und hübsch. Was weiß ich, ob ich in sie verliebt bin." Sakura verdrehte genervt die Augen. "Du wirst es nie herausfinden, wenn du nichts unternimmst. Sie passt gut zu dir. Jeder weiß, dass ihr seit der Zweiten umeinander rumtanzt, also tu endlich was. Von ihr kannst du keinen ersten Schritt erwarten. Du kennst sie, sie ist viel zu schüchtern dafür. Also komm in die Gänge und frag sie nach einer Verabredung." Naruto sah schmollend zur Seite. "Gib mir keine Ratschläge für mein Liebesleben. Ich kann das alleine." "Sieht man", meinte sie sarkastisch. "Welches Liebesleben denn? Du hast noch nie ein Mädchen angesehen, außer mich in der Ersten und Hinata seit der Zweiten. Also bist du entweder schwul oder du vergleichst unbewusst jedes Mädchen mit ihr und da sie für dich das Ideal darstellt, hat keine andere eine Chance gegen sie." "Ich weiß zwar nicht, was genau das zu bedeuten hat, aber willst du damit sagen, dass ich in sie verliebt bin, es aber nicht weiß?" Sie fasste sich an die Stirn. "Nein. Ich will damit sagen, dass du sie längst als deine zukünftige Partnerin auserwählt hast, aber es nicht kapierst. Ich würde an deiner Stelle schnell machen, sonst ist die Schule zu Ende und ihr seht euch nie wieder. Sie verkehrt in anderen Kreisen als du, wie du weißt, und ihr wohnt sehr weit auseinander. Wenn nicht jetzt, dann wird es niemals was werden. Sogar Shikamaru hat sich durchgerungen und zugegeben, dass er in Ino verliebt ist!" "Ino?", wiederholte Naruto ungläubig. Er rief sich die vergangenen Ereignisse in Erinnerung. Wenn er da nicht was Großes verpasst hatte, dann war Shikamaru doch mit Sakura zusammen. Diese schlug sich sofort die Hand auf den Mund. Damit verriet sie sich nur noch mehr, was sogar jemandem wie Naruto nicht entgehen konnte. "Shikamaru und Ino also? Warum bist du dann mit ihm zusammen?" "Du darfst das keinem sagen, klar?", flehte sie im Befehlston. Sie zog ihn am Kragen dicht zu sich und funkelte ihn böse an. Zum ersten Mal merkte sie, wie klein sie gegen ihn eigentlich war. Er musste heruntersehen, um ihr in die Augen blicken zu können. "Hör zu, das ist eine wichtige Angelegenheit, klar? Shikamaru ist in Ino verliebt, darum ist er mit mir zusammen, um sie eifersüchtig zu machen. Aber das darf keiner wissen! Sie wehrt sich noch, aber bald schon wird sie sich ihre Gefühle eingestehen und sie wird ihm ihre Liebe gestehen." "Und was, wenn nicht? Bleibst du dann ewig mit ihm zusammen?" "Natürlich nicht!", fauchte sie. "In ein paar Wochen lösen wir unsere Beziehung auf, selbst wenn sich nichts getan hat. Ino wird dann ihre Chance ergreifen, da wir ihr gezeigt haben, wie schnell sich das Blatt wenden kann. Das ist der perfekte Plan, aber er muss unter allen Umständen geheim bleiben! Niemand darf davon erfahren! Nicht einmal oder besser noch schon gar nicht Sasuke! Halt ja deinen Mund in seiner Nähe!" "O-Okay, ich versprech es dir", schwor er etwas eingeschüchtert durch ihre reißerische Brutalität, mit der sie seinen Kragen noch immer umklammert hielt. Sie ließ ihn wieder los. "Gut. Und noch was; sag keinem, dass Shikamaru und ich zusammen sind. Ich möchte nicht, dass es allzu viele wissen." "Wieso das denn schon wieder?", wollte er verwirrt wissen. Vielleicht sollte er sich das alles mal aufschreiben. "Du verstehst nicht, was für Konsequenzen das für uns haben kann, wenn die Beziehung zwischen Shikamaru und mir publik wird. Wir halten uns zurück und spielen nur vor Ino das Paar. Bis andere es gemerkt haben, ist es längst vorbei und es wird nichts weiter als ein Gerücht bleiben. Wenn es allerdings als Tatsache die Runde macht, dringt es zu unseren Eltern und deren Freunden." "Na und?" Sakura seufzte gerädert von diesem ganzen anstrengenden Kram. "Die gesellschaftliche Schicht, in der Shikamarus und meine Familie verkehren, ist eine sehr konservative. Viele der reichen Töchter heiraten den ersten Freund, den sie haben, nachdem sie von der Schule oder der Universität abgehen. Ein Gerücht um unsere nicht tatsächlich vorhandene Beziehung, würde nur zu noch mehr Gerüchten führen." "Aber du sagst doch immer, dass du gar nicht so reich bist und darum nicht in diesen ganz hohen Kreisen verkehrst, in denen Hinata-chan und Temari sind. Das versteh ich nicht." Er legte den Kopf schief. "Ich gehöre ja auch nicht dazu, ebenso wenig wie Shikamaru. Aber wir haben wichtige geschäftliche Verbindungen dorthin. Shikamarus Eltern gehört eine große Anwaltskanzlei, die der Rechtsbeistand vieler großer Wirtschaftsunternehmen ist. Auch die Privatklinik meines Vaters gehört zu ihren Klienten. Mein Vater wiederum ist auf die Investitionen und Fördergelder dieser großen Privatunternehmen angewiesen, um die Klinik weiterführen zu können. Dass unsere Familien einen guten Ruf haben, ist also unabdinglich." "Das klingt ja wie eine Seifenoper." "Unsinn", versetzte sie. "Das ist das wahre Leben. Gute Nacht und frag Hinata nach einem Date!" Sie wartete, bis er sich verabschiedet hatte, dann schloss sie die Tür und machte sich zum Schlafengehen fertig. Sie wollte unbedingt eingeschlafen sein, bevor Ino nach Hause kam. Dass sie Naruto den schlimmsten Fall so überzeichnet dargelegt hatte, war natürlich nicht nett gewesen. Niemand interessierte sich für die Beziehung zwischen zwei Jugendlichen, selbst wenn ihre Familien noch so intensiv in das Wirtschaftsnetz der Reichen eingespannt waren. Wenn Hinata das machte, würde die Welt ihre Augen darauf haben, aber sie gehörte ja auch direkt zu den Reichen und nicht zu denen, die auf den Galen und Bällen waren, damit sie selbigen das Geld aus den Taschen quatschten. Besser, er hatte Angst als er würde sich letzten Endes doch nicht verplappern. Wie es allerdings mit Sasuke und ihr weitergehen würde, wusste sie noch nicht im Geringsten. Sie musste ihn sich wohl endgültig aus dem Kopf schlagen. Daran führte kein Weg vorbei. Und irgendwie dachte sie ja auch gar nicht mehr oft über ihn nach. Seine ganze Art, seine Arroganz und seine Selbstgefälligkeit…irgendwie war ihr das gar nicht mehr so lieb wie sein Auftreten zu Anfang. Naruto sinnierte seinen kurzen Heimweg über das eben geführte Gespräch. Shikamaru und Sakura waren also doch kein richtiges Paar. Er erinnerte sich, dass Sasuke mal sowas in die Richtung angedeutet hatte. Ob er im Bilde war? Wohl kaum, sonst hätte Sakura nicht eidringlich darauf bestanden, dass er gerade Sasuke nichts sagte. Es war ihr vermutlich peinlich, was er durchaus verstehen konnte. Als er die Türe aufmachte, wollten seine Gedanken gerade zu Hinata schweifen, als er plötzlich etwas ganz Anderes, viel Unangenehmeres sah: Sasuke mit Karin auf dessen Bett, die Gesichte bedrohlich nahe beieinander. "Sasuke!", rief Naruto geschockt. Das durfte nicht wahr sein! Es sah aus, als würden sie miteinander flirten! "Was macht die hier?" "Schrei hier nicht so rum", sagte Sasuke matt. Er warf ihm einen bösen Blick zu, der Naruto wenig beeindruckte. Er schüttelte fassungslos den Kopf und verschwand im Bad. Um nichts in der Welt wollte er mit Karin im selben Zimmer sein. Er hatte genug gesehen. Während er sich die Zähne putzte, hörte er die beiden miteinander reden, dann wurde eine Tür geöffnet und wieder geschlossen. Als Naruto wieder ins Zimmer kam, war Karin verschwunden. Er ging zu seinem Bett und streifte sich den Pyjama über, während er Sasuke den Rücken zugedreht hatte. Eigentlich wollte er nichts dazu sagen, doch er konnte letzten Endes nicht an sich halten. "Was denkst du dir dabei?", fragte er tonlos, ohne Sasuke anzusehen. "Karin ist kein guter Mensch." "Wer gut ist, entscheide ich", lautete Sasukes nicht minder tonlose Antwort. "Sie hat uns die Jahre über nur Probleme beschert. Sie lügt, betrügt, benutzt Leute für ihre Machenschaften und spinnt Intrigen, wo sie nur kann. Du solltest aufhören, sie zu treffen." Sasuke reagierte nicht darauf, sondern knipste das Licht auf seiner Seite aus. Er lag mit Blick zur Wand zugedeckt in seinem Bett. Naruto folgte seinem Beispiel und drehte ihm ebenfalls den Rücken zu. Nach einiger Zeit des Schweigens im Dunkeln sagte Sasuke finster: "Ich suche mir meine Freunde selbst aus." Naruto antwortete nicht. Er war enttäuscht von Sasuke. Dass sein messerscharfer Verstand und seine hervorragende Beobachtungsgabe gepaart mit seiner überdurchschnittlichen Menschenkenntnis nicht ausreichten, um Karins wahres Wesen zu durchschauen, hätte er nicht gedacht. Aber er würde nicht zulassen, dass sie ihn an Karin und ihre Handlanger verloren. Er würde morgen mit den anderen darüber reden. Zusammen schafften sie es sicherlich, ihm die Augen zu öffnen. . . Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)