Wörter, die mit D beginnen (II)
Fünftes Türchen: Zweiter Advent
Wörter, die mit D beginnen (II)
„Wir sollten langsam nach Hause gehen“, sagte Ludwig und stand auf. Feliciano blieb träge auf dem umgestürzten Baum sitzen und streckte die Beine nach vorn. Sein Atem stand in einer weißen Wolke vor seinem Mund. „Ach, Doitsu... lass uns noch ein bisschen bleiben.“
„Es ist eiskalt.“
„Aber die Sonne geht gerade so schön unter!“
Misstrauisch betrachtete Ludwig das orange-gelbe Licht, das auf die verschneiten Zweige fiel. „Na und? Das passiert jeden Abend, und jeden Morgen geht sie wieder auf. Was ist so besonders daran?“
„Ach, Doitsu“, sagte Feliciano in einem ungewöhnlich erwachsenen Tonfall. „Wieso bist du nur so unromantisch?“
Ludwig brummte etwas, doch er wusste, dass Feliciano sich schlecht zu etwas motivieren ließ, was er nicht wollte. Schon gar nicht, wenn er gerade eine dieser romantischen Phasen hatte. Von Zeit zu Zeit passierte dies, und wenn es passierte, kam Ludwig sich noch gröber und unhöflicher vor als sowieso schon.
„Ist es nicht wunderschön, Doitsu?“, fragte Feliciano versonnen. Seine Augen hingen an der goldgelben Kugel, die langsam hinter den Bäumen versank.
„Hmm“, machte Ludwig und setzte sich seufzend wieder neben ihn.
„Ich will es mir genau einprägen“, sagte Feliciano. „Und dann will ich es malen. Genau so, wie es war. Der Sonnenuntergang, den ich gesehen habe, als ich bei Doitsu war. Das wird ein gutes Bild, glaubst du nicht?“
„Sicher“, antwortete Ludwig und betrachtete Feliciano von der Seite. Er sollte lieber ein Selbstporträt malen, dachte er. Wie er da saß, gedankenverloren, eingemummelt in seinen Schal inmitten der makellos weißen Landschaft... das wäre ein gutes Motiv gewesen.
„Feliciano?“
„Ja?“, fragte Feliciano, ohne den Sonnenuntergang aus den Augen zu lassen.
„Ich liebe d...“
Wieder trat diese peinliche Stille ein, zumindest war sie Ludwig peinlich. Feliciano dagegen wartete ruhig ab und warf ihm einen freundlichen Blick zu, bevor er das Gesicht wieder nach vorn wandte. „Ich höre dir zu, Doitsu.“
„Ich liebe das Bild, das du letzten Sommer gemalt hast“, sagte Ludwig und starrte ebenfalls den Sonnenuntergang an. „Von den Hunden auf der Wiese. Es hängt über meinem Sofa.“
„Ach, wirklich?“ Feliciano lachte glücklich. „Das war mir noch gar nicht aufgefallen. Schön, wenn es dir gefällt, Doitsu!“