Confidence von NejiTen-Schreiber ([NejiTen]-Adventskalender 2o1o) ================================================================================ Kapitel 22: 22. Dezember - Praying for Rain (Teil 2) ---------------------------------------------------- Achtung, dieser Teil ist brutaler als der 1. Außerdem hab ich bei manchen Parts echt keine Ahnung, wie realistisch die sind. ~~~~~~~ Teil II Die Füße der Kämpfenden wirbelten Staub auf, das Klirren von Metall auf Metall hing in der Luft und Neji klang sein eigenes Keuchen so laut in den Ohren, dass er kaum etwas anderes hörte. Er bewegte sich nur noch automatisch – blocken, zustechen, abwehren, eine Riposte… Er konnte TenTen im Rücken spüren, als seien sie es gewohnt, auf diese Art miteinander zu kämpfen und würden es heute nicht zum ersten Mal tun. Es war ein seltsames Gefühl – derartige Vertrautheit hatte er noch nie erlebt. Sie versuchten, zu den Pferden durchzukommen, die ängstlich und nervös in den Teich zurückgewichen waren. Sie waren Samqe und kämpften lieber im Sattel als am Boden, vor allem, wenn ein Teil ihrer Gegner ebenfalls beritten war. Zum Glück hatten Kiba und Ino es auf den Rücken ihrer Pferde geschafft, so dass sie die Reiter auf sich lenken konnten. TenTen hinter ihm schrieb plötzlich unterdrückt auf und wich zurück, stieß gegen ihn, was ihn beinahe aus dem Takt brachte. War sie verletzt? Er hatte keine Zeit, sich umzudrehen, nicht, wenn er mit drei Gegnern gleichzeitig aufnehmen musste. Aus den Augenwinkeln sah er, wie Kiba von seinem Pferd stürzte und zwischen den Hufen mehrerer Rösser verschwand. Dann ertönte von irgendwo ein lauter, vertrauter Kriegsruf – Pein war endlich gekommen! Ob Konan bei ihr war? Neji konnte sie beide nicht sehen, aber TenTen murmelte: „Verdammt!“ Wahrscheinlich war die Zauberin auch anwesend. Neji zog sein Schwert hoch und wehrte einen Schlag ab, dann ertönte das laute Poltern von Stein auf Stein, das für einige Augenblicke jedes andere Geräusch übertönte. Danach klang das Kampfgeschrei der Angreifer nicht mehr ganz so enthusiastisch wie vorher und Neji konnte sehen, wie abgelenkt sie von den Neuankömmlingen waren. Ein Blutkrieger und eine Zauberin? Das war niemand, mit denen man sich anlegen konnte. Er zog einen Mundwinkel nach oben und nutzte die Chance. Einer der Männer fiel tot in den Dreck, der andere entging dem tödlichen Streich, doch nicht völlig unverletzt. Doch der dritte zwang Neji zurück in die Defensive. Der Heiler wich zurück, bis er gegen TenTen stieß, und ihre Gegner gestatteten ihnen anscheinend eine Atempause, um ihnen zu zeigen, wie ausweglos die Situation war. Um sie herum tobte der Kampf weiter. Ino war inzwischen in die Ecke gedrängt worden, aber Hidan klang noch immer so aggressiv wie zu Beginn, sein Gebrüll voller Wut und Zorn. „Wir schaffen das nicht.“, erklärte TenTen leise. „Hast du gesehen, was mit Kiba passiert ist?“ „Nein. Ich weiß auch nicht, wo Shino ist.“ Neji fluchte leise. „Aber vor Hidan haben sie Angst – er hat schon zwei Pferde gefällt.“ Dazu musste die Sense sich gut eignen. „Das ist nur ein kleiner Aufsch…“ Das plötzliche Donnern zusätzlicher Hufe ließ sie alle herumfahren. Es konnte keine Verstärkung für die Gegner sein, wenn diese ebenso überrascht reagierten. Am Hügelkamm waren einige Reiter aufgetaucht und es dauerte nur einen Moment, bis Neji Itachi von den Uchiha und seine Begleiter erkannte. Er wechselte einen besorgen Blick mit TenTen. Das konnte nichts Gutes bringen. Die Ausgestoßenen würden hier alle sterben, aber den Sonnenreitern mochte es nicht anders ergehen, wenn man ihre Feindschaft mit dem ansässigen Stamm bedachte. Trotzdem bot es ihnen eine Chance. Er packte TenTen am Handgelenkt, hob sein Schwert und fegte einen seiner Feinde zur Seite, ehe er die junge Kriegerin hinter sich herzog, auf die Pferde zu. Für einen Moment war sie eine Last, dann fing sie sich und er ließ sie los. Kurz darauf spritzte das Wasser unter ihren Stiefeln auf, als sie in den Teich auf die Pferde zustürmten, und die Uchiha brachen wie eine dunkle Welle über die Kämpfenden herein. Neji schwang sich mit einem Ruck auf den Rücken seines Schecken und versuchte, ihn zu beruhigen. Es herrschte Chaos und Gebrüll um sie herum. Die reiterlosen Pferde brachen endgültig aus und trampelten zwei oder drei Männer einfach nieder, als sie auf den Ausgang des Tales zustürmten. Neji brachte währenddessen seinen scheuenden Schecken unter Kontrolle zu bringen. TenTen neben ihm ging es ähnlich, aber wenigstens saßen sie jetzt im Sattel. Ein Glück, dass sie die Tiere nicht abgezäumt hatten, aber das war in feindlichem Gebiet Routine. Der Schecke wieherte und war nun kein halb panisches Bündel Nerven mehr, sondern bereit, dass sein Reiter ihn jetzt in den Kampf lenken konnte. Es dauerte nicht lange, da war der ganze Spuk vorbei. Leichen lagen um sie herum im Dreck, die Uchiha hatten die panischen Pferde eingefangen und brachten sie zurück und die Sonnenreiter standen erneut mit dem Rücken zum Feind. Neji und Pein hatten sich zwischen ihnen und den Feinden aufgebaut, doch die schienen nicht auf einen Kampf zu brennen. Es dauerte eine Weile, dann löste Itachi sich aus dem Kreis seiner Klanbrüder. Sein Pferd warf nervös den Kopf und tänzelte auf der Stelle, aber er kümmerte sich kaum darum. „Ihr seid also auf dem Weg zum Heiligen Tal?“ Pein nickte abgehakt. „Wegen dem Regen.“ Diesmal war es keine Frage, dennoch nickte der Blutkrieger erneut. Im Moment machte er seinem Titel alle Ehre – das Schwert troff von dem roten Lebenssaft und auch sein Gesicht und Teile seiner Kleidung waren damit beschmiert. Für Neji war es kein neuer Anblick, aber er hatte die Blicke von Ino und TenTen bemerkt, als sie ihn gesehen hatten. Anscheinend hatten sie ihn noch nie in wirklicher Aktion erlebt. Doch Itachi ließ sich davon nicht beeindrucken. „Ich hoffe für euch, dass ihr die Wahrheit sagt.“, erklärte er dann. „Wir werden euch gehen lassen und kein Uchiha wird euch behelligen. Schafft nur Regen herbei und auch auf eurem Rückweg wird euch von uns keine Gefahr drohen.“ Was bedeutete, falls sie es nicht schaffen würden, würden die Uchiha sie auf jeden Fall töten. Aber dennoch war dieses Angebot weit mehr, als sie hätten erwarten dürfen. Die Uchiha, die Sonnenreitern eine helfende Hand anboten? Entsprechend waren die Reaktionen hinter ihnen – er hörte mehr als ein erstauntes Aufkeuchen und Ino begann einen halblauten Satz: „Wa…?“, ehe alles wieder still wurde. Doch die feindselige Atmosphäre wandelte sich zu einer abwartenden. Noch waren sie nicht gänzlich überzeugt, doch Neji war sicher, dass Itachi sie nicht aus einem bizarren, grausamen Grund anlog. Konan war es, die ihren Rappen zwischen Neji und Pein hindurch trieb und sich Itachi gegenüberstellte. Sie legte fragend den Kopf schief und mehr musste sie auch nicht tun. „Auch wir benötigen Regen.“, sagte der Uchihakrieger, als sei dies alle Erklärung, die sie brauchten. Und das war es auch. Konan nickte und wandte sich wieder ab. „Wo… wo ist Shino?“, wollte TenTen plötzlich wissen. Neji drehte sich um, um seine Begleiter anzusehen. Es war das erste Mal nach dem Kampf, dass er sie eingehend betrachtete. Kiba lebte noch, aber er sah schlecht aus. Eine Hand hatte er auf eine Wunde an der Seite gedrückt, die allen Anscheins noch blutete, sein anderes Handgelenk hatte er in den Schoß gelegt und er hatte mehr als nur einen blauen Fleck. Ino hatte einen Schnitt im Gesicht und ihr linker Ärmel war zerfetzt, Hidan dagegen hatte nur ein paar Kratzer. TenTen war leicht an der Schulter verwundet, wenn das Blut an ihrem Hemd etwas zu bedeuten hatte. Pein und Konan dagegen schienen völlig unverletzt. Wahrscheinlich hatte sich niemand so nah an sie herangetraut. Auch Neji selbst hatte etwas abbekommen, aber alles nur oberflächlich. Shino fehlte völlig. „Kümmert euch um eure Verletzungen.“, befahl Itachi. „Wir kümmern uns um die Leichen. Wir sagen euch bescheid, wenn wir euren Anführer finden.“ Irgendwo waren einige Singvögel zu hören und der Wind pfiff zwischen den Felsen hindurch, die ihren temporären Lagerplatz umgaben. TenTen versuchte, aus Pferdemist und ein paar wenigen, knochentrockenen Zweigen ein Feuer zu entfachen. Zuerst hatte sie von dem Boden rundherum sorgfältig alles entfernt, was sich ebenfalls entzünden konnte. Ino schaffte Wasser herbei – Neji hatte gesagt, dass er welches brauchte, und wenn der Heiler etwas Derartiges sagt, dann war es so. Kibas Verletzungen waren nicht besser geworden, deswegen hatten sie halt gemacht, damit der Hyuugakrieger sie ordentlich untersuchen konnte. Vermutlich würde er jede einzelne Wunde, die sie alle davongetragen hatten, fachgemäß versorgen. An der Affenquelle, zwischen den Uchiha und den Toten, hatte niemand lange bleiben wollen, darum hatte er nur das nötigste geschafft. Er hatte gehofft, dass Kiba länger durchhalten würde, aber sie hörte einfach nicht auf zu bluten – er würde sie jetzt nähen, nachdem er sie gründlich gereinigt und versorgt hatte. Mehr konnte er nicht tun, hatte er ihnen erklärt. Hidan und Pein hatten die Wachen übernommen, aber nichts rührte sich. Konan hockte regungslos mit untergeschlagenen Beinen unter einem Felsvorsprung und starrte in den Himmel. Ino saß jetzt, in Konkurrenz zu Akamaru, der keinen Schritt von der Seite seines Meisters wich, neben Kiba am Boden und redete leise auf ihn ein. Sie machte sich große Sorgen, das bemerkte TenTen sofort, mehr als alle anderen. Was zwischen den beiden lief, das wusste niemand so ganz genau, aber es wurde immer offensichtlicher. TenTen schlug mit einer geübten Bewegung die Feuersteine zusammen, so dass Funken entstanden. Es war erstaunlich, wie tief die Routine des Feuerentzündens saß, auch wenn sie schon so lange keines mehr entfacht hatte. Shino hatte den Angriff nicht überlebt. Wenn sie so zurückdachte, war es eigentlich kein Wunder. Shino war der einzige, der sich völlig im Offenen befunden hatte, ohne eine Chance auf Deckung oder darauf, die Pferde zu erreichen und noch dazu ohne einen Kampfbruder an der Seite. Er hinterließ eine schwangere Frau und einen kleinen Sohn, aber sein Vater und seine Schwager würden sich um sie kümmern. Dennoch war es hart, jemand zu verlieren. TenTen blinzelte wütend Tränen aus den Augen. Trauern konnten sie später, wenn ihre Aufgabe erledigt und der Regen gefallen war. Das Leben der Samqe war immer hart und meistens kurz – Krieger starben fast immer vor ihrer Zeit und die meisten wirklich alten Leute in den Lagern waren Frauen. Und es war eine Ehre im Kampf zu fallen. Shino würde jetzt mit dem Pferdegott reiten, Seite an Seite mit den unvergessenen und vergessenen Helden ihres Volkes, mit den großen Kriegern, die früher über dieses weite Land gestürmt und sich unerschrocken ihren Feinden gestellt hatten. Es war eine Ehre, im Kampf zu fallen. Mit einer entschlossenen Bewegung wischte sie sich die Feuchtigkeit aus den Augen und blies sanft auf die kleine Flamme, die sie entfacht hatte, die rasch größer wurde und das Brennmaterial übergriff, dass TenTen ihr zur Verfügung gestellt hatte. Ino hängte den kleinen Kessel an einem behelfsmäßigen Gestell über das Feuer, ehe sie wieder an ihren Platz neben Kiba zurückkehrte, den sie so selbstverständlich eingenommen hatte, als würde sie dort hingehören. Neji sagte leise etwas zu ihnen, dann stand er auf und kam herüber. Für einen Moment blickte er sie nur an, dann legte er ihr die Hand ein stummer Trost, den sie und der überraschend beruhigend wirkte. Sie warf ihm ein schwaches Lächeln zu und blickte dann zu Kiba hinüber. „Wird er es überleben?“, wollte sie leise wissen und Neji hob nur die Schultern. „Das wissen allein die Götter. Wenn wir hier bleiben könnten, bis das Gröbste überstanden ist, dann wäre ich recht zuversichtlich, aber so…? Vielleicht hätten wir die Uchiha fragen sollen…“ Sie wusste, worauf er hinauswollte, und lachte leise. „Glaubst du wirklich, Kiba hätte zugelassen, dass wir ihn zurücklassen – und dann auch noch bei den Uchiha? Ganz zu schweigen davon, dass die ihn sicher nicht genommen hätten. Itachis Angebot ist schon mehr, als jeder von uns erwartet hat, obwohl wir alle wissen, dass es ihnen nicht anders als uns geht.“ Neji nickte. „Ich habe nichts anderes angenommen. Aber auf einem Ritt habe ich einfach nicht die Möglichkeiten, die ich gerne hätte.“ Er warf einen kurzen Blick über die Schulter. „Aber Kiba ist stark. Er kann es schaffen und ich werde alles in meiner Macht tun, um ihm zu helfen.“ TenTen warf ihm erneut ein Lächeln zu, diesmal stärker und voll von mehr als Dankbarkeit. Neji blickte sie einen Moment an, dann sah er zur Seite, verwirrt. Sie schwiegen, während das Wasser in dem Topf langsam wärmer wurde. „Ich bin froh, dass du bei uns bist.“, erklärte TenTen plötzlich. „Ohne dir würden wir Kiba ganz sicher verlieren und … auch sonst.“ Sie wusste nicht, wie sie das, was sie fühlte, in Worte fassen konnte, darum hoffte sie einfach, dass er verstehen würde, wenn sie hilflos herumstammelte und versuchte, ihre Gedanken und Gefühle in Worte zu fassen. „Ich … habe noch nicht oft Seite an Seite mit jemandem wie dir gekämpft. Es war gut.“ Gut war untertrieben – sie wusste es, sie wusste es ganz genau. Nie hatte sie ein solches Gefühl beim Kampf gehabt und das Wissen, Neji als Rückendeckung zu haben, hatte ihr Selbstbewusstsein und vollkommenes Vertrauen in ihn gegeben. Sie hatte gewusst, weil er überlebt hatte, hatte sie es auch getan. Wenn er gefallen wäre, wäre sie mit ihm gefallen. Aber sie sagte nichts mehr, als sie bemerkte, wie Neji einfach nickte, während er ihr einen kurzen Seitenblick zuwarf. Das Licht der Flammen tanzte in seinen hellen, so seltsamen Augen, ein fremdartiger Anblick, der ihr anziehend und rätselhaft zugleich vorkam. „Ich hoffe, ich kann auch nach dieser Reise noch einmal mit dir reiten.“, sagte sie. „Du kannst in unser Dorf kommen, wann immer du willst.“ Er wandte sich ab und blickte in das Feuer. Von dem Topf stieg inzwischen Dampf auf. Anscheinend näherte sich die Temperatur des Wassers langsam dem benötigten Punkt. Neji tauchte vorsichtig seinen Finger in die Flüssigkeit und zog ihn dann mit einem Nicken zurück. Offenbar musste das reichen. Er griff nach einigen sauberen Tüchern, die er aus seiner Heilertasche geholt hatte, und warf sie in das Wasser. „Ich werde dich besuchen kommen.“, sagte er, ehe er aufstand und zu Kiba zurückkehrte. Neji zog den letzten Knoten an Kibas Verbänden fest. Seinem Patienten schien es bereits jetzt besser zu gehen. Er war jedenfalls voller Tatendrang und angelte bereits nach seinem Schwert. Vielleicht hatte er einfach nur die Pause gebraucht. Die kommenden Tage würden zeigen, wie es weiterging. Neji nickte ihm zu, als er sich bedankte, und erhob sich, um zu den Pferden zu gehen. Er hatte über einiges nachzudenken. Das Gespräch mit TenTen und ihre bloße Gegenwart hatten ein seltsames Gefühl in ihm ausgelöst. Trotz der Ereignisse des vergangenen Tages, der Kampf, Shinos Tod, Kibas Verletzungen, die Anstrengungen des Rittes, der hinter ihnen lag und der noch kommen würde, fühlte er sich seltsam leicht. Er kannte dieses Gefühl, wenn es auch nie so schnell gekommen war – oder so stark. Verrückt. Sie kannten sich noch nicht einmal einen Mond. Sein Schecke kam ihm entgegen und stieß ihn mit den Nüstern an. „Hey du.“, murmelte er und klopfte dem Tier auf den kräftigen Hals. Dessen Ohren zuckten unruhig und Neji warf einen Blick auf die anderen Rösser – auch sie wirkten nervös. Ob sie etwas gewittert hatten? Er wollte gerade die beiden selbsternannten Wächter drauf aufmerksam machen, als Hidan einen lauten Ruf ausstieß, seine Sense in beide Hände nahm und sie schwang. Kurz darauf klang Peins Schrei zu ihnen herüber. „Jeredhan!“ Das Wort schreckte sie alle auf und Hände zuckten zu den Waffen. Doch die Wüstendämonen waren über ihnen, ehe sie sich richtig fangen konnten. Die Wesen sahen wie eine seltsame Kreuzung zwischen Löwe und Wolf, doch sie waren ein ganzes Stück größer als die Raubkatzen. Ihre Hinterbeine waren kürzer als die vorderen, ihre Tatzen bewehrt mit fingerlangen Klauen und ihre Mäuler waren voll mit messerscharfen Reißzähnen. Die intelligenten Augen blitzten boshaft aus den mit dunklem Fell bedeckten, spitzen Gesichtern. Sie wussten, dass sie ihre Beute eingekesselt hatten. Neji schwang sich mit einer Bewegung auf den Rücken seines scheuenden Pferdes, während sich die anderen Reittiere sich ängstlich zusammendrängten und nach allem ausschlugen, was ihnen zu nahe kam. Neji hob sein Schwert, stieß einen Kriegsruf aus und trieb den Schecken in das Getümmel. Der Kampf war eher wie ein albtraumhafter Rausch für ihn und er würde sich nie klar an ihn erinnern können. So schnell nach der Schlacht gegen die Ausgestoßenen ein zweiter Kampf – sein Verstand machte einfach zu und er reagierte automatisch, schlug zu, hieb um sich, hackte und trat. Klauen rissen sein Bein auf, aber er bemerkte es kaum. Als sein Schecke einfach unter ihm herausgerissen wurde, rollte er sich durch den Dreck und sprang auf, um zu Fuß zu beenden, was er auf dem Rücken seines Pferdes begonnen hatte. Um ihn herum tobte die Schlacht, aber er realisierte überhaupt nichts davon. Da waren nur er und seine Gegner und das Wissen, dass er hier sterben würde, wenn nicht ein Wunder geschah. Ein plötzliches, durchdringendes Kreischen ließ die Jeredhans auffahren und gen Himmel starren. Neji nutzte die Chance und schlug zu, trennte seinem monströsen Gegner eine Klaue ab, die mit einem nassen Geräusch in den Sand fiel. Die Bestie stieß einen lauten Schrei aus und hob die zweite Tatze um nach ihm zu schlagen. Neji duckte sich darunter hinweg und rammte dem Wesen die Klinge in den Bauch. Mit einer Kraftanstrengung trieb er das Schwert tiefer und zog es nach oben, dass Fell und Haut aufgeschlitzt wurde und die Eingeweide herausquollen. Der Jeredhan brach kreischend zusammen, so dass der Hyuugakrieger hastig seine Klinge losließ und zurücksprang, damit das Wesen ihn nicht unter sich begrub. Er stolperte und fiel in den Dreck, er hatte seine Waffe verloren wund war im Moment völlig hilflos, trotz des Dolches, den er eilig gezogen hatte. Aber anscheinend benötigte er ihn gar nicht mehr. Das Trommeln der Jeredhantatzen auf Sand und Stein drang an seine Ohren und er blickte auf, sah überrascht zu, wie die Wesen die steilen Felswände erklommen und dahinter verschwanden. Neji rappelte sich mühsam auf. Er hatte Kratzspuren am Bein, wo Klauen seine Hose und Haut und Fleisch darunter aufgerissen hatten. Doch die Wunde hatte bereits aufgehört zu bluten, also ignorierte er sie fürs erste. Wieso taten die Jeredhan das? Warum flohen sie? Sie waren doch in der Überzahl gewesen, ihrer menschlichen Beute völlig sicher. Er wechselte einen Blick mit TenTen, die neben ihn getreten war, doch die wirkte ebenso verwirrt. Sie hob hilflos die Schultern und gemeinsam blickten sie sich nach ihren Freunden um. Kiba lehnte an einer Felswand, mit Ino und Akamaru als lebende Mauer vor sich. Anscheinend hatte sie alles getan, um ihn vor den Jeredhan zu schützen und anscheinend war es ihnen gelungen, denn er lebte noch. Um sie herum lagen die Leichen mehrerer ihrer monströsen Gegner, zerfetzt mit einer Wut, die Neji weder Ino noch dem Hund zugetraut hätte. Konan stand etwas Abseits und um ihre Hände tanzten noch die Restfunken magischer Energie. Nur Hidan und Pein waren nirgendwo zu sehen. Die Zauberin war die erste, die sich abwandte, und zielstrebig auf einige Felsen zuhumpelte. Anscheinend hatte der Kampf selbst von ihr Tribut gefordert. Der Rest der Gruppe, außer Kiba, der gegen eine Felswand gesunken war. Er umklammerte noch immer sein blutiges Schwert und atmete heftig – vermutlich hatte er mehr Schmerzen, als er sich anmerken ließ. Neji hätte gern etwas dagegen unternommen, aber er wusste, dass es da nichts mehr gab – er hatte bereits alles getan. Und vielleicht brauchten Hidan und Pein seine Hilfe dringender. Also folgte er Konan, die zu wissen schien, wohin sie ging, ebenfalls hinkend. Sie fanden die beiden etwas weiter entfernt. Hidan brauchte seine Hilfe nicht mehr, aber Pein selbst sah übel aus. Er kniete neben Hidan am Boden, die Hände um zwei Schwertgriffe gekrampft. Sein orangerotes Haar klebte mit Blut verschmiert an seinem Kopf und auch seine Kleidung war jetzt völlig durchtränkt von der roten Flüssigkeit. Kadaver von Jeredhans lagen um sie herum, jeder einzelne zerfetzt und zerhackt in mehrere Stücke. Neji fuhr sich durch die Haare, während Ino hinter ihm zur Seite stürzte und sich erbrach. Aber für ihn war ein solcher Anblick auch nichts Neues – dies war das Schlachtfeld eines Blutkriegers. Konan blieb stehen und deutete an, dass sie es ihr gleichtun sollten, aber keiner von ihnen dachte daran, sich dem Blutkrieger weiterhin zu nähern. Pein würde erst eine Weile brauchen, um sich zu beruhigen und sie nicht mit Feinde zu verwechseln. Das wäre fatal – sie würden so enden wie die Jeredhan. Und Hidan… Neji warf einen kurzen Blick auf das, was die Dämonen der Wüste von ihm übrig gelassen hatten. Sie hatten ihn völlig zerfetzt. Seine Sense lag in der Nähe, rot verschmiert von all dem Blut, von dem es sich nicht mehr feststellen lassen konnte, ob es ihrem Besitzer oder dessen gefällten Gegnern gehört hatte. Vermutlich etwas von beiden. Neji rieb sich über die Stirn und wechselte einen erneuten besorgten Blick mit TenTen. Das konnte nicht gut gehen. Wie konnten sie bei diesen Unglücken, die sie neuerdings begleiteten, hoffen, das Ziel zu erreichen? Denn zwei Tote innerhalb von einem Tag? Und auch der dritte würde vielleicht bald folgen… Der Kampf konnte Kiba nicht gut getan haben. Auch wenn sie nur noch einige wenige Tage vor sich hatten… „Ich schlage vor, wir blieben trotz allem erst einmal hier.“, sagte TenTen plötzlich. „Wir müssen Hidan ordentlich bestatten und wir können alle eine Pause vertragen.“ Ino nickte heftig, während Konan eher abweisend dreinblickte. Trotzdem tat sie keine Widerworte kund, sondern erklärte einfach nur: „Aber wir müssen uns dennoch beeilen. Irgendetwas stimmt nicht – warum sollten die Jeredhan sonst so schnell und plötzlich geflohen sein?“ Wieder machten besorgte Blicke die Runde, aber keiner von ihnen fühlte sich in der Lage, jetzt sofort aufzubrechen. Was war das Wunder, das sie alle gerettet hatte? Vermutlich eine neue Katastrophe für ihre kleine Gruppe. Also nickten sie einfach nur und teilten sich auf, um die Bestattung vorzubereiten. Einzig Konan kletterte auf einen der Felsen und beobachtete unruhig den Horizont. Sie hatten Neji Shinos braune Stute gegeben, denn sein Schecke war eines der Opfer, das der Kampf gegen die Jeredhan gefordert hatte. Zum Glück hatten die Dämonen sich erst auf die wirklich gefährlichen Gegner konzentriert und die anderen Pferde am Leben gelassen. Ansonsten hätten sie ein Problem gehabt – ohne Pferd reiste es sich schlecht in den Landen der Samqe. TenTen warf einen Blick über die Schulter zu dem Heiler, der ihr so sehr ans Herz gewachsen war, dass sie überlegte, mit ihm zu gehen, wenn er zu seiner Familie ritt. Nejis Kopf war auf seine Brust gesunken und anscheinend schlief er – wie auch die meisten anderen ihrer kleinen Gruppe. Der Sternenhimmel spannte sich weit und dunkel über ihnen, der Mond eine helle Sichel. Seit dem Kampf mit den Jeredhan waren sie unterwegs. So lange waren sie selten im Sattel, aber sie waren Samqe und sie schliefen und aßen auf den Rücken ihrer Pferde. Ino hatte Kiba an seinen Sattel gebunden, so dass er nicht hinunterfiel – die anstrengende Reise machte ihm sichtlich zu schaffen und TenTen bangte die Stunde, an der er einfach aufgeben und sterben würde. Sie war sich sicher, dass sie bald kommen würde, obwohl Neji immer wieder sagte, dass Kiba stark war und noch immer eine Chance hatte. Die einzigen Pausen, die sie einlegten, waren die, wenn Neji sich die Wunden ansehen wollte. Er stellte bei allen außer Kiba Verbesserungen fest und war zufrieden, doch der Hundemeister machte ihnen allen Sorgen. TenTen hoffte nur, dass sie das Heilige Tal wirklich bald erreichen würden. Dann konnte er ruhen, auch wenn die Chance, dass er überlebte, mit jedem Tag weiter schwand. Aber inzwischen waren sie alle angeschlagen, verwundet und einfach nur müde und sehnten sich die Mauern des Walles herbei, der das Tal von der Außenwelt abgrenzte. Nachdem Pein sich beruhigt und sie in dem kleinen Tal eine Grabstätte für Hidan errichtet hatten, war Neji auch fertig gewesen, sich um die frischen Wunden zu kümmern. Sie waren auf ihre Pferde gestiegen und davongeritten, wieder ein Krieger weniger. Ihr Weg führte sie geradewegs auf das Heilige Tal zu und sie alle hielten es für besser, ihn so schnell wie möglich hinter sich zu bringen. Konan hatte zum Aufbruch getrieben und ihre Begleiter waren ihrem Befehl gefolgt, auch wenn die Zauberin sich weigerte ihnen mitzuteilen, was sie gesehen hatte. Außerdem wussten sie noch immer nicht, warum die Jeredhan so plötzlich geflohen waren, und sie konnten jeden Augenblick zurückkommen. Und das würde ihrer aller Tod bedeuten. Darum gestatteten sie sich auch nicht, Nachtlager aufzuschlagen oder aus einem weniger wichtigen Grund als ihre Gesundheit eine Pause einzulegen. Hin und wieder führten die die Pferde an den Zügeln, damit die Tiere sich ausruhen konnten, nur Kiba durfte im Sattel bleiben oder wechselte auf das nun reiterlose Ross Hidans. Akamaru blieb treu und unveränderlich an der Seite seines Herrn, ebenso wie Ino. Sollte Kiba die Reise überleben, würde dies ein großer Schritt für ihrer beider Beziehung sein. Wenn nicht, wäre Ino am Boden zerstört. TenTen gestattete sich noch einen Blick auf Neji. Shinos Braune schritt gemächlich aus, sie hatte sich längst an ihren neuen Reiter gewöhnt. Er schwankte leicht im Sattel, aber langjährige Übung ließ ihn das sogar im Schlaf ausgleichen. TenTen ließ ihren Fuchs langsamer laufen, so dass sie schließlich mit der Braunen in Takt fiel. Am liebsten hätte sie die Hand ausgestreckt und Nejis Gesicht berührt, seinen starken Kiefer, die elegant geschwungene Nase… Aber sie beließ es dabei, ihn einfach nur anzusehen. Es war vermutlich nicht oft, dass er zuließ, dass jemand ihm beim Schlafen beobachtete. Bis jetzt war er immer vor ihr wach gewesen und nach ihr schlafen gegangen. Das hieß, entweder vertraute er ihr inzwischen genug, dass sein sechster Sinn nicht auf sie reagierte, oder er war einfach so erschöpft, dass er sein Körper den Schlaf einfach einforderte. „TenTen?“ Konans Stimme ließ sie aufschrecken und rot anlaufen. „J…ja?“, stotterte sie und schalt sich gleich darauf dafür. Was hatte sie zu verbergen? Eine Verbindung zwischen Hyuuga und den Sonnenreitern war sicherlich nicht verboten. „Bist du noch ausgeruht genug, Späher zu spielen?“ Die Frage war ungewöhnlich, aber da sie und die Zauberin anscheinend die einzigen waren, die momentan wach waren – jemand musste den Zug führen, denn die Pferde wussten von allein nicht den Weg, darum mussten sie sich abwechseln – war es jedoch nicht erstaunlich, dass Konan sich an sie wandte. Und sowieso – Kiba, ihr eigentlicher Späher, stand gerade sowieso außer Frage. Also nickte TenTen. „Siehst du die Hügelkette dort?“ Konan deutete nach Osten, wo sich eine Gruppe besonders hoher Anhöhen aus dem Boden wölbe. „Das muss ein guter Aussichtspunkt sein. Schau dich einfach genau um.“ TenTen nickte. „Erwarte mich bald zurück.“ Sie lenkte ihre Fuchsstute aus der Reihe der Reiter und trieb sie zu einem Kanter an, der sie rasch ihrem Ziel näherbrachte. Während das Pferd sich seinen Weg suchte und sie es mit den Beinen in die grobe Richtung lenkte, kramte sie nach ihrem Vorratsbeutel um einige Streifen Trockenfleisch daraus hervorzuziehen. Noch kauend erreichte sie den Kamm größten Anhöhe und zügelte so abrupt ihre Stute, dass das Tier unwillig schnaubte. Der Himmel war rot gefärbt. Es war noch weit genug weg, dass die hohe Hügelkette ihnen jeglichen Blick versperrt hatte. Konan musste es gewusst oder zumindest geahnt haben, sonst hätte sie TenTen nicht ausgerechnet hierher geschickt. Und jetzt, so fuhr es ihr durch den Kopf, wussten sie auch, warum die Jeredhan so plötzlich geflüchtet waren. Sie mussten es gerochen oder gespürt haben, denn hiervor fürchteten selbst die Dämonen der Wüste sich. Die Steppe brannte. Das Feuer musste sich schon vor einigen Tagen entzündet haben, denn es schien den gesamten Horizont zu entdecken. Flammen, rot und gelb und manchmal blau schlugen gen Himmel und verschlangen alles, was sie in die gierigen Hände bekamen, fraßen und wurden doch nicht satt. Leuchtende Tänzer, die nichts als Asche und Zerstörung zurückließen, und Tod. Den Winden mussten sie danken, dass es noch nicht in ihre Richtung getrieben worden war. Aber TenTen wusste – es würde kommen. Die Winde waren nicht beständig genug. Und dann würden sie verloren sein, wenn sie nicht bis dahin das Heilige Tal erreicht hatten. Das Tal war geschützt vor Feuer, hieß es, denn es war von einem breiten Streifen gerodeten, graslosen Gebietes umgeben, einer Feuerschneise. Es durfte nicht riskiert werden, dass das Tal einem Inferno zum Opfer fiel, darum kümmerte man sich gewissenhaft um diese Aufgabe. Das Tal würde ihr sicherer Hafen sein. Es war nur die Frage, ob sie oder das Feuer schnellfüßiger war. Jetzt mussten sie schneller Reiten als der Wind, schneller als die Flammen. TenTen löste sich mit einem Ruck aus ihrer Erstarrung, riss ihre Stute herum und trieb sie in vollem Galopp den Hang hinunter. Sie musste die anderen warnen. Das Brüllen der Flammen drang bis zu ihnen herüber. Rauch hing in der Luft und verschleierte ihnen die Sicht. Es roch durchdringend nach Feuer, nach brennendem Gras und verbrannter Erde. Die Reiter hatten ihre letzten Wasservorräte aufgebraucht und damit die Tücher getränkt, die sie sich und ihren Pferden vor die Nasen gebunden hatten. Das hielt zumindest den Größten Teil von dem Staub und Rauch fern, der in der Luft hing. Gegen die Hitze gab es jedoch kaum Milderung – die Flammen, obwohl noch weit entfernt, brachten die Luft zum Flimmern. Der Schweiß lief ihnen über die Gesichter und sorgte dafür, dass ihre Kleidung unangenehm am Körper klebte. Auch die Pferde schwitzen, nicht nur von der Hitze, auch wegen der Anstrengung und der mühsam von ihren Reitern unter Kontrolle gehaltenen Angst. Würden auch nur ein Samqe in seiner Wachsamkeit nachlassen, würden die Tiere durchdrehen und kopflos voranstürmen und dies würde ihr aller Verderben sein. Die Packpferde sowie Hidans hatten sie bereits laufen lassen, da sie keine Chance hatten, die reiterlosen Tiere zu beherrschen. Ebenso hatten sie sich allen unnötigen Gepäcks entledigt – den Zelten, Vorräten, Kleidung. Je weniger Gewicht, desto weniger mussten die Pferde tragen und desto schneller kamen sie voran. TenTen hatte sie aufgeschreckt mit ihrer Nachricht von dem Inferno. Konan hatte nicht zugelassen, dass auch nur einer von ihnen Panik verfiel, und dann das Kommando übernommen. Es war offensichtlich, dass sie bereits an die Möglichkeit eines Feuers gedacht hatte. Aber niemand hatte etwas gesagt, alle hatten ihre Führung gern angenommen. Nach den hastigen Vorbereitungen zu ihrer überstürzten Flucht vor etwas, vor dem sich nicht davonlaufen ließ, hatten sie die Pferde zu einem schnellen, aber kräftesparenden Kanter getrieben. Sie mussten alles abschätzen – die Schnelligkeit des Feuers, die ihrer Pferde, der Wind, die Entfernung zum Heiligen Tal, wo sie in Sicherheit sein würden, die Kraftreserven und Ausdauer ihrer Reittiere, die nicht einfach unter ihnen zusammenbrechen sollten… All das und mehr waren wichtige Faktoren. Erst als der Wind gedreht hatte, so dass er ihnen im Rücken lag, hatten sie die Pferde zu einer schnelleren Gangart angetrieben. Jetzt kam das Feuer auf sie zu, folgte ihnen wie eine reißende, gierige Bestie, deren Beute sie waren. Neji warf einen Blick über die Schulter zurück. Viel konnte er nicht sehen zwischen den turbulenten Rauchschwaden, die der wilde Wind zum Wirbeln brachte. Aber hin und wieder flackerten rote Schatten – die Flammen. Weit hinter ihnen waren sie nicht mehr. Allerdings breiteten sie sich weniger schnell aus, als Neji gedacht hatte. Das trockene Gras brannte wie Zunder, aber der Wind war stark und unbeständig, trieb das Feuer in die eine und die andere Richtung und ließ ihm niemals viel Zeit. Er drehte sich wieder nach vorn. Sein Blick streifte dabei TenTens Gestalt – sie und ihr Pferd waren kaum mehr als Silhouetten, trotzdem bemerkte sie seinen Blick und erwiderte ihn kurz. Das Licht in ihren braunen Augen – Hoffnung und Verzweiflung in gleichen Maßen, Angst und Mut zugleich – war selbst durch den Rauch und über den Rand ihres Sandschleiers hinweg deutlich zu sehen. Er riss sich von dem Anblick los und starrte entschlossen nach vorn, wo Ino und Kiba ritten, mit einem schattenhaften Akamaru an der Seite, und noch weiter, wo Konan, Pein und ihre beiden Pferden kaum mehr waren als Schemen im Rauch. Er wollte nicht in TenTens Augen sehen, wenn sie um ihr Leben ritten. Er wollte in ihre Augen sehen, wenn er Zeit hatte das zu würdigen, was er darin lesen konnte. Shinos braune Stute war ein überaus gutes Tier – besser sogar als sein armer Schecke, der in dem Kampf gegen die Jeredhan gefallen war. Vielleicht konnte er darum bitten, dass sie ihm das Pferd überließen, das ihn jetzt in Richtung Sicherheit trug; sie war ihm bereits jetzt ans Herz gewachsen. Ino ließ sich plötzlich zurückfallen, zügelte ihr Pferd etwas, bis sie zwischen Neji und TenTen reiten konnte. Außer ihren türkisfarbenen Augen war nicht viel von ihrem Gesicht zu sehen, aber das machte nichts. Neji konnte auch so sehen, dass sie Angst hatte und zornig war. „Konan sagt, es kann nicht mehr weit sein.“, brüllte sie gegen den Lärm an, den Feuer, Wind und die Hufe ihrer Pferde machten. „Das wollen wir hoffen!“, schrie TenTen zurück. Sie sah kurz über die Schulter und ließ den Blick über die Ebene schweifen. Viel vermochte sie nicht zu sehen, denn sie schüttelte einfach den Kopf. „Ansonsten wird uns das Feuer einschließen. Seht.“ Sie deutete nach Westen und Neji folgte ihrem Fingerzeig. Für einen Moment war er verwirrt – was war ihr aufgefallen? Dann bemerkte auch er es. Ino stieß einen wüsten Fluch aus. Die Flammen dort waren dort beinahe auf einer Höhe mit ihnen! „Da…das schaffen wir niemals!“, entfuhr es der blonden Kriegerin ängstlich und die Angst in ihren Augen schien die Wut zu verdrängen. „Wie geht es Kiba?“, wollte Neji wissen und der plötzliche Themenwechsel brachte Ino völlig aus dem Takt. Automatisch begann sie zu antworten: „Unverändert. Er ist glücklicherweise noch bei Bewusstsein. Ich wüsste nicht, was wir ansonsten tun … aber ist das denn jetzt wichtig?! Wir werden alle verbrennen!“ TenTen lenkte ihren Fuchs näher an Inos Pferd heran und griff nach ihrem Handgelenk. „Nein. Lasst uns schneller reiten. Wir sind Samqe. Wir sind im Sattel geboren. Wir wohnen im Sattel, essen und schlafen dort. Wir reiten mit dem Wind. Darum lasst uns das tun. Aber vorher müssen wir wissen, ob Kiba das schafft. Wir können ihn nicht zurücklassen.“ Ihre Worte vollbrachten, was Neji nicht hingekriegt hatte. Ino begriff und fing sich. „Ja.“, sagte sie bestimmt und zeigte, welch immenses Vertrauen sie in den Hundemeister hatte. „Ja, das kann er schaffen.“ Mit einem Schrei trieb sie ihr Pferd zu einer schnelleren Gangart an, einem wilden Galopp, den keiner von ihnen lange durchhalten würde. Aber hoffentlich so lange, wie sie es mussten. Kiba folgte Inos vorbeistürmendem Pferd, anscheinend begriff er trotz allem schnell. Auch Neji und TenTen ihre Reittiere antrieben. Die Braune machte einen Satz und stürmte voran, ebenso entschlossen davonzukommen wie ihr Reiter. TenTen lenkte ihre Stute näher und blieb dicht bei ihm, dass sich fast ihre Knie berührten. Auch die Zauberin und der Blutkrieger vor ihnen hatten ihren Pferden die Sporen gegeben. Doch das Feuer kam näher. Die Pferde der Hufe trommelten hart auf dem Boden, warfen Dreck und Staub auf, zermalmten vertrocknetes Gras und kleine Blumen. Die Pferde keuchten laut und rasselnd. Wie lange würden sie noch durchhalten. Die Sicht wurde immer schlechter und inzwischen drang der Rauch auch durch ihre schützenden Tücher. Neji hörte TenTen neben sich husten und warf ihr einen kurzen Blick zu. Sie zupfte an ihrem Staubschleier und schützte sich für einige Momente mit der Hand. Inzwischen war das Prasseln des Feuers zu hören. An manchen Stellen brach der Erdboden auf – wenn eines der Pferde in eine der Spalten geriet, wäre es für es und seinen Reiter vorbei. Sie konnten die Hitze der Flammen jetzt beinahe direkt spüren, auf den freien Flächen ihrer Haut. „Da!“, war Konans Stimme plötzlich zu hören. „Da!“ Neji konnte erkennen, dass sie nach vorne zeigte. Und wirklich. Etwas war zu sehen, hinter dem Rauch – hoch und weit. Felshügel? Mauern? Hatten sie ihr Ziel erreicht? Er wagte es kaum zu hoffen. Spielten ihre Augen und ihre Wunschträume ihnen nicht nur etwas vor? Aber die Schemen verschwanden nicht, sondern wurden nur noch deutlicher, fester. Die Mauern schälten sich aus dem Rauch, die von Felsen überragt wurden, durch die sich ein einziger Weg zog – jener ins Heilige Tal. Und hinter ihnen blieb das Feuer stehen. Die hohe Barrikade hatte nur ein einziges, breites Tor, durch das fünfzehn, zwanzig Reiter nebeneinander einreiten konnten, und höher als drei Männer. Der Wall selbst war ebenso imposant, ganz aus grauem Stein geschaffen, perfekt ineinandergefügte, zugehauene Felsbrocken. Wenn er nicht so erschöpft und die Lage, aus der sie kamen, nicht so schwer, würde er vor Staunen innehalten. Jetzt aber war er einfach nur froh, dass sich ihnen das Tor öffnete und niemand Fragen stellte. Sie trieben ihre Pferde hindurch. Jemand hatte ihnen die Pferde abgenommen und dafür gesorgt, dass sie versorgt wurden. Jemand anderes führte sie durch einige Gänge, die in den Felsen gehauen worden waren, zu einem Zimmer, wo Heiler sich ihrer annahmen. TenTen bekam nicht viel von all dem mit. Nachdem der Adrenalinrausch abgeklungen war, war sie einfach nur noch müde und erschöpft. Doch sie hatte keine Angst mehr. Dies war das heilige Tal. Hier würde ihnen nichts geschehen und die stammlosen Samqe, die hier lebten und sich um alles kümmerten, würden auch ihnen bei allem helfen. Als TenTen wieder erwachte, brauchte sie eine Weile, um zu realisieren, wo sie war. Langsam setzte sie sich in der einfachen Lagerstatt auf und sah sich um. Der Raum war klein und ihre Gefährten – ausschließlich Konan – befanden sich ebenfalls hier. Pein saß an ein Wand gelehnt mit seinem Schwert auf dem Schoß und sie konnte nicht genau sagen, ob er ebenfalls wach war. Die anderen schliefen alle. TenTen schwang die Beine aus dem Bett und stand auf. Sie trug noch immer ihr Untergewand, aber es war verdreckt und zerrissen. Neben ihr auf dem Boden lagen frische Kleidungsstücke und ohne viel zu überlegen schlüpfte sie hinein, ehe sie das Zimmer verließ. Vor ihr breitete sich das Heilige Tal aus. Es war ein beinahe kreisrunder Kessel, der von hohen, steilen Felswänden umgeben war. In diese Wände waren zahlreiche Türen eingegraben worden, die zu den Behausungen der Bewohner des Heiligen Tals führten. In dessen Mitte befand sich ein Teich, zu dem aller Boden mehr oder weniger steil abzufallen schien, und ein Wildbach fiel aus einem Loch in der nördlichen Felswand, schlängelte sich zum Teich und von dort zu einer weiteren Felswand, in der er einfach verschwand. Dieser Heilige Fluss würde auf seinem Weg zum Meer zu einem reißenden Strom anschwellen, aber hier war er teilweise schmal genug, dass sie einfach hinüberspringen konnte. Einige Bäume erhoben sich an dem Teich und an dessen Ufer stand eine einsame Gestalt: Konan. Vermutlich war sie bereits dabei, ihren Zauber durchzuführen, der den Regen vom Himmel zwingen sollte. Denn auch hier war die Dürre deutlich zu sehen. Die Hänge, die eigentlich grün und von saftigem Gras bewachsen sein mussten, waren eher gelblich, die Bäume wirkten schlapp und auch die Gärten, die nicht weit von TenTens Standort angelegt worden waren, sahen nicht gesund und gut gewässert aus. Die junge Kriegerin beschloss, Konan ihrem Ritual zu überlassen, und besuchte stattdessen die Pferde. Sie standen zwischen einigen anderen auf einem abgegrenzten Bereich und wirkten zufrieden. Eine Weile stand sie auf den Zaun gelegt einfach da, dann kehrte sie zu dem Eingang in der Felswand zurück, der in ‚ihr‘ Zimmer führte, in der Hoffnung, sie würde irgendetwas zu Essen auftreiben können. Neji war dort. Er hatte sich ins Gras gesetzt und der sanfte Wind spielte mit einigen seiner langen Haarsträhnen. Sie trat leise zu ihm und setzte sich neben ihn. Für eine Weile waren sie einfach still, genossen die Ruhe und den Frieden, der hier im Tal zu herrschen schien, und die Gegenwart des jeweils anderen. TenTens Blick irrte immer wieder zu der nicht mehr so einsamen Gestalt am Teich zurück. Pein stand jetzt an einen der Bäume gelehnt und ließ die Zauberin nicht aus den Augen, aber er machte auch keine Bewegung, zu ihr zu gehen. „Was wirst du jetzt tun?“, wollte sie plötzlich wissen und überraschte auch sich selbst mit der Frage. Neji wandte ihr seine hellen Augen zu und blickte sie durchdringend an. Dann hob er einmal die Schultern. „Ich werde wahrscheinlich zu meinem Klan reiten.“ „Wahrscheinlich?“, wiederholte sie und wünschte sich, sich konnte den Mut aufbringen, ihn zu fragen, ob er nicht mit ihnen kommen wollte. Aber dann würde sie sich zwischen ihn und den Wunsch stellen, endlich zwischen sich und seinem Onkel Frieden zu schaffen. Vielleicht sollte sie anders fragen: wenn sie denn mit ihm kommen würde? Er blickte wieder nach vorn, dann legte er den Kopf zurück und starrte in den Himmel. Er war strahlend blau und die Sonne stand hoch oben. Einige weiße Wolkenfetzen wurden vom Wind darüber gejagt. Die drückende Hitze, die über dem Land lag, fiel ihr erst jetzt auf. Das Tal war gar nicht so anders als die Ebene – es war ihr nur so vorgekommen. „Du kannst die Braune behalten.“, erklärte TenTen. Wenn es sein müsste, würde sie Shinos Witwe eines ihrer eigenen Pferde geben, denn sie wollte Neji nicht allein und ohne Pferd zurücklassen. Er hatte ihnen so sehr geholfen und er lag ihr am Herz. Ihn ohne Pferd zu sehen würde sie jetzt nicht mehr ertragen. „Danke.“ Wieder verfielen sie in Schweigen. Der Wind zupfte jetzt auch an ihren Haaren, die sie eng an den Kopf gebunden hatte. Er wurde stärker und die Wolkenfetzen hoch über ihnen größer und dicker. Sie lächelte – eine solche Erfrischung kam ihnen jetzt gerade recht. Und der Wind war nicht einmal warm und trocken, sondern angenehm kühl. „Du kannst auch mit uns kommen, wenn du willst.“, bot sie an, erneut erstaunt über ihre Worte. Aber dann ließ sie einfach zu, dass sie aussprach, was sie dachte, was sie fühlte. Es konnte nicht so falsch sein. Neji gab keine Antwort, aber das war keine Ablehnung in seiner Haltung oder seinen Augen, also fuhr sie fort: „Wenn du willst, kann ich auch mit dir gehen.“ Dann dachte sie, dass das zu wenig war und fügte hinzu: „Ich möchte wieder mit dir reiten.“ Er nickte und starrte wieder über das Tal. „Ich möchte auch mit dir reiten. Das war gut.“ Sie lächelte, zog ihre Beine an und schlag die Arme darum. Wie sie die nächsten Worte aussprechen sollte, wusste sie noch nicht, aber sie würde es einfach tun: „Wir … können erst … zu deinem Klan.“ Dann stand Neji plötzlich auf und starrte zum Himmel, ein freudiges Leuchten im Gesicht. „Konan hat es geschafft!“ Sie sprang ebenfalls auf, realisierte gar nicht, worüber er sprach. War ihr eigenes Thema denn nicht wichtig? „Was?“ „Konan hat es geschafft!“, wiederholte er. „Sieh nur!“ Er deutete nach Norden, wo der Himmel schwarz war. Der Nordwind riss an seinen Haaren und peitschte sie durch die Luft. Die Wolken waren wie eine Front und sie kam so schnell näher wie Krieger im vollen Galopp. Da begriff TenTen. Konan hatte es geschafft! Der Regen kam. Sie stieß einen lauten, freudigen Schrei aus und dann war es über ihnen. Regen prasselte auf sie herab und durchnässte sie in Sekundenschnelle. Sie lachte und schrie und weinte vor Glück und alles gleichzeitig. Neji war nicht so enthusiastisch, aber er schien nahezu zu leuchten. Der Lärm, den sie und der Sturmregen veranstalteten, lockte andere Leute aus ihren Behausungen und nach und nach kam jeder im Tal Anwesende hinaus um den Regen zu sehen, das langersehnte Wunder, das die Zauberin der Sonnenreiter herbeigerufen hatte. Auch ihre Gefährten kamen herbei. Ino stützte Kiba, Akamaru sprang bellend um sie herum. Pein trug eine völlig erschöpfte Konan zu ihnen herauf, aber sie beide dachten ebenfalls nicht daran, sich unterzustellen. TenTen lachte wieder, wischte sich Tränen und Regen aus den Augen und schlang die Arme um die ihr am nächsten stehende Person, Neji. „Ist das nicht toll?“, schrie sie und presste ihm einen Kuss auf, der ihr wie ein Blitz in die Glieder fuhr und sie wie betrunken zurückließ. „Ist das nicht toll?!“ Er nickte nur und erwiderte ihre Umarmung. ~~~~~~~ Das war mein letzter Beitrag (es folgen ja auch nur noch 2) und ich wünsche euch allen ein frohes Fest und natürlich auch einen guten Rutsch ins neue Jahr. Bis dann Sorca~ Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)