Scream in the sphere of destiny von Ceydrael (Wage den Schritt hinaus) ================================================================================ Kapitel 22: Der harte Boden der Tatsachen ----------------------------------------- Der Abspann des Filmes drang wie durch einen dichten Nebel zu mir, der jedes Geräusch und jede äußere Empfindung dämpfte wie ein Kissen. Ich war völlig in mich zurückgezogen, lauschte meinem Herzschlag und dem Rauschen des Blutes in meinen Ohren. Meine Gefühle schwankten zwischen Verlegenheit und höchstem Glück, während auch die Scham ein wenig an mir nagte. Was wir hier eben getan hatten, dass war…. Nicht richtig, Alan? Falsch? Schändlich? Nun, vielleicht. Doch ich hatte Gefallen daran gefunden, was zu leugnen doch ziemlich sinnlos gewesen wäre. Kaito saß inzwischen wieder in seinem Sitz neben mir, an mich gekuschelt, als wäre nie etwas gewesen. Allein unsere verschränkten Finger zeugten davon, dass etwas passiert war. Mein Atem beruhigte sich irgendwann, während mein Daumen seichte Kreise auf dem Handrücken des jungen Japaners zog. War dies eben wirklich geschehen? Wusste Kaito, welchen Damm er in mir zum Einsturz gebracht hatte? Wahrscheinlich konnte er es nicht einmal erahnen, welche Veränderungen allein seine Gegenwart bei mir bewirkte. Mein Leben war ein einziges, farbloses Dahingleiten von Momenten bisher gewesen. Nun, an Kaito’s Seite, erwachte ich zu wahrem Leben. Bevor die Lichter wieder angingen und das Ende der Vorstellung verkünden würden, schlang ich den Arm um Kaito und zog ihn eng an mich, um ihn mit Feuer zu küssen. Ich schmeckte mich selbst in der verhängnisvollen Süße seines Mundes und verlor mich in dem Gefühl, diesen Jungen zu besitzen. Kaito ließ sich willig in den Kuss fallen, während seine Hände sich in meinem Haar vergruben und mich näher an ihn zogen. Wie hatte ich bisher nur ohne diesen Jungen leben können? Es wurde heller im Kinosaal und die Zuschauer ein paar Reihen vor uns standen bereits auf, was uns dazu veranlasst, uns doch wieder voneinander zu lösen und ebenfalls den Ausgang aufzusuchen. Es war unglaublich schwer, meinen Arm nicht um Kaito’s Hüfte zu legen, um der ganzen Welt zu zeigen, dass er mir gehörte. Und ich spürte dieselbe krampfhafte Beherrschung bei Kaito, der immer wieder beim Gehen fast beiläufig meine Hand mit seiner streifte und mir ein sachtes Schmunzeln entlockte. Die Wolke der Freiheit und Freude, auf der ich schwebte, wurde jäh zerstört und ließ mich auf den harten Boden der Tatsachen knallen, als ich ein Tippen auf der Schulter verspürte. »Alan?!« Scheiße. Ich wand den Kopf sehr langsam und mehr mechanisch, sah in das ein wenig überraschte Gesicht von James, der mich prüfend musterte. In seinem Arm lag wohl seine neueste Eroberung, eine zarte Blondine, die sich an ihn geschmiegt hatte. Verdammte. Scheiße. Was machte er denn hier? Hm, Alan, ich würde sagen, er war im Kino. Und wie es aussieht, noch im selben Film wie du und Kaito. … Hatte er…uns gesehen? Im Kino? Gut, nun war ich mir sicher, dass Gott einen besonderen Reiz empfand, mich in außerordentlich schwierige Situationen zu stecken, um dann zu beobachten, wie ich mich retten würde. James grinste nun freudig, da er mich erkannt hatte und drückte die Frau neben sich noch näher an sich. Sein Blick schweifte zuerst nur flüchtig über Kaito, der neben mir stehen geblieben war und schweigend die Situation auf sich wirken ließ. Der Junge hatte mit Sicherheit bewusst sofort einen größeren Abstand zu mir eingenommen und nickte den beiden nur höflich zu. James verengte die Augen und sah noch einmal zu Kaito, dann konnte ich das Aufblitzen von Wiedererkennen in seinen grünen Augen sehen. Fantastisch. Er erinnerte sich. Er hatte, wie wohl noch einige andere aus der Kanzlei, Kaito bereits gesehen, als dieser mich vor einer ganzen Weile im Büro aufgesucht hatte. Außerdem war James auch an jenem verhängnisvollen Abend dabei gewesen, als ich Kaito das erste Mal in der Bar singen gehört hatte. Ich konnte förmlich sehen, wie es hinter seiner Stirn zu arbeiten begann. »Alan. So eine Überraschung, dich hier zu treffen. Ich dachte, du wärst im Urlaub?!« richtete James das Wort wieder an mich und endlich glitt sein Blick auch von Kaito. Dieses beengende Gefühl, was sich von meiner Brust zu meiner Kehle ausbreitete, war nicht gerade angenehm. Ich hatte zunehmend das Gefühl, dass mir die Luft aus den Lungen gesaugt wurde. Alan, du solltest langsam etwas antworten. Es sieht ziemlich blöd aus, wenn du wie ein hirnloser Affe hier stehst und schweigst. Das macht dich erst recht verdächtig. Mist. Mist. Mist. »Ja, das war eigentlich geplant. Aber…es ist anders gekommen. Lisa ist allein gefahren.« erwiderte ich schleppend und setzte jene Miene auf, die eigentlich ziemlich deutlich ausdrückte, dass dieses Thema heikel war. Komm schon, frag nicht weiter nach. Hau einfach ab. Doch James war leider kein Mensch, der das Feingefühl für sich entdeckt hatte. Er nickte zwar knapp, doch seine Neugier war noch nicht befriedigt. »Verstehe. Habt euch wohl gestritten?! Naja, wird schon wieder.« Halt doch einfach die Klappe… Ich konnte förmlich spüren, wie sich Kaito immer mehr in sich zurückzog und diese Maske der Gleichgültigkeit wieder fest auf sein hübsches Gesicht legte, um jedes Gefühl zu verbergen. Diese Themen, die ich eigentlich hatte meiden und verdrängen wollen, zerrte James gnadenlos wieder ans Tageslicht. Naja, ewig hättest du dich eh nicht deinen Illusionen hingeben können, Alan. Irgendwann musste dieser Moment ja kommen. James küsste die Blondine neben sich auf die Wange und deutete dann mit einem Nicken seinerseits auf Kaito. »Wer ist denn dein Freund, Alan? Der kommt mir irgendwie bekannt vor.« Ach Gott, warum tust du das? Warum sendet das Schicksal genau diesen Mann, der so feinfühlend wie eine Dampfwalze über jedes Gefühl rollte, ausgerechnet hier her? Was sollte ich jetzt antworten? Oh, das ist der Junge, in den ich mich verliebt habe, James. Du wirst es kaum glauben, aber ich fürchte, ich stehe neuerdings auf Männer. Schönen Tag noch… Ziemlich blöde Idee. »Das ist Kaito. Du kennst ihn wahrscheinlich noch von dem ~Black Roses~. Er hat dort gesungen.« klärte ich meinen Kollegen sachlich auf und trat unmerklich näher zu Kaito. Es verletzte ihn bestimmt, dass ich nicht offen zu ihm stand, auch wenn er es mit Sicherheit einsah. Doch der Schmerz würde bleiben. James nickte langsam, während er sich das Kinn rieb. »Ah, stimmt. Da war was. Aber…« Schon wieder hing sein forschender Blick meiner Meinung nach viel zu lang auf dem jungen Japaner. »…den hab ich doch auch schon mal in unserer Kanzlei gesehen, oder?« Warum hatten einige Menschen eigentlich diese besondere Begabung, nie zu merken, dass sie fehl am Platz waren? Ich öffnete gerade die Lippen, um eine Antwort zu geben, als mir Kaito zuvor kam. »Ich suchte fachlichen Rat zu einem Problem. Mister Harpor war so freundlich, mir zu helfen.« erklärte er tonlos. Himmel, woher nahm dieser Junge nur seine Kraft? Es wäre ein leichtes für ihn gewesen, mich in eine verfängliche Situation zu bringen und somit dieses ganze Versteckspiel sofort zu beenden. Doch er half mir und wartete geduldig. Er würde es mir überlassen, wann ich diesen Schritt tat, mein Leben vielleicht für immer zu ändern und würde das nicht mit ein paar falsch gewählten Worten beeinflussen. Gott. Ich verehre diesen Jungen. James nickte erneut, dann schien ihm schon wieder etwas einzufallen. »Und dann hast du den Jungen ins Kino eingeladen, Alan?« fragte er lauernd. »Ich habe Mister Harpor eingeladen. Als Dank für seine Hilfe.« beantwortete der junge Japaner die Frage höflich und schlicht. Bevor mein Kollege auf die Idee kommen konnte, noch weitere Fragen zu stellen, deutete ich nun meinerseits auf die junge Blondine. »Was ist denn mit der kleinen Kellnerin von letzter Woche? Schon wieder vorbei?« Nun, dieser Punkt ging dann deutlich an mich. Die schlanke Frau schickte sofort einen finsteren, empörten Blick Richtung James, der sich zu winden begann wie ein Aal. »Ähm…naja…« Aus dem Augenwinkel sah ich das sachte Schmunzeln Kaito’s. Ich hob die Hand und verabschiedete mich kurz und knapp. »Nagut, wir müssen weiter. Man sieht sich, James.« Wir verließen das Kino mit raschen Schritten und fuhren mit dem Motorrad zu mir zurück. Ich fühlte mich auf dem ganzen Heimweg schlecht. Ich hatte gewusst, dass solche Situationen unweigerlich kommen würden und doch war es ein ziemlicher Schock gewesen, James zu treffen. Zum Glück hatte er offensichtlich nicht mitbekommen, was in der Dunkelheit im Kino geschehen war. Ich fühlte mich Kaito gegenüber jedoch furchtbar. Eben wie ein Drecksack. Dein Selbstmitleid ist ja furchtbar, Alan. Es liegt doch an dir allein, die ganze Situation zu ändern. Du hast es in der Hand. Kaito wartete geduldig, während ich das Motorrad an seinen Platz in der Garage zurückrollte. Seine Miene verriet wieder einmal gar nichts. Für jeden Schritt, den ich auf ihn zumachte, schien ich manchmal zwei zurückgetrieben zu werden, immer dann, wenn ich meine Gefühle versuchte zu verstecken. Diese Welt war nicht gerecht. Nein, das war sie nicht. Denn wenn sie das gewesen wäre, hätte ich Kaito jetzt ohne zu zögern sagen können, dass ich mich in ihn verliebt hatte. Ich hätte keine Angst vor den Folgen haben müssen. Es stand niemanden frei, sich einfach zu verlieben. Denn wir wurden in Formen und Erwartungen gesteckt, die wir einfach erfüllen mussten, um ein Leben ohne Hindernisse führen zu können. Selbst etwas Reines wie die Liebe wurde in dieser Welt bestimmt und geregelt, durch Gesellschaft, Sitten, Geld und augenscheinliche Vorbestimmung. Nein, wir waren nicht frei. Freiheit war eine Lüge. Ich trat zu Kaito und strich vorsichtig über seine Wange, suchte seinen Blick, um ihm damit, zumindest damit, verständlich zu machen, dass ich ihm allein gehörte. Egal, was ich nach außen verkörpern musste, mein Herz besaß dieser Junge. »Tut mir leid, Kaito…« murmelte ich leise und lehnte die Stirn leicht gegen seine, um für einen Moment die Augen zu schließen. Der junge Japaner hob ebenfalls eine Hand an meine Wange und verschloss meine Lippen mit einem seiner Finger. »Es ist gut, Alan. Es ist okay.« Ich hatte sein Verständnis nicht verdient. Und trotzdem war ich mehr als froh darüber. Die Zeit der Illusionen war vorbei. Das war mir nun bewusst. Dass nun untrüglich ein neues Kapitel in meinem Leben beginnen würde, wurde mir unmissverständlich am nächsten Morgen klar, als mich ein spitzer Schrei aus dem Schlaf riss. Ich fuhr in meinem Bett auf und hörte zuerst nichts außer meinem rasenden Herzschlag. Hatte ich nur geträumt? Nein, das hatte ich leider nicht. Hastige Schritte und eine aufgeregte Mädchenstimme auf der Treppe vor meinem Schlafzimmer brachten mich sehr schnell in die Realität zurück. Verflucht. Ich schwang mich fast panisch aus dem Bett und rutschte beinahe auf dem Boden aus, als ich hastig zur Tür rannte und diese aufriss. Susan stand völlig aufgelöst auf der Treppe, ein Handtuch an sich gepresst und kreidebleich im Gesicht. Lisa kam die Treppe gerade herauf gestürmt, sah besorgt auf unsere Tochter, bevor sie auch mich entdeckte. »Mama…da…da ist ein nackter Mann im Bad….« Susan deutete hektisch auf die Tür des Badezimmers, die nur leicht angelehnt war. Ich brauchte deutlich zu lange, um zu begreifen, was hier eben geschehen war. Im ersten Moment war ich einfach völlig perplex, dass meine Familie wohl doch schon früher zurück war. Sie hätten eigentlich noch gar nicht hier sein dürfen… Wie erstarrt stand ich da, sah die heranrollende Katastrophe, doch war unfähig, sie abzuwenden. Lisa rannte die Treppe hinauf, warf mir einen finsteren Blick zu und riss die Tür zum Bad mit einem Ruck auf. Kaito stand völlig überrascht dahinter, nur ein Handtuch um die Hüfte und wusste gar nicht, was er sagen oder tun sollte. Er hob ein wenig unbeholfen die Hand und winkte meiner Frau und meiner Tochter zu. »…Guten Morgen…« Oh. Scheiße. So war das Ganze nicht geplant gewesen. Lisa fuchtelte völlig aufgebracht in Richtung Kaito, ihr flammender Blick hatte mich wieder fixiert. »Was ist denn hier los, Alan? Wer ist das?« Susan schien sich schneller wieder gefangen zu haben und musterte Kaito jetzt eher interessiert; eben mit den Augen eines bald 14-jährigen Mädchens, das vielleicht zum ersten Mal einen halbnackten, jungen Mann sah. Leichte Röte stieg ihr ins Gesicht. Lisa kam auf mich zu und packte mich am Kragen meines Morgenmantels. »Alan?! Was soll das?« So aufgebracht hatte ich meine Frau selten erlebt. Ihr die ganze Wahrheit zu sagen, wäre ein Hammer, den sie nun sicher nicht verkraftet hätte. »Beruhige dich erstmal. Lisa, bitte.« Ich befreite mich aus ihrem Griff, zog die Badezimmertür zu, da Susans Blick eindeutig zu lang auf Kaito klebte und bedeutete meiner Tochter, wieder nach unten zu gehen. »Sieh bitte nach Colin, Susan.« Den Kleinen konnte ich leise von unten vernehmen. Dann griff ich nach Lisas Arm und zog sie mit ins Schlafzimmer. Meine Frau kochte vor Wut. Sofort, als die Tür geschlossen war, wirbelte sie zu mir um und verpasste mir eine Ohrfeige. Der Schmerz schaffte es dann, mich ganz wach werden zu lassen. Gut, das hatte ich wohl verdient. Naja, eigentlich hast du noch viel mehr verdient, Alan. »Ich will jetzt endlich wissen, was hier los ist, Alan!« fauchte mich Lisa an. Ich hob beruhigend und auch ein wenig abwehrend die Hände. »Du solltest zuerst aufhören, zu schreien.« Das waren eindeutig die falschen Worte. »Ich schreie, soviel ich will, Alan. Das ist immerhin auch mein Haus. Mein Haus, indem du einfach fremde Leute einquartierst. Was soll der Scheiß, Alan? Weißt du, wie ich mich fühle? Du hast die ganze Zeit nicht angerufen. Die ganze Zeit hast du dich einen Scheißdreck für deine Familie interessiert. Der einzige Anruf, den ich von dir bekam, ist schon Tage her. Du klangst so aufgelöst, dass sich mir Sorgen gemacht habe. Ich machte mir auch noch Sorgen, ich dumme Kuh!« Lisa lief aufgebracht im Zimmer auf und ab und machte ihrer Wut Luft. Ich wusste, dass es besser war, sie erstmal ihren Frust ausleben zu lassen. Sie jetzt zu unterbrechen, wäre tödlich gewesen. Sie hatte ja auch recht. Mit jedem Wort hatte sie recht. Jedes Wort von ihr war ein Peitschenhieb, der auf mich niederging und mir schmerzhaft klar machte, was ich getan hatte. Und was ich noch im Begriff war zu tun. Kannst du dir vorstellen, wie sie erst reagiert, wenn sie die ganze Wahrheit erfährt, Alan? »Ich hab mir solche Sorgen gemacht, dass wir sogar eher nachhause gekommen sind. Und was muss ich vorfinden?! Der Herr lässt es sich gut gehen und feiert wohl noch Partys, während wir verreist sind. Ich glaub es nicht, Alan. Ich glaub es einfach nicht.« Okay, Lisa hatte die Situation offensichtlich ganz falsch gedeutet. Augenscheinlich dachte sie, Kaito wäre nur über Nacht geblieben, weil ich ein Saufgelage veranstaltet hatte. Als ob der einzige Grund, warum ich nicht mit meiner Familie gefahren war, allein meine Sehnsucht nach wilden Partys wäre… »Was ist nur mit dir los, Alan? Ich erkenne dich nicht mehr.« Meine Frau war wieder zu mir getreten und sah mich nun mehr verzweifelt an, wartete auf eine Antwort. Auf eine logische Erklärung. Ich ergriff ihre Schultern und ließ die Hände dort, auch wenn sie sich anfänglich dagegen wehrte. »Lisa. Ganz ruhig, okay? Lass es mich erklären.« Wow, auf die Erklärung bin ich mal gespannt, Alan. Meine Frau offensichtlich auch, denn sie hatte die Arme abweisend verschränkt und hob eine Braue, um mich mit aufforderndem Blick anzusehen. Gut, die Wahrheit war keine gute Idee. Ich konnte ihr jetzt einfach nicht sagen, was mich bewegte. Dass meine Gefühle für sie nachgelassen hatten. Dass ich mich verliebt hatte… Ich konnte sie nicht so verletzen. »Der Junge ist ein Bekannter aus dem Tierheim. Ich hab ihn nur vorübergehend hier aufgenommen, okay? Er war es auch, der im Krankenhaus lag.« Ich hielt meine Frau weiter an den Schultern fest und suchte eindringlich ihren Blick, während ich meine Stimme auf einen beschwörenden Tonfall senkte. »Er hat es nicht einfach zuhause. Sein Stiefvater hat ihn auf schlimmste Art und Weise misshandelt. Ich konnte ihn doch nicht allein lassen. Er braucht Hilfe, Lisa.« Du scheinheiliger Lügner. Wie lang willst du dich noch so vor der Wahrheit verstecken, Alan? Mit dem Appell an Lisas Menschlichkeit hatte ich offenbar den richtigen Punkt getroffen. Ihre Anspannung ließ ein wenig nach und sie sah mich misstrauisch, wenn auch schon ein wenig ruhiger an. »Und das ist wahr?« »Ich schwöre es. Ich hab ihn mit hierher genommen, weil ich nicht wollte, dass er dorthin zurück muss. Zu diesem Arsch von Vater. Verstehst du?« Langsam ließ ich meine Frau los und fuhr mir mit der Hand durchs Haar. »Es soll ja nur vorübergehend sein. Er hat nichts, wo er sonst hinkönnte.« Lisa holte tief Luft und sah für einen Moment zur Seite; ich bemerkte, wie sie nun mit sich rang und offensichtlich die Wahrheit meiner Worte ab wägte. Schlussendlich sah sie mich wieder an und tippte mir mit dem Zeigefinger drohend auf die Brust. »Gut. Vorübergehend. Ich glaube dir, Alan. Weil ich keine Lügen von dir gewohnt bin. Aber ewig wird das nicht gehen. Lass dir etwas anderes für den Jungen einfallen.« Sie blickte mich noch einen Moment forschend an, dann schob sie sich an mir vorbei und verließ das Schlafzimmer. Ich sackte kraftlos gegen die Tür und lehnte den Kopf gegen das Holz im Rücken. Oh, verflucht. Was hatte ich mir nur dabei gedacht? Naja, denken tust du in letzter Zeit eh wenig, Alan. Ich hatte mich vorerst um eine Katastrophe gedrückt. Doch die nächste würde mit Sicherheit folgen. Und die wäre dann wohl noch gewaltiger. Es wurde langsam Zeit für klärende Worte, denn die Schlinge zog sich enger. Ich verwickelte mich immer mehr in meinen Gefühlen und Ängsten, sodass es kein gutes Ende mehr geben konnte. ~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~ So, heute mal ein Kommi meinerseits. :) Erst mal wieder ein herzlicher Dank für alle Leser meiner Geschichte und die stets positive Rückmeldung. Ich bin selbst überrascht, wie weit es diese Geschichte schon gebracht hat. Anfangs war vielleicht Stoff für 10 Kapitel geplant und nun… O.o Die Charaktere entwickeln immer mehr ihr Eigenleben und betreten Wege, die ich vorher gar nicht so geplant hatte. :D Um es vorweg zu nehmen, ja, Alan ist feige. Oder sagen wir besser, er sucht den Weg des geringsten Widerstandes. Er hat wieder einmal die Wahrheit geschickt umgangen. Doch man sollte es ihm gutheißen, dass er eigentlich nur niemanden verletzen will. Außerdem habe ich noch so viele Ideen im Kopf, die ich ja mit einem vorschnellen Ende gar nicht umsetzen könnte. ;) Also möge man Alan sein Verhalten vergeben. Mit diesem Kapitel wäre dann auch KaNi´s Frage geklärt, wann seine Familie zurückkommt. ^.^ Na ich hoffe, es gefällt euch, bis zu nächsten Mal! Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)