Childhood Dream von DhalaElenaAngel ================================================================================ Kapitel 13: Der Drache von Damals --------------------------------- „Es wird Alles gut,“ versuchte Sirius seinen Sohn zu beruhigen, der fröhlich vor sich hinzitterte. Sie standen vor dem Zelt, in dem die Teilnehmer sich treffen mussten und die Woche war so schon für seinen Kleinen die Hölle gewesen. Er war von den Gryffindors auf eine Weise gegängelt worden, die zu seinen Zeiten im Schloss nie auch nur von Irgendwem in Betracht gezogen worden wäre. Es gab Anstecker, die verteilt worden waren, auf denen Boshaftigkeiten über seinen Sohn standen, die weder Hand noch Fuß hatten. Der Junge traute sich kaum in den Unterricht oder in den Schlafsaal, da einige der Schüler seines eigenen Hauses ihn auch verfolgten. Dieser verfluchte Ron Weasley hatte gründlich gehetzt. Da hatte es auch nicht wirklich geholfen, dass Cedric sein eigenes Haus zusammengepfiffen hatte und Harry so oft es ihm möglich war, begleitete. Das schien alles sogar nur noch schlimmer zu machen. Der Kleine sah entsprechend immer schrecklich aus, wenn er heim kam. Er wusste nie, ob ihm in einer Ecke nicht wieder was um die Ohren fliegen würde. Nicht mal Strafen brachten etwas oder die Ansprache der schockierten Direktorin, als Harry beim Frühstück von heißer Schokolade überschüttet worden war. Etwas, dass seinen Kleinen schrecklich schockiert hatte. Er selbst war schon im Ministerium gewesen, als das passiert war, man hatte ihm aber gesagt, dass es ausgerechnet Charles Weasley gewesen war, der zuerst da gewesen war, um zu helfen. Selbiger hatte sich auch mehrfach entschuldigt, obwohl man nicht wissen konnte, wer es wirklich gewesen war. Harry blickte auf seinen Dad, er wollte etwas sagen, aber wieder mal war da die Tatsache, dass seine Stimme ihren Dienst verweigerte im Weg. Gut? Wie konnte es gut werden? Er musste in dieses Zelt, allein zu sehen, wie er weiter kam. Und sich der Schule stellen, die ihn wirklich hasste. Sirius seufzte, sah, wie der Direktor von Durmstrang auftauchte, mit sichtlicher Ungeduld. „Harry, du musst los, “ merkte er leise an, küsste seinen Jungen noch mal auf die Stirn. „Ich warte hier auf dich, bis du fertig bist.“ Harry wusste, sein Dad ließ ihn genauso ungern gehen, wie er teilnehmen wollte, er sah dumpf zu dem Mann, ging dann aber rein. Ihm wurde ein Beutel unter die Nase gehalten. Also steckte er seine Hand rein, bekam etwas zu Fassen, zog es raus – und wurde bleich. Ein Drache, ein ungarischer Hornschwanz, wie es aussah. Sollten sie etwa gegen Drachen kämpfen? Waren diese Leute wahnsinnig geworden?? „Nun, nachdem jeder seinen Drachen gezogen hat, werde ich erklären, was verlangt wird,“ erklärte der Mann, den das Ministerium geschickt hatte. „Ihr müsst da raus,“ er deutete auf den anderen Ausgang des Zeltes. „Dort wird sich der Drache befinden, den ihr gezogen habt, sie bewachen Nester, in denen normale Dracheneier sind – und je ein goldenes Ei, das ihr holen müsst. Einziges Hilfsmittel ist euer Zauberstab – und euer Verstand. Nutzt ihn, zwar kann man euch raus holen, wenn es brenzlig wird, doch dann wäret ihr die Lachnummern der ganzen Welt! Vergesst nicht, was für eine Ehre die Teilnahme ist.“ Er musterte die Teilnehmer, blieb an Harry hängen. Er hielt nichts von Behinderten, egal, wie klug die zu sein schienen. „Manche haben diese Ehre unverdienterweise erhalten,“ fügte er kühl an. „Aber nun ist es zu spät. Macht euch auf den Weg. Black, du bist der Erste – und viel Erfolg,“ fügte er trocken an. „Auch, wenn ich Sie nicht gewinnen sehe – seien Sie froh, wenn wir Sie da lebend wieder raus bekommen.“ Harry starrte den Anderen nur düster an, umfasste seinen Zauberstab fester. Er wusste, im Grunde wäre es ganz einfach, doch er durfte nie preis geben, was seine Animagusform war. Das hatte man ihm immer und immer wieder gesagt. Also musste er es anders schaffen, da draußen, vollkommen allein – mit einem ungarischen Hornschwanz. Einem der aggressivsten Drachen, die es je geben würde. Er starrte auf die Zeltplane, während seine Gedanken rasten, doch schon wurde er an der Schulter gepackt und mit Gewalt raus geschubst. Und er wurde empfangen – von absoluter Stille, die nur hier und da von verhaltenem Applaus unterbrochen wurde – so lang, bis auf ein Mal eine Welle von Buhschreien einsetzte, die Harry mehr traf, als er es je für möglich gehalten hätte. Weasley wusste irgendwie immer, wie er ihn treffen konnte. Mit zitternden Lippen sah Harry zu dem Drachen, stellte zu seinem Entsetzen fest, dass es ein Weibchen war – eines mit Eiern, das ohnehin nervös schien wegen all der Menschen und der Tatsache, dass sie hierher gezerrt worden war. Fieberhaft dachte Harry nach, bevor er seine Hand hob. Ohne ein Wort zu sagen, dachte er an seinen Besen. Er wusste, er war wirklich gut im Fliegen, was aber nicht alle wirklich realisierten. Erst hatte man ihn nicht im Team haben wollen, weil er nicht im Internat geblieben war, dann hatte er nicht mehr gewollt. Nun, er war eh nicht auf Quiddich, sondern auf das Fliegen an sich aus. Nur in der Luft würde er sich sicher genug fühlen, um zu tun, was diese Irren von ihm verlangten! Es dauerte nur Sekunden, bis der Besen auf ihn zuraste. Die Buhrufe waren inzwischen verstummt, wie auch immer das geschehen war, denn freiwillig hätte Ron damit sicher nicht aufgehört. Geschickt fing Harry den Besen auf, sah noch mal auf den ungarischen Hornschwanz, der sichtlich nervös war. Nun, das erklärte auch endlich, warum Drachenzähmer hier waren, wie Charlie Weasley einer war und... stopp! Nicht an den Anderen denken! Er musste sich konzentrieren! Sonst... würde das nicht gut gehen! Schnell stieg er auf sein Sportgerät, stieß sich vom Boden ab und begann, den Drachen zu umkreisen, bis er das goldene Ei unter den Anderen gefunden hatte. Er versuchte es mit einem Accio, aber der scheiterte. Entweder waren die Eier gesichert oder die Magie des Drachen machte sein Handeln nutzlos. Blieb nur eines: ein Sturzflug und hoffen, nicht von den Krallen zerfetzt oder von dem Schwanz erschlagen zu werden. Harry schluckte, sah ein letztes Mal auf die Tribüne, ohne wirklich etwas zu erkennen, dann ging er in den Sturzflug über. Er spürte den Schwanz des riesigen Tieres ein Mal, zwei Mal haarscharf an ihm vorbei sausen, dann ein höllischer Schmerz in seinem rechten Arm, doch er verdrängte es, flog weiter, direkt auf das Nest zu. Er schnappte sich das Ei, spürte, wie eine Kralle seine Kleidung zerfetzte und ihn wohl auch noch an der Brust verletzte, doch da war er schon wieder in der Luft, flog, landete auf der Tribüne der Direktoren. Wütend warf er den Leuten das Ei vor die Füße und flog dann zurück in das Zelt, in dem die anderen Teilnehmer warteten. Er wollte nur noch wieder raus, zurück zu seinem Dad, in dessen Quartiere, weg von den Irren, die so was von ihm verlangt hatten! „’Arry!“, rief Fleur, die Halbveela aus Frankreich. „Du blutest! Du.. :!“ Müde sah Harry auf, merkte, wie die Schulschwester auf ihn zueilte – und machte einen weiteren Schritt zur Seite. Er wollte nicht, dass die ihn anfasste! Erst, als eine Hand ihn stoppte, sah er auf. ‚Dad,’ sprachen seine Finger. ‚Bitte, bring mich weg!’ Sirius steckte jetzt noch der Schrecken in den Knochen. Waren diese Leute übergeschnappt? Kinder gegen Drachenweibchen in der Brut antreten zu lassen? Er hatte gedacht, er würde einen Herzinfarkt bekommen! Sein Harry, dieser Gefahr ausgesetzt, da er nicht seine Animagusgestalt annehmen konnte, ohne noch mehr ins Visier zu geraten! Und diese Schweine, die ihn ausgebuht hatten! Und nun, wo er hier war, sah er die Verletzungen seines Kleinen nur zu deutlich. Er blickte zu Poppy, die versuchte, Harry zu helfen, doch sein Sohn wollte nicht. Das war immer so, wenn er sich schlecht fühlte, wollte er niemanden an sich ran lassen, den er nicht kannte. Und im Moment war die Schulkrankenschwester, so gut sie es auch meinen mochte, für ihn nicht weniger eine Bedrohung, als der Drache, der ihn so zugerichtet hatte. „Ich bringe dich zu Severus,“ erklärte er, hielt die Schwester ab, sich Harry zu nähern, hob seinen Sohn hoch und lief los... Charlie hatte all das beobachtet, wie der stumme Junge das Ei vor die Füße der Lehrer geschmissen hatte und trotz seiner Verletzung weiter gegangen war. Mutiger Harry. Sein eigener Bruder hätte sich vor Angst bepisst und wär weggerannt. Er ging zu den Rektoren, hob das Ei auf und machte sich selbst auf den Weg, er würde gleich gebraucht werden, um die Drachen zu beruhigen und dann wollte er dem Anderen das Ei zurückbringen, wohl wissend, dass es essentiell für die nächste Aufgabe sein würde. Auf die Blicke der Anderen achtete er nicht, schon gar nicht auf die seines Bruders. Hatte ein Buhkonzert veranstaltet obwohl Harry nie vorgehabt hatte, hier teilzunehmen! Und bei Merlin, die anderen Teilnehmer waren nicht annähernd so elegant und schienen im Nachhinein auch mehr Verletzungen zu haben als der Jüngste der Runde. Der nicht mal die Verkündung abwartete, die ihn immerhin auf Platz zwei nach Viktor Krum setzte. Und das wohl auch nur wegen des ungehörigen Benehmens. Idioten, Allesamt! Einen so jungen Teenager teilnehmen zu lassen! Überhaupt! Diese Aufgabe mit den Drachen! Das war doch schon annähernder Selbstmord! Aber wen scherte das schon, solang der Unterhaltungsfaktor zu stimmen schien! Nun, er würde zusehen, dass er Harry irgendwie schützen konnte, mehr blieb ihm vorerst nicht übrig – leider. Oh, doch. Eines noch. Mom schreiben, wie Ron sich verhielt. Es war wirklich Zeit für einen der beeindruckenden Heuler, die sie früher immer den Zwillingen hatte zukommen lassen. Apropos... er sah zu seinen Brüdern, die noch immer auf der inzwischen leeren Tribüne saßen. „Was plant ihr denn nun schon wieder?“, fragte er kühl. Fred und George grinsten unschuldig. „Och, nichts Schlimmes. Das Stimme-weg-Pulver hat ja ganz gut funktioniert. Aber wir dachten...“ „.. dass da unten vielleicht ein, zwei Drachenschuppen übrig sind, die wir für unser neues Produkt einsetzen könnten!“ „Ihr habt dafür gesorgt, dass das Geschrei aufhört?“, fragte Charlie überrascht. „Jap! Wir mögen Harry,“ gab George ernst zurück. „Er ist zwar schüchtern und will niemanden bei sich haben...“ „... aber das ist ja vor allem so, weil Ron immer dafür sorgt, dass all seine Freundschaften gleich wieder in die Brüche gehen. Wir haben...“ „... es uns zur Aufgabe gemacht, ein Auge auf den Jungen zu haben und unserem Brüderchen das Leben schwer zu machen,“ erklärte Fred ernst. Denn sie mochten gern Streiche spielen, aber nie, niemals würden sie sich an Jemandem vergreifen, der das einfach nicht aushalten würde! Denn das war wirklich mehr als hinterfotzig! Sie bewunderten den Jungen, der so gut klar kam trotz der Tatsache, dass er stumm war. Harry war magisch so stark, dass er seine Stimme für Zauber offensichtlich nicht brauchte! Etwas, wovon sie nur träumen konnten und dabei waren sie wirklich nicht schwach! Vor allem, wenn sie zu zweit waren! Und doch... sie konnten kaum die Hälfte der Zauber wortlos... Charlie nickte düster. „Das ist gut,“ gab er nur zurück, deutete auf das verlassene Feld. „Holt euch, was ihr finden könnt.“ Er sah in Richtung Schule. „Ich versteh es nicht, Harry ist so ein netter Junge, aber Ron hat ihm wohl solche Angst gemacht, dass er denkt, wir Weasleys sind alle gleich. Warum versucht ihr nicht, euch mit ihm anzufreunden?“ Die Zwillinge sahen ihren Bruder verblüfft an. Das waren mal ganz neue Reden von Charlie, den sonst kaum was mehr interessierte, als Drachen. „Sag mal...“ „... bist du dir sicher, dass du dich nicht...?“ „... mit ihm anfreunden willst?“ Charlie hob eine Augenbraue. „Ich bin hier in diesem Jahr als Lehrer und es ist wohl kaum gut, wenn ein Lehrer sich mit einem Jungen anfreundet, der zehn Jahre jünger ist, oder?“, fragte er, wobei er überlegte, was sein Bruder eigentlich wirklich damit sagen wollte. George tauschte einen amüsierten Blick mit seinem Zwilling, dessen Augen mindestens so begeistert glänzten, wie seine Eigenen. Er wusste, sie dachten dasselbe. Wer hätte das gedacht? Mister ich interessiere mich nur für Drachen schien eine Schwäche für große, grüne Augen entwickelt zu haben. Und ganz ehrlich, was waren schon zehn Jahre Altersunterschied in einer Welt, in der das Durchschnittsalter eines gesunden Zauberers etwa 200 Jahre betrug? Nun, sie hatten schon befürchtet, Charlies Interesse an Drachen würde langsam ungesund werden, doch nun sahen sie die Chance! Nicht zu vergessen, Ron hatte Homophobie. Und was war schöner, als einem Bruder zu helfen und Ron anzupissen? Oh, das war herrlich! Schnell folgte er seinem Zwilling auf das Feld, um nach Drachenschuppen zu suchen. „Der Plan?“, fragte er knapp. „Beobachten, Zettel zuschieben... abwarten, bis die Zeit reif ist,“ grinste der Andere. „Und jetzt komm, mal sehen, was wir noch anstellen können...“ Es dauerte eine ganze Weile, bis Harry wieder aus seinem Schock kam, er sah zu Dad, der neben ihm saß, während Onkel Sev fluchend eine der Wunden behandelte und Onkel Remus mit einer Schale Wasser hantierte. Er konnte es immer noch nicht fassen. Drachen. Man hatte sie gezwungen gegen brütende Drachen anzukämpfen! Er lehnte sich wieder gegen seinen Dad. Den Schmerz von den Wunden begann er erst langsam zu spüren. Sirius sah an seinem Sohn herunter, lächelte erleichtert, als der langsam wieder begann, wohl klarer zu denken und wieder was wahr zu nehmen. Er strich über Harrys wirre Haare. „Es ist gleich vorbei,“ sprach er leise. „Du hast dich toll gehalten.“ Er hatte mit Mc Gonagall geredet, wegen der Buhrufe und ihr gedroht, dass sie, wenn sie das nicht unter Kontrolle bekommen würde, die längste Zeit Rektorin gewesen war. Schon allein, weil das einen wirklich schlechten Eindruck auf die ausländischen Gäste machte. Von der psychischen Belastung für einen Jungen, der ohnehin nicht hatte teilnehmen wollen mal ganz zu schweigen. Wobei wohl bei der Frau das erste Argument mehr gezogen hatte. Leider. ‚Sie...waren so laut,’ gestikulierte Harry erschöpft. Die Schmerzen konnte er verdrängen, die waren noch nie das Problem gewesen. ‚Ich... ich will nicht noch mal antreten! Sie... sie waren so gemein!’ „Sie werden ihre Strafen dafür bekommen,“ gab Severus knapp zurück, er strich leicht über Harrys Gesicht, legte dann einen straffen Verband über die große Fleischwunde. Die würde wohl doch etwas länger dauern, bis sie ganz verheilt sein würde. Hoffentlich schaffte er das bis zur nächsten Aufgabe, denn die würde schon für sich sicher mehr als genug neue Verletzungen bringen. „Das war’s,“ verkündete er dann. Auch Poppy hätte nicht mehr machen können. Er musste die Wunde jeden Tag ein Mal versorgen, dann sollte sie sich rechtzeitig schließen. Theoretisch. „Du solltest was essen und dich schlafen legen, du hast zwar erst übermorgen wieder Schule, aber die Zeit wirst du brauchen und du siehst ziemlich fertig aus.“ Er strich leicht über Harrys Wange. ‚Kann... kann ich morgen Norbert besuchen?’, fragte Harry mit fahrigen Bewegungen, während er sich an seinen Dad kuschelte. Nach Essen war ihm gar nicht, aber schlafen könnte er jetzt vermutlich tagelang, vor allem, da der Arm nun wirklich eklig zu pochen begann. „Den Drachen?“, fragte Sirius, doch ein wenig entsetzt. Nach dem, was heute geschehen war, hätte er selbst im Leben keines dieser Tiere mehr sehen wollen. Aber... er war ja auch kein Drachenanimagus und er ahnte, in welcher Form Harry dahin gehen wollte. „Bitte,“ nuschelte Harry. ‚Es... wär heut gar nix passiert, wenn... ich gemorpht wär... sie hätte mir dann nichts getan. Drachen sind nicht so...’ Sirius seufzte etwas. „Aufhalten kann ich dich doch ohnehin nicht,“ gab er leise zurück. „Lass dich bitte nur nicht erwischen,“ bat er nur. Er strich über Harrys Wange, drückte seinen Sohn näher an sich und beobachtete, wie der letztendlich einschlief. Er sah zu den Anderen, während sein Gesicht wieder hart wurde. „Sev, ich will, dass du sie leiden lässt!“ Der Tränkemeister hob eine Augenbraue, musterte Sirius und zuckte mit den Schultern. „Ich denke, das wird sich machen lassen. Bring den Jungen ins Bett.“ Er sah den Beiden hinterher, als sie nach draußen gingen, Remus hielt Sirius noch die Türen auf. Er selbst setzte sich auf seinen Sessel am Kamin, blickte besorgt in die Flammen und rieb sich sein Nasenbein. Das hier war Selbstmord. Wie konnte man Kinder, dazu noch unreife, sich selbst überschätzende, aber gnadenlos überschätzende Jugendliche auf so ein Turnier loslassen, wo jeder Erwachsene und sei er noch so stark, den Anderen nur einen Vogel zeigen würde! Und dann noch die mit zwingen, die vernünftig genug waren, nicht zu wollen. Das Ergebnis hatte er schon gesehen. Der Arm des Jungen war an einer Stelle regelrecht zerfetzt gewesen. Und es standen noch zwei dieser Wahnsinnsprüfungen bevor! Das war es, was ihm so übel aufstieß. Dass damit zu rechnen war, dass Harry nach jeder Aufgabe so aussah. Nicht zu vergessen, dass die Anderen ihn so ausgebuht hatten, dass es ihm generell schwer fallen würde, wieder in den Unterricht zu gehen. Er seufzte. Gerade hatten sie den Jungen so weit bekommen, dass er endlich bereit war, sich ein wenig von seinem Vater abzukapseln und wie Andere seines Alters im Internat zu wohnen, da musste so was passieren. Da war es ja nur klar, dass es zu einem Rückfall kam! Harry würde nur zu bald wieder in seine alten Schemen zurückfallen und das war auch nicht der Sinn der Sache. Der Andere seufzte leise. Es wäre wirklich leichter, denn der Junge an irgendwem Interesse zeigen würde. Wenn er sich verlieben würde. Dann hätte er was, wofür er wirklich kämpfen musste. Wobei – dumme Idee, am Ende würde er nicht kämpfen und sich noch mehr fertig machen. Er wusste, dass Sirius’ Sohn sich aufgrund der Tatsache, dass er seine Stimme schlicht verloren zu haben schien, für minderwertig hielt, nicht sehend, dass er viel stärker war, als die meisten seiner Klassenkameraden. Er sah auf, als Remus sich zu ihm setzte. „Das hat uns gerade noch gefehlt. Diese Idioten haben fast alles kaputt gemacht, was wir bisher erreicht haben! Wenn sie so weiter machen, wird der bald wieder Schrecktransformationen haben – und dann werden wir richtige Probleme bekommen, denn gemeldet haben wir ihn auch nicht! Nicht, dass ich das nachholen würde. Er wäre schneller ein lebendes Forschungsobjekt, als er gucken könnte...“ Remus nickte düster. Er war von all dem noch weniger begeistert, als der Andere, das war ihm nur zu klar. Er hatte viel mehr kämpfen müssen, um Harry den Weg in das Erwachsenwerden zu zeigen, als die anderen Beiden, wobei er immer irgendwie zum Bösen geworden war und gerade, als endlich ein Erfolg kam, kam das. „Kinder können wirklich grausam sein,“ stellte er nur leise fest. „Und das Schlimme ist, dass wir nicht viel tun können, wir können sie im Klassenzimmer bestrafen, aber nicht in der Freizeit und wir können auch nicht alles mitbekommen.“ Was er ohnehin für falsch hielt, Harry musste auch lernen, dass er sich in solchen Situationen durchsetzte. Auch, wenn es ihm jetzt noch schwer fiel. „Aber das Leben kann man ihnen trotzdem schwer machen,“ gab Severus pikiert zurück, der sah, wie Remus drohte, in alte Verhaltensmuster zurückzufallen. „Immerhin ist sogar Weasley dabei und macht seinen eigenen Geschwistern das Leben schwer. Scheinbar hat es ihm doch gut getan, im Ausland zu stranden. Ein Mitglied der Familie, bei dem Vernunft durchzuschimmern beginnt. Remus lachte leise. „Ja, das stimmt. Ich denke, es wird sich Alles finden, wenn wir nur nicht zu stark eingreifen, er...“ „Remus, fang bitte nicht wieder an!“, verlangte Severus sofort hart. „Harry ist nicht, wie andere Kinder! Lass ihm seine Anhänglichkeit und seine Kindheit, wenn es ihm Sicherheit gibt! Gerade in diesem Jahr wird er sie brauchen! Und wenn ihr ihm Alle was Gutes tun wollt, würde ich mir überlegen, ob er nicht einen Frühabschluss ablegen darf und vielleicht in einem Dachenreservat arbeiten sollte.“ Überrascht sah Remus den Anderen an. „Und was soll das dann bringen?“, fragte er verwirrt. „Drachen sind etwas, womit er sich wohl recht sicher fühlen dürfte,“ gab der Tränkemeister zurück. „Man muss die Talente, die man hat, auch nutzen. Und er hat ein Großes, eines, das zu verschwenden eine wirkliche Sünde wäre.“ Dann müssten wir Weasley einweihen,“ stellte Remus fest, dem der Gedanke aber auch nicht so wirklich gefiel. „Abwarten. Ich hab so das Gefühl, das findet der im Laufe des Jahres ganz allein raus...“ Seit dem Turnier waren inzwischen vier Tage vergangen und eigentlich hätte er gar nicht hier sein sollen, aber das war Harry egal. Er war erschöpft, die drei Stunden Unterricht waren ihm schon zu viel gewesen, Weasley hatte ihm sogar auf den verletzten Arm geschlagen, so, dass die kaum verheilte, tiefe Wunde prompt wieder zu bluten begonnen hatte. Also hatte er beschlossen, den Unterricht, den er eigentlich am meisten liebte, zu schwänzen. Er wollte absolut nicht noch eine Stunde mit dem Rotschopf, egal, wie gern er dessen Bruder auch beobachtete. Das war es nicht wert. Denn Ron ließ ihn mehr als sonst fühlen, was er von ihm hielt. Und irgendwann konnte er einfach nicht mehr. Also hatte er sich in den Wald geschlichen, wo die meisten Anderen schon gewesen waren, um die Drachen zu begutachten, gegen die Harry, Cedric, Fleur und Viktor schon gekämpft hatten. Nur er selbst war nicht hierher gekommen. Er wollte nicht in der Gruppe dahin, wohl wissend, dass Irgendwer die Gelegenheit nutzen könnte, ihn in Gefahr zu bringen, sein am besten gehütetes Geheimnis zu entschlüsseln. Doch jetzt, wo eigentlich Alle Unterricht hatten, war niemand hier, er konnte sich umsehen, ohne Angst zu haben. Doch die Käfige waren leer. Na ja, es hatte ja geheißen, dass fast alle der Drachen zurück ins Reservat kommen würden – bis auf Norbert, der als der Zahmste und Umgänglichste als Unterrichtsmaterial dienen sollte. Na ja, wenigstens wurde der arme Drache nicht in so einer Kiste gehalten. Dad hatte was von einem Gatter weiter im verbotenen Wald erzählt und Luna und Hermine hatten das auch getan. Nun – Schüler durften da nicht allein hin aber niemand hatte es einem Drachen verboten! Ein letztes Mal sah Harry sich um, bevor er, hinter einigen Bäumen, seine Gestalt veränderte. Irgendwie war Harry erleichtert, dass seine Drachenform so groß nicht war. Er hatte etwa die Höhe eines englischen Kaltbluts erreicht und viel würde er wohl in der Gestalt nicht mehr wachsen. Und durch seine eher geringe Größe konnte er sich gut bewegen, doch er war trotzdem ziemlich stark und er konnte Wasser speien, wie er raus gefunden hatte. In Eisform oder als richtig heiße Fontäne. Aufgeregt, da er seit Norbert keinen anderen Drachen mehr gesehen hatte, tippelte er durch den Wald. Was einige der Zentauren, die ihn beobachteten, dazu brachte, die Häupter zu schütteln. Ein Drache auf Zehenspitzen, der tippelte, um ja keine wirklich lesbaren Spuren zu hinterlassen. Und da hatten sie gedacht, schon alles gesehen zu haben. Nun, es sah so aus, als würden sie nun doch was Neues zu erzählen haben. Harry dagegen hatte inzwischen den Freilauf gefunden, wo Norbert gerade unter der Überdachung lag und eher gelangweilt an einem schlanken Baumstamm kaute, der aussah, wie ein Zahnstocher. Begeistert wedelte Junge mit seinem Schwanz wie ein Hund, musste aber feststellen, dass der erst mal einige der Bäume umgesäbelt hatte. °Upsssssss,° zischelte er Norbert peinlich berührt zu. Vergaß er doch immer wieder dieses zusätzliche Körperteil, dass eine erstaunliche Eigendynamik entwickeln konnte. Doch er strahlte Norbert weiter an, er ahnte, dass der ihn erkannt hatte und machte sich daran, den eigentlich gar nicht so hohen Zaun zu erklimmen. Was wohl recht lustig aussehen musste, bedachte man die Zentauren, die ihm heimlich gefolgt waren und die sich fast totzulachen schienen. °Du weissssst, dasssss du Flügel hasssst?°, fragte Norbert amüsiert. Harry sah auf, musste feststellen, dass der andere Drache sich herrlich über sich zu amüsieren schien. °Dann mach ich nur noch mehr kaputt!°, rechtfertigte er sich, in genau dem Moment, wo er ungeschickt und zum Glück nur mit seinem Hintern voran auf dem Boden auf der anderen Seite des Zaunes aufkam. °Dasssss war dumm,° stellte er zischelnd fest, tippelte dann aber auf Norbert zu, schmiegte sich an ihn. °Bist groß geworden!° Norbert grinste, stupste den Anderen an: °Kann über dich nicht dasselbe sagen, bist immer noch ein Winzling,° diagnostizierte der erwachsene Drache. Harry machte ein Geräusch, das einem Kichern nicht unähnlich war. °Bin ja auch ein Mensssssssch und wachs anderssssss,° gab er nur zurück. °Menssssssschen! Müssssssssssen Allessssss umssssssständlich machen,° stellte der Größere fest, schüttelte weise sein greises Haupt, beschnüffelte Harry dann vollständig. °Macht essssss wie wir. Bringt weniger Ärger!° Harry wollte antworten, stockte aber mitten in der Bewegung, als er Jemanden sah, der vollkommen verdattert am Zaun stand. Oha, JETZT hatte er ein Problem! Verdammt! Er hatte sich erwischen lassen! Von Charlie Weasley! Der starrte nämlich gerade ins Gehege, rieb sich immer wieder die Augen. °Oh, oh...° °Er isss lieb,° nahm Norbert Charlie in Schutz, spannte einen seiner Flügel um den Kleineren. °Er tut dir nichtssssssss.° °Nur mich hier behalten!°, antwortete Harry panisch. Gut, so viel machte ihm der Gedanke auch nicht aus, dann konnte er sich vielleicht vor den letzten beiden Aufgaben drücken, doch das war nur ein Wunschtraum. Man würde ihn finden. Und dann war sein Geheimnis auch bekannt. °Nein, wird er nicht... und wenn ich dir dasssssssss Gehege aufreissssssse,° gab Norbert beruhigend zurück, richtete sich etwas auf. Als Charlie zu ihnen rein kam. Wobei er allerdings verwundert zu Harry sah, als er etwas... roch. Oh, es gab auch eine Drachenart zu grinsen. °Geh zu ihm!° °Sssssssicher nicht!° °Doch,° grinste Norbert, schubste Harry etwas auf den Anderen zu. „Norbert!“, rief Charlie, der immer noch nicht glauben konnte, was er da sah. Er selbst hatte seine Kollegen mit den vier Drachenweibchen verabschiedet. Es war nur noch Norbert hier und auch das war nur möglich, weil der Drache durch die Handaufzucht eine Prägung auf Menschen hatte und zwar eine so starke, dass eine Auswilderung bei ihm auch gar nicht mehr in Frage kam. Das, was er eigentlich wirklich nicht verstehen konnte, war, dass in dem Gehege noch ein Drache saß, der sich auf den Boden gekauert hatte und ihn mehr als misstrauisch musterte, sich nicht bewegen wollte, trotz der Stupser des Anderen. Und nicht nur das, das zweite Tier hatte türkisblaue Schuppen und waldgrüne, große Augen, Farben, die sich sogar irgendwie ziemlich bissen. „Bist... bist du das wirklich?“, fragte Charlie, der mit einem schnellen, eleganten Sprung über die Mauer setzte, ohne auch nur an seine Ausbildung oder an die Gefahren, die von einem Drachen, geschweige denn von zweien ausgingen. Norbert grinste, stupste Harry immer weiter. Mehr, als einen Blick hatte er nicht gebraucht, um zu sehen, wer auf wen stand und er beschloss ganz spontan, dem Kleinen zu helfen, denn der hatte ihm ja auch geholfen. Immerhin war er nicht umgebracht worden, sondern nur in das Drachenreservat gebracht worden. Jetzt konnte er sich endlich mal revangieren! Langsam näherte Charlie sich dem Drachen, den wiederzusehen er langsam nicht mehr geglaubt hatte. Den Kleinen, der letztendlich der Anstoß für ihn gewesen war, den Job zu machen, den er nun hatte. So sehr hatte er gehofft, ihn wiederzusehen, aber im Grunde hatte er schon lange aufgegeben. Bis zu diesem Moment. „Ich hab dich ja seit Jahren nicht mehr gesehen,“ sprach er langsam, trat auf den Kleinen zu, vermutlich wäre er belustigt gewesen, hätte er gesehen, wie Norbert hinter den wohl Jüngeren, zumindest aber kleineren Drachen trat und ihn in seine Richtung schob. Harry wollte nicht! Er wollte wirklich nicht... ach, was sollte es? Sicher würde Charlie im Leben nicht drauf kommen, wer er war. Denn wer konnte sich schon in einen Drachen verwandeln? Also gab er dem Drängeln des Anderen nach, tapste einen Schritt auf Charlie zu und schnüffelte an der Hand, die ihm entgegen gestreckt wurde, wie einem Hund. Hmmm, der Rotschopf roch gar nicht so schlecht! Irgendwie... würzig und vertrauenserweckend, schloss er, was eigentlich, bedachte man die Familie, aus der er stammte, mehr als ungewöhnlich war. Aber wie gesagt, nur, weil zwei Leute von den Weasleys gemein waren, mussten es nicht Alle sein, es gab von denen ja schon mal eine ganze Menge mehr. Charlie lachte leise, als der Drache seine Hand anstupste und seinen Kopf so neigte, dass er ihn kraulen konnte. „Du weißt, dass du kein Hund bist, ja?“, fragte er versuchend, strich aber über die Schuppen, genoss, dass der Kleine ihm so vertraute. „Du bist eine Schönheit,“ erklärte Charlie leise, studierte den Jüngeren interessiert. Er war, was er so sehen konnte, ein perfekter Drache, mit symmetrischem Körper und glänzenden Schuppen. Ohne einen einzigen Fehler – außer vielleicht der Größe, er wirkte, für einen Drachen, eher klein, aber vielleicht gehörte er zu einer Miniart oder er war tatsächlich nicht ausgewachsen. Es gab ganz seltene Exemplare, die nur sehr langsam alterten und erst etwa mit fünfzig Jahren auch fruchtbar wurden. Diese Tiere waren auch erst mit etwa vierzig Jahren ausgewachsen. Das Einzige, was ihm auffiel, war, dass er etwas dünn war. Harry sah den Anderen an und schnaubte etwas abfällig. Er war nicht schön, er hatte Narben, vor Allem die an der Stirn, er wusste, er war als Mensch verdammt klein für sein Alter und dazu kam noch, dass er klapperdürr war, denn immer war das Erste, was er immer verlor, wenn er gestresst war, sein Appetit. Und da er ohnehin nie wirklich viel auf den Rippen hatte, sah er nur zu schnell wieder aus, wie ein Skelett. Doch er sagte nichts, viel zu angenehm war es, die streichelnden Hände zu spüren, etwas, dass er als Mensch sicher nicht erleben würde. Denn wer wollte schon ihn? Wirklich ihn? Nicht die Narbe auf der Stirn, nicht das Vermögen von Dad oder seinen ersten Eltern, sondern ihn? Charlie war wirklich überrascht. Dafür, dass der Drache wohl wild sein musste, schien er erstaunlich handzahm, vor allem jetzt, da dem Rotschopf kam, wie mutig es war, den Blauen so einfach zu streicheln. Etwas, woran er gar nicht gedacht hatte, doch er machte sich wirklich keine Sorgen, er sah in den treuen, wenn auch etwas vorsichtigen Augen, dass er nicht in Gefahr sein konnte. Er merkte nicht, wie die Zeit verging, erst als der Kopf des fremden Tieres wegzuckte, sah er wieder auf. „He, du kannst doch nicht weg! Das ist gef...!“, zu spät, das Tier spannte seine Flügel – und war einfach weg. „Na toll, “ murmelte Charlie. „Da fliegt der Kleine einfach los, weiß er denn nicht, was für eine Panik er auslösen wird?“, fragte er entnervt. Norbert beschränkte sich darauf, die Augen zu verdrehen. So eine Frage von einem Mensch! Dabei sollte doch genau er es besser wissen! Immerhin hatte Harry sich ja vorher kaum erwischen lassen! Warum sollte er es jetzt tun? Na ja, Harry verstand er ja auch nicht, der Junge, der aussehen konnte, wie ein Drache, dachte noch mal ganz anders, sowohl anders als Menschen, als auch als Drachen. Na ja, Menschen dachten auch manchmal echt komisch. Da gingen Hormone von ihnen aus und doch suchten sie sich andere Gefährten! Aber ihnen was erzählen! Na ja, zumindest war Charlie – meist – eine löbliche Ausnahme, auch, wenn er in einigen Dingen nicht minder blind schien, als all die Anderen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)