Submissive Renitenz von abgemeldet ("Bow down to your Master, Dog!") ================================================================================ Kapitel 75: Kunststück (Bakura´s Seite) --------------------------------------- Er überlegt und ich beobachte ihn dabei. Ja, er scheint tatsächlich darüber nachzudenken. Scheinbar brennt er sehr darauf zu erfahren, was Seth damals getan hat. So sehr, dass er meine Gegenfrage zurerst beantworten wird. "Ich weiß es nicht." gibt er schließlich zu und presst die Lippen für einen Moment fest aufeinander. Sein Blick spiegelt seinen Trotz wider und ich schätze, er ist sauer, dass er sich überhaupt darauf eingelassen hat. Er will einfach nur eine Antwort und dieses Spielchen gefällt ihm nicht, aber er kennt mich gut genug um zu wissen, dass ich sie ihm nicht so einfach geben werde und es auch keineswegs etwas bringt, mich anzuschreien. Wobei Schreien ohnehin nicht sein Stil ist. Ich seufze und stelle mein Glas auf dem Tisch ab. "Dann sag mir, was du an Seth´s Stelle getan hättest." fordere ich ihn auf und fülle sowohl sein Glas als auch das meine. Er stöhnt kaum hörbar auf. "Verdammt, Bakura, sag mir einfach was er getan hat." herrscht er mich an und ich grinse innerlich. "Ich mache es dir leicht, ich möchte lediglich, dass du mir sagst, was DU getan hättest." beharre ich auf meinem Standpunkt und nippe an meinem Drink. Er fixiert derweil das Glas und ich spüre förmlich, dass er mit sich ringt. Ja, er brennt darauf zu erfahren, was damals geschehen ist. Er mag behaupten was er will, aber es interessiert ihn und ich schätze, ich weiß auch warum. Nein, eigentlich weiß ich es. Ob er nun an diese Geschichte glaubt oder nicht, spielt keine Rolle. Er hat das Wesentliche begriffen. "Ich hätte dem Pharao gesagt, dass dergleichen nicht in Frage kommt." meint er schließlich und sieht mich direkt an. "Wenn ich Seth gewesen wäre und mir was an diesem Sklaven gelegen hätte, dann hätte ich ihn nie dazu aufgefordert, sich einem anderen hinzugeben." Ich nicke anerkennend und nehme einen weiteren Schluck. "Aber die Konsequenzen! Der Hohepriester unterstand dem Pharao und eine solch deutliche Ansage wäre Blasphemie gewesen." entgegne ich ruhig. Er macht eine unwirsche Bewegung mit der Hand. "Pharao hin oder her, kein Mensch kann einem anderen dergleichen befehlen!" erwidert er und ich bin erstaunt wie sehr er sich plötzlich ereifert. Die Maske bekommt mehr und mehr Risse. Fasziniert bemerke ich, dass sich sogar eine Strähne aus seinem perfekt frisierten Haar gelöst hat, aber er unternimmt nicht das Geringste, um sie zurückzustreichen. Er ignoriert sie einfach und sieht mich herausfordernd an. "Wenn Seth und dieser Sklave sich liebten, dann hatte der Pharao kein Recht sich einzumischen." verkündet er und verschränkt für einen Moment entschlossen die Arme vor der Brust. "Ein wahrer Herrscher würde dergleichen auch nicht verlangen." fügt er einen Augenblick später hinzu und ich muss unwillkürlich lächeln. Seine Augen funkeln wie Saphire und es ist erstaunlich wie sich sein Gesicht verändert, wenn er sich für etwas ereifert. Ein wenig erinnert er mich an die Momente während eines wichtigen Duells. Er wirkt ebenso entschlossen und stur, aber vor allem stolz und unwillkürlich muss ich an Seth denken. Gut, Kaiba ist nicht Seth, aber dessen Stolz hat er allemal. Und mehr noch. Ich würde wagen zu behaupten, dass Kaiba´s Stolz weitaus größer ist. Erwartungsvoll sieht er mich an und scheint damit zu rechnen, dass ich widerspreche, aber das tue ich natürlich nicht. Er hat schließlich Recht. Ich warte noch einen Moment, dann applaudiere ich und seine Augen weiten sich kaum merklich. "Du bist gut." sage ich und das meine ich sogar ehrlich. "Genau das hat Seth auch getan." Ich lasse ihm einen Augenblick, um meine Worte sacken zu lassen. "Seth hat Atemu erklärt, dass er dem Sklaven nicht befehlen wird, sich ihm zu unterwerfen, gleichgültig welche Konsequenzen es für ihn selbst haben würde." Ich lächele und er starrt mich an. "Der Hohepriester hat in diesem Moment alles riskiert. Sein Amt, sein Leben, seine Zukunft. Sogar die Gunst der Götter. Und warum?" Er weiß, dass es eine rhetorische Frage ist, aber ich muss mir diese kleine dramatische Pause gönnen. "Weil er ihn liebte. Und weil er bereit war zu dieser Liebe zu stehen. Genau wie der Sklave zuvor bereit gewesen war für sie zu sterben, nur um Seth nicht zu verraten." Zu meiner Zufriedenheit stelle ich fest, dass er intensiv über meine Worte nachdenkt, womit ich die gewünschte Wirkung erzielt hätte. Zumindest hoffe ich das. Aber allein die Tatsache, dass er das Thema zur Sprache gebracht hat, spricht doch für sich, oder? "Hm." macht er schließlich und ich frage mich insgeheim was genau gerade in seinem Kopf vorgeht. Wahrscheinlich denkt er an sein Hündchen. "Hübsche Geschichte, oder?" frage ich nach einer Weile, aber er erwidert nichts. Stattdessen greift er nach seinem Glas, betrachtet es einen Moment und nippt dann daran. Anschließend mustert er mich eingehend und ich würde darauf wetten, dass er zu ergründen versucht was ich denke und warum ich ihm diese Geschichte überhaupt erzählt habe. Ja, die Frage müsste ihn mindestens genauso sehr beschäftigen wie die Frage, warum er sich dafür überhaupt interessiert. "Und wie endet deine Geschichte?" will er schließlich wissen und mir entgeht keineswegs der spöttische Unterton. Er fragt bewusst auf diese Weise und lässt mich seinen Sarkasmus spüren. Ein kläglicher Versuch sein Interesse zu verbergen und das wissen wir beide. Ich lächele. "Sie endet damit, dass ich sie dir erzählt habe und du nun weißt was du zu tun hast, Kaiba." erkläre ich und siehe da! Ich habe es tatsächlich geschafft. Die Maske hat nun mehr als einen Riss. Seine Augen weiten sich vor Erstaunen und ich spüre förmlich, dass er irritiert ist. Selbst sein logisch funktionierender Verstand hat mit dieser Option als Antwort nicht gerechnet. Wie könnte er auch? "Du hast mich schon richtig verstanden." sage ich recht sanft als er mich Sekunden lang nur fragend ansieht. "Und ich gehe davon aus, dass du auch weißt was ich dir damit sagen will." Ich leere mein Glas und lehne mich lässig zurück ohne ihn jedoch dabei aus den Augen zu lassen. Seine Züge verhärten sich schlagartig wieder und er bemüht sich die Mauern wieder hochzuziehen und eine gleichgültige Miene zur Schau zu tragen, natürlich um mich ja nicht merken zu lassen, dass ich ihn überrumpelt habe und er keineswegs weiß was ich meine. So was kann ein Seto Kaiba natürlich nicht zugeben. "Du liebst das Hündchen, Kaiba." stelle ich fest und sofort merke ich wie er sich sichtlich verkrampft und zu einer harschen Erwiderung ansetzen will, aber ich komme ihm zuvor. "Spar dir den Atem, den Widerspruch würde ich dir ohnehin nicht glauben und du brauchst mir auch nichts vor zu machen. Tatsache ist, dass ich Recht habe, was du auch weißt. Dein Verhalten, deine ganze Haltung zeugt davon und ich rate dir, gestehe es dir einfach ein. Dagegen anzukämpfen wird auch dir nicht gelingen, Seto." Nach wie vor funkelt er mich wütend an, presst aber die Lippen so fest aufeinander, dass sie weiß werden und entgegnet nichts. "Und du weißt auch, dass es dem Kleinen genauso geht. Die logische Konsequenz ist also, dass ihr euch eure Gefühle gesteht und ich gehe davon aus, dass Wheeler das bald auch tun wird. Aber er dürfte auch weitaus leichter mit dieser Entwicklung klar kommen als du." Ich lache kurz auf. Ich bin sicher, dass Wheeler wesentlich besser mit der Erkenntnis umgehen kann, sich in seinen Erzfeind verliebt zu haben, als Kaiba. Aber man muss kein Hellseher sein, um sich darüber klar zu werden. "Was soll der Unsinn, Bakura?" bringt er schließlich nach einer Weile mühsam hervor und ich seufze. "Herrje, Kaiba, du bist wirklich zu komisch." entgegne ich. "Muss ich dir tatsächlich alles vorkauen?" Ich schüttele leicht missbilligenden den Kopf während er mich nicht aus den Augen lässt. "Seth hatte damals ja schon teilweise eine lange Leitung, aber du bist wirklich einmalig." rede ich unbeirrt weiter und rechne fast damit, dass er jeden Moment aufspringt und verschwindet. Würde zu ihm passen. Die Flucht ergreifen und mit Stil und Würde aus einer Situation fliehen, die ihm nicht behagt. Denn natürlich gefällt ihm die Tatsache, dass er Gefühle für den Köter hat keineswegs und auch der Umstand, dass ich darüber unterrichtet bin, dürfte ihm nicht gerade gut gefallen. Doch darauf kann ich augenblicklich keine Rücksicht nehmen. "Ihr beide seid echt ein schwieriges Gespann." bemerke ich amüsiert. "Aber du kannst mir glauben, der Kleine fährt voll auf dich ab und mit Atemu wird auch nichts laufen, selbst wenn diese Blindschleiche von Pharao es darauf anlegen sollte. Dein Hündchen ist dir treu ergeben und bei dir verhält es sich nicht anders. Was zugegeben etwas schade ist, denn ich hatte schon gehofft, dass wir beide etwas Spaß miteinander haben könnten, aber ich schätze, dass würde dich doch in arge Gewissenskonflikte stürzen und ob du´s glaubst oder nicht, ich bin ausnahmsweise gnädig und lasse mich davon beeindrucken." Sein Mienenspiel ist einfach herrlich. Noch viel besser als ich es mir vorgestellt habe und das Gefühl des Triumphes, dass ich verspüre ist gerade zu göttlich. Einzig der Augenblick, wenn der Pharao erfährt, dass ich seine wunderbaren Pläne zunichte gemacht habe, wird noch besser. Oh, wie ich mich auf sein Gesicht freue. Aber er konnte ja auch nicht wissen, dass mein Eigeninteresse in diese Richtung gehen würde. Wobei ich zugeben muss, dass es doch ein wenig schade ist, dass ich nicht mehr dazu kommen werde mich näher mit Kaiba zu beschäftigen. Das wäre sicherlich sehr, sehr vergnüglich geworden. "Wheeler wird spätestens morgen bei dir auf der Matte stehen und ich gehe stark davon aus, dass er dir seine Gefühle gestehen wird. Ich muss zugeben, das würde ich zu gerne miterleben. Schade, dass ich nicht dabei sein kann, aber es wäre sicherlich zuviel verlangt dich zu bitten -." Ich mustere ihn kurz. "Nein, schon gut. Ich sehe schon. Nun denn... Dann liegt es jedenfalls bei dir. Entweder du bist in der Lage, dir einzugestehen was du für Joey empfindest und machst was draus oder aber du lässt ihn abblitzen und treibst ihn so vielleicht doch noch in die Arme des Pharaos. Deine Entscheidung." Kurze dramatische Pause. Kaiba wirkt wie erstarrt. Herrlich. Was für ein glorreicher Moment! "Und tu mir den Gefallen, hör bei der Sache einmal auf das Organ, dessen Vorhandensein bei dir einige Leute anzweifeln. Glaub mir, damit bist du besser beraten." Und damit beende ich meinen wunderbaren Vortrag und gebe ihm die Zeit darüber nachzudenken, während ich mir eine seiner Zigaretten klaue und genüßlich in den Mund stecke. Noch immer starrt er mich fassungslos an und ein winziger Teil meines Verstandes macht sich sorgen, dass ich seinen Verstand gerade überlasstet habe, doch dann regt er sich endlich wieder und ich grinse ihn an. Ich beobachte wie es in seinem Kopf rattert, ja, das kann man augenblicklich tatsächlich sehen und wie seine Augen immer größer werden. Sein Mund öffnet sich, schließlich jedoch wieder und ich werfe ihm das Feuerzeug zu, dass ich ebenfalls an mich genommen habe. Er fängt es reflexartig und angelt nach einer Zigarette. Langsam steckt er sie sich in den Mund, doch es dauert eine Weile bis er sie anzündet und tief inhaltiert. Sehr gut, er fasst sich also wieder. Ich muss zugeben, es erstaunt mich wirklich, dass ihm das so schnell gelingt. "Ich schlage vor, du trinkst noch etwas, Kaiba." sage ich vergnügt und zwinkere ihm zu. "Wir können aber auch gerne noch eine Nummer schieben, wenn du willst? Ich wäre nicht abgeneigt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)