Submissive Renitenz von abgemeldet ("Bow down to your Master, Dog!") ================================================================================ Kapitel 74: Blick in die Vergangenheit Teil 1 (Seth´s Seite) ------------------------------------------------------------ Unruhig gehe ich in meinem Gemach auf und ab und immer wieder hallen die Worte des Pharaos in meinem Kopf wieder. Er hat sich eindeutig ausgedrückt. Ich weiß was er von mir erwartet und was ich zu tun habe. Im Grunde dürfte ich gar nicht darüber nachdenken. Nein, ich habe einen Befehl von meinem Herrscher bekommen und ich sollte ihn ausführen, so wie es das Gesetz und meine Stellung es von mir verlangt. Jeden anderen Befehl würde ich ohne zu zögern ausführen. Sofort, auf der Stelle. Und ich würde gewiss nicht an dem Urteil meines Pharaos zweifeln, doch jetzt... Wie konnte ich nur in eine solche Situation geraten? Atemu hat mir eine Stunde gegeben. Die Zeit läuft und ich weiß nicht was ich tun soll. Mein Verstand sagt klar, dass ich gemäß dem Willen meines Herrschers zu handeln habe. Dass ich nicht das Recht habe, mich zu widersetzen. Doch mein Herz... Aber darf ich zulassen, dass mein Herz diese Entscheidung für mich trifft? Nein, mein Herz hat mich schließlich schon in diese Lage gebracht. So ist es doch! Wie konnte ich nur so törricht sein? Schließlich bin ich ein Priester, nein, ich bin der Hohepriester Ägyptens. Ich hätte nie zulassen dürfen, dass ich je in solch eine Situation gerate. Doch nun ist es passiert und es gibt nur einen ehrenhaften Weg hinaus. Zögernd ziehe ich den Vorhang zur Seite und trete auf den Flur. Die Wachen stehen ausdruckslos neben der Tür. Einen Moment zögere ich noch, dann wende ich mich an den Hauptmann. "Bring mir den Sklaven." befehle ich ihm und er verbeugt sich. Er muss nicht einmal fragen, wen ich meine. Er weiß es. Der ganze Palast hat von dem Sklaven gehört, der sich dem Sohn des Ra´s widersetzt hat und ich weiß auch, dass in den Gängen darüber getuschelt wird, warum er es getan hat. Meinetwegen sagen sie und sehen mich forschend an. Es bedurfte nicht einmal dieses Geredes, den Pharao darauf aufmerksam zu machen. Er wusste es gleich im ersten Augenblick. Warum musste es auch ausgerechnet dieser Sklave sein? Erneut stelle ich mir diese Frage. Atemu hat so viele Sklaven, mit denen er tun und lassen kann, was ihm beliebt, warum weckte gerade mein Sklave seine Aufmerksamkeit? Hätte ich ihn doch nur besser verborgen! Ich hätte wissen müssen, dass Atemu neugierig werden würde. Wenn ich nur wüsste, wer ihm zugetragen hat, dass dieser eine Sklave besondere Rechte bei mir genießt. Irgendjemand muss es schließlich gewesen sein, der dem Pharao davon erzählt hat. Aber es ist unsinnig jetzt noch darüber nachzudenken. Selbst wenn ich es je herausfinde, es ändert nichts mehr. Hätte er sich Atemu doch nur nicht widersetzt! Bei Ra, was hat er sich dabei nur gedacht? Er hätte es als Ehre sehen sollen, sich dem großen Pharao hingeben zu dürfen, aber dieser sture Sklave konnte einfach nicht gehorchen. Doch was mache ausgerechnet ich ihm das zum Vorwurf? Ich kenne schließlich seine Gründe. "Hohepriester Seth! Der Sklave." verkündet der Hauptmann und ich nicke. Ich vermeide es, den Jungen anzusehen während der Hauptmann im Raum ist, doch mein Herz schlägt unwillkürlich schneller. Wie immer, wenn ich mir seiner Präsenz bewusst bin. "Du kannst gehen, Hauptmann." Ich nicke dem Mann zu und er vergeugt sich leicht. Für einen Moment glaube ich ein Zögern in seiner Bewegung zu bemerken, aber dann verlässt er mein Gemach und ich schlucke schwer. Ich gebe mir Mühe mich auf den Blickkontakt vorzubereiten, doch wie immer gelingt es mir nicht. Meine Augen finden seine und sofort muss ich scharf die Luft einziehen. Er steht unbewegt da. Man hat ihm Fesseln angelegt und der Anblick trifft mich mitten ins Herz. So wollte ich ihn nie sehen. Und ich darf nicht daran denken, was er über sich hat ergehen lassen müssen, nur weil er sich Atemu widersetzte. Der Aufseher ist mehr als streng und Aufsässigkeit ahndet er ebenso wie Ungehorsam auf´s Schärfste. Insgeheim könnte ich meinen Vetter dafür verfluchen, dass er ihn den Händen des Aufsehers übergeben hat, doch wie ich Atemu kenne, hat er keineswegs bedacht, welche Konsequenzen es haben würde. Nein, der Pharao ahnt nicht, was man den Sklaven antut, wenn sie bestraft werden. "Wie geht es dir?" frage ich und meine Stimme scheint ihren Klang eingebüßt zu haben. Zu meiner Überraschung hebt er sein Haupt keck und lächelt mich sogar an. "Besser als dir wie mir scheint, mein Hohepriester." erwidert er und seine schönen Augen funkeln mich voller Wärme an. Ich spüre, dass er gerne näher treten würde und auch ich verspüre den Wunsch, ihn zu berühren, aber ich muss hart bleiben. Ich darf mich nicht rühren und keinesfalls darf ich ihn jetzt berühren. "Ich war gerade beim Pharao." erzähle ich ihm ernst. Er nickt und einen Augenblick habe ich fast das Gefühl, dass er mir einen Schritt voraus ist und längst weiß, was ich ihm sagen will. "Du hast dich erneut dem Sohn Ra´s widersetzt, Sklave." Wieder nickt er und sein Lächeln verrät mir, dass er sogar stolz darauf ist. Ich beiße mir unwillkürlich auf die Unterlippe. "Warum hast du das getan?" will ich wissen und sehe dass seine Augen sich weiten. "Das wisst ihr doch, mein Hohepriester." kommt rasch die Antwort und ich bereue es diese Frage gestellt zu haben, wusste ich doch was er mir erwidern würde und auch was seine Antwort in mir auslösen würde. Ich kann es nicht verhindern, dass ich aufseufze. "Niemand widersetzt sich dem Pharao." erkläre ich und versuche hart zu klingen. Hart und bestimmt. "Wenn der Pharao dir etwas befiehlt, dann solltest du es als Ehre betrachten, ihm dienen zu dürfen." fahre ich fort und vermeide es ihn weiter anzusehen. "Der Pharao in seiner Gnade, ist gewillt dir eine letzte Chance zu geben, dich seinem Willen zu unterwerfen." Zu meiner Überraschung lacht er laut auf, noch ehe ich zuende gesprochen habe und ich werfe ihm einen ungehaltenen Blick zu, der ihn nur scheinbar zum verstummen bringt. Seine schönen Züge werden langsam wieder ernst und es ist mir unbegreiflich wie ruhig, ja, entspannt er angesichts seiner Lage sein kann. "Ich wüsste nicht, was es für dich zu lachen gibt, Sklave!" fahre ich ihn unwirsch an, aber er hält meinem wütenden Blick gelassen stand. "Mir ist es gleich, wozu der Pharao in seiner Gnade gewillt ist. Ich werde mich nicht unterwerfen." erklärt mir der schöne Junge immer noch lächelnd. "Nicht ihm." fügt er hinzu und schenkt mir einen vielsagenden Blick aus seinen unbeschreiblich schönen Augen. Ich seufze unwillkürlich auf und ehe ich mich versehe streicheln meine Fingerspitzen über seine Wange. Er reagiert sofort, schmiegt sich an meine Hand und schließt genießerisch die Augen. Es kostet mich alle Kraft, meine Hand zurück zu ziehen, aber ich darf nicht schwach werden. Atemu erwartet meine Antwort, mehr noch. Er erwartet, dass ich ihm den Sklaven übergebe. "Du weißt nicht was du da sagst. Dein Widerstand wird dir dieses Mal mehr als nur eine weitere Nacht im Kerker einbringen." versuche ich ihm die Lage begreiflich zu machen, dabei weiß ich, dass er sich dessen bewusst ist. "Ich weiß, mein Hohepriester. Wenn ich mich noch einmal verweigere, wird es mich den Kopf kosten. Doch das ändert nichts daran. Ich werde mich nicht unterwerfen. Ich kann es nicht." erwidert er ruhig. Ich schüttele unwirsch den Kopf. "Natürlich kannst du. Du musst. Bei Ra, wie kannst du nur so stur sein? Es ist eine Ehre..." "Eine Ehre, die ich nicht möchte." unterbricht er mich und bedenkt mich mit einem wehmütigen Blick. Ra hilf mir. Was soll ich denn tun? Wie kann ich ihn nur davon überzeugen, dass er es tun muss? Warum muss er auch so stur sein? Ich kann ihn doch nicht in den Tod gehen lassen. Zudem erwartet der Pharao, dass ich das Problem löse und dafür sorge, dass der Junge sich ihm unterwirft. Dabei widerstrebt mir der Gedanke zutiefst, ja, allein die Vorstellung, dass irgendjemand, selbst mein Vetter Hand an ihn legen könnte... Reicht es nicht, dass der Aufseher seinen schönen Körper schon geschunden hat? Ich muss die Wunden nicht sehen, um zu wissen, dass sie da sind. Und mit welcher Stärke er sie scheinbar erträgt. Kein Zeichen von Schmerz spiegelt sich in seinem Gesicht wieder, auch keine Angst oder Unsicherheit. Stärke liegt in seinen Augen und Entschlossenheit und der schöne Mund lächelt noch immer. Ich schlucke als mein Blick über seinen Mund wandert. Den Mund, den ich unzählige Male geküsst habe. Die weichen Lippen, die meine Haut jedes Mal zum schaudern bringen, wenn sie mich berühren. "Es gibt nur einen Menschen, dem ich mich je unterwerfen werde und das seid ihr, Seth." höre ich ihn sagen und ein Ruck geht durch meinen Körper. Schon einmal hat er mir diese Worte gesagt. Sie mit einer Sicherheit von sich gegeben, dass ich ihn nur erstaunt ansehen konnte. Nie habe ich das von ihm verlangt. Nie wäre ich auf den Gedanken gekommen. Natürlich ist er ein Sklave, aber ich wusste von Anfang an, dass er kein gewöhnlicher junger Mann ist. Vom ersten Augenblick an, sah ich das Feuer in ihm lodern, ein Feuer, dass mich magisch anzog und dem ich mich nicht widersetzen konnte. Hätte ich ihn doch nie zu mir genommen. Wäre er irgendwo in einer Provinz verschwunden, bei einem guten Herrn, der ihm Arbeit und Brot gegeben hätte... "Sag das nicht. Es ist Unrecht so zu sprechen!" fahre ich ihn an und mein ganzer Körper bebt. Er macht eine rasche Bewegung und ist direkt neben mir und ehe ich mich versehen kann, wirft er sich mir zu Füßen, umklammert mein Gewand mit beiden Händen und blickt flehend zu mir auf. "Seth, du weißt was ich fühle. Ich kann es nicht ändern." Seine Stimme ist fast nur ein Hauch und doch klingt er nach wie vor entschlossen und ich sehe ihm deutlich an, dass er es auch ist. Ungehalten packe ich ihn an den Armen und reiße ihn auf die Beine. "Lass das." herrsche ich ihn an. "Ich weiß was du fühlst. Und du weißt, was ich fühle." Er nickt und schenkt mir erneut eins seiner strahlenden Lächeln. "Ja, das weiß ich." haucht er und mein Herz rast nur noch mehr. Bei Ra, es kostet mich all meine Selbstbeherrschung ihn jetzt nicht in meine Arme zu ziehen und zu küssen. Aber das darf ich nicht tun. Jetzt noch weniger als je zuvor. "Dann versteh doch endlich, dass ich nicht zulassen kann, dass du dich dem Pharao erneut widersetzt!" Ich versuche gedämpft zu sprechen, damit mich draußen niemand hört, aber ich kling als wäre ich außer Atem und auch ihm kann meine Aufregung nicht entgehen. "Aber du kannst es zulassen, dass ich mich einem anderen außer dir hingebe?" will er wissen. Ich seufze abgrundtief. Oh dieser Sklave ist zum verrückt werden. Doch er hat Recht. Allein der Gedanke, dass Atemu... Nein, ich will nicht daran denken, es mir nicht vorstellen. Und ich will es eigentlich auch nicht zulassen, aber Atemu hat sich klar ausgedrückt und ich muss tun was mein Pharao von mir erwartet. Aber kann ich ihn deshalb zwingen, nachzugeben? Sekunden verstreichen in denen wir uns nur ansehen. "Seth." flüstert er schließlich und legt den Kopf schief. "Wenn es dein Wunsch ist, dass ich mich ihm hingebe, dann werde ich es tun." höre ich ihn sagen und starre ihn einen Moment an. Habe ich richtig gehört? Er will, dass ich es ihm befehle? Dann würde er es tun? "Sag es und ich tue es, wenn du es willst." wiederholt er seine Worte und ich schlucke schwer. Da ist sie. Die Lösung. Das wollte ich doch und das wollte auch der Pharao. Ich muss es nur sagen und er wird es tun und Atemu hat was er wollte. Aber warum fühlt es sich nicht gut an? Warum habe ich dieses seltsame Gefühl im Bauch? Bevor ich etwas erwidern kann, liegen seine Lippen auf meinen und ich schließe sofort die Augen. Wie immer ist sein Kuss ein Schock für meine Sinne und mit einem Schlag hört alles andere auf zu existieren. Mein Kopf ist wie leer gefegt und ich schlinge meine Arme um ihn, um ihn näher an mich zu ziehen. Der Kuss dauert nur Sekunden und als wir uns langsam und widerwillig wieder von einander lösen, bleiben unsere Blicke doch verbunden. "Hohepriester Seth?" vernehme ich kurz darauf eine Stimme und weiche unwillkürlich ein Stück zurück. Der Hauptmann ist eingetreten und sieht mich an. Ich presse die Lippen aufeinander. "Der Pharao will euch sehen." wird mir mitgeteilt und ich nicke. Ist die Stunde schon um? "Du wartest hier." befehle ich meinem Sklaven, der doch eigentlich weitaus mehr als das ist. Viel mehr. Er nickt und ich schicke mich an dem Hauptmann zu folgen. Mein Herzschlag beruhigt sich langsam wieder und bevor ich das Gemach verlasse werfe ich noch einen Blick zurück. Und als ich ihn ansehen, weiß ich was ich tun muss. Um seinetwillen und um meinetwillen. Möge Ra mir beistehen. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)