Submissive Renitenz von abgemeldet ("Bow down to your Master, Dog!") ================================================================================ Kapitel 62: Verstört (Kaiba´s Seite) ------------------------------------ "Sir? Alles in Ordnung?" fragt Roland und für einen Moment habe ich das Gefühl, dass er mich besorgt mustert. Ich nicke. "Nach Hause, Roland." entgegne ich und steige in die Limousine. Als er die Tür hinter mir schließt atme ich erleichtert auf. Grundgütiger, was zum Teufel ist nur mit mir los? Gerade bin ich mehr oder weniger vor Bakura geflohen. Und alles nur wegen diesem Streuner von Wheeler. Ich seufze und massiere mir unwillkürlich die Nasenwurzel. Mir war klar gewesen worauf dieses Treffen mit Bakura hinauslaufen würde. Schon als er diesen Vorschuss zur Sprache brachte, wusste ich, dass seine Absichten in eine bestimmte Richtung gehen würden. Immerhin hatte er sich bei seinem Preis für seine Hilfe schon recht eindeutig ausgedrückt, was mich zugegeben doch etwas überrascht hatte. Ich hätte eher damit gerechnet, dass er Geld von mir verlangen würde, aber stattdessen eine Nacht mit mir verbringen zu wollen... Nun, jedem das seine. Nicht, dass ich mit seinem Preis wirklich ein Problem gehabt hätte. Einmal abgesehen von der Tatsache, dass dieser Psycho tatsächlich davon ausging, er würde mich unter sich haben, war der Gedanke anfangs sogar noch recht interessant. Bakura an sich ist zwar keineswegs mein Typ, aber ich könnte mir durchaus vorstellen, dass man einigen Spaß mit ihm haben kann. Dennoch hätte ich nie von meiner Seite aus irgendeine Art von Intermezzo mit ihm angestrebt. Seine penetranten Forderungen nach einem Vorschuss waren zwar impertinent, aber auch da war ich noch der Ansicht, dass man vielleicht das angenehme mit dem Nützlichen verbinden könnte. Nun, zumindest war dies anfangs mein Gedanke. Und jetzt? Jetzt habe ich ein merkwürdiges Gefühl. Was natürlich auch an dem liegt, was der Weißhaarige mir eben offenbart hat. Joey Wheeler ist verliebt - in mich. Ich kann es noch immer nicht glauben. Und ich verstehe es noch weniger. Ich meine, warum sollte sich das Hündchen ausgerechnet in mich verlieben? In der Regel behandele ich ihn wie den letzten Abschaum. Schlimmer noch, vor unserem kleinen Verhältnis, habe ich keine Gelegenheit ausgelassen ihn vorzuführen und zu demütigen und selbst bei unseren Aktivitäten war ich doch im Grunde... Das ergibt einfach keinen Sinn. Aber dafür erklärt es in gewisser Hinsicht eine Menge. Unwillkürlich fällt mir wieder ein, wie er mich neulich in meiner Küche angesehen hat. Seine leicht geröteten Wangen und der glasige Blick. Ich sehe ihn direkt vor mir. In diesem Moment habe ich diesen Umstand seiner Erregung zugeschoben, aber genau genommen könnte man es als Zeichen für seine Gefühle deuten. Ja, auf eine erschreckende und irritierende Art macht es Sinn. Sogar der Umstand, dass er mich letzte Nacht so umklammert hielt und es erklärt auch seine Worte, die er mir bei meinem Verhör über Muto sagte. Ja, verdammt. Wenn ich es rückblickend betrachte, hätte ich von alleine drauf kommen müssen, dass irgendwas nicht stimmt. So brav und fügsam wie Wheeler war, das kann man doch nicht nur der Tatsache zuschreiben, dass wir dieses merkwürdige Spiel spielen. Dass eigentlich kein Spiel mehr ist. Weder für mich noch für ihn. Aber Wheeler´s Gefühle erklären keineswegs mein Verhalten. In dem Punkt kann ich mir nichts vormachen. Ich bin tatsächlich gerade vor Bakura geflohen. Ich habe ihm zwar erklärt, dass ich keinen Wert auf weitere Informationen lege und er deshalb seine Konditionen vergessen könnte, aber im Grunde bin ich vor der Situation geflüchtet. Davor mit ihm weiter intim zu werden und auch wenn die Tatsache, dass ein Seto Kaiba den Rückzug antritt schon seltsam genug ist, so ist der Umstand, dass ich das getan habe, weil der Gedanke, mein Versprechen, dass ich dem Köter gegeben habe, gänzlich zu brechen, dafür sorgte, dass ich mich mehr als unbehaglich fühlte. Immerhin bin ich der Herr. Ich stelle die Regeln auf. Wenn ich ihm erkläre, dass er nicht mit einem anderen spielen darf, dann ist das meine Entscheidung. Ich selbst bin ihm keine Rechenschaft schuldig. So sind die Spielregeln. Der Herr tut was ihm beliebt, der Sklave hat zu tun was man ihm sagt. Folglich brauche ich Wheeler gegenüber keinerlei schlechtes Gewissen zu haben. Bei dem Gedanken verschlägt es mir den Atem. Ich schlucke schwer, fange an zu Husten und muss mich an dem Sitz festhalten um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. "Sir?" Roland klingt besorgt und ich nehme deutlich wahr, dass er mich durch den Rückspiegel mustert. Ich bin nicht einmal in der Lage ihm zu antworten, winke nur unkoordiniert mit der Hand und er richtet seinen Blick wieder auf die Straße. Verdammt, das kann doch nicht wahr sein, oder? Habe ich tatsächlich ein schlechtes Gewissen wegen Wheeler? Weil ich Wheeler um ein Haar wirklich betrogen hätte? Das ist doch absurd! Lächerlich. Und es ergibt keinerlei Sinn. Ich bin dem Köter keine Rechenschaft schuldig, wir sind schließlich kein Paar und ich... Erneut bin ich nicht in der Lage meinen Gedanken zuende zu führen. Und als wäre das alles nicht schon verstörend genug, fällt mir auch Bakura´s dämliche kleine Geschichte wieder ein. Was hat er gesagt? Der Sklave gab sich Seth freiwillig hin, weil er ihn liebte und verweigerte sich deshalb selbst dem Pharao? Das ist doch hirnrissiger Unsinn. Nichts weiter als ein Märchen für naive Zeitgenossen. Aber genau genommen hat Bakura mit seiner Behauptung Recht. Geschichte wiederholt sich, denn Wheeler hat sich Muto schließlich verweigert. Meinetwegen. Gut, ich habe ihm auch klar und deutlich gesagt, dass ich nicht teile, aber im Grunde ist er ein freier Mensch, wenn er gewollt hätte... Meine Gedanken überschlagen sich und ich habe das Gefühl, dass mir der Boden unter den Füßen weggezogen wird. Einen Moment glaube ich sogar, dass die Limousine unnatürlich schwankt und sich alles um mich herum zu drehen beginnt. Herrje, warum hat Bakura´s Offenbarung nur solch eine Wirkung auf mich? Und warum fühle ich mich mit einem Mal wie ein Verräter? Ich merke gar nicht, dass der Wagen gehalten hat. Erst als Roland mir die Tür öffnet, wird mir bewusst, dass ich zuhause bin. Ich nicke meinem Assistenten zu und flüchte mich geradezu ins Haus. Mokuba wird sicher schon schlafen. Ich bezweifle, dass mir das heute gelingen wird. "Wünschen sie noch etwas, Sir?" fragt mein Assistent und ich winke ab. "Nein, sie können sich zurückziehen." entgegne ich und er wünscht mir eine gute Nacht. Ich glaube, ich murmele etwas zurück, bin mir aber nicht wirklich sicher, denn meine Gedanken sind ganz wo anders. Im Arbeitszimmer greife ich erst einmal nach der Flasche Cognac und schenke mir einen Doppelten ein. In einem Zug leere ich das Glas und gieße direkt wieder nach. Ich muss mich beruhigen, mich sammeln und vor allem meine Gedanken ordnen. Das ist schließlich kein Zustand für einen Seto Kaiba. Ich nehme mir Glas und Flasche mit zu meinem Schreibtisch und lasse mich in meinen Sessel sinken. Nein, an schlafen ist nicht zu denken. Es bedarf eines weiteren Glasses bis ich in der Lage bin, meine Gedanken wieder in einigermaßen geordnete Bahnen zu lenken und ich beschließe, dass zu tun, was ich nach einem wichtigen Arbeitstag immer tue. Ich gehe in Gedanken noch einmal den Tag durch, die Gespräche, den Ablauf. Alles. Analysiere die einzelnen Punkte und auch meine Handlungsweise. Eine Vorgehensweise, die normalerweise auch äußerst produktiv ist und mich meistens auch darin bestärkt, dass ich alles korrekt ausgeführt habe. Doch in diesem Fall... Ich denke an Bakura´s Berührungen und an seine Küsse und natürlich fällt mir schlagartig wieder ein, was ich in diesen Momenten gedacht habe und auch jetzt, rückblickend, komme ich, wenn ich darüber nachdenke, nur zu einem Schluss. Dass es mit Wheeler etwas anderes ist. Etwas vollkommen anderes und zum zehnten Mal an diesem Abend muss ich mir eingestehen, dass ich die Stunden viel lieber mit meinem Hündchen verbracht hätte. Meinem Hündchen. Ich schlucke schwer und schenke mir ein weiteres Glas ein. Wheeler hat mir versichert, dass ich mir bezüglich Muto keinerlei Sorgen machen müsste. Er hat das mit einer solchen Überzeugung gesagt. Sofort sehe ich sein Gesicht wieder vor mir. Wheeler, der mir sagt, dass er sich nicht abwerben lassen wird, weil er glücklich ist... Glücklich mit mir. Wenn ich vorab noch gezweifelt habe, dass er das sagen wollte, so weiß ich es jetzt mit Bestimmtheit und ich weiß nicht warum, aber diese Gewissheit gibt mir ein merkwürdiges Gefühl. Ich spüre wie ein warmer Schauder mich überläuft und irgendwas daran sagt mir, dass ich dieses Gefühl keinesfalls dem Cognac verdanke, sondern dem Köter. Wie ich jedes Gefühl in der letzten Zeit dem Hündchen zu verdanken habe. War das nicht immer so? Schon lange bevor wir uns auf diese Sache eingelassen haben? Ich presse die Lippen aufeinander und versuche diese Gedanken zu verdrängen. Ich will nicht darüber sinnieren, welche Gefühle ich für Wheeler habe. Es reicht, dass ich irgendein unverständliches Gefühl für ihn habe. Das genügt vollkommen. Denn es bringt mich mehr als nur aus dem Konzept und das gefällt mir nicht. "Wem machst du eigentlich was vor, Seto?" fragt eine kleine Stimme in meinem Kopf. "Aus dem Konzept bringt dich dieses Gefühl lediglich, weil du es nicht einordnen kannst, dabei ist das doch so einfach..." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)