Submissive Renitenz von abgemeldet ("Bow down to your Master, Dog!") ================================================================================ Kapitel 18: Dilemma ------------------- Wenn ich dachte, dass ich nach dem Gespräch mit Tea schon Probleme hatte, tja, dann habe ich mich wieder einmal gründlich geirrt! Wieder einmal. Nachdem ich Idiot mich erst einmal verplappert hatte oder besser gesagt, mehr gesagt hatte als ich eigentlich wollte, war es unmöglich Tea davon zu überzeugen, dass sie mit ihrer Schlussfolgerung falsch liegt. Ich hab es zwar versucht, aber nein. Keine Chance. Die gute Tea war gnadenlos. Jeder Protest meinerseits prallte an ihr ab wie Wattebällchen an einer Betonmauer. Und was noch absurder ist, sie schien ungemein glücklich zu sein. Ja, sie freute sich geradezu euphorisch für mich und machte auch keinerlei Hehl daraus. Unnötig zu sagen, dass sie natürlich Verständnis für mich hat. Und das ja so süß findet. Oder dass sie mir mehrmals erklärt hat, dass da überhaupt nichts dabei wäre. Die Gesellschaft wäre heutzutage ja aufgeschlossen. Haha. Tristan und Duke würden sicher erleichtert sein, dass nichts ernstes hinter meinem Verhalten steckt. Fuck off. Ich weiß, sie meint es gut, aber Mann, das war echt heftig. Ich habe einfach gar nichts mehr gesagt und dann in einem günstigen Moment die Flucht ergriffen, natürlich nicht ohne ihr das Versprechen abzunehmen, keinem etwas zu sagen. Wenigstens in dem Punkt ist auf sie Verlass. Sie wird nichts sagen, sie ist ja auch der Ansicht, dass ich mich selbst outen müsse. Aber sie ist natürlich für mich da. Ich muss wohl nicht betonen, dass totales Chaos in meinem Kopf herrschte als ich endlich aus dem Café raus war und unterwegs zu Yugi. Also echt, diese ganze Sache... das ist wirklich zu viel für mich. Ich dachte echt, Kaiba wäre mein größtes Problem, aber nein. Meine Freunde sind in der Hinsicht auch nicht ohne. Aber vermutlich bin ich selbst Schuld, oder? Warum hab ich mich auch auf die Sache mit Kaiba eingelassen? Ich muss echt so dumm sein, wie er es mir immer unterstellt. Ja, am Ende hat der Saftsack Recht. Er hat doch immer Recht, oder? Naja, fast. Ich kann nicht sagen wie sehr ich mich gefreut habe, Yugi zu sehen. Der Kleine war wenigstens wie immer. Die ganze Welt dreht am Rad, aber auf ihn ist Verlass. Er begrüßte mich genau wie immer, strahlte mich auf die ihm eigene Art an und in dem Moment konnte ich mich auch wieder etwas fassen. Also hab ich das erstmal ausgekostet und wir haben über DuelMonsters, seine neuen Karten und das bevorstehende Tunier geredet, aber dann kam mir natürlich wieder mein eigentliches Vorhaben in den Sinn. Und naja, deshalb war ich doch bei ihm. "Sag mal, Yugi, warum hast du neulich mit Atemu geswitcht als wir in der Schule waren? Das machst du doch sonst nicht?" "Der Pharao hat mich darum gebeten, Joey. Er meinte, er müsse dringend mit Kaiba reden und naja, ich wollte ihm die Bitte nicht abschlagen. Er sagte auch, dass es wichtig wäre." "Mit Kaiba? Was wollte er denn von dem Großkotz?" Yugi sieht mich mit seinen unschuldigen Kulleraugen an und zuckt mit den Schultern und ich, ich komme mir so schäbig vor. Zum einen, weil ich hier meinen besten Kumpel aushorche, naja, es versuche, und zum andern weil ich auch noch so tue als wisse ich von nichts, also von dem Gespräch mit Kaiba. "Er hat es dir nicht gesagt? Ist das nicht komisch?" "Ich hab ihn auch nicht näher gefragt, wenn ich ehrlich bin. Wenn Atemu seine Gründe hat, nun, ich vertraue ihm." "Aber... naja, du warst doch dabei, oder? Bei dem Gespräch?" Yugi schüttelt den Kopf und verlegene Röte huscht über seine Wangen. Ich sehe ihn erstaunt an. Ich dachte bislang immer, dass er im Geiste eben dabei wäre... so wie der Pharao es bei ihm ist. "Atemu wollte unter vier Augen mit Kaiba reden und deshalb habe ich mich zurück gezogen." Der Kleine zuckt mit den Schultern und für ihn scheint das Ganze gar nicht so ungewöhnlich zu sein. Ich finde das allerdings höchst verdächtig und bei mir wären an seiner Stelle alle Alarmglocken losgegangen, aber Yugi ist eine Seele von einem Menschen, der Kleine ist nicht einmal neugierig. Ich runzele die Stirn und die nächsten Worte platzen aus mir heraus. "Aber das ist doch komisch. Ich meine, was sollten die Beiden unter vier Augen zu besprechen haben? Ausgerechnet Kaiba und er? Machen die das öfter?" Kaum habe ich die letzten Worte ausgesprochen, werde ich auch schon rot. Verdammt. Wie albern ist das denn? Ich hab doch gar keinen Grund rot zu werden! Es ist eine durchaus berechtigte und logische Frage! Zum Glück scheint Yugi nichts zu bemerken. Erneut zuckt er mit den Schultern. "Eigentlich nicht. Gut, ein, zwei Mal vielleicht, aber das ist schon eine Weile her und tut mir leid, Joey, aber ich kann dir nicht sagen, was die Beiden zu besprechen hatten. Atemu bat mich darum und ich sagte ja. Er muss mir keine Gründe nennen und ich respektiere seine Privatsphäre wie er auch meine." "Hm..." Ok, der Kleine ist demnach keine Hilfe, hätte ich mir eigentlich denken können. Was nun? Soll ich mit dem Pharao reden? Was soll ich ihm sagen? Ich weiß ja selbst nicht einmal, warum ich mir so nen Kopf wegen der Sache mache. Gut möglich, dass es überhaupt nichts mit mir zutun hat, aber was hat dann Atemu dann damit gemeint als er mir sagte, ich solle aufpassen, wenn ich mit dem Feuer spiele? Er kann doch nur Kaiba gemeint haben, oder? Obwohl nichts ferner liegt als eine Assoziation zwischen Kaiba und Feuer. Noch während ich über meine nächsten Schritte nachdenke, macht Yugi indirekt den nächsten Zug für mich. "Wenn dich die Sache so brennend interessiert, Joey, nun, dann solltest du mit Atemu reden." "Also... brennend...nein, es ist nur... Also, Atemu hat an dem Tag was zu mir gesagt und das beschäftigt mich. Vielleicht hast du Recht, Kumpel. Meinst du, ich kann mit dem Pharao reden. Unter vier Augen?" Verlegen und auch beschämt sehe ich meinen Freund an. Yugi nickt und scheint auch gar keine Bedenken zu haben. Ja, es scheint ihn nicht einmal zu interessieren, warum ich unter vier Augen mit Atemu reden möchte. Er hält sein Puzzel schon in der Hand und ohne noch etwas zu sagen tauscht er mit dem Pharao und ich sitze im nächsten Augenblick Atemu gegenüber. Unwillkürlich muss ich schlucken. Seine violetten Augen blicken direkt in meine und schlagartig bekomme ich so ein mulmiges Gefühl. Verdammt, das Ganze war vielleicht doch keine so gute Idee. "Joey." Er klingt nicht einmal überrascht. Aber wahrscheinlich hat er den Anfang des Gespräches auch schon mitgehört. Mist. Schon wieder brennen meine Wangen. Wie fange ich das jetzt am Besten an? "Ähm... was du neulich zu mir gesagt hast... also... was hast du damit gemeint?" Er lächelt. Es ist eines dieser wissenden, abgeklärten Lächeln, mit denen er auch Kaiba während eines Duells immer bedenkt. Kaiba. Wieder muss ich schlucken. "Damit habe ich dich wohl überrascht." "Ähm. Ja." "Tut mir leid, ich wollte dich nicht durcheinander bringen, Joey." "Ähm. Schon ok. Aber was hast du gemeint?" Seine Augen leuchten auf ein mir bislang unbekannte Art und Weise und mein Unbehagen nimmt zu. Irgendwie ist das gerade ziemlich strange. Ich meine, ich kenne Atemu nun schon eine Weile, aber die Situation gerade ist echt merkwürdig und ich weiß nicht was ich davon halten soll. Er lächelt mich weiter hin an und ich schlucke nervös. "Ich weiß von der Sache zwischen Kaiba und dir." Verflucht. Verdammter Mist. Hab ich´s doch geahnt. Was mach ich jetzt? Wie kann das sein? Oh Gott, das darf doch echt nicht wahr sein. Erst die Sache mit Tea und dann... Ich senke unwillkürlich den Blick und würde am liebsten im Erdboden versinken. Was ich sagen soll, weiß ich auch nicht. Naja, es gibt auch nichts zu sagen. Erklären kann ich ihm das Ganze ohnehin nicht und... "Ich hätte nicht gedacht, dass ausgerechnet du..." "Also, ich weiß auch nicht... es ist einfach... und keine Ahnung..." "Joey." Er klingt vollkommen ruhig und ich halte schlagartig inne. Lasse sogar meine Arme sinken und sehe ihn einfach nur an. Sein Blick ist sanft und ich sehe auch keine Abscheu darin, keinen Ekel. Scheiße, mein Herz schlägt mir schon wieder bis zum Hals. Wenn das so weiter geht, dann bekomm ich irgendwann noch einen Herzinfarkt. Ich brauch einen Defibrillator. "Hast du darüber mit Kaiba geredet?" So, jetzt ist es raus. Aber ich wollte es ja auch schließlich wissen. Als er langsam nickt, habe ich das Gefühl, dass man mir langsam die Kehle zuschnürt. Ich gebe einen ächzenden Laut von mir, sehe ihn aber weiterhin an. Ich wage nicht die nächste Frage zu stellen. Gott, das darf alles nicht wahr sein! Kann ich bitte aufwachen? "Ja, darüber habe ich mit Kaiba geredet. Ich mache mir nämlich Sorgen um dich, Joey." Ich schnappe nach Luft und starre ihn an. Habe ich richtig gehört? Er macht sich Sorgen um mich? Was bin ich nur für ein Trottel! Klar, das ist doch logisch. Immerhin reden wir von Kaiba, meinem Erzfeind. Das er sich Sorgen macht, ist verständlich. Oh Mann, und ich Idiot dachte schon... Mir fällt gerade ein Stein vom Herzen. Nein, ein ganzer Fels. Ich lache kurz auf und mein ungutes Gefühl verschwindet mit einem Mal. Mann, Mann... ich bin echt paranoid. Da hätte ich dem Pharao doch glatt eine Affäre mit Kaiba unterstellt. Wie dämlich kann man sein! Oh Mann, Joey, jetzt hast du´s echt gepackt. "Ach so ist das. Naja, ok. Verstehe ich. Aber echt... du musst dir keine Sorgen machen. Ich weiß, es ist verrückt, krank... was auch immer, aber es ist nicht so, dass Kaiba mich zu was zwingt. Also nicht wirklich. Nein, gar nicht. Ach, ich kann´s nicht erklären, aber echt - kein Grund zur Sorge." Ich lächele ihn verlegen an. Er rührt sich nicht. "Woher weißt du es überhaupt?" Komisch, eigentlich müsste ich verlegen sein, ja, mich in Grund und Boden schämen, aber Atemu gegenüber ist es irgendwie anders als bei Tea oder Tristan. Irgendwie hab ich das Gefühl, dass er sogar... Verständnis ist das falsche Wort... Ich weiß auch nicht, dass er es nachvollziehen kann. Verstehen kann ich es schließlich selbst nicht. Er seufzt erneut und schließt für einen Moment die Augen. Dann funkeln mich die Amethyste wieder an. "Joey, mir liegt sehr viel an dir." "Weiß ich doch." "Und diese Sache mit Kaiba..." "Ja, ich weiß wie abartig das ist, aber... ich weiß auch nicht. Es ist..." "Joey, ich will nicht, dass du dich weiterhin mit ihm triffst." Ich halte schlagartig inne und starre ihn irritiert an. So energisch habe ich ihn schon ewig nicht mehr reden hören. Das letzte Mal, dass er solch einen Ton drauf hatte, war als er mit Marik sprach. Ich schlucke erneut und bin nicht sicher was ich davon halten soll. Sein Gesichtsausdruck ist ernst, mehr noch. Er sieht entschlossen aus. Macht er sich solche Sorgen um mich? Gut, er kennt Kaiba und wir beide wissen zu was dieser Geldsack fähig ist, aber er klingt ja fast so als würde ich in großer Gefahr schweben und das ist dann doch übertrieben. Kaiba hin oder her. Der Arsch mag zwar ein kalter Mistkerl sein, aber ich weiß, dass er mir nie ernsthaft etwas tun würde. Das hat er noch nie und er wird jetzt auch nicht damit anfangen. Ich weiß auch, dass er Kaiba nicht mag, aber dass er so heftig reagiert, ist mir ein Rätsel. "Ich... also..." "Das ist mein Ernst, Joey." "Klar, aber..." "Versprich es mir." "Ähm... Nein. Also, ich kann nicht. Hör mal, ich versteh, dass du dir Sorgen machst, alle machen sich Sorgen, aber wisst ihr was? Das ist unnötig. Echt. Es ist alles ok, glaub mir. Kaiba zwingt mich zu nichts und ich erwarte auch nichts von ihm. Wir führen keine Beziehung oder so. Wir mögen uns nicht einmal. Wir haben nur... Egal. Sorry, aber das geht dich genauso wenig an wie Tea oder Tristan. Es ist meine Sache. Dass du dir Sorgen machst, verstehe ich echt, aber..." "Nein, Joey, du verstehst nichts befürchte ich." Vielleicht hat er Recht. Aber hey, das ist doch meine Sache, oder? Es geht hier um mich, gut auch um Kaiba, aber es ist doch allein meine Entscheidung mit wem ich was tue. Schön, ich habe es mir nicht unbedingt ausgesucht, aber so schlimm ist es jetzt auch wieder nicht. Kaiba ist ein gutaussehender Kerl und wir haben Spaß, also why not? Mann, ich drehe echt noch durch, wenn das alles so weiter geht. Atemu seufzt und schenkt mir im nächsten Moment ein nachsichtiges Lächeln. "Kaiba hat dich nicht verdient, Joey." Ich blinzele den Pharao an. Hä? Was heißt denn das jetzt? Ich verstehe nur noch Bahnhof. Hallo, hab ich ihm nicht gerade erklärt, dass ich keine Beziehung mit Kaiba habe? Es ist ja nicht so, dass ich den Penner heiraten will oder so. "Atemu, diese Affäre ist kein Bund für´s Leben." Ich versuche zu lächeln, denn das Ganze ist gerade irgendwie vollkommen merkwürdig und läuft mir auch irgendwie aus dem Ruder, aber er bleibt hart. Sein Blick ist nach wie vor entschlossen. Scheiße, ist das irritierend. Ich glaube, er könnte nicht weniger entschlossen sein, wenn er Gefahr laufen würde, Kaiba an mich zu verlieren. "Manchmal bist du noch naiver als Yugi." "..." "Ich ertrage den Gedanken nicht, dass Kaiba und du - " Er beendet den Satz nicht, aber ich habe das Gefühl, dass ich genau weiß wie er enden würde. Ja, mir geht gerade ein Licht auf. Oh Mann, das kann doch nicht sein. Kann mich mal jemand kneifen? Ich bin ein Trottel, nein, der Obertrottel. Er ist nicht eifersüchtig wegen Kaiba - er ist eifersüchtig wegen - mir! Atemu ist eifersüchtig. Ja, bei mir fällt gerade der Groschen und auch wenn es sich unglaublich anhört, es ergibt Sinn. Aber kann das sein? Das kann nicht sein. Das ist... Ich bin im falschen Film. "Hast du es nun begriffen, Joey?" Ich nicke und in seinen Augen blitzt für einen Moment etwas auf. "Wenn du schon einen Herrn suchst, mein süßer Joey, dann solltest du einen wählen, dem wirklich etwas an dir liegt." Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)