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Freestyle

Der etwas andere Freiheitskampf
von

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Bill vs. ???

Jack zog Bill aufs nächstgelegene Fensterbrett. Es war kaum genug Platz für die Beiden und im Fenster selbst war es so dunkel, dass sie nicht hineinsehen konnten. Aus dem Zimmer unter ihnen drang Kampflärm.

„Wir sollten hier verschwinden“, sagte Bill, „die beiden da unten sind richtige Monster. Ich hab selbst gesehen, wie der Lange eine Explosion mit einem Wurfmesser verursacht hat.“

Jack schwieg, nickte dann aber. Sie sprangen von Fensterbrett zu Fensterbrett nach oben, nicht mehr sehr darauf bedacht, leise zu sein. Der Fluss lag ruhig und schwarz unter ihnen, der Lärm war verstummt. Gedämpft hörten sie die Stimme des Dicken, konnten aber nicht verstehen, was er sagte. Jack half gerade Bill die letzten paar Meter hoch, als urplötzlich der Lange etwas schrie. Kurz darauf folgte eine Art Schrei, nicht wirklich laut, aber tief und so durchdringend, dass die zwei Diebe sich instinktiv die Ohren zuhielten. Was zur Folge hatte, dass Bill fast wieder abgestürzt wäre, hätte Jack nicht im letzten Moment nach seiner Hand gegriffen. Er zog Bill aufs Dach. Der Ton wurde lauter und war mittlerweile sogar hier oben so durchdringend, so voller roher Gewalt, dass die Schindeln krachend gegeneinander schlugen und die Wände vibrierten. Das Schlimmste aber war, dass sie den Schrei selbst dann noch hörten, als sie schon aufs nächste Dach gesprungen waren und sich die Ohren zustopften. Und er wurde immer lauter.

Jack sagte etwas, aber Bill verstand ihn nicht. Der magische Schrei – denn um Magie handelte es sich hierbei sicherlich – überlagerte jetzt schon alle anderen Geräusche. Überall flammten Lichter in den Fenstern der Häuser auf und Leute liefen auf die Straßen. Dann verstummte der Ton, urplötzlich, als sie schon dachten, ihn nicht mehr ertragen zu können. Und dann erst zeigten sich seine vollen Auswirkungen: einige Menschen begannen im Kreis zu laufen, andere fielen mit einem irritierten Gesichtsausdruck der Länge nach hin. Bill sah einen Moment lang verständnislos dem merkwürdigen Treiben auf den Straßen Yenis zu, als er auf einen Schlag von einer heftigen Übelkeit überrollt wurde. Überrascht schlug er die Hand vor den Mund, um ein Aufstöhnen zu verhindern, und sank auf die Knie. Alles drehte sich, er sah doppelt und konnte sich weder bewegen noch einen klaren Gedanken fassen. Dann spürte er eine Hand auf seiner Schulter. Und diesmal schrie er auf.

Die Hand brannte wie flüssiges Feuer, kalt und heiß zugleich. Er riss sich los und der Schmerz verebbte langsam. Die Übelkeit war weg, aber nun schien sich sein Blut um ein paar Grade abgekühlt zu haben. Er sah auf, um zu sehen, wer ihm die Hand auf die Schulter gelegt hatte und sah – Jack.

„Was ist?“ fragte er.

„Nichts“, log Bill.

Er lies sich von Jack aufhelfen und der erwartete Schmerz blieb aus. Dann rannten sie aufs nächste Dach – sie hörten nun wieder Kampflärm, aber diesmal auf der Straße. Als er sich kurz nach unten drehte, sah er eine Gruppe gepanzerter Soldaten, königliche Wachen, wie er vermutete, und der lange Paladin. Doch dann waren sie zu weit weg, er verlor die Kämpfenden aus den Augen und richtete seinen Blick wieder nach vorn. Er zog seine Augenbrauen steil zusammen. Warum zum Teufel kämpfte ein Paladin gegen Stadtwachen, die dem König unterstellt waren? Aber schließlich zuckte er mit den Schultern und tat es als unwichtig ab.
 

5 Minuten davor

Kampf: Sir Edward vs. ???
 

Er konnte es nicht fassen. Sein Kreuz. Im Fluss. Und sein Partner. Vor ihm. Gegen ihn kämpfend.

„Was soll das, Edward?“ schrie er. „Kannst du es nicht ertragen, Valentine's Namen zu hören? Ich werde das melden, das ist dir klar, oder?“

„Du“, sagte Edward und spuckte Blut. Er riss sich von der Wand los, durch die er fast durchgebrochen wäre. „Du hast in nächster Zeit gar nichts zu melden. Weißt du nicht, wie mein Auftrag lautete...?“

Der Lange legte seine Stirn in Falten. „Was meinst du?“

„Beantworte meine Frage.“

„Wir hatten den Auftrag“, sagte der Lange, während er ein langes, dünnes Schwert zog und sich auf Edward zubewegte, „den Widerstand gegen das Königreich im Geheimen zu unterstützen, da Valentine glaubt, dass der König ein Überläufer ist.“

„FALSCH!“ schnauzte der Dicke. Gleichzeitig parierte er mühelos zwei schnelle Schläge des Langen. „Ich hatte einen Sonderauftrag.“

Der Lange ließ von ihm ab, aber nur um sofort wieder auf ihn zu stürzen. Einen Moment lang klebten ihre Klingen aneinander, der dünne lange Bihänder des Langen gegen das einhändig geführte Breitschwert des Dicken. „Was für einen? Vielleicht noch ein paar Souvenirs mitbringen?“

Die Lippen des Dicken kräuselten sich. „Nein. Ich sollte dich vernichten, solltest du wirklich zum Widerstand gehören. Und das tust du. Und du hast im Moment nicht einmal dein Kreuz, an dem deine Macht hängt.“

Damit hebelte er dem Langen mühelos das Schwert aus der Hand und schlitzte ihm den Brustkorb auf. Blut regnete auf den Boden und das fassungslose Gesicht des Langen spiegelte sich in den Augen von Sir Edward, in denen man nur Hohn lesen konnte, den sein Blick richtete auf ihm aber er sah ihn nicht. Das war das Ende des namenlosen Paladins, der seinen Namen verpfändete, um seinen Ruf zu stärken. Nicht einmal sein Mörder hätte den Namen des Magiers aussprechen können, der in diesem Moment zu schreien begann.



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