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The darkness inside you

Die Vergangenheit ruht nie
von

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Das Leben eines Verstoßenen

Warum?

Die Umgebung verschwamm, so schnell rannte er. Für andere wirkte er wohl wie ein schwarzer Blitz, der sich seinen Weg durch Büsche, Wiesen und zwischen Bäumen hindurchsuchte. Hinter ihm hörte man das Knurren des Rudels Magnayen, das ihn schon fast durch den halben Wald gejagt hatte.

Warum ich?

Zwar war er mit den Gedanken woanders, doch sein Körper tat, was er tun sollte. Die gräulichen Augen suchten die vorbeiziehende Umgebung nach einem geeigneten Versteck ab, doch es ließ sich keines finden. Er spürte, dass sich die Magnayen langsam näherten. Einen Kampf wollte er vermeiden. Schon so hatte er keine guten Chancen, da das Rudel ihm zahlenmäßig überlegen war.

Warum ich? Was habe ich denn getan?

Überraschend blieb er stehen. Selbst er hatte nicht damit gerechnet, so schnell war es geschehen. Es riss ihn aus seinen Gedanken und ließ ihn verwirrt um sich blicken.

Er war an einer Lichtung mitten im Wald angelangt. Außer hohem Gras und einem Bach, der hindurch floss, befand sich dort nichts. Es befanden sich einige Damhirplex’, von denen es ihm Wald viele gab, auf der Lichtung und fraßen Gras. Mit einem vorsichtigen Blick in den Wald hinter ihm, versicherte er sich, dass die Magnayen verschwunden waren. Zwar konnte er sie nicht sehen, aber das Knurren und Bellen hallte durch den gesamten Wald. Es hieß also für ihn, schnell handeln und ein sicheres Versteck finden, wo ihn die Magnayen trotz ihres ausgeprägten Geruchssinns nicht finden konnten.

Aber das hohe Gras bot ihm keinesfalls einen guten Schutz und in der Herde von Damhirplex konnte er sich auch nicht verstecken, da sie sicherlich schon die Flucht ergreifen würden, wenn sie ihn nur schon aus der Ferne näher kommen sahen. Über die Lichtung laufen und im anderen Teil des Waldes verschwinden, konnte er genauso wenig, da die Lichtung dafür zu groß war. Und hinter ihm waren die Magnayen. Er musste sich einfach entscheiden und er nahm die einfachste Lösung, in einen anderen Teil des Waldes verschwinden.

Schnell richtete er seinen Blick wieder nach vorne und machte sich zum loslaufen bereit. Doch etwas versperrte ihm den Durchgang – drei Magnayen des Rudels. Hinter ihm hörte er das Knurren von zwei anderen Magnayen, sie hatten ihn also eingeholt. Nun saß er also in der Falle.

„Was wollt ihr von mir?“, fragte er und versuchte dabei so ruhig wie möglich zu klingen.

Eine Antwort bekam er nicht. Eines der Magnayen hinter ihm sprang plötzlich auf seinen Rücken und versuchte an seinen Nacken zu gelangen. Einfach ergeben würde er sich aber nicht. Er drehte seinen Kopf nach hinten und packte den schwarzen Wolf am Nackenfell. Erschrocken bellte dieser auf und wurde vom Rücken seines Opfers geworfen. Etwas Staub wirbelte auf, als der Körper den Boden berührte und etwa zwei Meter weit rutschte. Etwas überrascht blickten die anderen Magnayen ihren Artgenossen an, dieser erhob sich auch schon wieder.

Das Rückenfell der Magnayen stellte sich schlagartig auf und sie entblößten ihre scharfen Zähne. Das Knurren wurde noch lauter und bedrohlicher. Er saß eindeutig in der Falle.

Wieder sprang eines der Magnayen auf ihn zu. Um nicht erwischt zu werden, bäumte er sich auf. Doch dann wurde er von dem Magnayen mit der Narbe von hinten angesprungen, womit er nicht gerechnet hatte. Auch die anderen drei Unlicht-Pokémon sprangen nun auf ihn zu und versuchten ihn in seinen Nacken zu beißen. Ihr Opfer wusste sich allerdings zu helfen und ließ sich zu Boden fallen, dann rollte er sich einmal seitlich. Damit war er die meisten Magnayen wieder los, allerdings befand sich noch immer das Magnayen mit der Narbe auf seinem Rücken und machte sich bereit, zuzubeißen.

Gerade als sich die Fangzähne des schwarzen Wolfes in den Nacken bohren sollten, wurde seine Beute zur Seite gestoßen. Überrascht fiepte das Biss-Pokémon auf und sprang schnell vom Körper seines Opfers, bevor dieser den Boden wieder berührte. Er rutschte noch ein wenig weiter, bis er zum Stillstand kam. Leicht überrumpelt hob er seinen Kopf schnell und musterte denjenigen, der ihn geschubst hatte.

„Was machst du hier?“, rief er demjenigen zu, als er das Wesen erkannte.

Die Ohren des Wesens stellten sich aufmerksam auf und es wandte sich ihm zu.

„Dir helfen…“, antwortete dieser schließlich.

„Aber das ist viel zu gefährlich, verschwinde!“, rief er und rappelte sich wieder auf.

Ein Magnayen hatte sich wieder vom Schreck des plötzlichen Auftauchens des Neuankömmlings erholt und sprang ihn an. Leichtfüßig sprang dieser jedoch nach hinten und wandte sich ihm wieder zu.

„Die anderen mögen dich nicht akzeptieren und meiden dich, aber ich lasse dich nicht einfach im Stich!“

„Allia, hau ab!“, schrie er und stieß ein Magnayen, das angelaufen kam, zur Seite.

„Vergiss es! Du bist mein großer Bruder, Rakyaru!“, rief die kleine Schwester Rakyarus zurück.

Sie war ein Arkani wie jedes andere. Sie war zwar kleiner als ihr Bruder, doch was Geschwindigkeit anging, war sie ihm deutlich überlegen. Das junge Arkani bewunderte ihn für die Willensstärke, die er besaß. Niemand den sie kannte, konnte es so lange in der Hölle der Einsamkeit aushalten wie er. Seit er klein war, hatte er sich allein durchs Leben kämpfen müssen. Und doch war er immer noch hier. Er lebte. Auch wenn niemand wollte, dass es ihn gab. Weshalb wusste sie nicht. Zwar sah er anders aus, doch war er immer noch ihr Bruder und ein Arkani durch und durch.

Allia akzeptierte als einzige, dass er ihr Bruder war. Ihre anderen drei Geschwister taten so, als gäbe es Rakyaru nicht.

Noch immer besaß er ein schwarzes Fell, so schwarz wie die Dunkelheit. Auch die Streifen an seinem Körper warennoch immer rot, seine Augen in einem hellen grau. Das eigentlich gelbe Fell war ebenso grau, nur dass sich ein leichtes blau hineingemischt hatte.

„Pass auf!“, warnte Rakyaru Allia und öffnete gleich darauf sein Maul.

Aus seinem Rachen schoss ein heißer Flammenstrahl und raste auf zwei der Magnayen, die gerade dabei waren, Allia zu attackieren, zu. Der Strahl aus purem Feuer traf die beiden Pokémon und riss sie mit sich. Etwa fünf Meter weiter fielen sie wieder zu Boden. Ihr schwarzes Rückenfell brannte. Vor Schmerz krümmten sich die beiden im Staub, rollten hin und her und erstickten so die Flammen.

Indem Allia vorsichtig Rakyarus Schnauze berührte, dankte sie ihm. So war es zumindest unter Fukanos und Arkanis üblich. Die Geschwister stellten danach ihr Nackenfell auf, entblößten ihre scharfen Zähne und knurrten als Zeichen der Warnung.

Das Magnayen mit der Narbe bellte auf und sofort machten sich seine Rudelmitglieder davon. Bevor auch er zurück in den Wald lief, zischte er Rakyaru entgegen: „Verschwinde aus unserem Revier, Abschaum!“

Angesprochener verzog keine Miene, er sah dem Magnayen emotionslos hinterher, bis dieser im Wald verschwunden war. Allia sprang vor sein Sichtfeld und wedelte freudig mit dem Schwanz.

„Die haben wir fertig gemacht, nicht wahr, Bruder?“, fragte sie ihn.

Er hob seine rechte Vorderpfote so an, dass sie mit dem Gesicht seiner Schwester auf gleicher Höhe war und drückte sie zur Seite. Dann drehte er ihr den Rücken zu.

„Allia… Verschwinde!“, sagte er und setzte sich in Bewegung.

Der weibliche Feuerhund legte den Kopf schief und folgte ihm.

„Rakyaru?“ Sie verstand nicht, was er auf einmal hatte.

Das letzte Mal, das sie sich gesehen hatten, war kurz nach seiner Entwicklung zu einem Arkani gewesen. Und dies war auch schon ein paar Jahre her. Allia verstand nicht, wieso ihr Bruder sich nicht freute, sie wieder zu sehen. Als sie beide noch kleiner waren, hatten sie immer heimlich miteinander gespielt. Als jedoch ihr Vater sie dabei entdeckte, war es damit vorbei. Er hatte Allia danach nie aus den Augen gelassen und so hatte sie nie die Chance bekommen, sich heimlich davonzuschleichen.

Jahre später, als auch sie endlich selbstständig war, hatte sie ihn als Arkani durch den Wald rennen sehen. Damals hatte sie sich darüber gefreut, ihn gesund zu sehen. Nach diesem kurzen Wiedersehen waren wieder ein paar Jahre vergangen und sie sah ihn gegen diese Magnayen kämpfen, die relativ schnell in die Flucht geschlagen werden konnten.

„Ich sagte, du sollst verschwinden!“, sagte er und lief weiter.

„Vergiss es! Nach Jahren sehen wir uns wieder und du willst, dass ich verschwinde? Früher hättest du das nicht gesagt. Woran hast du mich eigentlich erkannt?“, verneinte seine jüngere Schwester und trottete ihm weiter hinterher.

„Wenn du es unbedingt wissen möchtest… Ich habe dich an deinem Geruch erkannt. Und du mich wahrscheinlich an meinem Fell…“, damit drehte er sich wieder um und lief wieder weiter, in die Richtung, in der die Sonne hinter den Felswänden des Tals verschwand.

„Jetzt warte doch mal! Was ist denn mit dir los? Als wir kleiner waren, warst du doch ganz anders!“, versuchte der weibliche Feuerhund ihn aufzuhalten, einfach wegzugehen.

Mit einem Mal war Rakyarus Gesicht so nah an ihrem, das sich beinahe ihre Schnauzen berührten. Er hatte die Ohren angelegt, seine scharfen Zähne entblößt und sein Nackenfell stellte sich auf. Ein warnendes Knurren ertönte.

Etwas erschreckt machte sich Allia kleiner, legte den Schwanz so wie die Ohren an. In dieser Stellung lief sie vorsichtig rückwärts.

„Verschwinde endlich, oder soll ich gewalttätig werden?“, zischte er und bellte warnend auf.

Zwar sah man es ihr nicht an, aber dies kränkte Allia. In der Zeit, in der sie sich nicht gesehen hatten, hatte sich ihr älterer Bruder verändert. Kaum mehr war etwas von dem kleinen Fukano, mit dem sie gespielt hatte, übrig. Sie musste einsehen, dass sie besser weggehen sollte. Das tat sie auch, ihr Weg führte in das Waldstück, in das die Magnayen verschwunden waren.

Rakyarus Züge normalisierten sich wieder, als Allia in der Dunkelheit des Waldes verschwunden war. Mit einem letzten Blick in Richtung Wald, drehte er sich um und lief wieder los.

„Es ist zu deinem besten, Allia…“, murmelte er, dann versank er in seiner Gedankenwelt.

Es war immer so. Nie konnte er länger als zehn Tage an einem Ort bleiben, immer wurde er von den Pokémon verscheucht. Dieses Mal war es eben das Rudel Magnayen gewesen, die diese Aufgabe übernommen hatten. Jeder im Tal schien über ihn Bescheid zu wissen. Auch schienen viele zu wissen, warum er dieses seltsame Fell hatte. Nur er nicht.

Sein Blick wanderte zu seinen schwarzen Pfoten, die sich regelmäßig hoben und wieder den Boden berührten.

Warum hatte gerade er dieses Schicksal? Hätte es nicht auch einerseiner jüngeren Brüder oder jemand ganz anderes sein können? Verärgert über sich selbst schüttelte der schwarze Hund seinen Kopf heftig durch. Er durfte sich nicht selbst bemitleiden. Hatte er das in all den Jahren denn nicht endlich gelernt?

Sein Leben war bisher nie wie das eines normalen Pokémons gewesen. Immer wurde er vertrieben und beschimpft. Ungewollt lebte er das Leben eines Einzelgängers. Jeder Tag war für ihn die Hölle der Einsamkeit. Aber er durfte nicht aufgeben. Egal, was die Zukunft noch für Schicksalsschläge für ihn bereithielt, er würde weiter durchs Leben gehen und versuchen, sein Bestes zu geben. Auch wenn es dafür hieß, Pokémon, die ihm Freundschaft anboten, zu verscheuchen. Alle, die ihm zu Nahe kamen, erlitten ein ähnliches Schicksal wie er und er wollte nicht, das Pokémon dasselbe erdulden mussten.

Der Wind blies ihm ins Gesicht und er musste gezwungenermaßen die Augen schließen. Als der Wind wieder nachließ, bemerkte er, dass ihn seine Pfoten auf einen kleinen Hügel getragen hatten.

Die Sonne kämpfte bereits mit der einbrechenden Nacht um ihren Platz. Doch den Kampf verlor sie. Als der letzte Sonnenstrahl hinter den Felswänden des Tals, seiner Heimat, verschwand, brach immer mehr die Dunkelheit über ihn herein.

Rakyaru blieb eine Weile an Ort und Stelle, bis er sich ins Gras niederkauerte und die Augen schloss.

Morgen würde ihn das Schicksal wieder seinen Weg weißen. Wie dieser wohl aussah?



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