Tagebuch eines Unbekannten von Taka_Maru ================================================================================ Kapitel 2: Tag 2 ---------------- Ein süßlicher Duft erreicht meine Nase. Es ist bereits morgen. Die Vögel zwitschern verschiedene Lieder obwohl es draußen trüb und neblig ist. „Guten Morgen.“, die Tür öffnet sich und das Mädchen von gestern steht mit einem Tablett mit frisch gebackenem Brot und einem Glas Honig im Rahmen. „Es scheint dir ja heute schon besser zu gehen, nicht viele hätten so eine Verletzung überlebt. Da hast du nochmal ganz schön Glück gehabt.“, sagt sie mir lächelnd entgegen während sie das Tablett auf dem Nachtschrank neben dem Bett abstellt. „Oh, hast du dein Buch schon gefunden? Hab eine Weile gebraucht, um den ganzen Matsch davon abzuwaschen.“ Ich sehe zum Buch und nicke ihr dann knapp zu. „Naja, ich will nicht weiter auf dich einreden, du solltest erst einmal essen und schnell wieder zu Kräften kommen.“, ebenso schnell wie sie das Zimmer betrat, verschwindet sie wieder. Ich setze mich im Bett auf, um etwas von dem verlockend riechenden Brot zu mir zu nehmen. Ein leichter Schmerz durchzuckt noch meinen Oberkörper, aber nichts im Vergleich zu dem, was ich gestern spürte. Die Verletzung scheint schnell zu verheilen. Nach dem reichlichen Frühstück, setze ich den ersten Fuß aus dem Bett und anschließend den anderen. Langsam stehe ich auf und kurz darauf vor dem Bett. Was ich vom Bett aus nicht sehen konnte war, dass sich daneben ein paar zusammengelegte Sachen befanden. Unter den Sachen befinden sich Schulterschützer, verstärkte Stiefel und Handschuhe mit Stahlplatten bis über die Unterarme. Erinnert mich ein wenig an eine Gladiatorenrüstung, nur in schwarz. Das scheinen meine Sachen zu sein. Ich ziehe sie an, verstaue das schwarze Buch in einer Tasche und will das Zimmer verlassen. Irgendetwas fehlt. Ich gehe zurück und werfe mir das Schwert über die Schulter auf den Rücken. Ich betrete daraufhin das Wohnzimmer. Es ist alles sehr einfach eingerichtet. Ein runder Tisch mit 2 Stühlen, ein alter Kamin mit einer Kochecke daneben. Dieses Mädchen sitzt am Tisch und schneidet Gemüse. Sie blickt auf zu mir und lächelt. "Du bist ja ganz schön schnell wieder auf die Beine gekommen.", sagt sie mit sanfter Stimme. "Vor ein paar Tagen war ich mir noch nicht mal sicher, dass du das überlebst.", plötzlich fängt sie an zu kichern. "Mein Vater würde ausflippen, wenn er wüsste, dass ich nen halbtoten Kopfgeldjäger ins Haus geschleppt hab." Ich weiß nicht wovon sie spricht. "Ach komm schon. Sieh mich nicht so an. Wir einfachen Bauern sind auch nicht so dumm wie ihr denkt. Mein Vater sagte immer: Wer soviel schwarz trägt, ist entweder ein Meuchelmörder oder will sich mit welchen anlegen!", dabei erhebt sie ihren Zeigefinger und äfft vermutlich ihren Vater nach. "Außerdem hast du dieses Brandmal an deiner Schulter, welches nur diejenigen tragen, die bereits einen Dämon getötet haben.", ich sehe sie fragend an. "Ja, wie gesagt sind wir besser informiert als ihr glaubt. ... Aber sag mal: wie ist dein Name und wo kommst du her?", inzwischen hat sie das Messer und das Gemüse zur Seite gelegt und lehnt sich gespannt nach vorn. Ich versuche erneut mich zu erinnern. Wieder diese unglaublichen Kopfschmerzen. Ich lasse locker. "Sag nicht, du kannst dich nicht erinnern?", ich weiche ihrem fragenden Blick aus und sehe zur Seite. "Naja. Immerhin bist du noch am Leben und das ist ja schon mal ein Anfang.", sagt sie und versucht damit, mich aufzumuntern. "Mein Name ist übrigens Tyrah. Freut mich, dich kennenzulernen." Sie steht auf, wischt sich die Hände an einem Tuch ab und reicht mir dann eine. Ich gebe ihr meine. "Bis du dich an deinen Namen erinnern kannst, nenne ich dich erstmal... Rain! Ja, das sollte passen.. Ich wurde pitschnass, als ich dich aus dem Wald bis hier hergeschleift hab. Vorallem...", sie blickt auf meine Klinge, "dieses Schwert. Das wiegt doch sicher 100 Pfund. Keine Ahnung, wie du das so locker-leicht mit dir rumschleppen kannst.", sagt sie und holt dann erstmals Luft. "Also, ist 'Rain' in Ordnung?" Ich sehe sie noch leicht verwirrt an und nicke ihr dann knapp zu. "Okay, super. Also ehm, ich weiß ja nicht ob du schon wieder voll bei Kräften bist. Aber deine Wunde ist komischerweise bis auf eine Narbe verheilt. Könntest du vielleicht draußen das Holz hacken? Das hatte Vater immer gemacht bevor..", sie hält inne, "Naja alleine schaff ich das nicht.. Also?". Sie wird leicht rot und scheint das erste Mal wie das schüchterne junge Mädchen, das sie in ihrem Alter sein sollte. Ich blicke zur Seite. "Sag nicht.. Du willst schon gehen?", plötzlich wird ihre Stimme leise und sie klingt sehr traurig. "Ich weiß doch gar nicht, wie ich noch länger alleine zurecht kommen soll. Die haben meinen Vater letzte Woche mitgenommen, weil er die Steuern nicht zahlen konnte. Die haben gesagt ich müsse mindestens 1000 Goldstücke bezahlen, damit sie ihn wieder gehen lassen. Dabei haben sie wie die Hyänen gelacht. Sie wissen genau, dass ein einfaches Bauernmädchen eine solche Summe niemals auftreiben kann..", sie sieht betroffen zur Seite. "Und dann bist du aufgetaucht! Ein echter Dämonentöter, und das mitten im Wald in der Nähe unseres Hofes. Das muss Schicksal sein, dachte ich. So eine Chance würde ich nie wieder bekommen. Deshalb ging ich das Risiko ein, und habe einen schwer verwundeten Assassinen mit ins Haus genommen. Ich dachte mir, mit deiner Hilfe kann ich Vater vielleicht doch noch retten.. Oder wenigstens das Geld auftreiben, um ihn freizukaufen.", sie seufzt und sieht zu Boden. "Aber damit kann ich dich nicht einfach belästigen. Warum solltest du dich auch um ein Bauernmädchen kümmern, welches dir zuvor nie begegnet ist." Was soll ich schon tun? Sie hat mir das Leben gerettet und ich bin ihr einfach was schuldig. Ich lege meine Fingerspitzen unter ihr Kinn, hebe ihren Blick und sehe ihr entschlossen in die Augen. Sie versteht mich ohne Worte, wischt sich die Tränen aus den Augen und legt ihre Arme um mich. "Ich danke dir. Alleine hätte ich keine Chance." Da Tyrah darauf besteht, uns Proviant für die bevorstehende Reise zur Stadt fertig zu machen, verlasse ich das Haus, um mich ein wenig in der Gegend umzusehen und vielleicht ein paar meiner Erinnerungen zu finden. Ich schließe die Tür hinter mir und als ich mich wieder umdrehe, werde ich von einer schwarzen Kreatur angesprungen und zu Boden geworfen. Ein pechschwarzer Wolf sitzt auf mir und leckt mir über das Gesicht. Ich kenne ihn nicht, aber gleichzeitig kommt mir seine Nähe sehr vertraut vor. Tyrah öffnet die Tür von innen und lacht "Achja.. Das ist Black. Naja zumindest nenne ich ihn so. Als du bewusstlos im Wald lagst, hat er die ganze Zeit neben dir gesessen und geheult. Nur so hab ich dich eigentlich gefunden. Und seitdem du hier bist wartet er hier vor der Tür und rührt sich kaum ein Stück.", sie seufzt "Ihr müsst ja gute Freunde sein. Ich durfte ihn bisher noch nichtmal anfassen, obwohl ich ihn seit Tagen fütter'." Daraufhin bereitet Tyrah weiterhin unseren Reiseproviant zu, was sich dann doch als sehr zeitaufwändig erweist, da sie zuerst noch das kleine Feld auf dem Hof aberntet, um 'nichts verkommen zu lassen'. Ich helfe ihr dabei und während sie das Gemüse zubereitet und in Gläser abfüllt, entscheide ich mich, das Holz neben dem Haus zu hacken, worum sie mich heute Morgen gebeten hat, da es allmählich dunkel und kälter wird und wir daher erst morgen aufbrechen werden. Tyrah und ich essen gemeinsam zu Abend, sie scheint sehr glücklich zu sein, dass ich sie begleite. Zumindest lächelt sie die ganze Zeit zufrieden vor sich hin. Wir gehen in unsere Zimmer, ich vollende meinen Tagebucheintrag und lege mich schlafen, um für die morgige Reise bereit zu sein. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)