Les Misérables von abgemeldet ================================================================================ Kapitel 8: VIII. ---------------- Mit ernster Miene betrachtete Enrico Oliviers entspannte Züge. Das sanfte Rattern des Zuges hatte den Jungen bald in einen leichten Schlaf fallen lassen. Die glutrote Abendsonne drang nur gedämpft durch die zugezogenen Vorhänge. Enrico hätte es natürlich bevorzugt, den schnellen Luftweg zu nehmen, aber das hätte er Olivier unmöglich zumuten können. Nur zu deutlich waren ihm noch die Worte des Arztes im Gedächtnis, der schlussendlich das bestätigt hatte, was er befürchtet hatte. Olivier hatte die Schwindsucht und die einzige geringe Chance auf Heilung bestand darin, dass er sich in einem warmen Klima auskurieren konnte. Allerdings hatte der Arzt nur eine schwache Möglichkeit eingeräumt, doch Enrico wollte nichts unversucht lassen. So waren sie keine drei Tage später aufgebrochen. Nach Rom. La Bellissima citta. Enrico wurde ein bisschen wehmütig, als er daran dachte, wie lange er schon nicht mehr dort gewesen war und er wollte sich nicht ausmalen, was die Menschen aus seiner geliebten Stadt gemacht hatten. Eigentlich war er schon zu lange fort gewesen. Er hatte ein Abteil in der ersten Klasse reservieren lassen und gleichsam dafür bezahlt, dass sie den ganzen Waggon für sich hatten, Enrico hatte schlichtweg keinen Nerv auf lärmende Menschen. Und Lärm war es schon für ihn, wenn er irgendeinen Sterblichen zwei Abteile weiter flüstern hörte. Olivier hatte den einen Platz am Fenster – er selbst saß direkt neben ihm, bestrebt ihm nicht mehr von der Seite zu weichen. Malik, der sich quer gestellt hatte, Olivier irgendwo hin gehen zu lassen, wenn er nicht mitkommen konnte, hatte Olivier gegenüber am Fenster platz genommen und den Kopf auf die angezogenen Knie gebettet. Bakura saß am anderen Ende des Abteils, im Schatten, weil er das Kribbeln nicht mochte, das die Sonne auf seiner hellen Haut verursachte. Er hatte die Augen geschlossen und gelegentlich nahm Enrico schwache Gedankenschübe wahr, wenn Bakura so nachlässig war, einen durchdringen zu lassen. Enrico wandte seinen Blick wieder Olivier zu. Es war nicht nur das Blut in dessen Lungen, das ihm Sorgen bereitete, die innere Gefahr, nein, es war auch die Gefahr, die von außen kam. Je näher sie seiner Heimat kamen, desto stärker spürte er die Präsenz, die er am liebsten gänzlich ausgelöscht gesehen hätte. Er schloss die Augen. Die Erinnerung kam zurück, langsam und schleichend. Die Sonne brannte heiß auf die Tribünen des Circus Maximus hernieder. Schon seit Wochen war kein Regen gefallen und der Sand in der Arena war glühend heiß und stob bei jedem Fußtritt weit auf und er brannte den Gladiatoren wie Partikel heißen Eisens in den Lungen. Der gerade erst achtjährige Lucius Tarquinius saß an der Seite seines Vaters, des großen Imperator Caesar Divi Nerva Filius Nerva Traianus auf der Empore, die einzig und allein der Kaiserfamilie vorbehalten war, während zwei Sklaven mit Palmwedeln beständig für etwas Abkühlung sorgten. Es war das erste Mal, dass man Lucius mitgenommen hatte und dementsprechend groß war die Aufregung des Knaben. Seine Mutter, Flavia Lavinia,hatte sich die Jahre zuvor vehement dagegen gezeigt, dass ihr jüngstes Kind diesem barbarischen Schauspiel beiwohnte, doch nun war Lucius Tarquinius nach der Auffassung seines Vaters in einem Alter, in welchem er sich bei solchen öffentlichen Veranstaltungen ruhig zeigen konnte und sein Wort wog immer noch mehr, als das ihrige, auch, wenn er sie sehr respektierte. Lucius Tarquinius sollte nicht verweichlichen und seiner Meinung nach hatte er ohnehin viel zu lange gewartet. Die ozeanblauen Augen des Jungen waren gebannt in die Arena gerichtet. Schon seit einer halben Stunde standen sich die Männer mit den gestählten, von der Sonne braunen und glänzenden Oberkörpern in einem Zweikampf gegenüber. Noch schien keiner der beiden nachzugeben, auch wenn man ihnen die Erschöpfung bereits anmerkte. Der Hoplomachus hatte sein Schild schützend gehoben, das Kurzschwert in Angrifsstellung, während dunkle, schmale hinter einem visierten Helm verborgene Augen abschätzend seinen Gegner, den Thraker, der mit seiner leichten Panzerung und dem kleineren Rundschild auf den ersten Blick benachteiligt wirkte, musterten. Lucius verstand zunächst nicht, wieso man nicht beide mit den gleichen Vorraussetzungen in die Arena treten ließ. „Das ist eine gute Lektion, du du hier lernen kannst“, antwortete der Kaiser, sich zu seinem Sohn herabbeugend, „Auf den ersten Blick mag es tatsächlich so wirken, als sei der Thraker im Nachteil, ohne Zweifel die fehlende Panzerung macht ihn angreifbarer. Doch ist dir etwa entgangen, dass ebendiese seinen Gegner weitaus schwerfälliger macht? Sieh hin-“ Er deutete herab in die Arena, in welcher der Hoplomachus plötzlich, wie auf Befehl hin einen weiten Ausfallschritt tat, um seinen Gegner mit erhobenem Schwert anzugreifen. Ein kurzer Klingenabtausch folgte, untermalt mit dem erregten Geschrei der Zuschauer und zunächst schien es tatsächlich so, als seien die Kämpfer ebenbürtig, doch dann geschah etwas, das Traianus vorausgeahnt hatte – der Retarier ließ sich plötzlich fallen, schnellte unter dem Schild seines Gegners hindurch und hieb mit seinem Krummschwert nach der ungeschützten Wade des Hoplomachus. Tief schnitt das Eisen durch Fleisch und Sehnen. Selbiger hatte sich nicht schnell genug wenden können und mit einem schmerzerfüllten Aufschrei knickte er ein, während der Thraker seine Chance wahrnahm – er trat gegen den Arm mit der Waffe, sodass sein Gegner nun unbewaffnet war und schneller, als dieser seinen Schild heben konnte, hatte ihm der Thraker seine Klinge an die Kehle gesetzt. Der Kampf war vorbei. Die Zuschauer auf den Tribühnen johlten vor Vergnügen, es war klar ersichtlich, wer der neue Favorit war. Der Blick des Hoplomachus war starr und hasserfüllt zu seinem Bezwinger aufgerichtet. Sie wusste nun beide, dass es in der Willkür der Zuschauer war, ob der Unterlegene leben durfte, oder sterben musste. Der Imperator erhob sich und hob die rechte Hand , womit er dem Volk bedeutete, dass es nun abstimmen möge. Ein ohrenbetäubendes Geschrei erhob sich und als man einen Blick in die Reihen der Menschen warf, waren die meisten Daumen nach unten gestreckt. Ein eindeutiges Todesurteil. Lucius rutschte von seinem Stuhl herunter, um besser in die Arena spähen zu können. Der unterlegene Mann wirkte plötzlich sehr in sich zusammengefallen. Der Thraker riss dem Kauernden den Helm vom Haupt um ihn am Schopfe zu packen. Die Augen des Gladiators, von einem dunklen Braun, geisterten suchend, flehend über die Menschenmenge, doch er fand keine Erlösung, nur Hass, nur Schaulust, Verlangen nach Blut, denn man musste kein unsterbliches Monster sein, um dieses Verlangen zu spüren. Einen kurzen Augenblick lang begegneten sie den Kinderaugen Lucius' und dann ... wurde das Urteil gefällt. Und es hieß Tod. Das Haupt des Mannes fiel mit einem dumpfen Geräusch in den heißen Sand. Der Sieger hob seine Waffe und das Schild und stieß einen Schrei aus und man konnte nicht sagen, ob es ein Schrei des Triumphes war, oder des Schmerzes, weil er seinen Bruder erschlagen hatte ... "Ich möchte auch mal in der Arena stehen", sagte Lucius später verträumt zu seiner Mutter. Diese zog die Augenbrauen hoch und erwiderte sanft: "Das schickt sich aber nicht für den Thronfolger." Lucius verzog die Augen. "Aber, wenn ich später einmal Kaiser bin, darf ich darüber selbst bestimmen", sagte er bestimmt. Flavia Lavinia lächelte und wuschelte ihm durch den blonden Haarschopf. "Wenn es einmal soweit ist. Jetzt sei einfach noch eine Weile mein braver, kleiner Prinz", damit zog sie ihn in eine feste Umarmung. "Mutter, lass das, ich bin doch kein kleines Kind mehr!", erwiderte er lachend, diese Zuwendung seiner Mutter insgeheim genießend. Sie ließ von ihm ab. "Dein Vater wünscht, dich später noch zu sprechen." Als er die Augen wieder aufschlug, war die Sonne bereits am Horizont versunken. Olivier schlummerte friedlich an seiner Seite und Bakura und Malik sprachen leise miteinander. Das hatte ihn geweckt. Eigenartig. Warum kam das jetzt zurück? Dieses Geschehen in seiner frühesten Kindheit, etwas, an das er schon lange nicht mehr gedacht hatte. Jahrhunderte schon nicht mehr. Zuvor hatte er sich kaum an das Gesicht seiner Mutter erinnern können und jetzt war es so gestochen scharf vor seinem inneren Auge, dass es ihn schmerzte. Er seufzte lautlos und küsste Olivier, der seitlich an ihm lehnte, gedankenverloren auf die Schläfe. Soviel Zeit lag zwischen damals und jetzt und doch war ihm, als liefen die Vergangenheit und die Gegenwart gnadenlos aufeinander zu ... "Traian, er ist noch zu jung dafür! Ich werde nicht zulassen, dass mein einziger Sohn auf dem Schlachtfeld sein Leben riskiert!", hörte er, wie sich seine Mutter ereiferte. "Flavia, er ist bereits 12, er ist alt genug!", ertönte die donnernde Stimme seines Vaters. "Ich habe lange genug geduldet, wie du ihn verhätschelt hast. Mein Entschluss steht fest, Lucius wird mich aufs Schlachtfeld begleiten an meiner Seite." Ein Hochgefühl wallte in Lucius auf. Sein Vater zog bald mit der Armee los, um das Römische Reich noch weiter zu vergrößern. In Richtung Ägypten. Lucius kannte das Land nur aus Erzählungen. Er wusste, dass dort viel Sand war. Sehr viel Sand. Und es hieß, die Ägypter seien die besten Architekten der Welt und sie schmückten alles mit purem Gold. Seine Augen begannen zu leuchten, als er daran dachte. Allerdings lauschte er dann wieder mit Sorge auf die Stimme seiner Mutter. Er wusste natürlich, dass sein Vater Recht hatte - in der Tat war er bereits alt genug. Allerdings liebte und respektierte er seine Mutter zu sehr, als, dass er ihren Zorn riskieren oder sie traurig sehen wollte. Schließlich und endlich jedoch hatte Flavia Lavinia sich beugen müssen, wenn sie es auch nicht gern getan hatte. Traian hatte ihr versichern müssen, sollte es tatsächlich zu einer größeren Schlacht kommen, während ihres Feldzuges, persönlich auf ihren Sohn zu achten und ihm desweiteren einen Leibwächter zur Seite zu stellen. So kam es also, dass sie loszogen, mit einer Armee von 30 000 gut gerüsteten Kriegern und Lucius, der an der Seite seines Vaters und mehreren Generälen ritt, auf einem wunderschönen, muskulösen Schimmel und in einer Rüstung, die man ihm direkt auf den Leib geschneidert hatte, kam sich unglaublich wichtig dabei vor. Er hoffte im Stillen und in seinem kindlichen Denken, dass es tatsächlich mal zu einem Scharmützel käme, damit er seine Fähigkeiten unter Beweis stellen und in der Achtung der Soldaten und vor allem der Generäle und Hauptmänner stiege. Er war sehr geschickt mit dem Schwert, alle seine Lehrer lobten ihn dafür und der Umgang mit der Waffe und das Taktieren machten ihm großen Spaß. Zu diesem Zeitpunkt ahnte Lucius allerdings noch nicht, wie bald dieser Wunsch doch in Erfüllung gehen sollte. Die Nachricht, dass die Römer mit einem gut gerüsteten Heer ins Heilige Land vordrangen, hatte sich schnell verbreitet und so erwarteten die Ägypter sie bereits, als sie vor die Tore der Hauptstadt Alexandria traten. Zuvor hatten Späher die Lage auskundschaftet. Traian hatte seinem Sohn befohlen, sich vorerst bei der Nachhut aufzuhalten, der General Gaius sollte ein Auge auf ihn haben. Lucius war darüber zwar mehr, oder minder enttäuscht gewesen, aber der Tonfall seines Vaters hatte keinen Widerspruch geduldet. Man wollte die Ägypter vorerst dazu bringen, widerstandslos aufzugeben, doch ihr Pharao war ein grausamer und machthungriger Mann, der nicht daran dachte, irgendetwas in dieser Richtung zu tun. Schon bald drang das Kampfgeschrei, das Klirren der Waffen an das Ohr Lucius' - die erste Vorhut war auf bewaffneten Widerstand gestoßen. Unruhig rutschte er im Sattel seines Pferdes hin- und her. "Gaius, sollten wir nicht-?" Der gestandene General lächelte den Knaben nachsichtig an. "Noch sind die Ägypter uns in Kampf und Waffenführung unterlegen, ich halte es für sehr unwahrscheinlich, dass bereits jetzt ein Handlungsbedarf unsererseits besteht." Lucius schien mit dieser Antwort nicht zufrieden. Es machte ihn ganz kribbelig, nicht zu wissen, was genau dort vorging und er musste nur schwer der Versuchung widerstehen, seinem Pferd einfach die Zügel zu geben, um vom Rand des Geschehens einen guten Blick auf alles zu haben. Allerdings geschah plötzlich etwas, mit dem keiner gerechnet hatte. Die Ägypter hatten offensichtlich Hilfe von außen und wie auch immer sie es geschafft hatten, das Heer von etwa 5000 Mann, so schnell herbei zu ordern, es war trotz der zahlenmäßigen Überlegenheit der Römer eine plötzliche Bedrohung. Gaius Liberus brüllte seinen Männern etwas zu, das Lucius nicht ganz verstand - das einzige, was er mitbekam, dass sich da eine große Armada von berittenen Kriegern in beachtlicher Geschwindigkeit näherte. "Zieht Euer Schwert, mein Prinz, und gedenkt all dem, was Eure Lehrer Euch je gelehrt haben - Ihr werdet es brauchen!" Lucius schluckte und fasste die Zügel seines Pferdes kürzer, welches nervös schnaubte, ob des Tumultes, der sich ihnen näherte. Er spürte den angespannten Körper des Tieres unter sich und als Gaius einen ersten Trupp Männer den Ägyptern entgegenschickte, damit sie nicht im ersten unmittelbaren Aufprallpunkt mit den Gegnern waren, welcher immer der fatalste war, da hier Gewichte von Pferden, Waffen und Männern mit unglaublicher Geschwindigkeit aufeinanderprallten und sich allein Aufgrund dieser Fliehkraft eine unglaublich zerstörerische Energie freisetzte. Bereits als er das erste Klirren der Schwerter vor sich hörte, hatte er das eigene erhoben, mit klopfendem Herzen, aber grimmig entschlossen, seinem Vater keine Schande zu bereiten und dann ging alles wahnsinnig schnell. Er duckte sich leicht, damit ihn die Wucht seines Feindes nicht sofort aus dem Sattel riss und als im nächsten Moment das Schwert eines ägyptischen Kriegers das Seinige mit einer solch enormen Wucht traf, dass er beinahe das Gefühl hatte, man hätte ihm den Arm ausgerissen und er das Vibrieren tief in seinem Körper spürte und als er im nächsten Moment zu einem gezielten Gegenschlag ausholte, sich einen kurzen Schlagabtausch mit dem körperlich deutlich überlegenen Mann lieferte, spürte er plötzlich, wie die Angst und die Aufregung ihn verließen und er spürte, dass es das war, wofür man ihn geschaffen hatte. Lucius konzentrierte sich nur mehr auf seine Feinde und derer waren es viele, denn sie erkannten seine Position an seinem Kopfputz. Lucius, der durch die Übung von Kindsbeinen an ein außergewöhnliches Geschick und eine, für sein Alter, enorme Kraft ausgebildet hatte, verfiel ganz in einen adrenalingetriebenen und geschärften Zustand, der für einen Krieger in solchen Situationen absolut überlebensnotwendig war. Er schlug seine Feinde, er tötete, als hätte er nie etwas anderes getan und er hatte keine Scheu, keine kindliche Unschuld mehr und er hätte auch ewig so weiter gewütet, wenn ihn nicht plötzlich eine dunkle Vorahnung gepackt hätte, die ihn für den Hauch eines Momentes aus der Konzentration brachte. Er konnte gerade noch so zurückweichen, als ein ägyptischer Krieger mit einem Schrei auf ihn zuhielt, er hob sein Schwert zum Schutz, doch es war zu spät, die Wucht traf das Metall so sehr, dass es ihn aus dem Sattel riss - er sah im nächsten Moment wie sich sein Pferd über ihm aufbäumte und rollte sich gerade noch so zur Seite, dass er nicht von den schweren Hufen getroffen wurde. Trotz leichter Benommenheit war er in Windeseile wieder auf den Beinen, nur um seinen Angreifer erneut abzuwehren, der jetzt, beritten, wie er war einen enormen Vorteil hatte - Lucius musste jetzt nicht nur den Schwerthieben ausweichen, sondern auch den Hufen des, sich immer wieder aufbäumenden Pferdes. Gehetzt blickte er für den Bruchteil einer Sekunde in die Richtung, in welcher sein Vater wohl kämpfte. Hastig wandte er sich wieder seinem Gegner zu. Er musste zu seinem Vater, das spürte er irgendetwas ... doch man ließ ihn nicht durchkommen. Es war zum Verzweifeln. Doch Lucius hatte Glück. Offensichtlich hatte Gaius Liberus bemerkt, in was für einer misslichen Lage der junge Prinz sich befand und war zu ihm geeilt um seinem Gegner mit einem wütenden Aufschrei den Speer in die Brust zu bohren, den er trug. Lucius schaute sich nicht weiter um, sondern ergriff die Gelegenheit um flink zwischen den Kämpfenden hindurchzuhuschen und da war es tatsächlich ein Vorteil, dass er im Vergleich zu den anderen Kriegern noch relativ klein war. Unterwegs fing er sein Pferd wieder ein, auf welches er sich, ohne es anzuhalten mit letzter Kraft heraufschwang und dann lenkte er es in gehetzter Gangart in Richtung der Stadttore. Es war ein grausames Bild, das sich ihm bot - die meisten der Männer erschlagen im eigenen Blut, Felstrümmer, welche von Wurfgeschossen stammten hatten einen grausamen Brei aus Blut, Knochen und Gedärmen angerichtet und als seine Augen in fliegender Hast über das letzte Scharmützel glitten, erkannte er mit Entsetzen seinen Vater, der sich mit einigen wenigen gegen die wachsende Übermacht der Ägypter wehrte. Seine Augen weiteten sich. Sein Vater war doch unbesiegbar. Wie mochte es nur sein, dass man ihn derart in die Enge trieb? Wie hatte er das nicht voraussehen können? Sein Vater war doch der Kaiser, der fleischgewordene Gott! Lucius starrte wie paralysiert auf das Geschehen, unfähig sich zu rühren und dann - sein Vater lieferte sich gerade mit einem ägyptischen Krieger einen Zweikampf und dieser Krieger sollte ihm niemals aus dem Gedächtnis gelöscht werden. Er erschlug seinen Vater. Sein Säbel trennte den Torso Traianus' beinahe in zwei. Durch die Römer ging ein Aufschrei des Entsetzens, als der Krieger Traian, der zu Boden sinken drohte, die Eingeweide bereits aus dem Körper gleitend, als hätten sie keinen Halt mehr, den Helm vom Kopfe riss und ihm ins Haupthaar griff, nur um kurz darauf den Kopf rum Rumpfe zu teilen. Er hielt ihn hoch, wie eine Trophäe. Und dann lachte er. Lachte triumphierend, grausam und eisig kalt und als der Blick der lavendelfarbenen Augen Lucius begegnete, schwor er sich blutige Rache. "Lucius! Wir müssen uns unverzüglich zurückziehen!" Die Stimme Gaius' drang an sein Ohr. Lucius konnte sich zuerst nicht rühren. Er schüttelte den Kopf, ließ das Brennen in seinen Augen nicht zu. Dann zerrte er sein Pferd schroff am Zügel, und ließ es wenden und während er das tat, sprang Gaius hinter ihm auf sein Pferd. Und während sie in Richtung ihres Stützpunktes flohen, peitschte der heiße Wüstensand sein Gesicht und die Tränen rannen ungehemmt seine Wangen herab. Sein geschundener Körper schrie Rache. Rache! Enrico war es noch zu gut in Erinnerung, wie es war, als er damals heimgekehrt war. Als er nichtmal den Leichnam seines Vaters hatte mit führen können. Seine Mutter hatte schrecklich geweint, und sich die Haare ausgerissen und Enrico angeschrien, er solle seinen Vater bis aufs Blut rächen. Enrico hatte schweigend bei ihr gestanden und bald darauf hatten sich die Berater zurückgezogen, um zu bestimmen, wer nun die Führung übernahm. Enrico - Lucius damals - war zu jenem Zeitpunkt noch zu jung gewesen. Eigentlich. Doch, als er vor den Senat trat und mit Autorität in der Stimme sprach, die noch nicht einmal den Bruch zum Manne vollzogen hatte, als diese Männer das wilde Feuer in den Augen des Knaben sahen, da verneigten sie sich vor Ehrfurcht und schworen ihm, wie seinem Vater Traianus zuvor ewige Treue. Und so wurde Lucius Tarquinius zu Imperator Caesar Divi Nerva Filius Traian Lucius Tarquinius Superbus. Den Beinamen hatte er sich damals selbst eingehandelt. Nachdem sein Vater gestorben war, war er kalt geworden und hochmütig, schrecklich hochmütig und ja ... mit den Jahren auch despotischer und größenwahnsinnig. In dieser Welt war kein Platz gewesen für Schmerz. Vor allem nicht, wenn man der Sohn eines der größten Caesaren war, die jemals gelebt hatten. Olivier an seiner Seite regte sich. "Wie fühlst du dich?", wisperte er liebevoll. "Mh ... ausgeschlafen. Diese Bänke hier sind erstaunlich bequem." Ein Lächeln. Und dieses Lächeln wärmte Enrico das klamme Herz. Wortlos umfasste er Olivier an den Wangen und zog ihn in einen sanften Kuss. "Wie lange dauert es noch, bis wir da sind?", fragte der Knabe und blickte aus dem Fenster. Noch immer war es Nacht und er hatte sein Zeitgefühl verloren. "Sicher noch bis zum Mittag des nächsten Tages", erwiderte Enrico. "Hältst du noch so lange durch?" Abermals ein Lächeln. "Ich bin doch nicht aus Porzellan, auch, wenn du mich gerne so behandelst." "Verzeih mir, mein Engel", murmelte Enrico abwesend. Es sollte ganze sechs Jahre dauern, ehe Lucius zu seiner Rache kam. Er hatte sein Heer gerüstet, hatte überall aus dem Reich Kämpfer rekrutieren und sie in den Arenen ausbilden lassen, ehe er beschloss, einen weiteren Feldzug gegen Ägypten zu führen. Es war der heutige Pharao persönlich, der damals seinen Vater erschlagen hatte, also würde auch dessen Blut fließen. Lucius marschierte mit einer eisernen Armee in Ägypten ein, mit düsterem Blick und eisigem Grimm im Herzen. Alles, was sich ihm in den Weg stellte, wurde grausam niedergetrampelt, so grausam, dass er bald von seinen eigenen Leuten gefürchtet wurde. Doch Furcht war nichts Schlechtes. Furcht schürte den Gehorsam und erstickte jede Auflehnung bereits im Keim. Eine blutige Spur hinterlassend drang er so schließlich bis zum Herzen der Stadt vor und nach einem blutigen Kampf, der auf beiden Seiten mehr Opfer forderte, als je in der Geschichte zu verzeichnen gewesen war, musste sich der Pharao geschlagen geben. Keuchend und blutend und mit eisigem Hass in den Augen kniete der Mann vor ihm, in Ketten gelegt und von den Speeren der Römer in Schach gehalten. Lucius besah ihn sich das erste Mal genauer. Er war größer als er, das sandblonde Haar war sehr außergewöhnlich für einen Ägypter. Doch das, was ihn wirklich zeichnete waren seine Augen. Lucius hatte noch nie solche aufmüpfigen, hasserfüllten, lodernden Augen gesehen. Diese Augen sagten ihm, dass er zerfetzt würde, sollte er ihm nur eine winzige Gelegenheit lassen. „Ihr habt meinen Vater getötet“, sagte Lucius. „Ja, ich erinnere mich, dieser Schwächling, der glaubte, mich vom Thron stoßen zu können!“ Ein hämisches Lachen und Lucius schlug ihm wutentbrannt ins Gesicht, sodass er noch mehr Blut spuckte. „Wagt es noch einmal, das Andenken meines Vaters zu beschmutzen, Yalik und ich werde Euch langsam und qualvoll alle Gliedmaßen einzeln ausreißen und glaubt mir, ich werde mir dabei Zeit lassen.“ Seltsamerweise stieß diese Drohung nicht auf Entsetzen, sondern auf weitere Häme. Lucius beschlich das Gefühl, dass dieser Mann da vor ihm absolut verrückt war. Da würde nichts helfen, kein Drohen, kein Schmerz, doch vielleicht … Das Grinsen in Yaliks Gesicht wich nicht. „Was wollt Ihr jetzt tun, Römerkönig? Der größte Fehler wäre, mich am Leben zu lassen.“ Nun war es an Lucius Tarquinius, Häme zu zeigen. Er kam dem Ohr des Pharao ganz nahe. „Ich bin klug genug zu wissen, dass ich Euch damit noch einen Gefallen täte.“ Ein hasserfüllter Blick traf ihn. „Wenn du dich mit mir anlegst, Römerkönig, dann legst du dich mit der Finsternis an.“ Und etwas schwang in diesen Worten mit. Eine Warnung, die Lucius besser nicht als das Gewäsch eines in seinem Stolz zutiefst gekränkten Königs abgetan hätte. Denn, wenn es ein Wesen gab, das Lucius Tarquinius Superbus an Rachsucht noch um ein Weites übertraf, so weit, dass er dafür sogar bereit war, seine Seele zu verkaufen, so war es der Pharao Ägyptens mit seinem toten Herzen und seiner rabenschwarzen Seele. „Erhabener Lucius!“ Aufgebrachte Rufe schreckten den Kaiser drei Nächte später aus seinem Schlaf. „Dem Pharao ist es gelungen, zu fliehen!“ Lucius stand senkrecht in seiner Liegestatt und war kurz darauf aufgesprungen. „Was? Wie konnte das passieren, ich habe doch angeordnet, ihn so streng, wie möglich bewachen zu lassen!“, herrschte er den Hauptmann an, der ihm diese Nachricht überbracht hatte. „Wir können es uns nicht erklären – die Türen zu seinem Gefängnis standen plötzlich sperrangelweit offen – er war in Ketten gelegt, er hätte sich nicht so einfach selbst befreien können, vermutlich ein Verräter!“ Lucius verengte die Augen. Wut loderte in ihnen. Er war der mächtigste Kaiser, den es in der Geschichte seines Reiches je gegeben hatte, wer wagte es, IHN zu hintergehen? Wer auch immer es war, er würde es bitterlich bereuen. Aber jetzt galt es erst einmal den Entflohenen wieder zu finden, wenn der nicht schon längst über alle Berge war. Er würde sich persönlich darum kümmern. So legte er schnell Kleidung an und … Plötzlich war es eine Intuition, der er folgte. Er trat nicht nach draußen, vor die Wachen, wie er eigentlich beabsichtigt hatte, und seine Männer, er kehrte um und ging in Richtung Thronsaal. Dort war niemand. Sein Blick schweifte über die Wände aus Türkis und Gold, die ewig brennenden Fackeln, die dort standen und glitten schließlich zum Thron, welcher dort, vollkommen aus purem Gold auf einem Sockel stand und darauf wartete, dass sein Herrscher zurückkehrte. Lucius blieb einen Augenblick stehen und lauschte in die Finsternis. Dann schüttelte er den Kopf, warum bei den Göttern hatte er sich dazu hinreißen lassen, und kehrte um, in Richtung der riesigen Flügeltüren, doch – diese schlugen plötzlich mit einem ohrenbetäubenden Schlag zu, vor ihm, wie von Geisterhand und Lucius, der sonst nichts fürchtete, fuhr zusammen, sich erschreckend bis ins Mark, der Wind des Schlages hatte die Lichter gelöscht und er war nun hier im Dunkel. Lediglich die Sterne, die draußen schienen, schickten ein mattes Licht herein. „Was bei allen Göttern geht hier vor?“, wisperte er, während sich seine Nackenhaare aufstellten. Etwas lag in der Luft, etwas Böses. „Yalik, seid Ihr das?“, rief er laut, dabei die Unsicherheit überspielend, doch er bekam keine Antwort. Nur ein Wispern, ein Lachen und ein Flüstern, ganz dicht an seinem Ohr und plötzlich – wie, als führe der Blitz in sie hinein, gingen die Fackeln wieder an, doch sie brannten mit blauem Feuer und ein Knacken ertönte, wie das Bersten von Stein und als Lucius den Blick hob, erkannte er mit Schrecken, dass eine der Säulen bröckelte, barst mit einem lauten Knall und als er abermals dorthin blickte, weiteten sich seine Augen, denn er erkannte eine schwarze Schlange, mit einem Leib so dick, wie der Körper eines erwachsenen Mannes, die sich aus der Säule herabwand und, die lapislazulifarbenen Augen auf ihn gerichtet, auf ihn zukam. Lucius stolperte rückwärts, war nicht fähig, sein Schwert zu ziehen und irgendwann spürte er die Wand im Rücken. „Weiche von mir…“, brachte er mit erstickter Stimme hervor, doch die Schlange richtete sich vor ihm auf und öffnete das scharf bezahnte Maul und Lucius wusste, sollte sie zubeißen, so wäre sie ohne Weiteres in der Lage, ihm das Haupt vom Rumpfe zu trennen. „Dies sei deine letzte Warnung…“, erreichte ihn die Stimme, zischend und schmerzend in den Ohren und für einen Augenblick glaubte er, die Götter sprächen persönlich zu ihm. „Nimm deine Männer und zieh fort aus Ägyptenland und kehre nie mehr zurück. Sonst wird dich der Fluch der Dunkelheit treffen, deine Seele wird dazu verdammt, sich einsam bis in alle Ewigkeit am Blute der Unschuldigen zu laben und die Sonne wird niemals mehr über deinem Haupt scheinen!“ Die Schlange beugte ihren Kopf zurück, in der typischen S-Form, wie sie es immer tun, kurz bevor sie in blitzartiger Geschwindigkeit auf ihr Opfer zu schnellen, Lucius hob schützend die Armen, doch er spürte keinen Schmerz, nur einen eisigen Luftzug, der an der Schlange statt durch ihn ging und es verschlug ihm den Atem, einen Moment riss er vor Schreck die Augen weit auf, dann sank er ohnmächtig zusammen. Als er wieder erwachte, beugte sich einer seiner Ärzte über ihn. Er blinzelte verwirrt. Was war geschehen? „Wie fühlt Ihr Euch, Herr?“ „Was ist passiert…?“, murmelte er, sich sammelnd. „Eine der Wachen hat Euch bewusstlos im Thronsaal gefunden…“ Die Erinnerung kam mit einem Schlag zurück und Lucius erhob sich so ruckartig, dass der Mann erschrocken zur Seite sprang. Wut durchpulste ihn. Eiskalte, unbändige Wut und den Männern, die sich in dem Raum aufhielten, ging zur selben Zeit in Grausen über den Körper. Lucius sprang auf. „Ich will, dass Ihr alle ägyptischen und nubischen Sklaven hier an diesem Hof im Thronsaal zusammen kommen lasst. Stellt sie in eine Reihe und dann schneidet ihnen die Kehlen durch!“ Die Soldaten wechselten einen unsicheren, verständnislosen Blick, allerdings wagte es niemand, den Kaiser in Frage zu stellen. Man einigte sich im Stillen darauf, er sei wohl verrückt geworden. Doch auch dieses Blutbad an den Unschuldigen, zu dem er sich früher nie hatte hinreißen lassen, verschaffte ihm nicht die Genugtuung, die Befriedigung, die er sich erhofft hatte, der Zorn stieg weiter und so mussten weitere Menschen ihr Leben lassen und schon bald verbreitete sich in rasender Geschwindigkeit die Kunde vom Blutigen König im ganzen Land, den man fürchtete, wie einen Dämon aus der Hölle. Es geschah eines Nachts. Lucius hatte seit dem Tod seines Vaters keinen tiefen Schlaf mehr gehabt. Es war kein Geräusch, das ihn weckte, mehr ein Gefühl. Seine Augen starrten ins Leere, er lauschte atemlos. Doch nichts. Er blinzelte. Nur ein Traum? Nein, da waren keine Bilder, die in seinem Kopfe nachhallten. Er lauschte, ohne sich zu rühren. Lang lag er so da, sehr lange. Als er dieses Gefühl schon abtun und die Augen gerade wieder geschlossen hatte, geschah es. Die Wucht eines dumpfen Aufpralls presste ihm für einen Moment die Luft aus den Lungen und er konnte nicht so schnell reagieren, ehe ihn eine ungeheure Macht gepackt hatte und in Richtung des riesigen offenen Fensters zog, er spürte, wie ihn jemand gepackt hatte, eisern, ohne die Möglichkeit, diesem Griff zu entfliehen und seine Augen weiteten sich, als er merkte, wie das Wesen, das ihn gepackt hatte, zum Sprung ansetzte, aus dem Fenster, ein Fall, der einen normalen Mann sicher hätte töten können – doch nichts. Anstatt nach unten, ging es nach oben und noch während sie nach oben stiegen, spürte Lucius wie sich zwei spitze Dornen in seinen Hals bohrten, dann ein Saugen – es trank sein Blut! Seine Augen weiteten sich vor Schreck, nur unterbewusst spürte er, wie das Wesen auf dem Dach des Palastes, den er eingenommen hatte, landete, das Saugen, das Beißen, das Gefühl des pulsierenden Lebens, das aus seinem Körper gezogen wurde waren zu stark. Er war machtlos. Vollkommen machtlos! Eine Träne des Zornes rann ihm die Wange herab, sein Körper bewegungsunfähig. Ihm begann zu schwindeln und als es schließlich von ihm abließ und ihn schmerzhaft zu Boden fallen ließ, sah Lucius den Himmel, der zuvor noch nie so voller Sterne gewesen war und ein wehmütiges Lächeln schlich sich auf sein Gesicht. Er war geschlagen. So schnell. Ein bekannter Schemen schob sich in das Blickfeld des Kaisers. Yalik starrte schweigend und grausam auf ihn herab. Das wild abstehende sandblonde Haar wehte gespenstisch. Lucius lächelte. „Deine Rache für meine Rache, Pharao, was?“ Das Lächeln wurde erwidert. Er beugte sich zu ihm herab, flüsterte: „Natürlich, Kaiser, hast du etwas Anderes erwartet? Ich werde dich nicht töten. Ich habe einen Pakt mit Apophis. Verflucht wirst du sein, verflucht und gedemütigt wie ich.“ Dann spürte Lucius warme Tropfen auf seinen Lippen, unwillkürlich leckte er darüber und ehe er noch feststellen konnte, dass es Blut war, das man ihm zu trinken gab, war es schon zu spät, eine offen liegende Arterie pulsierte gegen seine Lippen und er musste trinken und während er es tat und ihn diese neue und ungeahnte Macht durchströmte, wusste er, dass er die Dunkelheit in seinem Leben ganz allein heraufbeschworen hatte und er nahm die Strafe auf sich, die man ihm zugedacht hatte. Die Kutsche, die die letzte Etappe ihrer Reise darstellen sollte, hatte endlich angehalten. Malik war überraschenderweise der Erste, der ausstieg, das lange Sitzen hatte ihm sehr zugesetzt und stöhnend streckte er die Glieder, während er zur Kutsche sah, aus welcher nach ihm Bakura stieg und schließlich Enrico, der Olivier auf die Arme gehoben hatte, um ihn persönlich zu der riesigen Villa zu tragen, die schon seit Jahren nicht mehr bewohnt worden war. Oliviers Blick suchte den Enricos, während dieser den Weg mit den schneeweißen Steinen entlang lief. „Was ist, mein Täubchen?“, ereilte ihn die Frage, ohne, dass Enrico ihn dabei hatte ansehen müssen. Den Blick hatte er auch so gespürt. Olivier ließ den Kopf wieder seitlich gegen Enricos Brust sinken. „Du warst während der Reise irgendwo anders“, sagte der Knabe leise. „An einem Ort, der dich schmerzt…“ Enrico antwortete nicht. Olivier spürte wohl, was in ihm vorging. Wie eigenartig. Dabei schaffte er es doch ansonsten so gut, Dinge, die wirklich in ihm vorgingen, zu verbergen. Es war wohl die Liebe. Malik und Bakura, der eine Kutte trug, die tief ins Gesicht gezogen war, um ihn vor der glutroten Abendsonne zu schützen, folgten in einigem Abstand. Maliks Blick schweifte nach vorne zu den anderen beiden, dann hakte er sich unbewusst bei Bakura unter. Dieser spürte, dass in Malik etwas vorging, denn diese Zutraulichkeit, wenn man es denn so nennen mochte, war ungewohnt, aber er stieß ihn nicht von sich. „Ist es wahr?“, sagte Malik leise und voller Bitterkeit in der Stimme, „Muss mein kleiner Olivier wirklich sterben?“ „Das Blut liegt schwer wie Öl in seinen Lungen“, sagte Bakura mit gedämpfter Stimme. Malik erwiderte nichts, aber Bakura spürte auch so, wie sein Inneres bei diesem Gedanken zerriss. Was Bakura allerdings verschwieg war, dass noch eine Möglichkeit blieb, Oliviers Leben zu retten. Und tief in seinem Inneren ahnte er, dass Enrico diesen Jungen viel zu sehr liebte, um ihm eine Wahl zu lassen. *Einen Traianus/Trajan gab es wirklich, allerdings hat dieser mit dem in meiner FF kaum etwas gemein - ich habe mir lediglich seinen Namen ausgeborgt. Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)