Eins plus eins macht drei! von Rabenkralle ================================================================================ Kapitel 11: Gefühlsausbrüche ---------------------------- @: Ich glaube, heute dürfte ich deine Erwartung endlich erfüllen. :D @ : Genau so schätze ich Shikaku auch ein. *g* @ : Ich hab ihn als anständigen Mann hingestellt … Ja, so sollte es auch sein! Szenen mit Naruto schreibe ich nicht besonders gerne, da es mir echt schwerfällt, ihn auf irgendeine Weise ernst darzustellen (Danke, Kishimoto! :/), aber sagen wir einfach mal, dass er angefangen hat, Jiraiya nachzueifern. (Immer diese schlechten Ausreden … :D) @ alle Kommentatoren: Dankeschön für euer Feedback! =) Viel Spaß beim Lesen! ════════════════════════════════════════════════════ Kapitel 11: Gefühlsausbrüche „Ist es so besser?“ Temari hatte das offenherzige lila Top gegen ein schlichtes rotes T-Shirt ausgetauscht. „Allerdings“, pflichtete Shikamaru ihr bei. Sicher, dass sie ihm beim letzten Besuch für folgendes Kommentar noch eine gescheuert hätte, fuhr er fort: „Aber sitzt es nicht irgendwie ein bisschen zu eng?“ Sie zupfte etwas an dem Stoff herum. Im Bauchbereich war wirklich nicht mehr viel Platz übrig. „Ich weiß“, antwortete sie schulterzuckend. „Aber da ich die ganze Woche zu faul zum Waschen war, muss es eben gehen.“ Sie ließ sich neben ihn auf die Couch nieder und blickte an sich herab. Wenn sie saß, war ihre Schwangerschaft nicht mehr zu übersehen. Zumindest nicht in diesem T-Shirt. „Hab ich in den letzten Tagen wirklich so zugelegt oder war ich einfach nur blind?“, fragte sie sichtlich amüsiert. Er grinste daraufhin. „Wohl Ersteres.“ „Und das innerhalb von nur einer Woche.“ Temari lehnte sich zurück. „Davon war in keinem Buch die Rede.“ „Ist das etwa ein Problem für dich?“, entgegnete Shikamaru. „Wenn ich dafür endlich diese blöde Übelkeits-Phase hinter mir hab, natürlich nicht“, antwortete sie. „Ehrlich gesagt wäre ich auch ziemlich enttäuscht, wenn sich bis jetzt immer noch nichts getan hätte.“ „Enttäuscht?“ „So weiß ich wenigstens, dass dort wirklich etwas ist und ich nicht nur in einem Traum bin, aus dem ich eigentlich gar nicht aufwachen möchte“, erklärte sie lächelnd. „Und das, obwohl du letztes Jahr noch gesagt hast, dass Kinder für dich auf unbestimmte Zeit gar nicht infrage kommen“, merkte er schmunzelnd an. „Ja, geplante Kinder“, verbesserte sie ihn. „Aber dieses hier gehört definitiv in eine andere Kategorie.“ Sie lächelte und strich sanft über ihren Bauch. „Inzwischen will ich es aber auch gar nicht mehr anders haben. An dem Spruch, dass man manche Leute zu ihrem Glück zwingen muss, scheint wohl echt was dran zu sein.“ „Na ja, die Wahl hättest du im Grunde gehabt“, warf er ein. „Und du wärst damit einverstanden gewesen?“ Shikamaru schüttelte den Kopf. „Mit Sicherheit nicht.“ „Das stand für mich ohnehin nie zur Debatte. Ich weiß nicht, ob ich die Frauen, die das tun, mutig oder dumm finden soll.“ „Die meisten werden dafür bestimmt ihre Gründe haben.“ „Fragt sich nur was für welche“, entgegnete Temari kritisch. „Ich könnte es jedenfalls nicht mit meinem Gewissen vereinbaren, ein wehrloses Kind umzubringen, auch wenn es erst die Größe einer Erdnuss hat und noch nicht selbst denken kann.“ „Wie tiefsinnig von dir.“ „Ach, was.“ Sie hielt das Ultraschallbild, das schon die ganze Woche sichtbar auf dem Wohnzimmertisch gelegen hatte, in die Höhe. „Zweifelst du etwa daran, dass das hier lebt?“ „Natürlich nicht“, pflichtete er ihr bei. „Ich seh es schließlich auch nicht anders als du.“ Lächelnd lehnte sie sich an seine Schulter. Da er sich so um sie sorgte, hatte sie auch keine andere Antwort von ihm erwartet. --- „Wollen wir es dann hinter uns bringen?“, fragte sie nach kurzem Schweigen. Shikamaru nickte und seufzte anschließend schwer. „Yoshino wird dir schon nicht den Hals umdrehen“, versuchte Temari ihn aufzumuntern. Etwas zögerlich setzte sie nach: „Hoffe ich zumindest.“ „Du weißt wirklich, wie man einem Mut macht“, gab er daraufhin tonlos zurück. „Für irgendwas muss ich ja gut sein“, scherzte sie. „Deine gute Laune hätte ich gerne.“ „Ich würde es eher als Galgenhumor bezeichnen.“ Sie stand auf und drehte sich zu ihm um. „Wir sind noch nicht mal da und ich bin jetzt schon total nervös.“ Er musterte sie einen Moment und sagte: „Dann verbirgst du das aber gut.“ „Eine alte Angewohnheit. Auf Missionen ist es nicht gerade von Vorteil, wenn man seine Nervosität nach außen hin zeigt.“ „Na, dann kannst du dir das jetzt ja abgewöhnen.“ „Später vielleicht.“ Sie lächelte bedacht. „Gegenüber nichtsahnenden Schwiegereltern ist es nämlich sicher eine nützliche Eigenschaft.“ Wenn er so an Yoshino dachte, lag sie mit dieser Annahme wahrscheinlich gar nicht so falsch. „Aber genug gequatscht.“ Abrupt zog sie ihn von der Couch. „Lass uns gehen, bevor ich’s mir noch mal anders überlege.“ --- „Shikaku, musst du denn ständig deine Weste herumliegen lassen?“ Yoshino baute sich vor ihrem Mann auf. Dieser blickte von der Tageszeitung auf. „Ich hab sie da nur hingelegt, weil sie mal wieder gewaschen werden muss.“ „Und warum in aller Welt tust du sie dann nicht in die Wäsche?“, regte sie sich weiter auf. „Weil du sie sonst wieder mit den anderen Sachen wäscht“, argumentierte er. „Vorletzte Woche war sie nämlich noch nicht so rosa.“ „Wenn dir das nicht gefällt, warum wirfst du sie dann nicht endlich weg? Das Teil ist so alt und ausgefranst, dass es nicht mal mehr in die Altkleidersammlung gehört!“ „Du weißt genau, dass ich an der Weste hänge.“ Yoshino ließ einen Seufzer verlauten. Wenn es um sein heißgeliebtes Erinnerungsstück ging, brauchte sie wirklich nicht mit ihm reden. Höchstwahrscheinlich entsorgte er den Lumpen nicht einmal, wenn nur noch ein kleiner Fetzen davon übrig war. Wortlos machte sie auf dem Absatz kehrt und rauschte in Richtung Badezimmer davon, um die Weste dorthin zu bringen, wo sie hingehörte: In den Wäschekorb. Als sie das Bad verließ, blieb sie zuerst stehen, ging dann jedoch freudestrahlend zur Haustür herüber und fragte: „Temari, meine Liebe, geht es dir wieder gut?“ Da sie mit so einer Begrüßung nicht gerechnet hatte, murmelte sie lediglich ein „Ja, bestens.“ Die Frau atmete auf. „Aber wenn du öfters Probleme mit dem Magen hast, solltest du besser zum Arzt gehen.“ Temari setzte ein Lächeln auf. „Ich werd dran denken.“ Als Yoshino sich anschließend an ihren Sohn wandte, verschwand ihr freundlicher Gesichtsausdruck sofort. Streng schaute sie ihn an und stemmte die Hände in die Hüften. „Na, junger Mann, lässt du dich hier auch mal wieder blicken?“ Shikamaru ließ einen Seufzer verlauten, antwortete jedoch nicht. Seine Mutter schien mal wieder bester Laune zu sein … „Also, wenn du meinst, dass du nach fünf Tagen Abwesenheit vorbeischauen musst, um deine Wäsche hier abzuladen, bist du ganz schief gewickelt!“ Sie klang so angesäuert, dass sich ihr Gesagtes beinahe wie eine Drohung anhörte. „Sieht es so aus, als hätte ich irgendwelche Klamotten dabei?“, gab er gleichmütig zurück. Yoshino musterte ihn eingehend, konnte allerdings nichts entdecken, das ihre Vermutung bestätigt hätte. „Und wie komm ich dann zu der Ehre?“ Die Frage konnte doch wirklich nicht ihr Ernst sein. Musste er sich tatsächlich schon dafür rechtfertigen, warum er sich Zuhause aufhielt? So ein Schwachsinn … „Liebling, deine Sendung fängt an!“, ertönte Shikakus Stimme rechtzeitig aus dem Wohnzimmer. Die Frau gönnte Shikamaru noch einen ermahnenden Blick und machte dann wortlos kehrt. Temari sah ihr einen Moment nach. So schlimm konnte sie selbst unmöglich sein … Oder etwa doch? Sie schüttelte gedanklich den Kopf, um sich von der Vorstellung loszureißen und fragte: „Wäre es vielleicht besser, wenn wir später wiederkommen würden?“ „Wenn es nach ihrer Stimmung geht, erwischen wir den richtigen Zeitpunkt ohnehin nie“, erwiderte er. „Warten wir einfach, bis ihre Serie zu Ende ist. Danach ist sie garantiert wieder besser drauf.“ --- Bis es soweit war, nahmen die beiden in der Küche Platz. Temari lehnte sich zurück und lauschte unfreiwillig den Dialogen, die aus dem Wohnzimmer zu ihr herüberwehten. Mit jedem Satz drängte sich ihr ein ironischer Spruch nach dem nächsten auf, aber sie sprach sie nicht aus. Sicher kam es nicht gut an, wenn sie sich laut über Yoshinos Lieblingsserie ausließ … --- Zehn Minuten gelang ihr das auch recht gut, doch dann kam etwas, das den Vogel abschoss. „Ich glaub, mir wird gleich schlecht“, stieß sie flüsternd aus. Shikamaru schaute fragend zu ihr herüber. „›Ich hab dich all die Jahre geliebt und niemals die Hoffnung aufgegeben, dass du genauso empfindest‹ – Ist ja widerlich!“ Sie zog scherzhaft eine Grimasse. Er musterte sie einen Moment schweigend und meinte dann: „Das ist der Beweis.“ „Dafür, dass ich nicht auf unrealistische, schlecht geschauspielerte Romanzen ohne jeglichen Anspruch stehe?“ „Auch. Aber eigentlich meinte ich eher, dass du nicht wie sie bist.“ Er deutete über seine Schulter in Richtung Yoshino. „Das fass ich jetzt einfach mal als Kompliment auf.“ Temari grinste kurz, als ihr schon der nächste übermäßig sentimentale Dialog einen Schauer über den Rücken jagte. Warum war eigentlich noch niemand auf die Idee gekommen, diesen Mist in Verhörungen zu verwenden? Nach spätestens einer Stunde Dauerberieselung rückte doch jeder hartgesottene Shinobi freiwillig mit der Sprache heraus … --- Die Musik des Abspanns, der eine gute Viertelstunde später lief, glich schon einer Erlösung. Rasch sprang Temari auf. Jetzt, da sie diesen sinnlosen Kitsch überlebt hatte, kam ihr die Überbringung der Nachricht viel weniger schlimm vor. Jemand, der sich gerne fiktive Gefühlsduselei antat und dabei mitfieberte, konnte auf ein echtes Baby ja nicht so schlecht reagieren … --- Die beiden betraten das Wohnzimmer, hielten bei Yoshinos Anblick allerdings inne. Temari schüttelte ungläubig den Kopf. Wie konnte etwas, das so übertrieben kitschig war, in einer halbwegs vernünftigen Person solche Emotionen auslösen? Dabei hatte die Frau gleich wahrscheinlich einen richtigen Grund, um zu heulen … Sie stand auf und wischte sich die Tränen aus den Augen. „Mir ist nur was ins Auge geflogen“, erklärte sie sich schnell, da es ihr anscheinend unangenehm war, dass jemand anderer außer Shikaku sie weinen gesehen hatte. Shikamaru überhörte ihre Bemerkung großzügig und sagte stattdessen: „Wir haben euch etwas zu sagen.“ Yoshino lächelte daraufhin und winkte ab. „Wir wissen schon lange, dass ihr beide –“ „Nein, darum geht es nicht“, unterbrach er sie. Das Lächeln seiner Mutter wich einer eher fragenden Miene. „Was ist es dann?“ Er antwortete nicht sofort, sondern überlegte, ob er zuerst ein großes Blabla veranstalten oder es lieber gleich kurz und schmerzlos machen sollte. Da Worte häufig überschätzt wurden, fiel ihm die Entscheidung nicht schwer. Shikamaru warf seiner Freundin einen flüchtigen Blick zu und sagte: „Ohne groß drumherum zu reden: Temari ist schwanger.“ Yoshino entglitten sofort sämtliche Gesichtszüge und starrte ihren Sohn wortlos an. „Ich glaube, es ist unnötig zu erwähnen, dass das Kind von mir ist“, setzte er zuletzt noch nach. Ein kurzes, aber intensives Schweigen brach aus. Die Ungläubigkeit stand ihr quasi auf die Stirn geschrieben, doch sie brachte keinen Ton heraus – Zumindest, bis sie sich plötzlich an den Kopf fasste und unweigerlich in Ohnmacht fiel. Shikaku reagierte geistesgegenwärtig und fing seine Frau auf. Temari war bemüht ein kleines Grinsen zu unterdrücken und fragte: „Musstest du denn gleich so übertreiben?“ Shikamaru zuckte mit den Schultern. „Ich hab doch nur von vornherein mögliche Zweifel ausgeschlossen.“ Tja, das war wohl wirklich ein Argument für sich … Anschließend gingen die beiden zur Couch, um nach Yoshino zu sehen. Ihr Mann fächelte ihr mit seiner Zeitung Luft zu. „Jag deiner Mutter doch nicht so einen Schreck ein“, meinte Shikaku, wobei er einen Hauch Belustigung ebenfalls nicht verhehlen konnte. Mit dieser Nachricht war die leidige Westen-Diskussion definitiv erstmal von Tisch … --- Allmählich kam sie wieder zu sich. Zuerst blieb sie noch in einem Dämmerzustand, aber dann wurde ihr der Satz, den sie zuletzt gehört hatte, bewusst. Das konnte doch nicht … Mit einem Mal saß sie kerzengerade da und blickte sich suchend nach ihrem Sohn um. „Sag mir bitte, dass das ein Witz war!“, forderte sie ihn mit einer seltsam quietschenden Stimme auf. Shikamaru hielt ihrem Blick stand. „Ich würde ja, wenn es einer gewesen wäre“, entgegnete er fast schon ein wenig herausfordernd. „Wenn das ein nachgeholter Aprilscherz sein soll, kann ich aber nicht über ihn lachen.“ Es schien, als würde Yoshino sich wie eine Ertrinkende als letzte Hoffnung an einem Grashalm festhalten. „Also was –“ Sie verstummte, als sie die Hand ihres Mannes auf ihrer Schulter spürte. Sein zusätzliches Kopfschütteln machte ihr endgültig klar, dass jeglicher Widerspruch zwecklos war. Sie starrte einen Augenblick entsetzt vor sich hin und biss sich auf die Unterlippe. „Setzen!“, wetterte sie schließlich los. „Aber alle beide!“ Temari, die es nicht gewohnt war, dass die Frau ihr gegenüber einen so barschen Ton anschlug, zuckte etwas zusammen. Obwohl es nun sicher ungemütlich wurde, fügte sie sich ohne eine weitere Aufforderung ihrem Schicksal und ließ sich in den nächsten Sessel fallen. Shikamaru setzte sich neben sie auf die Lehne und brachte so wenigstens ein bisschen Distanz zwischen sie und Yoshino, die überflüssigerweise damit begonnen hatte, sie eingehend zu mustern. Aus dem Grund verschränkte Temari schnell ihre Arme und versperrte so die Sicht auf ihren Bauch. Sie hatte sich wirklich einen denkbar schlechten Zeitpunkt zum Faulenzen ausgesucht, doch für Selbstmitleid war es jetzt definitiv zu spät. Verdrießlich schaute Yoshino zwischen den beiden hin und her. „Was habt ihr euch dabei gedacht?“, fragte sie in messerscharfem Tonfall. Shikamaru unterließ ein sarkastisches „Überhaupt nichts“ und zählte die Sekunden bis zu den ersten Vorwürfen zurück, die wie erwartet auf dem Fuß folgten. „Warum habt ihr denn nicht aufgepasst?“ „Das haben wir doch!“, legte er fest. „Aber –“ „Kein aber!“, regte sie sich weiter auf. „Irgendwas muss schief gegangen sein, sonst wäre sie jetzt nicht schwanger. Dabei gibt es so viele Möglichkeiten zu –“ „Ich sagte doch, dass wir das haben“, fuhr er ihr ins Wort. „Glaubst du etwa im Ernst, dass wir zu dämlich zum Verhüten sind?“ Es ging ihm wirklich auf den Geist, dass sie von Anfang an so voreingenommen war und sich ein Urteil bildete, obwohl sie im Grunde nicht einmal den Hauch einer Ahnung hatte. Temari war schon ein wenig beeindruckt, dass er so vehement gegen seine Mutter anredete, die ihn bisher immer zum Schweigen gebracht hatte, wenn ihr etwas nicht passte. Doch sie wusste ja ohnehin, dass Shikamaru ganz anders konnte, wenn er es denn wollte – und darüber konnte sie in dieser Situation wohl froh sein … Yoshino sah ihren Sohn entgeistert und mit halbgeöffneten Mund an. Letztendlich stammelte sie ein „Nein“, errang ihre Fassung wieder und fragte: „Aber wie willst du mir das trotz angeblicher Maßnahmen erklären?“ Shikamaru fragte sich ernsthaft, wie stur oder verzweifelt ein Mensch sein konnte, um weiterhin eine nicht vorhandene Nadel im Heuhaufen zu suchen. Einfach lächerlich … Warum sollte er sich da also noch die Mühe machen und versuchen, sie vom Gegenteil zu überzeugen? Sie war doch ohnehin nicht eine Spur einsichtig. „Es ist eben passiert. Finde dich damit ab oder lass es bleiben!“, entgegnete er trotzig. „Das werde ich ganz sicher nicht!“, gab Yoshino entrüstet zurück. „Ich will eine Erklärung, sonst –“ „Sonst was?“ „Sonst kannst du sehen, wie du ohne mich klarkommst“, ergänzte die Frau halbherzig. „Tse“, machte Shikamaru. „Ich bin kein kleines Kind mehr, das von dir bemuttert werden muss. Ich komm auch super ohne dich zurecht.“ „Aber …“ Verzweifelt wandte sie sich an ihren Mann: „Shikaku, jetzt sag doch endlich auch mal was!“ Dieser runzelte die Stirn. „Und was genau?“ „Ich hör wohl nicht recht!“, empörte sie sich. „Er ist erst neunzehn und viel zu jung für ein Kind!“ Natürlich, das Totschlagargument Alter musste ja irgendwann kommen … „Du siehst das alles viel zu eng“, erwiderte Shikaku ruhig. „Ich denke, dass er durchaus verantwortungsbewusst genug dafür ist.“ „Verantwortungsbewusst?“, wiederholte sie aufgebracht. „Wenn er das tatsächlich wäre, würden wir jetzt doch nicht hier zusammen sitzen und müssten darüber diskutieren, was er falsch –“ „Es reicht!“ Verstimmt schaute Yoshino zu der Person, die ihren Redeschwall unterbrochen hatte. Temari interessierte es gerade herzlich wenig, wen sie vor sich hatte. Respekt hin oder her – irgendwann hatte selbst sie genug. „Shikamaru kann schon mal gar nichts dafür“, legte sie fest. Dieser griff nach ihrem Arm und versuchte ihr mit einem Kopfschütteln klarzumachen, dass sie das nicht tun musste. Temari beachtete seinen stillen Protest jedoch nicht weiter und fuhr fort: „Ich musste Tabletten nehmen und sie haben die Wirkung der Pille aufgehoben. Und da es keiner für nötig hielt, mir das zu sagen, ist es halt passiert.“ Sie seufzte. „Wenn gib also wenigstens nur mir die Schuld. Ich hätte mich ja schließlich über die Nebenwirkungen informieren können.“ Yoshino starrte sie daraufhin noch sekundenlang mit eiserner Miene an, bis ihr Ausdruck plötzlich deutlich sanfter wurde. „Ach was“, meinte sie. „Es ist die Pflicht des Arztes, dir das zu sagen. Ich hätte wissen müssen, dass ihr vernünftig genug seid, es nicht darauf ankommen zu lassen.“ Shikamaru dachte im ersten Moment, dass er sich verhört hatte. Genau das war es, was er seiner Mutter die ganze Zeit schon hatte weismachen wollen. Warum musste sich erst Temari einmischen, damit sie seine Worte für voll nahm? Verstehe wer will … Shikaku musste über die Reaktion seiner Frau schmunzeln. „Ich hab dir ja gesagt, dass alles halb so wild ist.“ „Also, halb so wild ist definitiv etwas anderes“, erwiderte sie. „Auch wenn ich mit der Erklärung gut leben kann, bin ich noch lange nicht der Meinung, dass unser Sohn alt und reif genug dafür ist.“ „Aber du solltest ihn nicht immer so unterschätzen und ihm ruhig auch mal Vertrauen schenken. Es bringt niemandem etwas, wenn du dich deswegen von vornherein verrückt machst.“ Yoshino ließ die Worte ihres Mannes ein wenig auf sich wirken. Vielleicht war es tatsächlich besser, wenn sie erstmal abwartete, wie sich das Ganze entwickelte. „Nun gut.“ Sie blickte Shikamaru mahnend an. „Du hast gehört, was dein Vater gesagt hat. Bau also keinen Mist.“ Er reagierte darauf mit einem genervten Augenbrauenziehen, das sie zum Glück nicht bemerkte, da sie bereits wieder auf Temari fixiert war. Diese dachte jedoch nicht daran, ihren Bauch zu präsentieren und hielt die Arme weiterhin verschränkt. „Wie weit bist du inzwischen?“, hakte Yoshino aus dem Grund nach. „Im zweiten oder dritten Monat?“ Sie schüttelte den Kopf. „Eigentlich bin ich schon fast im Fünften.“ Damit löste sich das bisschen Verständnis, das sie aufgebaut hatte, augenblicklich wieder in Rauch auf. „Wie bitte?!“, meinte die Frau aufgeregt. „Wann hattet ihr eigentlich vor, uns das zu erzählen?“ „Keine Vorwürfe mehr, Liebling …“, warf Shikaku ein. Sie schnappte daraufhin kurz nach Luft und nuschelte etwas Unverständliches vor sich hin, das allerdings nicht gerade freundlich klang. „Beruhige dich doch“, lenkte er ein. „Lass uns ein paar Minuten nach draußen gehen. Dann sieht die Welt sicher wieder anders aus.“ Yoshino murmelte ein paar zusammenhanglose Worte, ließ sich letztendlich aber widerstandslos von ihrem Gatten in den Garten führen. Shikaku machte bei der Gelegenheit unauffällig eine flüchtige Geste in Richtung Tür. „Verschwinden wir“, flüsterte Shikamaru seiner Freundin zu, die sich das kein zweites Mal sagen ließ. --- Temari ließ sich ein paar Straßen weiter auf eine Bank fallen. „Was war das denn?“, fragte sie anschließend. „Ich hab dir doch immer gesagt, dass sie verrückt ist, aber du wolltest mir ja nicht glauben.“ „Okay, dann hast du mich nun überzeugt.“ Sie grinste schief. „Aber dein Vater tut mir jetzt schon leid.“ Shikamaru mochte sich das Szenario gar nicht vorstellen, das sich momentan abspielte, nachdem Yoshino bemerkt hatte, dass sie nicht mehr da waren. „Er wird es überleben“, entgegnete er. „Sie kriegt sich schon wieder ein.“ „Meinst du?“ Er nickte. „Und wenn nicht, ist es ihr Pech und nicht unseres.“ „Du wirst dich also nicht bei ihr entschuldigen?“, hakte sie weiter nach. „Nein. Ich wüsste auch nicht mal, warum ich das überhaupt tun sollte. Ich musste mir von ihr schließlich schon genug gefallen lassen.“ „Stimmt wohl.“ Sie lehnte sich zurück und merkte schmunzelnd an: „Allerdings bist du auch ein Mensch, der hin und wieder einen Schubs in die richtige Richtung braucht.“ „Kann schon sein“, pflichtete er ihr bei. „Aber das heißt ja nicht, dass ich mein Leben weiterhin von ihr bestimmen lassen muss.“ Er schwieg einen Augenblick. „Das überlasse ich lieber anderen.“ „Ach, tatsächlich?“ Shikamaru setzte sich neben sie und legte seine Hand auf ihren Bauch. „Von jetzt an bestimmt ihr es.“ Temari lächelte. „Du weißt wirklich genau, was ich unter Romantik verstehe.“ „Ja“, meinte er. „Alles, was man in einer gewissen kitschigen Soap nicht zu hören bekommt.“ Sie musste daraufhin lachen. „So in etwa.“ ════════════════════════════════════════════════════ Mensch, wenn Yoshinos Reaktion nicht passend ist, weiß ich auch nicht. :D Ansonsten hab ich diesem Kapitel eine sehr persönliche Note verpasst. Meine Meinung über Abtreibung ist wohl ziemlich offensichtlich und dass ich weder auf Soaps noch auf Filme à lá Rosamunde Pilcher stehe genauso. Aber Geschmäcker und Ansichten sich ja zum Glück verschieden. Bevor ich euch ins neue Jahr entlasse, darf ich ankündigen, dass ich in meiner neuen Wohnung endlich über einen Internetzugang verfüge und regelmäßigen Freitags-Postings vorerst nichts mehr im Weg steht – Höchstens fehlende Kreativität kann mir im Weg stehen. So, dann rutscht (vielleicht seid ihr es auch schon, wenn ihr das hier lest) mal gut ins Jahr 2011! =) Hosted by Animexx e.V. (http://www.animexx.de)